Helden der Fantasyliteratur

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.067 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. Februar 2023 um 01:10) ist von Andreas =DMC= Reichelt.

  • Helden der Fantasyliteratur

    Das Fantasy-Genre hat seine Wurzeln in den Mythen, Sagen und Märchen, die sich die Menschen seit jeher am Lagerfeuer erzählten oder an die Höhlenwände malten. Sie schrieben auf Papyrus und meißelten die fantastischen Geschichten in Stein. Homer fasste sie in Worte und die Gebrüder Grimm sammelten sie. Die Psychologen um C.G Jung analysierten sie und Joseph Campbell übersetzte ihre Bedeutung für die Filmindustrie. Bücher und Filme wie „Der Krieg der Sterne“, „Der Herr der Ringe“, „Harry Potter“ „Games of Thrones“ und wie sie alle heißen, sind unsere Form der unterhaltsamen Beschäftigung mit den alten Fragen von Gut und Böse, welche die Menschen schon immer bewegt haben.

    Trotzdem galt (oder gilt?), das neuzeitliche Fantasy-Genre, als nicht wirklich ernsthaft. Obwohl Homers „Odyssee“ zum Bildungskanon gehört. Seltsam eigentlich. Lange Zeit wurden selbst Bücher wie „Der Herr der Ringe“ nur von einer Minderheit gelesen. Die Fantasy-Bücher waren oft eher billige Paperbacks, Schundromane eben.

    Großartige Autoren haben dem Fantasy-Genre auf den Weg geholfen und wir stehen in ihrer Tradition.

    Huldigen wir ihnen, ich fange mal an.


    Jack Vance (1916-2013)
    John Holbrook Vance

    US-Amerikaner

    Science Fiction und Fantasy

    Hauptwerke
    Unheimlich viele Kurzgeschichten und Romanreihen in denen sich teilweise Elemente des Science Fiktion mit Fantasy-Elementen mischen.
    Manche sagen, aufgrund seiner sprachlichen Exzellenz hätte er einen Nobelpreis verdient, den bekommen Fantasy-Autoren aber nicht.

    Beispiele
    - Die Drachenreiter: Auf einem fernen Planeten haben Menschen eine außerirdische Reptilienrasse zu Drachen weiter gezüchtet, mit denen sie Krieg führen. Eines Tages landet ein Raumschiff vom Planten der Drachenwesen.

    - Die sterbende Erde (The Dying Earth, 1950): Die Erde ist alt geworden und hat ihren Mond verloren. Die Ozeane liegen wellenlos und ruhig da. Schiffe werden von Seewürmern gezogen. Die Sonne ist kurz vor dem Erlöschen und flackert ab und zu. Seltsame Wesen bevölkern den Planeten zusammen mit den Menschen. Magie ist allgegenwärtig und nimmt eine zentrale Stellung ein. Eine Gruppe Abenteuer macht sich auf der Suche nach einer Bibliothek, in der das Wissen des Universums zu finden ist.
    Für manche eine der schönsten Fantasyreihen überhaupt.

    Besonderes
    Das Magiesystem in „Die sterbende Erde“ beruht darauf, dass sich der Magier einen Zauberspruch merken muss, dieser verbraucht sich nach Anwendung. Diese Idee war Vorbild für Rollenspiele, wie zum Beispiel „Dungeons and Dragons“ und wird auch „Vancian Magic“ genannt. @bigbadwolf benutzt es in seinem „Oger Magus“.

    Vance lebte zeitweise einer WG mit Frank Herbert (Dune; Der Wüstenplanet)

    http://www.phantastik-couch.de/jack-vance-die-sterbende-erde.html

    Einmal editiert, zuletzt von Sensenbach (6. März 2018 um 16:57)

  • Ursula K. Le Guin (1929-2018)

    US-Amerikanerin

    Science Fiction und Fantasy
    Zitat: „Jede Beurteilung von Literatur per Genre ist Schrott. Jede Einstufung einer literarischen Form als inhärent höher- oder minderwertiger ist Schrott. […] Es gibt viele schlechte Bücher. Es gibt keine schlechten Genres.“

    Hauptwerke
    Zahlreiche Kurzgeschichten und Romane.

    Beispiele
    - Die Welt der Ökumene (Hainish-Zyklus): Science Fiction. Die Menschen haben fremde Planeten besiedelt und sich unterschiedlich weiter entwickelt. Telepathie kann erlernt werden. (Hab es nicht gelesen, werde mal gelegentlich ergänzen)
    - Erdsee (1964): In der Welt von Erdsee spielen zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Es gibt auch coole Drachen und Magie. Der Hauptstrang folgt dem Jungen Ged, der seiner Bestimmung folgt und Magier werden möchte. In der Magieschule auf der Insel Rok befreit er aus Übermut und Arroganz ein dunkles Wesen ...
    Es gibt eine Verfilmung, die ich für sich genommen, nicht so übel fand. Man sollte den Film aber eher unabhängig von den Büchern werten.

    Besonderes
    Das Magiesystem in Erdsee beruht darauf, dass jeder Gegenstand und jedes Lebewesen neben seinem bekannten Namen noch einen zweiten (geheimen) Namen hat. Wer diesen geheimen Namen kennt, gewinnt Macht über den Gegenstand. Wenn jemand also seinen geheimen Namen preisgibt, ist dies ein großer Vertrauensbeweis.

    Magier werden in einer Schule auf der Insel Rok ausgebildet. Es gibt aber auch magiebegabte Menschen, die nicht ausgebildet sind, diese sind Zauberer mit weniger mächtigen Fähigkeiten. Magie begabte Frauen sind für die Ausbildung nicht zugelassen, es herrscht ein Patriarchat, und Frauen werden meist Hexen mit wenig Ansehen.

    http://scholar.lib.vt.edu/ejournals/ALAN…96/griffin.html


  • Nikolai Wassiljewitsch Gogol (1809-1852)

    Russischer Schriftsteller ukrainischer Herkunft


    Gesellschaftskritische Romane und Kurzgeschichten mit Fantasy-Aspekten

    Als ich Gogol zum ersten Mal gelesen habe war ich erstaunt wie modern seine Sprache und seine Gedanken sind. Seine Geschichten erinnern mich sogar etwas an die Kurzgeschichten von Stephen King.
    Einige Beispiel sind unten angegeben.

    Die Nase: Die Nase eines Beamten verschwindet über Nacht aus dem Gesicht des verdutzten Mannes. Die Nase macht derweil eine Karriere als Staatsrat ...

    Das Porträt: Das Porträt eines Mannes mit ungewöhnlich lebendigen Augen lässt alle Wünsche des Besitzers in Erfüllung gehen. Die übernatürliche Kraft des Bildes kommt mit einem Preis ...

    Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen: Ein unterdrückter und gequälter Mann flüchtet sich in eine Traumwelt. Schritt für Schritt verfällt er dem Wahnsinn und hält sich schließlich für den König von Spanien

    Das Hauptwerk ist „Die toten Seelen“.


    Besonderes
    Gogol starb mit 42 Jahren an den Folgen religiösen Fastens.

    Der 18-jährige Gogol notierte: „Alle halten mich für ein Rätsel“. (Wikipedia)

  • Ich muss euch einen Schriftsteller vorstellen, der mich begeistert.

    Alexey Pehov (Alexei Jurjewitsch Pechow)

    geb.: 1978 in Moskau, wo er auch mit seiner Frau lebt

    Er schreibt High-Fantasy- und Sience-Fiction-Romane und zählt zu den erfolgreichsten phantastischen Schriftstellern in Russland.

    Zu seinen von Piper verlegten Werken gehören

    - Die Chroniken von Siala

    - Die Chroniken von Hara

    - Die Chroniken der Seelenfänger

    und diverse Einzelromane.

    Ich bin dabei, durch seine Werke zu pflügen, und nach den Chroniken von Siala inzwischen bei den Chroniken von Hara angekommen. Seine Bücher lesen sich für mich wunderbar leicht, sind echte Unterhaltung und lassen mich schon in den ersten paar Zeilen mühelos in seine Welten eintauchen. Er hat neben den üblichen bekannten High-Fantasy-Wesen auch neue fantasievolle Kreaturen dabei, die mich begeistern. Seine Charaktere sind keine Superhelden und ihnen liegt auch nichts daran, welche zu werden. Ihre Fehler und ihr Versagen machen den Plot mit immer neuen Überraschungen ungeheuer spannend und lassen mich als Leser zwischen atemloser Freude, entspanntem Genießen (seiner Beschreibungen) und Entsetzen (wenn alle Felle davonschwimmen) hin und her wechseln.

    Trivia: Er hat eigentlich Medizin studiert. :)

    In eigener Sache

    Ich finde es einfach schlimm, dass zur Zeit einfach alles, was russisch ist, ins Kreuzfeuer von Hetzern gerät. So werden z.B. Werke von Schostakowitsch und Tschaikowski aus dem Konzertprogramm genommen, weil die Komponisten Russen waren. Russische Sportler und russische Musiker dürfen nicht bei internationalen Wettbewerben antreten. Deshalb (und natürlich auch weil ich ihn einfach unheimlich gut finde) wollte ich euch Pehov vorstellen, der zwar Russe ist, aber mit dem Angriff auf die Ukraine sicher nichts am Hut hat und deshalb von mir nicht wie ein Stück Dreck behandelt wird. Ein kleines Zeichen von mir.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Heyho Tariq

    In eigener Sache revisited

    "Ich finde es einfach schlimm, dass zur Zeit einfach alles, was russisch ist, ins Kreuzfeuer von Hetzern gerät. So werden z.B. Werke von Schostakowitsch und Tschaikowski aus dem Konzertprogramm genommen, weil die Komponisten Russen waren. Russische Sportler und russische Musiker dürfen nicht bei internationalen Wettbewerben antreten. Deshalb (und natürlich auch weil ich ihn einfach unheimlich gut finde) wollte ich euch Pehov vorstellen, der zwar Russe ist, aber mit dem Angriff auf die Ukraine sicher nichts am Hut hat und deshalb von mir nicht wie ein Stück Dreck behandelt wird. Ein kleines Zeichen von mir."

    Da stehe ich zu 100% neben Dir.

    Aber trotzdem, ich bitte Dich...

    "Deshalb wollte ich euch Pehov vorstellen, der zwar Russe ist, aber..."

    Das Zitat habe ich jetzt mal ganz bewußt aus dem Kontext gerissen.

    Diese roten Worte da über diesen Zeilen hier sind furchtbar. Die gehören da nicht hin. Die gehören für mich nirgendwohin in einem Statement gleich welcher Art. Ist nichts gegen Dich persönlich, aaaber (Uuups - jetzt habe ich ja auch ein rotes Wort geschrieben!!!). :D :D :D
    Kein "Zwar" (dem dann zwangsläufig ein "aber folgen muß). Nie.

    Das wäre so, als würdest Du mich etwa so zu charakterisieren versuchen:

    "Der Wanderer hat zwar lange Haare, ist deswegen aber trotzdem kein langhaariger Bombenleger (...er könnte jdoch noch ein biersaufender Asi sein...)."

    Niemals, weder in wörtlicher noch schriftlicher Rede ein "zwar" einfügen, weil dem immer ein "aber" folgen muß zur Erklärung.

    Nur gibt es gar nichts zu erklären, weder in diesem Falle noch woanders.

    Also merke ich mir Deinen Tipp Alexey Pechov mal vor. Ein Schriftsteller aus Russland, der gute Bücher schreibt. Mein einziges Hindernis könnte in jetzigen Zeiten höchstens sein, das der PIPER - Verlag seine Bücher zeitweise aus dem Sortiment nimmt.

    Das wäre dann tatsächlich der Fluch unserer medienverseuchten Zeit, in der jeder nur noch mit dem Smartphone vor der Nase rumläuft und seine "Informationen" aus dem Internetz zieht. In dem sich s.g. "Kulturschaffende" aus Schiss vor der eigenen Courage und einem Shitstorm nicht trauen, zu sagen, was ist, nicht was sein sollte.

    In dem wir wirklich schon so weit sind, daß hierzulande russischstämmige Menschen ihre Herkunft verbergen oder verleugnen, weil sie sich (zu Recht) davor fürchten müssen, dafür in eine Kollektivhaft für das Verbrechen eines einzigen Menschen genommen zu werden.

    Sowas kotzt mich derartig an - da fehlen mir die Worte!

    Daher sei's an dieser Stelle genug, sonst wird das hier ein sehr langer Text (und daher überflüssig!) ;)

    Gut's Nächtle.

  • Ich möchte hier einen Schriftsteller vorstellen, von dem ich vor einer Weile sein Hauptwerk gelesen habe und den man durchaus einen Helden der phantastischen Literatur nennen kann, denke ich. :)

    Es geht um Michail Bulgakov, bei dem ich mich vor allem auf seinen Roman Der Meister und Margarita beziehe.

    Grob gesagt besucht dort der Teufel unter dem Namen Woland Moskau, hat seine Gehilfen mit im Gepäck, unter anderem einen riesigen schwarzen Kater, und diese Truppe mischt die Stadt ganz ordentlich auf. Es gibt alles, was man braucht: nackte Hexen, Katzen und groteske Szenen.

    Zwei Personen scheint Woland aber durchaus liebgewonnen zu haben: Den in der Irrenanstalt lebenden, lebensmüden Schriftsteller, der nur "Der Meister" genannt wird, und seine einstige Geliebte Margarita.

    Bis zu seinem Tod überarbeitete Bulgakov den Roman immer wieder, der wegen der Zensur unter Stalin lange nicht oder nur in geringer Auflage veröffentlicht werden konnte. Heute gilt Der Meister und Margarita als Klassiker, der sich gegen die Zensur behaupten und der die Herzen der Leser erobern konnte. Bulgakov besticht mit Witz und liebenswerten Figuren. Und wer den geschichtlichen Hintergrund kennt, der fühlt auch den sinistren Einfluss von Stalins Russland immer mal wieder durchblitzen ...

    Wunderbar unterhaltsam!

    Das Buch ist erstaunlich leichtgängig zu lesen und erinnert mit seiner Satire und der allwissenden Erzählperspektive beispielsweise an Bücher wie "Ein gutes Omen" von Neil Gaiman und Terry Pratchett, in dem man sich teilweise auch mal fragen kann, wer eigentlich Protagonist ist.

    Andere Werke von Bulgakov möchte ich auch noch lesen. Beispielsweise "Hundeherz", das zu Sovjetzeiten auch lange verboten war.

    Häupter auf meine Asche!

  • Ich finde aktuell drei Autor*innen toll.

    Zum einen ist da Jennifer Estep, die meist in der Urban Fantasy schreibt (das eigentlich nicht mein bevorzugtes Subgenre ist).

    Ich bin durch ihre tolle Mythos Academy Reihe auf sie aufmerksam geworden. Vor allem ihr Schreibstil hat mich sehr fasziniert.

    Meine Lieblingsbücher von ihr sind aus der Elemental Assassin Reihe, in der es um Gin Blanco geht, einer Auftragsmörderin.

    (Jennifer macht eine tolle Fanarbeit. Auf Facebook hat sie mal geschrieben, dass ihr Arbeitstag immer so beginnt, dass sie vormittags die Fankorrespondenz beantwortet, etwa per Email oder auf ihrer Facebook-Seite. Ich habe schon oft etwas von ihr geteilt, was sie dann gelikt und sich im Kommentar bedankt hat. Manchmal kam es dabei schon zu echten Unterhaltungen. Macht nicht jeder Bestseller-Autor.)

    Die zweite tolle Autorin ist Trudi Canavan. Die Bücher ihrer Buchreihe "Die Gilde der schwarzen Magier" und der Nachfolgereihe "Sonea" gehören noch heute zu meinen Lieblingsbüchern. In der ersten Reihe geht es um Sonea als Schülerin der Gilde und aufstrebende Magierin. In "Sonea" ist sie bereits Meisterin und hat einen Sohn.

    Mein dritter Autor ist Peter V. Brett mit seinem Demon Zykus, dessen 7. Roman "Der Prinz der Wüste" 2021 herausgekommen ist.

    Diese Buchreihe ist meine absolute Lieblingsreihe. Sie beschreibt den Kampf der Menschen gegen die Dämonen der Nacht. Dabei gibt es eher keinen echten Hauptcharakter. Es werden die Entwicklungen und Erlebnisse mehrerer Charakters erzählt, von der Kindheit an bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie mit einem oder mehreren der anderen Charaktere aufeinandertreffen. Auch die weiblichen Rollen sind sehr faszinierend und stark. Die Kriegerinnen unter ihnen begeistern mich am meisten. Zumal ich starke und resolute Frauenrollen liebe. Ich schreibe das in der Gegenwart, weil ich auf weitere Bücher hoffe. :D

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    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat,

    ist die der Bücher die Gewaltigste."

    - Heinrich Heine -

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