Schreibwettbewerb Dezember/Januar 2012/13 - Voting & Siegerehrung

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 6.227 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. März 2013 um 19:57) ist von Lilienweiß.

  • Hallo Forumsmitglieder! :)

    Cethaya und ich sind zu einer Entscheidung im Schreibwettbewerb Dezember/Januar mit dem Thema "Apokalypse" gekommen. Es waren richtig gute Geschichten dabei und die Entscheidung fiel uns ziemlich schwer. Doch irgendwann mussten wir zu einem Ergebnis kommen und schliesslich hat sich eine Geschichte durchgesetzt. Damit geben wir den glücklichen Gewinner bekannt:

    *TROMMELWIRBEL* :mamba2: :golly:

    Spoiler anzeigen

    VäterchenFrost und seine Geschichte "Hoffnung"!


    Herzlichen Glückwunsch! :)

    Alle 4 Geschichten werden unter diesem Beitrag veröffentlicht (in der Anordnung in der wir sie bekommen haben).

    Danke für eure Teilnahme, hoffentlich werden das nächste mal noch zahlreichere Geschichten geschrieben :)

    LG,
    Deku & Cethaya

  • Der Anfang vom Ende
    von Conquisator

    „Freiheit ist das höchste Gut des Menschen!“ Aegars kraftvolle Stimme hallte über die unzähligen
    Dächer der Metropole. Von den lauten, klaren Worten angelockt, strömten immer mehr Menschen
    auf den großen Marktplatz und versammelten sich um das schlichte Holzpodium des Redners.
    Schon seit Wochen brodelte die Gerüchteküche der zahllosen Schenken und Gasthäuser der
    Hauptstadt. Sogar auf den Straßen steckten die Menschen die Köpfe zusammen und tuschelten über
    den Propheten aus dem Osten. Die Reisenden, die ihn getroffen hatten, erzählten nur gutes über ihn.
    Nicht wenige sagten, dass er sie erleuchtet hätte und zählten sich zu seinen glühendsten Anhängern.
    Schließlich verkündete einer der Ataner, wie sie sich nannten, dass Aegar in die Stadt kommen
    würde, um zu ihren Einwohnern zu sprechen.
    Nicht lange nach dieser Ankündigung, war er von Tempelwachen ergriffen worden und in den
    Katakomben des Götterpantheons verschwunden. Man munkelte das die Tempelherren ihn
    befragten, um mehr über diesen Propheten zu erfahren.
    Die Bürger sahen den Ataner erst wieder, als die Kirchenglocken seine Hinrichtung ankündigten.
    Die Tempelherren führten den geschundenen, in ein kratziges Büßerhemd gehüllten, Mann an
    einem Strick durch die Straßen auf den Marktplatz. Mehrere Wachen flankierten den Verurteilten
    und schirmten ihn vor der Menschenmenge ab. Ruhig wie ein Schaf, dass zur Schlachtbank geführt
    wird, betrat der Mann den Scheiterhaufen und lies sich Widerstandslos festbinden. Ein kräftiger
    Geistlicher baute sich vor den Zuschauern auf und verkündete reißerisch, dass der Delinquent sich
    der Gotteslästerung schuldig gemacht habe und deshalb durch die Flammen gereinigt werden
    müsse.
    Der Ataner gab indessen kein Wort der Verteidigung von sich und blickte nur verständnislos über
    die große Menschenmenge. Erst als das Feuer seine Kleidung in Brand steckte und die heißen
    Lohen nach seinem Fleisch griffen, öffnete er seinen Mund zu einem Schrei, der aber nie kam. Die,
    die es nahe genug an dem Scheiterhaufen aushielten und durch den Rauch etwas erkennen konnten,
    erkannten das man dem Ataner die Zunge herausgeschnitten hatte.
    Diese Hinrichtung war der Beginn einer Hetzjagd gegen alle Anhänger Aegars. Beinahe täglich
    loderten die läuternden Feuer in der Stadt, da immer neue Ataner und verbrannt wurden. In allen
    Straßen und an allen Toren patrouillierten die Tempelwachen auf ihrer Suche nach den Ketzern.
    Durch Denunziation, Neid und Missgunst wurden auch viele Unschuldige verhaftet und getötet,
    während die Geistlichen in ihren Predigten Zeter und Mordio gegen Aegar von ihren Kanzeln
    schrien. Und dann erschien er endlich.
    „Freiheit ist das höchste Gut des Menschen!“, wiederholte Aegar seine letzten Worte und lies
    seinen Blick wohlwollend über sein anwachsendes Publikum schweifen, „Doch die Götter nehmen
    euch diese Freiheit! Sie machen euch zu Sklaven ihres Willens und ihr seid ihrer Willkür
    ausgeliefert!“
    Zustimmendes Raunen erfüllte den Marktplatz, der sich immer mehr füllte. Zu nah waren die
    Verfolgungen der letzten Tage und die Menschen erinnerten sich noch gut an die vielen Opfer der
    Flammen. An ihre flehenden Unschuldsbeteuerungen, an ihre qualvollen Schreie und an das gierige
    knistern des Feuers. Viele der Zuhörer hatten Verwandte, Freunde oder Bekannte brennen gesehen.
    Sie alle erinnerten sich an den fleischigen Bäcker, der trotz seines wilden Aussehens ein Herz aus
    Gold gehabt hatte und den Kindern oft süßes zusteckte. Aufgeschreckte Nachbarn hatten
    beobachtet, wie er eines Nachts ergriffen und weggeschleppt worden war. Am nächsten Tag wurde
    er auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil er einem bekennenden Ataner Brot verkauft hatte. Und er
    war nicht der letzte jener gewesen, die sich unvermittelt auf dem Scheiterhaufen wiedergefunden
    hatten.
    Mehrere Dutzend Menschen drängten sich durch die wütend schmorende Menge und versammelten
    sich um das Podest. Sie nutzten die kurze Sprechpause, um die Zuhörer zu lauten „Aegar“
    Hochrufen aufzustacheln, in die einige einfielen, so berauscht waren sie.
    Der Prophet hob die Hände und der laute Chor seiner Anhänger verstummte. „Wir sind alle
    gleich!“, verkündete er und breitete die Arme aus, „Jeder Mensch. Ob Mann oder Frau, ob jung
    oder alt, ob krank oder gesund! Wir sind alle gleich!“ Er holte tief Luft. „Die Götter zwingen euch
    in ihre Strukturen, auf das ihr ewig vor ihnen kniet! Ihre Diener schlagen euch, bestehlen euch, oder
    töten euch sogar und nennen das Gerechtigkeit!“ Aegar spuckte verächtlich auf den Boden.
    „Unterwerft euch und ihr kommt ins Paradies! Wenn ihr euch aber gegen ihre falsche Gerechtigkeit
    auflehnt, so verdammen sie euch in die Hölle!“ Sein Blick schweifte über die Menge, ehe er die
    nächsten Worte mit ungeahnter Intensität hinaus brüllte. „Das ist sind Lügen! Lügen, so wie alles
    was sie euch versprachen!“
    Zustimmung brandete aus der wogenden Masse des Publikums auf. „Nieder mit dem Tempel!“
    „Verbrennt die Herren!“ „Werft die Mörder hinaus!“ Sie sollen vor uns kriechen!“ Einer der Ataner
    schrie sogar: „Nieder mit den Göttern!“ Überall wurden Fäuste in die Höhe gereckt und zornige
    Rufe laut.
    Die Spannung auf dem Platz war körperlich spürbar. Unzählige Augen richteten sich auf das
    Häuflein Ataner, während die dazugehörenden Ohren gierig die Worte des Propheten aufsaugten.
    Eine seltsame Stimmung breitete sich unter den Menschen aus, so als hätten sie schon lange um
    diese Wahrheit gewusst und nur darauf gewartet das sie jemand aussprach.
    Aegar spürte, dass die Bürger nur auf ein Zeichen von ihm warteten. Aber bevor er etwas sagen
    konnte, übertrafen Fanfarenstöße das Geschrei auf dem Marktplatz und kündigten die Ankunft eines
    Tempelherren an.
    Wie auf Kommando teilte sich die plötzlich verstummte Menschenmenge und gab eine breite Gasse
    für die Tempelwächter frei, an deren Spitze ein stämmiger Mann in einem weißen Brokatmantel
    schritt. Schlohweißes Haar rahmte sein Faltenloses Gesicht ein und gab dem ganzen Auftreten
    etwas herrschaftliches. Eine Aura der Macht umgab den Priester und schien auf alle in seiner
    Umgebung überzugreifen.
    „Kniet nieder vor Tempelherr Kerran!“, rief der Hauptmann der Wachen, der in seiner glänzenden
    Rüstung deutlich von seinen Untergebenen zu unterscheiden war.
    Und tatsächlich knieten die Einwohner. Ein lautes Rumpeln erfüllte den Platz, als alle auf einmal in
    die Knie sanken und demütig ihr Haupt senkten. Einzig die Ataner blieben aufrecht stehen und
    wendeten sich mit unbewegten Mienen den Tempelwächtern zu.
    „Ihr seid einem Irrglauben verfallen“, sagte der Tempelherr sanft, beinahe väterlich, „Doch noch ist
    es nicht zu spät. Noch ist das Paradies für euch nicht verloren.“ „Ihnen jedoch...!“, seine blauen
    Augen blitzten wütend in Richtung des Propheten und seine Finger zeigten anklagend auf die
    Ataner, „... ist die Hölle vorherbestimmt! Sie haben gegen die Götter gesündigt immer und immer
    wieder! Sie lästern ihre Namen und beten ihren Götzen an!“ Sein harter Blick streifte Aegar.
    „Steht auf ihr Narren!“, rief Aegar wütend, „Merkt ihr nicht wie sie versuchen euch zu
    manipulieren! Spürt ihr nicht...“ Er machte eine abfällige Handbewegung „... ihre Angst. Sie wagen
    es nur mit einer Hundertschaft mir unter sie Augen zu treten, so fürchten sie sich!“ Er lächelte kalt.
    „Es gibt keine Götter, die sie schützen könnten!“
    Seine Anhänger lüfteten ihre Mäntel und offenbarten die schweren Rüstungen,die sie darunter
    trugen. Einer der Krieger reichte Aegar einen langen Säbel, den er provozierend streichelte.
    Selbstbewusst gingen die Ataner den Tempelwachen entgegen, obwohl sie kaum dreißig zählten.
    Überrascht wich Kerran einen Schritt zurück. Er spürte, dass das Machtgefüge sich veränderte. Eine
    unglaubliche Kraft drückte gegen seinen Kehlkopf und ein seltsamer Gesang schwoll in seinem
    Kopf an. Der Chor schien in einem hohen Singsang immer das gleiche Wort zu wiederholen.
    „Rache...“ „Rache..!“ „Rache.!!“ Seinen Schläfen schienen Platzen zu wollen. Der Sang wurde
    lauter. Blut floss aus seiner Nase und tropfte auf seinen weißen Mantel. „Rache!!!“ In einem
    gewaltigen Tremolo explodierte der Ton. Kreischend schlug er die Hände über dem Kopf
    zusammen und schrie, „Tötet sie!“
    Die Ataner gewannen an Tempo und stürmten auf die überrumpelten Wachen zu. „Ich werde euch
    zeigen, dass ihr sie besiegen könnt!“, brüllte Aegar selbstsicher. Mit schier unerschöpflicher Kraft
    überholte er seine Anhänger und sprang mitten unter die Tempelkrieger. Der Boden schien zu
    vibrieren, als der Prophet auftrat und unter den erschrocken zurück stolpernden Wachen blutige
    Ernte hielt. Immer wieder schlug sein Säbel zu und zerteilte Fleisch und Rüstung gleichermaßen.
    Ohne widerstand schnitt die Klinge durch Gliedmaßen, schnitt Köpfe ab und zerbrach andere
    Waffen. Wie ein junger Gott sprang er zwischen seinen Feinden hin und her und hinterließ eine
    Schneise des Todes. Schrill kreischend wichen die Überlebenden vor Aegar zurück, stolperten dabei
    über die Leichen ihrer Kameraden und versanken in einem Schauer aus Blut.
    Als die Ataner auf die vor Grauen bereits wankenden Reihen trafen, brach nackte Panik unter den
    Tempelwachen aus. Unter den Schwertern der Krieger fielen sie zu Dutzenden, ehe sie kopflos den
    Rückzug antraten.
    Schließlich erreichte Aegar den Tempelherr, der versteinert auf die unzähligen Leichen seiner
    Wachen blickte. Kerran kniete auf dem Blut durchtränkten Boden und stammelte irgendwelche
    unzusammenhängenden Silben. Seine vor Wahnsinn weit aufgerissenen Augen passten zu dem Blut
    bespritzten weißen Mantel des Mannes. „Wer bist du“, fragte er mit brüchiger Stimme? Dann blitzte
    mit einem Mal erkennen in seinen Augen auf. „Diese Macht... Du bist wie sie“, lallte er. „Du bist
    selbst ein...“, versuchte er noch zu sagen, ehe Aegar ausholte und ihm den Kopf abschlug.
    „Werft eure Fesseln ab!“, brüllte er der Menschenmenge zu, die sich ungläubig wieder aufrichtete.
    „Seht euch den Diener der Götter an!“, rief er und hielt den abgetrennten Kopf hoch in die Luft, „Er
    ist nichts weiter als ein Mensch! Es gibt keine Götter! Gemeinsam werden wir die Welt von ihrem
    Joch befreien!“ Mit diesen Worten warf er den Kopf des Tempelherren in den Dreck. „Folgt mir!
    Folgt mir in die Freiheit!“
    Ein gewaltiger Jubel brach los und lies Aegar hochleben. Er wurde emporgehievt und auf Händen
    durch die tobende Menge getragen. Ein neues Zeitalter hatte begonnen...

  • Weltenende
    Von Makishi

    Asche.
    Seit Wochen fällt Asche vom Himmel.
    Ich kann meine eigene Hand vor Augen nicht mehr erkennen. Alles schien nur noch eine Farbe zu haben, eine Schattierung.
    Es waren Menschen die verbrannt wurden. Aber sie wurden nicht ermordet oder gezwungen, nein. Man hatte es ihnen geraten. Hunderttausende, Millionen sind dem Aufruf gefolgt.
    Ich watete durch das graue Meer zur anderen Seite. Dass es so anstrengend werden würde, war in meinem Plan nicht vorgesehen. Obwohl mir die Asche nur bis zu den Knien ging, musste ich sehr viel Kraft aufwenden. Ein Schritt nach dem anderen, schwer atmend.

    An einer überdachten Bushaltestelle am Straßenrand saß ein Mann dem Hände und Füße fehlten. Und noch viel auffälliger: sein Kopf. Der zugenähte Hals hatte lediglich ein Luftloch, das sich öffnete und wieder schloss. Nichts an ihm wirkte menschlich. Nicht einmal die röchelnden Laute die von diesem Mann ausgingen.
    Ich stapfte aus der dicken Ascheschicht in Richtung der leergeräumten Kaufhäuser. Eines davon wurde bestimmt vom Mann ohne Kopf bewohnt.
    Weiter entlang den Arkadengängen. Die Luft hier war genauso trocken und toxisch wie im Kerngebiet, man konnte nur mehr sehen.

    Auf der anderen Seite der Straße ging eine Gruppe Menschen die Arkaden entlang. Sie brannten. Über ihnen stießen die riesigen Stichflammen an die Decke. Es wahren wahrscheinlich wieder solche Jugendliche, die sich "cool" fühlten, so einen Abgang zu machen. Sie spritzen sich eine Mischung aus Adrenalin und Morphium, übergießen sich mit Spiritus, trinken den Rest und zünden sich an. Der letzte Schrei.
    Einer von ihnen hielt den Kanister in seinen lodernden Händen. Ein großer Knall. Die anderen lachten und jubelten, mit dem Blut ihres Kumpels im Gesicht. Einer von ihnen hielt einen Teil seines Arms und wedelte stolz mit ihm herum, als hätte er eine Wette gewonnen.
    Was war passiert? Und warum stelle ich mir diese Frage erst jetzt?
    Ich bog ab in Richtung Bahnhof. Hier war ich schon lange nicht mehr. Verwundert stellte ich fest, dass sich nicht viel verändert hatte. Nur die Züge fehlten. Und die Menschenmassen.

    Am Bahnsteig vor Gleis 1B sah ich ein junges Mädchen stehen, um die 16 Jahre alt. Früher hätte ich gesagt, sie sieht genauso unbedeutend und einheitlich aus wie die meisten in ihrem Alter. Und doch faszinierte sie mich, wie damals die meisten in ihrem Alter.
    Sie war allein. Mit ihren weißen Lautsprechern im Ohr, schien sie dieser Welt entfliehen zu wollen.
    Ich sah den Schatten, der sich hinter ihr auftürmte. Das Messer schnitt zuerst das weiße Kabel und darauf ihre Kehle durch.
    Ihr Blut hatte so ein schönes kräftiges Rot, das zu ihren dunkelbraunen Haaren passte. Sie hätte es zu Lebzeiten tragen sollen.

    Vielleicht war es mir egal, vielleicht erschien es mir wichtiger mein eigenes Leben zu schützen oder ich verspürte einfach ein Gefühl von Gerechtigkeit. Was auch immer es war, ich sah der Hinrichtung zu, als würde sich vor mir ein Film abspielen. Zu meiner Unterhaltung. Wieso empfand ich nichts mehr für sie? Warum spürte ich Kälte wenn um mich doch bloß Hitze war?

    Der Mann bückte sich zu ihr herab. Vor Erregung zitternd, schnitt er ihre Kleidung auf, ohne darauf zu achten, den Körper mit der Klinge nicht zu verletzt. Er war gerade dabei seine Hose zu öffnen, als er plötzlich in Tränen ausbrach und neben ihr zusamensackte. Warum musste es gerade sie sein? Warum musste es gerade ich sein, wird er sich gedacht haben, als er sich selbst das Messer in die Kehle rammte. Sie waren beide Opfer ihrer Fantasien geworden, ihrer Hirngespinnste. Aber was ist besser? Sich vom Wahnsinn und der Extase umbringen zu lassen oder die Hölle in der Realität mitzuerleben? Between the devil and the deep blue sea... beides war keine Option für mich. Deshalb ging ich weiter.

    Der Park war ganz in der Nähe. Ich konnte schon die alten Überdachungen sehen, die wie früher in die richtige Richtung wiesen. Damals allerdings in die falsche. Sie wollten dort Notunterkünfte errichten. Ein mächtiger Fehler. Das Blutbad war von unaussprechlichem Ausmaß. Als hätte Allah Muhammad getötet, Zeus Herakles, Odin seinen Sohn Thor. Selbst wenn man konnte, wollte man es nicht verstehen. Das Böse hatte überhand gewonnen.
    Aber keiner wollte sich opfern um es aufzuhalten. Es mussten alle sterben, ausnahmslos. Die Welt war also schon viel früher verloren als alle glaubten. Denn eine Gesellschaft die keine Regungen macht, um sich zu wehren, hat ihre Existenzberichtigung verwirkt.

    Wahnsinn! Wie sauber hier alles ist. Relativ gesehen, natürlich. Jeder normale Mensch hätte daraus zumindest einen Skandal gemacht. Aber jetzt war es ruhig. Jetzt beschwerte sich keiner.
    Da, die Park Allee. Und die alte Bank. Sie steht immer noch dort, fast so gut wie neu. Naja, zumindest klebte kein Blut an ihr.
    Als Kinder haben wir hier immer gespielt; ich kann mich noch gut erinnern, als ich mit meinem besten Freund hier Frösche gefangen habe.
    Frösche... nur noch eine verblassende Erinnerung. Beste Freunde. Was bedeutet das? Wir haben jedes Wochenende miteinander gespielt und ich weiß nicht mal mehr seinen Namen. Hat mir die vergiftete Luft schon so zugesetzt?
    Verdammt! Ich saß schon viel zu lange auf der Bank ohne auf die Zeit zu schauen. Andererseits... hat Zeit hier noch eine Bedeutung?

    Aus der Ferne konnte ich Umrisse erkennen. Wahrscheinlich ein Mensch... hoffentlich nur ein Mensch. Es schien sich im Kreis zu bewegen. Wurde kleiner, wieder größer, kleiner,
    wieder größer. Es waren Kanibalen. Sie locken die Verlorenen damit in die Falle. Kleiner, wieder größer. Auf diesen Trick fällt niemand herein, der seinen Verstand noch nicht verloren hatte. Das waren jedoch nicht allzu viele. Kleiner, größer. Ich stand auf und sah zum tanzenden Schatten hinüber. Klein, groß...
    Langsam ging ich darauf zu, um den Umriss deutlicher zu sehen. Ausgerechnet jetzt musste der Sturm beginnen.
    Ich ging zurück und schaute mit Sehnsucht nach einer besseren Zukunft auf die Bank. Dann wische ich meine Tränen aus dem Gesicht und brach eine Holzlatte aus der Bank. Klein, größer. Der Schatten wurde heller. Ich erkannte einen Torso, aber wo war der Rest? Größer und größer. Es war nur ein Torso. Ich kam dem degenerierten Menschen näher und bemerkte seine Anstrengung. Das Brett fiel zu Boden und ich ging ihm unbewaffnet entgegen. Ich war ruhig, gelassen. Der Mensch blieb stehen und jegliche Regung in ihm schien zum Stillstand zu kommen. Das Toxin! Ich war im Menschenwald.

    Leere füllte meinen Geist. Ich stand betäubt inmitten der unheimlichen Skulpturen. Die Köpfe waren zum Boden geneigt, die Körper gebeugt. Und doch schien es so, als wären all ihre Augen auf mich gerichtet.
    Sie injezierten sich ein Mittel zur Blutgerinnung und erstarren in ihrer Pose. Wie Bäume wollten sie sein - Machtig und enzigartig. Viele verstümmelten sich vor der Starre, um noch befremdlicher zu wirken. Deshalb wurden sie nie entfernt. Weil man sie für Kunstwerke, nicht für echte Menschen hielt. Ein Trauerzeugnis. Oder doch ein Zeichen der Hoffnung?

    Ich war mir nicht sicher, was mich an diesen Ort führte. War es Zufall? Schicksal? Oder Vorsehung? Ich glaube an keines dieser Prinzipien. Und dennoch spüre ich tief in meinem Herzen einen Schmerz, der mir Mut macht und mich zugleich verzweifeln lässt.

    Durch den Sturm blickte ich ein letztes Mal auf die Bank meiner Kindheit zurück. Und ging weiter.

  • Die Siegel des Weltgefüges
    Von Lilienweiß

    Paahrelz erzählte seinem Freund Arun wie jeden Abend beim Rastfeuer Geschichten aus seiner Jugend.
    Paahr war als Sprössling der Drachendynastie eine Mischung aus Drache und Mensch. Seine Drachenform hatte er Arun selbst noch nie offenbart, aber schon als Mensch sah er aus, als wäre er ein direkter Gott. Weißes silbriges Haar wallte in langen Bahnen bis zu den Hüften hinunter und umspielten so das markante Gesicht mit den imposant großen tiefblauen Mandelaugen. Im Sonnenlicht, so wusste Arun, schimmerte die Haut wie mattes Silber und die Augen glänzten in den unzähligen Facetten des Meeres.
    Dagegen wirkte Arun eher unscheinbar, aber der junge Mann war damit zufrieden. Sein aschblondes Haar war kurz geschnitten und zu fast jeder Tageszeit mit der Kapuze seines Mantels verdeckt. Seine Augen waren dunkelbraun, genau wie seine Haut. Er stammte ursprünglich aus den südlichen Gefilden der Winterwüsten. Doch dort galt er als Gesetzloser, auf dessen Kopf eine zu hohe Belohnung ausgesetzt war, als dass man dort noch seiner lebenserhaltenden Tätigkeit nachgehen konnte. Als Dieb war er es gewohnt mit dem Gesetz und dessen Verteidigern auf Kriegsfuß zu stehen, aber nun, wo Arun mit Paahr durch die Nordländer zog, war er praktisch arbeitslos, denn das Drachenbalg bezahlte alles.
    Und nun lauschte er aufmerksam Paahrs Erzählungen, denn er mochte es, wenn der Schönling von den Schätzen seiner Vorfahren erzählte.
    „Ich habe dir letztens doch nicht von dem Geheimnis berichten wollen, dass meine Familie seit Jahren hütet, Arun. Es ist schwer für mich dies einem Menschen zu offenbaren, aber dir als Freund kann ich vertrauen. Meine Familie existiert nicht mehr auf dieser Welt und das hat einen wichtigen Grund.
    Vor vielen Jahrtausenden wurde ein apokalyptischer Mechanismus geschaffen, der bestimmten Drachenvölkern die Aufgabe auferlegt, mit ihrer Existenz und dem Fortbestehen ihrer Art das Schicksal der Welt zu wahren. Um diese Aufgabe zu erfüllen, müssen sie im ständigen Kontakt zu anderen Drachen stehen. Daher wird jedem Drachen bei seiner Geburt ein Stein in die Brust eingesetzt. Wir nennen ihn „Floral“ und er ist die Quelle unserer Kräfte.“
    „Du besitzt auch einen solchen Floral?“
    „Ja, mehr oder weniger...“ Paahrelz schwieg einen kurzen Moment und sein Gesicht verzog sich unter dem vielen schmerzlichen Erinnerungen.
    „Du musst wissen, wenn Drachen sterben, sterben sie nicht einfach... Steht ein Drachentod kurz bevor, so spüren dies seine Verwandten und so versammeln sie sich, um ihm bei seinem letzten Atemzug bei zu stehen. Ist er in das nächste Reich übergetreten so muss der Älteste der Familie den Leichnam verbrennen. Ist der Floral unbeschädigt und rein, so wird einem der Nachfahren der Floral anvertraut, genau wie alle anderen. Dieser Nachfahre ist somit von unschätzbarem Wert für die Drachen, denn er ist der Lhysas... derjenige, der den Fortbestand der Familie sichert. Stirbt er, bevor der letzte Ahne verstorben ist, so muss ein neuer Ahnenträger erwählt werden. Sollte dieser Lhysas der Letzte seines Clans sein, so wird ihm eine wichtige Aufgabe zuteil, die er unbedingt zu erfüllen hat.“
    „Jetzt sag mir bitte nicht, dass du dieser Lumpus oder so bist!?“
    „Nicht ganz. Ich bin mehr, als der Lhysas.
    Ist nur noch der Lhysas von einem Drachenclan übrig, so ist er nicht mehr nur der Lhysas, sondern der muss er die Drachenclans bereisen und um Asyl bitten.“
    „Wieso das denn?“
    „Ein Drache, selbst wenn er nur ein Halbdrache ist, kann alleine nicht existieren. Mein Volk mag auf die Menschen einzelgängerisch und egoistisch wirken, aber wir sind niemals allein. Durch die Floral sind wir auf einer Ebene verbunden, die kein Magier oder Zauberer vermag zu materialisieren. Wir nennen es Familienbande. Die Bande sind stark. Und ohne Bande ist ein Drache verloren. Ich war ein Lhysas, doch als Letzter meiner Familie bin ich nun der Ahnenträger und damit ich überleben und weiterleben darf muss ich einen Clan finden, der mich aufnimmt.
    Du musst dir einen Fisch im süßen Wasser vorstellen, Arun. Nimmst du dem Fisch das Wasser, wird er in Todesangst nach Luft schnappen. Diese ist zwar vorhanden, hilft aber dem Fisch nicht. Setzt du ihn in Salzwasser kann er ein paar kurze Atemzüge machen, ehe er krank wird und stirbt. Setzt du ihn in sein gewohntes Süßwasser, so beruhigt er sich schnell und kann weiterleben.“
    „Muss ich mir anstelle des Fisches dich vorstellen?“
    Paahrelz nickte und sein Blick schweifte zum Feuer.
    „Doch der Tod wäre dem vorzuziehen, was einem Ahnenträger widerfährt, wenn ihm das Wasser, die Familie genommen wird.
    Die Floral sind Seelenspeicher, die mit dem Drachen von einst nicht mehr viel gemeinsam hat. Sie sind auf die urtierischen Triebe reduziert...jagen, töten, fressen, Revier verteidigen und fortpflanzen! Floral sind mächtig und können den Träger wie ein Parasit befallen. Nur die Kraft der Familienbande kann dies verhindern. Aber auch so sind die Floral sehr wertvoll für mein Volk. Ein unermesslicher Schatz, der in den richtigen Händen zu Ruhm, Reichtum oder Macht führen kann.“
    Da horchte Arun auf.
    Auch wenn er Paahrelzs Wegbegleiter war, lockte es ihn schon, dass dieser scheinbar so etwas wertvolles mit sich herumtrug. Nur wo? Paahr trug weder eine Tasche noch einen Beutel bei sich. Wegen der Drachenmagie brauchte er auch nicht mehr, als einen dünnen blassgrauen Talar unter dem er nur ein hellbaues Hemd und eine dunkelblaue Hose trug. Schuhe besaß der Halbdrache nicht und auch keine Waffe. Allerdings wusste Arun nur zu gut, dass der weißhaarige Hüne keine Waffe brauchte. Sein Körper war im Kampf stählern und die Wucht seiner Schläge hatte Arun am eigenen Leib bei dem ersten Zusammentreffen der Beiden zu spüren bekommen. Als er daran dachte, wie er versucht hatte unter den Talar an die vermeintlich vorhandenen Geldbeutel dieses auffälligen Menschen zu gelangen, war dieser herumgewirbelt und hatte den Dieb mit einem Rückhandschlag für zwei Tage ausgeschaltet...
    Arun schüttelte sich bei dem Gedanken. Zwei Rippen hatte der Typ ihm damals gebrochen und eigentlich ließ Arun so etwas nicht auf sich sitzen...
    Als Arun zu Paahr blickte ruhte ein nachdenklicher Ausdruck in dessen Augen, ehe er die Hand hob und diese anfing im Licht des flackernden Feuers zu glitzern und glänzen. Manche der kleinen funkelnden Lichter waren so grell, dass sie Arun zwangen die Augen zu schließen.
    „Dies, mein Freund, sind Floral.“
    Als Arun die Augen wieder öffnete, waren anstelle der glitzernden Lichter viele kleine bunte Edelsteine in der Hand des Halbmenschen. Sie schimmerten nur mäßig im Feuerlicht.
    „Beachtlich! Das nenne ich mal eine Hand voll!“
    „Dies sind nur ein Bruchteil der Floral, die ich bei mir trage...oder sollte ich doch lieber in mir sagen!“
    „Ich hab die mir größer vorgestellt.“
    „Hab ich mir gedacht, deswegen zeige ich sie dir ja auch.“
    „Andererseits möchte ich mir dich auch nicht mit kiloschweren Edelsteinen unter der Haut vorstellen. Den Anblick würde ich wohl nicht wirklich ertragen.“, sagte Arun ernst.
    Kurzes Schweigen wurde von lautem Gelächter der Beiden abgelöst.
    Als Paahrelz sich wieder etwas beruhigt hatte, ließ er die Steine wieder unter seiner Haut verschwinden. Diesmal wendete Arun den Blick trotz der Glanzlichter nicht ab.
    Er wusste nun von Paahr persönlich, dass diese kleinen Steinchen jemanden reich machen konnten.
    Wenn er aber ehrlich zu sich selbst war, reizten ihn diese kleinen Dinger gewiss nicht.
    Als auch der letzte Floral im Körper des Weißhaarigen verschwunden war, erhob dieser sich und meinte, dass er jetzt jagen würde.
    Das war der allabendliche Ablauf: Geschichte, Jagd, Essen und schlafen.
    Arun vermutete, dass Paahr in seiner Drachengestalt jagte und er hatte schon mehr als einmal versucht ihm zu folgen, doch jedes mal hatte ihn sein Geschick im Stich gelassen. Nun hatte er es mittlerweile aufgegeben dem Halbdrachen nachzustellen. Stattdessen setzte er den kleinen Kessel auf und gab ein wenig Wasser und Gewürz hinzu. Gerade als das Wasser zu kochen begann kehrte Paahrelz mit einem erstaunlich großen Hasen zurück, der schon ausgenommen und gehäutet war. Nachdem das Tier in dem heißen Sud gegart war, schlug sich Arun den Magen voll. Der Halbdrache hatte wie immer schon „gespeist“, wenn man das so nennen konnte. Mit vollem Bauch legte er sich schlafen. Er machte sich keine Gedanken darüber, was Paahrelz machte. Der konnte sowieso nicht schlafen und schob wache.

    Mitten aus dem Tiefschlaf schreckte Arun hoch und war putzmunter. So hörte er auch das Brechen unzähliger Bäume in einiger Entfernung. Blitzender Feuerschein erhellte den nächtlichen Himmel. Als Arun sich umsah und Paahrelz nirgendwo entdeckte, wusste er, dass dieser wohl bei dem Feuer war. Ohne auf irgendwas zu achten rannte der Blondhaarige in die Richtung aus der der Lärm kam.
    Wenige Sekunden später ertönte ein mächtiges und donnerndes Gebrüll, was die Erde erzittern lies und nur einen Lidschlag später traf Arun ein heftiger Windstoß. Als er nach oben schaute erblickte er einen mächtigen schwarzen Leib, mit gewaltigen Flügeln.
    „DAS ist nicht Paahr!“, meinte Arun zu sich selbst und sprintete weiter.
    Wenig später sah er das ganze Ausmaß des Geschehens. Aufgewühlter Staub wirbelte in dichten Schwaden durch die Luft. Die Erde vor Arun war mit tiefen Furchen durchzogen. Die Bäume waren in tausende Splitter zertrümmert. Arun rannte auf die Mitte der neugeschaffenen Lichtung zu, wo er Paahrelz vermutete und fand diesen beinahe sofort.
    Der Anmut dieses Wesens war verflogen. Der ganze Körper war mit einer Mischung aus Erde, Holzsplittern und Blut bedeckt. Und Arun stockte der Atem, als er bemerkte, dass der Unterarm fehlte, aus dessen Hand Paahr die Floral hatte erscheinen lassen. Arun band den Oberarm ab und brachte den lädierten Halbmenschen ins Lager zurück.
    Nach mehreren Tagen wachte Paahrelz dann auf und berichtete mit schwacher Stimme wie es zu dem Angriff des schwarzen Drachen gekommen war, der es eindeutig auf die Floral von Paahrs Clan abgesehen hatte.
    „Warum hat er sie dir weggenommen?“, Arun wagte es nicht den abgebissenen Arm zu erwähnen.
    „Ich habe dir nicht alles über die Steine erzählt. Die Bande der Familie verhindern, dass der Lhysas zu einer wandelnden Gefahr für die Welt wird. Doch das wichtigste ist, dass der Ahnenträger, der im Vollbesitz aller Floral der Schützerfamilien ist als letztes Siegel fungiert.“
    „War der Schwarze von neulich auch ein Ahnenträger?“
    „Nein, Athanathor entstammt einer der wilden Familien. Solche, die nicht als Siegel fungieren, weil sie nicht vertrauenswürdig sind. Arun, ich bin das letzte Siegel! Mit dem Verlust der Floral aus meinem Arm wird meine Macht den Floral zu widerstehen und das Siegel zu halten schwächer. Und wenn ich keine Kraft mehr habe zu widerstehen oder gar sterbe, dann bricht das Chaos los. Das was ihr Menschen Apokalypse nennt.“, sprach er mit verzweifeltem Blick... ...

    Ihr, die ihr diese Zeilen lest, wisset nun das Paahrelz, seines Zeichens das letzte Siegel der sieben Siegel, noch im gleichen Monat der Macht der Floral erlag. Das letzte Siegel brach mit dem letzten Herzschlag dieses Halbdrachen. Ich, Arun, sah mit eigenen Augen, wie tausende bunter Steine aus dem toten Leib meines Weggefährten flossen und einen Bannkreis bildeten aus dessen Mitte vier Feuerbälle entsprangen. Aus diesen wurden die vier Reiter geboren, die über Jahrtausende hinweg gebannt waren. Mit ihnen kamen Leid, Krankheit, Krieg und Tod über die friedlichen Länder. Sie raffen alle dahin, die sich ihnen in den Weg stellen.
    Niemand kann etwas gegen die Schergen des Teufels ausrichten... ...niemand, der deren Geheimnis nicht weiß.
    Ich weiß nun, wie sie gebannt werden können, aber wage es nach all den vielen Jahren nicht meinen Winkel zu verlassen.... …
    ...ich höre Hufschläge, die näher kommen! Da sind sie!
    Das Geheimnis ihrer Unbesiegbarkeit ist...

  • Hoffnung
    Von VäterchenFrost

    Wir schreiben das Jahr 3000 nach alter Zeitrechnung oder, wie wir mittlerweile rechnen, das 350te
    Jahr nach dem Weltuntergang.
    Die Erde ist unwirtlich geworden. Plattenverschiebungen haben zu verheerenden Auswirkungen
    geführt: Neben den hohen Temperaturen, die wir in dieser Ära erdulden müssen, machen uns
    lebensgefährliche Sandstürme und ständige Vulkanausbrüche zu schaffen. Die Sonne ist die meisten
    Tage des Jahres hinter dichten Wolkengebilden verborgen, und sollte man sie doch einmal erblicken
    können, dauert es keine Stunde, bis ihre brennenden Strahlen jedes Lebewesen in die Knie zwingt.
    Vegetation kann unter diesen Bedingungen nicht bestehen. Die meisten früher bekannten
    Pflanzenarten sind ausgestorben, und die CO2-Werte in der Atmosphäre übersteigen die 60
    Prozentmarke. Ein Großteil der restlichen Partikel in der Atemluft besteht aus Stickstoff, was
    sauerstoffabhängiges Leben unmöglich macht. Lediglich fünf Prozent der Atmosphäre sind
    Sauerstoff, welcher von wenigen Pilzen und sogar einigen Pflanzen, die den Stickstoff in der Luft
    zu Energie verwerten, als Abfallprodukt ausgestoßen wird.
    Wir sind ein Zusammenschluss von 214 Individuen, davon 90 Kinder und 20, die älter als 40 Jahre
    sind.
    Unsere Wohnstätten sind allesamt untertage, wo uns die schadhaften Sandstürme nichts anhaben
    können. Besagte Pilze sichern uns eine gewisse Sauerstoffversorgung in unseren Wohnungen, und
    an allen anderen Orten tragen wir Atemschutzmasken, die für uns schädliche Stoffe aus der Luft
    herausfiltern.
    Jeder in unserer Gesellschaft ist für irgendetwas eingeplant. Sei es, sich um die Pilze zu kümmern,
    Expeditionen an die Oberfläche zu wagen, die Gärten und Tiere zu pflegen oder die Kinder zu
    umsorgen.
    In den Gärten bauen wir mittlerweile einige Gemüsesorten an, die unsere Lebensgrundlage bilden.
    Ziegen, deren Population seit 350 Jahren fortbesteht, geben Milch und zu besonderen Anlässen auch
    Fleisch.
    Eigentum bedeutet uns fast nichts. Das oberste Ziel ist das Wohl und Fortbestehen der
    Gemeinschaft, und das höchste Gut sind die Kinder, die unsere Zukunft sichern.
    Es ist ein hartes Leben, das wir führen, aber wir überleben. Unsere Hoffnung, dass wir eines Tages
    auf die Oberfläche der Erde zurückkehren können, ist noch nicht gestorben. Im Gegenteil, sie
    brennt mit jedem Tag stärker.
    Ich nahm den letzten wirklichen Atemzug, bevor ich meine Maske aufsetzte. Das tat ich immer. Es
    gab einem das Gefühl von Ruhe und Sicherheit, zu dem man unbedingt zurückkehren wollte, egal,
    wie weit man sich davon entfernen mochte.
    Die elektronischen Verschlüsse der Maske klackten und umschlossen meinen Hinterkopf. Das
    Innere der Maske drückte ein wenig, doch wie gewohnt justierte sich das Gerät sofort neu.
    Der nächste Atemzug, den ich nahm, war nicht halb so befriedigend, und ein unangenehmes Surren
    begleitete ihn. Dampf entwich der Maske, als ich ausatmete.
    Ein tiefer Seufzer entwich meiner Lunge, dann straffte ich meinen Körper und erhob mich.
    Zunächst kippte mein Kopf leicht nach vorne aufgrund des neuen Gewichts, doch einen Moment
    später hatte ich mich bereits wieder daran gewöhnt.
    Ich sprach in das eingebaute Mikrofon, und kurz darauf öffnete sich vor mir eine Tür. Als ich
    hinaustrat, konnte ich deutlich den Temperaturunterschied bemerken.
    Ich befand mich in der letzten Ebene vor der Erdoberfläche. Die Luft war hier bereits sehr dünn,
    und man konnte den Wind pfeifen hören. Er schien sogar noch lauter als sonst zu sein.
    Ich lief durch einen niedrigen, steinernen Gang und kam zu einer weiteren Tür, die sich auch sofort
    öffnete. Maron, mein heutiger Expeditionspartner, erwartete mich bereits.
    „Na, hat man dich auch mal wieder rausgeschickt?“, fragte er grinsend und stemmte die Hände in
    die Hüfte. Mit seinen ein Meter sechzig war er ein echter Riese unter uns und überragte mich um
    knapp zwei Köpfe. Ich nickte nur und stapfte an ihm vorbei, nicht weil ich unhöflich war oder ihn
    nicht mochte, sondern einfach, weil mir nicht nach Reden zumute war. Zumal ich jedes Mal, wenn
    ich mich via Mikrofon mit jemanden unterhielt, das Gefühlt hatte, die Bedeutung des Gesprächs
    nicht fassen zu können.
    Maron nickte ebenfalls und schien zu verstehen, was ich meinte. Schweigend liefen wir
    hintereinander her und folgten einer Biegung des Ganges in einen großen, grob aus dem Stein
    gehauenen Raum.
    John und Nara warteten schon ungeduldig. Ihre Stimmen klangen elektronisch aus meinen in der
    Maske integrierten Kopfhörern.
    „Ihr seid zu spät. Passt auf, dass euch das nicht da draußen passiert.“
    „Macht euch darüber keine Sorgen, ich gedenke nicht, mich länger als nötig in dem Sturm
    aufzuhalten“, murmelte ich schlecht gelaunt. John, der momentane Stammesführer, verfolgte mich
    prüfend mit seinen Augen, als ich mich auf eine der vielen im Raum aufgestellten Bänke setzte.
    „Also, wollen wir?“, fragte ich leicht provokant und zeigte auf die Wand mir gegenüber, an der
    unsere Schutzanzüge aufgehängt waren.
    Nickend griffen sich John und Nara je einen und halfen uns hinein. Es war jedes Mal unangenehm,
    in diese Gefängnisse aus Wolle und Metall zu schlüpfen.
    Eine halbe Stunde dauerte es etwa, bis wir schließlich in voller Montur stehen konnten. Das
    schwere Gewicht drückte auf meinen Schultern.
    „Gibt es irgendetwas besonderes heute?“, fragte ich und richtete meine Augen auf Nara, die von uns
    allen die Begebenheiten auf der Außenwelt am besten analysieren konnte.
    „Eine große Anzahl von Meteoriten ist heute im Nordwesten niedergegangen, etwa zwanzig
    Minuten von hier. Ihr sollt sie einsammeln.“
    Mit dem Untergang der Welt sind auch die Meteoriteneinschläge häufiger geworden. Sie sind meist
    nicht größer als faustgroß und enthalten ein Erz, das in Verbindung mit Platin zu der Legierung
    wird, mit der wir die Schutzanzüge ausstatten. Das Metall ist zwar schwer, aber auch äußerst
    hitzebeständig und widerstandsfähig, und damit für unsere Anliegen eine große Hilfe.
    „Irgendwelche Vulkanausbrüche für heute?“, fragte Maron und zwinkerte Nara fast unmerklich zu.
    Sein Flirtversuch schlug fehl, und John antwortete an ihrer statt.
    „Nicht mehr als sonst, Maron, nicht mehr als sonst. Und jetzt möchte ich, dass ihr euch endlich auf
    den Weg macht“, sagte er bestimmt und zeigte auf den Aufzug am anderen Ende des Raumes.
    Murrend gaben wir nach und traten hinein.
    Das Heulen des Windes verschluckte jedes andere Geräusch und machte eine genauere
    Wahrnehmung der Umgebung unmöglich. Die Sicht war auf wenige Meter beschränkt, und die
    einzige Möglichkeit, sich zu orientieren, stellte unsere elektronische Karte dar.
    Es war anstrengend, die schweren Stiefel aus dem Sand zu heben, und noch schwieriger war es, sie
    wieder in denselben sinken zu lassen.
    Wir waren bereits seit knapp zehn Minuten auf der Erdoberfläche, und soweit ich es hatte beurteilen
    können, hatte sich absolut nichts verändert. Das deprimierende Grau, das durch die dicke
    Wolkenschicht am Himmel hervorgerufen wurde, dominierte unsere Stimmung und machte uns
    mürrisch und träge.
    Auf der Karte konnte ich erkennen, dass die Meteoriten in eine Gruppe von Lavagruben gestürzt
    sind. Vermutlich konnten wir nicht mehr viel von dem außerirdischen Erz bergen.
    „Wie geht’s deiner Familie?“, fragte Maron durch das Mikro und riss mich so aus meinen
    Gedanken. Es dauerte eine Weile, bis ich antwortete.
    „Mein Kleiner ist an Pilzsporen erkrankt. Fiona kümmert sich gut um ihn, und ich denke, er wird es
    schaffen“, war schließlich meine Aussage, und nach einem zustimmenden Brummen von ihm
    beließen wir es dabei.
    Nach einer Weile, in der ich angefangen hatte, ganz schön zu schwitzen, kamen wir schließlich bei
    den Gruben an. Auf Anhieb fanden wir zwei der in der Karte verzeichneten Einschlagsorte. Ein
    dritter war in einer Lavagrube verloren gegangen. Der vierte und letzte angezeigte Meteorit schien
    zwar in eine Grube gefallen zu sein, war aber noch nicht von der vorhandenen Lava umschlossen.
    „Maron, lass mich an einem Seil hinunter, dann kann ich das Erz nach oben holen“, meinte ich und
    hoffte, möglichst schnell wieder nach Hause zu können. Ein ungutes Gefühl hatte mich beschlichen,
    und bisher hatte ich mit meiner Intuition selten daneben gelegen.
    Maron griff an seinen Gürtel und holte das stählerne Seil hervor. Das eine Ende befestigte er
    mithilfe eines Karabiners an meinem Anzug, mit dem anderen sicherte er es an sich selbst. Des
    Weiteren sicherte er seinen Stand mit zwei kleineren Seilen und zwei Haken im Boden.
    „Alles klar“, sagte er und nickte mir zu. „Ich lasse dich runter.“
    Ich umklammerte das Seil mit beiden Händen und lief an der Steinwand langsam nach unten. Auch
    das gehörte zu unserem Dasein: Wir mussten unser Leben mehr als nur einmal riskieren, um an
    überlebenswichtige Materialien zu kommen. Wir standen ständig an der Schwelle des Todes. Sogar,
    wenn wir nur so etwas Grundlegendes wie Wasser, Milch oder Essen beschaffen wollten, mussten
    wir durch die unterirdischen Gänge laufen, die aufgrund der starken plattentektonischen Tätigkeit
    allzeit instabil sind. Lediglich die wichtigsten Höhlen hatte man unter enormem Aufwand
    stabilisieren können.
    Direkt unter mir erblickte ich schließlich den Meteoriten. Nicht mehr lange, und ich würde endlich
    wieder zurück können.
    Auf meinem Weg zum Boden bemerkte ich eine Einbuchtung in der Wand, an der ich hinabstieg.
    Nach meinem zweiten Blick stockte mir der Atem. Meine Nackenhaare richteten sich vor Erregung
    auf und ich begann, am ganzen Leib zu zittern.
    So verharrte ich eine ganze Weile, bis Maron mich schließlich aus meiner Starre löste.
    „Was ist los? Was siehst du?“, rief er gepresst, und ich dachte plötzlich, dass ich bestimmt schwer
    war und nicht so einfach zu halten. Ich sollte mich wohl besser beeilen.
    „Eine Pflanze, Maron. Hier ist eine Pflanze! Sie ist grün!“, rief ich aufgeregt. Direkt vor mir befand
    sich eine grüngelbe Pflanze, die eine kleine Blüte trug und ihre feinen Wurzeln tief in das Gestein
    gegraben hatte. Zwei weitere Triebe gingen aus ihrer Sprosse hervor, an denen zwei winzige Blätter
    um ihr Überleben kämpften. Sie waren merkwürdig dick und geriffelt und es schien, als seien sie
    von einer öligen Schicht umgeben.
    Ich hörte, dass Maron etwas erwiderte, begriff es aber nicht. Direkt vor mir war ein Lebewesen, das
    den harschen Bedingungen getrotzt hatte. Nicht nur, dass es in dieser Welt überleben konnte, es war
    sogar hier entstanden! Hoffnung keimte so schnell in mir auf, dass ich ehrfürchtig und erneut
    zitternd meine Hand an die winzige Blüte hielt. Beschützerinstinkte kamen in mir auf, und ich
    beschloss, diese Pflanze zu hegen und zu pflegen, als wäre sie mein eigenes Kind.
    Dann krachte es über mir, und ich fiel. Ohne nachzudenken griff ich nach der Pflanze, um mich
    festzuhalten. Ich stoppte einen Moment in der Luft, fiel dann aber weiter. Ich konnte spüren, wie
    sich die Wurzeln aus dem Gestein rissen und wie die Blüte in meiner Hand zerdrückt wurde. Mit
    der neu gewonnenen Hoffnung in den Händen stürzte ich in die Lava, und ein letzter Gedanke
    schoss mir mit erstaunlicher Klarheit in den Kopf.
    Apokalypse bedeutet nicht, dass alles zerstört wird. Apokalypse bedeutet, dass dir kurz vor dem
    Erfüllen einer Hoffnung diese auf drastische Art und Weise genommen wird. Man selbst war ein
    Gefangener, und die Apokalypse war der Peiniger.

  • Ich bedanke mich für das Ergebnis =) Ich hoffe, dass ich morgen dazu komme, mir die anderen Geschichten durchzulesen, ich bin wirklich gespannt und bin mir sicher, dass es für die Jury schwer gewesen sien muss (hab schon angefangen, zu lesen, gefällt mir sehr!)

    Insofern: Es hat Spaß gemacht =) Danke.

  • Herzlichen Glückwunsch an VäterchenFrost zum Gewinn!
    Bin schon gespannt auf die Geschichten. Werde sie mir morgen in aller Ruhe durchlesen und dann ein entsprechendes Feedback geben. ;)

  • Moin zusammen,

    habe jetzt alle Stories gelesen, muss wirklich eine harte Entscheidung gewesen sein. Ich fand alle Geschichten bombig, bezüglich des Themas selbst hat mich aber Makishi in die horrorhafteste Apokalypse-Vision gestürzt (und der Schreibstil rockt).

    Nichts desto weniger herzlichen Glückwunsch an dich VF, ein ziemlich gigantisches Endzeit-Szenario, das du da geschaffen hast, vorallem die logischen Zusammenhänge machen einfach ein rundes Bild. Sehr gelungen,

    daher nochmal'n dickes danke an alle, die eingesendet haben.

  • Herzlichen Glückwunsch, @VäterchenFrost: ! Du hast dir den Gewinn des Wettbewerbs echt verdient, tolle Geschichte ! :)

  • Meinen Glückwunsch Typ,

    auch wenn ich mit Racshasa in dem Punkt übereinstimme, dass Makishis Geschichte eindeutig die schrecklichste Apokalypsevision ist, glaube ich zu wissen warum du gewonnen hast. Dein Text hat meiner Meinung nach die deutlichste Aussage zum Thema Apokalypse. Das fand ich echt stark. Aber auch Lilienweiß hat sich ordentlich Mühe gegeben. Wird nicht leicht anständige Kritik zu geben. Da werde ich etwas mehr Zeit brauchen, aber ich gebe noch Feedback... Erlaubt mir, dass ich mir zur Wahl meines Themas gratuliere. Da sind echt super Geschichten rausgekommen.

    Conquisator

    PS: Falls irgendjemand vorhat Feedback für meine Geschichte zu geben, postet diese bitte in dem High Fantasy Thread zu meinem Text

  • Ganz herzeligen Gelückewunsche an den Sieger.

    Ich fand alle Geschichten auf ihre Art und Weise supi... und nu bin ich gespannt, welches Thema für den nächsten WB kommt... ^^

    LG
    Lilienweiß

  • Hey Makishi,

    eine echt gute Geschichte hast du da abgegeben. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt Kritik üben kann. Am besten zähl ich jetzt einfach mal die guten Sachen auf.

    „Ein Schritt nach dem anderen, schwer atmend.“

    Auf den ersten Blick wirkt der Satz unausgereift und unfertig. Aber auf eine gewisse Art und Weiße scheint er zu deinem Text zu passen. Man spürt die Atemlosigkeit deines Hauptcharakters. Ich persönlich würde mit solchen Sätzen aber vorsichtig umgehen.

    „An einer überdachten (...) auffälliger: sein Kopf.“

    Eine ziemlich grausige Vorstellung. Ein Mann nur mit Stümpfen und ohne Kopf. Aber lebendig und scheinbar ohne Selbstmordabsicht. Passt aber irgendwie nicht zu deiner Geschichte. Sicher ist es grausam, aber da sich alle umbringen ist sein „Leben“ irgendwie unpassend... Der kuriose Typ scheint aus Dantes Höllenkreisen entsprungen zu sein.

    „Ihr Blut hatte so ein (...) tragen sollen.“

    Der Satz war echt genial. Passend zu deiner Vision. Der emotionslose Abstand deiner Hauptfigur zu den Tod des Mädchens fängt sehr gut die Lebensstimmung deiner Welt ein. Beinahe philosophisch beobachtete er den Tot und stellt kalt fest das Rot ihr gut zu Gesicht steht. Wahnsinn...

    „Der Park war ganz (...) Richtung wiesen.“

    Das ist der einzige Satz dessen Sinn sich mir nicht erschließt. Was meinst du mit Überdachungen und was macht es in welche Richtung sie weisen? Vielleicht hättest du dort mehr beschreiben müssen, oder ich steh einfach auf dem Schlauch... Das gilt übrigens auch bei deinen folgenden Vergleichen. Die sind zwar wirklich gut, aber ich kann mir nichts unter dem Gemetzel vorstellen. Da fehlt vielleicht der Realitätsvergleich, z.b. mit Konzentrationslagern usw... Damit meine ich Dinge, unter denen ich mir etwas vorstellen kann.

    „Ich war im Menschenwald.“

    Der erinnert mich jetzt wirklich an Dantes Inferno. Ich glaub das war der Kreis mit den Selbstmördern. Macht deine Geschichte aber keineswegs schlechter. Soviel zur Hölle auf Erden.

    Also Makishi, ich weiß das ich beginne mich zu wiederholen, aber du hast hier echt einen super Text abgeliefert. Du führst den Leser in eine grausame Endzeit und spuckst ihn am Ende mit einen seltsamen Gefühl im Magen wieder aus.

    Das einzige was deinem Text meiner Meinung nach gefehlt hat, war die abschließende Aussage zur Apokalypse. Die meinem Text im übrigen auch fehlt. Sollte ich die bei dir überlesen haben, war sie schlicht und einfach nicht eindringlich oder deutlich genug. Dennoch bin ich mir sicher, dass es ein knappes Rennen zwischen dir und Typ war. Ich freue mich schon drauf dir beim nächsten Schreibwettbewerb wieder gegenüber zustehen.

    Conquisator

    PS: Würde mich über einen Rückkommi freuen...

  • Guten Abend Lilienweiß,

    du hast dich da an ein sehr interessantes Thema heran gewagt. Die apokalyptischen Reiter geben eine Menge Stoff her. Sehen wir uns den Text mal genauer an.

    „Weißes silbriges Haar (...) Facetten des Meeres.“

    Eine schöne Beschreibung. Paahrs kann man sich gut vorstellen. Auch deine Vergleiche wirken sehr passend, nachdem du ihn mit einem „Gott“ verglichen hast.

    „...bestimmten Drachenvölkern die Aufgabe auferlegt, mit ihrer Existenz...“

    Hier ist dir ein kleiner Zeitfehler unterlaufen. Wenn ich mich nicht irre heißt es „auferlegte“.

    „Ich habe dir letztens doch nicht (...) sind Floral.““

    Bei dieser Textstelle hat mich sehr verwundert, dass Paahr seinen Freund so ohne weiteres in ein so wichtiges Geheimnis einweiht. Und das obwohl er es ihm „letztens“ nicht sagen wollte. Es ist natürlich wichtig für deine Geschichte, dass Arun erfährt was es mit den „Florals“ auf sich hat. Allerdings geht mir das zu leicht. Du schneidest zwar an, dass Arun versucht hat Paahr zu bestehlen, aber erzählst nicht weiter was die beiden schließlich doch zusammengeschweißt hat. Um das zu umgehen, hätte ich ihre Vergangenheit gar nicht erst angeschnitten, sondern sie einfach als Freunde dargestellt. Aber Worte wie „Drachenbalg“ wirken dem aber entgegen. Aber das ist nur meine Meinung.

    „Nach mehreren Tagen (...) mit verzweifeltem Blick.“

    Fragt sich nur warum Athanathor die Floral gestohlen hat. Schließlich betrifft die Apokalypse die Drachen doch auch, oder nicht. Warum will er den Weltuntergang?

    „Niemand kann etwas gegen die Schergen (...) ihrer Unbesiegbarkeit ist...“

    Wenn ich nichts überlesen habe, dann ist das das große Geheimnis deiner Geschichte. Ich hab nämlich keine Ahnung. Ein Cliffhänger als Ende ist nie zu verachten. Insofern ein gelungener Schluss, auch wenn Raum für mehr gewesen wäre. Aber das ist es ja immer... ;)

    Conquisator

  • Guten Abend Typ,

    jetzt ist auch dein Text an der Reihe. Zuerst einmal möchte ich meine Glückwünsche wiederholen. Du hast wirklich verdient gewonnen. Aber sehen wir uns den Text jetzt mal genauer an.

    „Wir schreiben das Jahr 3000 (...) sie brennt mit jedem Tag stärker.“

    Eine echt super Beschreibung deiner Realität. Wie andere auch, finde ich den wissenschaftlich nachvollziehbaren Verfall der Welt super. Du hast dir echt Mühe gegeben, dein Szenario glaubhaft darzustellen. Ich bin mir zwar nicht sicher ob deine Argumente richtig sind, da ich sie nicht wirklich nachvollziehen kann (Naturwissenschaften waren nie meine Stärke), aber dieser Detailreichtum wirft einen recht beeindruckenden Schatten. Auch, dass du nicht erwähnt hast woran die Welt letztlich untergegangen ist finde ich dramaturgisch richtig. Die Überlebenden werden andere Probleme haben, als darüber nachzudenken.

    „Mit seinen ein Meter sechzig war er ein echter Riese unter uns...“

    Nettes Detail. Die Menschen sind also um einiges kleiner geworden. Wenn ich dran denke, dass ich schon ein Meter achtzig groß bin...

    „Apokalypse bedeutet nicht, dass (...) die Apokalypse war der Peiniger.“

    Wie ich schon geschrieben habe, fand ich diese letzten Sätze besonders stark. Das ist die deutlichste Aussage zur Apokalypse, die mir bisher untergekommen ist. Du hast dir philosophisch wirklich Gedanken zu dem Thema gemacht, anstatt nur irgendein Endzeit Szenario zu beschreiben. Das diese Mühe mit einem Platz in der Schreibwettbewerb Rangliste belohnt wird ist das Mindeste.

    Nochmals kann ich dir nur meine Hochachtung aussprechen. Deine Kurzgeschichte ist wirklich genial. Details erwähnst du nie zu viel und auch nicht zu wenig. Dieser dosierte Informationsfluss trägt mit zu der bedrückenden Stimmung in deiner Geschichte bei. Wie schon so oft gesagt, ein würdiger erster Platz.

    Conquisator

  • Öhm...danke^^ Ich hab mir schon Mühe gegeben, aber bei dir hört sich das an, als wäre an meiner Geschichte nichts schlechtes. Das macht mich irgendwie verlegen...

    Danke nochmal. Hoffentlich fällt euch was zum nächsten Thema ein, was den Geschichten zu deinem Thema in nichts nachsteht.

  • Auch von mir ein herzliches Dankeschön, für die nette und informative Bewertung.

    LG
    Lilien