Die "Bösen" gewinnen lassen?

Es gibt 45 Antworten in diesem Thema, welches 13.016 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. Mai 2018 um 00:01) ist von ruiponce.

  • Naja, ich glaub mal, "das Böse" (TM) in der Literatur wird keiner sein, der Medikamente für seine totkranke Frau stiehlt. Der größte Schaden, den er damit anrichten könnte, wäre: Dass dem, dem die Medis eigentlich gehörten, nun nicht mehr geholfen werden kann... Dieses Abwägen zwischen Opfern ist eine ziemlich fiese Sache, wenn man sie bewußt tun muss.

    "Das Böse" (TM) ist meines Erachtens eher eine Persönlichkeit (egal ob Mensch oder Wesen), dem bewußt ist, dass er anderen Wesen massiv schadet und dem es egal ist oder gar Freude bereitet. Und der im Gegenzug daraus "nur" Gewinn für sich selber zieht: Spaß oder Weltherrschaft, Rache oder... was weiß ich...

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

    • Offizieller Beitrag

    Mmh... Ich weiß nicht.
    Also, dass mit den Medikamenten ist ja nur ein Beispiel gewesen. Sowas kann man auch hochtreiben.
    Mein Char will zum Beispiel seinen Vater aus dem Gefängnis befreien (wir gehen mal von der Unschuldsvermutung aus Sprich, Held geht gegen Ungerechtigkeit vor). Wenn die Sache schief geht, wird es Tote geben... das ist klar. Aber er ist bereit das zu Opfern. In MEINEN Augen ist er nicht der Böse.

    Und dann noch der Punkt Rache. Es gibt haufenweise von Filmen die einen Rächer als guten darstellen. In manchen Blockbustern wird da auch einfach mal alles weggemetzelt was kommt. Dazu kommen noch die "bösewichte" die Böse sind weil sie zum Beispiel verarscht wurden oder sonstiges. Sie wurden also "Böse". Solche Antagonisten, mit denen ich mitfühle, ich aber weiß das sie böses tun, stelle ich auf eine ganz andere Stufe als die Bösen die du hier beschreibst @Cory Thain

  • Ja, es ist wohl kompliziert mit einer passgenauen Einordnung. Weil jeder eine andre Akzeptanz-Schwelle für "erlaubte" Bösartigkeiten entwickelt im Laufe seines Lebens.
    Und die Vielzahl von Büchern und Filmen, die die Rache als heilig und unabdingbar zelebrieren, zeigen uns genau das: Die Grenzen liegen bei jedem woanders. Und damit meine ich jetzt nicht die Protas, sondern die Produzenten dieser Werke und natürlich ihre Konsumenten. Die einen feiern die Story ab, die andren sehen in ihr nur sinnlose Brutalität.

    Es gibt kein "DAS IST SO" im literarischen Bereich Gut-versus-Böse. Es gibt nur ein "Ich sehs so"... und man kann als Autor nur hoffen, dass es genug andre halt auch so sehen, damit man Leser hat.


    Wenn die Sache schief geht, wird es Tote geben... das ist klar. Aber er ist bereit das zu Opfern.

    Das ist genau so ein zweischneidiges Ding: Wer werden die Toten sein, wenn es schief geht? Leute, die gar nichts dafür können? Oder wenigstens genau die Drahtzieher des Ganzen? Und (als drübersitzender Konsument): Ist das Leben eines Mannes (oder auch nur sein Wohlergehen) tatsächlich mehr wert als das Leben vieler? Dieses Abwägen, diese Entscheidung macht mE aus, ob wir einen Helden als BÖSE empfinden oder nicht...

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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  • Um mal wieder back to topic zu kommen,
    Ab wann ist es denn ok, wenn ein Böser/Antagonist/Gegenspieler gewinnt?
    Sagen wir einfach mal, es ist einfach der Gegner unseres Hauptprotagonist.

    Meistens , behaupte ich, wollen wir nicht, dass der Gegenspieler gewinnt. Egal, ob dieser nun eher Mutter Theresa ist oder Adolf Hitler. Hauptfiguren werden dazu gemacht, gemocht zu werden. Egal, was für Grauetaten sie tun.

    Wenn unser Hauptprotagonist ein dreckskerl ist (Walter White, Light Yagami), wollen wir trotzdem, dass er gewinnt. Obwohl sie eher in die Kategorie "Böse" fallen. (Lieb ist ja mal keiner von beiden. Sie sind Egoistisch und gehen über Leichen, verraten sogar ihre Freunde- Light etwas mehr als Walter)
    Der Punisher könnte da auch gut reinpassen. Er geht über so viele Leichen, nur für Rache. Das ist, in keinster weise, etwas Gutes.

    Wenn unser Prota aber nun ein "Guter" ist, ergo helfen möchte, Leben schont und Freunde achtet, wollen wir meistens eh nicht, dass die Gegenspieler gewinnen. (Außer, sie heißen Joker, Izaya Orihara oder (Spoiler). Diese sind so Charismatisch, dass man es ihnen irgendwie gönnt. Allerdings sagt der Joker selbst so treffend: "Ich bin wie ein Hund, ich jage ein Auto hinterher. (oder Knochen?). Ich wüsste garnicht, was ich damit anfangen soll, wenn ich ihn erwische!" Wenn diese Bösen gewinnen, fühlen wir uns trotzdem gut, weil wir sie mögen.

    Mein jetziges Fazit: Wir müssen die "Bösen", also die Gegnerfraktion einfach mögen. Dann ist es ok, wenn sie gewinnen.
    Niemand möchte sehen, wie IT am Ende alle Kinder auffrisst oder Indiana Jones von Schlangen gefressen wird.

    Apropo Thema Horror: Hier gewinnen die Bösen leider viel zu häufig. Dämonen, Geister. Am Ende kommt immer noch die "Überraschung": DU BIST NICHT ENKOMMEN, muahahahaha. Auf dauer nervt das doch extrem, wenn die Helden im Horrorfilm fast nie ein Happy End haben. Eine paar Jahre lang war das echt nervig.

    GROßer SPOILER ZU

    Film


    WATCHMAN. Nicht das, was ihr vieleicht denkt, aber trotzden riesiger Spoiler.

    Spoiler anzeigen


    Ok,
    doch genau was ihr Denkt. Ozymandias ist ein Bösewicht, der auch weiß,
    wie grausam seine Tat ist. Er ist eigentlich Pazifist. Am Ende tötet er
    Millionen, um billionen zu retten. Und schafft es sogar! So ein geiler
    Film. Der Böse gewinnt. Oder nicht? Was ist Rohrschachs Tagebuch? Es
    wird ja wieder alles vernichten. Also gewinnen doch die guten, obwohl
    deswegen weitere Millionen Menschen, völlig umsonst sterben werden. Wer
    ist da Gut, wer Böse? Dieser Film passt so unfassbar gut in diese
    Thematik.

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Ich muss zugeben, ich habe nicht alle Beitrage vorher gelesen *Ups*. Aber beim Ausgangspost muss ich direkt an "Elfenmagie" von Sabrina Qunaj denken. Der Gegenspieler dort will einmal die Welt der Elfen revolutionieren und zu alten Mustern zurückbringen. Deshalb mag er die Hauptfigur auch nicht, denn sie ist menschlich. Er will also einmal sie zerstören und die Welt verändern.
    Der Rest kommt mal in den Spoiler, weil es ja um das Ende geht.
    [spoiler]Am Ende stirbt die Hauptfigur und wird nicht künstlich gerettet, nur damit sie überlebt. Das "Böse" wird besiegt, aber dabei stirbt die Hauptfigur nun mal. Und auch, wenn ich das erstmal total doof fand, muss ich im nachhinein doch sagen, es war nur logisch und gut für die Geschichte. Es musste so und sie konnte nicht gerettet werden, das wär unrealistisch gewesen./spoiler]

    Hoffe, das passt zur Diskussion,
    Liebe Grüße,
    Nanook ^^

    Sei höflich und bescheiden,

    Sei geduldig und beherrscht,

    Vervollkommne deinen Charakter,

    Sei gerecht und hilfsbereit,

    Sei mutig!

  • Wobei das, was du im Spoiler geschildert hast, ja kein schlechter Ausgang der Geschichte ist. Ich denke, egal wer stirbt, es kommt immer auch drauf an, ob man die Leser mit dem Ende der Geschichte befriedigen möchte, oder ob das weniger relevant ist.