Shorties - Das Regal fürs Kurze

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 8.622 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. März 2021 um 20:13) ist von Cory Thain.

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    Mir ist grad n Shortie übern Weg gelaufen. Und da ich ein nettes Mensch bin, hab ich ihn aufgehoben, etwas poliert und stelle ihn nun hier ins Regal. Vielleicht füllt sich das Brett ja mit weiteren Knapp-und-bündig-Geschichtelchen... Wir schaun mal: :huh: <- Cory schaut!

    Kaffeemaschine

    Es piepte. Er schaute das Gerät an. Streng. Hoffnungsvoll. Drohend.
    Es piepte noch einmal. Und dann, als er bereits den Schraubendreher gehoben hatte, um das Gerät nochmal zu öffnen, begann ein liebliches Vogelgezwitscher. Ein sanfter Duft von Lavendel stieg auf und das Gerät nahm mit einem fast unhörbaren Glucksen seine Arbeit auf. Na bitte! Wer sagts denn!

    Er hob den Telefonhörer ab, er liebte dieses alte verstaubt aussehende Ding. Die Nummer zu wählen war zwar umständlich mit der virtuellen Wählscheibe, aber Nostalgie hatte nun mal ihren Preis. "Hallo, Tante Loelia!" sagte er betont freundlich in die Sprechmuschel, nachdem ein verknarztes "Jaaa?" erklungen war.

    Er spürte förmlich, wie es in seinem Gegenüber arbeitete, wie die Sortiermaschine in Tante Loelias Kopf versuchte, die Stimme zuzuordnen: "Robbo? Bist Du das, mein Junge?" "Ja, Tante Loelia! Wie geht es Dir denn?" Robbo wußte, dass er mit dieser Frage ein durchaus längeren Monolg startete, aber es war wichtig, Tante Loelia bei Laune zu halten... Was die alte Dame allerdings hervorplapperte, ließ seine eigene Laune schlagartig in den Keller sacken: "Ja, Robbo, mein Junge! Das ist so schön, dass Du anrufst! Weißt Du wer grade hier war? Der Karro! Ja... den hab ich so lange nicht gesehen...!"

    In einer ziemlich dunklen Ecke seiner Vorahnungen glomm ein kleines bösartig grinsendes Lichtlein auf. "Der Karro hat mir eine Kaffeemaschine mitgebracht! Die hat er selber gebaut, sagt er! Stell Dir das vor, mein Junge! Der Karro! Ich dachte immer, der wird nix, aber jetzt ist der so nett! Hat wohl gehört, dass mein Apparat kaputtgegangen ist...!"

    Nun, wer in der Familie hatte das wohl nicht gehört. Tante Loelia hatte ja jedem, und zwar mehrfach, erzählt, dass das Ding übern Jordan gegangen war. Er hätte wissen müssen, dass Karro versuchen würde, sich bei Tante Loelia einzuschleimen...

    "Das freut mich aber ganz toll für Dich, Tante Loelia! Der Karro ist schon ne echte Granate, was?" quetschte er mühsam freundlich hervor.
    "Oh, ja! Und weißt Du, was das Tollste ist? Es duftet nach frischen Brötchen, während es arbeitet! Das macht mir gleich Appetit!"
    Gut, es gab fast nichts auf der Welt, was bei Tante Loelia nicht den Appetit weckte, selbst Der Duft von Ackerkrume ("Oh, das riecht nach Kartoffelernte... was haltet ihr von Kartoffelpüree mit Bratwurst?") und Pferdäpfeln ("Pferdewurst hat ja auch was für sich!") lenkten ihre Gedanken in diese Richtung. Aber gegen Frische Brötchen konnte der popelige Lavendelduft seiner Maschine nicht mithalten...

    Trotzdem versuchte er sein Glück: "Weißt Du, Tante Loelia, ich hatte genau den gleichen Gedanken! Ich hab Dir auch einen Kaffeeautomaten gebaut. Meiner riecht allerdings nach Lavendel...!" "Lavendel...?" Der Tonfall war eindeutig. Minuspunkt für Robbo.
    Trotzdem: "Erinnerst du Dich noch an Dein kleinen Spatzi, Tante Loelia?".
    Die alte Dame am andren Ende schwieg, verwirrt ob des vermeintlich drastischen Themenwechsels. "Und erinnerst Du Dich, dass wir im Sommer noch sein fröhliches Gezwitscher aufgenommen haben, damit er mit sich selber im Duett singen kann?"
    "Ach, der Spatzi!" Tante Loelia seufzte vernehmlich. Der kleine Kanarienvogel war erst kürzlichst verstorben...
    "Nun, ich dachte, Tante Loelia, Du würdest Dich vielleicht freuen, wenn Du ihn wieder hören könntest. Ich hab die Aufnahme in das Gerät eingebaut!"
    "Du hast... was? Oh, Robbo! Das ist ja soooo lieb von Dir mein Junge! Du hast echt ein Herz aus Gold!" Er hörte die alte Dame gerührt schluchzen.
    "Ach, Tantchen, das tu ich doch gern für Dich!" Punkt für Robbo!

    "Was soll denn das kosten, mein Junge?" fragte Tante Loelia vorsichtig. Jetzt! Mein Auftritt! "Aber Tantchen! Gar nichts natürlich! Ich will Dir das Teil schenken! Weil ich Dich liebhab...!" Und weil ich Deine freundliche Fürsprache bei zukünftigen Kunden benötige. Dein Lobgesang ist mehr wert als so ein kleines Maschinchen...!

    "Oh Du Herzensguter! Du Goldstück, mein Junge! Weißt Du, dass der Karro mir 50 Mücken für seinen Apparat abgeknöpft hat? Fünfzig? Ist das nicht zuviel?" Satz und Sieg für Robbo! Eindeutig! Er grinste. Jetzt nur nichts mehr versauen: "Nein, Tante Loelia, dass ist schon ein gerechter Preis! Der Karro zieht Dich doch nicht übern Tisch! Mag er sein, wie er will, aber in der Familie ist er ne ehrliche Haut..." Robbo log das blaue vom Himmel herunter. Er wußte, dass sein altes Tantchen sehr viel von Familie und Ehre hielt. Und dass sie nach der durchaus nachvollziehbaren Annahme lebte, dass so, wie man mit ihr über andere sprach, man auch mit anderen über sie sprach...

    "Wann darf ich Dir denn die Maschine vorbeibringen, liebes Tantchen?" Robbo zog bereits die Jacke über. Und wirklich: "Nun, wenn Du gleich kommst, können wir noch zusammen frühstücken... Ich hab ja Karros Kaffeemaschine bereits angeworfen gehabt... und bringst Du frische Brötchen mit? Ich hab da grad so Appetit drauf..."

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

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    Diese Geschichte ist schon alt... sehr alt! Ich hoffe, man merkt ihr das Alter nicht so drastisch an. :)

    Murmelspiel


    „Tizian! Komm, mein Süßer! Fresschen! Na komm! Tizian!“ Doch der schwarze Kater Tizian hörte nicht. Wie gebannt saß er auf dem Fensterbrett und starrte hinaus auf die Strasse.
    Tia trat zum Fenster, um zu sehen, was das Tier so fesselte. Parkende Autos, ein paar Passanten, nichts ungewöhnliches. Für Menschenaugen. „Was siehst du da, Tizian?“ Tia kraulte ihrem Freund zärtlich den Nacken. Tizian schnurrte und blickte
    sie aus seinen blauen Augen kurz an. Dann wandte er den Blick wieder nach draussen. Tia versuchte, seinem Blick zu folgen.
    Der Baum? Die kleine Birke hatte ihr Herbstlaub schon lange den Winden preisgegeben. In halber Höhe schmiegte sich ein verlassenes Vogelnest dicht an den Stamm. „Ist es das Nest, Tizian?“ Der Kater schnurrte, es klang fast wie
    ein „Ja“.
    „Was ist mit dem Nest, Tizian?“ Der Kater hob die Pfote und kratzte an der Fensterscheibe. „Willst du hinaus? Willst du dir das Nest
    holen? Wozu, Tizian? Es ist leer!“ Trotzdem öffnete Tia das Fenster. Der Kater kletterte hinaus und sprang hinunter auf die Strasse. Von dort
    blickte er nach oben, als wolle er Tia auffordern, ihm zu folgen. Und für einen Augenblick fühlte sich Tia versucht, ebenfalls aufs
    Fensterbrett zu klettern und die anderthalb Meter hinabzuspringen. Doch dann entschied sie sich für den konventionellen Weg. „Warte auf mich, Tizian!“
    Tatsächlich sass der Kater noch an der selben Stelle, als Tia durch die Haustür trat. „Brav, Tizian! Jetzt lass uns das Nest
    holen!“ Sie ging zum Baum, doch der Kater folgte ihr nicht. „He Tizian, was ist? Erst bist du ganz gierig auf das Nest und nun?“ Tia reckte
    sich, hob das Nest aus den Zweigen und sah hinein. Eine kleine blaue Glaskugel lag darin. Tia hielt sie gegen die Sonne. Schwach glommen
    rötliche Funken im gläsernen Zentrum.
    „Sieh mal, Tizian! Sie ist wunderschön.“ Tia hielt dem Kater den Fund hin. Langsam, fast vorsichtig, schlich er heran. Er beschnupperte sie und betatzte die Kugel kurz. Dann schien er das Interesse verloren zu haben. Er wandte sich ab und stiefelte hocherhobenen Hauptes ins Haus.
    „Dummer Kater!“ Tia folgte ihm, die Kugel schob sie in die Hosentasche. Erst am Abend erinnerte sich Tia an ihren Fund, als sie aus der Jeans stieg und die Glaskugel aus der Tasche fiel und über den Boden kullerte. Tia legte die Murmel auf ihr Nachtschränkchen und ging zu Bett.


    Als Tia am nächsten Morgen erwachte, war die Murmel verschwunden. Es war das erste, was Tia auffiel. aber irgendwie war es egal. Es war halt so. Tia frühstückte und ging dann zur Arbeit. Erst im Büro überkam sie das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Sie überlegte ein Weilchen, aber nicht sehr angestrengt. Irgendwie war auch das eigentlich egal.
    Zur Mittagszeit ging Tia in die Kantine. Die Kollegen die sie begleiteten, warfen ihr seltsame Blicke zu. Tia wischte den Wunsch, sie danach zu fragen, beiseite und auch das erneut aufkommende Gefühl, etwas vergessen zu haben. Sie fühlte sich wunderbar leicht und beschwingt.
    Kurz vor Feierabend fiel ein Wort in ihr leichtes zufriedenes Sein wie ein Stein: TIZIAN. Es wühlte den ruhigen See ihrer Seele auf und warf hohe Wellen an die Ufer ihrer Gedanken. Sie wusste nicht, warum dieses Wort sie so erschütterte und versuchte, es wegzuwischen, wie sie alle unschönen Gedanken weggewischt hatte heute. Es gelang ihr nur unvollkommen. Sie konnte den Klang des Wortes wegwischen, aber nicht seine Schwärze.
    Tia wusste nicht, wieso dieses Wort so schwarz war. So unendlich dunkel, nur in der Mitte glommen schwach rötliche Funken. Sie wusste nur, dass sie diesem Wort entkommen konnte, ihm entkommen musste, um nicht selbst in die Schwärze zu fallen.
    Entschlossen tippte sie ihre Kündigung in den Rechner und verliess das Büro in Richtung Bahnhof...


    „Was hast du denn da, Ventjo?“ Der kleine Bfallia hob den Kopf, als er die Stimme seines Herren hörte. Freudig schnatternd hoppelte er auf den blauhäutigen Jungen zu und legte ihm eine schwarze Murmel in die Pfoten. Der Junge hielt die Kugel gegen das Licht. Tief in ihrem Inneren glommen schwache rötliche Funken...

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • @Cory Thain

    Es tut mir leid, Cory, aber ich hab's nicht verstanden, was es mit der Murmel auf sich hat. Vielleicht kannst du es mir erklären? Oder ich raff es erst nach dem zweiten Kaffee :hmm: Mal sehen. Ich les es dann nochmal.
    Geschrieben ist es schön, wirklich. Man kann es sich gut vorstellen, die Katze auf dem Fenster, die Straße davor, der Baum... Schön!

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    Einmal editiert, zuletzt von Tariq (1. April 2018 um 10:35)

  • Das tut mir sehr leid, dass da wohl nicht alles so rüberkommt, wie von mir gewollt... (Ich hab Dich ja bereits an-"konversationiert", Tariq)

    Gibts noch aus andren Ecken Fragen? :huh:

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

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    Auch schon etwas ältlich...




    Test


    "Du hast uns in diesen Schlamassel gebracht, also hol uns gefälligst auch wieder hier raus!" Das, was Tom sagte, konnte Rick auch in Peters und Georges Gesicht lesen. Nur Willow starrte vor sich hin, stumfsinnig, blöde... wie immer.

    "He! Es war nicht meine Idee, in die Berge zu gehen!" wehrte Rick ab.
    "Ne!" sagte Tom sarkastisch, "aber in diese dämliche Höhle wolltest du klettern!"
    "Konnte ja keiner wissen, daß das Seil reißt!" konterte Rick.
    "Ja, weil der fette Willow dranhing!" sagte Peter, "warum haben wir den überhaupt mitgenommen?"
    "Kann ich dir sagen" erwiderte Georg "weil du zu faul warst, deinen Krempel selber zu tragen!"
    "Ich will nach Hause!" ließ sich Willow weinerlich vernehmen.
    "Halt die Klappe, Willow!" fauchte Peter.
    "Laß ihn in Ruhe!", Georg rutscht an Willow heran "he, wir wollen auch nach Hause. Wir müssen nur überlegen, wie wir hier
    rauskommen."
    "Tu doch nicht so, als ob er uns versteht!" sagte Peter verächtlich. Willow, der gerade etwas hatte sagen wollen, schloß seinen
    Mund wieder.
    "Und wenn wir ne Räuberleiter machen?" Rick starrte nach oben.
    "Zu hoch!" sagte Georg entschieden.
    "Laß es uns doch wenigstens probieren" Rick hielt auffordernd die Hand hin. Widerwillig schob sich
    Georg nach oben und streckte die Hand nach dem Seilende aus. Erfolglos.
    "Hab ich doch gesagt!" murrte er.
    "Ich habn guten Stand, wenn Tom noch...", meinte Rick.
    "Ich bin doch nicht blöde!" Tom verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.
    "Soll ich?" ließ sich Willow vernehmen und schob sich bereitwillig heran.
    "Ne, laß man lieber..." sagte Georg, da unterbrach ihn Peter: "Du bist einfach zu fett! Du würdest ja nicht mal
    durch das Loch passen!"
    "Hör auf, Willow zu ärgern" fauchte Georg, "Er ist ja schließlich auch durch das Loch hereingekommen! Also käme er
    auch wieder hinaus! Und außerdem ist es nicht seine Schuld, daß wir hier festhängen."
    "Ach ne? Bei wem ist denn das Seil gerissen? Ich hab keine Lust mehr, hier sinnlos rumzuklettern! Ich frühstücke! So!" Peter ließ
    sich neben dem Proviantrucksack nieder und wühlte ihn durch.
    "Du kannst doch jetzt nicht essen!" sagte Georg, "wir müssen hier raus!"
    "Und wieso?" wollte Tom wissen, "in zwei Stunden ist der Bergdienst hier!"
    "Wieso sollte er?" fragte Georg ironisch, "hast DU ihm gesagt, wohin wir gehen? Wir müssen hier raus, der Wetterdienst hat schwere
    Regenfälle vorrausgesagt! Und wenn die Höhle vollläuft, ersaufen wir! Wie junge Katzen!"
    "Mach doch n Vorschlag, Mr Neunmalklug!" Peter kaute mit vollen Backen.
    "Wieso ich? Sag DU doch was Vernünftiges!" sagte Georg gereizt.
    "Ja, Mann, von dir kam noch gar nichts!" stimmte Tom zu.
    "Aber von Dir,was?" fragte Rick.
    "Deine Räuberleiteridee war auch nicht toll, also halt dich da raus!" erwiderte Tom. "Halt du dich
    doch raus..."
    Keiner der Männer bemerkte, daß Willow sich langsam entfernt hatte und am anderen Ende der Höhle um einen Felsen bog. Dort
    öffnete sich ein Augang, ebenerdig, groß wie ein Scheunentor und mit wunderbarem Blick über den sanft abfallenden Hang mit einem breit
    ausgetrampelten Pfad.


    Der fette Mann stand von seiner Liege auf und hob den Helm vom Kopf. Verächtlich blickte er auf die vier Liegen herab, auf denen die Männer mit den Armen fuchtelnd im Cyberspace miteinander diskutierten. "Wecken Sie sie und schmeißen Sie sie dann
    raus!" sagte er zu dem Weißbekittelten hinter der Steuerkonsole.
    "Sehr wohl!" sagte der Mann ehrfürchtig.
    "Die anderen Manager-Kandidaten bestellen Sie für morgen, sagen wir... um acht Uhr." der fette Mann wandte sich zum Gehen.
    "Sehr wohl, Mr. Willows! wiederholte der Weißbekittelte.

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Also DAS ist natürlich klasse geworden, @Cory Thain, hier hatte ich keinerlei Probleme mit langer Leitung oder Ähnlichem. :D

    Besser als jedes Vorstellungsgespräch. Ein Eignungstest der besonderen Art. Puh, dagegen waren meine Vorstellungsgespräche der reinste Kindergarten. Nicht, dass das beispiel hier Schule macht??! Haben wir irgendwelche Personalchefs in unseren Reihen????

    Einfach Hammer, Cory!! :thumbup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    Einmal editiert, zuletzt von Tariq (1. April 2018 um 13:12)

  • Vielen lieben Dank, @Tariq

    Freut mich, dass es Dir gefallen hat (und vielleicht das unverständliche Stück Wort-Torte von vorher etwas ausgleicht).


    :highfive:

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    • Offizieller Beitrag

    Sorry @Cory Thain
    Die zweite hab ich leider auch nicht ganz verstanden. Sie hat mich zwar bis zum letzten Absatz gefesselt aber dann hat mich dieser... Cut... komplett rausgeworfen. Würde gerne wissen wie das eingentlich gedacht war oder ob ich hier vielleicht dran vorbeilaufe und es nicht checke.

  • Hallo @Cory Thain ^^

    Ich muss sagen, alle deine Geschichten haben mir sehr gut gefallen. Dein Schreibstil ist sehr angenehm und leicht zu lesen. Die Geschichte mit Robbo und seiner Tante fand ich allerdings noch ein kleines bisschen schlechter als die anderen beiden, aber das ist wirklich jammern auf hohem Niveau. Mir gefällt aber dieser Wechsel am Ende. Dieses ändern der Situation, das einen zum nachdenken anregt. Ich denke, die letzte Geschichte wird mich in Gedanken noch ein oder zwei Tage begleiten und beschäftigen.

    Wünsche eine :gutenacht:

    Sei höflich und bescheiden,

    Sei geduldig und beherrscht,

    Vervollkommne deinen Charakter,

    Sei gerecht und hilfsbereit,

    Sei mutig!

  • Hallöchen,

    ich habe mir deine Geschichten durch gelesen und muss sagen sie sind sehr angenehm zum Schmökern. Einfach mal nach hinten lehnen und genießen. Etwas zum Schmunzeln: Ich liebe die Tante aus der ersten Geschichte.

    Die Geschichte mit der Murmel könntest du evt noch mal überarbeiten. Ich finde, dass es auffällt, dass sie schon älter ist. Der Schreibstil ist nicht schlecht, jedoch finde ich, das er nicht so rund ist wie die andern. Ich musste etwas nachdenken bis ich die Sache mit der Murmel in ein Bild bekommen konnte. Die Idee mit noch mal anderen Worten umgesetzt, hier und da, ich denke, dass die Story noch Potenzial hat.


    Den "TEST" finde ich herrlich aus dem Leben gegriffen.


    Mach weiter so.
    Danke für das Hochladen

    Traumstunde

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    Das war der Beitrag zum Story-Wettbewerb hier im Forum (April/Mai) Ich hol mal alle Beiträge hier rüber, dass mers zusamme habbe, ne!


    Im letzten Augenblick

    Der Mann fuchtelt wie wild mit Händen und Füßen. Doch ich lasse nicht los, drücke sein Gesicht unter Wasser, bis er kurz vor dem Verrecken ist. Dann lasse ich lockerer, lasse ihn Luft holen, atmen, hoffen... und drücke ihn erneut nach unten.

    Ich fühle nichts. Unbeteiligt beobachte ich die Blasen, die aufsteigen, von seiner Qual künden. Ich fühle nichts. Ich will ihn nur töten. Ich habe es ihr versprochen. Ich werde diesen Drecksack leiden lassen, so wie Du gelitten hast, mein Herz, habe ich gesagt. Und dann werde ich ihn töten...

    Der Mann wird schwächer, sein Gezappel wird weniger. Ich zerre ihn vom Brunnen hoch, ohne ihn aus meinem Griff zu lassen. Noch ist es nicht soweit. Noch hat er nicht genug gelitten.
    Ich ziehe den Wehrlosen an einen der Eisenpfeiler, die die Absperrketten halten und binde ihn dort mit seinem eigenen Gürtel fest. Seine Hände fixiere ich mit seinem klatschnassen Hemd, dass ich ihm vom Leib reisse.

    „Na? Wie fühlt sich das an?“ frage ich und will doch gar keine Antwort haben. Der Mann röchelt und hustet, spuckt Wasser: „Bitte...“ fleht er weinerlich und hustet weiter. „Was? Worum bittest Du?“ Ich finde Gefallen an dem Anblick und hoffe, sie kann mich jetzt sehen. „Was willst Du, Drecksack?“
    „Gnade...!“ wimmert der Kerl kraftlos.
    „Hast Du Gnade verdient?“ frage ich, obwohl ich die Antwort bereits kenne.
    Tatsächlich schüttelt der Mann den Kopf: „Nein...“ kommt es leise.

    Und plötzlich verläßt mich all meine Kraft. Ich sehe auf den wimmernden Mann hinunter und fühle mich unsagbar müde. Selber fast kraftlos, krame ich in seiner Jackentasche, hole sein Handy hervor. „Entsperren!“ sage ich und er nennt mir den Code. Ich wähle eine Nummer: „Ist dort die Polizei? Hier hockt ein Mann am Brunnen und sagt, er hätte kleine Mädchen umgebracht... „
    Ich lege das Handy neben den Mann, damit sie es orten können.

    „Du solltest Dir wünschen, dass sie Dich für lange Zeit einbuchten... denn wenn sie es nicht tun... komme ich und bringe das hier zu Ende! Das schwöre ich Dir!“
    Er kann nicht wissen, dass ich eben einen anderen Schwur gebrochen habe.

    Ich drehe mich um und gehe. In der Ferne sind bereits Sirenen zu hören? Sind sie das schon? Ich ziehe meine Handschuhe aus und stecke sie in meine Jackentasche.


    Auf dem Friedhof ist es still. Nur wenige Menschen stehen hier an Gräbern, gießen die Pflanzungen oder unterhalten sich.

    Auf der Bank im Schatten sitzt sie, erwartungsvoll sieht sie mir entgegen. Ich setze mich neben sie und kann ihr nicht ins Gesicht blicken. „Ich konnte es nicht tun!“ sage ich leise. „Im letzten Augenblick war ich... feige!“

    Ich spüre ihre kleine Hand auf meinem Arm und höre ihre zarte Stimme: „Nein. Im letzten Augenblick warst Du ein Mensch, Papa!“

    Sie löst sich von mir und erhebt sich. Als sie auf ihr Grab zuschreitet, wird sie immer zarter, blasser, durchsichtiger. Ein letzter Nebelhauch schenkt mir ein Lächeln...

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Der Wettbewerbsbeitrag von Februar/März 2018.

    Dancing in the Dark

    Heute würde es geschehen! Heute würde er ihr die Frage aller Fragen stellen...

    So lange tanzte er schon mit ihr, jede Nacht! Wenn der Tango erklang, war alles vergessen, der Frust des Tages, die Müdigkeit aufgrund durchtanzter Nächte, die Einsamkeit an den Morgen danach. Den Tanzschuppen hatte er nur zufällig entdeckt, vor etwa einem Jahr. Und das nur, weil ebenjener Tango durch die Türritzen sickerte, ihn lockte, einzutreten, sich aufzuwärmen an den Klängen... und vielleicht ein gutes Bier zu bekommen. Oder zwei.

    Er wußte nicht mehr, ob er damals das Bier bekommen hatte. Er wußte fast nichts mehr, außer, dass SIE dort auf der Tanzfläche mit einem imaginären Partner tanzte, einsam und allein. Ihre Augen waren geschlossen gewesen und doch wußte er schon da, dass sie wunderschön sein würden, voller Tiefe und Kraft...

    Er war einfach auf sie zugegangen, hatte in einem Anflug von Mut sanft ihren Arm berührt. Und ohne die Augen zu öffnen, wandte sie sich ihm zu, zog ihn in ihren Tanz, in ihre Arme. Das war der Beginn. Er hatte immer geglaubt, kein guter Tänzer zu sein, aber dieses Gefühl verflog, als er sie über das Parkett führte. Geschmeidig und selbstverständlich fügte sie sich seiner Führung, und er hatte oft... nein, immer das Gefühl, dass sie eins waren in diesem Tango.

    Seit einem Jahr hatte er nicht mehr geschlafen. Nacht für Nacht hielt er seine Tänzerin im Arm, bis der Morgen erwachte und sie sich mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange von ihm verabschiedete. Und jeden morgen starrte er ihr nur nach, bis sich die Tür hinter ihr schloß. Dann erst erlaubte er sich, auf einen Stuhl zu sinken und für einige Minuten die Augen zu schließen.

    Doch der Tag war hartnäckig und forderte seinen Tribut. Er erhob sich, wankte bleiern müde nach Hause, um sich für seinen Job fertig zu machen. Seit einem Jahr...

    Doch heute würde es geschehen! Heute würde er ihr die Frage aller Fragen stellen:


    WER BIST DU?

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

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    Der Wttbewerbsbeitrag Juni/Juli 2017.

    Das schwarze Geschwader


    Ruhig und gleichmäßig zog das Geschwader am Himmel entlang. Die kurzen Befehle kamen klar und wurden fast sofort ausgeführt. Krnack blickte voller Stolz auf seine Jungs.

    Das sechste Geschwader war schon immer das beste der Flotte gewesen, alle Rekruten wollten Teil dieser außergewöhnlichen Truppe sein. Selbst die Jungs des Silber-Geschwaders baten oft um Versetzung, die ihnen jedoch nie gewährt wurde, denn das Silber-Geschwader verstand sich als Elite. Zumindest die Kommandanten sahen es so. Das Silbergeschwader bestand ausschließlich aus den Söhnen höherer Familien. Und diese Jungs hatten keine wirkliche Wahl. Obwohl es manchmal gut war. Die Tatsache, hochgeboren zu sein, bedeutete nämlich nicht zwangsläufig, auch fähig zu sein... und so war das Silbergeschwader eine eher unterdurchschnittliche Staffel.

    Krnack beobachtete aufmerksam seine Formation. Die Loopings, die Kehren, die Schwünge... alles einwandfrei. Nur geübte Augen konnten unter den Fliegern die Neulinge ausmachen, deren Aktion manchmal einen Bruchteil verzögert kam. Doch insgesamt waren die Flugmanöver ohne Tadel. Krnack wusste, dass das Oberkommando das sehr genau beobachtete. Und voller Stolz sah er sie beifällig nicken. Die Einweisung am Landeplatz für seine Jungs bestätigte ihren Vorrang vor den anderen. Sie bekamen nach dem Silbergeschwader den besten Platz zugewiesen.

    In den wenigen Minuten, in denen seinem Geschwader Ruhe vergönnt war, nahm Krnack die Tagesbefehle entgegen. Auch hier war die Qualität seiner Truppe deutlich zu spüren. Sie bekamen den zweitbesten Jagdplatz zugewiesen nach den Silbernen. Mit einem knappen Nicken quittierte Krnack den Auftrag und kehrte zu seinen Jungs zurück.

    Wie eine schwarze Wolke erhob sich das Geschwader vom Ruheplatz, drehte den üblichen Looping zu Ehren des Oberkommandos und zog dann geordnet in Richtung Jagdrevier ab.

    Dann erst starteten die anderen Staffeln, eine nach der anderen, und drehten in verschiedene Richtungen ab.

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    Der Mann im blauen Overall starrte missmutig nach oben: „Da sind sie wieder! Jeden Tag das selbe!“
    „Man sollte sie alle töten!“ stimmte ihm sein Kamerad, ebenfalls in einem blauen Anzug zu, „sie scheißen uns die gesamte Anlage voll... Verdammte Krähen!“

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Upps, das sind ja gleich drei neue Shorties!

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    Im letzten Augenblick
    Hat mir sehr gefallen, so melancholisch und traurig.

    Dancing in the Dark
    Ja, das war mein Favorit beim Wettbewerb. Kurz und knackig und super zum Thema passend!

    Das schwarze Geschwader
    Ahahahaha, wundervoll, @Cory Thain :rofl:
    Super geschrieben!! Dass es Krähen sind, hatte ich beizeiten vermutet, aber dass es Krähen sind, die einen Flugplatz unsicher machen, ist genial. Gleich hinter dem Silbergeschwader, lol! :thumbsup:
    Made my Sunday morning!!!

    LG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Danke @Tariq ! :dance:

    Die Storys sind aber nicht wirklich "neu", sie sehen nur so aus, weil ich nochmal mit'm Staubtuch drüber bin... :pleasantry: quasi sozersägen.

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • @LadyK hat mir erlaubt, ein Geschichtelein zu ihrem Kunstwerk zu schreiben. Ich hoffe, es gefällt Euch:

    geborgt von LadyK

    Die Prinzessin und der Zaubervogel


    „Wer bist Du?“ Prinzessin Daylillie schaute verwundert auf das filigrane Vögelchen auf ihrem Fensterbrett.
    Das Tier neigte anmutig seinen schmalen Kopf: „Ich bin ein Zaubervogel!“ Daylillie öffnete das Fenster weit, damit der Vogel ins Zimmer kommen konnte. „Du bist wunderschön!“ sagte sie ehrfürchtig, als sie sein silbern schimmerndes Gewand sah, den blauen Glanz der zarten Federn, und das Blümchen auf dem Flügel ließ sie entzückt juchzen.

    „Ich danke Euch, Prinzessin! Ich bin hier, um Euch einen Brief zu bringen von meinem Herrn!“ Wie von Zauberhand erschien ein kleines weißes Kuvert im Schnabel des Vogels.

    „Wer ist Euer Herr?“ erkundigte sich Daylillie neugierig.

    „Der, der mich erweckt!“ erwiderte der Vogel, undeutlich, weil er den Brief noch immer im Schnabel hatte. Daylillie fasste danach, doch der Vogel wich zurück: „Wenn Ihr den Brief nehmt, ist meine Aufgabe erledigt und wir können uns nicht mehr unterhalten...“

    Daylillie ließ die Hand sinken: „Wieso nicht? Musst Du dann zurück?“

    Der Vogel schüttelte den Kopf: „ Ich falle dann wieder in meinen Zauberschlaf...“
    … und jemand muss Dich dann wecken?“ vermutete Daylillie und als der Vogel nickte, fuhr sie fort: „Wie weckt man Dich?“

    Der Vogel seufzte, es klang sehr betrübt: „Wenn ich das wüsste, Prinzessin... Ich erwache, erfülle meinem Erwecker einen Wunsch und schlafe wieder ein. Ein böser Fluch!“

    Daylillie dachte nach: „Was war der Wunsch Deines letzten... Erweckers?“
    „Dem schönsten Mädchen der Welt diesen Liebesbrief zu bringen,“ gab der Vogel zurück. Daylillie errötete: „Ich? Ich bin doch nicht die Schönste!“
    „Doch, Prinzessin: Die Allerschönste!“ Der Vogel nickte eifrig, dabei fiel ihm das Brieflein zu Boden.

    Daylillie bückte sich um ihn aufzuheben, doch in dem Moment, da sie das Papier berührte, geschah etwas Seltsames: Der Vogel erstarrte, all seine Farbenpracht fiel von ihm ab und übrig blieb ein eisernes Gestell in Form eines Vogels, leicht rostig, als habe es Jahre über Jahre im Garten gestanden...

    Daylillie weinte bitterlich: Das hatte sie nicht gewollt! Es war so schön gewesen, mit dem Vogel zu plaudern, als Prinzessin hatte man nur wenig Gesprächspartner. Und der arme Vogel musste nun warten, bis jemand herausfand, wie man ihn weckte. Wenn er doch nur nicht so rostig wäre...

    Eilig kramte Daylillie ihre Schränke durch: Irgendwo war doch noch der Farbkasten von Meister Flohrian, den er ihr geschenkt hatte und den sie nie benutzt hatte... Da! Da war er!

    Es dauerte ein kleines Weilchen, ehe Daylillie mit ihrer Arbeit zufrieden war und sie sah genauso kunterbunt aus wie der Eisenvogel: Rote Flügel, die Blüte darauf buttergelb, Hals und Kopf in strahlendem Weiß mit grünen Sprengseln... die Federn am Schwanz hatte Daylillie versucht, genauso blau zu malen, wie sie vorher waren...

    Daylillie betrachtete stolz ihr Werk und wusch die Pinsel aus: „Du bist wunderschön, Vögelchen!“ sagte sie und da geschah das Wunder: Der Vogel reckte seinen weißen Hals, hob probeweise die roten Flügel und spreizte stolz seine blau glitzernden Schwanzfedern...

    Mit großen braunen Augen blickte der Vogel die Prinzessin an: „Ihr habt mich geweckt, Herrin! Ihr habt einen Wunsch frei!“

    Und Daylillie wusste sofort, was sie sich wünschen sollte: „Mein Zauberwunsch ist, dass Du nie wieder in diesen Zauberschlaf fallen sollst! Ab jetzt schläfst Du, wie jeder andere Vogel, wenn Du müde bist! Und Du erwachst, wann immer Du ausgeschlafen hast... Ja, DAS ist mein Wunsch!“

    Der Zaubervogel plusterte sein Gefieder, das jetzt irgendwie voller wirkte, stellte seine prächtigen Schwanzfedern zu einem Rad, zupfte mit dem Schnabel die buttergelbe Blüte aus seinen Federn und steckte sie Daylillie ins Haar: „Ich danke Euch, Herrin Von ganzem Herzen danke ich Euch!“

    Doch Daylillie lachte: „Nicht Herrin! Ich bin Daylillie! Seine Freunde nennt man beim Namen! Wie heißt Du, mein Freund?“

    „Man nennt mich Garan, den Traumvogel...“

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Also mir gefällt es @Cory Thain :)

    Sehr hübsch geschrieben, fast wie ein kleines Kindermärchen ^^

    Danke für diese kleine, sehr schöne Geschichte :super:

  • Spoiler anzeigen

    Manchmal... muss man nur aufschreiben.

    In Gottes Namen

    "Wir kehren um!" Nikolaus blickte in die Gesichter ringsum, müde, blasse Kindergesichter. Gesichter wie seines. "Wir bleiben für diese Nacht hier und machen uns morgen auf den Heimweg!" So sicher, wie er dies sagte, war Nikolaus bei weitem nicht. Er selber würde vielleicht sogar weitergehen, dem großen Ziel entgegen, wohl wissend, dass er Jerusalem wahrscheinlich nie sehen würde.

    Aber all diese Kinder, die ihm gefolgt waren, ihm geglaubt hatten, ihm vertrauten, noch immer, trotz der grenzenlosen Strapazen, trotz des Hungers - all diese Kinder hatten es nicht verdient, so qualvoll in den Tod zu gehen. Für viele war diese Erkenntnis bereits zu spät, voller Bangen dachte Nikolaus an die vielen kleinen Gräber, die ihren Weg jetzt schon säumten. Doch die, die jetzt noch lebten, würden leben bleiben und nicht an seinem, Nikolaus', Traum krepieren.

    "Wir können nicht umkehren! Jerusalem ist noch nicht frei!", widersprach Martin, der Nikolaus im Kreis gegenüber saß. "Hast Du unseren Eid vergessen?" Martin war genauso ausgezehrt und erschöpft wie alle anderen, aber aus seinen Augen loderte der Zorn. "Du willst Gottes Willen nicht befolgen ... Du weißt, dass dir dafür die Hölle droht!"

    "Die Hölle?", fragte Nikolaus müde zurück. "Sieh dich doch um, Martin, das hier ist bereits die Hölle!" Tatsächlich blickte sich Martin um. "Ich sehe Gotteskrieger! Krieger, die Jerusalem aus den Händen der Ungläubigen befreien werden!" , sagte er dann. Nikolaus schüttelte den Kopf. "Ich sehe müde, ausgehungerte Kinder, die Angst haben und von denen viele sterben werden, wenn wir weitergehen. So, wie schon viele gestorben sind!"

    Nikolaus sah Martin schlucken und hoffte, dass der einlenken würde. Doch Martins Unsicherheit währte nur kurz. "Gott wird uns erretten und uns nach Jerusalem führen!", sagte er selbstsicher.

    Nikolaus sah ihm in die Augen und fragte leise: "So, wie er Elisabeth errettet hat?" Elisabeth war Martins jüngere Schwester. Vor einer Woche hatten Nikolaus und Martin sie an einem kleinen Teich begraben. Das Mädchen war stumm leidend verhungert. Noch immer konnte Nikolaus ihre dürren Ärmchen spüren, wenn er an sie dachte. Seit diesem Tag war der Entschluß in ihm stärker und stärker geworden.

    Ja, Gott hatte zu ihm gesprochen und ihn aufgefordert, nach Jerusalem zu gehen. Aber Gott hatte nicht gesagt, dass er dabei so viele Kinder in den Tod treiben sollte. Nicht Gottes Kinder sollten sterben, sondern die barbarischen Sarazenen, die Jerusalem in ihrer Gewalt hatten. Gott hatte gesagt, Nikolaus sollte gehen. Nicht Martin, nicht Hinner, nicht Maria ... und nicht Elisabeth.

    "Möchtest Du errettet werden wie deine kleine Schwester, Martin? Möchtest du das?", Nikolaus blickte Martin noch immer an. Martin schloß seine Augen und seine Stimme klang nicht mehr gar so sicher, als er sagte: "Gott prüft uns."

    Nikolaus atmete tief ein: "Und? Heißt das, dass Elisabeth diese Prüfung nicht bestanden hat?" Diese Frage ließ Martin seine Augen wieder öffnen. "Das verstehst Du nicht! Elisabeths Tod war meine Prüfung. Und ich werde sie bestehen! Ich werde nicht zurückweichen, so sehr der Antichrist auch mein Herz versucht!"

    Nikolaus erstarrte innerlich, der Gedanke, den Martins Worte weckten, war zu ungeheuerlich. Zum ersten Mal seit langer Zeit ... nein, zum ersten Mal überhaupt fragte sich Nikolaus, ob es wirklich GOTT gewesen war, der ihm an jenem heißen Augusttag auf dem Feld erschienen war. Bis eben war alles so klar gewesen ... was aber, wenn Satan selber es gewesen war, der ihn auf diesen Weg geschickt hatte, ihm die Gabe gegeben hatte, so viele Kinder um sich zu scharen, um sie dann qualvoll sterben zu lassen?

    "Martin ...", Nikolaus fragte sich kurz, ob er Martin diesen Gedanken anvertrauen sollte, dann entschied er sich dagegen. "Martin! Ich will nicht für den Tod dieser Kinder hier verantwortlich sein! Gott hat gesagt, ich solle nach Jerusalem gehen. Nicht Du und nicht die anderen hier. Deshalb läßt er uns leiden! Weil ich seine Worte falsch gedeutet habe. Er will uns damit sagen, dass er euch dort nicht haben will ..."

    Martin schnaubte wütend: "Wer bist du, dass du dich erdreistest ... Glaubst du, du könntest Jerusalem allein befreien? Du???"
    Nikolaus konnte ihn verstehen, trotzdem versuchte er es erneut: "Gott hat mir nie gesagt, dass ich Jerusalem befreien soll, nur, dass ich dorthin gehen soll. Ich habe hineingedeutet, dass es um die Befreiung der Stadt geht ..."

    "Natürlich geht es um die Befreiung, du Idiot!" fauchte Martin, "weshalb sollte Gott dich und uns sonst dahin schicken?"

    "Wer ist hier der Idiot? Sie dich doch um!" Auch Nikolaus war nun voller Zorn. "Glaubst Du wirklich, dass von diesen ausgemergelten Gestalten auch nur die Hälfte in Jerusalem ankommt? Was, glaubst du, können diese hungrigen, müden Kinder gegen die bis an die Zähne bewaffneten Sarazenen ausrichten? Gott braucht dort starke, gesunde Krieger! Keinen jämmerlichen Haufen wie uns ..."

    Martin schaute nun verächtlich. "Glaubst du, du siehst auch nur einen Deut anders aus als wir? Gott hat dich geschickt und er hat dir die Gabe verliehen, uns zu überzeugen, mitzukommen. Unsere Vielzahl wird die Ungläubigen überwältigen!"

    Nikolaus schluckte. Martins Glaube war so ... stark. Wo nur war sein eigener geblieben? Nikolaus erahnte die Antwort: in den Gräbern derer, die ihm gefolgt waren und das mit dem Leben bezahlt hatten ...

    "Martin? Was macht dich so sicher?", Nikolaus' Stimme war nur noch ein Flüstern. Martins Antwort ließ ihn erschauern. "Gott. Glaubst Du, er redet nur mit dir?"

    "Du ... du hast ihn gesehen? Richtig gesehen? Mit deinen eigenen Augen?" , fragte Nikolaus bange nach.

    Martin zögerte. "Nein. Aber ich ... spüre seinen Willen in meinem Herzen! Ich muss Gott nicht sehen, um zu wissen, was er möchte."

    "Du weißt, was Gott will? Selbst die Erwachsenen wissen das nicht! Gottes Wege sind unerforschlich. Wer bist du, dass du glaubst, dir sei Gottes Wille offenbar?" Nikolaus wollte Martin keinen Vorwurf machen, spürte aber, dass seine Wortwahl genau das tat.

    Dementsprechend reagierte Martin auch wütend: "Bis gestern warst auch du dir sicher, Gottes Willen zu kennen! Was ist geschehen, dass heute nicht mehr wahr ist, was gestern noch galt? Was hat dir der Antichrist eingeflüstert ... hat er dir Gold und Geschmeide versprochen ... was?"

    "Niemand hat mir etwas eigeflüstert! Ich habe nur in der vergangenen Nacht all der Toten gedacht, die ich auf dem Gewissen habe. Sie sind tot, weil ich vielleicht Gottes Willen nicht richtig gedeutet habe. Verstehst du das, Martin? ICH habe sie getötet. Weil ich geglaubt habe, Gottes Willen zu kennen ..."

    Martin sah Nikolaus prüfend an. Dann fragte er: "Glaubst du, es ist falsch, Jerusalem befreien zu wollen?" Nikolaus schüttelte den Kopf: "Natürlich nicht! Aber ..." "Kein Aber!", unterbrach ihn Martin, "Jerusalem braucht jede Hilfe, die es bekommen kann. Auch uns! Wahrscheinlich hast du recht, die Sarazenen sind stärker als wir. Aber wir sind viele und wir sind klein und wir sind flink. Wir stehlen ihnen die Vorräte und ihre Waffen und dann kommen die Ritter und erledigen den Rest. Ich weiß, dass wir nicht kämpfen können. Aber wir können etwas tun! Und deshalb braucht Gott uns in seiner Stadt!"


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    Im Jahre 1212, acht Jahre nach dem Vierten Kreuzzug, versammelten sich in der Nähe von Köln viele hunderte Menschen: arme Tagelöhner, Unfreie, die geflohen waren... und Kinder. Sie wollten auf Kreuzzug nach Jerusalem, sie wollten sich Gottes Segen für ihr Leben und das im Jenseits erkämpfen.

    Bis heute hat die Forschung keinen erkennbaren äußeren Anlass ausmachen können, weshalb es zu diesem Kreuzzug der "Armen und Kleinen" kam, aber einige Quellen sprechen von einem charismatischen Jugendlichen: Nikolaus von Köln.

    Niemand weiß, wie viele Menschen sich wirklich auf den Weg gemacht haben. Manche Quellen sprechen von wenigen Hundert, aber es gibt auch Angaben bis 30.ooo.

    Der Zug schaffte es offenbar tatsächlich bis Genua, allerdings gingen viele der Kreuzzügler auf dem langen Marsch bis dorthin elendiglich zu Grunde. Und als es in Genua nicht zu der versprochenen "Teilung des Meeres" kam, kehrten ein paar der Leute wieder um, zurück in ihre Heimat, in der sie mit Hohn und Spott empfangen wurden. Ein paar blieben auch in Italien, verdingten sich dort und suchten Lohn und Brot.

    Ein paar wenige Unerschütterliche jedoch fanden tatsächlich Kauffahrer, die, um "Gottes Lohn willen" die kleine übriggebliebene Schar an Bord ihrer Schiffe nahm.

    Zwei der sieben Schiffe kenterten in einem Sturm. Die anderen fünf legten tatsächlich nach langer Überfahrt an der Küste des Heiligen Landes an ...

    Die Kreuzfahrer haben Jerusalem nie erreicht. Sie wurden auf den Märkten an der Küste als Sklaven an die Sarazenen verkauft ...

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

    3 Mal editiert, zuletzt von Cory Thain (1. Juni 2020 um 14:37)

  • Heyho Cory Thain

    Das gefällt mir ausserordentlich. Sehr starker Text.:thumbup::thumbup::thumbup:

    Und hat mich total an einen Film erinnert:

    Crusade in Jeans

    Und was ich noch total faszinierend finde: Kein Fehler drin. Nicht mal ein fehlendes Komma. Dein Rechtschreibprogramm hätte ich gerne...:thumbsup: