Es gibt 323 Antworten in diesem Thema, welches 74.225 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Oktober 2018 um 10:36) ist von Tariq.

  • So, ich hab weitergelesen.
    Im Vergleich zum letzten Abschnitt finde ich den hier nicht so gut gelungen. Ich kann nicht genau sagen woran das liegt, hab extra zweimal gelesen und meine Meinung hat sich nicht geändert. Es sind einfach ein paar Sachen dabei, wo ich ein bisschen mit dem Kopf geschüttelt habe. :) Hab's in den Spoiler gepackt. Vieles ist aber reine Ansichtssache, also - kein Stress.

    Spoiler anzeigen

    Ich finde es auch echt schade, dass du uns Arija als Anführerin und "Frau, die die Moral im Lager hochhielt", also quasi als wichtige Person so vorstellst, nur um sie im ersten Kapitel schon zu verheizen. Ihr Opfer war völlig sinnlos. Da schüttle ich als Leser den Kopf über so viel Dummheit. Was hat sie denn geglaubt bewirken zu können mit ihrem
    "Verzweifelt breitete sie ihre Arme aus und stellte sich den Biestern schwer atmend entgegen, um sie aufzuhalten. »Lauft – ihr alle!! Verliert keine Zeit! Schnell!«, brüllte sie entschlos­sen." ?? Ich zumindest hab als Leser ja irgendwie eine Erwartung mit so einer Persönlichkeit verknüpft. Und dann so was ... Das war nicht heroisch oder selbstlos von ihr, das war ... dumm. Aber wie gesagt - aus meiner Sicht. DU bist der Autor. :thumbup:


    Es bleibt leider auch im Dunkeln, wer die Truppe nun tatsächlich während der Flucht systematisch dezimiert hat. Sind es die Kemai gewesen? Wieso haben sie dann immer nur Einzelne geschnappt? Sie steh'n doch eher auf Gebrüll und TamTam. Wenn sie es waren, sollte das irgendwie noch einmal deutlichgemacht werden. Wenn sie es aber NICHT waren - wer dann??


    Und wer ist Tharros???


    An der Stelle mal ein Kompliment für die tollen Namen!! Gefallen mir alle gut! :thumbsup:

    Hoffentlich hab ich dich jetzt nicht demotiviert mit meinem Gemecker. :/ Bin gespannt, ob Jiyuu überlebt. Tu mir den Gefallen und lass ihm wenigstens die Flucht gelingen, ohne dass er dabei draufgeht. :D
    LG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Huhu :)

    Und wer ist Tharros???


    Hoffentlich hab ich dich jetzt nicht demotiviert mit meinem Gemecker. :/

    Das wird noch erklärt ;)


    Oh, ganz im Gegenteil! Das ist super kosntruktive Kritik und sehr willkommen.
    Ich werd mich durch die einzelnen Punkte durcharbeiten :D

    Danke dir und LG
    kij


    --------------------

    Ich werde einstweilen den nächsten Teil hineinstellen :)


    Kapitel 1 - Teil 3

    Erst als die Sonne schon hoch über dem Horizont stand und die Wellen sich sanft an den Strand schmiegten, schlug May ihre grünen Augen auf und blickte in den Himmel. Zwischen ihren Fingern konnte sie feinen Sand fühlen. Völlig benom­men setzte sie sich auf und sah sich blinzelnd um.
    »Was ist passiert?«, gab sie mit schwacher Stimme verwirrt von sich. ›Wo bin ich?‹, dachte sie beunruhigt. Mühsam rappelte sie sich auf, schüttelte den Sand aus ihrem langen Haar und ließ ihren Blick über den Strand schweifen. »Hallo?! Hallo, ist hier jemand?!«, rief sie, bekam jedoch keine Antwort.
    Etwas kalt war ihr, denn unter ihrer Schwimmweste trug sie lediglich eine ärmellose gelbe Seidenbluse. Ihr mit Rüschen verzierter, langer weißer Rock war noch feucht und klebte bei jedem Schritt, den sie machte, an ihren Beinen fest.
    Entlang des Strandes waren außer Sand nur vereinzelt Trümmer der „Trust In Fate“ zu sehen, die anscheinend angespült worden waren. Es ging ein leichter Wind und bis auf das Rauschen des Meeres war nichts zu hören. Etwas weiter strandaufwärts wuchsen Palmen, Sträucher und kleinere Bäume aber von anderen Menschen oder Zivilisation gab es nicht die geringste Spur.
    May wurde von einem Gefühl der Panik gepackt, denn ihr kam in den Sinn, dass sie vielleicht auf einer unbewohnten Insel gestrandet sein könnte.
    Auf einmal lenkten Wrackteile der Jacht ihre Aufmerksamkeit auf sich. Unter diesen bewegte sich etwas.
    Langsam näherte sie sich den Trümmern und musterte diese vorsichtig. »Zachary?! Bist du das?«, fragte sie unsicher und schob ein Brett zur Seite, um nachzusehen, wer unter den Schiffsteilen lag. »Zack, meine Güte – warte, ich helf’ dir!«, rief sie hektisch, als sie Susans Bruder erkannt hatte. Sie räumte die glücklicherweise nicht allzu schweren Teile beiseite und reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen.
    Dieser rieb sich seine dunkelbraunen Augen und sah zunächst nur benommen zu ihr hoch. »Was – was ist passiert? Wo zum Teufel sind wir hier?«, fragte er, griff zögerlich nach ihrer Hand und stand auf. Er blickte in alle Richtungen, zuckte dann mit schmerzverzerrter Miene zusammen und hielt sich den Kopf.
    »Ich – ich weiß es nicht. Vielleicht auf einer Insel. Ich frage mich, wo all die anderen sind, die auf dem Schiff waren!«, meinte May aufgeregt.
    »Schrei doch nicht so! Ich hab’ so schon genug Kopfschmerzen.« Er hielt sich die Ohren zu, ließ die Arme aber gleich wieder schlapp nach unten fallen. Erneut schaute er sich um und reckte und streckte sich, um zu überprüfen, ob er irgendwo verletzt war.
    Zack war sechsund­zwanzig Jahre alt. Er hatte Susan auf diese Segeltour begleiten müssen, da ihre Mutter der Ansicht gewesen war, dass es ihm gut tun würde. Er sollte Verantwortung zeigen, indem er auf seine jüngere Schwester aufpasst, anstatt ständig mit seinen Freunden betrunken um die Häuser zu ziehen. Widerwillig hatte er sich also den jungen Damen angeschlossen, sich jedoch mit anderen Passagieren eine Kabine geteilt. Die ganze Zeit über hatte er sich lediglich gelangweilt, da er sich weder für Wale noch die Gesprächsthemen seiner Schwester und ihrer Freundinnen interessierte.
    »Bist du verletzt?«, fragte May.
    »Das vorhin – das war doch ein verdammt komischer Wetterumschwung. Würde mich nicht wundern, wenn der eine oder andere abgesoffen ist«, murmelte er vor sich hin, ohne auf sie einzugehen, und fuhr sich durch sein dichtes braunes Haar, welches an den Seiten kurz geschnitten war. »Fuck! Wo ist sie!?«, brach es plötzlich aus ihm heraus. Er ließ seinen Blick über den Sandstrand schweifen und wandte sich anschließend verzweifelt an May. »Ach du Scheiße! Ich hoffe, es geht Susan gut, sonst kann ich mir von unserer Alten wieder was anhören! Die bringt mich um …« Langsam begann er zu realisieren, was passiert war. Er fasste in die Hosentasche seiner weiten grauen Jeans, die ebenfalls noch feucht war. »Sag, hast du dein Handy dabei?«, fragte er.
    May schüttelte den Kopf. »Das hab’ ich in der Kabine gelassen. Aber abgesehen davon, wäre das jetzt bestimmt kaputt.«
    »Verdammt – und meines hab’ ich wahrscheinlich im Meer verloren. Sonst hätten wir es vielleicht trocknen können, sofern die Schaltkreise nicht hinüber gewesen wären …«, meinte er nachdenklich. »Wir sollten uns mal umsehen. Die anderen sind bestimmt auch hier irgendwo gestrandet«, schlug er vor und packte entschlossen ihre Hand.
    Auf einmal vernahmen die beiden ein Geräusch aus dem Gestrüpp, das im oberen Bereich des Strandes wucherte. Sie drehten sich um und starrten erwartungsvoll auf die sich bewegenden Pflanzen.

    Plötzlich sprang ein Wesen heraus, das in gewisser Weise einem Wildschwein ähnelte, aber keiner der beiden je zuvor gesehen hatte. Auf seinem ganzen Körper befanden sich kleine flache Hörner, die aus seinem giftgrünen Fell herausragten und es hatte rote Augen, mit denen es die beiden fixierte. Wild schnaubte es vor sich hin. Es sah irgendwie ausgehungert und alles andere als freundlich aus.
    »Scheiße – sieh dir das an!«, rief Zack und rieb sich die Augen.
    Das Tier reagierte auf seine Bemerkung mit einem lauten Schrei und stürmte auf sie zu.
    May und Zack zögerten nicht lange und rannten, so schnell sie konnten, los.
    »Was ist das denn für ein Ding?«, fragte Zack außer Atem, während er bemüht war, nicht langsamer zu werden.
    »Woher soll ich das wissen?! Schau – dort! Lass uns dort `raufklettern!« May zeigte auf einen Palmenhain, nicht weit von ihnen entfernt.
    Sowie sie diesen erreicht hatten, steuerten sie auf eine große, schräg gewachsene Palme zu.
    Zack kletterte mit großer Anstrengung hinauf, streckte May seine Hand entgegen und schaffte es noch im letzten Moment, sie zu sich nach oben zu ziehen, bevor das seltsame Wesen sie erreicht hatte.
    Das grüne Tier blieb unten zurück und kreiste schnaubend um den Stamm.
    May und Zack schwitzten und rangen nach Luft. Auf eine derartige Hetzjagd waren sie nicht vorbereitet gewesen.
    »Das nenn’ ich Karma. Das ist wohl die Rache für den Räucherspeck, den wir vorgestern zum Abendessen hatten«, scherzte Zack und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Zack, willst du nicht hinunterklettern und das Vieh vertreiben?«, fragte May und sah ihn mit einem gehässigen Grinsen im Gesicht an.
    »Ganz sicher nicht!«, entgegnete er fast schon empört.
    »Meinst du, dieses Ding ist gefährlich?«, fragte sie, während sie es beobachtete.
    »Keine Ahnung – ich weiß ja nicht mal, was das sein soll! Ich hab’ zwar in Naturkunde immer gerne geschlafen, aber das da hätte ich mir gemerkt!«, rief er wild gestikulierend, wobei er fast das Gleichgewicht verlor.
    »Fall bloß nicht runter!«, meinte May und packte ihn an seiner Schwimmweste.
    »Ha! Ich hab’ eine Idee!«, rief er enthusiastisch. »Schnell – zieh’ dich aus!«
    May starrte ihn perplex an.
    »Deine Schwimmweste – ich meine die Weste! Gib sie mir!«, forderte Zack und zog seine entschlossen aus. Auf seinem dunkelroten T-Shirt, das er darunter trug, standen in gelber Schrift die Worte „I don’t care“.
    May sah ihm verwundert zu, tat dann aber, was er von ihr verlangte.
    Zack warf nun mit beiden Schwimmwesten nach dem Tier, welches jedoch völlig unbeeindruckt blieb.
    »Toller Plan, du Held!«, meinte sie ironisch. »Und was machen wir jetzt? Mit unseren nassen Schuhen werfen?«
    »Woher soll ich das wissen?«, entgegnete er gereizt.
    Das Wesen ließ die zwei nicht aus den Augen und bäumte sich immer wieder auf. Eine ganze Weile war vergangen, doch das Tier machte immer noch keinerlei Anstalten aufzugeben.
    »Mann, mir tut mein Arsch weh. Palmenstämme sind echt unbequem. Ich will hier runter, verdammt nochmal! Wird dieses Vieh denn nie müde?«, jammerte Zack und spuckte hinunter, dem Wesen genau auf den Rüssel, woraufhin eine riesige gelbe Zunge aus dem Maul schnellte und seinen Speichel ableckte.
    May verzog angewidert das Gesicht. »Hast du das gesehen?!«

    Plötzlich fiel ein Schuss, der das Tier erschreckte und es daraufhin endlich die Flucht ergriff.
    Zack und May blickten sich um und bemerkten, dass sich ihnen ein merkwürdig gekleideter Mann mit einem Gewehr langsam näherte.
    Dieser hatte langes blondes Haar, das in der Sonne hell schimmerte.
    »Habt keine Angst«, sprach er mit ruhiger Stimme und lächelte ihnen zu. »Sorgt euch nicht, ich habe den Viridis-Porcus vertrieben. Ihr könnt jetzt wieder herabsteigen«, meinte er freundlich.
    Die beiden warfen sich gegenseitig verwunderte Blicke zu und musterten ihn.
    Sein Gesicht erschien makellos und jung. Er trug eine weinrote Lederrüstung, in die Gold und Silber eingearbeitet war und einen dunkelbraunen Umhang.
    Zack half May vorsichtig von der Palme zu klettern.
    »Viridis-Porcus? Meinen Sie das grüne Tier von vorhin?«, fragte May neugierig.
    Der junge Mann nickte und hängte sich den Gurt seines Gewehrs über die Schulter. Er blickte May wie gebannt an, als sie sich ihr Haar aus dem Gesicht strich. »Mein Name ist Aquila«, sprach er mit mildem Ton und fixierte Mays Augen mit den seinen. Diese waren hellbraun und mit gelben Pigmenten versehen, was ihnen einen goldfarbenen Glanz verlieh. »Und wie lauten eure Namen?«, fragte er und sah erwartungsvoll zu Zack hinauf, der immer noch auf dem schrägen Stamm der Palme hockte.
    »Ähm – ich bin Zachary.«, antwortete dieser zögerlich, während er nun auch herunterkletterte. Unten angekommen streckte er sich. »Und das ist May«, stellte er die Freundin seiner Schwester vor.
    »May …« Aquila nahm ihre Hand, die er sanft küsste und blickte dann wieder in ihre grünen Augen. »Ein wirklich wunderschöner Name«, schmeichelte er ihr.
    »Ähm – danke«, entgegnete sie etwas verdutzt.
    »Ihr seid nicht von hier, habe ich recht? Woher stammt ihr, wenn ihr mir die Frage gestattet?«, fragte der Mann sehr höflich und blickte sich um, ob außer den beiden noch jemand in ihrer Nähe war.
    »Wir kommen aus Jacksonville, Florida. Unser Schiff, mit dem wir in San Diego ausgelaufen sind, ist gekentert und wir sind anscheinend hier gestrandet. Wir waren auf so einem blöden Expeditionstrip, um bescheuerte Wale zu suchen und das haben wir jetzt davon«, erklärte Zack missmutig.
    »Diese Orte sind mir bedauerlicherweise nicht bekannt. Ist dieses Flohrida denn weit entfernt?«, wollte der Mann wissen.
    »Sie kennen Florida nicht? Das liegt in den U.S.A.«, erklärte May etwas verwundert.
    »Verzeiht mir mein Unwissen. Leider ist auch der Begriff U-S-A mir fremd«, bedauerte Aquila und verneigte sich beschämt vor ihnen.
    Zack und May blickten sich fassungslos an.
    Die Tatsache, dass dieser Mann weder von Florida noch von den Vereinigten Staaten von Amerika etwas gehört hatte, beunruhigte May sehr, was sie sich jedoch nicht anmerken lassen wollte. »Jedenfalls müssen wir unbedingt die anderen Schiffs­passagiere finden«, meinte sie besorgt.
    Der seltsame Mann blickte sich erneut um und holte dann etwas, das wie eine Schriftrolle aussah, aus einem an seinem Gürtel befestigten Beutel. Dabei handelte es sich um eine Karte. Er zeigte sie ihnen und deutete auf einen Punkt, wo etwas eingezeichnet war, das auf den ersten Blick einem Turm aus einem Schachspiel ähnelte. »Dürfte ich euch vielleicht anbieten, mich in meine Stadt zu begleiten? Sie liegt gleich hinter dieser Anhöhe, nicht allzu weit von hier«, offerierte er und deutete auf eine Hügellandschaft nördlich von ihnen. »Sie ist sehr groß und prachtvoll. Es ist die von hier aus nächstgelegene Stadt und ich bin überzeugt, dass sich eure Freunde dorthin begeben würden, sofern sie hier in der Nähe gestrandet sind. Womöglich sind sie bereits dort«, meinte der Mann.
    May wandte sich skeptisch an Zack: »Meinst du, wir sollen ihn begleiten?«
    »Hm, warum nicht? Viel schlimmer kann es jetzt doch eh nicht mehr kommen«, entgegnete dieser. »Vielleicht sind die anderen ja wirklich dort. Wenn sie schon vor uns zu sich gekommen sind und uns nicht gesehen haben, kann das durchaus sein …«, überlegte er. »Wie heißt denn diese Stadt überhaupt?«, fragte er Aquila.
    »Meine Stadt wird Memoria genannt«, sprach dieser stolz und lächelte.
    »Memoria? In welchem Land befinden wir uns denn?«, fragte May wissbegierig, da sie von einer Stadt mit diesem Namen noch nie zuvor gehört hatte.
    »Ihr seid hier auf Ignotus. Die Insel ist aufgrund ihrer überschaubaren Größe nicht sehr bekannt, befürchte ich«, erklärte Aquila und deutete ihnen schließlich, dass sie ihm folgen sollten.
    Irgendwie waren die beiden erleichtert, dass diese Insel nicht unbewohnt war und dass ihnen jemand Hilfe anbot. Doch sie waren auch verunsichert und wunderten sich, dass dieser Fremde noch nie etwas von den U.S.A. gehört hatte und zudem so merkwürdig gekleidet war. Nachdem sie aber vorerst keinen besseren Plan hatten, machten sie sich auf den Weg und folgten ihm.

    Sowie sie einen der Hügel, die Aquila zuvor angesprochen hatte, erklommen hatten, konnten sie die Stadt tatsächlich schon erblicken. Sie wirkte in der Tat sehr prachtvoll, befand sich in einem großen Tal inmitten einer Hügel­landschaft und quer hindurch schlängelte sich ein Fluss. Aus dem Zentrum der Stadt ragte ein großes Schloss empor, dessen Mauern in der Sonne glitzerten.
    Aquila blickte stolz hinab. »Das ist meine Heimat – Memoria, die Stadt der Goldadler«, sprach er und strich sich sein langes Haar, welches von einer leichten Windböe erfasst worden war, zur Seite und lächelte ihnen zu.
    »Kommt, folgt mir!«

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    Kapitel 1 (Teil 4)

  • Okay, weil ich einmal hier bin, gleich noch ein Kommi zum aktuellen Teil. ^^

    Spoiler anzeigen

    Schöner Teil! Ich mag Zack und seine flapsige Art. May kann ich noch nicht richtig einordnen. Bislang macht sie aber einen durchaus vernünftigen Eindruck. :D
    So gehoben, wie Aquila sich ausdrückt, könnte er wohl sogar der Herrscher von Memoria sein. Schließlich sagt er ja "meine Stadt".
    :hmm: Bin gespannt, wo du uns hinführst. ^^

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Tariq, ich mag deine Art der Kritik - man sieht sofort, wo noch was getan werden muss :)



    Der Kulturschock schlechthin, nachdem wir im vorigen Kapitel von Sklaven gelesen haben, die von mit Speeren und Keulen bewaffneten wilden Kreaturen durch den Wald gehetzt wurden.

    Spätestens jetzt ist das Englischsprechen aber fragwürdig in meinen Augen.

    So gehoben, wie Aquila sich ausdrückt, könnte er wohl sogar der Herrscher von Memoria sein. Schließlich sagt er ja "meine Stadt".

    Hahaha, Kulturschock trifft es total :D


    Daran hab ich ja noch gar nicht gedacht :dash:
    Ist wohl am besten, wenn ich das in den Dialog einbaue... den Erzähler das erklären lassen wäre vielleicht etwas komisch ^^


    Gut beobachtet :D

    LG kij

  • @kijkou
    Wieso habe ich das Gefühl, dass dieser Aquila Gefallen an May finden wird... xD

    Ich schließe mich Tari an, ich kann May auch noch nicht so recht einordnen, was den Charakter angeht.

    Aber Aquila finde ich durchaus auch interessant- er ist bestimmt ein König. Auch von der eleganten Rüstung her.
    Und sein Name kam mir irgendwie bekannt vor- bis ich gemerkt hab, dass ich den mit der fast gleichnamigen Pferdeshow des Münchner Showpalastes verwechselt hab xD (hihi) Aber Aquila kann man schonmal mit Equila verwechseln :D

    So. Und jetzt wieder ernst ^^

    1. kleinere Bäume(,) aber von
    2. Irgendwie finde ich das "denn ihr kam in den Sinn" hier störend. Es nimmt irgendwie die Dramatik und die Panik aus dem Satz. (finde ich, is meine persönliche Meinung jetzt; wenn du findest, das stimmt nicht, dann vergiss diesen Kritikpunkt ^^ )
    Vielleicht sowas wie " als sie realisierte, dass sie vielleicht auf einer unbewohnten Insel gestrandet sein könnte"?
    3. aufpasst(e)


    Die folgenden Punkte sind keine Kritikpunkte, sondern einfach was, was mir aufgefallen ist, was ich cool fand:

    4. Das ist jetzt kein Kritikpunkt- aber ich fand diese Einstellung so cool xD Erst is es ihm völlig wurscht und dann wups, wo is meine Schwester :D Fast, als hätte jemand geschnipst und er wär wach geworden.
    5. Dat is ja mal n komisches Viech ^^ Kann mir richtig vorstellen, wie das nachts so grün durch die Dunkelheit leuchtet (wenn es denn nachtaktiv sein sollte) xD Jedenfalls hätt ich mich da auch schnell auf ne Palme verkrümelt. Mit Wildschweinen is ja allgemein schon nicht zu spaßen und ich glaub nicht, dass dieser Verwandte der Art freundlicher gesinnt ist, eher im Gegenteil.

    6. Da musste ich einfach lachen :D Ich weiß nicht warum, aber das hat mich erheitert.

    Chaos sagt, Halvars dunkle Seite sei harmlos gegen mich...

    As I´m an Amazone, I need a :jennagorn:

    ~~~ 100 words a day keep the doctor away. ~~~


  • Gleich auch mal den nächsten Teil gelesen. :) den Kritikpunkten von @Tariq schließe ich mich an, momentan habe ich dem nichts zuzufügen :D


    Ich bin gespannt, wohin das Ganze noch geht... Zu jetzigen Stand haben wir ja allerhand Personen aus denen interessante Charaktere werden können, vorausgesetzt du tötest sie nicht gleich alle wieder ;)

    Mir gefällt die Konstellation Zack und May bisher ganz gut, könnte noch für einige Lacher sorgen. Bisher ist Aquila derjenige, der mir nicht ganz koscher vorkommt. Liegt vielleicht nur an seiner Art :D mal sehen... :whistling:

    Spoiler anzeigen
    Zitat von kijkou

    Zack warf nun mit beiden Schwimmwesten nach dem Tier, welches jedoch völlig unbeeindruckt blieb.
    »Toller Plan, du Held!«, meinte sie ironisch. »Und was machen wir jetzt? Mit unseren nassen Schuhen werfen?«
    »Woher soll ich das wissen?«, entgegnete er gereizt.

    Das fand ich ein bisschen witzig... Was hat er denn erwartet? Das er das Vieh, was die beiden gerade eben noch völlig wild geworden angegriffen und verfolgt hat, mit zwei lächerlichen Schwimmwesten vertreiben kann?? :D aber es passt momentan zu dem Bild was ich zu Zack im Kopf habe ;)

    LG

  • Danke für eure Kommis ...

    Wieso habe ich das Gefühl, dass dieser Aquila Gefallen an May finden wird... xD

    Aber Aquila finde ich durchaus auch interessant- er ist bestimmt ein König. Auch von der eleganten Rüstung her.
    Und sein Name kam mir irgendwie bekannt vor- bis ich gemerkt hab, dass ich den mit der fast gleichnamigen Pferdeshow des Münchner Showpalastes verwechselt hab xD (hihi) Aber Aquila kann man schonmal mit Equila verwechseln :D

    Das ist jetzt kein Kritikpunkt- aber ich fand diese Einstellung so cool xD Erst is es ihm völlig wurscht und dann wups, wo is meine Schwester :D Fast, als hätte jemand geschnipst und er wär wach geworden.
    Dat is ja mal n komisches Viech ^^ Kann mir richtig vorstellen, wie das nachts so grün durch die Dunkelheit leuchtet (wenn es denn nachtaktiv sein sollte) xD Jedenfalls hätt ich mich da auch schnell auf ne Palme verkrümelt. Mit Wildschweinen is ja allgemein schon nicht zu spaßen und ich glaub nicht, dass dieser Verwandte der Art freundlicher gesinnt ist, eher im Gegenteil.

    Da musste ich einfach lachen :D Ich weiß nicht warum, aber das hat mich erheitert.

    Hm.... gute Frage :hmm: Nein, das ist schon so gewollt :D

    Jup, ist sehr ähnlich ^^

    Vielleicht hat er zu viel Wasser geschluckt XD

    The Green Pig XD (Vielleicht hab ich mich da ein wenig vom Herr der Fliegen inspirieren lassen ^^ Schweine auf ner Insel - nur halt bisschen grün...)

    :D gut, zu wissen


    Ich bin gespannt, wohin das Ganze noch geht... Zu jetzigen Stand haben wir ja allerhand Personen aus denen interessante Charaktere werden können, vorausgesetzt du tötest sie nicht gleich alle wieder ;)

    Mir gefällt die Konstellation Zack und May bisher ganz gut, könnte noch für einige Lacher sorgen. Bisher ist Aquila derjenige, der mir nicht ganz koscher vorkommt. Liegt vielleicht nur an seiner Art :D mal sehen... :whistling:

    Ich hoffe es ^^ Anfangs war es recht schleppend, aber mittlerweile erzählen sie meine Geschichte - ich muss ihnen nur die Problematik geben, und sie mit Aufgaben füttern :D

    Ich bemühe mich, auch ein bisschen Spaß miteinfließen zu lassen...
    Aquilas Art... die ist mir bis heute noch ein Rätsel :D Ist manchmal nicht so einfach, seine Beweggründe logisch darzustellen ^^ Vielleicht könntest du das weiterverfolgen :ninja:


    Danke euch, ihr Lieben :)

    Ich werd mich jetzt ins Bettchen verziehen - ist gleich Mitternacht :D
    Ich lass euch aber noch Teil 4 hier, wenn ihr wollt und morgen bessere ich dann alles aus ^^


    Das ist jetzt etwas kürzer, dafür wird der nächste Teil vermutlich wieder länger (^^;


    Kapitel 1 - Teil 4


    Hoch oben am strahlend blauen Himmel zogen ein paar Wolken vorüber. Das leise Rauschen des Windes hatte etwas Beruhigendes an sichund die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht brachten Jiyuu schließlich dazu, seine großen, mandelförmigen, fast schwarzen Augen langsam zu öffnen.
    ›Was ist passiert …?‹, fragte er sich in Gedanken. Alles war verschwommen und sein Kopf schmerzte. Er schloss seine Augen wieder. Das helle Tageslicht war er nicht gewohnt. Angestrengt hob er seinen Arm, fasste sich an die Stirn und ließ seine Finger durch sein zerzaustes dichtes schwarzes Haar gleiten. Plötzlich kamen ihm vage Erinnerungen an den Aufprall nach dem Sturz.
    Der harte Boden unter ihm schien jedoch verschwunden zu sein. Er fühlte sich so leicht, als ob er schweben würde.
    »Bin – bin ich tot …?«, murmelte er schwach.
    »Oh, beinahe, aber noch nicht ganz«, ertönte eine ihm unbekannte Stimme.
    Jiyuu schlug erschrocken die Augen auf. Er bemerkte nun, dass er sich in einem Raum befand und in einem Bett lag.
    Unklar nahm er die Gestalt eines Mannes war, der auf ihn zukam. »Ich hab’ dich heute Morgen draußen gefunden«, meinte er, blieb neben dem Bett stehen und musterte Jiyuu. »Du hast ziemlich erledigt ausgesehen – halbtot, würde ich behaupten. Na ja, soll ja auch nicht gerade das Gesündeste sein, aus dieser Höhe herunterzuspringen«, meinte er kopfschüttelnd.
    »Ich – ich bin nicht …«
    »Interessiert mich nicht, warum du da `runtergehüpft bist, oder was mit dir passiert ist«, unterbrach i
    hn der Alte forsch.
    Jiyuu kniff die Augen zusammen und öffnete sie blinzelnd wieder.
    Der Mann schien, seiner Stimmer nach zu urteilen, älter zu sein. Er beugte sich über das Bett, schloss das Fensters, durch welches die Sonne Jiyuu direkt ins Gesicht schien und zog die Vorhänge zu.
    Da bemerkte dieser sein bereits schneeweißes Haar und seinen vollen grauen Bart.
    »Du kannst von Glück reden, dass die Baumkronen deinen Sturz gebremst haben«, meinte der Alte ernst. »Nein, ehrlich – der heilige Goldadler muss ein Auge auf dich haben! Wenn du nur etwas weiter oben aufgespießt worden wärst, hättest du jetzt ein schönes Loch in deiner Lunge.« Der Mann schüttelte fassungslos den Kopf. »Auch, dass ich noch etwas Murmur-Elixier hier gehabt habe – ohne das hätte ich dich auch nicht mehr hinbekommen. Davon kannst du mir übrigens neues besorgen, wenn du wieder auf den Beinen bist!«
    »Wie …?«
    »Sieh einfach zu, dass deine Wunden heilen und du wieder von hier verschwinden kannst!«, ließ er Jiyuu nicht zu Wort kommen. »Ich will hier nicht noch ein Maul stopfen müssen. Ach ja, genau – iss jetzt den Frarabrei, den ich dir hingestellt habe!«, wies er ihn griesgrämig an.
    Dieser blickte auf den Tisch direkt neben dem Bett und wollte noch etwas sagen, doch der Alte hatte das Zimmer bereits verlassen.
    Seine Gedanken ordnend atmete Jiyuu tief durch und versuchte sich aufzusetzen, sackte jedoch sofort wieder zusammen. Die Wunde in seiner rechten unteren Brusthälfte, wo ihn der Kemai-Speer durchbohrt hatte, schmerzte bei jeder noch so kleinen Bewegung. Er fragte sich, wie der alte Mann es wohl geschafft hatte, den Speer zu entfernen und die Wunde so zu versorgen, dass er nicht sofort verblutet war. Durch sein Gewand hindurch konnte er den festen Verband spüren.
    Nachdem Jiyuu es nach etlichen Anläufen geschafft hatte, sich etwas aufzurichten, sah er sich noch einmal genauer im Raum um. Mittlerweile war sein Blick wieder halbwegs klar und die Kopfschmerzen ließen etwas nach.
    Das Zimmer war sehr klein und spärlich eingerichtet. Außer dem Bett und dem Tisch befand sich noch ein großer Schrank in der Ecke neben der Tür. Als er nach oben blickte, bemerkte er Köpfe verschiedenster Tiere, welche die Wand zierten, und er fühlte sich mit einem Mal beobachtet.
    ›Was ist das? Wo bin ich hier nur gelandet?‹, fragte er sich.
    Auch Jagdmesser und ein altes Gewehr hingen dekorativ im Raum.
    ›Ist der Alte ein Jäger? Muss wohl so sein – er hat sich schließlich im Wald herumgetrieben…‹ Jiyuu betrachtete skeptisch die Tierköpfe. ›Hat er die alle erlegt?‹
    Sein Blick wanderte wieder zurück auf den kleinen Tisch, wo sich abgesehen von dem Brei noch eine Vase mit verwelkten Blumen, ein kleiner Handspiegel und ein Bilderrahmen befanden. Der Rahmen umfasste ein Portrait einer jungen Frau, die ein kleines Mädchen in ihren Armen hielt.
    Jiyuu hob die Schale mit dem Brei vorsichtig hoch und aß ein paar Löffel, während er das das Portrait der beiden betrachtete. Obwohl es sich nur um ein einfaches Gericht handelte, war es die wohl­schmeckendste Mahlzeit, die er seit langer Zeit zu sich genommen hatte. Er stellte den Brei zurück auf den Tisch, nahm den Spiegel und blickte hinein.
    Links an seiner Stirn war er ebenfalls verwundet, was er nun deutlich sehen konnte. Es war eine nicht allzu schlimme Platzwunde, die er sich vermutlich während des Sturzes zugezogen hatte. Verwundert darüber, dass diese gar nicht mehr zu bluten schien, betrachtete er noch kurz sein Spiegelbild, griff dann wieder nach der Schale und aß in Gedanken versunken weiter.


    alte Version

    Hoch oben am strahlend blauen Himmel zogen ein paar Wolken vorüber. Das leise Rauschen des Windes hatte etwas Beruhigendes an sich und die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht brachten Jiyuu schließlich dazu, seine großen, mandelförmigen, fast schwarzen Augen langsam zu öffnen.
    ›Was ist passiert…?‹, fragte er sich in Gedanken. Alles war verschwommen und sein Kopf schmerzte. Angestrengt hob er seinen Arm, fasste sich an die Stirn und ließ seine Finger durch sein zerzaustes dichtes schwarzes Haar gleiten. Er schloss seine Augen wieder und erinnerte sich vage an den Aufprall nach dem Sturz.
    Der harte Boden unter ihm schien verschwunden zu sein. Er fühlte sich so leicht, als ob er schweben würde.
    »Bin – bin ich tot…?«, murmelte er schwach.
    »Oh, beinahe, aber noch nicht ganz«, ertönte eine ihm unbekannte Stimme.
    Ein alter Mann kam in den Raum und Jiyuu bemerkte nun, dass er in einem Bett lag.
    Das kleine Zimmer, in dem es stand, war gemütlich eingerichtet. Die Wand zierten Köpfe verschiedenster Tiere. Vermutlich handelte es sich dabei um Trophäen des alten Mannes, denn es war die Hütte eines Jägers.
    Dieser hatte bereits schneeweißes Haar und einen vollen grauen Bart. Er schien zwar sehr alt, aber noch recht kräftig und körperlich fit zu sein. »Ich hab’ dich draußen gefunden«, meinte er, blieb neben dem Bett stehen und musterte Jiyuu. »Du hast ziemlich erledigt ausgesehen – halbtot, würde ich behaupten. Na ja, soll ja auch nicht gerade das Gesündeste sein, aus dieser Höhe herunterzuspringen«, meinte er kopfschüttelnd.
    »Ich – ich bin nicht…«
    »Interessiert mich nicht, warum du da `runtergehüpft bist, oder was mit dir passiert ist«, unterbrach ihn der Alte forsch. »Du kannst von Glück reden, dass die Baumkronen deinen Sturz gebremst haben. Nein, ehrlich – der heilige Goldadler muss ein Auge auf dich haben! Wenn du nur etwas weiter oben aufgespießt worden wärst, hättest du jetzt ein schönes Loch in deiner Lunge.« Der Mann schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Wie…?«
    »Sieh einfach nur zu, dass deine Wunden heilen und du wieder von hier verschwinden kannst!«, ließ er Jiyuu nicht zu Wort kommen. »Ich will hier nicht noch ein Maul stopfen müssen. Ja, genau – iss jetzt den Frarabrei, den ich dir hingestellt habe!«, wies er ihn griesgrämig an.
    Dieser blickte auf den Tisch direkt neben dem Bett und wollte noch etwas sagen, doch der Alte hatte das Zimmer bereits verlassen. Jiyuu atmete tief durch und versuchte sich aufzusetzen, sackte jedoch sofort wieder zusammen. Die Wunde in seiner rechten unteren Brusthälfte, wo ihn der Kemai-Speer durchbohrt hatte, schmerzte bei jeder noch so kleinen Bewegung.
    Der alte Jäger hatte den Speer entfernt, die Wunde versorgt und verbunden.
    Nachdem Jiyuu es geschafft hatte, sich etwas aufzurichten, sah er sich noch einmal genauer im Raum um. Mittlerweile war sein Blick wieder halbwegs klar und die Kopfschmerzen ließen etwas nach.
    Auf dem kleinen Tisch befanden sich außer dem Brei noch eine Vase mit verwelkten Blumen, ein kleiner Handspiegel und ein Bilderrahmen. Der Rahmen umfasste ein Portrait einer jungen Frau, die ein kleines Mädchen in ihren Armen hielt.
    Jiyuu hob die Schale mit dem Brei vorsichtig hoch und aß ein paar Löffel, während er das das Portrait der beiden betrachtete. Obwohl es sich nur um ein einfaches Gericht handelte, war es die wohl­schmeckendste Mahlzeit, die er seit langer Zeit zu sich genommen hatte. Er stellte den Brei zurück auf den Tisch, nahm den Spiegel und blickte hinein.
    Links an seiner Stirn war er ebenfalls verwundet, was er nun deutlich sehen konnte. Es war eine nicht allzu schlimme Platzwunde, die er sich vermutlich während des Sturzes zugezogen hatte. Kurz noch betrachtete er sein Spiegelbild, griff dann wieder nach der Schale und aß in Gedanken versunken weiter.


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    Kapitel 1 (Teil5)

    • Offizieller Beitrag

    Wow... Also Prolog und erstes Kapitel übermitteln ja mal ein ganz anderes Feeling. Aber ich denke mal das soll so sein.

    Bei den Protas hab ich noch ein par problemchen sie ausseinander zu halten. Aber ich denke das gibt sich wenn außer dem Aussehen auch persönlihkeit dazu kommt. Werd ich also in ein paar Kapiteln drin haben denke ich.
    Der Sturm ist gut beschrieben wie ich finde und auch das Chaos an Deck war... nun ja chaotisch.

    Werde auf jeden Fall mal weiter lesen. Errinert mich ein bisschen an Lost und das hatte mich damals am Anfang direkt gehooked. Und Inselfeeling scheint hier ja dann wahrscheinlich auch bald am Start zu sein.

  • Hi @Etiam :)

    Ich hab den Prolog schon so oft zerstückelt und umgeändert. Einmal war er zu lang, dann waren zu viel Wiederholungen drin, oder zu viele Erklärungen... Ich kann mich an die aktuelle Version teilweise gar nicht mehr erinnern (^^;

    Ja, die Protas entwickeln dann im Laufe der Geschichte ihre (manchmal eigenwilligen) Charakterzüge...

    Oh, Lost... Soll ich sie auch mit Fischkeksen füttern? :D


    Danke für dein Feedback :)

    LG Kij

  • So, @kijkou,

    deinen Like hast du gestern schon bekommen, heute ein paar Worte zu deinem letzten Abschnitt.

    Spoiler anzeigen

    Mir sind da ein paar Dinge aufgefallen, die ich als Logiklücken ansehe.

    Auf einmal spürte er einen stechenden, drückenden Schmerz im Rücken. Er konnte nicht mehr richtig atmen. Als er wieder nach unten blickte, bemerkte er, dass ihn ein Holzspeer der Kemai von hinten durchbohrt hatte und vorne unterhalb seiner Brust herausragte.
    ›Nein – nein, ich darf jetzt nicht…‹ Ein Gefühl der Ausweglosigkeit befiel ihn. Langsam wurde ihm schwindelig und wiederholt schwarz vor Augen. Es gestaltete sich zusehends schwieriger für ihn, sich auf den Beinen zu halten. Schließlich bekam er kaum noch Luft und begann zu taumeln.

    Wenn du nur etwas weiter oben aufgespießt worden wärst, hättest du jetzt ein schönes Loch in deiner Lunge.«

    Jiyuu atmete tief durch und versuchte sich aufzusetzen, sackte jedoch sofort wieder zusammen. Die Wunde in seiner rechten unteren Brusthälfte, wo ihn der Kemai-Speer durchbohrt hatte, schmerzte bei jeder noch so kleinen Bewegung.
    Der alte Jäger hatte den Speer entfernt, die Wunde versorgt und verbunden.
    Nachdem Jiyuu es geschafft hatte, sich etwas aufzurichten,

    Also es tut mir leid, aber sobald ich Worte wie "Blut", "Wunde" oder "Verletzung" lese, geht meine innere Krankenschwester in Hab-acht-Stellung und liest besonders aufmerksam mit. :D
    Und hier hat sie protestiert. Ich weiß nicht, ob du mit jemandem darüber gesprochen hast, was die Verletzung bei Jiyuu für Folgen haben könnte. Aber dass er sie mit den zur Verfügung stehenden Mitteln für Wundversorgung überlebt, ist nicht ganz realistisch. Beim Rausziehen des Speers würde er innerlich verbluten, da hilft auch kein Verband.
    Realistisch wäre, wenn der Speer die Schulter durchstoßen hätte. Da kann er auch vorn rausschauen, ohne die Lunge zu verletzen. Aber das wäre keine lebensbedrohliche Verletzung. Deine Version hingegen schon. :(
    Dann wäre auch realistischer, dass Jiyuu es schafft, sich ohne Hilfe aufzusetzen und sitzenzubleiben. mit der von dir geschilderten Verletzung auch eher ein Unding. Vielleicht schaust du nochmal drüber. Und vielleicht könntest du noch irgendwo einfügen, wieviel Zeit zwischen dem Absturz und dem Aufwachen vergangen ist?
    So, nächster Punkt:

    Hoch oben am strahlend blauen Himmel zogen ein paar Wolken vorüber. Das leise Rauschen des Windes hatte etwas Beruhigendes an sich und die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht brachten Jiyuu schließlich dazu, seine großen, mandelförmigen, fast schwarzen Augen langsam zu öffnen.

    Ein alter Mann kam in den Raum und Jiyuu bemerkte nun, dass er in einem Bett lag.

    Als ich den Anfang gelesen habe, dachte ich, Jiyuu erwacht im Freien. Du vermittelst den Eindruck mit dem Text.
    Und dann kommt plötzlich jemand "in den Raum", und da erst bemerkt er, dass er im Bett liegt. Hat die Hütte kein Dach? Hat sie ein Fenster, durch das die Sonne auf sein Gesicht scheint? Ich versteh's nicht ganz, :hmm:
    Weiter:

    Alles war verschwommen und sein Kopf schmerzte. Angestrengt hob er seinen Arm, fasste sich an die Stirn und ließ seine Finger durch sein zerzaustes dichtes schwarzes Haar gleiten

    Links an seiner Stirn war er ebenfalls verwundet, was er nun deutlich sehen konnte. Es war eine nicht allzu schlimme Platzwunde, die er sich vermutlich während des Sturzes zugezogen hatte.

    Das erste Zitat ist gleich vom Anfang. Das zweite ist fast am Schluss deines Abschnittes. Merkt er nicht gleich, als er sich an die Stirn fasst, dass da eine Platzwunde ist? Gibt's einen Verband? Oder klebrige, blutverschmierte Finger? Oh, und falls du dich doch für Speer in der Schulter entscheiden solltest, kann er nicht den Arm auf der verletzten Seite nehmen, um sich an die Stirn zu fassen.
    Dann weiter:

    Alles war verschwommen und sein Kopf schmerzte.

    Ist verständlich nach Kopf-Aua.

    Das kleine Zimmer, in dem es stand, war gemütlich eingerichtet. Die Wand zierten Köpfe verschiedenster Tiere. Vermutlich handelte es sich dabei um Trophäen des alten Mannes, denn es war die Hütte eines Jägers.
    Dieser hatte bereits schneeweißes Haar und einen vollen grauen Bart. Er schien zwar sehr alt, aber noch recht kräftig und körperlich fit zu sein.

    Aber hier kann er plötzlich alles ganz genau erkennen ... :hmm:

    Nachdem Jiyuu es geschafft hatte, sich etwas aufzurichten, sah er sich noch einmal genauer im Raum um. Mittlerweile war sein Blick wieder halbwegs klar

    ... obwohl sein Blick erst beim Aufrichten wieder halbwegs klar ist.
    Vielleicht kannst du irgendwie reinbasteln, dass er sich erstmal bemüht etwas zu erkennen. Das Zimmer kannst du auch beschreiben, wenn er beim Essen seine Blick umherwandern lässt. Und den Alten? Weiß nicht, vielleicht wenn er das nächste Mal in die Hütte kommt?

    Oweh, hass mich nicht nach dem vielen Gemecker. Tut mir leid ... Es ist wirklich sehr schön geschrieben. Aber du kannst dir hier mehr Zeit nehmen für die Beschreibungen. Jiyuu fühlt sich echt Sch... nach dem Sturz. Er hat mit Sicherheit eine Gehirnerschütterung. Dazu passt Übelkeit, Schwindel ... Auch eine Gedächtnislücke wäre möglich. :hmm:

    Aber wie immer am Schluss - es ist deine Geschichte und du bist der Autor. Sind alles nur Vorschläge von mir, und ich prüfe auch nie nach, was davon übernommen wird. Versprochen ^^
    LG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Ha, fast vergessen, dir ein Feedback zu geben X/

    Also eigentlich finde ich den Part ganz gut....
    Aber ich schließe mich hier wieder @Tariq an.
    Du kannst dir bei solchen Sachen generell viel Zeit nehmen. Eine verletzte und erschöpfte Person reagiert und nimmt Dinge ganz anders wahr als ein komplett gesunder Mensch.

    Kleine Anmerkungen meinerseits packe ich in den Spoiler :)

    Spoiler anzeigen
    Zitat von kijkou

    Das kleine Zimmer, in dem es stand, war gemütlich eingerichtet. Die Wand zierten Köpfe verschiedenster Tiere. Vermutlich handelte es sich dabei um Trophäen des alten Mannes, denn es war die Hütte eines Jägers.

    Das war ein Teil der mich extrem gestört hat :(
    1. Wie Tariq schon angemerkt hat, hast du vorher den Eindruck erweckt, dass er im Freien aufwacht. Daher war ich ziemlich überrascht, dass es doch ein Zimmer ist.
    2. Ist ein Zimmer wirklich gemütlich, wenn überall Köpfe/Schädel von irgendwelchen Tieren hängen? Ist wahrscheinlich auch Ansichtssache, aber ich wollte es anmerken.
    Gerade, wenn man kurz vor dem Tod war, ist es bestimmt nicht der erste Gedanke, ein Zimmer für gemütlich zu befinden, wenn überall tote Tiere hängen :huh:
    3. Woher weiß er so genau, dass die Hütte einem Jäger gehört? Kennt er solche Hütten? (er war doch Sklave? Da haben sie bestimmt anders gelebt...) oder bestimmt er das aufgrund der Tierköpfen? Das finde ich persönlich zu oberflächlich :(

    Und mich verwirrt die Tatsache, dass er aufgrund seiner Verletzung, sich so schnell wieder erholen kann, dass er wieder reden kann, wieder alles so genau wahrnimmt... Obwohl es ihm doch hundeelend gehen müsste... Verweis auf @Tariq Anmerkungen zu den Verletzungen. Erstaunlich, dass er das überhaupt überlebt hat. Aber ich war ja froh, dass du nicht alle umgebracht hast :whistling:

    Entschuldige, wenn das zu hart war oder so. Wenn du das zukünftig nicht mehr so möchtest, dann weise mich bitte darauf hin :D

    Es sind auch alles nur Vorschläge und nicht verpflichtend, denn du bist der Autor :D

    LG ^^


  • Ich danke euch beiden, ich gebe Bescheid, wenn ich es überarbeitet habe. Würdet ihr dann noch einmal drüberlesen?

    LG kij

    @Tariq
    @LadyK

    Habe die bearbeitete Version aktualisiert ^^

    LG kij

  • Gefällt mir viel besser, @kijkou,

    hab nix mehr zu meckern. Es wirkt insgesamt ruhiger, nicht mehr so ... na ja, gehetzt. ^^ Hast dir mehr Zeit genommen für Beschreibungen, und dass Jiyuu noch Probleme mit der Orientierung hat, kommt jetzt auch besser rüber. Und die Verletzung - ich denke, wir werden schon sehen, was du draus machst. :D
    Also, kann weitergehen von mir aus. :thumbup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • @Tariq Juhu, das freut mich ^^


    Gut, dann wollen wir mal.... Das wird jetzt etwas länger, befürchte ich - ist aber blöd aufzuteilen...


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    Kapitel 1 - Teil 5

    Als May und Zack mit Aquila vor den gewaltigen Stadttoren angekommen waren, blickten sie erstaunt nach oben. Die weißen Stadtmauern ragten mindestens fünfzehn Meter in die Höhe und konnten vermutlich jeden Angreifer zurückhalten und die aus robustem Holz gefertigten Tore standen weit offen und luden ein, die prunkvolle Stadt zu betreten.
    Aquila deutete den beiden, dass sie weitergehen sollten, woraufhin sie ehrfürchtig durch den großen Torbogen schritten. Sobald sie die Stadt betreten hatten, ließen die Menschen sofort alles stehen und liegen und verneigten sich respektvoll.
    May und Zack warfen sich verwunderte Blicke zu, bis plötzlich ein kleiner Mann, etwa einen Meter groß, eilig herbeigelaufen kam.
    »Eure Majestät, ule! Eure Herrlichkeit, ule!«, rief der Zwerg mit einer schrillen hohen Stimme. »Ihr habt es schon wieder getan, ule! Ihr habt mir doch versichert, ule, dass Ihr Euch nur noch mit Geleitschutz aus der Stadt begebt, ule! Alleine ist es viel zu gefährlich, ule! Was, wenn Euch etwas zustößt, ule!? Nicht, dass ich an Euren Fähigkeiten, Euch selbst zu verteidigen, zweifeln würde, ule. War Euer Spaziergang wenigstens erholsam, ule?«, fragte er aufgewühlt und blieb vor ihnen stehen. Der kleine Mann war fast kahlköpfig, was er unter einer mittelalterlichen roten Mütze, an der eine schwarze Feder befestigt war, zu verstecken versuchte. Durch seine kleinen grün funkelnden Augen, wirkte sein Blick ein wenig verschlagen. Seine Nase war lang und spitz und er hatte einen breiten Mund mit schmalen Lippen. Er trug blaue festliche Kleidung und einen braunen Umhang und sowie seine Gesamterscheinung als auch die Art und Weise, wie er sprach, wirkte auf die beiden sehr ungewohnt.
    Nachdem er seine Aufregung in den Griff bekommen und einmal tief durchgeatmet hatte, verneigte er sich vor Aquila und starrte Zack und May abwechselnd an. »Oh, wie ich sehe, habt Ihr Gäste mitgebracht, ule!«, stellte er fest.
    Aquila nickte. »In der Tat. Ihre Namen lauten May und Zachary. Die beiden hat es auf der Flucht vor einem Viridis-Porcus auf eine Palme verschlagen«, erklärte er lächelnd.
    Der Zwerg kicherte. »Da habt ihr aber Glück gehabt, dass sich Seine Hoheit in der Nähe aufgehalten hat, ule! Mit diesen Viechern ist nicht zu spaßen, ule! Seine Majestät ist ein meisterhafter Schütze, ule!«, schwärmte er.
    »Majestät!?«, staunten die zwei fassungslos und starrten Aquila überrascht an.
    »Ja, natürlich, ule! Seine Majestät, König Lux Heram Aquila IX von Memoria, ule! Das sieht man Seiner Majestät doch an, dass in seinen Adern königliches Blut fließt, ule!«, rief der kleine Wicht fast schon empört.
    »Aber wir konnten doch nicht wissen …«, wollte sich May vor dem kleinen Mann rechtfertigen, doch sie hielt inne, als der König seine Hände sanft auf ihre Schultern legte.
    »Nehmt Jarule nicht ernst! Er meint es nicht so«, sprach Aquila ruhig. »Seht! Dies hier ist Memoria – unsere Stadt – meine Heimat. Bitte seid uns herzlich willkommen!«
    May ging ein paar Schritte und blickte sich um.
    Zack starrte Aquila immer noch sprachlos an, denn damit hatte weder er noch May nun wirklich nicht gerechnet.

    Memoria sah nicht wie eine gewöhnliche Stadt aus, sondern wirkte sehr altertümlich. Ein Großteil der Häuser waren aus asymmetrischen Steinziegeln erbaut worden und selten höher als zwei Etagen. Die Straßen und Gassen waren bis auf die Hauptstraße recht schmal gehalten und auch die Kleidung der Stadtbewohner schien, als ob sie aus einem anderen Jahrhundert stammen würde. Es kam ihnen beinahe so vor, als wären sie auf einem Mittelalterfest gelandet.
    »Ihr müsst sehr erschöpft sein«, bemerkte Aquila und holte ein kleines Glöckchen hervor. Er ließ es zweimal erklingen und kurze Zeit später fuhr eine Kutsche, die von zwei riesigen goldbraunen Adlern gezogen wurde, die Hauptstraße herunter und hielt direkt vor ihnen an.
    Wieder kamen Zack und May nicht aus dem Staunen heraus.
    Das Gefährt erinnerte ein wenig an eine Postkutsche, nur dass die Radachsen viel breiter und stabiler waren. Mit Gold und Edelsteinen war sie verziert und funkelte im Sonnenlicht.
    »Wahnsinn! Die sind ja riesig, die Vögel!«, staunte Zack. »Aber warum spannt ihr keine Pferde vor die Kutsche? Die sind doch bestimmt schneller«, fragte er den König.
    »Nun, hier in der Stadt mag das vielleicht so sein, doch außerhalb der Stadt­mauern, wo es diesen majestätischen Tieren möglich ist, ihre Schwingen auszubreiten, erreichen sie eine unglaubliche Geschwindigkeit. Nicht grundlos ist die Kutsche so stabil konstruiert worden. Zahlreiche Radachsen früherer Entwürfe gingen zu Bruch, da die Kutsche enormer Belastung standhalten muss, wenn sie von diesen herrlichen Geschöpfen über unebenes Land gezogen wird«, entgegnete Aquila und deutete auf das Zuggeschirr der Tiere.
    Die Adler waren mit einer speziellen Vorrichtung vorgespannt, welche sich verlängern ließ und es den Tieren ermöglichte, die Kutsche auf freiem Gelände auch im Flug zu ziehen.
    »Keine Scheu! Steigt doch ein!«, forderte er die beiden auf, worauf sich die Tür der Kutsche ganz von selbst öffnete, was May und Zack schwer zu beeindrucken schien.
    »Wir begeben uns nun auf mein Schloss. Dort könnt ihr zunächst einmal rasten und danach weiteres planen.« Aquila reichte May seine Hand und wollte ihr beim Einsteigen behilflich sein.
    Schüchtern griff sie nach dieser und stieg in die Kutsche. »Wow, da drinnen ist ja so viel Platz, wie in einer Limousine! Zack, sieh dir das an!«, rief sie begeistert.
    Die Sitzbänke waren gepolstert und in den Ecken lagen Kissen, die mit rotem Samt bezogen waren.
    Zack folgte ihr, setzte sich neben sie und machte es sich bequem.
    »Warum habt Ihr uns denn nicht gesagt, dass Ihr hier König seid?«, fragte May, nachdem Aquila gegenüber Platz genommen hatte.
    »Ich habe dies nicht als bedeutsam empfunden, bitte verzeiht. Ja, ich bin König hier in diesem Reich schon seit langer Zeit. Nachdem mein Vater gestorben war, habe ich schweren Herzens seinen Platz eingenommen«, erklärte er. »Nun denn …« Er schnippte mit seinen Fingern und die großen Adler setzten sich in Bewegung.

    Die Kutsche fuhr in mäßigem Tempo die Hauptstraße hinauf. Die Bewohner der Stadt warfen ihnen neugierige Blicke zu, was May und Zack jedoch etwas unangenehm war. Weiter nördlich im Zentrum der Stadt folgten sie einem schmalen Weg, der auf der Südseite der felsigen Anhöhe, auf der sich das königliche Schloss befand, in Schlangen­linien nach oben verlief. Von hier war die Aussicht auf die Stadt atemberaubend.
    »Seht! Wir werden in Kürze das Schloss erreichen!«, unterrichtete sie Aquila und deutete zum Fenster hinaus.
    Die Mauern des prächtigen Monuments bestanden aus weißem Marmor und waren überall mit goldenen Bildnissen versehen, die durch die Luft segelnde Adler darstellten. Es sah aus wie ein weißer Himmel voller glänzender Vögel, die ihre Schwingen machtvoll ausbreiteten.
    Die Kutsche hielt direkt vor den Toren des Schlossgartens, der künstlerisch und sehr gepflegt angelegt war.
    Aquila erhob sich und stieg aus. »Darf ich bitten?« Er streckte seinen Arm an Zack vorbei und blickte May erwartungsvoll an.
    Zögerlich griff diese nach seiner Hand und ließ sich hinaus helfen.
    Nachdem auch Zack aus der Kutsche geklettert war, deutete Aquila den beiden, dass sie ihm folgen sollten.
    Durch den Vorhof näherten sie sich ehrfürchtig dem Eingang. Das Haupttor, dessen Marmor-Torbogen zwei gewaltige Adlerschwingen darstellte, stand bereits weit offen und zwei Palastwachen verneigten sich, als sie hindurch schritten. Auch im Inneren des Schlosses war alles mit prächtigen Skulpturen, Gemälden und anderen Kunstwerken geschmückt, was verdeutlichte, dass man diese majestätischen Vögel hierzulande zu verehren schien.
    Sprachlos bestaunten May und Zack die Eingangshalle.
    »Bitte, folgt mir!« Aquila führte sie zunächst durch die Empfangshalle und einen Korridor entlang, an dessen Ende sich eine unscheinbare Treppe befand, vor der ein Soldat postiert war. Diese führte steil nach unten.
    »Bitte, hier entlang. Ich möchte euch zunächst die königliche Waffenkammer zeigen«, erklärte er und schritt langsam die Treppe hinab.
    »Die Waffenkammer?«, fragte Zack verwundert.
    Aquila hielt an. »Natürlich. Es ist gefährlich, sich ohne Waffen aus der Stadt zu wagen. Da es meine Zeit gerade zulässt, würde ich euch gerne persönlich beraten und diese Aufgabe ungern einem drittklassigen Ritter überlassen«, erklärte er und ging weiter.
    Trotz ihrer Verwunderung folgten sie ihm, um nicht unhöflich zu erscheinen und gelangten schließlich in die Waffenkammer, die über ein großes Repertoire an Kampfgeräten verfügte. Die Räumlichkeiten erinnerten an ein unterirdisches Gewölbe, wie man es oft unter Kirchen oder anderen alten Bauwerken vorfindet. Überall an den Wänden hingen Waffen, die eher altertümlich wirkten. Es gab unter anderem Schwerter, Lanzen, Äxte, Bögen, Speere und Schusswaffen, die noch mit Schießpulver funktionierten.
    »Das ist ja beinahe wie in einem Museum hier«, staunte May und sah sich fasziniert um.
    »Bitte, sucht euch eine Waffe aus, die euch zusagt«, sprach der König freundlich.
    »Aber – wir können doch nicht einfach …« May sah Aquila überrascht an.
    »Ihr solltet nicht schutzlos unterwegs sein. Solltet ihr die sicheren Stadtmauern verlassen, um beispielsweise nach euren Gefährten zu suchen, ist es unum­gänglich. Es lauern sehr viele Gefahren hier auf Ignotus. Erinnert euch an den Viridis-Porcus. Es liegt mir zwar fern, euch zu raten, die Stadt zu verlassen, aber ihr solltet dennoch vorbereitet sein und euch schützen können. Wählt also weise«, erklärte der König lächelnd.
    »Ich – ich habe aber nicht die geringste Ahnung, wie man auch nur eine dieser Waffen benutzt …«, murmelte May vor sich hin und musterte den Raum.
    Zack sah sich ebenfalls um. »Die Waffen hier sind ja total veraltet«, stellte er fest, wie er eine der Schusswaffen musterte.
    »Aber nicht doch – ich kann Euch versichern, dass es sich hier um die modernsten Waffen handelt, die ihr auf ganz Ignotus finden könnt«, erklärte Aquila.
    »Dann liegt diese Insel hier vermutlich wirklich am Arsch der Welt oder wir sind wie in diesem einen verrückten Film durch ein Zeitloch gespült worden …«, murmelte Zack vor sich hin und blieb dann vor einer Wand mit begeisterter Miene stehen. Ein zweischneidiges Schwert hatte es ihm plötzlich angetan. Dieses hatte einen vergoldeten Griff und eine leicht gewellte Schneide. Zack warf dem König einen bittenden Blick zu.
    »Seid Ihr geübt im Schwertkampf, Zachary?«, fragte dieser ihn.
    »Ähm – eigentlich ist in unserem Land der Gebrauch von Waffen im Alltag eher unüblich, also hatte ich noch nicht wirklich die Gelegenheit, zu üben …«, antwortete Zack. »Aber ich wollte es immer schon einmal ausprobieren!«, meinte er enthusiastisch mit einem breiten Grinsen.
    »Wenn das so ist, dann solltet Ihr baldigst den Umgang erlernen, um Euch im Notfall verteidigen zu können. Ich werde bei nächster Gelegenheit mit dem Ausbilder der königlichen Garde sprechen. Er kann Euch sicher einiges lehren«, offerierte Aquila. »Nur zu! Ihr könnt es haben.«
    »Haben Sie vielen Dank, Sir – ähm, Eure Majestät!«, entgegnete Zack respektvoll und nahm das Schwert behutsam von seiner Halterung.
    »Bitte, Ihr seid mir nicht zu Dank verpflichtet. Es ist mir eine große Freude, euch beiden behilflich zu sein«, sagte Aquila schmunzelnd. »Schließlich seid ihr hier in einem euch fremden Land gestrandet – da versteht es sich doch von selbst, euch Unterstützung anzubieten.«
    Zack musterte sein neues Schwert fasziniert und versuchte dann, es herum­zuwirbeln, doch es glitt ihm aus der Hand und fiel mit einem lauten Klirren auf den Boden. »Verzeihung«, flüsterte er beschämt.
    Aquila seufzte und reichte ihm eine dazu passende Scheide mitsamt Halterung, woraufhin Zack sich nochmals bedankte und das Schwert ordnungsgemäß anlegte.
    May sah sich immer noch um, doch sie wusste absolut nichts mit den Waffen anzufangen.
    Aquila näherte sich ihr, legte seine Hände sanft auf ihre Schultern und führte sie zu einer Wand, an der allerhand Schusswaffen hingen. »Ein so zierliches Geschöpf, wie Ihr es seid, sollte sich auf den Fernkampf spezialisieren. Was haltet Ihr von diesem Bogen, junge Maid?«, fragte der König und nahm einen wunder­schön geformten kleinen Bogen von der Wand. »Sein Griff ist aus reinem Silber gefertigt und dennoch ist er unglaublich leicht – wie für die sensiblen Hände einer jungen Frau gemacht. Bespannt ist er mit elastischem Murmurhaar und Ihr werdet den Umgang schnell erlernen, denn seine Handhabung ist nicht sehr kompliziert«, erklärte er und reichte ihr den Bogen.
    May nahm ihn in ihre zarten Hände. »Der ist ja wirklich ganz leicht!«, staunte sie.
    »Dieser Bogen passt ausgezeichnet zu Euch«, meinte Aquila zufrieden, drehte sich um und holte etwas. »Hier – den werdet Ihr auch benötigen.« Er gab ihr einen Köcher aus rotbraunem Leder. »Pfeile könnt Ihr später günstig auf dem Markt erstehen – der Vorrat ist anscheinend aufgebraucht, da sich erst kürzlich einige Soldaten auf eine Mission begeben haben«, fügte er erklärend hinzu.
    »Vielen Dank!« May verneigte sich ehrfürchtig vor ihm.
    »Ihr solltet ehestmöglich den Umgang mit diesen Waffen erlernen. Sowie ihr einer Situation ausgesetzt seid, in der ihr sie benötigt, ist es vielleicht schon zu spät. Nun kommt, ich geleite euch in eure Gemächer. Dort könnt ihr euch etwas ausruhen«, wies er sie freundlich an.

    Immer wieder fassungslose Blicke austauschend folgten die beiden dem König die Treppe wieder nach oben, durch den Korridor in die Empfangs­halle, in der sich drei weiteren Treppen befanden. Eine von diesen führte hinauf in den westlichen Teil des Schlosses.
    Aquila geleitete sie über zwei Stockwerke nach oben, weiter durch einen gold­verzierten Torbogen und einen Gang entlang, wo sich am Ende einige Zimmer befanden.
    »Wünschen meine werten Gäste getrennte Räumlichkeiten?«, fragte er interessiert. Zack zögerte und wartete Mays Reaktion ab.
    »Ich denke, wir können uns ein Zimmer teilen«, sagte diese mit einem über­triebenen Lächeln. Auf keinen Fall wollte sie jetzt alleine sein und konnte es kaum erwarten, mit Zack unter vier Augen über diese seltsame Stadt zu sprechen.
    »Ich verstehe.« Aquila öffnete eine der Türen, hinter der ein wunderschön eingerichtetes Schlafgemach lag.
    Zwei große Himmelbetten standen an der Längsseite des Raumes und ein großer Tisch befand sich zentral in der Mitte. Alles war mit Gold und Silber verziert und die Betten waren mit roter Seide bezogen. Angrenzend an diesen Raum befand sich ein Badezimmer mit einer prunkvollen Wanne aus Marmor, die mit reinem Gold veredelt war. Vom großen Fenster aus hatte man eine herrliche Aussicht und man konnte den gesamten südlichen Teil der Stadt überblicken.
    »Ich hoffe, es entspricht euren Erwartungen«, sprach Aquila.
    »Es – es ist unglaublich!«, entgegnete May. »Ist es wirklich in Ordnung, wenn wir hier …«, wollte sie ihn fragen, bevor er ihr ins Wort fiel.
    »Ihr seid mir herzlichst willkommen!« Er beobachtete Zack, welcher gerade eines der Betten musterte, wandte sich dann aber wieder May zu. »Nun gut. Solltet ihr irgendetwas benötigen, habt bitte keine Scheu und lasst es mich wissen.« Mit diesen Worten verließ der König von Memoria die Gästegemächer, schloss die Tür hinter sich und zog sich zurück.
    Zack ließ sich auf eines der Betten fallen. An der Decke des Himmelbetts befanden sich abstrakte Malereien die er skeptisch musterte. Als er nicht schlau aus diesen wurde, seufzte er. »Sag mal, May …« Er räusperte sich. »Was hältst du davon, wenn wir’s jetzt gleich hier in einem dieser Betten treiben würden?«
    May schaute ihn verstört an. »Aber sonst geht’s dir noch gut, oder?«
    »Okay!«, lachte Zack. »Ich wollte nur sichergehen, dass ich nicht träume.« Er seufzte. »Du musst zugeben, das alles hier wirkt ziemlich …«
    »Merkwürdig? Fantastisch? Unglaublich?«, fiel May ihm ins Wort.
    »Krank – oder irre hätte ich gesagt, aber ja …« Er lachte abermals, verstummte dann aber und wurde ernst. »Verdammt, wo zum Teufel sind wir hier?!« Er sprang auf und ging zum Fenster, wo er nach unten über die Stadt blickte.
    »Denkst du, den anderen geht es gut? Ich meine, sie werden doch nicht …« May verstummte mitten im Satz. Sie klang sehr niedergeschlagen und besorgt.
    »Keine Ahnung. Nein, auf keinen Fall! Es muss ihnen einfach gut gehen! Wenn ich Susan nicht bald finde, drehe ich noch durch! Meine Alten – die bringen mich um – ja, ganz bestimmt. Falls Susan irgendwas passiert ist, bin wieder ich schuld. Ohne sie brauche ich gar nicht erst nach Hause kommen.« Er ließ verzweifelt den Kopf hängen. »Verdammt, wenn ich nicht so fertig wäre, würd’ ich jetzt sofort wieder an den Strand gehen und ihn der Länge nach ansuchen! Was, wenn sie ertrunken ist? Vielleicht sind, abgesehen von uns, alle abgesoffen! Daran darf ich gar nicht denken. Ich muss jetzt erst mal abschalten – mich kurz aufs Ohr hauen. Vielleicht wach’ ich ja wieder in meinem eigenen Bett auf und dieser Horror-Ausflug war nur ein kranker Traum.« Zack legte sich wieder aufs Bett und streckte seine Arme zur Seite aus. »Sollte das alles hier – und das befürchte ich fast – kein verrückter Trip oder ähnliches sein, dann weck’ mich bitte in ein oder zwei Stunden auf, damit wir nach den anderen suchen können!«, jammerte er mit zugekniffenen Augen.
    »Ja, du hast recht. Ruhen wir uns ein wenig aus und suchen dann die Stadt nach ihnen ab«, entgegnete May betrübt. Sie machte sich ebenfalls große Sorgen um ihre Freundinnen und hatte Angst, dass ihnen etwas zugestoßen sein könnte, oder sie gar ertrunken waren. Aber noch viel beunruhigender fand sie die Tatsache, dass sie nicht wusste, wo sie gelandet waren. Sie hatte noch nie etwas von einer Insel namens Ignotus gehört. Dass der König die Vereinigten Staaten von Amerika nicht zu kennen schien, gab ihr auch zu denken.
    In welchem seltsamen Land waren sie hier gelandet und warum war hier alles so anders? Sie dachte noch eine ganze Weile lang nach, legte sich dann ebenfalls ins Bett und schlief vor Erschöpfung ein.


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    Kapitel 1 (Teil 6)

  • Deine überarbeite Version ist jetzt deutlich besser, alles prima :thumbsup:

    Jetzt zum neuen Teil: puh, war das ein Lese-Dauerlauf. Der war ja um einiges länger als der Rest :D

    Spoiler anzeigen
    Zitat von kijkou

    Er trug blaue festliche Kleidung und einen braunen Umhang und sowie seine Gesamterscheinung als auch die Art und Weise, wie er sprach, wirkte auf die beiden sehr ungewohnt

    Grün: ich würde den Satz hier eventuell teilen. So wie es jetzt ist, klingt es irgendwie komisch. Außerdem umgehst du damit die ganzen "und" (weil dreimal hintereinander)

    Rot: was hälts du von "festlich wirkende" Kleidung. Sie wissen ja noch nicht, ob dieser Stil festlich sein soll oder eher etwas für Adlige ist. ^^ gut, das du das mit Festagskleidern vergleichst, dann kann man sich vorstellen, dass es eher gehoben ist und nichts einfaches. Aber das sie gleich festlegen.. Jup, das ist festlich... Schon fraglich :whistling: (hoffe du verstehst das :D
    )

    Zitat von kijkou

    »Ihr müsst sehr erschöpft sein«, bemerkte Aquila und holte ein kleines Glöckchen hervor.

    Hätte man es nicht bei seinen Bewegungen vorher schon hören müssen? Und von wo holt er es? - Das stört mich aber eher weniger ;)

    Zitat von kijkou

    Immer wieder fassungslose Blicke austauschend

    Ich bin mir nicht sicher, ob hier fassungslos reinpasst. Wird das nicht eher im Zusammenhang mit einer bestürzten Reaktion auf etwas verwendet?
    Vielleicht eher überraschte oder erstaunt? Verwundert könnte auch noch hinhauen... Aber wie gesagt, bin mir da selbst nicht sicher :)

    Zitat von kijkou

    »Sag mal, May…« Er räusperte sich. »Was hältst du davon, wenn wir’s jetzt gleich hier in einem dieser Betten treiben würden?«
    May schaute ihn verstört an. »Aber sonst geht’s dir noch gut, oder?«

    Genau sowas hab ich irgendwie erwartet :D

    Zitat von kijkou

    »Denkst du, den anderen geht es gut? Ich meine, sie werden doch nicht…« May verstummte mitten im Satz. Sie klang sehr niedergeschlagen und besorgt.

    Hab mich schon gefragt, ob die beiden den Rest schon vergessen haben. Ich bin erleichtert, dass sie sich noch Sorgen machen :rolleyes:

    Mir ist Aquila ehrlich gesagt nicht geheuer, wer weiß, was der plant. Seine Freundlichkeit wirkt schon fast geheuchelt oder der ist tatsächlich so ekelhaft gut gelaunt... Naja, warum soll es nicht zur Abwechslung mal nette Herrscher geben :thumbsup:

    LG

  • Danke für das tolle Feedback :)

    LG kij

  • Kapitel 1 - Teil 6

    Langsam brach die Dämmerung herein. Jiyuu hatte fast den ganzen Tag geschlafen und konnte sich dadurch etwas erholen. Angestrengt richtete er sich auf. Er war noch sehr schwach und verzog schmerzerfüllt sein Gesicht, da ihm seine Verletzung zu schaffen machte. Dennoch wollte er nicht länger hierbleiben und Zeit verschwenden, also versuchte er, vorsichtig aufzustehen.
    ›Wo ist dieser Alte bloß?‹
    Schritt für Schritt bewegte er sich auf die Türe zu und öffnete diese. Mühsam schleppte er sich in den nächsten Raum, in dem sich eine Kochnische mit einem alten mit Feuerholz betriebenem Herd und einem Ofen befand. Die Töpfe und Pfannen waren teilweise schon rostig und abgenutzt und in einer kleinen Blechwanne stapelte sich schmutziges Geschirr. In der Mitte des Zimmers stand ein alter Holztisch mit drei Stühlen.
    Als Jiyuu bei diesem angekommen war, setzte er sich. Er war noch sehr unsicher auf den Beinen und ihm wurde wiederholt schwarz vor Augen. Schwer atmend mit den Ellenbogen aufgestützt, fing er sich nach kurzer Zeit wieder.
    ›Ich muss mich zusammenreißen. Ich muss weiter – muss den anderen irgendwie helfen.‹ Er blickte sich abermals um. Vom Tisch aus konnte er hinter geflochtenen Körben und anderem Gerümpel in einer Ecke des Raumes ein verstaubtes kleines Schaukelpferd entdecken. Er starrte es eine ganze Weile an und fragte sich, wem dieses wohl gehören mochte und ob der alte Jäger Kinder hatte. Bisher wirkte es jedoch so, als ob dieser alleine hier leben würde.
    Sich mit den Händen an der Stuhllehne festhaltend, stand er vorsichtig wieder auf und schwankte langsam zur Eingangstür. Die Scharniere, die mit Sicherheit noch nie geölt worden waren, quietschten, wie er die Türe öffnete.
    Draußen auf einer Holzbank saß der alte Mann. Er schien zwar sehr alt, aber noch recht kräftig und körperlich fit zu sein. Konzentriert schnitzte er an einem Stück Holz. Erstaunt blickte er hoch, nachdem er die Türe gehört hatte. »Na, schon auf den Beinen? Bist du dir sicher, dass du nicht noch ins Bett gehörst?«, fragte der Alte skeptisch.
    »Ja, ich will mich wieder auf den Weg machen«, meinte Jiyuu entschlossen sich noch an den Türstock stützend.
    »Heiliger Goldadler! Also, ich bin doch immer wieder über die Wirkung von Murmur-Elixir erstaunt!«, rief der Alte begeistert. »Dennoch – wenn ich du wäre, würde ich mich noch schonen. Hier ist es alles andere als ungefährlich. Denkst du, du schaffst es mit deiner Verletzung sicher durch den Wald? Das würde ich stark bezweifeln!«, sprach er belehrend.
    »Ich werd’s zumindest versuchen. Ich hab’ noch ein paar Rechnungen offen – die können nicht warten«, beharrte er auf seiner Entscheidung.
    »Ich will dich ja nicht zu deinem Glück zwingen, Junge, aber die Wahrschein­lichkeit, dass du die heutige Nacht da draußen überlebst, wenn du dich allein im Wald `rumtreibst, ist nicht sehr hoch«, versuchte er auf Jiyuu einzureden, doch dieser schüttelte den Kopf.
    »Das kann dir doch wohl egal sein, alter Mann!«, erwiderte er stur.
    »Hör’ mal – die Wirkung des Murmur-Elixiers ist zwar stark und hat deine Wunden verschließen können, kann aber mit der vollen Heilkraft dieser Tiere nicht mithalten. Besonders die, die durch den Speer verursacht worden ist – du solltest nicht riskieren, sie wieder aufzureißen. Eine Narbe wird dir mit Sicherheit bleiben.«
    Jiyuu rollte mit den Augen und wollte sich aufmachen.
    »Wenn du vor hast, irgendwelche Rechnungen zu begleichen, solltest du doch fit sein, oder nicht? Ich weiß ja nicht, was du planst, aber es klingt nicht gerade so, als wäre dir dein jetziger Zustand dabei behilflich«, versuchte er ihn weiter zu überzeugen.
    »Das ist mir klar, dennoch – ich darf keine Zeit verlieren«,entgegnete dieser sachlich.
    »Es ist dir klar – wie schön! Mach doch was du willst, aber ich gehe jede Wette ein, dass du spätestens nach zehn Minuten alleine im Wald den Schwanz einziehst und zurückkommst.« Der Mann grinste, wandte sich ab und konzentrierte sich wieder auf seine Schnitzerei.
    Jiyuu blickte ihn perplex an. »Hör mal, Alter – ich bin dir dankbar, dass du mich mitgenommen und nicht verrecken hast lassen, aber kümmere dich um deinen eigenen Kram«, meinte er daraufhin ernst. »Du – du hast ja keine Ahnung …«, hauchte er, hielt sich mit der linken Hand seine Wunde und sah sich um.
    Die Hütte des Jägers befand sich auf einer großen Waldlichtung und man konnte unmöglich abschätzen, wie lange es dauern würde, den Wald zu durchqueren.
    Jiyuu wusste auch nicht so recht, in welche Richtung er losgehen sollte, was aber nichts an seiner Entscheidung änderte. Schließlich stapfte er Richtung Norden, doch als er an zwei Bäumen vorbei wollte, zog sich eine Schlinge fest um eines seiner Beine und riss ihn kopfüber in die Luft.
    »Hab’ ich’s dir nicht gleich gesagt, Junge?!«, fragte der Jäger amüsiert und lachte lauthals.
    »Spar’ dir deine blöden Kommentare und hol mich hier runter – und zwar sofort!«, tobte Jiyuu, während er wehrlos in der Luft hing.
    »Du wolltest doch schon auf eigenen Beinen stehen, oder etwa nicht?« Der Alte konnte nicht mehr aufhören zu lachen. »Und jetzt hängst du hier verkehrt `rum von einem Baum. Ich wette, das hast du dir anders vorgestellt!«
    »Du verdammter … Das – das ist doch sicher eine von deinen Fallen, nicht wahr!? Lass mich gefälligst runter!«, schrie Jiyuu gereizt.
    »Wenn ich du wäre, würde ich nicht so laut sein. Raku ist nämlich etwas lärmempfindlich«, kicherte der Mann und deutete ihm, leise zu sein.
    »Was – wer ist Raku?«, fragte Jiyuu genervt und beruhigte sich etwas.
    Hinter ihm tauchte plötzlich ein großer Drachenbär auf und brüllte.
    Jiyuu erschrak und begann, wild um sich zu schlagen, als er diesen erblickte. Er vergaß dabei ganz auf seine Wunde, an welche er bei einer seiner heftigen Bewegungen sogleich mit einem stechenden Schmerz erinnert wurde.
    Der Bär, der eine schuppige braune Haut anstelle eines Fells hatte fixierte Jiyuu, der kopfüber hin und her pendelte und schmerzvoll die Zähne zusammenbiss.
    »Denkst du wirklich, du könntest in deinem Zustand alleine durch den Wald?«, fragte der Jäger ernst.
    »Lass mich endlich runter! Mach schon – beeil’ dich!«, schrie Jiyuu hektisch und in seiner Stimme lag ein flehender Unterton. »Du kannst mich gerne später belehren – das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt! D-DerDrachenbär!«
    Der Alte schien nicht im Geringsten nervös in Anwesenheit des riesigen Tiers.
    Dieses bäumte sich direkt vor Jiyuu auf und begann sein Gesicht abzulecken.
    »Mmpfff – gyahh – lass das! Verschwinde!« Jiyuu versuchte sich wegzudrehen, was aber nicht so einfach war. »Nimm dieses Vieh von mir weg!«, flehte er den Jäger an.
    Dieser erhob sich langsam mit übertriebener Bequemlichkeit von der Sitzbank. »Schrei doch nicht so! Du verletzt sonst noch ihre Gefühle – und dann wird sie dich vielleicht nicht mehr so freundlich behandeln«, meinte er, ging auf die Bärin zu, packte sie am Nacken und führte sie zu einem Futtertrog, der neben der Hütte stand.
    Danach wandte er sich wieder Jiyuu zu und näherte sich ihm. »Sie leistet mir abends immer etwas Gesellschaft. Und da sie ja jetzt hier ist, brauch ich dich nicht mehr. Wenn du also gehen willst, kannst du das gerne tun.« Er blickte ihn erwartungsvoll an. Nachdem er keine Antwort bekam, nahm er sein Schnitzmesser und durchtrennte das Seil, das Jiyuu fast zwei Meter hoch in der Luft hielt, wollte es noch greifen, doch es glitt ihm aus der Hand.
    Unsanft stürzte Jiyuu hinunter. »Verdammt – sag mal, spinnst du!?«, brüllte er den Mann an und warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Oh, das tut mir leid! Hast du dir was getan?«, fragte ihn der Jäger betreten.
    Dieser rappelte sich auf, doch verlor sofort wieder das Gleich­gewicht und kippte nach hinten zurück auf den Boden. Seine Wunde schmerzte höllisch und er atmete angestrengt tief durch. Etwas benommen blickte er sich um. »Ich, ähm… Viel-vielleicht sollte ich mich doch noch etwas ausruhen …«, meinte er dann kleinlaut.
    Der alte Mann schmunzelte. »Na, doch anders überlegt?«, fragte er, bekam jedoch anstelle einer Antwort wieder einen grimmigeren Blick zugeworfen. »Na komm schon«, sagte der Alte nun wieder ernst und streckte ihm seine Hand entgegen.
    Nach kurzem Zögern nahm Jiyuu diese und ließ sich aufhelfen. Er schwankte wieder zur Hütte hinüber, lehnte sich gegen den Türstock und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Na hör mal – als ob ich eine Wahl hätte! Ich mag zwar angeschlagen sein, aber irgendwer muss dich alten Greis doch vor dem Drachenbären beschützen – sonst frisst er dich noch zum Nachtisch.« Er verschränkte seine Arme und neigte zweifelnd seinen Kopf zur Seite. »Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass du besonders gut schmecken würdest.«
    »Ist das so? Du beschützt mich? Dann kann ich mich ja glücklich schätzen, dass ich dich Großmaul mit zu mir nach Hause geschleppt habe«, entgegnete der Alte sichtlich amüsiert.
    »Ja, das hast du. So, ich leg mich nochmal hin. Dank deiner tollen und überaus praktischen Falle brummt mir jetzt wieder der Schädel. Du kannst mich ja wecken, wenn der Bär versucht, dich aufzufressen«, entgegnete Jiyuu und wollte zurück in die Hütte.
    »Sag mal, wie heißt du eigentlich, Junge?«, fragte ihn der Mann.
    »Jiyuu.« Er drehte sich noch einmal zu diesem um. »Und du, Alter?«
    »Ich bin Filon.« Der Mann lächelte, setzte dann aber eine ernste Miene auf. »Jiyuu, darf ich dir eine persönliche Frage stellen?«
    Dieser sah ihn erwartungsvoll und etwas verwundert an und nickte.
    »Als ich den Speer entfernt und deine Wunde versorgt habe, da habe ich diesen Anhänger gesehen …«, meinte er etwas zurückhaltend. »Darf ich fragen, wo du den her hast?«
    »Ich wüsste nicht, was dich das angeht!«, fuhr ihn Jiyuu gereizt an. Er ballte seine Hände zu Fäusten und schüttelte dann seinen Kopf. »Den – den habe ich von – der ist von meiner Mutter«, antwortete er wieder ruhig. »Wieso interessiert dich das überhaupt?«, fragte er etwas misstrauisch.
    »Entschuldige bitte, ich wollte dir nicht zu nahe treten.« Filon drehte ihm den Rücken zu. »Ich hab’ hier noch zu tun. Fühl’ dich einstweilen wie daheim. Drinnen steht noch Essen herum, falls du etwas willst.« Er setzte sich wieder auf die Holzbank und schnitzte weiter.
    Jiyuu warf ihm noch einen verwunderten Blick zu, zuckte mit den Achseln und verschwand schließlich wortlos im Haus.
    »Hmm… ein Zufall …?«, murmelte der alte Mann vor sich hin. Nachdenklich kraulte er die Bärin hinter ihren Ohren, welche sich neben ihm niedergelassen hatte und friedlich brummte. »Ach, Raku!«, seufzte er und blickte in den Himmel hinauf.

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    Kapitel 1 (Teil 7)

  • Hallo, @kijou, ich hab's mal überflogen. Vielleicht kannst du es dir nochmal anschauen. Beim Einfügen ins Forum passiert es manchmal, dass Leerzeichen verloren gehen. Du kannst das vermeiden, indem du vor dem Einfügen links oben auf das kleine Viereck klickst (wird dann schwarz), dann deinen Text einfügst und alle Änderungen vornimmst und dann nochmal auf das Kästchen klickst. Wenn du danach nochmal die Entertaste benutzt, ensteht ein großer Absatz, also am besten alle Änderungen vor dem zweiten Klick auf das Kästchen. Einzig Änderungen in Farbe, Schriftgröße und Schriftart kannst du erst nach dem zweiten Klick durchführen.
    LG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hm, ich teile diesen neuen Post mal in zwei Hälften.

    Spoiler anzeigen


    Die erste geht bis zu dem Punkt, an dem die erste wörtliche Rede kommt. Er gefällt mir sehr gut, du hast dir Zeit genommen für die Beschreibungen. Auch Jiyuus Vorhaben kann man nachvollziehen.
    Aber als er die Hütte verlässt und beginnt, mit dem Alten zu reden, verliert Jiyuu etliche Sympathiepunkte bei mir. Er ist so unglaublich unhöflich, undankbar und uneinsichtig, dass ich ihn am liebsten mal richtig durchgeschüttelt hätte. Doch auch der Alte verhält sich komisch. Erst meint er, dass Jiyuu noch zu schwach ist um fortzugehen, dann sieht er zu, wie der Verletzte, den er mühsam hergeschleppt und versorgt hat, in diese Falle tappt und in die Luft gerissen wird. Erneutes Kopfschütteln bei mir. Tut mir leid, aber beide legen meiner Meinung nach ein echt seltsames Verhalten an den Tag. Lässt mich eher an bockige Kinder als an Erwachsene denken. :/
    Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel, aber das hat mich irgendwie den Post so gar nicht genießen lassen. Menno. Jiyuu war eigentlich bisher mein Lieblingscharakter.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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    Einmal editiert, zuletzt von Tariq (18. Mai 2018 um 05:56)