Es gibt 323 Antworten in diesem Thema, welches 74.224 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Oktober 2018 um 10:36) ist von Tariq.

  • Huhu! ^^


    Schöner Abschnitt, @kijkou, hab nix zu meckern, bin nur gespannt, wie es weitergeht.
    Und nun wissen wir auch etwas genauer, wie die Kemai aussehen. Die Steinfresser. :D

    Niedliche Kreaturen, mit denen man unbedingt mal picknicken sollte 8)


    Liebe Grüße, kij
    :)


    Kapitel 4 - Teil 2

    Im Schatten der Bäume angekommen, setzte sich Zack auf einen Baumstumpf und streckte mit einem lauten Seufzer seine Beine durch.
    Jiyuu sah sich zunächst aufmerksam um und hielt sich bereit, bei Gefahr sein Schwert sofort ziehen zu können.
    Das kleine Murmur hüpfte von Tempestas’ Schulter und flitzte mit einem vergnügten Glucksen auf die Bäume zu. Abrupt bremste es jedoch wieder ab und blickte zu ihm zurück. Es zwinkerte mehrmals mit seinen riesigen Augen, als würde es um Erlaubnis fragen wollen.
    Tempestas nickte zustimmend, woraufhin Curaris freudig auf und ab schwirrte und dann zwischen den Bäumen im hohen Gras nach Insekten zu suchen begann.
    »Wir sollten hier kurz rasten«, schlug er vor und setzte sich ebenfalls in den Schatten ins weiche Gras.
    »Tempestas, sag mal …«, wandte sich May erschöpft an ihn. »Du hast doch vorher eine Quelle erwähnt. Ist die noch weit von hier entfernt?«, fragte sie.
    »Ach ja, stimmt! Entschuldige bitte – ihr müsst sehr durstig sein. Die Quelle befindet sichnur ein kleines Stück von hier imWald. Wir kommen dann an ihr vorbei. Wenn ihr rasten wollt, sollten wir das aber hier tun, bevor wir den Wald betreten«, erklärte dieser ihr.
    »Kann ich schon vorgehen? Ich brauche wirklich dringen etwas zu trinken«,meinte sie bedrückt.
    »Hm, wir sollten lieber gemeinsam los. Ich halte es für keine gute Idee, wenn du alleine gehst, denn es …«
    »Ich geh’ mit!«, fiel Jiyuu Tempestas geradewegs ins Wort. »Ich – ich hab’ auch Durst. Ich begleite sie.« Er warf May einen flüchtigen Blick zu, wandte sich jedoch wieder ab, bevor sie etwas bemerkt hatte.
    »Wunderbar. Dann brauche ich mir ja keine Gedanken machen«, meinte Tempestas zuversichtlich. »Wenn ihr einfach nur ein Stück geradeaus weitergeht, müsstet ihr die Quelle gleich erreichen.« Er deutete ihnen die Richtung und lächelte. »Kommt aber gleich wieder zurück.«
    »Ja, ist gut.« Jiyuu zog sein Schwert, legte die Klinge mit der Breitseite auf seine rechte Schulter und machte sich auf den Weg. »Was ist nun? Kommst du?«, fragte er May auffordernd, nachdem diese immer noch an gleicher Stelle verharrte.
    »Ähm – ja«, entgegnete sie überrumpelt und folgte ihm.
    Nach nicht einmal zwei Minuten fanden sie die Quelle genau dort, wo Tempestas es ihnen beschrieben hatte. Sie sprudelte rege aus einem mit Moos bewachsenen Felsen und bildete einen kleinen Bach, der sich zwischen den Bäumen durch den Wald schlängelte.
    Die beiden hatten bisher kein einziges Wort gewechselt.
    May näherte sich dem Bach, hockte sich hin und tauchte ihre Hände in das klare Wasser. Es war angenehm kühl und erfrischend. Entspannt schloss sie ihre Augen und genoss das Gefühl, wie das Wasser durch ihre Finger strömte.
    Jiyuu stand ganz still da und beobachtete sie. ›Ich muss irgendetwas sagen. Das vorhin war dumm … Wieso kann ich mich auch nicht beherrschen? Wasdenkt sie wohl von mir?Was soll ich sagen?‹ Er überlegte. »Es – es tut mir leid!«, platzte es dann plötzlich aus ihm heraus.
    May blickte überrascht zu ihm herüber.
    »Das vorhin, meine ich«, fügte er kleinlaut hinzu. Die Situation war ihm merklich unangenehm und es fiel ihm schwer, den Blickkontakt zu ihr aufrecht zu erhalten. »Ich – ich wollte dich nicht so anschreien. Ich hab’ nur – es ist …«
    »Schon gut«, unterbrach May ihn. ›Also tut es ihm leid …‹, dachte sie und lächelte. »Ist schon vergessen«, meinte sie, ließ ihre Hände mit Wasser volllaufen und trank.
    Jiyuu war über ihre Freundlichkeit erstaunt, verbarg es aber geschickt. »Wenn du fertig bist, lass uns wieder zurück gehen«, meinte er sachlich.
    »Wolltest du nicht auch etwas trinken? Ich dachte, du hast Durst«, entgegnete sie, deutete auf den Bach und schmunzelte.
    »Ja – stimmt!«, sagte er nach kurzem Zögern und kratzte sich verlegen am Kopf. Er beugte sich schließlich nach unten und trank auch ein paar Schluck.
    May stand auf und sah sich einstweilen um. Sie streckte sich und atmete tief durch. Die gute Waldluft war herrlich. Im Schatten der Bäume war es weitaus kühler als auf der Ebene, wo sie ungeschützt der prallen Sonne ausgeliefert waren. Vogelgezwitscher und das Zirpen von Zikaden war zu hören und auch das Plätschern der Quelle erzeugte ein beruhigendes Geräusch.
    Auf einmal schrie May entsetzt auf.
    Jiyuu reagierte sofort, sprang auf und griff sich sein Schwert, das er zuvor auf den Boden gelegt hatte.
    Auf Mays Arm kroch ein riesiger raupen­ähnlicher Wurm nach oben.
    Das ekelerregende Tier, das beinahe so breit wie ihr Arm selbst war, näherte sich langsam ihrer Schulter. Es war dunkelgrün und in seinem Maul befanden sich im Kreis angeordnete Zähne. Auf dem Kopf hatte der Wurm fünf Augen, die May nun gierig ins Gesicht starrten.
    Diese streckte schockiert und angewidert zugleich ihren Arm von sich weg.
    Als der Wurm gerade zum Biss ansetzen wollte, packte Jiyuu ihn am hinteren Ende und schleuderte ihn gegen einen Baum. Noch im gleichen Bewegungsablauf holte er mit dem Schwert aus und zerteilte die Kreatur, die noch schauderhaft quäkte, bevor sie zweigeteilt zu Boden fiel.
    »Alles okay?«, fragte er und wandte sich May zu.
    Diese stand völlig verstört und bewegungslos da und reagierte nicht auf ihn.
    »Hey, ist mit dir alles in Ordnung!?«, fragte Jiyuu abermals und legte sein Schwert nieder. Nachdem sie immer noch nicht antwortete und nur auf das zerteilte Tier starrte, ging er zu ihr hinüber und packte sie an beiden Schultern. Er beugte sich zu ihr hinunter und sah ihr tief in die Augen. »May! May, hörst du mich?!«
    Der Schock ließ langsam nach und sie schüttelte verwirrt ihren Kopf.
    »Ja, es – es ist alles okay. Tut – tut mir leid«, sagte sie befangen. »Dieses Ding ist einfach auf mich heruntergefallen – von einem Baum, denke ich.« Sie blickte nach oben und sah sich ängstlich um.
    Erleichtert nahm Jiyuu seine Hände von ihren Schultern und atmete auf. »Und ich hab’ schon befürchtet, das Vieh hat dich gebissen oder so«, meinte er befreit. Er hob sein Schwert wieder auf und spähte nach oben in die Baumkronen. »Wir müssen hier wohl ständig auf der Hut sein. Wahrscheinlich sind wir wegen diesen Viechern über die Ebene gelaufen und nicht durch den Wald …«
    »Hey, was ist passiert?!«, rief Zack, der mit Tempestas herbeigeeilt kam, da die beiden vorhin Mays Schrei vernommen hatten.
    Tempestas sah das halbierte Tier auf dem Boden liegen, aus dessen Hälften eine klebrige weiße Flüssigkeit austrat. »Ein Lactenwurm-Junges! Hat es euch etwa angegriffen?«, fragte er überrascht.
    »Das war ein Junges?!«, rief May entsetzt.
    »Was sind das für Biester?«, wollte Zack wissen und betrachtete den Wurm mit ekelerfülltem Blick aus der Nähe.
    »Lactenwürmer ernähren sich eigentlich hauptsächlich vom Blut anderer Tiere. Seit einiger Zeit greifen sie jedoch auch Menschen an, was das Durchqueren der Wälder etwas lästig macht«, erklärte Tempestas und blickte sich um.
    »Sind diese Würmer gefährlich? Ich meine, abgesehen davon, dass sie unser Blut wollen«, fragte Jiyuu beunruhigt.
    »Nicht sonderlich – es sei denn, sie beißen dich im Schlaf und saugen dir so viel Blut aus, dass du am nächsten Tag nicht mehr aufwachst. Die Lactenwürmer sind jedoch eine der kleineren Gefahren, die in diesem Wald lauern, darum sollten wir langsam weitergehen, sonst müssen wir hier noch übernachten«, legte ihnen Tempestas nahe. »Evalida ist nicht mehr allzu weit entfernt.« Er lächelte vergnügt. »Wir beide sollten auch noch etwas trinken, bevor wir weitergehen, Zack«, riet er diesem und deutete auf die Quelle.
    Zack nickte zustimmend, kniete sich zum Wasser hinunter und begann gierig seinen Durst zu stillen.
    Auch Tempestas trank ein paar Schluck und füllte bei dieser Gelegenheit seinen Wasserbeutel wieder auf.
    Währenddessen stupste May Jiyuu zaghaft an. »Danke«, flüsterte sie.
    »Huh?« Dieser wusste gerade nicht, was sie meinte.
    »Vorhin – dieser Wurm …«, entgegnete sie dann.
    Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu und lächelte selbstsicher. »Deswegen bin ich doch schließlich mitgekommen.«
    »Ach so? Ich dachte, weil du durstig warst«, meinte May neckisch und sah ihn erwartungsvoll an.
    Ausweichend sah er sich um. »Ja, das auch, aber …«
    »Wie lange werden wir jetzt noch ungefähr unterwegs sein?«, unterbrach Zack ihre Unterhaltung.
    Tempestas überlegte kurz. »Etwa drei Stunden, würde ich sagen«, schätzte er.
    »Das ist ja dann gar nicht mehr so …« May hielt inne und wurde auf einmal ganz blass im Gesicht. »Zack – pass auf!!«, warnte sie ihn.
    Hinter diesem hatte sich ein ausgewachsener Lactenwurm aufgebäumt und war beinahe so groß wie er.
    Zack drehte sich um. Bei dessen Anblick zögerte er einen kurzen Augenblick, zog dann aber entschlossen sein Schwert und schlug dem Wurm den Kopf ab.
    »Woah! Ist das ein geiles Teil!«, staunte er über sein Schwert. »Gleitet durch das Vieh wie durch Butter.« Er lachte.
    »Gut gemacht«, meinte Tempestas lobend.
    May seufzte erleichtert. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass Zack das Biest so einfach und problemlos überwältigen würde.
    »Diese Würmer sehen zwar ekelerregend und abschreckend aus, sind aber nicht besonders clever – und sonderlich stark dürften sie auch nicht sein«, meinte Jiyuu und betrachtete den großen dicken Wurm, der auf dem Boden lag und noch leicht zuckte. »Lasst uns weitergehen«, meinte er dann.
    »Ja, wer die meisten Würmer killt, gewinnt!«, rief Zack motiviert und grinste.
    »Schön, dass ihr euren Spaß habt, Jungs!«, meinte May und blickte besonders Zack vorwurfsvoll an.
    »Jetzt kommt – es ist nicht mehr weit. In Evalida können wir dann verschnaufen und uns richtig stärken«, sprach Tempestas, ging voran und behielt die Umgebung aufmerksam im Auge.
    Die anderen folgten ihm und bahnten sich ihren Weg durch den geheimnisvollen Wald, ständig auf der Hut vor weiteren noch unbekannten Gefahren, die auf sie lauern konnten.

    Hoch am Himmel über Memoria segelten vier prächtige Falken über die Stadt. Auf einer Luftströmung ließen sie sich langsam zum königlichen Schloss hinabgleiten. Nacheinander landeten sie auf der Brüstung eines großen Balkons, welcher vom Thronsaal aus begehbar war.
    Alle vier Falken begannen plötzlich rasant zu wachsen und ihre Erscheinung veränderte sich wie durch Zauberhand.
    Der König betrat den Balkon und blickte mit einem zufriedenen Lächeln zu den vier Wesen auf, die soeben die Gestalt von Menschen angenommen hatten.
    »Ich habe einen Auftrag für euch!«, sprach er mit gebietender Stimme.
    Einer der vier sprang von der Brüstung und verneigte sich ehrerbietig. »Wir stehen Euch zu Diensten, Meister«, entgegnete dieser. Es war ein sonnen­gebräunter, muskulöser Mann mittleren Alters mit kurz geschorenem schwarzen Haar und einem Kinnbart. Er hatte dichte, markante Augenbrauen und durchdringende dunkle Augen. Unter seinem rechten Auge befand sich eine wellenförmig nach unten verlaufende Narbe.
    Ein anderer war sehr korpulent und groß gebaut. Seine braunen Haare waren gewellt und schulterlang. Er hatte müde und gelangweilt aussehende blaue Augen mit tiefen dunklen Ringen darunter und trug große goldene Ohrringe, die seine Ohrläppchen durch ihr Gewicht in die Länge gezogen hatten.
    Die anderen beiden Wesen waren eine Frau und ein kleiner Junge.
    Die Frau hatte mittellanges blondes Haar, grüne Augen und auffallend rote Lippen.
    Der Junge war trotz seiner weiten Kleidung eine hagere Erscheinung. Er war sehr blass und trug sein langes rötliches Haar zusammengebunden über seine Schulter nach vorne. Seine Augen waren violett und hatten etwas magisches an sich.
    Der König blickte empor in den Himmel, schloss seine Augen und atmete zufrieden auf. ›Ich hätte ihnen diese Angelegenheit schon viel eher anvertrauen sollen‹, dachte er und wandte sich mit einem teuflischen Lächeln an die vier Gestalten. »Wie gesagt, ich habe einen Auftrag für euch«, sprach er bestimmt. »Es handelt sich um eine Aufgabe, die nur ihr, die Ferremetu, meinen Erwartungen entsprechend erfüllen könnt.«

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  • So schaute ich mal wieder vorbei @kijkou :)

    Gestern wusste ich nicht, was ich kommentieren sollte, weshalb ich es auf heute vertagt habe. Naja, ich bin auch nicht viel schlauer. Hat mir gut gefallen dieser Teil... :D

    Spoiler anzeigen
    Zitat von kijkou

    »Du solltest aber besser nicht alleine gehen, denn es …«
    »Ich geh’ mit!«, fiel ihm Jiyuu geradewegs ins Wort. »Ich – ich hab’ auch Durst!« Er warf May einen flüchtigen Blick zu, wandte sich jedoch wieder ab, bevor sie etwas bemerkt hatte.

    Da ist Jiyuu plötzlich ganz Gentleman :D

    Zitat von kijkou

    »Woah! Ist das ein geiles Teil!«, staunte er über sein Schwert. »Gleitet durch das Vieh wie durch Butter.« Er lachte.

    Und das ganz Zack! :D

    Diese ganze Szene scheint ein bisschen, als hätten sich May und Jiyuu ineinander verguckt... :huh:

    Zitat von kijkou

    »Wie gesagt, ich habe einen Auftrag für euch«, sprach er bestimmt. »Es handelt sich um eine Aufgabe, die nur ihr, die Ferremetu, meinen Erwartungen entsprechend erfüllen könnt.«

    Okay... Bin gespannt, was die so alles können und machen werden, um den Auftrag zu erledigen. Ach ja, und was das überhaupt für ein Auftrag sein soll... Tempestas töten, Jiyuu wieder zu den Kemai schicken und May und Zack wieder zum König bringen. Ist doch einfach!!! :D

    LG ^^

  • Guten Abend, @kijkou (obwohl ich grad vom Frühstück komme :D )

    ein schöner Teil, wie gewohnt inzwischen. Wir lernen Jiyuus freundliche Seite und die Lactenwürmer kennen. Und wir merken, dass die Reisegruppe Tempestas besser ausreden lassen sollte, wenn er was sagen will. :D

    Diesmal sind mir ein paar Kleinigkeiten aufgefallen. Hab sie in den Spoiler gepackt.

    Spoiler anzeigen

    May stand auf und vertrat sich einstweilen etwas die Beine.

    Sind sie nicht gerade die ganze Zeit gelaufen? Wieso muss sie sich die Beine vertreten? Das macht man doch eher, wenn man lange gesessen hat, beim Autofahren z.B., oder? :hmm:

    »Ach ja, stimmt! Entschuldige bitte – das ist mir komplett entfallen. Die Quelle befindet sich nur ein kleines Stück von hier im Wald«

    Das ist für mich ein wenig unglaubwürdig. Warum machen sie nicht an der Quelle Rast. Ja, sie ist im Wald, aber sie halten sich doch nicht lange auf. Doch sie sind in der Wärme weit gelaufen. Alle haben Durst. Ich kann nicht verstehen, wie Tempestas das "vergessen" konnte, ... wenn er denn überhaupt vergessen hat.

    »Wir beide sollten auch noch etwas Flüssigkeit zu uns nehmen, bevor wir weitergehen, Zack«

    Kann er nicht reden wie ein normaler Mensch? Das klingt für mich ziemlich geschraubt, ein bisschen zu sehr abgehoben. :/

    Er hatte kräftig geformte Augenbrauen

    Ähm, naja. Vielleicht buschige Augenbrauen? Oder dichte? Oder beides? So, wie es dasteht, seh ich ihn im Geiste morgens mit der Pinzette vorm Badspiegel stehen und Augenbrauen zupfen. :rofl:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Danke für eure netten Kommis ^^



    Liebe Grüße, kij


    Kapitel 4 - Teil 3

    Es dauerte nicht lange, da hatten May, Zack, Jiyuu und Tempestas das Ende des Waldes erreicht und Evalida lag direkt vor ihnen.
    Riesige Gebäude ragten in die Höhe und anders als Memoria war diese Stadt nicht eindeutig begrenzt und von einer Stadtmauer umgeben, sondern befand sich in stetigem Wachstum.
    Nicht sehr weit vom Wald entfernt befanden sich schon vereinzelt kleinere Häuser und Farmen. Diese waren einfach gehalten und gehörten wahrscheinlich Bauern, Großfamilien oder auch Leuten aus der Mittelschicht.
    Als sie an den Häusern vorbeikamen, blickten die Menschen, die auf den Feldern arbeiteten oder ihre Gärten pflegten, kurz auf, schenkten ihnen aber nicht sonderlich viel Beachtung, da ständig Kaufleute, Händler und Vagabunden in Evalida ein und ausreisten.
    »Seht euch das an! Diese Stadt ist ja riesig!«, staunte May. »Es sieht hier alles viel moderner aus, als in Memoria«, bemerkte sie.
    »Meint ihr?«, fragte Tempestas amüsiert. »Ist diese Stadt denn eurer Heimat ähnlicher?«
    »Also zumindest optisch sieht sie schon eher aus, als wär’ sie aus dem selben Jahrhundert. Na ja, vielleicht Ende neunzehntes, Anfang zwanzigstes Jahrhundert«, meinte Zack feststellend, als sie sich den ersten höheren Gebäuden näherten.
    »Ja, die Stadt erinnert mich ein wenig an das Chicago von vor hundertfünfzig Jahren«, sagte May fasziniert. »Ich habe in Geschichte einmal eine Arbeit darüber schreiben müssen – die Fotos in den Archiven waren beeindruckend.«
    »Also viel Unterschied zu Memoria besteht nicht, würde ich meinen. Nun ja – die Gebäude sind höher. Da Evalida Handelszentrum auf Ignotus ist, wächst die Stadt ständig weiter. Irgendwann haben die Menschen angefangen, nach oben gen Himmel zu bauen«, erklärte Tempestas lächelnd, während sie langsam ins Innere der Stadt vordrangen.
    »Auch der Baustil ist doch komplett anders. In Memoria haben die Häuser unten in der Stadt teilweise so ausgesehen, als hätten die Leute einfach Steine übereinander­geklatscht – ja, gut, das Schloss war ganz in Ordnung, aber sonst, na ja … Hier sieht das schon ordentlich konstruiert aus. In dieser Stadt verstehen es die Leute anscheinend, mit schön symmetrischen Ziegeln zu bauen – und seht euch die Außenfassaden an! Alles verziert und schön verputzt – sogar in unterschiedlichen Farben«, erwiderte Zack.
    »Zack, vielleicht hättest du lieber Architektur studieren sollen, wenn dich das mehr interessiert«, kicherte May.
    »Ja, das wäre sicher wesentlich interessanter! Aber kommt schon, die beiden Städte kann man nun wirklich nicht miteinander vergleichen!«
    »Kann sein.« Tempestas schmunzelte. »Ich habe mein Augenmerk eigentlich nie auf die Konstruktionsweise von Häusern gelegt«, meinte er fast schon beschämt und sah zu Jiyuu hinüber.
    Dieser blickte überwältigt zu den riesigen Gebäuden hoch, von denen die größten an eine Höhe von hundertfünfzig Metern heranreichten.
    Für May und Zack war das nur mäßig beeindruckend, da den beiden noch viel höhere Wolkenkratzer bekannt waren, doch Jiyuu hatte noch nie zuvor solch enormen Bauwerke gesehen.
    »Als ob man von dort oben die Wolken berühren könnte …«, murmelte er fasziniert.
    »Ist das das erste Mal, dass du so hohe Gebäude siehst?«, fragte May ihn.
    Jiyuu nickte nur, während er weiter mit großen Augen gebannt hinaufstarrte.
    Je tiefer sie in das Zentrum Evalidas vordrangen, desto dichter besiedelt war es. Es gab sehr große, breite gepflasterte Straßen, sowie auch kleinere und enge Gassen. Überall waren Geschäfte in den unteren Etagen der Häuser und auf der Hauptsraße fuhren Rikschas und kleine Kutschen. Diese wurden von rinderähnlichen Tieren gezogen, die drei Hörner auf dem Haupt trugen, den sogenannten Subjus, wie ihnen Tempestas erklärte.
    Auf den größeren Straßen war es ziemlich laut. Menschen lachten und unterhielten sich, Verkäufer schrien umher und versuchten Kunden in ihre Läden zu locken und sogar Straßenmusiker gab es, die auf Flöten, Lauten, Okarinas oder anderen altertümlich anmutenden Instrumenten spielten.
    Während sie eine Geschäftsstraße entlangschlenderten, entdeckte Zack einen Lebensmittelladen und blieb wie gebannt vor dem Schaufenster stehen.
    »Hey! Lasst uns was zu essen kaufen, ich sterbe schon vor Hunger!«, rief er und wollte sich schon in den Laden begeben, doch Tempestas hielt ihn zurück.
    »Warte noch einen Moment. Wir sollten woanders einkaufen. Die Händler hier in den Hauptstraßen sind Halsabschneider und verlangen viel zu viel«, erklärte er Zack. »Ich kenne einen guten Laden – der Besitzer hat faire Preise und ist ein langjähriger Freund von mir. Lasst uns dort etwas kaufen«, schlug er vor.
    »Okay, wenn’s denn sein muss …«, seufzte Zack, hielt sich seinen knurrenden Magen und nickte einsichtig.
    »Ich kann mir denken, dass ihr bestimmt schon lange nichts gegessen habt, doch wir sollten uns zuvor noch um unsere Quartiere kümmern, damit wir Betten für die Nacht haben. Die Dämmerung bricht bald herein und dann ist es unter Umständen nicht mehr so einfach, freie Zimmer zu bekommen«, meinte Tempestas und kraulte Curaris hinter seinen kleinen abstehenden Ohren, worauf das pelzige Tierchen wieder zufrieden gluckste.
    »Ja, er hat recht. Wenn wir erst einmal einen Übernachtungsplatz gefunden haben, können wir uns in aller Ruhe umsehen«, stimmte Jiyuu ihm zu. »Wo finden wir hier denn billige Quartiere? Ich weiß ja nicht, wie vermögend ihr seid, aber meine Mittel sind begrenzt.« Er hielt inne und schnaubte. »Dieser verfluchte Mistkerl!«, schrie er lauthals, sodass ihn die Leute ringsum auf der Straße verdutzt anstarrten.
    »Was ist denn los, Mann?«, fragte Zack überrascht.
    »Das Chaos in Memoria – weißt du noch? Dieser verdammte Dieb dort – er hat mir mein gesamtes Geld abgenommen«, erklärte er verärgert. »Das war ja der Grund für den Aufstand auf dem Marktplatz! Niemand wollte mir glauben, dass dieser rothaarige Kerl mich bestohlen hat …«
    »Mach dir keine Gedanken – ich werde einstweilen für dich mitbezahlen«, wollte ihn Tempestas beruhigen.
    »Aber das musst du nicht – ich werd’ mir irgendwo Arbeit suchen«, erwiderte Jiyuu und blickte sich unbeholfen um.
    »Das geht schon in Ordnung. Ich bezahle erst einmal und du revanchierst dich einfach bei Gelegenheit«, meinte Tempestas verständnisvoll und klopfte ihm auf die Schulter.
    »O-Okay. Ich danke dir«, entgegnete Jiyuu beschämt und nahm sich fest vor, sich später in der Stadt nach einfacher Arbeit umzusehen.
    »Sag mal, Zack, wie viele Münzen haben wir eigentlich noch übrig?«, fragte May neugierig.
    Zack, der den Münzbeutel mit den restlichen Pahl eingesteckt hatte, begann in seiner Umhängetasche nach diesem zu suchen. Er nahm ihn heraus und zählte. »Ähm – noch neun, zehn, elf – elf Münzen. Ach ja, was willst du eigentlich mit dem?«, fragte er dann und holte das Buch, das May in der Bibliothek in Aquilas Schloss entdeckt hatte und mitnehmen wollte, ebenfalls aus der Tasche.
    »Das hab’ ich ja total vergessen«, rief sie verlegen. »Sagt, kann jemand von euch Latein lesen?«, fragte sie und sah Jiyuu und Tempestas erwartungsvoll an, doch die beiden schüttelten verneinend die Köpfe.
    »Was ist das denn für ein Buch?«, fragte Tempestas interessiert und warf einen flüchtigen Blick darauf.
    »Das haben wir aus Memoria. Es hat mich irgendwie total fasziniert und ich hab’ mich davon wie angezogen gefühlt. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich hab’ ein ganz seltsames Gefühl gehabt, als ich es berührt habe«, erzählte sie.
    »Nun ja, vielleicht finden wir hier in Evalida jemanden, der der lateinischen Sprache mächtig ist. Ansonsten zeigt ihr es einfach dem Medium«, meinte Tempestas zuversichtlich.
    Zack zuckte mit den Schultern. »Toll, wir haben hier ein Buch in einer Sprache, die keiner auf dieser verdammten Insel beherrscht – überhaupt nicht seltsam, nein!«, meinte er und steckte das Buch wieder ein. »Schlepp ich es halt weiter mit mir `rum«, murrte er
    »Ich bin sicher, es gibt irgendwo Gelehrte, die das Lateinische Wort beherrschen. Die Coniuroma haben diese Sprache ebenfalls gesprochen«, überlegte Tempestas.
    »Die was? Ach, egal, lasst uns weitergehen«, meinte Zack ungeduldig, drückte May den Münzbeutel in die Hand und grinste sie an. »Nimm du das, ich geb’ sonst alles für Essen aus.«
    »Wie viel kostet denn eigentlich ein Zimmer pro Nacht?«, fragte diese nun etwas beunruhigt auf den Beutel starrend.
    »Das variiert – kommt immer auf die jeweilige Gaststätte an. Meist zahlt man einen Pahl für zwei Nächte. Wenn man nur eine Nacht bleibt, bekommt man für den Preis noch Proviant – jedenfalls dort, wo ich üblicherweise übernachte«, erklärte Tempestas und zeigte dann in Richtung des Straßenverlaufs. »Ein paar Gassen weiter ist eine sehr preiswerte Herberge. Kommt mit, ich zeige sie euch!« Er ging voraus und bog dann drei Querstraßen weiter links ab.
    Die anderen folgten ihm in die Gasse. Diese war sehr schmal und in ihr befanden sich einige Bars und Kneipen.
    Tempestas blieb vor einer Tür stehen, über der ein großes Schild mit der Aufschrift „Dreamer’s Inn“ hing.
    »Das sieht ja sehr einladend aus«, meinte Zack mit leicht ironischem Unterton, nachdem er sich das Gebäude angesehen hatte.
    »Hier ist es ganz nett. Man hat nicht den größten Komfort, aber die Preise sind niedrig und akzeptabel, die Betten schön weich und sauber und das Frühstück schmeckt auch hervorragend – na ja, es ist genießbarer als der übliche Fraß, den die billigeren Gaststätten anbieten«, erklärte Tempestas vergnügt, hielt ihnen die Türe auf und ließ ihnen den Vortritt.

    Im Inneren sah das Gasthaus auch nicht besonders gemütlich aus. Das Holz der Einrichtung war alt und modrig und es roch wie in einem alten Trödelladen. Im Vorraum befanden sich zwei Tische mit Sitzbänken und Stühlen und eine Theke, hinter welcher der Besitzer auf einem Hocker saß und gerade dabei war, in einem Buch zu lesen.
    Tempestas lehnte sich an die Theke und räusperte sich. »Wir hätten gerne zwei Zimmer«, sagte er dann.
    Der Besitzer blickte kurz auf und strich sich über seinen dicht gewachsenen, schwarzen Schnauzbart. »Ach, Ihr seid es!«, rief er freudig überrascht, als er Tempestas sah und stand sofort auf. »Wir haben heute nur noch ein Zimmer mit drei Betten frei«, meinte er, blickte die vier an und überlegte kurz. »Aber wir können noch ein Bett aus dem Nebenzimmer `rüberbringen lassen – der Gast dieses Zimmers benötigt nur eines«, schlug er dann vor.
    »Das wäre wunderbar! Wenn Ihr das veranlassen könntet, nehmen wir das Zimmer gerne«, sagte Tempestas zufrieden.
    Der Mann musterte May kurz und räusperte sich. »Verzeiht – ist es denn in Ordnung für Euch, mit den Herren in einem Raum zu …«
    »Ja, das macht mir nichts aus«, fiel sie ihm lächelnd ins Wort. Nachdem sie die Nacht zuvor auf dem Boden schlafen musste, störte sie das nicht im Geringsten. Sie wollte auch ungern alleine sein an diesem unbekannten Ort.
    »Gut, dann kümmere ich mich sofort darum. Würden die Herrschaften bitte solange hier Platz nehmen und warten?« Der Besitzer deutete auf einen der Tische, auf denen sich Fliegen tummelten, die sich immer wieder auf den klebrigen Überresten des letzten Frühstücks niederließen.
    »Wenn Ihr nichts dagegen habt, würden wir einstweilen etwas Essen gehen – das wäre euch doch recht, oder?« Tempestas sah die anderen fragend an.
    »Ja, bitte – unbedingt!«, antwortete Zack sofort. Er konnte es kaum noch erwarten, sich endlich wieder satt zu essen.
    »Natürlich. Ich kann den Herrschaften im Moment leider nichts anbieten. Die Küche hat nur morgens geöffnet«, bedauerte der Besitzer. »Wenn ihr zurück seid, wird das Zimmer fertig sein«, versicherte er ihnen.
    Sie bedankten sich und verließen schließlich die Gaststätte. Nachdem sie am Ende der Gasse angelangt waren, überquerten sie die große Straße, der sie zuvor gefolgt waren und bogen dann in eine andere Quergasse ein.
    »Tempestas, bist du oft in Evalida?«, fragte May neugierig.
    »Nun ja, ich bin eigentlich so gut wie ständig auf Reisen und komme daher sehr häufig an dieser Stadt vorbei. Warum fragst du?«, wollte er wissen.
    »Ach, nur so. Da dich der Mann in dem Gasthaus gekannt hat, hab’ ich mir so etwas schon gedacht«, meinte sie fröhlich.
    »Ja, ich übernachte ganz gerne dort – einerseits wegen den niedrigen Preisen, aber hauptsächlich, weil man sich in kein Gästebuch eintragen muss und einem dort keine lästigen Fragen gestellt werden«, erklärte ihr Tempestas.
    »Versteh’ ich gut. Ich kann blöde Fragen auch nicht leiden«, meinte Zack. »Aber eine hab’ ich jetzt doch an dich. Wann und wo essen wir endlich was?«, fragte er schon am Rande der Verzweiflung.
    May lachte. »Du bist ein Vielfraß, Zack!«, meinte sie amüsiert.
    »Ja, du denkst wirklich andauernd ans Essen«, erwähnte nun auch Jiyuu feststellend.
    »Als ob ich was dafür könnte, dass ich Hunger habe«, murrte Zack. »Ich hab’ eben einen guten Stoffwechsel – da braucht man nun mal viel und ausreichend zu essen«, rechtfertigte er sich.
    »Zack, das wird dich jetzt bestimmt freuen …«, meinte Tempestas fröhlich.
    »Was? Was ist?«, fragte dieser verwirrt.
    »Hier ist es.« Tempestas deutete auf ein Lebensmittelgeschäft, das sich direkt neben einem Blumenladen befand. »Hier können wir bestimmt etwas besonders Schmackhaftes essen«, meinte er zuversichtlich.
    »Aber …« Jiyuu versuchte durch die Fenster etwas erkennen zu können. »Sieht aus, als wäre keiner da«, meinte er dann, da innen kein Licht zu sehen war.
    »Das geht schon in Ordnung.« Tempestas lächelte sorglos und klopfte an die Tür, die sich kurz darauf mit einem lauten Knarren öffnete.
    »Tut mir leid, wir haben für heute geschl… – ach, du bist es!« Ein alter Mann stand mit einem freudig überraschten Gesicht in der Tür. »Dass du auch mal wieder vorbeikommst – bitte, kommt doch rein!«, rief er und hielt ihnen die Tür auf. Schwankend führte sie der etwas füllige Mann durch den Verkaufsraum in ein hell beleuchtetes Zimmer, in dem ein Tisch stand. Er kratzte sich auf dem Haupt, auf dem zerzaustes graues Haar wie Unkraut wucherte. »Bitte, setzt euch doch!«, meinte er energisch und lächelte freundlich, was seine rot ange­laufenen Backen betonte.
    »Du hast doch bestimmt wieder getrunken, Teno. Nicht wahr?«, fragte Tempestas ihn schmunzelnd.
    »Was soll denn diese Frage, Tempestas? Das versteht sich doch wohl von selbst. Du weißt ja, dass mir das den Abend versüßt.« Der Alte lachte und deutete ihnen, dass sie sich endlich setzen sollten. »Der Wein ist heute wieder vorzüglich – den müssen du und deine Freunde unbedingt probieren!«, rief er auffordernd und ging nach nebenan.
    Tempestas folgte ihm in die Küche.
    »Freut mich, dass du endlich ein paar Freunde gefunden hast«, meinte Teno mit glücklicher Miene. »Wo hast du sie denn kennengelernt?«, fragte er ihn neugierig.
    »Das war wirklich seltsam«, sprach dieser mit gedämpfter Stimme. »Eigentlich wollte ich ganz woanders hin. Ich habe einen gesuchten Mann nach Xancra gebracht und wollte dann weiter nach Onda, um ein paar Männern bei einem Problem zu helfen. Doch seit gestern Nachmittag – es war kurz bevor ich die Stadt erreicht habe, hat mich so ein Gefühl nicht mehr losgelassen. Ich habe nach Osten gehen müssen– immer weiter nach Osten. Es war, als ob mich irgendetwas angezogen hat – eine unsichtbare Kraft, ein Verlangen.«
    Teno horchte ihm aufmerksam zu. »Und was war es?«, fragte er, als Tempestas verstummt war.
    »Jetzt bin ich mir fast sicher, dass es dieses Amulett war.« Er deutete auf den Anhänger seines Ohrrings. »Zwei von ihnen haben ebenfalls eines und ich gehe stark davon aus, dass sich diese Schmuckstücke gegenseitig anziehen oder rufen. Ich vermute, das dieser Ruf verstärkt wurde, nachdem sich die beiden anderen mit den Amuletten begegnet sind.« Tempestas lugte um die Ecke.
    May und Zack hatten sich bereits an den Tisch gesetzt, während Jiyuu sich noch umsah.
    »Du solltest sie nicht warten lassen«, meinte Teno und schob Tempestas aus der Küche. Mit einer großen Flasche Wein folgte er ihm. »Der beste Tropfen für meinen Freund und seine Begleiter!«, rief er einladend.
    »Danke dir – aber eigentlich wollte ich dich fragen, ob wir hier etwas zu essen bekommen könnten.« Tempestas grinste. »Bei dir schmeckt es einfach am besten!«, fügte er noch hinzu und verneigte sich dann respektvoll.
    »Du unverbesserlicher Schleimer! Du kommst nur wegen meinen armseligen Kochkünsten, nicht wahr?«, lachte der alte Mann. »Klar – ich hab’ ja genug hier, und Eintopf köchelt auch in der Küche vor sich hin«, meinte er verständnisvoll und verschwand abermals nach nebenan. Zurück kam er mit einem großen Topf, den er mit einem angestrengten Seufzer in der Mitte des Holztisches abstellte.
    »Warte, Teno – ich helfe dir«, sagte Tempestas freundlich, holte Schalen und Löffel aus der Küche und platzierte ebenfalls alles auf dem Tisch.
    Zack atmete den Duft ein und rieb sich voller Vorfreude die Hände.
    Der alte Mann blickte sich grübelnd um und lief dann hastig in den Verkaufsbereich, von wo er einen runden Holzbehälter holte. Er öffnete diesen und stellte ihn auf den Boden. Darin befanden sich noch lebende Würmer, die sich munter in alle Richtungen schlängelten. »Hier, Curaris! Dich habe ich nicht vergessen«, meinte er lächelnd.
    Das kleine Murmur gluckste begeistert und stürzte sich gierig auf die Würmer.
    »Vielen Dank, dass Sie uns hier essen lassen, obwohl schon geschlossen war – und entschuldigen Sie bitte die Umstände«, bedankte sich May und stieß Zack an, der wie gebannt in den Eintopf starrte.
    »Ja, danke vielmals!«, rief Zack wie aufgefordert.
    »Welche Umstände? Macht euch keinen Kopf, ich bin Tempestas noch einiges schuldig – langt nur kräftig zu!« Teno lachte und klopfte Jiyuu, der gerade sein Großschwert abgestellt hatte, kräftig auf den Rücken, sodass dieser beinahe das Gleichgewicht verlor. »Setz’ dich endlich hin und schlag dir den Bauch voll! Du siehst aus, als könntest du ein wenig mehr Fleisch auf den Knochen vertragen, Junge!«, wies er ihn amüsiert an.
    »Ähm, ja. Danke«, meinte dieser unbehaglich und nickte. Zusammen mit anderen bei Tisch essen war für ihn völlig ungewohnt. Sklaven speisten nicht bei Tisch, sie aßen im Stehen oder auf dem Boden.
    Nachdem alle Platz genommen hatten, füllte der Ladenbesitzer die Schalen mit dem köstlich duftenden Eintopf, brachte noch Brot und setzte sich schließlich zu seinen Gästen.
    Zack stürzte sich sofort aufs Essen und stopfte sich reichlich von dem Brot in den Mund.
    »Du hast ja mächtig Appetit, Bursche!«, staunte Teno. »Hier!« Er hielt Zack die große Weinflasche vors Gesicht. »Nimm mal einen ordentlichen Schluck!« Er lachte und freute sich, dass es Zack so gut zu schmecken schien.
    Dieser nahm die Flasche und bedankte sich mit einem Nicken, da er den Mund zu voll hatte, um etwas sagen zu können. Er spülte das Essen mit ein paar kräftigen Schlucken hinunter.
    »Und du? Gar nicht hungrig?«, fragte Tempestas und hielt Jiyuu, der in Gedanken versunken das Essen anstarrte, ein Stück Brot vor die Nase.
    Dieser blickte auf und nahm es zögerlich. »Sag mal, Meister – du brauchst nicht zufällig jemanden, der dir ein wenig zur Hand geht?«, wandte Jiyuu sich an Teno.
    »Wie?« Dieser sah ihn überrascht an. »Ich könnte immer Hilfe gebrauchen, aber bezahlen kann ich dir leider nichts, Kleiner.« Er lachte. »Meine Mittel sind auch sehr begrenzt«, sagte der Alte untröstlich und stand vom Tisch auf. Er stellte sich neben Jiyuu und musterte ihn genau. »Hmm – du bist zwar dünn, wie ein kleines Mädchen …«, meinte er, während er dessen Oberarme abtastete. »Scheinst mir aber durchaus ein kräftiger Knabe zu sein. Warum forderst du nicht jemanden in der Arena heraus?«, fragte er ihn.
    Jiyuu blickte Teno verwirrt an.
    »Nun, in der Arena treten ständig Leute gegeneinander an, um ihre Kräfte zu messen – und für jeden Sieg gibt es natürlich ein Preisgeld«, erklärte der alte Mann.
    »Ein Preisgeld …« Jiyuu überlegte kurz. »Wo befindet sich diese Arena?«, fragte er nun entschlossen.
    »Im West-Viertel der Stadt«, meinte Tempestas. »Ich hatte ohnehin vor, euch morgen diesen Stadtteil zu zeigen, da sich dort auch die Trainingsplätze befinden. May, du wolltest mit deinem Bogen üben, soweit ich mich erinnere.« Er nahm Zack die Weinflasche ab, die dieser ihm gerade reichte.
    »Ja, richtig!«, rief sie enthusiastisch. »Ich muss unbedingt lernen, wie man mit dem Bogen richtig schießt.«
    »Und ich würde gerne mit meinem Schwert trainieren«, warf Zack mit vollem Mund ein. »Wir sollten ja schließlich damit umgehen können, wenn uns jemand blöd kommt.«
    »Das sollte sich machen lassen.« Tempestas lächelte amüsiert und nahm einen großen Schluck von dem köstlichen Wein.


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    nächster Part

    • Offizieller Beitrag

    Hey kijkou,

    ich war mal so frei, mir nochmal deinen Prolog anzusehen. Das hatte ich bereits mal am Anfang gemacht, aber mein Zeitmangel hat mich das irgendwie verwerfen lassen. ^^ Also: Kommentar Klappe die Zweite. Auch, wenn du schon weiter fortgeschritten bist ...
    Ich hoffe, dir macht meine etwas eigenwillige Art zu kommentieren nichts aus. Oftmals ziehe ich Dinge bisschen durch den Kakao - aber so bin ich nun mal. Eine Ulknudel - das soll niemals veretztend sein, sondern ich weiß oft nicht, wie ich es anders erklären soll, was ich meine. Ich ziehe auch meinen eigenen Kram sehr oft durch den Kakao, also keine Sorge ^^ Ich leide nur oftmals beim Lesen an seltsamen Kopfkino ... Wenn du das nicht willst, lasse ich das natürlich bleiben, zumindest versuche ich es. Ich bin nur nicht so der Rechtschreibfanatiker, ich schau mir eher Verlauf, Handlung, Logik an ^^
    (Im Spoiler hab ich die alte Version vom Prolog, was aber unwichtig ist, da die aufgezählten Punkte auch in der neuen Version sind. Da hat sich nichts diesbezüglich geändert.^^)

    Spoiler anzeigen
    Die angeführten Punkte


    1. Punkt

    • Massive Holzpalisaden. Da ich gerade im Hauskauf stecke, bekommt man viele Begriffe mit, die man so vorher nie gebraucht hat. Darunter auch "Massivbau" Damit werden Häuser aus Stein gekenntzeichnet, die eben kein Holzblock oder Fachwerk sind. Also ist das Wort "massiv" in Verbindung mit einer Palisade etwas ungünstig gewählt. Wenn du verdeutlichen willst, dass das eine "fette Mauer" aus Holz ist, reicht es zu sagen, dass es vielleicht "gewaltige" Stämme sind. Stämme uralter Bäume ... umschreib die Palisade einfach "fetter". ^^

    2. Punkt

    • Hier ist von WachEINHEITEN die Rede. Aber betrachtet man den Verlauf, sitzen da irgendwo drei Kemai am Tor rum. :hmm: So stellt man sich das nicht vor :rofl: Also mal im Ernst, auch wenn es in vielen Büchern so gehandhabt wird, dass das Böse grundsätzlich grenzdebil ist, Hier drücken, weil lustig, ist es hier zu gewollt, dass gerade mal drei Leute das Haupttor bewachen. Ich meine, die Kemai können sprechen, sind menschenähnlich, haben diese Sklaven irgendwann mal gefangengenommen ... sprich, so dämlich können die dann ja wohl nicht sein. Irgendwer wird da auch das Sagen haben. Irgendwie werden die sich organisieren - wenn Wacheinheiten organisiert werden. Also, wenn ich mir dann mal so einen Kemai General vorstelle, der mitbekommt, dass die Wachmannschaft pennt oder die "Waffen" inspiziert ... WTF ... Die würde ich gleich mit ins Lager zu den Menschen stecken. Den General auch gleich mit, weil er das Haupttor nicht von einer ausreichenden Patrouille bewachen lässt, sondern von diesen Turnbeutelvergessern.
    • Aufbau Rasse - die Fakten. Menschen dürften klar sein, nehmen wir die Kemai. Beim Erschaffen einer Rasse, die niemand - also der Leser nicht kennt, ist es trotzdem wichtig, sie so aufzubauen, dass Körpereigenschaften, Aussehen und Verhalten einen Sinn machen. Das ist hier nicht ganz so gut ausgebaut. Wir haben hier anscheinend eidechsenähnliche Wesen, die die Sonne nicht mögen. Schönes Detail, aber warum schlafen sie dann IN DER NACHT in ihren Erdlöchern oder ziehen sich zum Schlafen dahin zurück? Es würde dann viel mehr Sinn machen, wenn diese Wesen nachtaktiv sind, also wirklich nachtaktiv - mit jagen, leben, toben - allem drumherum. Muss ja einen Grund haben, warum die die Sonne nicht mögen und wenn das von "Natur" aus so ist, dann sucht man sich doch die Tageszeit als Handlungszeit aus, die eben wenig Sonne beinhaltet. Daher wirkt das Szenario sehr gebastelt und unlogisch - es muss so sein, weil sonst die Flucht nicht klappt.^^

    3. Punkt

    • Es bekommt niemand mit: *räusper* Betrachten wir das mal. Es versammeln sich rund fünfzig Menschen im Zentrum des Lagers, wo überraschender Weise keine Wachposten platziert sind, sondern den Sklaven Handlungsraum bleibt, umringt von einem Wald IM Lager ... Der Archithekt vom Lager sollte machen, dass er sich in ein besonders tiefes Loch verbuddelt, weil dem hätte ich gleich den Kopf abgebissen. Wir wissen, das Lager ist eingezäunt von einem Palisadenzaun, der immens ist ... :hmm: Woher sie wohl das Holz hatten? Spaß beiseite, es würde mehr Sinn machen, wenn das Lager gerodet worden wäre. Ich gebe meinen Sklaven doch nicht die Gelegenheit, sich irgendwo zu verstecken und die Kemai haben ihre Erdlöcher, in die sie sich zurückziehen können, sprich, die brauchen da jetzt auch keinen schattigen Freizeitpark. Abgesehen davon wäre es üblich, die Quartiere bewachen zu lassen, mit Fackeln und vollem Programm, um so eine Versammlung zu verhindern. Es sind immerhin Sklaven.

    4. Punkt

    • Wir sind schlauer als der Rest: Waffen und Werkzeuge entwenden. Wenn so etwas fällt, dass sie unbemerkt die Werkzeuge und Waffen entwendet haben, muss ein Leser im Umkehrschluss davon ausgehen, dass die Kemai die sehr wohl nach Arbeitsende einsammeln. Sprich, wenn da Hans Georg und Gustav ihre Spitzhacke nicht abgeben, wird es kritisch. Wenn das dann mehrfach passiert, sollte irgendwer skeptisch werden. :dwarf: Hier trifft es sich gut, dass die Bösen wie oben angeführt leicht grenzdebil sind. ;)

    5. Punkt

    • Ein ausgefuchster Plan: So, Kopfkino lief also schön mit :popcorn: die Leute schleichen an der Palisade entlang - immer noch ungesehen ;) - und überwältigen zuerst mal den einen einsamen Kemai im zuvor so mächtig beschriebenen Turm. *hust* EIN MANN IM TURM. Also, um zunächst mal eine ausreichende Bewachung zu gewährleisten, sollten es zwei sein. So kann man zumindest mal wissen, was hinter seinem Rücken passiert und würde jede einigermaßen organisierte Rasse auch so handhaben. Da klettern drei Leute hoch - an einer Holzleiter - und der arme Turnbeutelvergesser bekommt es nicht mit - weil ... <--- das habe ich mich auch gefragt. Ein Überraschungseffekt ist durchaus plausibel, kein Thema, aber dann sollte da kein Handgemänge ausbrechen, sondern - Zack - tot. Warum das so sein sollte, führe ich etwas weiter unten an ;)
    • Nächste Auseinandersetzung ist die von acht Menschen gegen zwei Kemai. Also, die bekämpfen sich mit Messern und allem und dann liegen die Kemai besiegt auf dem Boden. Zu dem Zeitpunkt alle drei. So weit so gut. Was daran nicht stimmen kann, kommt ebenfalls weiter unten.

    6. Punkt

    • Die immer total auffälligen, nicht auffälligen Signale. Mal im Ernst, schon mal den Ruf eines Vogels immitiert, um wem ein super-geheimes Zeichen zu geben? Klar, das kommt oft in Filmen vor, aber das ist eigentlich totaler Quark. Wenn in einer total ruhige Nacht nirgends etwas zu hören ist, ist son Geschrei von nem Vogel das Auffälligste, was es gibt. Vor allem weil am Anfang des Textes angeführt ist, dass der Vogelgesang mit dem Sonnenlicht erstarb, aber HEY, Vorhang auf für den "Nachtvogel" ... Mein Kopfkino: Irgendwo so ein amselähnlicher Vogel, der einsam auf einem Ast im Sklavenwald sitzt und ein Schild auf der Brust hat mit: "Nachtvogel!" Und selbst wenn derjenige, der das Signal gibt, den Vogel, zu dem wir kein Bild besitzen, zu 100% immitieren kann ... Öhm, jetzt stellt euch mal vor, so ein Vogel hockt da irgendwo und fängt an zu trällern - muss ja ein Vogel von dort sein, sonst wäre es noch auffälliger. Da rennen die restlichen Sklaven fälschlicherweise los, werden entdeckt und :panik: riesen Chaos. Dann schickt lieber einen Laufburschen los, denn wenn die anderen den Ruf hören, sind die ja nicht sooo weit weg. ;)

    7. Punkt

    • Warum kontrolliert nie jemand? So, nun kommt das, was ich oben unter 5. Punkt gemeint hatte. Wir haben hier verzweifelte Sklaven, die flüchten wollen. Sie strecken die drei Kemai nieder, aber einer erwacht wieder. Da musste ich nochmal zurück und gucken, ob die die jetzt nur bewusstlos geschlagen haben oder nicht. Nein, es waren ja die Werkzeuge und Waffen und sie bekämpften sich ja. Warum geht man nicht bei gerade einmal drei Feinden sicher, dass die auch wirklich tot sind? Davon hängt alles ab, also mal echt, auf die würde ich einhacken, als gäb es kein Morgen mehr, (Wut und Verzweiflung zum Ausdruck bringen?) tut es ja auch nicht, wenn die Scheiße bauen. Das sind insgesamt elf Leute und keiner von denen beugt sich runter zu den Viechern, um mal zu gucken, ob die noch atmen? Als ziemlich gemeiner Mensch, der ich bin höhö - bin oft für die Bösen, muss ich sagen, geschieht ihnen Recht, dass die Flucht in die Hose ging. :dead: Wer so nachlässig ist - tja, da hat man Pech. Kann man aber so stehenlassen, wenn man will, dann war das eben eine unkluge Handlung. ^^
    • Signalschrei, jetzt? Hinzu kommt der Punkt, dass die gegen die Kemai gekämpft haben, und DA keiner der schuppigen Kerle auf die Idee kam, diesen angeführten spitzen Schrei von sich zu geben, um Hilfe zu holen. Nein, das machen die Grenzdebilen immer erst, wenn es beinahe zu spät ist - "Tadaa, ich bin gar nicht tot, aber jetzt seid ihr es ... muhahahaha". :rofl: Diesen Schrei hätten die Wachen ganz am Anfang geben müssen, es gab ja zwei Kämpfe, alles andere bleibt für einen Leser nicht nachvollziehbar. :pardon: Warum da und nicht zuvor? - weißt?!

    Fazit: Deine Art zu schreiben, die Beschreibungen und Rechtschreibung sind super. Es ist einfach gehalten, das mag ich und du erschlägst niemanden im Prolog mit Informationen zur Welt, sondern lässt das im Text einfließen. Sowas finde ich immer toll, denn so wächst der Leser in die Geschichte herein, ohne von einem Atlas erschlagen zu werden. :super:
    Die Kemai als Rasse gefallen mir auch gut. Vielleicht ausbaufähig, aber es kommt drauf an, wie wichtig die in deiner Geschichte wären oder ob man die nur für den Prolog braucht. Daher ... variabel. Auch, dass nicht gleich haufenweise Namen und Personen vorkommen, ist schön, so kann man sich erstmal mit allem drum herum befassen, ohne den Überblick zu verlieren.

    Allerdings wirkt das Setting, wie in meinen Punkten angeführt, arg gebastelt. Das hat man manchmal, also es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Ich finde es immer nur amüsant, dass man schnell das Gefühl hat, da alles schiefgeht, dass die Leute bisschen ... dämlich sind. Gute Seite wie Böse. Es wirkt deshalb erschaffen, denn wenn es anders wäre, würde das alles so nicht mehr funktionieren und da es "nur" ein Prolog ist ... :lol: Aber, wenn man daran denkt, dass dieser schon dazu führen kann, ob jemand weiterliest oder nicht, sollte der so gut wie möglich sein. Gut ist er, weist aber Logiklücken auf.
    Wie beschreib ich, was ich meine ... :hmm: Das ist immer gar nicht so leicht. Also, zu gestellt ist, dass nur drei Leute ein Haupttor bewachen. Egal zu welcher Tages oder Nachtzeit, das ist nicht logisch. Nicht mal entlang der Palisade ist jemand. Das lässt man "gut" bewachen. Wären es mehr, würde dein Überwätigen vielleicht nicht mehr so klappen. Würde es aber, wenn der Plan von vornherein anders wäre. Mach die Kemai etwas schwächer, dafür in der Zahl mehr, dann ist das schon etwas entschärft. Ich konnte mir unter der schuppigen Haut nicht wirklich was vorstellen, also wie robust die ist. Je nach Epoche, die man verwendet, könnte man sie mit einem Kettenhemd oder Lederrüstung vergleichen, damit der Leser eine Ahnung bekommt, wie schwer es ist, sie zu töten, was ja aber trotzdem nicht unmöglich bleibt. Selbst diese Wesen dürften Schwachstellen haben, wie die Kehle. Da ist ein hartes Schuppenkostüm wegen der Bewegung des Halses unpraktisch, sprich, man kann es so machen, dass denen im Turm die Kehle durchgeschnitten wird, was auch wieder den Hilferuf verhindert. :sarcastic:
    Gerade Fluchtpläne brauchen einen Plan. Strategisches Denken beim Autor. Baue ein Lager auf und schaue von beiden Seiten, wie du es bewachen und wie du eine Flucht versuchen würdest. Wenn die schon Werkzeuge entwenden, wenn da ein Wald sein muss ... warum nehmen sich die Menschen nicht ein Beispiel an den Kemai und graben sich nach draußen? Es gibt viele Möglichkeiten, diesen Anfang etwas reiner zu machen, damit Leute wie ich nicht dastehen und sich denken "Ah ja ... :smoker: "
    Wir nennen das immer "situationsbedingte Logik" Es muss so sein, sonst klappt das nicht. Kann man maaaaaaaaaal machen, das wäre kein Problem gewesen, wie mit dem Signal, darüber kann man hinwegsehen, aber das gerade da alle Wachen pennen, so wenige anwesend sind, keiner eine Versammlung von 50 Leuten bemerkt, bei Quartieren, die niemand bewacht ... ist ein bisschen viel "gewollter" Zufall. ;)
    Zufällig ist keiner da, zufällig sind alle Kemai leichtgläubig, zufällig existiert ein Nachtvogel ... hat man manchmal in Geschichten.

    Ich hoffe, du findest das jetzt nicht zu niederschmetternd, denn so soll das gar nicht rüberkommen. Es stach mir nur ins Auge, als ich das gelesen habe ^^ Und ich wollte das nicht so unkommentiert lassen, bei jemanden, der sich sichtlich Mühe gibt und Tipps annimmt.

    Ich stell mich nun mal in die Ecke und höre auf zu mosern. xD

    Liebe Grüße
    Jenna

  • Hi @Jennagon, freut mich, dass du auch hier mitliest :)

    Spoiler anzeigen


    Zu den Punkten, wo ich nichts dazu sag, geb ich dir einfach mal recht XD


    Also mal im Ernst, auch wenn es in vielen Büchern so gehandhabt wird, dass das Böse grundsätzlich grenzdebil ist, Hier drücken, weil lustig, ist es hier zu gewollt, dass gerade mal drei Leute das Haupttor bewachen.

    :rofl: Ja, ich mag das auch, wenn in Horrorfilmen der Mörder langsam geht und trotzdem alle einholt XD

    Wir haben hier anscheinend eidechsenähnliche Wesen, die die Sonne nicht mögen. Schönes Detail, aber warum schlafen sie dann IN DER NACHT in ihren Erdlöchern oder ziehen sich zum Schlafen dahin zurück? Es würde dann viel mehr Sinn machen, wenn diese Wesen nachtaktiv sind, also wirklich nachtaktiv - mit jagen, leben, toben - allem drumherum.

    Die Kemai, die das Lager kontrollierten, waren im Gegensatz zu ihren Artgenossen nicht nachtaktiv, um den menschlichen Sklaven eine Flucht so aussichtslos wie möglich zu gestalten. <<< Soll ich das mehr ausführen? :D

    Es bekommt niemand mit: *räusper* Betrachten wir das mal. Es versammeln sich rund fünfzig Menschen im Zentrum des Lagers, wo überraschender Weise keine Wachposten platziert sind, sondern den Sklaven Handlungsraum bleibt, umringt von einem Wald IM Lager ...

    Oha, kommt das so rüber? ^^; Nein, der Wald ist schon um das Lager herum :D Und bisher hat sich keiner fliehen getraut, weil die Menschen ja in der Nacht kaum aus dem Wald finden würden, deswegen sind ja die Kemai im Lager nicht nachtaktiv - unter Tags wäre die Fluchtgefahr viel größer...
    Daher haben die auch nicht viele Wachen, weil sie sich so sicher sind, dass die Menschen zu feg sind.

    Wir sind schlauer als der Rest: Waffen und Werkzeuge entwenden. Wenn so etwas fällt, dass sie unbemerkt die Werkzeuge und Waffen entwendet haben, muss ein Leser im Umkehrschluss davon ausgehen, dass die Kemai die sehr wohl nach Arbeitsende einsammeln. Sprich, wenn da Hans Georg und Gustav ihre Spitzhacke nicht abgeben, wird es kritisch. Wenn das dann mehrfach passiert, sollte irgendwer skeptisch werden. Hier trifft es sich gut, dass die Bösen wie oben angeführt leicht grenzdebil sind.

    XD Ich würd jetzt einfach sagen, dass die Kemai keine Inventur machen - sie können zwar sprechen, sind aber eher unzivilisierte Wilde. Und sie haben vielleicht 5-10 Messer entwendet, das kriegt keiner mit - sie sind ja blöd :D

    Dann schickt lieber einen Laufburschen los, denn wenn die anderen den Ruf hören, sind die ja nicht sooo weit weg.

    *heul* es war unrsprünglich mal ne Fackel, die als Signal diente - da hat man sich aufgeregt, warum denn die Kemai Fackeln aufstellen, wenn die doch so gut sehen - damit die Menschen leichter flüchten können? XD Gut, ich schick wen über den Platz :rofl:

    Warum kontrolliert nie jemand?

    Na damit einer aufwachen kann :D

    Signalschrei, jetzt?
    Warum da und nicht zuvor? - weißt?!

    Ja, ich weiß ;( Verdammt :D

    Ich hoffe, du findest das jetzt nicht zu niederschmetternd, denn so soll das gar nicht rüberkommen. Es stach mir nur ins Auge, als ich das gelesen habe Und ich wollte das nicht so unkommentiert lassen, bei jemanden, der sich sichtlich Mühe gibt und Tipps annimmt.

    Niederschmetternd? Keine Frage! :D Aber gut, jetzt hab ich wieder nen Grund, den Prolog zum 50. Mal auseinenderzunehmen :rofl:
    Nein, finde die Art deiner Kritik klasse und bin froh, dass du mir die Logikfehler genau aufzeigst ^^
    Danke dir!


    Ich werde ihnen wohl eine Schwachstelle verpassen müssen - aber eine, die sie nicht zu schwach macht, denn immerhin ist ihnen noch keiner entkommen zuvor...
    Werde mich mal sammeln gehen und darüber sinnieren :thinking:


    LG, kij

    • Offizieller Beitrag

    So, Kapitel 4 Teil 1

    Tempestas hörte ihr aufmerksam zu. »Hm. Die Bewohner Ignotus’ hatten seit hunderten von Jahren keinen Kontakt mehr zur Außenwelt, soweit ich weiß. Und auch damals war der Kontakt eher mäßig«, meinte er nachdenklich.

    DAS, finde ich sehr interessant. 1. Auch die Bewohner der Insel wissen nichts und sind isoliert. 2. Es gab aber anscheinend mal kontakt zur Außenwelt.
    Sollte man sich vielleicht mal im Hinterkopf behalten

    also in der Realität!«, schilderte er aufgeregt.

    War ja klar, dass er das noch hinten dran hängen musste^^

    Mir gefällt Tempestas sehr gut muss ich sagen. Auch wenn er sich anscheinend, unwissend zu einer Gefahr der Gruppe entwickelt. Mmh... Mal schauen was Aquilla so anstellt...

  • @Etiam

    So, Kapitel 4 Teil 1

    DAS, finde ich sehr interessant. 1. Auch die Bewohner der Insel wissen nichts und sind isoliert. 2. Es gab aber anscheinend mal kontakt zur Außenwelt.Sollte man sich vielleicht mal im Hinterkopf behalten
    Sehr aufmerksam gelesen ^^

    War ja klar, dass er das noch hinten dran hängen musste^^
    Ja, schon, oder? :D

    Mir gefällt Tempestas sehr gut muss ich sagen. Auch wenn er sich anscheinend, unwissend zu einer Gefahr der Gruppe entwickelt. Mmh... Mal schauen was Aquilla so anstellt...
    Ja, Aquila hat 'nen Schuss, der is unberechenbar :D

    @Jennagon

    @Jennagon
    Hi Jenna :)
    Habe jetzt den Prolog nochmal leicht überarbeitet. Wäre super, wenn du ihn dir nochmal anschauen könntest, um mir gegebenenfalls nochmals in den A....llerwertesten zu treten :D
    hier

    LG, kij


    Kapitel 4 - Teil 4

    Als sie sich satt gegessen hatten, bedankten sie sich noch einmal bei Teno für dessen Gastfreundschaft und machten sich langsam auf den Weg zurück ins Dreamer’s Inn.
    Es war mittlerweile dunkel geworden und einige Betrunkene schlenderten auf der Suche nach Unterhaltung durch die Straßen. Bars und Kneipen waren hell erleuchtet und voll besucht. In Evalida herrschte bei Nachtanbruch eine ganz andere Atmosphäre als in Memoria. Es war um einiges heller beleuchtet und vor allem lauter. Man hatte sofort den Eindruck, dass diese Stadt auch nachts nicht schlief.
    Nachdem sie das Gasthaus erreicht hatten, erwartete sie das bereits vorbereitete Zimmer. Es befand sich im dritten Stock, in den sie über eine enge Holztreppe nach oben gelangten, und war nicht gerade geräumig.
    Vom großen Fenster aus hatte man nur Ausblick auf eine kleine dunkle Gasse und die verfallene Außenfassade des Hauses nebenan. Trotz der dürftigen Ausstattung waren die vier zufrieden, da sie schließlich nur eine sichere Übernachtungs­möglichkeit benötigten.
    »Ich bin so vollgefressen …«, ächzte Zack, öffnete seinen Gürtel und ließ sein Schwert auf den Boden fallen. Gleich danach legte er sich auf eines der Betten, streifte seine Sportschuhe ab und streckte seine Arme von sich.
    »Solltet ihr noch ein Bad nehmen wollen – das Badezimmer befindet sich draußen auf dem Gang«, erwähnte Tempestas, zog seinen Mantel aus und hängte diesen über die Lehne seines Bettes. Er schüttelte das Kopfkissen auf, woraufhin sich Curaris darauf niederließ. Dann machte auch er es sich auf dem Bett gemütlich, verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und schloss seine Augen.
    »Ich werd’ noch ein Bad nehmen«, meinte Jiyuu, legte sein Schwert unters Bett und verließ den Raum.

    Das Badezimmer war auf dem Gang gleich links um die Ecke. Es hatte nur ein kleines Fenster, das gerade ausreichend war, um zu lüften. Die Badewanne war aus Holz, hatte Ähnlichkeit mit einer großen Kiste, die nach oben hin offen war, und wirkte nicht sehr komfortabel.
    Jiyuu schob den Riegel vor die Tür und ließ Wasser in die Wanne laufen, das durch einen alten Heizkessel im untersten Stockwerk nur mäßig erhitzt wurde. Er begann, sich auszuziehen und legte seine Kleidung auf einem kleinen Hocker ab.
    Nachdem er auch den Verband abgenommen hatte, erblickte er die Wunde in seiner unteren rechten Brusthälfte im leicht beschlagenen Spiegel. Diese vernarbte bereits, schmerzte aber noch bei Anstrengung oder hastigen Bewegungen. Er hatte sie sich noch nie zuvor angesehen und vergaß dabei das fließende Wasser.
    Als er bemerkte, dass es kurz vor dem Überlaufen war, drehte er den alten Wasserhahn zu, legte seine restliche Kleidung ab und stieg in die Wanne. Es war ein angenehmes, wohltuendes Gefühl, wie das warme Wasser seinen Körper umhüllte.
    Sein letztes Bad lag schon Ewigkeiten zurück, da dies die Kemai den Sklaven nur sehr selten gestattet hatten. Vielleicht einmal im Monat konnte er für etwa fünf Minuten ins Wasser. Dies war sozusagen eine Belohnung, wenn ein Sklave die Kemai während eines Wettkampfes gut unterhalten hatte. An den restlichen Tagen hatten sich die Menschen am Brunnen waschen müssen.

    Mit noch feuchtem Haar kam Jiyuu zurück ins Zimmer. Er wirkte viel entspannter als zuvor, setzte sich aufs Bett und atmete tief durch.
    Nur May war noch wach. Zack und Tempestas schliefen bereits seit einer Weile.
    Sie stand auf und ging zur Tür. »Ich möchte auch noch kurz ins Bad«, sagte sie Bescheid und ging nach draußen.
    Jiyuu ließ sich ins weiche Bett zurückfallen und starrte an die Decke. Er begann, über alles Mögliche nachzudenken – den bevorstehenden Tag und darüber, welche Art Leute in dieser Arena gegeneinander antreten würden. Als er gerade seine Augen schloss, hörte er laute Stimmen von draußen auf dem Gang. ›Was dort draußen bloß los ist?‹, fragte er sich.
    Da es immer lauter wurde, stand Jiyuu schließlich auf, um nachzusehen. Er öffnete leise die Türe, konnte aber niemanden erblicken.
    »Na, komm schon, Mädchen!«, lallte ein Betrunkener laut.
    »Komm mit auf unser Zimmer! Leiste uns Gesellschaft – wir wollen doch nur ein bisschen spielen«, kicherte ein anderer ohne Zurückhaltung.
    Jiyuu lugte ums Eck und sah zwei betrunkene Männer, die gerade dabei waren, May zu bedrängen.
    »Ich hab’ „nein“ gesagt – lasst mich jetzt durch!«, forderte sie genervt. ›Betrunkene Männer sind doch überall gleich …‹, dachte sie.
    »Wir wollen uns doch nur ein kleines bisschen mit dir vergnügen«, lachte der eine Mann, legte seinen Arm grob um sie und fasste ihr an die Brust.
    May befreite sich aus seinem Griff und spuckte ihm ins Gesicht, woraufhin dieser seine Hand erhob. Noch bevor der Mann zuschlagen konnte, packte Jiyuu dessen Arm von hinten und hielt ihn fest.
    ›Jiyuu!‹ May wirkte erleichtert. ›Jetzt lassen sie mich hoffentlich in Ruhe …‹
    »Gibt es hier ein Problem?«, fragte er ernst und blickte die beiden abwechselnd an.
    Der Betrunkene riss sich los, drehte sich um und packte Jiyuu unsanft an dessen Kleidung. Er knurrte, stieß ihn fest gegen die Wand und drückte seinen Unterarm gegen dessen Hals.
    »Nicht!«, schrie May auf, blieb aber wie erstarrt stehen.
    »Es gibt hier absolut überhaupt kein Problem – außer für dich, wenn du nicht sofort wieder umdrehst und verschwindest«, sprach der Mann mit drohender Stimme und kam dabei immer näher, sodass Jiyuu dessen übelriechenden Atem auf seinem Gesicht spürte. »Hast du das verstanden?«, fragte der Betrunkene ihn, während er noch mehr Druck auf seinen Hals ausübte.
    Mays Herz schlug aufgeregt. ›Was mach’ ich nur? Soll ich nach den anderen rufen, oder werden sie uns dann etwas antun?‹
    Jiyuu versuchte zu nicken und schloss resigniert seine Augen.
    Als sich der Mann sicher war, dass sich der Störenfried nun zurückziehen würde und er von ihm abließ, packte Jiyuu seinen Arm und kugelte ihm die Schulter mit einer zügigen Bewegung aus. Vor Schmerzen jaulte der Mann kurz auf und hockte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Boden.
    Der andere Betrunkene überlegte kurz, blickte Jiyuu unentschlossen an und nachdem dieser keine Anstalten machte, ihn ebenfalls zu attackieren, half er seinem Kameraden auf die Beine.
    Die beiden suchten schleunigst das Weite und blickten sich noch ein paar Mal ängstlich um.
    May stand noch einen Augenblick befangen da, ging dann aber wortlos und ohne Jiyuu anzusehen an ihm vorbei zurück ins Zimmer.
    Dieser blickte ihr verdutzt nach und als er ihr schließlich folgte, lag sie bereits im Bett und hatte sich die Decke über den Kopf gezogen.
    »May?«, flüsterte er, bekam jedoch keine Antwort.
    Momentan war ihr einfach alles zu viel. Diese Insel und all ihre seltsamen Dinge, die Machtlosigkeit, die sie hier gefangen hielt, und die Unwissenheit über den Verbleib ihrer Freundinnen – all das musste sie hinnehmen und konnte nichts weiter tun, als dieses Spiel mitzuspielen. Und jetzt hatten sie auch noch diese Männer belästigt und einen kurzen Augenblick hatte sie panische Angst, dass sie Jiyuu etwas antun würden, nur weil er sie schützen wollte. Die Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wusste nicht, warum sie nicht wollte, dass er es sieht. Sie wollte momentan einfach alleine sein, also verharrte sie schweigend im Bett.
    »Ist alles – bist du in Ordnung?«, fragte er unsicher und näherte sich ihrem Bett.
    May wusste, sie schuldete ihm ein Dankeschön, konnte ihn aber unmöglich mit Tränen in den Augen ansehen.
    Nachdem sie nicht reagierte, beschloss er, sie in Ruhe zu lassen und gerade, als er sich umdrehen wollte, vernahm er ein leises „Ja“.
    »Danke«, fügte sie noch hinzu und lauschte, wie er sich wieder von ihr entfernte.
    Jiyuu hatte keine Ahnung, was mit ihr los war, aber ihre kurze Antwort war ihm vorerst genug. Um kein Risiko einzugehen, sperrte er die Zimmertür ab und legte sich ebenfalls hin. Der lange Tag machte sich bemerkbar und das Kopfkissen war so angenehm weich, dass es nicht lange dauerte, bis er eingeschlafen war.

    Am nächsten Morgen erwachte May sehr zeitig.
    Die anderen schliefen noch tief und fest.
    Tempestas wirkte ganz friedlich und lag mit seinem Kopf dicht neben dem kleinen Murmur.
    Zack schlief auf dem Rücken, quer über das Bett ausgebreitet, Arme und Beine von sich weggestreckt und hatte einen zufriedenen Gesichtsausdruck, als ob er gerade einen schönen Traum haben würde.
    Jiyuu drehte sich immer wieder von einer Seite auf die andere und hatte einen sehr unruhigen Schlaf. Er murmelte etwas vor sich hin, jedoch viel zu leise und zu undeutlich, um etwas verstehen zu können.
    May beobachtete ihn neugierig, stand dann leise auf und näherte sich ihm auf Zehenspitzen. Als sie vor seinem Bett stand und sich über ihn beugte, öffnete er ganz unerwartet die Augen.
    May schreckte zurück. »Ähm, ich – ich wollte nur …« Sie sah sich verlegen um.
    Jiyuu setzte sich auf und gähnte. »Ist schon Morgen?«, fragte er verschlafen. Seine Haare standen in alle Richtungen, weshalb May sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
    »Was? Ist irgendwas?«, fragte er verwirrt.
    May schüttelte den Kopf. »Nichts. Die anderen schlafen noch.« Sie deutete zu Zack hinüber. »Du – du hast im Schlaf gesprochen, deswegen wollte ich …«
    »Hab’ ich?«, fragte er überrascht. »Was hab’ ich denn gesagt?«
    »Nichts – ich meine, ich hab’ nichts verstanden«, meinte sie dann.
    »Also hast du dich an mich herangeschlichen, um mich zu belauschen?«, fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
    »Was? Nein – ich wollte nur …«, stammelte sie perplex.
    »Müsst ihr so laut sein?«, murrte Zack, der von ihrem Gespräch aufgeweckt worden war.
    »Hey Zack, auch schon munter?«, fragte May. Sie war erleichtert, dass Zack sie unterbrochen hatte, da ihr die Situation doch etwas peinlich war.
    Auch Tempestas war nun munter geworden und gähnte. »Guten Morgen!« Er lächelte den anderen zu. »Ich hoffe, ihr habt angenehm geruht.« Er streckte sich und fuhr sich mit den Händen durch sein weißes Haar. »Ah, heute ist ein herrlicher Tag!«
    »Morgens schon so eine Laune wie der hätt’ ich gern mal!«, meinte Zack und gähnte mit weit aufgerissenem Mund.
    Schließlich erwachte auch das kleine Murmur, blinzelte mit seinen großen runden Augen, gluckste laut und flitzte dann wie wild geworden durch den Raum.
    »Guten Morgen, Curaris!«, lachte May und duckte sich, als es über sie hinweg sauste.
    Tempestas stieg aus dem Bett und zog sich seinen Mantel über. »Wollt ihr Frühstück? Dann sage ich unten gleich Bescheid …«
    »Gute Idee!«, rief Zack und sprang freudig aus dem Bett.
    May sah ihn verwundert an. »Schon wieder hungrig? Du bist wirklich ein Vielfraß! Es ist mir ein Rätsel, wie du es schaffst, nicht dick zu werden«, meinte sie amüsiert.
    »Ich mach ja genug Bewegung und halte meinen Körper fit«, prahlte er und dehnte seine Arme.
    »Gut, dann gebe ich jetzt die Bestellung auf.« Tempestas verließ fröhlich das Zimmer und war schon nach kurzer Zeit wieder zurück und in Begleitung zweier Frauen, die jeweils ein großes Tablett hereintrugen, es alles auf dem kleinen Tisch abstellten und ihnen noch einen guten Appetit wünschten.
    Das Gasthaus wirkte im Großen und Ganzen zwar nicht sehr einladend, doch das Essen schmeckte wirklich herrlich.

    Nachdem sie sich gestärkt hatten, beschlossen sie, sich von Tempestas durch die Stadt führen zu lassen.
    Im Zentrum Evalidas waren die Gebäude am höchsten und wirkten sehr beeindruckend auf Jiyuu. Er konnte seinen Blick kaum abwenden und starrte, wie schon am Vortag, ständig nach oben.
    »Wenn ihr wollt, können wir gerne einmal auf eines der Gebäude hinauf – die Aussicht ist wirklich großartig«, meinte Tempestas, dem nicht entgangen war, wie fasziniert Jiyuu von diesen Bauwerken war.
    »Aber wir wollten doch so schnell wie möglich ins West-Viertel«, entgegnete dieser. »Und bis wir da oben sind …«
    Tempestas lachte. »Das geht wirklich ganz schnell – ich zeige es euch«, sagte er fröhlich und führte sie nach links in die nächste Straße.
    »Also gibt es hier auch Aufzüge«, meinte Zack feststellend. »Ich wär’ da in hundert Jahren nicht zu Fuß rauf.«
    »Aufzüge?«, fragte Tempestas. »Ich weiß zwar nicht, was Aufzüge sind, aber wir benutzen Huc-Illucs, um nach oben zu gelangen.« Er lächelte und deutete auf ein riesiges Gebäude, das sich nun direkt vor ihnen befand. »Dort oben befindet sich eine große Aussichtsterrasse, die jedem frei zugänglich ist«, erklärte er.
    Die drei blickten fasziniert hinauf.
    »Huc-Illucs? Was genau sind Huc-Illucs?«, fragte May neugierig.
    »Bestimmt das dort!«, rief und Zack zeigte auf kapselförmige Gefährte, die aus einem durchsichtigen Material bestanden und sich an der seitlichen Außenwand des Gebäudes mit enormer Geschwindigkeit auf und ab bewegten.
    Sie näherten sich diesen, stellten sich ans Ende einer Warteschlange und bestaunten die seltsamen Beförderungs­mittel.
    Die Unterseite der Huc-Illucs war aus einem reflektierenden Metall gefertigt, in das leuchtende Kristalle eingefasst waren.
    »Also doch Aufzüge – nur irgendwie cooler! Wie funktionieren diese Dinger?«, wollte Zack wissen.
    »Huc-Illucs werden mit Acrorkristallen angetrieben«, entgegnete Tempestas.
    »Acrorkristalle? Noch nie gehört …« Zack kratzte sich nachdenklich am Kopf und sah Tempestas erwartungsvoll an.
    »Ja – diese werden aus Cibusgestein hergestellt«, erklärte dieser weiter.
    »Aus Cibusgestein?«, fragte Jiyuu überrascht. »Wo-woher stammt das Gestein, das dafür verwendet wird?«
    »Der Großteil der Rohstoffe wird, soweit ich weiß, im Nubs Gebirge abgebaut. Gelegentlich wird auch Cibusgestein aus Kalatos verarbeitet.« Tempestas überlegte kurz. »Das ist meist billiger, wird jedoch vom Großteil der Acrorkristall-Fabriken nicht so gerne erstanden, da es mittels Sklavenhandel von den Kemai erworben wird.«
    Als Jiyuu das hörte, kam Wut in ihm auf. »Wer – wer tut so etwas?«, fragte er hasserfüllt und ballte seine Hände zu Fäusten. »Was für Menschen tauschen anderer Menschen Leben für Baumaterial?!«
    »Gewissenlose Menschen – Schwarzhändler, die sich so leicht verdientes Geld erhoffen«, meinte Tempestas kritisch.
    »Ja, stimmt – sind die Kemai nicht die Typen, an denen du dich rächen willst?«, erinnerte sich Zack.
    Jiyuu starrte auf den Boden und versuchte, seine Wut hinunterzuschlucken.
    »Du warst in einem ihrer Lager, nicht wahr?«, fragte Tempestas vorsichtig und sah Jiyuu geduldig an.
    Dieser nickte und blickte zu Tempestas auf. »Ich war der einzige, der entkommen konnte. Alle anderen …« Er verstummte und wandte sich wieder ab.
    May wollte ihn schon fragen, was genau geschehen war, doch Tempestas signalisierte ihr mit einem unauffälligen Kopfschütteln, sie solle es lieber bleiben lassen.
    »Die Kemai sind gewissenlose Wesen, die die Menschen nur dann akzeptieren, wenn diese für sie arbeiten und ihnen blind gehorchen«, meinte er und musterte Jiyuu, der angespannt schien. »Wir wollen das jetzt nicht vertiefen, in Ordnung?«, meinte er dann mit ruhiger Stimme.
    »Hey, schaut mal, ich glaube, wir sind dran!«, rief May um das Thema zu wechseln.

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  • Hallo @kijkou

    ich hänge ein bisschen hinterher, deshalb jetzt erstmal nur ein paar Worte zu

    Kapitel 4 Teil 3

    Insgesamt schön beschrieben. Nettes Geplauder zwischen den Chars. Es passiert ja in dem Teil nichts wirklich Aufregendes, von daher darf es auch mal ruhig sein, ohne Drachen und Lactenwürmer. ^^

    Riesige Gebäude ragten in die Höhe und anders als Memoria war diese Stadt nicht eindeutig begrenzt und von einer Stadtmauer umgeben, sondern befand sich in stetigem Wachstum.

    , aber da Evalida Handelszentrum auf Ignotus ist und sich ständig vergrößert, herrscht Platzmangel, also mussten die Häuser nach oben gen Himmel wachsen«

    Also es tut mir leid, aber ich kann mir überhaupt kein Bild von Evalida machen. Ich bin da irgendwo zwischen Rothenburg ob der Tauber und Frankfurt am Main. Ich weiß ja immer noch nicht so richtig, welcher nach "Realwelt" zeitliche Rahmen hier passen würde, um ein bisschen konkreter werden zu können. Kannst du mir vielleicht mit einer Jahreszahl helfen, in der ich eine Stadt in der "Realwelt" ansiedeln müsste?
    Und die unterstrichenen Teile widersprechen sich mMn irgendwie. Wieso herrscht Platzmangel, wenn die Stadt nicht von einer Mauer umgeben ist, also nach alles Seiten wachsen kann?

    »Ich …« Er fasste ins Leere. »Da-das darf doch nicht – das hab’ ich jetzt komplett vergessen – dieser verfluchte Mistkerl!«, schrie er lauthals, sodass ihn die Leute ringsum auf der Straße verdutzt anstarrten.

    Echt?? Wie kann man das vergessen?! Erst Tempestas mit der Quelle, jetzt er mit dem Geldbeutel. Das wäre mit dem Betreten der Stadt mein ALLERERSTER Gedanke gewesen: "Shit, ich habe keinen Pfenning bei mir ..."
    Gib den Leuten etwas Ginseng, kijkou, denen ihr Gedächtnis lässt zu wünschen übrig. :rofl:

    »Sagt, kann jemand von euch Latein lesen?«

    Aahh, ja - da fällt mir wieder ein, was ich schon am Angang ziemlich seltsam fand: Da beide Welten nichts übereinander wissen - wie können sie dann dieselbe Sprache haben? Und weder die Angespülten noch ihr Retter noch irgendjemand anders wundert sich darüber? Mir fiel es sofort auf, als sie auf der Palme waren ( :D ) und ihr Retter sie ansprach.

    »Das wäre wunderbar! Wenn Ihr das veranlassen könntet, nehmen wir das Zimmer gerne«

    Und das hat mich auch im Schloss von Memoria gewundert. Ich bin nicht prüde, aber als junges Mädchen sich ein Zimmer zu teilen mit völig fremden Jungs/Männern, ohne zumindest anstandsweise zu protestieren, ist ungewöhnlich in meinen Augen.

    »Danke dir – aber eigentlich wollte ich dich fragen, ob wir hier etwas zu essen bekommen könnten.« Tempestas grinste Teno frech an und verneigte sich dann respektvoll.

    Das finde ich seltsam. Ich würde das blaugeschriebene weglassen, es passt irgendwie nicht mMn. Weil an der Frage nichts Freches ist, oder?

    Ich muss nochmal nachfragen. Von der Flucht aus Memoria und dem Drachenkampf von Tempestas, was ja beides am Morgen war, bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist nur ein Tag vergangen, ja? Sie haben zwischendurch nicht übernachtet, zumindest kann ich mich nicht erinnern. Also da der König sicher nicht vor zehn Uhr auf den Markt ging und es jetzt wohl abends ist, haben sie den Marsch in 8-9 Stunden bewältigt. Respekt! Und das, wo Jiyuus Verletzung ihm am Vortag noch so heftige Probleme gemacht hat. :thumbup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hi @Tariq ^^

    Liebe Grüße, kij ^^

  • @kijkou

    Spoiler anzeigen
    Zitat von kijkou

    Hm... Ich habe mir gedacht, da Jiyuu als Ex-ja nie Geld verwendet hat und das ganze Konzept des Handels noch relativ fremd für ihn ist, war ihm das nicht so gegenwärtig, wie jemandem, der täglich damit konfrontiert wird, dass ohne Moos nix los ist...

    Was meinst du zu meiner Theorie? Wirkt er dadurch zu senil?

    Senil nicht, eher unaufmerksam. Ich hätte gedacht, dass er als jemand, der nie vorher Geld hatte, ganz besonders sorgfältig darauf achtet, weil er es so hoch schätzt. Jemand der ständig welches bei sich trägt, beachtet es nicht mehr in dem Maße, das würde ich eher denken.

    Zitat von kijkou

    Kommt noch

    Du könntest ja wenigstens ein ganz kleines bisschen Verwunderung darüber bei May und Zack einfließen lassen. Ich würde es vielleicht kurz erwähnen, damit deine Leser nicht denken, hier ist dir was Wichtiges durchgerutscht. Mir erschien es sehr unlogisch. Vielleicht anderen ja auch. :hmm:

    Zitat von kijkou

    Ui, ich hab mir nur gedacht, wenn ich es wäre, würde ich ungern ganz alleine in einem Zimmer sein - würde mich einfach nicht sicher fühlen auf so einer seltsamen Insel
    Vielleicht sollte ich May das denken lassen?

    Keine schlechte Idee. Sie ist immerhin ein Mädchen ihrer Zeit. Und auch wenn Zack ihr nicht ganz fremd ist - Jiyuu und Tempestas sind es auf jeden Fall. Oder der König könnte sie vor der ersten Ancht fragen, ob sie ein eigenes Zimmer möchte, oder er gibt ihnen gleich zwei gtrennte Zimmer und sie lehnt das ab mit der von dir angeführten Begründung. Das ginge alles. ^^

    Also nochmal die Zeitschiene

    1. Tag Flucht von Jiyuu vor den Kemai, May und Zack erwachen am Strand und kommen nach Memoria
    1. Nacht: May und Zack im Schloss, Jiyuu bei seinem Großvater

    2. Tag May und Zack Stadtbummel usw., Jiyuus Aufbruch nach Memoria
    2. Nacht: May und Zack im Schloss, Jiyuu allein im Wald

    3. Tag morgens Ankunft von Jiyuu in der Stadt, mittags May und Zack auf dem Markt, Flucht aus der Stadt mit Jiyuu
    3. Nacht: May, Jiyuu und Zack im Wald, Auftritt der Geisterfrau

    4. Tag Tempestas kämpft gegen Soldaten und Drachen, wird von den Dreien gefunden, abends Ankunft in Evalida
    4. Nacht bei Teno

    Hab ich das so richtig?

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • @Tariq

    Spoiler anzeigen

    Senil nicht, eher unaufmerksam. Ich hätte gedacht, dass er als jemand, der nie vorher Geld hatte, ganz besonders sorgfältig darauf achtet, weil er es so hoch schätzt. Jemand der ständig welches bei sich trägt, beachtet es nicht mehr in dem Maße, das würde ich eher denken.

    Hihi, okay - dann schraube ich da mal ein bisschen am Dialog rum ^^

    Du könntest ja wenigstens ein ganz kleines bisschen Verwunderung darüber bei May und Zack einfließen lassen. Ich würde es vielleicht kurz erwähnen, damit deine Leser nicht denken, hier ist dir was Wichtiges durchgerutscht. Mir erschien es sehr unlogisch. Vielleicht anderen ja auch.

    Gut, ich muss nur schauen, wo es am besten hineinpasst :D

    Keine schlechte Idee. Sie ist immerhin ein Mädchen ihrer Zeit. Und auch wenn Zack ihr nicht ganz fremd ist - Jiyuu und Tempestas sind es auf jeden Fall. Oder der König könnte sie vor der ersten Ancht fragen, ob sie ein eigenes Zimmer möchte, oder er gibt ihnen gleich zwei gtrennte Zimmer und sie lehnt das ab mit der von dir angeführten Begründung. Das ginge alles.

    Ich frage mich gerade, vor wem der beiden Fremden sie wohl mehr Angst hätte, dass derjenige über sie ehrfallen könnte :D

    Das macht Aquila eh, nachdem er sie zum Zimmer geführt hat ^^
    »Wünschen meine werten Gäste getrennte Räumlichkeiten?«,fragte er interessiert.
    Zack zögerte und wartete Mays Reaktion ab.
    »Ich denke, wir können uns ein Zimmer teilen«,sagte diese mit einem über­triebenen Lächeln. Auf keinen Fall wollte sie jetzt alleine sein und konnte es kaum erwarten, mit Zack unter vier Augen über diese seltsame Stadt zu sprechen.


    Zur Zeitschiene: Hab ich das so richtig?

    Perfekt! :thumbsup:

  • Hey @kijkou :)
    Das war ein angenehm ruhiger Part, es kann ja nicht immer voller Action sein. Von daher hat es mir gut gefallen.

    Spoiler anzeigen


    Ich hatte ein bisschen Probleme, mir diese Stadt vorzustellen. Willst du, das sie altertümlich modern aussieht oder doch etwas realer? Naja, dann hab ich das gelesen...

    Zitat von kijkou

    Hatte hier optisch amerikanische Städte im Kopf, zu der Zeit, wo die Gebäude auch langsam immer höher wurden, also z.B. Chicago um 1870 - werde das noch in den Dialog einfließen lassen.

    Ich hoffe wirklich, dass dir das gut gelingen wird, da ich momentan nur ein verschwommenes Bild vor Augen habe und nicht richtig erkenne, was du uns da zeigen wolltest. Ich kann mir das jetzt ein bisschen besser vorstellen und bin gespannt, wie du das im Text umsetzt :whistling: das lese ich mir dann auf jeden Fall nochmal durch.

    Bleibt jetzt abzuwarten, was sonst noch passiert. Jetzt machen sie erstmal eine Tour und schauen sich Sehenswürdigkeiten an ^^ muss man in jeder Stadt ja mal gemacht haben :thumbup:
    Und dann geht es bestimmt zur Arena, wo Jiyuu am Wettkampf teilnehmen will..
    Ob das so eine gute Idee ist. Und ich hoffe ja, dass wir noch vom Knallkopf Aquila was hören :)

    Bis dahin! :D

  • Hey, @kijkou, heut hab ich den Teil 4 vom Kapitel 4 gelesen. :)

    Spoiler anzeigen


    Da hast du eine Menge wirklich toller Beschreibungen drin. Das Zimmer, das Badezimmer, die Szene mit den betrunkenen Männern, die schlafenden Gefährten, die morgendliche unterhaltung, das Frühstück. Man hat tolle Bilder dazu im Kopf, es braucht gar nicht vie Vorstellungsvermögen.
    Aber ... ganz ehrlich? Das war mir ZU ausführlich. :mimimi:
    Wenn du es mal von dem Punkt betrachtest (und das muss ich mir ja auch ab und zu anhören bei meiner Geschichte), ob du das, was in dem Teil 4 alles geschildert wurde, für den Verlauf der Story auch wichtig ist, dann kannst du vielleicht verstehen, was ich meine. Zu ausführlich. Die Dialoge und die Beschreibung der Örtlichkeiten. Sehr detailliert und ausgefeilt, aber teils einfach nicht wichtig aus meiner Sicht. (Jetzt merk ich mal, wie es meinen Lesern bei mir ergeht :/ )

    Vor Schmerzen jaulte der Mann kurz auf und hockte sich leidend auf den Boden.

    Vorschlag: " ... hockte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Boden."

    Der Teil, nachdem die beiden Betrunkenen abgezogen sind, liegt mir auch ein wenig quer. Sicher, May ist verstört, das versteht man auch. Aber wie sie sich Jiyuu gegenüber verhält, das ist nicht nachvollziehbar. Nicht einmal ein Dankeschön hat sie für ihn. Ich hätte eher gedacht, dass sie ihm aufgelöst um den Hals fällt und er mit flammrotem Gesicht dasteht und nicht weiß, was er mit seinen Händen machen soll. :rofl:

    Sie wollte momentan einfach alleine sein, also verharrte sie still im Bett und stellte sich schlafend.

    Echt jetzt? Sich schlafend stellen, nachdem nur ein paar Sekunden verstrichen sind, in denen er auf dem Gang stand und ihr nachgeschaut hat. Wie blöd denkt sie, dass er ist? Na ja, Weiber halt.

    Ansonsten bin ich gespannt auf den Tag, der nun vor ihnen liegt. Ob Jiyuu in die Arena geht und einen Kampf bestreitet. Ob May es immer rechtzeitig schafft, sich zwischen die zwei Streithammel zu drängen, ob Jiyuu sich irgendwann mal klar drüber wird, wie er zu May steht, ob er den anderen irgendwann von seiner Vergangenheit erzählt und - das Wichtigste: Ob Zack auch genug zu Essen bekommt. ^^
    Fragen über Fragen!! Schreib schnell weiter! :gamer:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • @LadyK



    Kapitel 4 - Teil 5

    Die Warteschlange hatte sich tatsächlich schnell aufgelöst. Eine Kapsel konnte die zu befördernden Personen rasend schnell nach oben oder unten bringen.
    »In einen Huc-Illuc passen bis zu drei Personen. Ihr gebt einfach von innen auf dem Steuerfeld an, bis wohin ihr fahren wollt«, erklärte Tempestas. »Die Terrasse befindet sich ganz oben in der vierundfünfzigsten Etage.«
    »Was ist das für ein Material?«, fragte May erstaunt, währen sie das seltsame Gefährt genau betrachtete. »Ist das Glas?«
    »Kein gewöhnliches Glas. Es wird aus den Abfallstoffen der Acrorkristall­produktion hergestellt, daher lässt es sich gut mit der Energie der Kristalle koppeln. Jetzt aber los.« Tempestas machte sie auf die Leute aufmerksam, die ungeduldig hinter ihnen warteten.
    May und Zack stiegen eilig in den Huc-Illuc und die durchsichtige Tür schloss sich automatisch.
    »Ist der sicher?«, fragte May verunsichert, als sie die Innenwand berührte.
    »Ich hoffe es«, entgegnete ihr Zack. »Hey, sieh dir das mal an!«
    Auf deren Innenseite befand sich ein rechteckiger Bereich, auf dem sich Schaltflächen für die einzelnen Stockwerke befanden.
    Gleich nachdem Zack die Nummer vierundfünfzig berührt hatte, schoss der Huc-Illuc nach oben.
    Erschrocken klammerte sich May fest an ihn, worauf dieser schmunzelnd seinen Arm um sie legte.
    Die Menschen, die auf den Straßen spazierten, wurden immer kleiner und auch eine Vielzahl der Häuser mit ihren flachen Dächern ließen sie unter sich.
    Beinahe ganz oben auf dem Gebäude wurde der Huc-Illuc langsamer und hielt an. Ein kleiner Steg, ebenfalls aus durchsichtigem Material bestehend, bewegte sich automatisch vom Rande des Daches auf sie zu.
    »Hey, wir sind da«, meinte Zack und grinste immer noch.
    May schreckte hoch und ließ etwas beschämt von ihm ab. Nachdem sich die Tür geöffnet hatte, schritt sie über den schmalen Steg. Dieser hatte zwar so etwas wie Wände auf beiden Seiten, doch in dieser Höhe bekam man durch seine Transparenz ein mulmiges Gefühl.
    »Ich wusste gar nicht, dass du nicht schwindelfrei bist«, meinte Zack amüsiert.
    »Bin ich auch nicht – ich meine, schon, aber – aber dieses Ding ist einfach so schnell los …«
    »Sag doch einfach Bescheid, wenn du mich umarmen willst«, entgegnete er und zwinkerte ihr zu.
    »Ha ha, sehr witzig«, erwiderte sie und errötete. »Diese Stadt ist wirklich ganz anders als Memoria. Diese Technik – wie funktioniert das alles? Ich kann mir das nicht richtig vorstellen. Kristalle, die diese Fahrstühle antreiben sollen? Erzeugen sie Strom?«, versuchte May abzulenken.
    »Eine wirklich gute Frage. Diese Aufzüge sind ja nirgendwo befestigt. Kein wunder, dass du da nervös geworden bist.«

    Nun erreichten auch Tempestas und Jiyuu das Dach und schlossen sich den beiden an, die riesige Terrasse zu erkundigen.
    Hier oben befand sich ein richtiger kleiner Park mit Sitzbänken und einem künstlich angelegten Garten.
    »Los, kommt mit!«, forderte Tempestas sie auf, eilte auf die südwestliche Seite der Terrasse und zeigte auf eine große glänzende Fläche, die sich nicht sehr weit von Evalida entfernt befand. »Das dort ist der See Praetespec. Bei Sonnenaufgang ist er noch viel schöner«, erklärte er ihnen.
    May war begeistert von der großartigen Aussicht. Sie lehnte sich an die Brüstung und blickte fasziniert auf den See. »Wie das glitzert! Sieht richtig magisch aus!«, rief sie entzückt.
    »Ja, ist wirklich eine geile Aussicht«, meinte auch Zack beeindruckt.
    »Unglaublich, wie weit man von hier oben in die Ferne blicken kann. Den Wald dort drüben haben wir durchquert, nicht wahr?« Jiyuu deutete gen Süden, von wo aus sie gekommen waren.
    »Ja, genau. Ich kann euch auch zeigen, wo wir hin müssen, um zum Medium zu gelangen. Ihr werdet jedoch wahrscheinlich nicht viel erkennen können. Über den Sümpfen von Paludes steht zu dieser Zeit meist dichter Nebel – jedenfalls im südlichen Teil.« Tempestas führte sie auf die Nordseite, doch alles, was jenseits eines großen Flusses lag, konnte man aufgrund dichter Nebelschwaden nicht erkennen.
    »Also dort hinten irgendwo liegt Paludes …«, meinte Jiyuu nachdenklich, legte seine Arme auf die Brüstung und stützte sein Kinn darauf ab. »Und wie lange werden wir unterwegs sein, bis wir zu diesem Medium kommen?« Er blickte auf und sah Tempestas wissbegierig an.
    »Ich schätze, wir werden etwas weniger als zwei Tage unterwegs sein, wenn wir zügig vorankommen …«, überlegte Tempestas und sah das Murmur Bestätigung suchend an, welches zustimmend gluckste.
    May lachte. »Curaris kennt sich hier wohl auch gut aus«, sagte sie amüsiert.
    »Ja, wir sind schon ziemlich viel herumgekommen«, meinte Tempestas und schmunzelte vergnügt.

    Schließlich machten sie sich auf den Weg ins West-Viertel von Evalida. In diesem Teil der Stadt waren die Gebäude nicht so hoch und modern gestaltet, sondern eher einfacher gehalten, wie in Memoria. Das Viertel war eindeutig von der Thematik Kampf geprägt und man fand Waffen- und Rüstungsläden an jeder Ecke.
    Ganz am westlichen Stadtrand befanden sich Turnier- und Trainingsplätze, einige Waffenschmiede und ein großes, rundes Gebäude – die Arena.
    Auf dem Platz vor der Arena herrschte eine richtige Jahrmarkt-Atmosphäre. Es gab Schieß­stände mit Preisen, einige Kleinhändler versuchten, ihre Ware an den Mann zu bringen, mehrere Imbissshops boten eine Vielzahl an Leckereien an und ein paar Leute betranken sich hemmungslos. Überall duftete es nach frischem Essen und es ging furchtbar laut und chaotisch zu, denn die Menschen amüsierten sich exzessiv.
    Tempestas hielt vor einem Stand an, der Schießwaren verkaufte und empfahl May, hier Pfeile zu erstehen.
    Sie befolgte seinen Rat und kaufte sich ein Bündel der preisgünstigsten Pfeile, woraufhin die vier weiter auf die Trainingsplätze zusteuerten. Diese lagen hinter der Arena und waren für jeden frei zugänglich.
    »Hier könnt ihr eure Waffen in Ruhe austesten. Wenn ihr geduldig wartet, könnt ihr euch auch an einen der Trainer wenden. Sie werden von den Betreibern der Arena entlohnt und stehen euch somit frei zu Verfügung«, erklärte Tempestas und klopfte Zack auf die Schulter. »Ich werde einstweilen Jiyuu erklären, wie man sich zur Teilnahme in der Arena anmeldet. Wir treffen uns dann wieder hier in der Gegend«, sagte er, woraufhin sie zustimmend nickten.
    »Das ist nett von dir, Tempestas«, bedankte sich Jiyuu und wandte sich dann Zack und May zu. »Viel Erfolg beim Training«, wünschte er den beiden und machte sich mit Tempestas auf den Weg.
    »Du kannst nachher gern mal gegen mich antreten!«, rief Zack ihm noch hinterher und forderte ihn spielerisch heraus.
    Jiyuu nickte zustimmend und verließ mit Tempestas das Trainingsareal.

    »Okay, dann mal los!«, rief May voller Tatendrang und nahm ihren Bogen zur Hand. Sie hatte sich fest vorgenommen, den richtigen Umgang mit dieser Waffe zu erlernen.
    Zack begleitete sie auf den Schießplatz.
    Auf einer der freien Bahnen trat May sofort in Aktion und nahm eine seitliche Haltung ein. Sie griff sich einen Pfeil, spannte den Bogen und schoss, doch verfehlte ihr Ziel um Längen.
    »Ich glaube, ich muss noch sehr viel üben«, seufzte sie und setzte motiviert zum nächsten Schuss an. Beim diesem Versuch landete ihr Pfeil auf einer Zielscheibe vier Schussbahnen weiter rechts, woraufhin sie von anderen Schützen skeptische Blicke erntete.
    »Entschuldigung!«, rief sie beschämt.
    »Das ist ja nicht mitanzusehen«, murmelte Zack, schritt entschlossen auf sie zu und stellte sich dicht hinter sie. »So, also erst mal den linken Fuß weiter nach vorne – den Bogen musst du etwas höher halten – und streck’ den linken Arm ganz durch.« Er legte seine Hand auf ihre, welche den Bogen hielt. »Jetzt spann die Sehne, soweit es geht – das hast du vorhin schon ganz gut gemacht.«
    Sie tat genau, was er sagte und ließ sich helfen.
    »So, und jetzt musst du eigentlich nur noch zielen. Konzentriere dich genau auf das, was du treffen willst und halte beide Augen geöffnet«, sprach er vertieft.
    Sie spürte seinen Atem hinter ihrem linken Ohr, was sie etwas aus der Ruhe brachte, versuchte aber dennoch, konzentriert zu bleiben.
    »Wenn du das Ziel im Visier hast, dann ziele noch ein kleines Stück höher, um die Entfernung auszugleichen und lass dann den Pfeil los«, wies er sie an.
    Bei diesem Versuch landete sie tatsächlich einen Treffer.
    »Ja! Wahnsinn!«, rief sie freudig. Sie wirbelte herum und fiel Zack vor Begeisterung um den Hals. Dabei erinnerte sie sich, wie sie früher, trotz Susans mehrfacher Warnung, für ihn geschwärmt hatte und merkte, wie sie langsam rot wurde. Sofort ließ sie von ihm ab. »Wo-woher kennst du dich denn so gut damit aus?«, fragte sie ihn, um ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
    »Ich hab’ hin und wieder an einem Schießstand auf dem Rummelplatz geübt. Die Bögen dort waren zwar ganz anders, doch das Prinzip ist das gleiche«, erzählte er.
    »Du hast mir jedenfalls sehr geholfen. Danke! Ich übe noch weiter, damit ich ein Gefühl dafür bekomme«, meinte May. Sie war nun richtig motiviert und setzte zum nächsten Schuss an.
    »Mach das. Ich gehe mal dort rüber und teste mein Schwert«, beschloss Zack und kletterte über den Zaun, der den Schießplatz vom Trainingsplatz für Nahkampf­waffen trennte. Er drehte sich noch einmal um und winkte ihr zu. »Wer seine Waffe zuerst meistert, darf sich was wünschen!«, rief er und grinste sie frech an.
    ›Hättest du wohl gerne‹, dachte sie und nahm erneut die Zielscheibe ins Visier.

    Währenddessen führte Tempestas Jiyuu in der Arena herum. Ihre Waffen mussten sie am Eingang abgeben, da das Tragen dieser im Inneren nicht gestattet war.
    In der Mitte des Gebäudes befand sich ein Kampfplatz, um den immer Schaulustige und andere Teilnehmer versammelt standen und auf den nächsten Kampf warteten. Auf einem großen hohen Podest saßen drei Preisrichter, die jede Auseinandersetzung aufmerksam verfolgten und überwachten.
    Jiyuu blickte sich fasziniert um und versuchte durch die Menge etwas von dem momentan stattfindenden Kampf mitzubekommen.
    »Als erstes müssen wir dich registrieren«, erklärte Tempestas, packte Jiyuu an dessen Schulter und führte ihn zur Anmeldung, wo ein gelangweilt aussehender Mann, der für die Registrierungen zuständig war, an einem Tisch saß.
    »Guten Tag. Er würde sich gerne anmelden«, meinte Tempestas und deutete auf Jiyuu.
    Der Mann, warf einen skeptischen Blick auf diesen, musterte ihn und zückte eine Schreibfeder. »Neu?«, fragte er mit einer trockenen monotonen Stimme.
    »Ja, er nimmt das erste Mal hier teil«, antwortete Tempestas für ihn.
    »Blutiger Anfänger oder Kampferfahrung?«, fragte er weiter und blickte Jiyuu erwartungsvoll an.
    »Ähm, ich – also, ein wenig Erfahrung hab’ ich schon …«, antwortete Jiyuu unentschlossen und kratzte sich am Kopf.
    »Orange also!«, rief der Mann, griff nach hinten in eine Kiste und holte ein orange­farbenes Band heraus. Er drückte es Jiyuu in die Hand. »Welchen Namen darf ich notieren?«, fragte er mit gelangweilter Miene aber ungeduldigem Tonfall.
    »Nebulas«, antwortete Tempestas zügig, woraufhin Jiyuu ihn verwundert ansah. »Es muss ja nicht gleich jeder wissen, wie dein richtiger Name lautet«, erklärte er und zwinkerte ihm zu. Wieder nahm er ihn an der Schulter und führte ihn weiter herum. »Also, nun zu den Regeln …« Tempestas steuerte quer durch die Menschenmenge. »Es steht dir frei, jeden hier herauszufordern, der ein farbiges Band um den Oberarm trägt – du solltest deines im Übrigen anlegen«, forderte er Jiyuu auf, der seiner Anweisung folgte, während er ihm aufmerksam zuhörte. »Es gibt unterschiedliche Ränge. Je dunkler eine Farbe ist, desto höher ist in der Regel der Rang des Kämpfers. Das Preisgeld für einen Sieg richtet sich nach dem Rang des jeweiligen Gegners. Wenn du einen Gegner eines höheren Ranges besiegst, ist das Preisgeld auch dementsprechend höher, als wenn du einen Gegner mit gleichem oder niedrigerem Rang schlägst. Wenn du also gegen Teilnehmer mit niedrigerem Rang antrittst, wirst du kaum etwas verdienen – verstehst du?«
    Jiyuu nickte und blickte sich schon ungeduldig nach anderen Kämpfern um.
    »Die Teilnehmer können je Kampf entscheiden, ob sie mit oder ohne Waffen antreten. Es ist üblich, dass die Preisrichter einen Kampf abbrechen, bevor einer der Kämpfer ernsthaft verletzt wird – soweit musst du dir also keine Sorgen machen. Prinzipiell kann man Herausforderungen ablehnen, wird jedoch nicht sehr gerne gesehen und würde deinem Ruf schaden, was dazu führen kann, dass du keine Gegner mehr findest. Habe ich noch etwas vergessen?« Tempestas überlegte.
    »Welchen Rang hab’ ich jetzt eigentlich?«, fragte Jiyuu ihn.
    »Ach ja, genau – du hast nun ein orangefarbenes Band, was dem dritten Rang entspricht. Weiß und Gelb sind die Anfänger. Nach Orange kommen dann Rot – für den vierten Rang, Grün – für den fünften, Blau kennzeichnet den sechsten Rang und Schwarz ist der siebente.
    Wenn du drei Gegner deines Ranges besiegst, ohne zwischendurch einen Kampf verloren zu haben, steigst du einen Rang weiter auf – aber die Preisrichter können auch individuell entscheiden. Wenn du einen Teilnehmer schlägst, der zum Beispiel zwei Ränge über dir steht, kann es sein, dass sie dich sofort einen Rang aufsteigen lassen.
    Einen Rang zurückfallen kann man, soweit ich weiß nicht. Das wäre soweit alles, was die Regeln betrifft. Hast du noch Fragen?«
    Jiyuu schüttelte den Kopf. »Das klingt ja nicht allzu kompliziert«, meinte er und sah sich erneut um. Er erblickte einen großgewachsenen, muskulösen dunkelhäutigen Mann, der sich nicht weit von ihnen mit anderen Teilnehmern unterhielt und ein rotes Band trug. Entschlossen schritt er auf diesen zu und klopfte ihm auf die Schulter.
    Der Muskelprotz drehte sich um und sah Jiyuu, der locker einen Kopf kleiner war, missbilligend an.
    »Wollen wir?«, fragte Jiyuu souverän und wartete auf eine Zusage.
    Tempestas war etwas überrascht, aber auch amüsiert von dessen Selbstsicherheit.
    Der muskelbepackte Teilnehmer knurrte nur zustimmend und drängte sich durch die Menge bis zum Kampfplatz vor, welcher gerade frei war.
    Jiyuu zuckte mit den Achseln, warf Tempestas noch einen Blick zu und folgte seinem Gegner.

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    Zum nächsten Part

    • Offizieller Beitrag
    Spoiler anzeigen

    XD Ich würd jetzt einfach sagen, dass die Kemai keine Inventur machen - sie können zwar sprechen, sind aber eher unzivilisierte Wilde. Und sie haben vielleicht 5-10 Messer entwendet, das kriegt keiner mit - sie sind ja blöd

    Das ist nur eine Mini-Kleinigkeit, man kann Messer (Klingen) sogar aus Stein herstellen, wenn man wie ein Neandertaler die Oberfläche beschlägt ;) Die Frage ist einfach, woher sie die Messer haben. Das ist kein Werkzeug aus einer Mine. Spitzhacken, Hammer, Meißel, Schaufeln ... je nachdem, was das für eine Mine überhaupt ist. Gold? Erz? Was brauchen die Kemai denn so dringend, dass sie Sklaven benötigen, um es abzubauen, wo sie selbst Erdlöcher mit Leichtigkeit graben :hmm:

    Indessen bereitete sich eine andere Gruppe, bestehend aus acht Sklaven, darauf vor, die beiden am Tor patrouillierenden Wachen zu überwältigen. Sie mussten schnell agieren, um zu vermeiden, dass die Biester Alarm schlagen konnten.
    In einem günstigen Moment griffen sie an. Sie attackierten sie von allen Seiten und versuchten, ihnen ihre Messer in den Hals zu rammen, um sie ruhigzustellen.

    Auch zu acht hatten sie kein leichtes Spiel, da ein Kemai, wenngleich dessen Gestalt nicht viel größer als die der Menschen war, weitaus mehr Kraft hatte. Die schuppige dunkelgrüne Haut der Kreaturen, war wie zähes Leder und ließ sich mit einer kleinen Klinge nur schwer durchdringen. Nur an Handflächen, Hals und unter ihren Armen war sie dünner und die Biester dadurch verwundbarer.

    Von allen Seiten? Und keiner hat sie zuvor bemerkt. Das Tor ist ein offener Platz, wie wollen die Menschen Kemai angreifen? Die beiden werden sicher nicht mitm Rücken zum Inneren gestanden haben. ^^ Wie haben sie sich überhaupt angeschlichen? Ich stell mir das ein bisschen vor wie bei Kinder, die sich die Augen zuhalten und glauben, so sind sie unsichtbar. Selbst wenn sie an den Palisaden entlangschleichen, kommt irgendwann der Punkt, wo sie ins Sichtfeld der Kemai rücken, da scheint ja nichts zum Verstecken zu sein. :hmm: Da streikt mein Kopf immer noch. Das liest sich so, als wenn die Kemai wie Pappaufsteller dastehen und acht Menschen angerannt kommen, ein Spung vor sie und "Tadaa ... damit habt ihr nicht gerechnet, das ist ein günstiger Moment." Was ist dieser günstige Moment? Beide gerade am Pinkeln? Stehen sie sich gegenseitig zugewandt und unterhalten sich? Das ist noch schwammig. Es ist eine Umschreibung, aber der Leser weiß nicht, was damit gemeint ist, oder was geschieht. ^^

    Der Rest ist vollkommen okay und schön so ^^

  • So, @kijkou, jetzt hab ich aufgeholt. ^^

    Also zum

    Kapitel 4 Teil 5

    Hier muss ich schon wieder ein kleines bisschen seufzen:
    Die ganze, wirklich ausführliche beschriebene Aktion mit dem Aussichtsturm ... ist die wichtig? Ich hab extra nochmal zurückgescrollt, weil ich wissen wollte, ob außer dem Genießen der Aussicht noch ein anderer Zweck mit dem Besuch der Aussichtsplattform verbunden war. Aber außer dass sie Paludes und den Wald von dort oben sehen konnten, fiel mir nichts auf. Und das könntest du auch jederzeit in eine passive Rede packen. Das Zwischenmenschliche, die Befindlichkeiten und die Dialoge deiner Protagonisten, auf die du so viel Wert legst, sind zwar wunderschön geschrieben und lassen einen Blick auf ihr derzeitiges Befinden zu, bewirken aber (wie z.B. Mays Verhalten im Aufzug und Zacks Reaktion darauf) bei mir irgendwie ein leises "Na macht schon, wann geht's denn mal weiter hier?" Schließlich wissen wir, dass sie ein Ziel haben und besonders May und Zack darauf brennen müssten, hier alles möglichst schnell zu erledigen und weiterzukommen. Auch Jiyuu hat eigentlich keine Zeit zu verlieren, wenn er seine Gefährten befreien will. Da hab ich so ein bisschen Probleme, dieses Wissen im Hinterkopf mit dieser gemächlichen und entspannten sight-seeing-tour hier zu koppeln.
    Auch den Part, in dem May sich am Bogenschießen versucht, kannst du vielleicht ein wenig kürzen. Wieder sehr ausführlich. Btw - ich glaube, du hast Erfahrung im Bogenschießen, oder? Klingt jedenfalls so, als wüsstest du ganz genau, wie man es macht.

    Eines kannst du wirklich wundervoll: beschreiben. :thumbup: Der Aufzug, die Terasse, der glitzernde See, das Westviertel, die Arena - alles toll. Aber nicht alles benötigt. :/

    Sehr gut, wirklich sehr gut fand ich den Teil mit der Arena (bis auf den Bogenschießen-Teil). Hier war die ausführliche Beschreibung aus meiner Sicht angebracht und gelungen. Auch das Prozedere der Anmeldung las sich flüssig. Dass Jiyuu was auf die Nase bekommen wird, scheint vorprogrammiert. Also MInderwertigkeitskomplexe scheint der nicht zu kennen. :rofl: Ich bin gespannt, was der mit dem roten Band mit ihm anstellt. Oder - vielleicht überrascht Jiyuu uns ja auch und stampft den Gegener in den Boden? :hmm:

    Und wenn du es jetzt wagst, VOR diesem Kampf noch eine ausführliche Schilderung zu bringen, wo und was sie zu Mittag essen :essen: , dann krieg ich einen Herzattacke. :dwarf:
    Ich hoffe, ich zieh dich mit meinem Feedback nicht runter, liebe @kijkou. Ich werd auf jeden Fall weiterlesen. Auch wenn du deine Detailverliebtheit so weiter pflegst. ^^ Das ist eben dein Stil. Da hat dir niemand reinzureden. Wichtig ist nur, dass du beachtest, dass bei allzu viel Beschreibung und Ausführlichkeit manch ein Leser anfangen könnte zu gähnen. Wäre ein Alarmsignal, in der Richtung etwas zu ändern. Also, auf geht's, lass uns sehen, was Jiyuu drauf hat!!

    LG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • @Jennagon

    @Tariq


    So, bei diesem Part bräuchte ich wirklich eure Unterstützung. Ich tue mir extrem schwer, Action-lastige Szenen zu schreiben.
    Ich neige auch hier dazu, Bewegungsabläufe so beschreiben zu wollen (das liegt vermutlich daran, dass ich vom Kendo-Training so gedrillt worden bin, Bewegunsabläufe zu perfektionieren und immer wieder zu wiederholen :D ), dass ich befürchte, dass die Dynamik beim Lesen verloren geht :/
    Also, seid gnadenlos und gebt alles - wir sind schließlich in der Arena :D


    Kapitel 4 - Teil 6

    Einer der Preisrichter erhob sich und klatsche drei Mal laut in die Hände.
    »Wir haben zwei neue Teilnehmer«, sprach er und lenkte die Aufmerksamkeit auf Jiyuu und den kraftstrotzenden Kerl.
    Tempestas hatte sich auch durch die Menge in den vorderen Bereich gedrängt, um den Kampf verfolgen zu können.
    Die Leute tuschelten amüsiert untereinander und zweifelten daran, dass Jiyuu gegen seinen um einiges größer und stärker aussehenden Gegner auch nur den Hauch einer Chance haben würde und schlossen eifrig Wetten ab.
    Der Preisrichter ergriff erneut das Wort. »Es treten gegeneinander an: Ragerto und …« Er blickte erwartungsvoll auf Jiyuu hinab, um dessen Namen zu erfahren.
    »Nebulas!!«, rief Tempestas durch die Menge.
    »Ragerto gegen Nebulas! Gut! Wählt ihr den waffenlosen Kampf oder nehmt ihr die Turnierschwerter in Anspruch?«, fragte der Preisrichter.
    Jiyuu sah den Hünen erwartungsvoll an und überließ ihm die Entscheidung. Dieser krachte mit seinen Fingerknochen.
    »Ich brauche nur meine Fäuste!«, grunzte er und sah Jiyuu an, als wolle er ihn mit bloßen Händen zerquetschen.
    Die beiden Teilnehmer stellten sich nun auf dem Kampfplatz gegenüber voneinander auf. Sie starrten sich an und warteten auf das Zeichen der Preisrichter.
    Das kleine Murmur verfolgte ebenfalls das Geschehen und wechselte angespannt von Tempestas’ rechter Schulter auf seine linke.
    »Er wirkt zuversichtlich – nicht im Geringsten verunsichert. Ich denke, wir müssen uns keine Sorgen machen, Curaris«, meinte dieser überzeugt und lächelte.
    Ein anderer Preisrichter erhob sich nun, streckte eine Handfeuerwaffe in die Luft und feuerte sie ab. Der Schuss war das ersehnte Zeichen für den Kampfbeginn.
    Ragerto stürzte brüllend auf Jiyuu zu und setzte mit geballter Faust zum Schlag an.
    Dieser wartete ab, bis der muskulöse Mann ihn fast erreicht hatte, wich dann im letzten Moment auf die Seite aus. Er konterte mit einem Tritt in die Kniekehle des riesigen Mannes, welcher daraufhin sofort einknickte. Mit einem Ellenbogen­hieb auf Ragertos Hinterkopf setzte Jiyuu ihn außer Gefecht.
    »Nebulas siegt über Ragerto. Ragerto war für ihn keine Herausforderung, darum steigt Nebulas in den vierten Rang auf«, verkündete einer der Preisrichter und ließ ihm ein rotes Band und ein Preisgeld von zehn Pahl überreichen.
    Jiyuu verließ den Ring und wechselte sein Band aus.

    »Beeindruckend«, meinte Tempestas, als er auf ihn zukam und klopfte ihm auf die Schulter. »Wenn du so weiter machst, hast du nach zwei oder drei weiteren Kämpfen bestimmt genug Geld verdient, um eine Weile über die Runden zu kommen«, sagte er lächelnd.
    »Diesen Gegner zu schlagen war nicht sonderlich schwer. Dieser Kerl hatte einfach nur viel Kraft, war aber nicht sehr wendig«, entgegnete Jiyuu nüchtern und streckte sich.
    Ein langhaariger, dürrer Mann, ebenfalls von viertem Rang, schritt entschlossen auf die beiden zu und verneigte sich vor Jiyuu. Er sah nicht besonders stark aus, wirkte aber gerissen. Sein Gesicht war schmal und seine Augen schienen Jiyuu mit ihrem Blick zu durchbohren. »Man nennt mich Tachitsu Teto. Ich würde dich sehr gerne im Schwertkampf herausfordern«, sprach er mit ruhiger Stimme.
    Jiyuu musterte ihn von oben bis unten, willigte ein und begab sich erneut auf den Kampfplatz.
    »Nebulas, der gerade in den vierten Rang aufgestiegen ist, wurde soeben von Tachitsu Teto herausgefordert«, meldete sich einer der Preisrichter zu Wort.
    »Wir treten mit Schwertern an!«, rief Jiyuu und nickte Tachitsu Teto zu.
    Der Waffenverwalter brachte ihnen zwei Turnierschwerter und wies die beiden Teilnehmer an, eine Kampfposition einzunehmen.
    Wieder ertönte ein Schuss und gab den Ring frei.
    Die Teilnehmer hielten konzentriert Augenkontakt und bewegten sich mit langsamen und vorsichtigen Schritten aufeinander zu.
    Tachitsu griff an, doch Jiyuu fing dessen Hieb geschickt mit der Parierstange seines Schwertes ab. Mit Schwung stieß er ihn zurück und setzte ebenfalls zu einem Streich an, doch auch sein Gegner wehrte gekonnt ab.
    »Wie ich mir gedacht habe – du bist nicht schlecht«, bemerkte Tachitsu Teto, grinste und setzte erneut zum Angriff an.
    Diesmal wich Jiyuu aus, drehte sich hinter seinen Gegner, wirbelte sein Schwert blitzschnell herum und stoppte es, kurz bevor es dessen Kehle berührte, ab.
    Tachitsu lief ein Schweißtropfen über die Stirn und er schluckte schwer.
    »Du kämpfst auch gut, aber du bist etwas zu langsam«, meinte Jiyuu, nahm sein Schwert runter und verneigte sich vor seinem Gegner.
    Die Zuschauer waren begeistert, jubelten und klatschten Beifall.
    Nachdem Jiyuu das Preisgeld von fünf Pahl eingestrichen hatte, siegte er noch über zwei weitere Gegner des selben Ranges und stieg somit in den fünften auf.
    Da er nun insgesamt ein Preisgeld von fünfundzwanzig Pahl eingenommen, und er sich damit zufriedengab, wollte er das soeben erworbene grüne Band bei der Teilnehmer­verwaltung in Verwahrung geben.

    Als er den Verwalter gerade ansprechen wollte, rempelte ihn jemand von hinten mit Wucht an, sodass er stürzte. Sofort stand er wieder auf und drehte sich verwundert um.
    Ein sonnen­gebräunter, sehr muskulöser Mann mit kurz geschorenem schwarzen Haar, einem markanten Kinnbart und einer auffälligen Narbe unter dem rechten Auge stand mit verschränkten Armen vor ihm und starrte ihn mit seinen stechenden Augen an. Er trug Kleidung aus braunem Leder und hatte tätowierte Arme.
    »Hast du das mit Absicht gemacht?«, fragte Jiyuu ärgerlich.
    »Du kleiner Wicht besitzt die maßlose Unverschämtheit, hier anzutreten!? Und du spielst dich auch noch groß auf! Dabei bist du nur ein wertloser, dreckiger Sklave!«, fuhr ihn der Mann an.
    »Wa-was zum …?« Jiyuu reagierte zunächst völlig perplex, doch als er sah, wie dieser Mann ihn abwertend anblickte, stieg Wut in ihm hoch.
    »Dies ist ein Ort für ehrenwerte Kämpfer – du dreckiger kleiner Sklave hast doch gar nicht das Recht, hier zu sein!«, provozierte ihn der Mann weiter und spuckte ihm vor die Füße.
    Jiyuus Augen weiteten sich vor Zorn und er wollte schon auf ihn losgehen, doch Tempestas hielt ihn zurück.
    »Kümmere dich nicht darum, was er sagt. Lass uns gehen«, meinte er ruhig.
    »Und was ist mit dir!? Misch dich gefälligst nicht ein!«, griff der Fremde nun auch Tempestas an, doch dieser ignorierte ihn, blieb Jiyuu zugewandt und setzte ein gut gelauntes Gesicht auf.
    »Komm schon – lass uns gehen. May und Zack warten bestimmt schon auf uns«, sprach er vernünftig.
    »Aber …« Jiyuu versuchte, seine Wut hinunterzuschlucken und folgte Tempestas schließlich in Richtung Ausgang. Als sie an dem Mann vorbeischritten, stieß dieser ihn abermals.
    Sofort holte Jiyuu aus, doch Tempestas ging dazwischen und fing seinen Schlag ab.
    »Ignoriere ihn einfach – er ist es nicht wert!«, riet er ihm erneut mit ernster Miene.
    »Du hörst besser auf deinen Meister, Sklave! Der weiß bestimmt, was gut für dich ist!«, rief der Mann und grinste ihn provokant an. »Als ob ein dreckiger Sklave das Recht auf freie Entscheidungen hätte! Zu mehr als Arbeit taugen die nichts, und wenn sie nicht einmal die ordentlich verrichten, sollte man sie am besten an die Drachenbären verfüttern!«, rief der Fremde in die Menge und lachte spottend.
    »Du – du bist TOT!!«, schrie Jiyuu außer sich und wollte sich auf ihn stürzen, doch Tempestas hielt ihn fest.
    Jiyuu schnaubte und versuchte sich loszureißen. »Ich mach dich fertig! Du verdammter …«
    »Sei vernünftig! Der Kerl will dich doch bloß provozieren. Leg dich nicht mit ihm an!«, meinte Tempestas eindringlich und hielt ihn weiterhin zurück.
    »Ich fordere dieses Schwein heraus!«, tobte Jiyuu und dachte nicht daran, den Rat von seinem Gefährten zu befolgen.
    »Bist du dir darüber im Klaren, dass er ein schwarzes Band trägt?«, fragte dieser ihn mahnend und lockerte seinen Griff.
    »Ist mir egal, welches Band er trägt! Ich mach ihn fertig!«, rief Jiyuu stur und hatte nur den einen Gedanken, diesen Mann zum Schweigen zu bringen.
    Tempestas ließ ihn nachgiebig los und seufzte.
    Der Mann grinste teuflisch und begab sich in den Ring.
    Jiyuu folgte ihm, ohne zu zögern und wartete auf das Wort des Preisrichters.
    Dieser erhob sich und blickte auf die zwei herab. »Nebulas fordert Mons Corit heraus. Da sich die beiden Teilnehmer offenbar in einem Konflikt befinden, gestatten wir nur den waffenlosen Kampf«, sprach er.

    Die beiden Gegner standen sich gegenüber und warteten sehnsüchtig auf den Startschuss.
    Jiyuus Puls raste vor Aufregung und in seinen voller Zorn funkelnden Augen konnte man seine Entschlossenheit deutlich sehen.
    Die Zuschauer waren ganz aufgeregt und platzierten noch die letzten Wetten.
    Tempestas versuchte, durch die tobende Menge nach vorne zu gelangen, was bei diesem Spektakel nicht einfach war.
    Auch das Murmur auf seiner Schulter gluckste ganz unruhig.
    Er kraulte es auf dem Kopf und behielt dabei konzentriert den Kampfplatz im Auge. »Ja, Curaris – ich bin auch etwas beunruhigt. Warum provoziert ihn dieser Mann so dermaßen?«, murmelte er skeptisch.
    Der Schuss ertönte und keine Sekunde später stürzte sich Jiyuu auf seinen Gegner und schlug ihm mit voller Wucht ins Gesicht.
    Mons Corit fing sich jedoch schnell wieder und setzte zum Gegenangriff an. Wild schlug er mit hoher Geschwindig­keit auf Jiyuu ein, doch dieser parierte jeden einzelnen Schlag oder wich aus.
    Tempestas verfolgte den Kampf aufmerksam. »Was!?« Sein Blick wurde plötzlich ganz kritisch. ›Was hat dieser Mons Corit vor? Er zielt bewusst daneben – aber warum? Spielt er etwa nur mit ihm?!‹
    Jiyuu schien im Vorteil zu sein und landete einige weitere Treffer, die seinem Gegner jedoch nicht ernsthaft zu schaffen machten.
    Immer wieder griff auch dieser an, doch Jiyuu wich entweder aus, oder konterte seine Attacken.
    ›Der Mann hält sich zurück. Aber warum?‹ Tempestas war verunsichert. ›Will er ihn müde machen?‹
    Erneut holte Jiyuu zu einem Schlag aus, aber diesmal fing Mons Corit seinen Schlag ab und umfasste dessen Faust mit seiner Hand. Sofort setzte Jiyuu mit der anderen Hand nach, doch auch die packte sein Gegner überlegen. Zunächst verwundert, aber noch nicht besorgt versuchte Jiyuu, sich aus Mons’ Griff zu befreien.
    Der Hüne lächelte ihm hämisch ins Gesicht und gab kein bisschen nach.
    Jiyuu fletschte die Zähne und blickte Mons Corit verachtungsvoll in die Augen.
    Aus einem Anhänger, den der muskulöse Mann an einer goldenen Kette trug, strömte eine kaum wahrnehmbare, gasförmige Substanz, direkt in Jiyuus Atemwege. Weder dieser selbst, noch einer von den Zuschauern hatte etwas davon bemerkt.
    Er versuchte immer noch, seine Hände aus denen seines Gegners zu befreien.
    Mons begann nun Jiyuus Fäuste immer stärker zusammenzuquetschen, sodass es schmerzte, aber dieser dachte noch lange nicht daran, aufzugeben.
    »Das sieht nicht gut aus«, murmelte Tempestas und drängte sich hektisch in die erste Reihe vor.
    »Na, tut’s weh?«, fragte der Hüne spöttisch, übte noch mehr Druck aus und grinste Jiyuu teuflisch an.
    Dieser biss schmerzerfüllt die Zähne zusammen. Er hatte das Gefühl, dass sich seine Fingernägel immer tiefer in seine Handflächen bohrten. Aufgeben konnte er aber nicht, also versuchte er es mit einer anderen Taktik und stieß seinem Gegner das Knie in den Unterbauch.
    Unbeeindruckt schüttelte Mons Corit den Kopf, den er dann mit voller Wucht gegen den Jiyuus schlug und ihn darauf losließ.
    Dieser ging zu Boden und griff sich an den Kopf. Nach einem kurzen Augenblick schon rappelte er sich wieder auf. Taumelnd wischte er sich das Blut weg, das über seine Stirn lief. »Du verdammter Dreckskerl …«, murmelte er wütend, sammelte sich und griff erneut an.
    Mons Corit wich zur Seite aus und schlug Jiyuu mit dem Ellenbogen in den Rücken, genau dorthin, wo sich die Eintritts­wunde vom Speer der Kemai befand.
    Mit einem schmerzerfüllten Schrei ging er erneut zu Boden. Schwer atmend, versuchte er dennoch, sich wieder aufzurichten.
    »Verdammt – lass es sein!!«, rief Tempestas ihm zu. »Es ist genug!!«
    Jiyuu reagierte nicht auf ihn, sein Hass war momentan zu groß und er wollte Mons Corit unbedingt schlagen.
    »Seht euch das an!«, rief der Hüne spottend in die Menge. »Dieser dreckige kleine Sklave hat immer noch nicht genug!«
    Diese Worte reichten Jiyuu, um aus seiner Wut wieder genügend Kraft zu schöpfen. Er stürzte auf seinen Gegner zu.
    Mons packte mit seiner linken Hand dessen rechten Arm und verdrehte ihn geschickt hinter Jiyuus Rücken nach oben, sodass dieser nun gezwungen war, nach vorne gebeugt zu stehen.
    Es war ihm nur noch unter großen Schmerzen möglich, sich zu bewegen. »Du verdammter – ugh!«, keuchte Jiyuu.
    »Na, wie fühlt sich das an? Gibst du dich geschlagen, Sklave?«, fragte er und kraulte mit seiner freien Hand provozierend Jiyuus Kopf. »Nur ein kleines Wort und ich lass dich los.«
    »Vergiss es!«, brüllte er widerwillig. Jiyuu lief der Schweiß übers Gesicht und er hatte in dieser Position erhebliche Schmerzen in seiner Schulter, aber dennoch blieb er standhaft. »Nicht – ugh – nicht, bevor du dich nicht entschuldigt hast, du verdammter Mistkerl!«, fügte er noch hinzu und blickte hasserfüllt zu ihm hoch.
    Daraufhin boxte Mons Corit ihm kraftvoll in den Bauch und grinste belustigt. »Und wie sieht’s jetzt aus?«, fragte er lachend.
    Jiyuu rang nach Luft, aber schüttelte stur den Kopf.
    »Verdammter Narr!!«, schrie Tempestas und beugte sich schon weit über die Abgrenzung des Kampfplatzes. »Sei nicht dumm – gib endlich auf!!«, versuchte er Jiyuu zu Vernunft zu bringen, doch dieser ignorierte ihn weiterhin. Tempestas schüttelte fassungslos seinen Kopf.
    »Ihr habt es gehört, er gibt noch nicht auf!«, brüllte Mons Corit in die tobende Menge und schlug ihm ein weiteres Mal in den Magen.
    Jiyuu versuchte vergebens, sich irgendwie aus dem Griff seines nun klar überlegenen Gegners zu lösen, erreichte aber außer Schmerzen in Arm und Schulter nichts. Mit seiner zweiten Hand versuchte er immer wieder, Mons zu fassen, doch auch seine Koordination war mittlerweile schwer beeinträchtigt.
    Sein Gegner nahm den fortwährenden Widerstand zum Anlass, ihn mit weiteren Schlägen zu traktieren.
    Jiyuus Gesicht war bereits rot angelaufen. Er bekam kaum noch Luft, keuchte und schrie immer wieder kurz auf, bis er schließlich begann, Blut auszuhusten. Er war am Ende, doch immer noch machte er keinerlei Anstalten, aufgeben zu wollen.
    »Beschmutze gefälligst nicht den Boden dieser Arena mit deinem wertlosen dreckigen Sklavenblut«, flüsterte Mons Corit ihm zu und wartete, bis Jiyuu zu ihm hochblickte, um ihm mit seiner Faust diesmal direkt ins Gesicht zu schlagen.
    Tempestas hatte genug. Er drehte sich entschlossen um und kämpfte sich durch die Menge, zu den Preisrichtern vor. »Ich bitte Euch …!«, rief er diesen zu. »Beendet diesen Kampf!!«, forderte er.
    Die Preisrichter blickten zu Tempestas hinunter.
    »Er weiß nicht mehr, was er tut! Und abgesehen davon, ist der Kampf bereits entschieden!«, argumentierte er.
    Die Preisrichter nickten zustimmend. Einer von ihnen erhob sich schließlich und klatschte dreimal in die Hände.
    »Das reicht. Der Kampf ist zu Ende – Mons Corit siegt«, verkündete er.
    Der brutale Mann ließ nun endlich Jiyuus Arm los, woraufhin dieser erst auf die Knie und dann nach vorne auf den Boden sackte.
    »Schade – es hätte mich brennend interessiert, wie viel dieser kleine Sklave noch ausgehalten hätte«, meinte Mons überheblich, spuckte seinem auf dem Boden liegenden Gegner ins Gesicht und verließ den Ring.

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    Und weiter geht's

  • Wow, @kijkou, das hat mir super gefallen! In einem Ritt durchgelesen und nix auszusetzen :thumbsup:
    Von mir aus kannst du alles so lassen. Hier sind deine Beschreibungen wichtig und gut nachvollziehbar. Ich würde nichts kürzen, und vermissen tue ich auch nichts, von daher - Daumen hoch!! :thumbup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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