Es gibt 323 Antworten in diesem Thema, welches 74.260 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Oktober 2018 um 10:36) ist von Tariq.

  • Hi, @kijkou, ich hab's jetzt auch gelesen.

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    Dass es keine Action geben wird (außer dem Kleider- und Brotkauf), hattest du ja schon angekündigt. Von daher hab ich mein Augenmerk von Anfang an auf die Dialoge gerichtet. Und die haben mir wirklich gefallen. Selbst Zack hat irgendwie bei mir das Bedürfnis geweckt, ihm mitfühlend über den Kopf zu streichen, diesem ... was auch immer. X/ Okay, okay, er hat zwei Sympathiepunkte wiedergewonnen.

    Bei Jiyuu hätte ich mir einen Gedanken an den Großvater gewünscht, als er sich über die Speernarbe strich. Schließlich wäre er ohne ihn gar nicht mehr am Leben. An den hat er seit seiner Abreise nicht mehr gedacht (oder hast du es uns verschwiegen?) :hmm:

    Und bei Corvus hätte ich mir ein kleines, klitzekleines (gewissenbedingtes) Zögern gewünscht beim Ausstrecken der Hand nach dem Geldbeutel. Aber na ja, irgendwo sind wir alle nur Menschen. :pardon:

    Vor May bemühte er sich, das Thema so gut es geht zu vermeiden,

    so gut es ging (falsche Zeit)

    Die von mächtigen Adlern gezogene königliche Kutsche war gerade aus Evalida zurückgekehrt und hielt vor der Fabrik.

    Wieso muss ich jetzt an die Kutsche aus Beauxbatons denken (Harry Potter und der Feuerkelch)??? Oder waren es Fußgänger-Adler?

    Zum mir/mich-Problem: es heißt "... und ich tue mich verdammt schwer, ..." Regel steht hier hier

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hi Tariq ^^

    Danke dir und
    liebe Grüße ^^

    • Offizieller Beitrag
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    Sehr interessanter Einstieg und so komplett anders als der Prolog :rofl:
    Und gleich Action, das ist schön ^^
    Ich muss zugeben, dass ich bei der Jacht erst an die drei alleine dachte und dann waren da plötzlich mehrere Leute, dass ich dann son Reisedampfer vor Augen hatte. Kenne mich mit Schiffen, Jachten und Co. nicht aus, daher kann ich dazu nichts sagen ... aber es ergab Sinn, wenn die Mädels für so eine Fahrt gespart haben, dass die sich nicht gleich en eigenes Boot kaufen.

    Der Cliffhanger ist natürlich auch genial. Ich kann mir gut vorstellen, dass das ein wahrer Albtraum ist, so auf dem Meer herumzuirren, während man droht zu ertrinken. Hoffen wir mal, dass die anderen es auch schaffen ... und vor allem, wo sie dann landen oder nicht. Und natürlich, in welcher Verbindung der Prolog zum 1. Kapitel passt :hmm: Bermudadreieck?? Parallelwelt? Wer weiß ... :grinstare:

    Kleine Info am Rand: Wenn in einem Dialog durch Punkte unterbrochen wird, kommt immer ein Leerzeichen. "Ich weiß nicht genau, was ..."
    Ebenso, wenn der Satz dann weitergeht. "Ich weiß nicht genau, was ... er damit sagen wollte." Klein weiter, wenn der Satz nach der Pause fortgesetzt wird, groß weiter, wenn der Sprecher anders fortfährt. "Ich weiß nicht genau, was ... Er hat nichts gesagt." ;)

    Wenn ein neuer Dialog anfängt, macht man meist einen Absatz, um zu verdeutlichen, dass nun jemand spricht. Auch, wenn der Sprecher wechselt. Zusammenhängend nur, wenn die gleiche Person fortfährt. Wie hier:

    »Ja, es ist wirklich großartig«, stimmte sie Susan zu. »Man kann hier komplett abschalten und dem Alltag entkommen. Zwei Sterne waren auch nicht gerade günstig. Wenn solche Touren nicht allgemein so teuer wären, würde ich so ein Abenteuer öfter in Erwägung…«

    Liebe Grüße
    Jenna

  • Hi Jenna :hi2:

    Freut mich, dass du wieder vorbeischaust ^^


    Danke dir ^^

    Liebe Grüße
    kij

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann jetzt leider nicht zitieren, weil das in nem Zitat ist? Warum macht ihr das immer xD Schrecklich ... ich kann keine Antworten zitieren, weil ich die ja laut Forum geschrieben habe :rofl:
    Aber bei den Dialogen gebe ich dir recht. Klar, kann man das so machen, dass man die in einer Reihe macht, wenn man die Person fortsetzt. Ich glaub, ich hab mangels Aufmerksamkeitsdingens nicht wirklich realisiert, wer da nun spricht. (Schrift klein und naja ... 5. Tag weißt ...) Das ist künsterliche Freiheit, wie welcher Autor das macht. ^^
    Alles gut daher :danke:
    Ich brauch noch nen Moment, bis ich Lesen und Konzentration auf die Kette bekomme. :tumbleweed:
    Dann lass mal so ^^ hihihi

  • Hi ^^

    Liebe Grüße :)

  • Kapite 7 - Teil 5

    Mitten in der Nacht wurde May plötzlich wach. Sie drehte sich um, um nach Zack zu sehen, der tief und fest schlief. Leise auf Zehenspitzen begab sie sich zum Fenster und blickte in den Himmel hinauf. Es war eine klare Nacht und man konnte von hier viele Sterne erkennen. Von ihrem Fenster aus konnte man den Mond deutlich sehen. Dieser strahlte hell und war wunderschön, doch dann erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit. Aus dem Nebenzimmer vernahm sie leise Klagelaute. ›Was war das? Das kam doch aus Tempestas’ und Jiyuus Zimmer. Ob alles in Ordnung ist mit den beiden …?‹
    Sie verließ geräuschlos das Zimmer. Draußen auf dem Gang lauschte sie erneut und wieder konnte sie Gewimmer hören. Vorsichtig öffnete sie die Tür zu dem Zimmer der beiden anderen und riskierte einen Blick hinein. ›Es ist ganz dunkel. Die beiden liegen in ihren Betten. Scheint alles okay zu sein …‹ Dann vernahm sie es erneut – ein leises, schmerz­erfülltes Jammern.
    Sie betrat den Raum und bemerkte nun, dass es Jiyuu war, der offensichtlich wieder von einem Albtraum geplagt wurde. May näherte sich langsam seinem Bett. Er wälzte sich hin und her, war schweißgebadet und atmete so hastig, als würde er um sein Leben rennen. ›Was er wohl träumt? Es muss etwas Schreckliches sein. Vielleicht sollte ich ihn wecken …‹
    Zögerlich legte sie ihre Hand auf seine Wange.
    Im nächsten Augenblick packte er diese, fuhr hoch und riss sie zu Boden. Über sie gebeugt umfasste er ihren Hals und drückte sie nach unten.
    ›Jiyuu, was machst du …?‹, fragte sich May und versuchte sich angestrengt aus seinem Griff zu lösen, doch er war zu stark. Seine Augen waren erfüllt von Hass und blickten durch sie hindurch. Allmählich bekam sie keine Luft mehr und Tränen stiegen ihr in die Augen. ›Bitte, wach doch auf! Ich bin’s!‹, wollt sie sagen, doch bekam keinen Ton heraus.
    Dann plötzlich hielt er inne und blickte sich orientierungslos um. Seine Hände, die immer noch ihre Kehle umfassten, lösten sich endlich. Er kam nach und nach wieder zu sich.
    May rang nach Luft und blickte ihn verzweifelt an. ›Endlich! Er ist wieder wach.‹
    »May …« Jiyuu sah sich verwirrt um. Er betrachtete seine Hände und blickte durch diese hindurch, hinunter zu May, die schwer atmend unter ihm auf dem Boden lag. »Nein …«, hauchte er verwirrt. Er wich entsetzt zurück, dass er mit dem Rücken gegen die Wand hinter sich stieß.
    ›Schon gut. Es ist nichts passiert‹, dachte May und richtete sich langsam auf. »Jiyuu …«, sagte sie mit etwas kratziger Stimme.
    »Ich – ich wollte nicht …« Jiyuu sah sie erschüttert an. Seine Hände zitterten und sein Herz raste. Vor lauter Panik konnte auch er kaum atmen.
    May stand zögerlich auf. »Jiyuu …« Als sie sich ihm nähern wollte, fuhr er hoch, riss die Tür auf und rannte nach draußen.
    ›Nicht weglaufen …‹ Wortlos blickte sie ihm nach.
    Jiyuu lief so schnell er nur konnte aus dem Haus und die Straße entlang.
    »Geh ihm nach.«
    May erschrak.
    Tempestas war aufgewacht, kurz bevor Jiyuu von ihr abgelassen hatte und stand nun hinter ihr. »Geh ihm nach. Rede mit ihm«, sprach er mit sanfter Stimme.
    »Aber, ich glaube nicht, dass er … er will jetzt bestimmt nicht mit mir reden.« May blickte auf die Tür, die nun wieder in den Rahmen einschnappte.
    Tempestas lächelte. »Mach dir keine Sorgen. Sieh nach ihm. Es ist das Richtige. Er sollte jetzt nicht alleine sein.«
    May überlegte kurz und nickte. Sie lief nach draußen und blickte sich um, doch sie konnte ihn nirgendwo entdecken. ›Wo bist du?‹

    Als Jiyuu die Kraft in seinen Beinen verließ, bog er von der Straße ab, hastete zwischen zwei Häusern durch und stolperte bis zum Flussufer.
    May eilte zu einem Mann, der gerade gemütlich in seinem Garten eine Pfeife rauchte und fragte ihn, ob er Jiyuu gesehen hatte.
    Dieser zeigte die Straße entlang. »Da ist gerade einer wie verrückt die Straße runter­gehetzt.« Sowie der Mann zu Ende gesprochen hatte, lief May auch schon los. Sie hatte das Ende der Straße nun fast erreicht, konnte Jiyuu aber nirgendwo ausmachen. Plötzlich hörte sie einen Schrei. Sie näherte sich langsam dem Flussufer, von wo aus sie diesen vernommen hatte. Es war Jiyuu, der voller Wut über sich selbst mit seiner Faust gegen einen Baum geschlagen hatte und sich nun vor diesem auf seine Knie fallen ließ.
    »Was hat dir der arme Baum denn angetan?«
    Jiyuu schreckte hoch. May kam auf ihn zu und setzte sich links neben ihn ins Gras. Er konnte ihr nicht in die Augen schauen.
    »Ich …« Er atmete tief durch. Unsicher setzte er sich ebenfalls und umschlang mit den Armen seine Knie.
    »Ist schon gut.« May legte ihre Hand auf seine Schulter, woraufhin er leicht zusammenzuckte. »Ich weiß, dass es keine Absicht war. Bitte mach dir keine Vorwürfe«, meinte sie mit ruhiger Stimme und blickte Jiyuu besorgt an, doch dieser starrte nur in das hohe Gras auf dem Boden, das sich im Wind hin und her wiegte. »Hörst du?«
    Er sah zu ihr auf, doch versuchte direkten Augenkontakt zu vermeiden. Dabei entdeckte er die roten Druckstellen an ihrem Hals. Vorsichtig wollte er danach tasten, doch hielt dann inne.
    »Es – es tut mir so leid«, flüsterte Jiyuu, ließ erneut verzweifelt den Kopf hängen und blickte starr zum Fluss hinunter. »Verdammt!«, murmelte er und ballte seine Hände zu Fäusten. »Wie konnte ich nur …?«
    May legte ihre Hand auf die seine. »Du kannst doch nichts dafür! Wenn überhaupt jemand Schuld hat, dann doch wohl ich! Ich habe dich schließlich wecken wollen«, versuchte sie ihn zu beruhigen.
    »Nein!« Jiyuu schüttelte den Kopf. »Für so etwas gibt es keine Entschuldigung! Was, wenn ich nicht – ich hätte dich vielleicht …« Er fuhr hoch. »Nein! Darüber will ich gar nicht nachdenken!«
    »Aber es ist nichts passiert!«, redete sie weiter auf ihn ein.
    »Das hier …« Jiyuu deutete auf ihren Hals. »Das ist doch nicht nichts!«, schrie er verbissen und sank auf seine Knie zurück.
    »Was hast du denn geträumt?«, fragte sie ihn direkt.
    »Was?« Er blickte sie perplex an. »Aber was hat das denn jetzt damit zu tun?«
    »Es muss etwas Schreckliches gewesen sein, nicht wahr?«, beharrte sie weiter auf dem Thema.
    Er seufzte. »Das ist doch vollkommen egal.«
    »So kannst du doch nicht ewig weitermachen! Ständig hast du solche Träume! Das muss dich doch kaputt machen!«, rief sie aufgebracht.
    »Ich … komm schon klar«, entgegnete er.
    »Auch das Medium hat gesagt, du musst damit abschließen! Wenn man seine Sorgen ständig nur in sich hineinfrisst, bringt es einen irgendwann um …« May hielt inne.
    Jiyuu sah sie hilflos an.
    »Warum …« May blickte in seine traurigen Augen. »Warum vertraust du dich uns nicht an?«, fragte sie dann mit gedämpfter Stimme.
    » Das – das ist nicht so leicht …« Seine Stimme zitterte. Er setzte sich wieder neben sie und starrte in den Fluss.
    »Das sagt ja auch keiner.« May lächelte verständnisvoll. »Willst du es nicht wenigstens mal versuchen?«
    »Was willst du denn wissen?«, fragte er zögernd.
    »Was ist es, das dich so quält?«, fragte sie ihn ohne Umschweife.
    Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu und beobachtete dann wieder das sich in der Wasseroberfläche spiegelnde Mondlicht im Fluss.

    »Ich …« Er atmete tief durch. »Ich komme aus einem Lager der Kemai, wie du ja weißt. Ich wurde schon als Sklave geboren. Meine Mutter …« Jiyuu umfasste sein Amulett. »Meine Mutter ist schon als kleines Mädchen von den Kemai entführt worden. Sie ist in ihrem Lager aufgewachsen und hat dort dann meinen Vater kennengelernt, der eines Tages an die Kemai verkauft worden ist. Kurz nach meiner Geburt ist sie jedoch gestorben. Mein Vater hat mir erzählt, dass sie wohl zu schwach gewesen ist, weil sie bei der Geburt viel Blut verloren hat …« Jiyuu blickte in die Sterne hinauf.
    »Oh, das tut mir leid«, sagte May traurig. »Du bist also nur mit deinem Vater aufgewachsen?«, fragte sie ihn.
    »Mehr oder weniger. Wir Sklaven haben zusammengehalten, so gut es eben gegangen ist. Wenn mein Vater in den Minen geschuftet hat, haben sich die anderen Frauen aus dem Lager um mich gekümmert – besonders Arija. Sie war eine großartige Frau. Arija hat sich immer um alle gesorgt und hat niemals die Hoffnung aufgegeben …« Jiyuu hob einen Stein vom Boden auf und warf ihn mit Schwung in den Fluss. »Ich habe die Kemai immer schon gehasst. Sie haben uns alle wie Dreck behandelt, haben uns geschlagen und wie Tiere getreten, wenn wir nicht genau das getan haben, was sie von uns verlangt haben. Unsere Leben sind ihnen nichts wert. Wir Menschen sind ihr Spielzeug, mehr nicht.« Sein Körper verkrampfte sich total, wenn er an die Zeit zurückdachte.
    May rutschte näher an ihn heran und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
    Jiyuu blickte überrascht zu ihr hinunter.
    »Das klingt furchtbar …«, meinte sie kritisch.
    »Eines Tages …« Er blickte wieder in den Fluss. »Ich glaube, ich war sechzehn oder siebzehn – ja, das muss jetzt knapp zehn Jahre her sein. Ich weiß gar nicht mehr, was genau der Grund war. Es gab so viele – immer wieder, jeden Tag.
    Sie sind auf einen meiner Freunde losgegangen. Er hat sich gewehrt, doch gegen diese Monster hat er nichts ausrichten können. Sie haben immer wieder auf ihn eingeschlagen. Er hat geschrien und seine Mutter hat fürchterlich geweint.
    Ich hab’ das einfach nicht mehr ertragen und habe dann eines der Biester attackiert. Ich habe einen langen Nagel aus einem der Minengerüste gerissen und dem Kemai in den Hals gerammt. Daraufhin hat er mich gepackt und zu Boden geworfen. Den Nagel hat er sich einfach wieder herausgezogen und nicht einmal die kleinste Regung von Schmerz gezeigt. Dann ist er auf mich losgegangen …« Jiyuu hielt inne und atmete tief durch.

    ----------------------------------------------------
    Fortsetzung des Dramas

  • Das ist ein wirklich emotionaler Part, @kijkou, und es widerstrebt mir ehrlich, hier den Zeigefinger zu heben.
    Deshalb nur ein ganz kleines bisschen:

    Spoiler anzeigen


    Das Stilmittel, eine Rede stockend darzustellen, ob nun mit eingefügtem Bindestrich oder mit Auslassungspunkten, wirkt einmal oder auch zweimal sehr gut. Aber hier hast du es meiner Ansicht nach zu oft verwendet. Es gibt in dem Part bis zu der Stelle, in der Jiyuu über seine Erinnerungen spricht, nur ganz wenige komplette gesprochene Sätze.
    Also das ist nur meine Meinung. Kann auch sein, dass ich das zu pingelig sehe. Mal sehen, was @LadyK für eine Meinung hat. :)

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • So, jetzt hab ich auch Zeit, etwas dazu zu sagen :)

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    Und ich gebe @Tariq recht :(
    Obwohl ich den Teil inhaltlich und emotional wirklich gut fand, haben mich diese ganzen Bindestrich und auch Pünktchen (also immer dort, wo du eine Pause des Sprechers andeuten wolltest) mehr gestört als es den Lesefluss gedient hat. X/ es schmerzt mich wirklich, das zu kritisieren.
    Vielleicht kannst du das hier und da einkürzen, bis es nur noch ein oder zweimal vorkommt. Und tatsächlich habe ich noch eine zweite Sache...

    Zitat von kijkou

    Im nächsten Augenblick packte er diese, fuhr hoch und riss sie zu Boden. Über sie gebeugt umfasste er ihren Hals und drückte sie nach unten.
    ›Jiyuu, was machst du …?‹ May versuchte sich angestrengt aus seinem Griff zu lösen, doch er war zu stark. Seine Augen waren erfüllt von Hass und blickten durch sie hindurch. Allmählich bekam sie keine Luft mehr und Tränen stiegen ihr in die Augen. ›Bitte, wach doch auf! Ich bin’s!‹ Sie wollte etwas sagen, doch sie bekam keinen Ton heraus.
    Dann plötzlich hielt er inne und blickte sich orientierungslos um. Seine Hände, die immer noch ihre Kehle umfassten, lösten sich endlich und nach und nach kam er wieder zu sich.
    May rang nach Luft und blickte ihn an. ›Endlich …‹
    ...

    Mal davon abgesehen, dass du das wirklich schön geschrieben hast und ich mit May die Luft angehalten haben, fragte ich mich unweigerlich... Hat Tempestas davon nichts mitbekommen??? Es vergeht zwischen diesem und dem Part, wo Tempestas sich zu Wort meldet viel Zeit (wahrscheinlich nur ein paar Sekunden), aber keiner ist bei solch einer Attacke so leise, dass Tempestas nicht dabei wach werden konnte. Oder wollte er nicht eingreifen? Oder hat er einen tiefen Schlaf? ;( das allerdings traue ich dem Guten nicht zu ;(

    Ich hoffe, du verzeihst mir mein Gemecker ;(

    LG <3

  • Hallo ihr beiden! ^^

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    Ihr habt ja so recht! =O
    Mir ist das nicht einmal beim Lesen aufgefallen. Optisch hab ich das erst jetzt hier am PC im Forum gesehen - so viele Gedankenstriche :panik:

    Habe es jetzt überarbeitet. Ist es so jetzt besser? Oder immer noch zu viel?


    Das ist ein wirklich emotionaler Part, @kijkou, und es widerstrebt mir ehrlich, hier den Zeigefinger zu heben.
    Deshalb nur ein ganz kleines bisschen:

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    Das Stilmittel, eine Rede stockend darzustellen, ob nun mit eingefügtem Bindestrich oder mit Auslassungspunkten, wirkt einmal oder auch zweimal sehr gut. Aber hier hast du es meiner Ansicht nach zu oft verwendet. Es gibt in dem Part bis zu der Stelle, in der Jiyuu über seine Erinnerungen spricht, nur ganz wenige komplette gesprochene Sätze.
    Also das ist nur meine Meinung. Kann auch sein, dass ich das zu pingelig sehe. Mal sehen, was @LadyK für eine Meinung hat. :)

    Danke, dass du mir immer gleich auf die Finger klopfst, wenn ich es irgendwo übertreibe :D
    Sei es jetzt bei weit ausschweifenden Beschreibungen, oder bei so einem Strichauflauf wie hier ^^

    Viele liebe Grüße :)

  • gut, dann kommt hier der 2. Teil vom nächtlichen Pläuschchen ...

    Kapitel 7 - Teil 6

    Jiyuu hielt inne und atmete tief durch.
    May nahm seine Hand. »Was hat er dir angetan?«, fragte sie besorgt und blickte ihn an.
    Jiyuu schloss seine Augen. »Er hat auf mich eingetreten und mich immer wieder mit der Rückseite seines Speers geschlagen. Ich hab’ versucht, so gut es ging mich mit meinen Armen und Beinen zu schützen und ihn abzuwehren, aber …« Jiyuu öffnete seine Augen wieder. Sein Herz raste. »Das hat dem Kemai natürlich nicht gepasst, also hat er einen anderen angebrüllt, dass dieser mich festhalten soll. Der hat mich dann unter den Armen gepackt und hochgehoben … Bis auf meine Beine hab’ ich mich nicht bewegen können. Das Monster hat dann auf mich eingeprügelt – in den Bauch und ins Gesicht. Ich weiß noch – ich wollte schreien, aber immer, wenn er mir in den Magen geschlagen hat, hab’ ich keine Luft bekommen – ich hab’ nicht mehr atmen können.
    Bestimmt hat er mir einige Rippen gebrochen, da ich noch Wochen danach Schmerzen beim Atmen gehabt habe. Arija hat mir später erzählt, wie ich von ihnen zugerichtet worden bin …« Er unterbrach erneut.

    »Das ist grausam«, meinte May erschüttert. »Ein Glück, dass sie dich nicht getötet haben.«
    »Ich wünschte, sie hätten es getan …« Jiyuu blickte zum Mond hinauf. »Sie wollten mich ja eigentlich sterben lassen. An meinen Handgelenken haben sie mir Ketten angelegt und diese an einem Pfosten mitten in ihrem Lager befestigt. Ein „abschreckendes Beispiel“ für die anderen Sklaven. Ohne Essen oder Trinken bin ich Tag und Nacht wie ein Tier draußen angekettet gelegen.
    Die Nächte sind eiskalt gewesen und ich habe in keiner einzigen auch nur ein Auge zugetan. Jedes Mal, wenn sie an mir vorbeigekommen sind, hat es ihnen Spaß bereitet, mich zu schlagen, zu treten oder anzuspucken. Ich kann mich heute noch an ihr Gelächter erinnern.
    Meinem Vater haben sie verboten, mich zu sehen. Es ist ihm nicht gestattet gewesen, mit mir zu sprechen. Ein paar Mal hab’ ich seine Stimme gehört. Die Erinnerungen daran sind aber teilweise schon sehr verschwommen, weil ich zu diesem Zeitpunkt einfach schon so fertig gewesen bin.
    Und dann, in einer Nacht – es war die erste Nacht, in der ich eingeschlafen bin …« Er hielt kurz inne und lächelte traurig. »Vielleicht hätte ich den nächsten Tag nicht mehr erlebt, wenn es anders gelaufen wäre. Aber schließlich ist mein Vater gekommen und hat mir die Ketten abgenommen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich Panik bekommen habe – wenn sie ihn dabei ertappen würden, habe ich gedacht. Doch er hat mich beruhigt. Er hat gesagt, es sei alles gut – sie hätten es ihm gestattet.
    Dann hat er mich vorsichtig hochgehoben. Das hat unbeschreiblich weh getan – jede noch so kleine Bewegung hat furchtbar geschmerzt. Aber gleichzeitig war es auch schön, wie er mich in seinen Armen gehalten hat und ich gespürt habe, wie glücklich es ihn gemacht hat. Er hat mich zu den Quartieren gebracht und mich in eines der Betten gelegt. Wegen meinem hohen Fieber, habe ich immer wieder das Bewusstsein verloren. Mein Vater hat das eingetrocknete Blut von meinem Körper gewaschen, meine Wunden versorgt und ist keine Minute von meiner Seite gewichen, bis das Fieber endlich runter gegangen ist.

    Ungefähr eine Woche später, in einer regnerischen Nacht, als ich wieder einigermaßen bei Kräften war, hat er sich zu mir ans Bett gesetzt. Er hat gemeint, dass er sich schreckliche Sorgen gemacht hat, und dass er es nicht ertragen hätte, wenn ich auch noch gestorben wäre. Er hat verlangt, dass ich ihm verspreche, mich nicht mehr gegen die Kemai aufzulehnen, dass ich alles hinnehme, was auch immer diese Monster uns antun würden und mich zurückhalte, bis uns eines Tages jemand von diesen Biestern befreit.
    Es war ihm so wichtig, dass ich ihm schließlich mein Wort gegeben habe. Dann hat er mich auf die Stirn geküsst. Den Ausdruck in seinen Augen, als er mir gesagt hat, wie sehr er meine Mutter geliebt hat und wie sehr er mich liebt, werde ich niemals vergessen. Nach diesen Worten ist er aufgestanden und nach draußen gegangen …« Jiyuu drückte Mays Hand ganz fest. Er zitterte am ganzen Körper und atmete aufgeregt.
    »Erzähle es mir«, sagte sie leise. »Was ist dann geschehen?«

    »Ich weiß nicht mehr, warum – aber aus irgendeinem Grund hab’ ich nachsehen wollen, was er so spät noch draußen machen wollte. Unter Schmerzen hab’ ich mich langsam aufgerichtet, bin aufgestanden und zur Türe gegangen. Draußen hat es heftig geregnet und ich bin sofort komplett nass geworden, nachdem ich zur Tür hinaus bin.
    Als ich mich dann um die Ecke der Hütte geschleppt habe, habe ich ihn gesehen. Er hat mit zwei Kemai gesprochen und hat sich dann vor ihnen niedergekniet. Das Wasser ist mir übers Gesicht gelaufen und ich hab’ alles nur ganz verschwommen gesehen. Doch das, was dann passiert ist, seh’ ich heute immer noch klar und deutlich vor mir.« Er schluckte. »Einer der Biester hat ihm seine Klauen in die Kehle gerammt. Ich hab’ losgeschrien – ich hab’ mich auf sie stürzen wollen, aber bin nur schwach zusammengebrochen. Ich habe noch versucht, auf dem schlammigen, aufgeweichten Boden zu ihnen zu kriechen, aber dann hat mich Arija zurück ins Innere der Quartiere gezerrt. Ich hab’ ihm nicht helfen können …« Jiyuu wischte sich die Tränen weg, die nun über seine Wangen liefen. Er biss sich auf die Unterlippe.

    Auch May musste sich nun zusammennehmen, um nicht zu weinen. Sie hielt seine Hand mit den ihren fest umschlungen, wusste aber nicht, was sie sagen sollte.
    »Danach hab’ ich tagelang nichts gegessen«, fuhr er fort. »Ich habe nur in einer Ecke gesessen und auf den Boden gestarrt. Die anderen haben immer wieder auf mich eingeredet, dass ich mich zusammenreißen soll, doch das war mir egal.
    Irgendwann hat es Arija nicht mehr ertragen und sie hat mich wütend angeschrien. Ich soll mich aufraffen, mich nicht aufgeben und an meinen Vater denken, hat sie gesagt. Sie hat mich gefragt, was er wohl von meinem Benehmen gehalten und dass er sein Leben sinnlos für mich geopfert hätte, wenn ich mich jetzt aufgeben würde …« Seine Stimme wurde lauter. »Sie alle haben es gewusst – sie alle haben von seiner Vereinbarung mit den Kemai gewusst! Mit dem Argument, dass er schon alt sei und ich eine bessere Arbeitskraft sein würde, hat er die Monster überzeugen können, sein Leben anstelle von meinem zu nehmen.« Jiyuu stand plötzlich auf. »Wenn ich mich nicht eingemischt hätte und meinen Freund nicht beschützen hätte wollen, wäre er jetzt noch am Leben!«, rief er wütend.
    »Du wolltest doch nur das Richtige tun!«, meinte May überzeugt.
    »Ja – aber ich hab’ es damit nur schlimmer gemacht. Ich bin schuld, dass mein Vater jetzt tot ist«, sagte er mit ruhiger, aber trauriger Stimme und setzte sich wieder neben May.
    »Es war seine freie Entscheidung. Er hat dich geliebt und würde es sich sicher nie verzeihen, wenn du dir die Schuld dafür gibst und dich so quälst …« Sie umklammerte seinen Arm und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Ich hätte ihn gerne gekannt …«, meinte sie dann.
    Jiyuu blickte zu ihr hinunter. Sie konnte nun ein schwaches, kaum erkennbares Lächeln in seinem Gesicht wahrnehmen, dann blickte er wieder in den Fluss.

    »Danke«, flüsterte May.
    »Danke?« Verwundert sah Jiyuu sie an.
    »Ja, danke, dass du es mir erzählt hast«, sagte sie leise, lehnte sich wieder an seine Schulter und beobachtete das fließende Wasser und das Glitzern der sich darin spiegelnden Sterne.
    »May?«, wandte sich Jiyuu nach einer Weile an sie und blickte in ihre grünen Augen. »Ich …«
    »Ach, hier seid ihr!«
    Die beiden schreckten auf und drehten sich um.
    »Ich habe mir schon ein klein wenig Sorgen gemacht.« Tempestas stand hinter ihnen und schien erleichtert, dass es ihnen gut ging.
    Die beiden standen auf und kamen auf ihn zu.
    »Es ist alles in Ordnung«, meinte May und lächelte.
    »Ich, ähm – es ist schon spät und wir müssen morgen früh aufbrechen. Wir sollten unbedingt noch etwas schlafen.« Jiyuu warf May noch einen flüchtigen Blick zu und lief los, zurück zur Herberge.
    »Hmm – es wirkt fast so, als würde es ihm etwas besser gehen«, meinte Tempestas zufrieden zu May.
    »Ich hoffe es.« Sie seufzte. »Er macht sich viel zu viele Vorwürfe – dabei trifft ihn keine Schuld …«
    »Ich kann mir vorstellen, dass er viel Last mit sich herumträgt. Aber es ist gut für ihn, wenn er sich zumindest dir anvertrauen kann.« Tempestas nahm Mays Hand und lächelte. »Jetzt sollten wir aber wirklich wieder schlafen gehen, sonst schaffen wir es morgen nicht sehr weit«, meinte er.
    »Ja.« May nickte und sie machten sich auf den Rückweg.

  • Das war wirklich....

    Spoiler anzeigen

    ....sehr berührend @kijkou....
    Schön, dass Jiyuu sich May anvertrauen konnte. Dazu zählt viel Stärke und Mut!
    Einzig deine Bindestrich haben mich wieder etwas gestört. Ansonsten, top!!!


    Zitat von kijkou

    May?«, wandte sich Jiyuu nach einer Weile an sie und blickte in ihre grünen Augen. »Ich …«
    »Ach, hier seid ihr!«
    Die beiden schreckten auf und drehten sich um.
    »Ich habe mir schon ein klein wenig Sorgen gemacht.« Tempestas stand hinter ihnen und schien erleichtert, dass es ihnen gut ging.

    Also dafür könnte ich Tempestas eine klatschen :D
    Ein falscher Zeitpunkt würde ich meinen... :whistling:
    Warten wir ab :)

    LG :)

  • @LadyK :hi2:


  • Hm ich weiß nicht, möglich, dass ich einfach nur sehr pingelig bin heute. Warte am besten erstmal ab, was @Tariq dazu sagt :D

  • Kapitel 7 - Teil 7


    Im frühen Morgengrauen landeten drei der Ferremetu in Falkengestalt am Rande des Dorfes Rekam auf einem Feld, welches gänzlich von Nebel bedeckt war. Es waren der Junge, Eremus Oriat, die Frau, Inrigat Nata, und der korpulente Hüne, Silva Dedux. Mons Corit, das Oberhaupt, machte sich einstweilen mit Jarule auf den Rückweg nach Memoria. Die drei hatten nun die Aufgabe, May und die anderen nicht aus den Augen zu lassen und dafür zu sorgen, dass sie sich in acht Tagen auch wirklich nach Memoria begeben würden, wo sie der König schon sehnsüchtig erwartete.

    Als der Tag anbrach, sich der Nebel langsam lichtete und die Sonnenstrahlen durch das Fenster auf ihr Gesicht fielen, erwachte May langsam. Sie blickte hinüber zu Zack, der noch tief und fest schlief. Während sie ihren Kopf drehte, spürte sie die Druckstellen an ihrem Hals und erinnerte sich an letzte Nacht. Sie setzte sich auf, stieg aus dem Bett und ging zum Spiegel, der neben der Zimmertür an der Wand hing. Nach kurzem Zögern blickte sie hinein.
    Rund um ihren Hals befanden sich rote Flecken, die Schlimmeres, als die Vorkomm­nisse der letzten Nacht vermuten ließen. Sie betrachtete ihren Hals genau im Spiegel und tastete ihn vorsichtig ab, doch dann schreckte sie plötzlich auf, da Zack sich im Bett umgedreht hatte und schnaubte, aber weiterschlief.
    Eilig holte sie das Band vom Nachttisch, das sie für ihr Haar benutzt hatte und legte es zweimal um ihren Hals, sodass es die Druckstellen verdeckte. Sie knotete es seitlich zusammen und überprüfte es noch einmal genau im Wandspiegel.
    Aus dem Nebenzimmer waren nun Geräusche zu hören. Sie wollte nachsehen, ob die anderen schon munter waren und sowie sie den Gang betrat, traf sie auf Tempestas, der ebenfalls gerade das Zimmer verlassen hatte.
    »Guten Morgen«, sagte dieser freundlich.
    »Morgen!«, erwiderte sie und versuchte noch einen Blick durch die Zimmertür zu erhaschen, die Tempestas gerade hinter sich schloss.
    »Er schläft noch«, meinte er und lächelte.
    »Gut«, sagte May beruhigt.
    »Hast du Hunger?«, fragte er sie dann, woraufhin sie nickte.
    »Und wie!«
    »Ah, guten Morgen!« Ein Mann blickte um die Ecke in den Flur und winkte die beiden herbei. »Meine Frau hat mir schon berichtet, dass wir Gäste haben. Ich habe ein kleines Frühstück vorbereitet. Bitte, kommt mit«, sagte er freundlich.
    »Das ist sehr nett, vielen Dank!« Tempestas verneigte sich und die beiden folgten dem Mann.
    »Gehört Ihnen diese Gaststätte?«, wollte May wissen.
    »Meiner Frau und mir – ja.« Der Mann führte sie durch den Empfangsraum in ein Zimmer, in dem einige Tische standen. »Wir haben Brot, Eier, Speck und noch ein wenig Käse übrig. Wollt ihr Kaffee oder Tee dazu?«, fragte er die beiden.
    »Wow, das klingt großartig!«, schwärmte May und setzte sich an einen der Tische. »Für mich Kaffee, bitte!«, rief sie.
    »Ich nehme Tee, wenn es keine Umstände bereitet.« Tempestas faltete bittend seine Hände.
    »Kommt sofort!« Bevor der Mann den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um. »Soll ich für die anderen beiden Gäste ebenfalls schon decken?«, fragte er dann.
    Tempestas überlegte kurz. »Ja, bitte. Das wäre sehr nett«, meinte er und wandte sich May zu. »Wir sollten sie wecken, damit wir bald los können.«
    Sie war einverstanden und wollte gerade aufstehen, da betraten Zack und Jiyuu überraschenderweise bereits den Raum.
    »Ah, da seid ihr ja. Wir haben gerade von euch gesprochen.« Tempestas lächelte zufrieden.
    »Morgen!«, gähnte Zack und streckte sich.
    Jiyuu sah noch sehr verschlafen aus. Beide setzten sich zu ihnen an den Tisch.
    »Warum hast du mich nicht geweckt?«, fragte Zack verwundert, stützte sich auf seine Ellenbogen und beugte sich zu May hinüber, die gegenüber von ihm saß.
    »Du hast so tief geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken«, meinte sie und zwinkerte ihm zu.
    »Huh!? Stimmt was mit deinem Hals nicht? Bist du erkältet?«, fragte Zack verwundert, als er das Band um ihren Hals sah.
    Jiyuu schreckte hoch und blickte zu May hinüber.
    »Nicht der Rede wert. Ich habe mich nachts etwas heiser gefühlt und mir vorsorglich den Hals warm gehalten – ich will mich ja jetzt nicht erkälten.« Sie lächelte sorglos.
    Jiyuu ließ schlechten Gewissens seinen Kopf hängen, blickte in seine leeren Hände, die auf dem Tisch lagen und ballte sie dann zu Fäusten.
    »Und wie hast du geschlafen?«, fragte May geradewegs, als sie Jiyuus Reaktion bemerkte und legte ihre Hand auf seine linke Faust.
    Er blickte auf. »Ich, ähm …« Er zog seine Hand weg und kratzte sich verlegen am Kopf. »Ja, ganz gut, denke ich«, antwortete er wortkarg und setzte sich aufrecht hin.
    Inzwischen servierte der Hausherr das zubereitete Frühstück.
    »Und was wünschen die beiden Herren zu trinken? Kaffee oder Tee?«, fragte er Zack und Jiyuu, die nun beide Tee orderten.
    Tempestas erhob sich und öffnete ein Fenster. »Du musst doch bestimmt auch schon hungrig sein«, meinte er zu dem kleinen Murmur, das auf einem der freien Tische herumhüpfte und einer Staubfluse hinterherjagte. »Tob’ dich draußen ein bisschen aus. Wenn wir gegessen haben, kommen wir nach.«
    Sofort huschte Curaris aus dem Fenster und flitzte quietschvergnügt im Vorgarten hin und her.
    »Curaris ist so niedlich!« May blickte Bestätigung suchend zu Zack, der aber nur Augen für seinen Speck hatte. »Du Fresssack!«, murrte sie, woraufhin dieser mit vollem Mund verwundert aufblickte und keine Ahnung hatte, was sie denn jetzt schon wieder von ihm wollte.
    Nachdem sie fertig gegessen und alles zusammengepackt hatten, bedankten sie sich noch für die nette Gastfreundschaft und verließen die Herberge. Sie mussten sich noch um Proviant kümmern, bevor sie zum Nubs-Gebirge aufbrechen würden.
    Gut vorbereitet verließen sie Rekam und machten sich auf den Weg nach Süden, wo jenseits einer großen Ebene das Gebirge emporragte.

    Im nordwestlichen Stadtteil Memorias herrschte in der wieder aktivierten Fabrik bereits Hochbetrieb. An die hundert Arbeiter hatte Corvus zusammen­getrommelt, von denen einige gerade dabei waren, die riesigen Öfen zu erhitzen. Andere überprüften das Cibusgestein auf seine Beschaffenheit, um es dann nach der Größe der Brocken zu sortieren. Aufgrund der Öfen herrschte eine enorme Hitze im Fabriks­gebäude, sodass die Arbeiter trotz spärlicher Bekleidung total verschwitzt waren.
    Nach und nach transportierten sie das Cibusgestein über eine Rampe zum oberen Bereich der Öfen und schütteten es in den Schacht. In der ganzen Halle roch es nach verbrannter Kohle und verdunstetem Schweiß. Durch diesen Geruch, den Lärm und die Hitze, die die großen Öfen verursachten und das Stöhnen der schwer schuftenden Arbeiter, hatte man das Gefühl, man befände sich direkt in der Hölle – vor allem dann, wenn man seine Augen schloss.
    Nur alle vier Stunden war den Arbeitern eine kurze Pause gestattet, denn die Produktion musste zügig vorangehen.
    Hauptmann Corvus und einige andere Soldaten überwachten alles und sorgten dafür, dass die Arbeiter ihr Bestes gaben.

    Im Schloss liefen die dort diensthabenden Soldaten hektisch durch die Gänge, als ein vermummter Händler mit einem Handkarren die Empfangshalle betrat. Auf dem Karren befand sich etwas, das wie eine große Kiste aussah, welche von einem purpurnen Tuch verhüllt war.
    »Eure Majestät! Eure Hoheit!«, riefen die Soldaten aufgeregt nach dem König, der nun gereizt aus seinen Gemächern geeilt kam.
    »Was soll dieser Radau!?« Aquila hielt einen Soldaten auf, der nervös in den Gang gelaufen kam. »Was geht hier vor sich? Warum herrscht hier so eine Hektik? Sprich!«, schrie er ihn an.
    »Eu-Eu-Eure Hoheit! D-d-die Lieferung ist da!«, stotterte der Soldat und hatte Schweißperlen auf der Stirn.
    Aquilas Miene wandelte sich von Zorn in Wohlgefallen. Seine Augen begannen zu funkeln und er lächelte verschlagen. »Das ist höchst erfreulich! Wo befindet sie sich jetzt?«, fragte er interessiert.
    »De-der Hä-Hä-Händler wartet damit in der E-Empfangshalle«, stotterte der Soldat, salutierte und wich zur Seite, als der König los eilte.
    In der Halle trauten sich die Soldaten nicht, sich dem Händler und dessen Fracht weniger als bis auf zwei Meter zu nähern.
    »Endlich!«, rief der König erfreut, als er die Empfangshalle betrat. »Das wird der Höhepunkt der Jubiläumsfeier! Ich habe dem so lange entgegengesehen – und jetzt ist es so weit.« Aquila schritt die Treppe hinab und näherte sich dem Handkarren, auf dem sich die mysteriöse Lieferung befand. Behutsam lehnte er seinen Kopf gegen das Tuch, das den Inhalt verbarg, und lauschte aufmerksam.
    »Es schläft, Eure Majestät«, sagte der Händler und hielt sich den Finger vor den Mund, um dem König zu signalisieren, dass es besser wäre, leise zu sprechen. Er übergab ihm einen silbernen Schlüssel, den Aquila freudig entgegennahm.
    »Ausgezeichnet«, meinte dieser und holte einen Beutel mit Goldmünzen hervor. Der Händler streckte seine Hände danach aus und der König reichte ihm seine Bezahlung.
    »Dein Lohn. Ich danke dir«, meinte Aquila und schmunzelte zufrieden.
    Der Händler verneigte sich und verließ eilig das Gebäude wieder.
    Aquila schritt langsam um die von ihm lang ersehnte Lieferung herum und ließ dabei die Finger seiner rechten Hand über das rote Tuch gleiten. Dann drehte er sich abrupt um.
    »Was steht ihr hier so nutzlos herum!? Bringt es sofort hinauf in meine Gemächer!«, schrie er die Soldaten an.
    Diese zuckten vor Schreck zusammen und näherten sich dann zögerlich dem Karren. Zaghaft packten sie zu viert die verhüllte Fracht und schleppten sie die Treppe zu den königlichen Gemächern hinauf.
    Aquila folgte ihnen und beobachtete alles ungeduldig. »Dort – stellt es dort hin!«, drängte er sie. Er deutete auf einen Tisch, der sich in der Nähe seines Bettes befand.
    Die Soldaten schleppten die Lieferung durch den Raum und waren sichtlich erleichtert, als sie diese endlich abstellen und sich wieder von ihr entfernen konnten.
    Aquila fasste nun das Tuch mit beiden Händen und warf den Männern einen enttäuschten Blick zu. »Diese Feiglinge«, meinte er kopfschüttelnd, kicherte und riss die Abdeckung mit einer schnellen Bewegung vom sich darunter befindenden Käfig. »Du bist mein ganz besonderes Geschenk an meinen ganz besonders geschätzten Freund«, sprach Aquila mit sanftem und zufriedenen Ton und betrachtete entzückt den Inhalt des Käfigs, der nun erwacht war.
    »Wa-was genau ist es, Eure Majestät? Und wo – wo gedenkt Ihr es einzusetzen?«, fragte einer der Soldaten eingeschüchtert von dessen Anblick.
    »Dies, mein unwissender Kamerad, ist ein Nachtdorndrache – ein Junges. Es wird mir die Feierlichkeiten versüßen. Der Höhepunkt des Tages wird die Jagd auf das letzte Exemplar einer schon bald nicht mehr existierenden Rasse«, sprach der König mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht. Er starrte gebannt in den Käfig auf das verschreckte Wesen, das sich in eine Ecke zurückzog und wies die Soldaten mit einer flüchtigen Handbewegung an, seine Gemächer zu verlassen.

  • Huhu Kijkou!

    Endlich fange ich auch mal an, deine Geschichte zu lesen. :D
    Bin bei Kapitel 1-5 angekommen. May und Zack kommen wohl in der Stadt an.

    Mir gefällt die Geschichte wirklich gut bis jetzt.
    Du hast einen angenehmen Stil und man findet schnell herrein.

    Meine Gedanken beim Lesen:


    Spoiler anzeigen

    Vorwort:
    Eine Karte! Yess! Ich liebe Karten XD

    Prolog: OMG ich liebe Eidechsen, Nagas, Reptilmenschen und Kemai ab jetzt auch XD

    In Kapitel 1-1 findet man sich nicht wirklich in die Mädchen rein. Sie wirken wie statisten, die nur da sind, weil sie nicht lange bleiben. Ich war mir erst nicht sicher, aber da sie scheinbar auch nicht auftauchen (oder mindestens getrennt werden) finde ich das garnicht mal so schlecht.

    Die Geschichte "Heldin "fällt" aus unserer in einer Fantasy Welt" kommt mir so bekannt vor. Fushigi Yuugi, Magic Knight Rayearth und noch viele weitere, waren vor einigen Jahren ja sehr beliebt. Zu Recht! Ich finde solche Geschichten sehr spannend und freu mich schon auf die Reaktionen der Protas :D

    Ich finde es übrigens Extrem Gut, dass du Links einfügst, damit man direkt zum nächsten Teil kommt. Das macht das Lesen so viel einfacher.

    Viridis Porcus - Für ein grünes Schwein. Himmel, ich liebe deine Namensgebung. Ohne Scherz, ich finde den Namen echt gut! :D

    Dann aber, das erste was mich stutzig macht und immer wieder ignoriert wird. Der Mann kennt die USA nicht und unsere Helden (?) kommen von dort. Sie sprechen also Englisch. Was spricht er? Auch Englisch? Sprechen sie automatisch "Ignotus"? Wenn später in der Geschichte eine erklärung kommt, wie die sich verständigen, will ich nichts gesagt haben.
    Wenn du dich bewusst dazu entscheidest, diesen Aspekt zu ignorieren, hab ich auch nichts gesagt :D Es wird in so vielen Geschichten ignoriert, dass es schon als "Künstlerische Freiheit" zählen kann xD

    Memoria (Erinnerung) ist ein wundervoller Name für eine Stadt. Klingt schön und hat Bedeutung. Was will man mehr?

    Den alten mann, der Jiyuu gepflegt hat mag ich :D Der ist so schön direkt und knapp. Hihi.


    Bis dahin bin ich gekommen.

    Ich werde aufjeden Fall weiterlesen, hoffentlich eher bald als spät xD
    Und ich hoffe, die Kemai werden noch häufig auftauchen :D
    *Reptil-Menschen-Fahne-schwenk*

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Hi @Aztiluth ^^

    <3 lich Willkommen! Freu mich, dass du vorbeischaust :)

  • So, liebe @kijkou, ich hab wieder aufgeholt. ^^

    Spoiler anzeigen


    Zum Post 211 - da kann ich nur sagen, das war herzzerfetzend. Echt mal. So traurig. Dass der Vater sich für ihn geopfert hat, wusste der Leser ja schon (ich glaub, das hatte der Kemai Corvus erzählt, oder? :hmm: ), aber trotzdem. *schnief*
    Wegen @LadyKs Anmerkung - Ich finde, hier hast du deutlich weniger Auslassungspunkte gemacht als im vorherigen Part. Es sind immer noch viele, aber es stört (mich) diesmal nicht so. Ich verwende sie auch gern, aber ich hab mir zur Regel gemacht, dass ich sie nur nehme, wenn der Satz weitergeht, also wenn der Sprecher nur stockt. Da werden es nicht so viele.

    Bestimmt hat er mir einige Rippen gebrochen, da ich noch Wochen danach Schmerzen beim Atmen gehabt habe. Arija hat mir später erzählt, wie furchtbar ich ausgesehen habe …«

    An meinen Handgelenken haben sie mir Ketten angelegt und diese an einem Pfosten mitten in ihrem Lager befestigt. Sie haben es ein „abschreckendes Beispiel“ genannt. Weder Essen noch Trinken haben sie mir gegeben und mich Tag und Nacht wie ein Tier draußen angekettet gelassen.
    Die Nächte waren eiskalt und ich habe in keiner einzigen auch nur ein Auge zugetan. Jedes Mal, wenn sie an mir vorbeigekommen sind, haben sie mich geschlagen, getreten oder angespuckt – einfach zu ihrer Belustigung. Es hat ihnen unglaublich großen Spaß bereitet. Ich kann mich heute noch an ihr Gelächter erinnern.
    Meinem Vater haben sie verboten, mich zu sehen – sie haben ihn nicht zu mir gelassen. Ein paar Mal hab’ ich seine Stimme gehört – die Erinnerungen daran sind teilweise schon sehr verschwommen, weil ich zu diesem Zeitpunkt kaum noch Kraft gehabt habe.

    Ich weiß, einen Monolog in der Vergangenheit zu schreiben, ist nicht einfach. Aber hier sind mir zu viele "haben" hineingerutscht. villeicht kannst du nochmal drüberschauen und ein paar davon ersetzen?

    »Wenn ich mich nicht eingemischt hätte und meinen Freund nicht beschützen hätte wollen, wäre er jetzt noch am Leben!«, rief er wütend.

    vielleicht eher "... und meinen Freund nicht hätte beschützen wollen, ..." ?


    Zum Post 215

    »Ah, da seid ihr ja. Gutes Timing.«

    "Timing" finde ich hier wieder sehr "amerikanisch". Ich könnte damit leben, wenn es von Zack oder May käme. Aber Tempestats sagt es, und da wirkt es irgendwie seltsam.

    Jiyuu ließ schlechten Gewissens seinen Kopf hängen,

    Das finde ich eine ungewöhnliche Formulierung. Sicher grammatikalisch nicht falsch, aber doch sehr ungewöhnlich. Bin beim Lesen gestolpert. :hmm:

    Aufgrund der Öfen hatte es eine enorme Hitze im Fabriks­gebäude,

    Und das halte ich für eine eher umgangssprachliche Formulierung, besonders das "hatte". Ich kenne es mit "war" oder "herrschte eine enorme Hitze". Aber kann sein, dass ich da zu pingelig bin.

    und das Gestöhne der schwer schuftenden Arbeiter, hatte man das Gefühl,

    vielleicht eher "das Stöhnen"?

    Ich habe dem so lange entgegengesehen – und jetzt ist es soweit.

    so weit

    In der Halle trauten sich die Soldaten nicht, sich weniger als bis auf zwei Meter dem Händler und dessen Fracht zu nähern.

    vielleicht eher: "... sich dem Händler und dessen Fracht weniger als bis auf zwei Meter zu nähern." ?

    und riss die Abdeckung mit einer schnellen Bewegung vom sich darunter befindenden Käfig.

    Und da schläft der Drache noch? Isser taub? :D
    Warum lüftet er nicht gaaaaanz vorsichtig die Abdeckung? Dann wäre das Weiterschlafen in Ordnung.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hallo, liebe @Tariq

    Danke für die ganzen Verbesserungen! Was würde ich nur ohne dich tun :love:

    Viele liebe Grüße ^^

  • Kapitel 7 - Teil 8

    Ungefähr drei Stunden, nachdem sie aufgebrochen waren, hatten Zack und die anderen den nördlichen Fuß des Nubs-Gebirges erreicht. Der untere Teil war dicht bewaldet, aber je weiter man nach oben blickte, desto lichter und felsiger wurde es. Sie mussten zunächst durch den Wald ein Stück bergauf, bevor dann der schwierige Aufstieg beginnen würde.
    Der Wald war voller Moos und komplett von Pilzen überwuchert. Viele der Baumwurzeln waren freigelegt und befanden sich überirdisch und von den Ästen hingen Schlingpflanzen, was dem Wald eine urzeitliche Atmosphäre verlieh. Der Wind rauschte durch die Blätter und das Geäst und zahlreiche Vogelstimmen hallten durch den Wald, doch kein einziges Tier war zu sehen. Nicht einmal Insekten oder kleine Kriechtiere bekamen sie zu Gesicht.
    »Diese Wälder sind irgendwie ganz anders als die in Kalatos«, bemerkte Jiyuu fasziniert, während er sich umblickte.
    »Oh ja, das ist richtig!«, meinte Tempestas. »Hier gibt es so einiges, was euch ins Staunen versetzten könnte.«
    »In positiver oder negativer Hinsicht?«, fragte Zack und blickte skeptisch hinauf in die Baumkronen.
    »Das liegt immer im Auge des Betrachters«, meinte Tempestas heiter.
    »Wie meinst du das?«, wollte Jiyuu wissen.
    »Nun – wie drücke ich das am besten aus?«, überlegte er. »Für dich und mich könnte es ganz amüsant werden«, meinte er schließlich und blickte dann zu May und Zack, die hinter ihnen gingen. »Für die beiden unter Umständen vielleicht ein wenig anstrengend.«
    Zack hastete nach vorne zu ihm und Jiyuu. »Wieso? Wieso für May und mich?«, fragte er verwundert.
    »Weil vieles hier für euch seltsam erscheinen mag und weil ihr noch ungeübt im Kampf seid. Früher oder später wird uns bestimmt etwas angreifen«, erklärte Tempestas sorglos mit fröhlicher Miene.
    »Etwas angreifen?«, fragte May beunruhigt und blickte sich um. »Was wird uns angreifen? Etwas, worüber wir uns Sorgen machen sollten? Bitte sag es uns, bevor wir noch eine böse Überraschung erleben!«, bat sie.
    »Soweit ich mich erinnere, leben hier keine Wesen in diesen Wäldern, mit denen ein halbwegs erfahrener Kämpfer nicht zurechtkommen würde. Kleinere Raubtiere, die gelegentlich Menschen anfallen, wenn sie hungrig sind, und vielleicht Schlangen, die sich aber eher verziehen, wenn sie Geräusche wahrnehmen. Solange Jiyuu und ich bei euch sind, solltest du dir keine Gedanken machen müssen«, wollte Tempestas sie beruhigen und warf ihr einen zuversichtlichen Blick zu.
    Jiyuu sah Tempestas etwas überrascht an. »Aber …«
    »Und was ist mit mir?«, unterbrach ihn Zack beleidigt. »Bin ich für euch nur ein Schwächling, oder wie? Ich hab’ vielleicht nicht gerade viel Kampferfahrung – tja, wie auch?! Ich komm’ schließlich aus einer, sagen wir, relativ normalen Welt, aber schwach bin ich deswegen nicht!«, meinte er mürrisch.
    »Ja, dass du schwach bist, habe ich damit auch nicht sagen wollen.« Tempestas lächelte unbeholfen. »Es ist mehr, die Tatsache, dass ihr …« Er hielt inne und drehte sich blitzartig zu May um.

    Im nächsten Augenblick schossen mehrere Schlingpflanzen von oben aus den Baumkronen auf May zu und wickelten sich um ihren Körper.
    »May!« Zack und Jiyuu zogen beide sofort ihre Schwerter.
    Mit einem Schrei wurde sie in die Luft gerissen und hing beinahe völlig bewegungsunfähig über ihnen in den Bäumen.
    Zack blickte sich kurz um und stürzte sich dann auf den Baum, von welchem er vermutete, dass der Schlingpflanzenangriff ausging, und begann, mit seinem Schwert auf diesen einzuhacken. Sogleich wickelte sich eine weitere Ranke auch um seine Beine und wollte ihn ebenfalls in die Höhe zerren.
    Jiyuu reagierte noch rechtzeitig, sprang hoch und durchtrennte die eigenwillige Pflanze mit seinem Schwert.
    Zack, der sich schon ein schönes Stück in der Luft befand, stürzte daraufhin kopfüber ab und warf Jiyuu einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Hört auf!«, rief Tempestas den beiden zu.
    »Was ist das für ein Ding!? Ich kann mich nicht befreien und kaum bewegen!«, schrie May.
    Ohne auf das einzugehen, was Tempestas gesagt hatte, gingen Jiyuu und Zack nun gemeinsam auf den Baum los und hackten wie wild mit ihren Schwertern auf diesen ein.
    »Wartet!«, rief Tempestas den beiden abermals zu, die jedoch weiterhin angestrengt versuchten, den Baum zu fällen oder zumindest unschädlich zu machen.
    »Steh’ hier nicht `rum – unternimm’ was!«, brüllte Zack zurück.
    Plötzlich schossen weitere Schlingpflanzen aus dem Boden. Diesmal waren es gleich mehrere gleichzeitig, die von allen Seiten kamen und schlangen sich komplett um Zack und Jiyuu herum. Sie wickelten sich immer weiter um ihre Körper und zogen sich dabei fest zusammen.
    »Verdammt!«, schrie Jiyuu und versuchte sich zu wehren, doch er wurde fest an Zack gedrückt.
    »Was – was ist passiert!?«, wollte May wissen, da sie oben zwischen dem Geäst kaum erkennen konnte, was sich unter ihr zutrug. Sie machte sich weniger um sich selbst Sorgen, als um die anderen. »Hey, seid ihr okay!?«
    Auch Tempestas wurde nun von einer Pflanze erfasst und unsanft an einen Baum geschnürt, jedoch zeigte er nicht die geringste Gegenwehr und wich auch nicht zurück, als er den Angriff kommen sah.
    Rücken an Rücken versuchten Zack und Jiyuu sich verzweifelt zu befreien, doch die Ranken zogen sich immer weiter zusammen, sodass sie sich kaum noch bewegen konnten.
    »Ihr dürft euch nicht wehren!«, rief Tempestas ihnen zu.
    »Was – nicht wehren!? Ich – ich bekomm’ kaum noch Luft!«, ächzte Jiyuu und blickte sich gequält um.
    »Der Wald will nur in Erfahrung bringen, wer sich in ihm aufhält! Ihr habt ihn wütend gemacht, als ihr den Baum verletzt habt!«, versuchte ihnen Tempestas zu erklären.
    »Und was sollen wir jetzt deiner Meinung nach tun!? Ich will hier raus und nicht länger mit dem da hinten kuscheln!«, rief Zack, dem es merklich unangenehm war, Jiyuu so nahe zu sein.
    »Beruhigt euch! Solange der Wald Widerstand spürt, wird er euch als Bedrohung ansehen! Ihr müsst euch abregen und Ruhe bewahren«, wies Tempestas sie an und seufzte.
    »Ist mit euch alles okay? Hallo?!«, rief May erneut nach den anderen, da sie noch immer keine Rückmeldung erhalten hatte. Irgendwie konnte sie fühlen, dass ihr die Pflanzen nichts Böses wollten, dennoch war sie beunruhigt, weil sie nicht wusste, warum diese sie angegriffen hatten und was mit den anderen war.
    »May, bleib ganz ruhig und mach dir keine Sorgen – es ist alles in Ordnung!«, rief Tempestas zu ihr hoch.
    »Der hat Nerven – alles in Ordnung«, murmelte Zack vor sich hin und versuchte, seinen Arm, der verdreht war, nach vorne zu ziehen.
    »Jetzt halt endlich still!«, maulte Jiyuu ihn an.
    »Ich mach ja gar nichts!«, fauchte Zack zurück und stieß mit seinem Ellenbogen nach hinten.
    Jiyuu schnaubte und verdrehte missbilligend seine Augen, schwieg aber.
    »Was denn? Hast du etwa keinen Spaß? Also, ich finde es unheimlich toll, hier Fesselspielchen mit dir zu spielen!«, meinte Zack ironisch, atmete tief durch und versuchte, sich abzuregen.
    »Ihr müsst euch vertragen, sonst wird das nichts. Der Wald hat eine sehr gute Wahrnehmung, was Feindseligkeiten angeht«, meinte Tempestas und versuchte sich sein Grinsen zu verkneifen.
    Jiyuu schloss seine Augen und versuchte nun ebenfalls, sich auf seine Atmung zu konzentrieren. Kurze Zeit später, nachdem beide ihre Ruhe wiedergefunden hatten, lockerte sich der Griff der Schlingpflanzen und sie lösten sich schließlich ganz von ihnen.
    »Whooaaa!!«, schrie May plötzlich auf, während sie herabstürzte, da die Pflanzen auch sie nun wieder losgelassen hatte.
    Tempestas sprang nach oben, stieß sich vom Stamm des Baumes, an dem er festgehalten wurde, ab und fing May in der Luft auf.
    »Ich hab’ dich«, meinte er heiter und landete mit ihr wieder sicher auf dem Boden.
    »Das war ganz schön knapp. Danke«, sagte sie, nachdem sie Tempestas wieder abgesetzt hatte.
    »Geht’s dir gut?«, fragte Zack, schaute sich misstrauisch um und steckte sein Schwert zurück in die Scheide.
    »Alles in Ordnung«, entgegnete sie, lächelte und blickte hinauf in die Baumkronen. Die Schlingpflanzen waren gerade dabei, sich wieder zurück­zuziehen. »Hast du das gemeint, als du vorhin gesagt hast, dass uns bestimmt etwas angreifen wird?«, fragte sie Tempestas.
    »Die Pflanzen? Nein, das hat mich selbst überrascht. Der Wald ist stets friedlich«, entgegnete er.
    »Diese seltsamen Pflanzen wollten uns also gar nicht angreifen?«, fragte Jiyuu verwundert und sah sich den Baum, den sie mit ihren Schwertern malträtiert hatten, aus der Nähe etwas genauer an.
    »Der Wald war nur neugierig. Irgendetwas an May dürfte ihn fasziniert haben«, vermutete Tempestas.
    »Wen wundert’s? Nicht einmal der Wald kann so einer Schönheit widerstehen!«, meinte Zack und grinste May an.
    »Vermutlich«, stimmte ihm Tempestas lächelnd zu.
    Als Jiyuu die Verletzungen am Stamm des Baumes berührte, spürte er eine starke Kraft und wich zurück. Die Kerben begannen sich zu schließen und wurden von kleinen sprießenden Moospflänzchen bedeckt.
    »Dieser Baum heilt sich selbst – mit enormer Geschwindigkeit! So etwas hab’ ich noch nie gesehen«, staunte er.
    Tempestas nickte. »Ja, dieser Wald birgt unglaubliche Kräfte. Wir sollten ihn uns nicht zum Feind machen«, meinte er, speziell an Jiyuu und Zack gerichtet.
    »Kann ich mir vorstellen«, entgegnete Zack. »Wie wollen wir es eigentlich anstellen, hier einen Armreif zu finden? Ihr überprüft eh ständig, ob die Amulette reagieren, oder?«, fragte er.
    »Damals, als ich meinen Armreif gefunden habe, habe ich deutlich eine pulsierende Energie wahrgenommen. Das Amulett hat mich direkt zu ihm geführt, indem die energetischen Signale immer deutlicher geworden sind. Es ist also beinahe unmöglich, es nicht mitzubekommen, wenn wir uns in der Näher eines Reifs befinden. Wie ich euch begegnet bin war es so ähnlich. Seit dem Tag davor hat es mich förmlich in eure Richtung gezogen«, sagte Tempestas und lächelte zuversichtlich.
    »Hmm – aber als wir dir begegnet sind, hab’ ich nur durch Zufall mitbekommen, dass die Amulette geschimmert haben«, erinnerte sich Jiyuu zurück.
    »Ja, gespürt habe ich auch nichts.« May umfasste die silberne Adlerfeder, die an ihrer Kette hing.
    »Möglicherweise habe ich auch einfach eine sensiblere Wahrnehmung als Menschen«, entgegnete Tempestas nachdenklich.
    »Sag einfach Bescheid, wenn dir etwas auffällt«, meinte Zack bestimmend.
    »Jawohl!«, rief Tempestas mit gespielter Unterwürfigkeit.
    »Los, lasst uns weitergehen«, sagte Jiyuu ungeduldig. »Wenn wir immer so lange herum diskutieren, werden wir nie die Armreifen finden!« Entschlossen schritt er allen voran weiter bergaufwärts. Der Wald war ihm nicht so ganz geheuer und er wollte so schnell wie möglich den Gipfel erklimmen.
    »Gute Idee!«, meinte May und deutete den anderen, dass sie sich beeilen sollten.
    Sofort setzten sie sich wieder in Bewegung, denn sie hatten noch einen beschwerlichen Aufstieg vor sich und es war noch ein schönes Stück, bis sie den Wald durchquert hätten.

    Über dem Wald kreisten die drei Ferremetu und beobachteten die Gruppe, wie diese immer weiter nach oben vordrang. Da sie in der Gestalt von Falken nicht normal sprechen konnten, kommunizierten sie telepathisch miteinander.
    ›Ich habe vorhin schon befürchtet, dass wir einschreiten müssen‹, meinte Inrigat Nata genervt.
    ›Es ist ziemlich strapaziös, auf solche Würmer aufzupassen. Abgesehen davon ist es mehr als fastidiös und unser keinesfalls würdig.‹, äußerte sich Eremus Oriat, der Junge.
    ›Es hilft alles nichts. Ich würde sie auch viel lieber zerquetschen, als darauf aufzupassen, dass sie wohlbehütet in Memoria ankommen. Was soll denn das für einen Sinn ergeben, wenn dort sowieso einer von ihnen gemeuchelt wird?‹, wunderte sich Silva Dedux.
    ›Befehl ist Befehl! Wir haben bisher alle Aufträge zu vollster Zufriedenheit erfüllt, und diesmal wird es nicht anders verlaufen!‹, unterwies sie Inrigat.
    ›Silva. Der Wald ist doch dein Terrain, nicht wahr? Bist du der Annahme, dass sich diese Individuen hier in perikulöse Situationen begeben könnten?‹, fragte Eremus ihn.
    ›Woher soll ich das wissen. Sicher lauern überall Gefahren, aber ich kann dir nicht sagen, ob sie damit Probleme haben werden oder nicht‹, entgegnete dieser.
    ›Wir werden ja sehen, ob wir intervenieren müssen, oder nicht. Haltet auf jeden Fall eure Augen offen und werdet nicht unachtsam.‹ Inrigat reduzierte ein wenig ihre Flughöhe, um die Zielpersonen besser im Blick zu haben.


    -------------------------------------------------------------------
    Nächster Part

    So, ich überlege jetzt schon eine ganze Weile, ob ich euch meine Entwürfe zu den Protas zeigen soll, oder nicht :hmm:
    Ich meine, jeder hat andere Vorstellungen beim Lesen und ihr habt eventuell ein ganz anderes Bild im Kopf als ich, das ich euch dadurch vielleicht zerstören würde...
    Ich packe sie in einen Spoiler und ihr entscheidet selbst, ob ihr sie ansehen wollt, oder nicht :D


    realistische Version

    Manga-Version