Der Highlander, der mich tief berührte .....

Es gibt 56 Antworten in diesem Thema, welches 23.055 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. April 2019 um 16:50) ist von Miri.

  • oh mann hab ich am Ende gelacht :D
    Das hat er verdient, also die backpfeife. Wer weiß was da noch so passiert.Ich warte gespannt darauf wie es weiter geht.

    LG Kathamaus

    Einmal editiert, zuletzt von Kathamaus (9. Juli 2018 um 15:40)

  • Eine Schande, dass ich hier noch nicht vorher reingeguckt habe. Es ist so göttlich :rofl:
    Vor allem Skadi schafft es perfekt, auf der einen Seite die Schreibweise dieser Romane zu imitieren und auf der anderen Seite so absolut zu übertreiben... ich musste sehr oft grinsen :D

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • So wir haben jetzt ein Cover - in Farbe und bunt im ersten Posting ;)

    Ansonsten have fun - es geht weiter in den Highlands mit einem neuen Point of view.


    4 - Scott


    „Du musst sie festhalten!“, hallte die Stimme des rothaarigen Ziegenhirten über den Platz, den Scott unter dem Namen Adair kannte. Ein dünner und eher schlaksig wirkender Mann ende fünfzig. Seine Familie war eine der ältesten im Clan seines Vaters und Adair besaß einen guten Ruf. Selbst die anderen Clanchiefs begegneten ihm stets mit Respekt, was wenig mit seiner nicht vorhandenen Muskelkraft, denn mehr mit seinem Verstand zu tun hatte. Es war zwar lange vor Scotts Zeit gewesen, aber angeblich hatten Adairs Ratschläge dazu geführt, dass sein Vater etliche Schlachten in den Highlands für sich gewinnen konnte.
    Umso lustiger war es dabei zuzusehen, wie dieser Mann nun versuchte, drei Männern zu erklären, wie man eine Ziege wog.
    „Packt sie bei den Hörnern!“, brüllte Adair und warf im nächsten Augenblick verzweifelnd und kopfschüttelnd die Arme nach oben, als einer der Männer von der Ziege umgestoßen wurde. Mit einem dumpfen Laut, dem ein kleiner Schmerzensschrei folgte, landete er auf dem harten Sandboden. Die Ziege blieb stehen und drehte sich langsam, ja gerade provokativ um, dabei schien es fast, als durchbohre sie die anderen Männer mit ihren dunklen Augen. Der lange Ziegenbart wehte im aufkommenden Wind, während das Tier ein paar Schritte rückwärts ging. Nicht, um Abstand zu gewinnen, wie es zuerst auf Scott schien, nein sie nahm Anlauf, denn in der nächsten Sekunde preschte sie vor.

    Scott stützte sich mit den Händen am Holzzaun ab, welcher das große Areal umschloss und beobachtete die Szene mit einem Schmunzeln. Drei gestandene Schotten waren nicht in der Lage, eine Ziege bei den Hörnern zu packen, und sie auf die, eigens für das Wiegen errichtete, Holzkonstruktion zu heben.
    Wobei er zugeben musste, dass die rot-weiß gescheckte Ziege wirklich widerspenstig war. Sie hatte nichts mit den anderen Tieren gemein, die geduldig hinter dem Holzgitter darauf warteten, bis sie an der Reihe waren.
    Entschlossenheit und Mut standen diesem Tier geradezu ins Gesicht geschrieben und jeder Laut, den sie von sich gab, klang, als verhöhne sie ihre Gegenspieler. Scott kam nicht umhin etwas Anerkennung für ihren Kampfgeist zu empfinden. Diese Ziege war mehr Schotte als die Männer, die versuchten sie einzufangen. Er ertappte sich dabei, wie er in Gedanken dem 1,10m hohen Huftier einen Kilt anzog und fand das Bild in seinem Kopf so komisch, dass er lauthals loslachte.

    „Was amüsiert dich so?“, sprach ihn eine tiefe Stimme an. Scott schreckte auf. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Adair sich ihm genähert hatte, doch statt dem Alten zu antworten, verstärkte er sein Grinsen nur.
    „Hat dein Vater dir nicht aufgetragen, die Spiele vorzubereiten? Warum lungerst du hier herum?“
    Scott zuckte gelassen mit den Schultern. „Ich beaufsichtige doch pflichtbewusst die Vorbereitungen für die Spiele und soweit ich das bisher erkennen kann, kommst du nicht so gut voran, Adair.“ Der junge Schotte konnte sich ein Glucksen nicht verkneifen, was ihm nur ein Augenrollen des Alten bescherte. Dieser stützte sich genau wie Scott mit den Händen am Holzzaun ab und beobachtete das Treiben.
    „Ich könnte jetzt die warmen Schenkel meiner Frau genießen, aber stattdessen muss ich mit diesen Nichtsnutzen arbeiten“, gab er frustriert von sich. „Hätte ich noch die Kraft meiner Jugend, ich würde diesem widerspenstigen Tier zeigen, wer der Herr ist! Sie würde nicht mehr wissen, wo oben und unten ist, wenn ich mit ihr fertig bin! Ich würde sie durch den Paddock treiben, bis sie außer Atem nur noch keuchend vor mir steht und dann ...“
    Scott zog eine Augenbraue hoch, während er Adair lauschte. Zwischenzeitlich war er sich nicht ganz sicher, ob er von der Ziege oder seiner Frau sprach und er versuchte hastig die Bilder in seinem Kopf zu verdrängen, die ihm spukend einreden wollten, dass der Alte doch mehr Zeit mit seinen Tieren verbrachte, als es vielleicht normal war. Stattdessen rief er sich das Bild der Ziege im Kilt wieder ins Gedächtnis und grinste fröhlich in sich hinein, während er ‚Auld lang syne‘ im Geiste summte. Er bemerkte nicht, wie Adair weiterredete, denn Scott hatte seine Aufmerksamkeit längst wieder auf das Gehege gelegt.
    Zwei Männer saßen bibbernd auf dem Holzzaun und trauten sich nicht mehr hinein, während der dritte gerade in einen Heuhaufen sprang, um der Ziege zu entgehen, die laut meckernd auf ihn zugestürmt war. „Weißt du, wenn das so weiter geht, siehst du die Schenkel deiner Frau gar nicht wieder“, kommentierte Scott die Geschehnisse und unterbrach den Alten in seiner Rede, der er ohnehin nicht zugehört hatte. „Aber ich könnte dir helfen.“
    Überrascht von der plötzlichen Aussage des jungen Schotten, schaute Adair ihn nur verwirrt an. „Was meinst du damit?“
    „Naja, was meine ich schon damit. Da vorne ist eine Ziege, und dort hinten ist eine lederne Schlaufe an diesem Holzkonstrukt angebracht, um ihr Gewicht zu bestimmen. Was denkst du also, was ich tue? Ich werde sie wiegen! Ich muss in den Spielen doch ohnehin, wie jeder andere auch, eine Ziege über die Strecke tragen. Wäre doch eine gute Übung.“
    Adair winkte sofort ab. „Mach dich nicht lächerlich, Scott. Das ist nichts für dich.“
    „Warum?“
    Adair seufzte. „Ist das nicht offensichtlich?“
    „Nicht so ganz? Worauf willst du hinaus?“
    Der Ziegenhirte legte Scott eine Hand auf die Schulter und schien sich um einen sanfteren Ton in seiner Stimme zu bemühen, denn er atmete tief durch, bevor er ihm antwortete. „Du bist der erste und einzige Sohn des McKing Clans, und doch lässt dein Vater ein Turnier ausrichten, bei dem er den Gewinner zu seinem Nachfolger bestimmen will. Wäre es nicht eigentlich naheliegend dich zu wählen? Warum glaubst du, hat er die Highland Games ausgerufen, und dem Sieger die Hand deiner Schwester versprochen?“ Adair erwartete offensichtlich keine Antwort auf seine Frage, denn er fuhr unbeirrt fort. „Dein Vater mag dir gesagt haben, dass du sein Erbe antreten wirst, wenn du in den Spielen gewinnst, aber er selbst, und wir alle wissen, dass das nie passieren wird.“
    Scott seufzte. „Vater will einen würdigen Nachfolger. Die Spiele sind nur eine logische Folge daraus.“ So ganz glaubte er seinen eigenen Worten nicht, aber oft redete er sich ein, dass alles so kommen musste. Dass es nur diesen Weg gab, damit auch er sich endlich beweisen konnte.
    „Siehst du? Das ist das Problem!“, begann Adair mit etwas Verzweiflung in seiner Stimme. „Du findest selbst dann noch gute Worte für ihn, wenn er dich vor allen verhöhnt.“
    Scott schüttelte den Kopf. „Er verhöhnt mich nicht. Es ist ein Test und ich gedenke ihn zu bestehen.“
    „Scott ... die besten Schotten der nördlichen Highlands werden an diesem Wettbewerb teilnehmen. Die meisten von ihnen wissen nicht einmal, dass du existierst! Die Chance auf das Höschen deiner Schwester und die Ländereien deines Vaters treibt sie zu dutzenden hierher. Besser du begreifst jetzt als später, dass du bei dieser ganzen Angelegenheit keine Rolle spielst. Niemand wird deinen Namen rufen. Niemand wird dir zujubeln, oder dich anfeuern. Du wirst scheitern und alle werden es sehen und sich bestätigt fühlen, dass der erste Sohn des McKing Clans nicht stark genug ist. Erspar dir das ... Scott, ich beschwöre dich ... Erspar dir die Peinlichkeit, die dir bevorsteht und nimm nicht bei den Spielen teil!“
    Adairs Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Wie so oft stiegen die Selbstzweifel in Scott auf.
    Dabei war er kein Schwächling. Jahrelange harte Arbeit hatte seine Muskeln gestählt. Das und sein langes braunes Haar, sorgte immer wieder dafür, dass die jungen hübschen Frauen verstohlene Blicke in seine Richtung warfen. Ihn interessierte das nicht sonderlich. Muskeln und Kraft waren ein Produkt von harter Arbeit und Training, so wie Kuchen eben ein Produkt aus Teig war. Das eine führte zum anderen, und Scott fand, dass man in den Highlands der Stärke eines Mannes einfach zuviel Gewicht beimaß. Sich im Kampf zu beweisen, war doch nur ein Aspekt von vielen, der einen Schotten auszeichnen sollte. Doch für seinen Vater zählte nur das eine - darauf kam es eben an.
    „Du glaubst also, dass ich keine Chance hätte, Adair? Dass ich nicht einmal diese Ziege dort bändigen könnte?“
    Der Alte atmete einmal tief durch. „Hingegen der Trottel dort drüben, würdest du es wohl schaffen. Aber eine Ziege allein wird dein Leben nicht ändern, Scott.“
    „Eine Ziege vielleicht nicht, die Highland Games hingegen schon“, erwiderte er entschlossen, denn er hatte seine Entscheidung längst getroffen. Davon würde ihn auch der Alte nicht abbringen.
    „Ich hoffe, du weißt, was du tust“, war alles, was Adair sagte, bevor er sich wieder den Männern und der widerspenstigen Ziege widmete.
    Scott ignorierte seinen mahnenden Ton und ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen. Seine Gedanken kreisten um das, was vor ihm lag. Und obwohl ihm niemand zutraute, dass er bei den Spielen Erfolg haben könnte, verspürte er doch so etwas wie Vorfreude. Denn irgendwoher wusste er, dass seine Zeit gekommen war, wobei er nicht erklären konnte, woher diese Zuversicht kam. Sie war einfach da. Und er war sich sicher, dass er sie alle Narren nennen würde, wenn es vorbei war.

    Mit einem Lächeln im Gesicht, und in Gedanken bereits die Siegesfahne schwenkend, schaute er den breiten Pfad hinab, der sich eingesäumt von hohen Pappeln durch die Rapsfelder schlängelte. Der Schatten der Bäume legte sich auf den Weg und verdrängte die Sonne, die man in den Highlands nicht oft sah. Es war ein beruhigendes Bild, das unweigerlich zum Träumen einlud. Und das tat Scott, bis etwas die Ruhe störte.

    Vögel stoben hektisch, kreischend aus den hohen Bäumen, als wären sie von einem Untier aufgeschreckt worden. Scott runzelte die Stirn, als er eine zierliche Gestalt erkannte, die wutentbrannt den Weg entlang stapfte, und wohl die Ursache für die Aufregung war. Es war eine junge Frau, die lange blonde Locken hatte. Seine Schwester.
    In ihren Händen hielt Caiomhe ein Buch festumklammert. Ihre ganze Körpersprache und Haltung erzeugten eine Aura, die selbst den härtesten Schotten einen Angstschauer über den Rücken getrieben hätte. Zum perfekten Bild fehlte nur noch eine Gewitterwolke, die blitzezuckend direkt über ihr schwebte. Scott kannte seine Schwester zu gut, um zu wissen, dass man sie in dieser Verfassung nicht reizen sollte. Aber wo bliebe dann der Spaß?

    „Na? Gab es dieses Mal kein Happy-End?“, begann Scott schmunzelnd und nickte in Richtung des Buches, als sie in Hörweite war. „Oder hast du dir nur einen deiner perfekten Fingernägel abgebrochen?“
    „Ich bin nicht für deine Scherze aufgelegt, Bruder“, gab sie patzig von sich und stieß mit ihrer Schulter bewusst gegen seinen Oberarm, als sie ihn passierte.
    „Hey hey, nicht so schnell.“ Scott packte sie am Arm und riss seine Schwester unsanft herum, dabei zog er ihr geschickt das Buch aus der Hand.
    Caiomhe stemmte wütend die Arme in die Hüften. „Gib das sofort wieder her!“
    „Gleich“, entgegnete Scott vollkommen gelassen und hielt das Buch so hoch, dass seine Schwester es nicht mehr erreichen konnte. „Ich muss doch erst wissen, was dich so in Aufruhr versetzt hat.“
    „Es hat nichts mit dem Buch zu tun ... Nicht direkt zumindest“, schob sie kleinlaut nach.
    „Nicht direkt?“, hakte Scott nach, hatte aber das Buch längst aufgeschlagen. Irgendwo in der Mitte fand er eine Textpassage, die seine Augenbraue nach oben schnellen ließ. „Damit ich jeden Tag und jede Nacht in deine herrliche Feuchtigkeit eintauchen und mich darin vergraben kann!“, las er vor, wobei er seiner Schwester einen kurzen fragenden Blick zuwarf. Diese hatte ihre Wut gegen Verlegenheit getauscht und biss sich unsicher auf der Lippe herum. „Dieser William scheint ja ganz schön ...“ Scott unterbrach sich selbst, als er weiterlas. Er legte den Kopf leicht schief und beäugte den Text mit einer Mischung aus Erschrecken und Interesse. „Ich wusste gar nicht, dass das geht. Also das die so biegsam sein können ...“
    „Scott es reicht! Gib es mir zurück.“
    „Noch nicht. Erst erzählst du mir, was passiert ist. An einem fehlenden Happy-End scheint es ja nicht zu liegen.“
    Caiomhe seufzte. „Doch genau das ist das Problem. Es sollte so sein, wie in diesen Büchern. Aufregend, leidenschaftlich, romantisch und voller Abenteuer und nicht so ... nicht so plump. Verstehst du das nicht?“
    „Nein?“
    Da ihr Bruder sie nur fragend anstarrte, erzählte Caiomhe ihm von ihrem Treffen mit dem Spanier Alejandro und wie ungehobelt er sich ihr gegenüber verhalten hatte. Dabei entging ihm nicht, dass sie sich zwar über ihn aufregte, aber doch auch irgendwie von ihm fasziniert zu sein schien. Warum hätte sie sonst erwähnen sollen, wie eng sein Hemd an seiner Brust lag, so dass sich jede Muskelfaser abzeichnete. Und als sie seinen stolzen und selbstsicheren Gang beschrieb, hätte Scott schwören können, dass so etwas wie Sehnsucht in ihren Augen lag. Alejandro klang nach einem Mann, von dem Scott sich gerne einmal selbst ein Bild machen würde.
    „Ich weiß, was dein Problem ist, Camy.“ Scott klappte das Buch zu und zeigte ihr das farbenprächtige Cover, das einen muskelbepackten Highlander zeigte, der nicht mehr als einen Kilt trug. „Das Buch heißt ‚Der Highlander, der mich tief berührte‘ und nicht ‚Der Spanier, den ich zufällig im Hafen traf‘. Vergiss ihn einfach. Wenn ich das Turnier gewonnen habe, werde ich dir einen Ehemann aussuchen, der diesem William nahe kommt.“
    „Mach dich nicht lächerlich, Scott. Du wirst das Turnier niemals gewinnen.“
    „Du solltest mir aber besser die Daumen drücken, Schwester, denn der Sieger wird dich ehelichen, ob du das willst oder nicht. Wer sagt denn, dass dieser dann ein leidenschaftlicher Romantiker ist? Die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass du die Frau eines axtschwingenden Barbaren mit Kilt wirst, als dass du Liebe erfährst. Aber wenn ich gewinne, haben wir beide was davon.“
    Caiomhe wirkte nachdenklich und warf immer wieder nervöse Blicke auf das Cover des Buches, das ihr Bruder noch immer in der Hand hielt.
    „Also gut“, sagte sie schließlich. „Ich werde versuchen dir zu helfen.“

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

    • Offizieller Beitrag

    Hach ja, Ziegen wiegen ... ein Sinnbild für die Schwester an die auch herumgezogen wird, um sie zu verheiraten. xD Iwie .. ne so halt.
    Ich finde es aber lieb, dass der Bruder versucht, seiner Schwester zu helfen ... also, einen anständigen Mann zu finden ... *hust*

    Es ist und bleibt eine lustige Geschichte, wo man sich auf jeden Teil freut. :D
    MAcht ihr großartig :thumbsup::thumbsup:

  • „Ich wusste gar nicht, dass das geht. Also das die so biegsam sein können ...“

    Ach, Scottie, du musst noch viiiel lernen :D

    Ich mag den Kerl jetzt schon! Wer sich lässig an einen Zaun lehnt und Ziegen in Gedanken Röcke anzieht, muss eine coole Sau sein. Go Scottie!

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

    • Offizieller Beitrag

    „Du musst sie festhalten!“, hallte die Stimme des rothaarigen Ziegenhirten über den Platz, den Scott unter dem Namen Adair kannte. Ein dünner und eher schlaksig wirkender Mann ende fünfzig. Seine Familie war eine der ältesten im Clan seines Vaters und Adair besaß einen guten Ruf. Selbst die anderen Clanchiefs begegneten ihm stets mit Respekt, was wenig mit seiner nicht vorhandenen Muskelkraft, denn mehr mit seinem Verstand zu tun hatte. Es war zwar lange vor Scotts Zeit gewesen, aber angeblich hatten Adairs Ratschläge dazu geführt, dass sein Vater etliche Schlachten in den Highlands für sich gewinnen konnte.
    Umso lustiger war es dabei zuzusehen, wie dieser Mann nun versuchte, drei Männern zu erklären, wie man eine Ziege wog.

    Wow. BIs hierhin könnte es eine normale Geschichte sein^^

    „Packt sie bei den Hörnern!“, brüllte Adair und warf im nächsten Augenblick verzweifelnd und kopfschüttelnd die Arme nach oben, als einer der Männer von der Ziege umgestoßen wurde. Mit einem dumpfen Laut, dem ein kleiner Schmerzensschrei folgte, landete er auf dem harten Sandboden. Die Ziege blieb stehen und drehte sich langsam, ja gerade provokativ um, dabei schien es fast, als durchbohre sie die anderen Männer mit ihren dunklen Augen. Der lange Ziegenbart wehte im aufkommenden Wind, während das Tier ein paar Schritte rückwärts ging. Nicht, um Abstand zu gewinnen, wie es zuerst auf Scott schien, nein sie nahm Anlauf, denn in der nächsten Sekunde preschte sie vor.

    Und immer noch... lese ich die richtige Geschichte? *scrollt nach oben*
    Scottie scheint wohl der eher Normale von den dreien zu sein.

    Diese Ziege war mehr Schotte als die Männer, die versuchten sie einzufangen.

    Genau der Gedanke kam mir auch :D

    „Ich könnte jetzt die warmen Schenkel meiner Frau genießen,

    Uuuuuuund jetzt weiß ich wieder was ich hier lese.

    „Du bist der erste und einzige Sohn des McKing Clans, und doch lässt dein Vater ein Turnier ausrichten, bei dem er den Gewinner zu seinem Nachfolger bestimmen will. Wäre es nicht eigentlich naheliegend dich zu wählen? Warum glaubst du, hat er die Highland Games ausgerufen, und dem Sieger die Hand deiner Schwester versprochen?“ Adair erwartete offensichtlich keine Antwort auf seine Frage, denn er fuhr unbeirrt fort. „Dein Vater mag dir gesagt haben, dass du sein Erbe antreten wirst, wenn du in den Spielen gewinnst, aber er selbst, und wir alle wissen, dass das nie passieren wird.“

    Autsch. Das ist hart.
    Aber es riecht nach nem Underdog-Plot.

    Muskeln und Kraft waren ein Produkt von harter Arbeit und Training, so wie Kuchen eben ein Produkt aus Teig war.

    joa ... ja ... da hat er recht. Schön gesagt. irgendwie...

    Dabei entging ihm nicht, dass sie sich zwar über ihn aufregte, aber doch auch irgendwie von ihm fasziniert zu sein schien.

    Classic :rolleyes:

    „Mach dich nicht lächerlich, Scott. Du wirst das Turnier niemals gewinnen.“

    Und sie glaubt auch nicht an ihn xD
    Aber mir gefällt die Entwicklung. Kann mir schon so nen groben Plot ausmalen. Verspricht lustig zu werden.

  • Schöner Abschnitt! Einfach herrlich, dass zu lesen :D

    Und diese Geschwisterliebe! :P

    Ich warte auf mehr :D

  • Mir fällt da gerade etwas auf: Scott, the Scottsman ... Diese Namensgebung ist ja fast noch besser als Clan McKing xD

    Die Ziege blieb stehen und drehte sich langsam, ja gerade provokativ um, dabei schien es fast, als durchbohre sie die anderen Männer mit ihren dunklen Augen.

    Eventuell könnte man hier statt einem Komma lieber einen Punkt setzen. Ist zwar rein kosmetisch diese Änderung, aber es liest sich dadurch irgendwie besser.

    „Damit ich jeden Tag und jede Nacht in deine herrliche Feuchtigkeit eintauchen und mich darin vergraben kann!“

    Ok, DAS klingt echt widerlich. Ich muss da irgendwie an einen eitrigen Schleimbeutel denken, in den der Kerl hinein krabbelt ... 8|

    Alejandro klang nach einem Mann, von dem Scott sich gerne einmal selbst ein Bild machen würde.

    Ja, klar. Er geht ihn sich dann mal ... anschauen ... :grinstare: Nicht das Scott am Ende noch seiner Schwester den Zukünftigen vor der Nase wegnagelt ... :whistling:

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

  • Hey @Rael, ein schöner Abend Schnitt.
    Ich muss sagen das mir der arme Scott echt leid tut. Das sein Vater ihn nicht als Nachfolger haben will ist wirklich traurig. Ich hoffe sehr das er die Spiele gewinnt. Ich drücke ihm die Daumen und seine Schwester hätte ja auch was davon. Obwohl ich etwas anderes befürchte, wenn es so läuft, wie es in solchen Geschichten lauft. Ich bin gespannt und warte.

    LG Kathamaus

  • 5 - Alejandro

    Das Anwesen, zu dem Alejandro von einem jungen Diener gebracht worden war, wirkte gleichzeitig unscheinbar und trutzig. Die Fassade strahlte durch ihre kalte Ausdruckslosigkeit eine stille Drohung aus, die einen Feind abschrecken mochte, auch wenn die Mauer um den Innenhof geradeso mannshoch war. Um die freie Fläche aus gestampfter Erde standen einige kleinere Wirtschaftsgebäude, ein Stall und das große Haupthaus. Alle Fenster waren mit massiven Eisengittern gesichert.
    Während sich Alejandro noch vom Rücken des Pferdes aus einen Überblick verschaffte, eilte schon ein junger Stallbursche herbei, um ihm die Zügel abzunehmen.
    Mit aufgeregter Stimme fragte er Alejandro: „Seid Ihr der Held, der aus Spanien herbeigeeilt ist, um die schönste Frau Schottlands im Kampf zu erringen?“
    „Nun,... ich bin Alejandro Inéz Rodriguez Losada, der beste und bekannteste Stierkämpfer Pampalonas. Ich bin hier auf Bitten meines Verwandten. Wenn es etwas zu gewinnen gibt, dann werde ich das tun.“ Nach kurzem Zögern ergänzte er: „Allerdings stellte man mir eher Ruhm, Ehre und Reichtümer in Aussicht.“
    „Dann scheint es, dass Euch mein Herr über den Tisch zieht. Der Hauptgewinn der Spiele ist die Hand Caiomhes und damit ein Großteil der Ländereien Schottlands. Außerdem ist sie die schönste Frau Schottlands, wenn nicht sogar der ganzen Welt,“ schwärmte der Junge. Plötzlich schien er sich an etwas zu erinnern und verzog das Gesicht, als würde er Schmerzen leiden. „Äh... vielleicht sollte ich jetzt besser meinen Mund halten. Mein Herr... ist immer sehr streng.“

    Wie gerufen trat ein älterer Herr aus dem Haupthaus, der durchaus einmal eine imposante Erscheinung gewesen sein mochte. Doch die besten Tage seines Lebens hatte er schon hinter sich. Ein Gehstock half ihm dabei, auf den Stufen nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Gekleidet war er in einer etwas sonderbaren Gewandung mit vielen Knöpfen. Darunter trug er ein steifes Wams, eng anliegend fast wie bei einem Korsett. Dazu enge Hosen, unter denen jede Wölbung des mit dem Alter erschlaffenden Körpers herausstach und auch manche harte Schwellung nicht verbarg. Das kurze, krause Haar war schon sehr licht und grau geworden. Besonders prominent ragte aus dem ansonsten eher unscheinbaren Gesicht eine Nase heraus, die an Länge und Hakigkeit nicht zu überbieten war.
    Mit fröhlicher, aber etwas kratziger Stimme rief der Mann Alejandro entgegen: „Herzlich willkommen, verehrtester Vetter meiner heißgeliebten Tante zweiten Grades münterlicherseits meines väterlichen Onkels... Alejandro! Es stört Euch gewiss nicht, dass ich Euch in so vertrautem Ton anspreche, ja?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr der Mann, der niemand anderes sein konnte als Alexander Grey fort. „Kommt und begleitet mich ein Stück. Ich möchte Euch mein kleines Anwesen zeigen, von dem aus ich mir die Schotten zu Untertanen zu machen gedenke. Ich habe es direkt nach meinem großartigen, ruhmvollen Sieg in der Schlacht am Venushügel gekauft und seitdem immer und immer mehr verbessert, so dass jetzt keine Wünsche mehr unerfüllt bleiben.“ Alexander ergriff Alejandros Hand, schüttelte sie kurz und erstaunlich kräftig und zerrte ihn dann über den Hof. Alejandro warf dem Stallburschen noch einen Blick zu, doch dieser hatte den Kopf demütig gesenkt. Vielleicht auch nur, um der Wolke an verschiedensten Parfumen zu entgehen, die Alexander wie ein Geist zu begleiten schien.
    „Hier drüben sind die Ställe für meine Sammlung edelster Rösser. Natürlich befinden sie sich meistens auf einem Gestüt etwas weiter entfernt. Aber Ihr wisst ja, wie es ist. Pferde machen so viel stinkenden Mist, das erträgt meine feine Nase nicht. Wisst Ihr, meine Nase ist außergewöhnlich fein. Ich kann beinahe alles riechen und am Duft unterscheiden.“ Alejandro dachte bei sich, dass sein Vetter wohl eher eine sehr schlechte Nase haben müsse, wenn er so viel von so viel verschiedenen Parfums auftrug.
    „Die schottischen Pferde taugen ja nichts, deswegen habe ich mir einige Hengste und Stuten aus ganz Europa bringen lassen. Selbstverständlich stammen die besten aus England. Woher auch sonst?“ Alexander lachte ein wenig überheblich. „Wobei natürlich spanische Rösser ein sehr feuriges Temperament haben, das in kleinen Dosen der englischen Ruhe und Standhaftigkeit durchaus gut tut. Schottische Pferde gleichen eher Eseln und sind genauso stur wie die Schotten selbst. Überhaupt ist dieses unzivilisierte Volk viel zu rau und wild. Ihnen fehlt einfach die Kultur eines englischen Gentlemans. Doch wem erzähle ich das? Ihr seid weit gereist und in vielem bewandert. Da bin ich mir sicher, dass Ihr, geschätzter Alejandro, über die Überlegenheit der Sitten, der Tapferkeit und der körperlichen Stärke der englischen Ritter in allen Teilen der Welt nur das höchste Lob vernommen habt.“ Alejandro holte Luft, um in die kurze entstehende Pause eine Antwort einzuwerfen, doch Alexanders Mundwerk war schneller.
    „Die Schottinnen sind zum Glück weniger stur, aber wilde und starke Frauen. Ab und zu, es handelt sich wirklich eher um Einzelfälle, sind sie sogar ganz schön anzusehen. Aber hauptsächlich taugen sie dazu, Ziegen zu melken und Schafe zu scheren. Als Haushälterinnen sind sie leider nicht zu gebrauchen. Ich habe mir daher eine besonders strenge Gouvernante aus den deutschen Landen zugelegt. Es ist ja niemand auf der Welt so streng und akkurat wie die Deutschen, das sage ich Euch. Wenn Hildburga mit der Gerte zuschlägt... ein wahrer Genuss, das könnt Ihr Euch nicht vorstellen.“ Alejandro verstand von dem ganzen Gerede nur die Hälfte, aber er hatte den Eindruck, dass seine Ohren bald zu bluten anfangen würden. Vorsichtig hob er die Hand, um auch ein Mal zu Wort zu kommen.
    „Ja, Ihr habt ganz Recht, Alejandro. Ich rede zuviel. Kommt mit, ich zeige Euch das Schmückstück dieses Hauses... meinen Kerker.“ Alejandro bemerkte ein sonderbares Glitzern in den grauen Augen des Alten. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich in den Kerker wollte, doch die zerrende Hand ließ ihm keine Wahl.
    „Wisst Ihr eigentlich wie ich zu meinem ruhmreichen Titel gekommen bin? Nein? Das habe ich mir gedacht. Ich werde es Euch erzählen.“ Alexander hatte nicht einmal den Kopf gedreht, um eine Reaktion Alejandros zu bemerken. Er redete einfach ohne Unterlass weiter. Alejandro seufzte und fragte sich halb verzweifelt, halb ironisch, ob Alexander ihn hier in den Kerker sperren und zu Tode quatschen wollte. Bevor sie allerdings auch nur in die Nähe des Haupthauses kamen, auf das Alexander nun zusteuerte, hatte er schon die ganze Geschichte erfahren.
    Alexander war mit seinen Truppen im Kampf gegen walisische Aufständische zahlenmäßig weit unterlegen und wurde in einen Hinterhalt gelockt. Das Terrain wäre eigentlich für die Feinde günstiger gewesen, buschiges Gestrüpp, das rund um einen langgezogenen Hügel jegliche Formation unmöglich machte. Jeder Kämpfer war auf sich allein gestellt. Das kam Alexander natürlich entgegen, denn so tapfer und mutig wie er damals war, konnte ihm niemand das Wasser reichen. Durch die Länge und Stärke seiner Lanze konnte er die Gegner durchbohren und von ihren Pferden herabstechen. Der Untergrund war von einer langen, feuchten Spalte durchzogen, die ständige Aufmerksamkeit erforderte, um nicht zu stolpern. So moorig war es dort, dass derjenige der seine Lanze dort hineinstach, ganz tief in die Spalte drang und sie nur unter größtem Gestöhne wieder befreien konnte. Am Ende war es wohl eine große Sauerei, überall war alles vollgespritzt und wer noch lebte war schlaff und ohne Kraft.

    Nur wenige Schritte aber unendlich viele Erzählungen weiter schloss Alexander mit einem kleinen, silbernen Schlüssel eine massiv wirkende Türe auf. Ein schon etwas müde wirkender Alejandro folgte tapfer dem endlich einmal schweigenden Alexander eine steinerne Treppe hinab ins Halbdunkel. Am Fuße der Treppe angekommen erhob Alexander feierlich seine Stimme.
    „Hier seht her! Dies ist mein Kerker.“ Er tat einige Schritte in einen nicht gerade kleinen Raum. Alejandro blieb etwas zurück und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
    „Sind sie nicht schön?“ Zärtlich strich Alexander über ein Foltergerät, dessen Zweck sich Alejandro nicht vorstellen mochte. Überhaupt wirkte der Raum wie eine seltsame Mischung aus Folterkammer und Wohnzimmer. Eine Streckbank war mit feinem Leder überzogen, ganz so, als wollte man dem Gefangen zwar einerseits Schmerzen bereiten, aber gleichzeitig dafür sorgen, dass er es möglichst angenehm hatte. Alejandro ließ seinen Blick weiter schweifen. An einem eisernen Kübel voller ledernen Peitschen und hölzernen Stöcken blieb seine Aufmerksamkeit hängen. Unwillkürlich trat er näher heran und zog einen der Stöcke heraus. Er hatte noch nie davon gehört, dass Folterknechte mit hölzernen Stöcken ihre Gefangenen schlugen. Prüfend ließ er seine Finger über die glatt polierte Oberfläche gleiten. Der lange, leicht gebogene Schaft fühlte sich hart und unnachgiebig an. Er wurde langsam etwas dünner, bevor er dann in einer knubbeligen Verdickung endete. Alejandro fühlte sich an eine Pflaume erinnert. Oder wie eine... Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag.
    „Gefällt Euch mein Lustholz?“, Alexander, der ihn die ganze Zeit beobachtet hatte, leckte sich mit einem hungrigen Ausdruck in den Augen über die Lippen.
    „Euer... Lust...“, Alejandro räusperte sich verlegen und legte das Holz schnell auf einem anderen Gerät ab. „Was wollt Ihr von mir?“, fragte er dann.
    Etwas enttäuscht, aber anscheinend nicht gewillt, tiefer in ihn zu dringen, ging Alexander auf Alejandros Themenwechsel ein.
    „Also... das ist ganz einfach. Ihr, geschätzter Alejandro, gewinnt an meiner Statt die Spiele und festigt dadurch meine Stellung in Schottland. Davon profitieren alle. Ich muss die barbarischen Schotten nicht mehr so hart rann nehmen, was die Schotten mit mir versöhnen dürfte, ihr gewinnt Ruhm und Ehre in der ganzen zivilisierten Welt und könnt für Euren Namen viel Samen ausstreuen. Ganz Schottland wird von mächtigen Wogen mitgerissen und... Blickt nicht so kritisch drein! Ich bitte Euch. Selbstverständlich bekommt Ihr auch ein paar Truhen voll Gold, so dass Ihr Euch in Spanien oder wo es Euch beliebt zur Ruhe setzen könnt.“ Alejandro nickte zustimmend, warf aber dennoch ein: „Was ist mit dem Hauptpreis der Spiele?“
    Alexanders Augenbrauen zogen sich mürrisch zusammen. „Was soll damit sein?“
    „Die Schottin... diese Jamie...“, begann der Spanier.
    „Caoimhe McKing“, warf Alexander mit einer wegwischenden Geste ein.
    „Ja, genau die. Euer Stallbursche meinte, dass sie der eigentliche Preis der Spiele ist.“
    „Dieser Junge schwätzt zu viel. Ich werde ihn wieder einmal bestrafen müssen.“ Alejandro bemerkte die seltsame Handbewegung, die er schon vorhin beobachtet hatte. Als würde Alexander eine Peitsche schwingen. Zusammen mit dem leicht lüsternen Blick, der an der gewaltig wirkenden Hakennase vorbei schielte, gab das ein äußerst skurriles Bild. Alejandro war das nicht ganz geheuer. Irgendetwas stimmte nicht im Hause Grey.
    „Caoimhe gehört mir. Nur wer sie heiratet, bekommt Schottland“, führte Alexander weiter aus. „Aber wenn Ihr eine Gemahlin sucht, könnte ich Euch mit der Nichte des Onkels meiner verstorbenen Mutter bekannt machen. Die ist jung, hübsch und gesund.“ Alexander ergriff Alejandros Arm und zog ihn zurück in Richtung der Treppe. „Am besten, ich veranlasse gleich, dass sie uns hier besuchen kommt. Dann könnt ihr euch gleich mit eigenen Augen ein Bild von ihr machen. Sie ist wunderhübsch, das könnt Ihr mir glauben. Sie ist zwar nicht die schlaueste, aber dafür hat sie andere Qualitäten, die nicht zu übersehen sind.“ Alejandro seufzte und versuchte Alexander nicht zuzuhören. Irgendwie freute er sich schon auf den Wettkampf gegen die Schotten. Die würden zumindest ihre Klappe halten. Zumindest hoffte er das.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • 6 - Caoimhe

    „Perfekt“, beurteilte die Zofe Sorcha die elegante Hochsteckfrisur, die sie ihrer Herrin aus dem wundervollen, blonden Haar gezaubert hatte. Caoimhe betrachtete das Werk im Spiegel, neigte den Kopf anmutig und besah ihr Konterfei von allen Seiten. Sorcha hatte wie immer gute Arbeit geleistet. Aus ein paar Strähnen hatte die Zofe Flechtzöpfe gewoben und sie nach oben gesteckt, wodurch Caoimhes schlanker Hals zur Geltung kam. Ein Kranz aus blauvioletten Blüten zierte ihr Haupt und sie passten in ihrer Farbe einfach wunderbar zu Caoimhes mitternachtsblauem Kleid. Der Kontrast brachte ihre elfenbeinfarbene Haut zum Strahlen und ihre blauen Augen zum Leuchten, wie die Sterne am Himmelszelt.
    „Noch nicht ganz.“ Behutsam benetzte Caoimhe ihren Zeigefinger zwischen den Lippen. Dann zupfte sie eine einzelne Locke aus der Frisur hervor und drehte diese zwischen den Fingerkuppen, bis sie als idealer Kringel auf ihrer Stirn lag. Es war ein verspieltes Detail an ihrem Äußeren, das von ihrem lebenslustigen und unbefangenen Wesen zeugen sollte. Wie sonst sollte sich eine Strähne lösen, wenn nicht durch ungezwungenes, vergnügliches Herumtollen in der Natur?
    Jetzt war alles perfekt. „Ihr seht großartig aus, MyLady“, seufzte Sorcha und Caoimhe stimmte ihrer Zofe stumm zu. Sicher würden es die Männer in der Halle ihres Vaters ebenso sehen. Vier Tage waren vergangen, seitdem sie ihrem Bruder Scott ihre Hilfe zugesagt hatte. Inzwischen waren dutzende an tapferen Highlandern eingetroffen und Caoimhe wurde ganz anders zumute, wenn sie daran dachte. Die Liebe ihres Lebens befand sich bereits auf derselben Burg wie sie! Vielleicht war es ja sein tiefes Lachen, dass man gerade bis hier hinauf in den Wohnturm hören konnte. Bestimmt lief er just in diesem Augenblick durch die große Halle, durch die Caoimhe als junges Mädchen getobt war. Ein wohliges Gefühl breitete sich in Caoimhes Bauch aus. Fühlte es sich so an, verliebt zu sein?
    Im Spiegel ihres Tischchens reflektierte sich das rote Licht der Abenddämmerung. Überrascht blickte Caoimhe zum Fenster. „Ohje, wir kommen zu spät!“, rief sie aus und erhob sich von ihrem Stuhl. „Man wartet sicher schon ungeduldig auf mich. Komm schnell, Sorcha!“ Gemeinsam eilten die beiden Frauen aus der Turmkammer. Caoimhe lief voran, während die Zofe treu mit ihr Schritt hielt. Ihre Trippelschrittchen hallten zwischen den Steinwänden wieder, während sie die Treppen hinab in die untere Etage hasteten.
    Dann schepperte es laut und Caoimhe polterte die letzten Stufen herunter. Zu spät hatte Sorcha den Eimer gesehen, den die Mägde nach dem Putzen dort stehen gelassen haben mussten. Die Warnung an ihre Herrin kam zu spät. Caoimhes Fuß verfing sich darin und sie ging zu Boden wie ein feuchter Sack Getreide, gegen den ein scheuender Esel getreten hatte. „MyLady! Seid Ihr in Ordnung?“, fragte die Zofe bestürzt und half Caoimhe auf. Wie durch ein Wunder saß die aufwendig hergerichtete Frisur noch immer perfekt. Wahrlich, Lady Caoimhe MacKing war mit ihrem Haar gesegnet. Weder Wind, noch Regen oder Sonne konnten ihm etwas anhaben.
    Caoihme hätte heulen können. Nicht wegen der Schmerzen durch den Sturz, nein. Vom Inneren der Halle konnte man den Treppenaufgang einsehen! Was für einen ersten Eindruck musste sie auf die Liebe ihres Lebens gemacht haben? Wie ein plumper Stein war sie die Treppe hinuntergesegelt und nun half Sorcha ihr auf, als wäre sie ein altes Weib. Aber Caoimhe hielt ihre Tränen zurück. Schließlich bekamen ihre Augen jedes Mal diesen verquollenen, unattraktiven Rotton, nachdem sie geweint hatte. „Tu, als wäre nichts passiert“, ächzte sie und trotz der Schmerzen in ihren Gliedmaßen, richtete sie sich stolz auf.
    „Keine Sorge, MyLady.“ Sorcha folgte ihrer Herrin in die Halle. Während Caoimhe den Blick geradeaus hielt und den Männern gegenüber unnahbare Würde vorspielte, blickte sich die Zofe neugierig um. „Niemand hat Euren Sturz gesehen. Genau genommen scheint Euch keiner der Männer auch nur zu beachten.“ Für diese Feststellung erntete sie einen giftigen Blick. Leider hatte sie Recht, wie Caoihme eingestehen musste. Die Halle war voller Krieger, doch sie alle waren entweder in lautstarke Gespräche verwickelt, tranken Ale oder sie hörten fasziniert den dumpfen Dudelsackklängen des Clanoberhaupts Ian MacKing zu. Caoimhes Vater war nicht nur wegen seiner Errungenschaften im Krieg berühmt. Er galt auch als einer der besten Dudelsackbläser Schottlands. Doch wen interessierte das schon?! Wie sollte sie, Caoimhe, deren liebreizende Hand der Preis dieser Spiele war, ihrer wahren Liebe auffallen und den Mann ihrer Träume mit eleganter Nichtbeachtung für sich gewinnen, wenn sie niemand ansah? Allerdings ließen sich die MacKings nicht so leicht unterkriegen. Mit der unnahbaren Anmut einer Prinzessin schwebte Caoimhe leichtfüßig bis zur Ende der Halle. Am Kopf der Tafel ihres Vaters wartete Scott bereits auf sie.
    „Du siehst entzückend aus, Schwesterherz“, begrüßte er Caoimhe und betrachtete einen Moment lang ihr Gesicht. „Und du hast die bezaubernden Augen unserer Mutter.“
    Caoimhe bedankte sich mit einem geschmeichelten Lächeln bei ihrem Bruder. „Ja. Es war eine wirklich großartige Idee, ihre Augen in ein Glas Essig einzulegen und es auf den Kaminsims zu stellen.“ Andächtig wanderten Caoimhes Gedanken in jene Ecke ihrer Kammer. „Es fühlt sich fast so an, als würde sie auch jetzt noch ein wachsames Auge auf mich haben.“
    „Und damit dürfte sie sicher nicht die einzige sein“, meinte Scott mit einem eindeutigen Augenzwinkern. „Hast du dir deinen zukünftigen Ehegatten schon ausgesucht? Welcher soll es denn werden? MacLeod? Sinclair? Oder wäre dir etwas vom Festland lieber?“ Er grinste. „Ein Hüne aus Spanien, eventuell?“
    Caoimhe schnappte nach Luft. Sie hatte seit Tagen keinen Gedanken mehr an diesen dreisten Menschen verschwendet und ganz bestimmt hatte sie nicht an seine schönen Beine in diesen engen Hosen gedacht. Musste Scott diesen Widerling gerade jetzt erwähnen? Immerhin stand Caoimhe kurz vor der ersten Begegnung mit ihrer einzig wahren Liebe. Dahergelaufene Abenteurer aus dem Hafen hatten bei dieser Sache nichts zu suchen!
    Caoimhe liebte Scott, wie eine Schwester ihren großen Bruder nur lieben konnte und es tat ihr im Herzen weh, dass ihr Vater seine Missachtung für ihn so offen zeigte. In manchen Situationen fiel es ihr aber dennoch schwer, Scott nicht den Schädel mit dem nächsten Stuhl einzuschlagen. Allein der Umstand, dass das Bankett und die Spiele eine einzige Demütigung für ihn sein mussten, ließ ihre aufsteigende Wut verpuffen, wie einen Tropfen kühlen Wassers auf ihrer erhitzten, weichen Haut an einem heißen Sommertag. Caoimhe glaubte keine Sekunde daran, dass Scott die Highland Games tatsächlich gewinnen könnte. Schon allein aus geschwisterlicher Fürsorge musste sie ihm helfen. Er verdiente Rückhalt in der eigenen Familie und wenn ihr Vater ihm diesen nicht geben wollte, so war es eben Caoimhes Pflicht. Nichtsdestotrotz würde Scott niemals der Sieger der Games werden. Dafür, das stand für Caoimhe fest, war ihr Bruder zuweilen einfach eine zu große Pfeife.
    Sie ignorierte seinen Spott daher mit grazilem Gleichmut und ließ sich von ihm zu ihrem Platz führen. Normalerweise saß Scott neben seinem Vater, doch heute Abend wurde einem besonderen Gast diese Ehre zuteil. Caoimhe musterte den Fremden nur flüchtig. Er war alt, beinahe kahl, hatte eine große Hakennase und kein Schotte würde sich je in diese pompösen Kleider zwingen, die er trug. Für Caoimhe war er gänzlich uninteressant. Dieser Mann war wohl kaum ein Teilnehmer der Spiele. Zum Glück!
    Auch wenn Caoimhe sich mit Scott verbündet hatte, glaubte sie noch immer an das Schicksal. Die Umstände würden sie und ihren Traummann von selbst zueinander führen, da war sie sich sicher. In ihrer Brust pochte es aufgeregt. Womöglich hatte ihr zukünftiger Gemahl sie bereits erblickt und sein Herz an sie verloren. Und Caoimhe erwiderte diese Gefühle innbrünstig. Allerdings wusste Caoimhe aus ihren Büchern, dass das Schicksal hin und wieder einen kleinen Schubs benötigte. Ein wenig Hilfe der Nebenfiguren in dieser Geschichte. Wer eignete sich dafür besser, als der eigene Bruder? Ihm durch die Highland Games zu helfen bedeutete für Caoimhe, ihrem glückseligen Ende ein Stück entgegen zu kommen. Alles würde sein, wie es sein soll.
    Der Clanchief hatte sein Dudelsackspiel beendet. Noch immer herrschte eine ungeheure Lautstärke zwischen den Anwesenden. Aber kaum drang Ian MacKings tiefe Stimme durch die Halle, verstummten alle und richteten ihre Aufmerksamkeit auf ihren Gastgeber. Caoimhe nutzte die Gelegenheit und studierte die ihr zugewandten Gesichter eingehend. Unzufrieden biss sie sich auf die Unterlippe. Leider hatte Scott Recht gehabt, als er die Teilnehmer der Spiele als axtschwingende Barbaren bezeichnet hatte. Was Caoimhe sehen musste, entsprach ganz und gar nicht ihren Vorstellungen! Keiner der Männer passte in das Bild, welches sie sich zurecht gesponnen hatte. Da war der jüngste Sohn der MacKays, dessen Gesicht mit unansehnlich Pockennarben übersät war. An seiner Seite stand sein Waffenbruder aus dem Clan der Lamondts mit gut und gern fünfundzwanzig Pfund zu viel auf den Rippen. In einer anderen Ecke erkannte Caoimhe einen Krieger der Frasers und dessen Cousin, einem unbedeutenden Spross der MacDougalls. Was dem einen an Haupthaar auf dem Kopf fehlte, wucherte dem anderen scheußlich im Gesicht. Caoimhe wurde bei dem Anblick der Ale- und Essensreste zwischen den krausen Barthaaren übel. MacNab war zu klein, Sutherland hatte das Gesicht eines Schweins, Buchanan hingegen einen Buckel. Boyds Nase war zu gewaltig, Dunbars Gesicht konnte man vor lauter Sommersprossen kaum erkennen und Campbell… Der drittälteste Sohn der Campbells stach wie ein Adonis zwischen den anderen Männern hervor, aber die Farben seines Clans passten um Himmels Willen nicht zu Caoimhes Teint! Resigniert stieß sie einen schweren Seufzer aus. Nur nicht aufgeben, sprach sie sich selbst Mut zu, sicher tritt der Richtige im Laufe des Abends aus den Schatten hervor, wie der strahlende Ritter, der er war. Und war es nicht so, dass in der Liebe ein hässliches Äußeres keine Rolle spielte? Die Liebe kennt kein Hässlich. Man findet schön, wen man liebt, hatte ihre Mutter stets gesagt. Caoimhe konnte sich also sicher sein, dass sowieso keine dieser abartigen Gestalten ihre große Liebe sein würde. Sorcha beharrte zwar immer wieder darauf, dass Caoimhes Mutter ihre Worte anders gemeint habe. Aber was wusste schon eine ungebildete Zofe?
    Die Worte ihres Vaters rissen Caoimhe aus ihren Gedanken. Während sie sich umgesehen hatte, hatte Ian MacKing seine Begrüßungsrede begonnen. Sicher ging es darin um Ehre, Stärke, Krieg und Ruhm und dem ganzen anderen Kram, der Caoimhe nicht interessierte. Gerade fing ihr Vater an, über die spannenden Dinge zu reden:
    „…deswegen freue ich mich umso mehr, dass nach all den Jahren wieder die Highland Games stattfinden und dass wir sie zudem auf meinem Grund und Boden abhalten. Mein Dank gilt dabei dem Duke von Norfolk, Alexander Mowbray aus dem Hause Grey, ohne dessen Zuspruch am Hofe des Königs wir nicht hier wären. Nur seinetwegen haben wir die Erlaubnis, unsere Spiele abhalten zu dürfen.“ In diesem Moment stand unaufgefordert der hakennasige Gast ihres Vaters auf und verneigte sich vor den anwesenden Schotten. Nun wusste Caoimhe, wer dieser Mann war und wieso er den Ehrenplatz an der Seite des Chiefs bekommen hatte. Sie mochte ihn trotzdem nicht.
    Bei Erwähnung seines Namens hörte Caoimhe aus allen Ecken abfälliges Zischen. Sassenach, spien ein paar der Männer aus, wie eine Schlange ihr Gift. Automatisch sah Caoimhe zu ihrem Bruder herüber und auch er kräuselte geringschätzend die Nase. Niemand konnte die angeborene Abneigung zwischen Schotten und Engländern verbergen. Lord Alexander quittierte das Gemurmel mit einem süffisanten Lächeln und nahm wieder Platz.
    „Wie ihr alle wisst, winkt dem Sieger der Spiele nicht nur der Ruhm, als der beste Krieger im Königreich zu gelten. Ihm wird außerdem die Hand meines lieben Kindes gereicht. Der Bund der Ehe wird ihn mit meinen Ländereien verbinden und zu meinem Erben machen.“ Dabei deutete der Clanchief auf Caoimhe, die dem neben ihr sitzenden Scott einen überglücklichen Blick zuwarf. Spätestens jetzt musste ihre Liebe auf sie aufmerksam geworden sein.
    „Ich erwarte, dass jeder Teilnehmer sein Bestes gibt, damit wir den Würdigsten unter den Würdigen finden. Lasst uns auf spannende Kämpfe trinken! Slàinte mhath!“, rief Ian aus und erhob seinen Krug. Jeder im Raum tat es ihm gleich und wie aus einer Kehle dröhnte ihm die Antwort auf den Schottischen Trinkspruch entgegen: „Slàinte mhath!“ Bloß Caoimhe bekam keinen Schluck herunter. Ein aufregender Abend stand ihr bevor, denn jetzt, da die Männer ihrer gewahr waren, würden sie sie sicher einer nach dem anderen zum Tanz auffordern.

  • „MyLady! Seid Ihr in Ordnung?“, fragte die Zoge bestürzt und half Caoimhe auf. Wie durch ein Wunder saß die aufwendig hergerichtete Frisur noch immer perfekt.

    :rofl:

    Wahrlich, Lady Caoimhe MacKing war mit ihrem Haar gesegnet. Weder Wind, noch Regen oder Sonne konnten ihm etwas anhaben

    :rofl:

    Immer wieder herrlich diese Überspitzung, mit der ihr die Sache auf den Punkt bringt XD
    An solchen Stellen merkt man immer, dass ihr das ganze nur auf den Arm nehmt XD
    Ansonsten liest es sich eben original wie die "normalen" Bücher ...

    Ich frage mich übrigens, was es bringt, wenn sie ihrer großen Liebe auffällt.
    Das heißt ja nicht, dass er den Wettstreit auch gewinnt :hmm:

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • und ganz bestimmt hatte sie nicht an seine schönen Beine in diesen engen Hosen gedacht.

    Warum muss ich jetzt an He-Man denken? Oh Mist, jetzt werd ich mir Alejandro beim Lesen nur noch als He-Man vor mir sehen ... Naja, wird der Geschichte jetzt auch keinen Abbruch tun :D


    Aber ich mag Caoimhe. Neben ihr komm ich mir so schlau vor :doofy:
    Obwohl ich ja immer noch keine wirkliche Ahnung hab, wie man ihren Namen richtig ausspricht. Ich glaub, das -mh war stumm aber geh mir fott mit diesen Vokal-Kombinationen im schottischen Gälisch :whistling:

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

  • Danke für die Kommentare, ihr zwei ^^

    Obwohl ich ja immer noch keine wirkliche Ahnung hab, wie man ihren Namen richtig ausspricht.

    Der Name wird Kvie-wa ausgesprochen. Aber ich glaube, selbst von uns dreien (also Rael, Asni und mir) bin ich die einzige, die ihn tatsächlich so ausspricht ^^ Vielleicht macht es mehr Sinn, wenn man weiß, dass der Name den Grundlaut für den Namen Kevin bildet xD Rael wollte einen Kevin in der Geschichte haben.


    Ich hab keine Ahnung, ob ich das verraten durfte. Wenn nicht ist es jetzt auch zu spät %D

  • 6 - Caoimhe (zweiter Teil)

    Zweieinhalb Stunden später saß Caoimhe immer noch auf demselben Platz und langweilte sich zu Tode. Kein einziger Highlander war zu ihr gekommen. Stattdessen tauschten die Männer Geschichten über bestrittene Kämpfe aus oder hörten abwechselnd ihrem Vater oder Scott, der das Talent des Dudelsackblasens geerbt hatte, beim Musizieren zu. Desinteressiert betrachtete Caoimhe den leuchtendroten Apfel in ihrer Hand. Sie wollte ihn nicht essen. Er sollte ihr viel mehr als Hilfsmittel dienen, ihre Reize zur Geltung zu bringen. Die rote Farbe unterstrich den sanften Ton ihrer Lippen und ein zur rechten Zeit an ihre Brust gedrückter Gegenstand würde die Aufmerksamkeit auf ihre weichen Rundungen lenken – sofern denn jemand in ihre Nähe kam. Nicht einmal mehr Scott saß an ihrer Seite.
    Caoimhe brauchte frische Luft. Dringend! Inzwischen hatte sich die Halle mit den erdrückenden Gerüchen von Alkohol, verbrauchter Luft und Männerschweiß gefüllt, was sogar den lieblichen Duft von Lavendelseife überschattete, die Caoimhe immer zum Baden nutzte. Die nächsten Tage, so viel stand für Caoimhe fest, würden die Eingangstore weit offenstehen müssen. Dann bestand vielleicht die Chance, den Gestank aus dem Gemäuer zu bekommen.
    Zum ersten Mal an diesem Abend erhob sich Caoimhe von ihrem Platz und drängte sich bis zu den Toren. Vergeblich hatte sie nach Sorcha Ausschau gehalten, um ihr ihr Leid klagen zu können. Wahrscheinlich hatte sich die Zofe in die Küche zu den Mägden zurückgezogen. Caoimhe musste sich an einigen mal mehr, mal weniger breiten Rücken vorbei schieben, bis sie endlich am Ausgang angekommen war. In diesem Moment öffnete sich das Tor.
    Draußen war es schon lange dunkel geworden und das Licht der Fackeln und Talgkerzen fiel atmosphärisch auf die Gestalt des Neuankömmlings. Für einen Augenblick sah er sich in der Halle um, danach trat er ein. Ein Ritter, der aus den Schatten hervortritt, erkannte Caoimhe ihren eigenen Tagtraum wieder und rang aufgeregt nach Luft. Er kam auf sie zu! Caoimhe schaffte es nicht, den Blick von ihm abzuwenden. Dieser Mann war einfach atemberaubend. Sein Körper war die lebendig gewordene Beschreibung der Helden in Caoimhes Büchern. Braune Haare umrahmten ein kantiges Gesicht und fielen auf die breiten Schultern. Seine Brust war massiv wie ein Schild, ging über in einen flachen Bauch und endete in einer schmalen Taille, um die er sein Plaid gewickelt hatte. Als er an Caoimhe vorbeiging, traf sie sein flüchtiger Blick aus haselnussbraunen Augen.
    „MacKeillan, da seid Ihr ja endlich!“, rief Caoimhes Vater über alle Gespräche im Raum hinweg. „Ich dachte schon, Ihr würdet gar nicht mehr auftauchen.“ Der junge Gott vor ihr fühlte sich angesprochen, sah auf und ging dann schweigend zu ihrem Vater. Einerseits wollte Caoimhe nicht, dass er ging. Andererseits ermöglichte es ihr, einen Blick auf seine Kehrseite zu werfen. Ihr blieb die Luft weg. Großer Gott! Schon oft hatte sie die Krieger ihres Vaters dabei beobachtet, wenn sie zu Übungszwecken – meist ohne Hemd und Plaid - miteinander rangen. Sie wusste deshalb, wie beeindruckend die Muskulatur eines Mannes unter körperlicher Anstrengung sein konnte. Doch was sich unter der Kleidung dieses wahrgewordenen Traums abzeichnete, lag jenseits von dem, was Caoimhe je gesehen hatte. Mit jedem Schritt seines stolzen Ganges schmiegten sich seine definierten Schulterblätter gegen den Stoff. Caoimhe konnte sich nur vorstellen, wie sein Muskelspiel unter diesem elenden Hemd aussehen musste: Wie eine Eruption der Highlands!
    Ein heißes Kribbeln wanderte durch Caoimhes Körper, während sie MacKeillan (so hatte ihr Vater ihn gerufen, nicht wahr?) nachsah. Ihr Gesicht fühlte sich warm an und ihre Hände begannen zu schwitzen. Weder bemerkte sie, wie ihr Mund auf entzückende Weise offenstand, noch, wie ihr der Apfel in ihren Händen aus den Fingern glitt.
    Das war er. Ja, da war sich Caoimhe sicher. Dieser Mann war die Liebe ihres Lebens! Er war für sie bestimmt, er und kein anderer Mann auf dieser Welt. Diese erste Begegnung konnte nur etwas bedeuten. Plötzlich hatten sie voreinander gestanden, einander angesehen… Es bestand kein Zweifel daran, dass er den Sieg erringen und Caoimhe zur Frau nehmen würde. Er würde vor ihr auf die Knie fallen, ihre Hand in seine nehmen und ihr mit Tränen in den Augen seine unsterbliche Liebe gestehen. Und das bereits in ein paar Wochen!
    „Verzeiht mir. Ich glaube, Ihr habt etwas verloren.“
    Eine Männerstimme riss Caoimhe aus ihren Zukunftsplänen. Als hätte man sie aus einem Tiefschlaf geweckt, blinzelte sie verwirrt die Bilder vor ihrem inneren Auge hinfort und löste ihren Blick von der Stelle, an der MacKeillan soeben zwischen den Männern verschwunden war. Sofort übermannte sie Wut und sie schnappte nach Luft, als sie in das bekannte Gesicht sah. „Ihr!“
    Mit einem zugegebenermaßen charmanten Grinsen auf den Lippen stand Alejandro vor ihr, der dreiste Spanier, den sie vor genau vier Tagen im Hafen getroffen hatte. In der Hand hielt er einen roten Apfel. Er reichte ihn Caoimhe und meinte augenzwinkernd: „Wenn ich mich nicht irre, dann gehört dieses leckere Stück Obst Euch. Jedenfalls sah ich es aus euren filigranen Fingern fallen. Im Übrigen passt seine ansprechende Farbe zu Euren Lippen, wenn ich das anmerken darf.“
    Unweigerlich wich Caoimhe einen Schritt vor ihm zurück. Sie rümpfte ihre feine Stupsnase und hob sie herablassend ein Stück in die Luft. „Ich warne Euch“, sagte sie mit fester Stimme. „Um uns herum befinden sich die besten Krieger von nah und fern, um an den Highland Games teilzunehmen. Die mutigsten und stärksten Männer sorgen für meine Sicherheit, sollte mir jemand zu nahekommen!“
    Die unausgesprochene Drohung erwirkte leider nicht den gewünschten Effekt. Anstatt des schelmischen Grinsens, trug Alejandro nun ein amüsiertes Lächeln. Es stand ihm unheimlich gut. „Nun, das trifft sich gut. Denn ich, Alejandro Inès Rodriguez Losada, gehöre zu diesen mutigsten und stärksten Männern und ich habe die Absicht, die Highland Games zu gewinnen. Euer Mund steht offen.“
    Das tat er tatsächlich. Caoimhe meinte, sich zu verhören. Dieser Spanier wollte allen Ernstes einen wahren Schotten besiegen können? Und dann auch noch in einem Turnier, in dem sie, Caoimhe, der Siegespreis war? Entgeistert entglitt ihr abermals der Apfel und fiel polternd zu Boden. Sogleich bückte sich Alejandro ein zweites Mal danach und gestatte Caoimhe damit einen Blick auf seinen dichten, kräftigen Haaransatz. Auch in Schottland gab es Männer mit schwarzen Haar. Noch nie aber hatte Caoimhe so dicke Locken sehen dürfen. In ihren Fingerspitzen begann es zu jucken und sie verspürte den Wunsch, langsam mit der Hand durch diesen dunklen Haarschopf zu fahren. Die Farbe passte zu der seiner Hosen, stellte sie fest.
    „Caoimhe! Tochter, komm her zu mir!“ Dankbar hörte Caoimhe auf einmal ihren Vater nach ihr rufen und ließ Alejandro ohne ein weiteres Wort stehen. Sie war froh, sich von dem Spanier entfernen zu können. Ihr Bedürfnis nach frischer Luft hatte sie inzwischen völlig vergessen.

    • Offizieller Beitrag

    Wäre ich die Zofe, würde ich ungebremst meinen Kopf gegen eine Wand hauen. :dash:
    Man ist die hoooooooooooooooooohl. :rofl:
    Scott mag ich iwie. Alle hacken auf dem rum, dass er nichts kann, aber er versucht es trotzdem.
    Erinnert mich bisschen an "Ritter der Kokusnuss". Diese Vater-Sohn Spannungen.
    Heroischer Blick aus dem Fenster: "Eines Tages, Junge, wird das alles dir gehören." - "Was, die ollen Gardinen?" - "Nicht doch die Gardinen. Alles was dein Auge erblickt. Die Wälder und die Auen. So weit dein Auge reicht, das alles wird einmal dir gehören."- "Auch Mutter?" - "Du sprichst mit deinem Vater!"
    :rofl:
    Für Camy kann man aber irgendwie nur hoffen, dass der Bruder gewinnt. Ich glaub, das sagte ich auch bereits.
    Das mit dem Spanier hingegen erinnert mich an Tristan und Isolde. Ein junger Mann, der für den ältere - nicht mehr ganz so fitten Kerl - antritt, aber dann die Braut doch lieber für sich haben will. Wäre halt blöd, wenn Alexander dann Camy heiraten darf. Davon wäre sie gar nicht begeistert. :hmm:

    Und dann Auftritt MacKeillan. Da bin ich jetzt mal gespannt, ob das der perfekte Schotte für Camy ist oder neben Alejandro auch abstinkt. Allein wie sich Camy das alles zurechtspinnt, wie sie ihrer wahren Liebe begegnet. HAHAHA Schon verliebt, aber nur in ein Fantasiegebilde. Hach ja. Wie sie nach Stunden ohne Tanz immer noch dasitzt. Das war so ein schönes Kopfkino. ^^

    Ich hab sowas damit gerechnet. Weil die letzten Zeilen so eindeutig waren. Wartet auf den Tanz ... Nach zwei Stunden ... :rofl: Jaja, wenn sich Männer zum Saufen treffen und mit ihrem Können prahlen hat eben so eine Jungfrau mit Salat im Haar verloren. Sie hätte sich Hähnchenschenkel in die Haare flechten lassen sollen, dann wäre es zumindes bisschen was mit der Aufmerksamkeit geworden. :rofl:


    Ich finds schön. Hier kann man eben richtig Hirn ausschalten und lesen. :super: Ihr drei.

  • Dazu enge Hosen, unter denen jede Wölbung des mit dem Alter erschlaffenden Körpers herausstach und auch manche harte Schwellung nicht verbarg.

    Iehgitt. Iehgitt. Uuuuääääh. *schüttelt sich*

    Etwas enttäuscht, aber anscheinend nicht gewillt, tiefer in ihn zu dringen, ging Alexander auf Alejandros Themenwechsel ein.

    Hihi... tiefer in ihn zu dringen... höhö :grinstare:

    Irgendetwas stimmte nicht im Hause Grey.

    Der Nachname macht bei mir jetzt erst klick :rofl:

    ihrer wahren Liebe auffallen und den Mann ihrer Träume mit eleganter Nichtbeachtung für sich gewinnen, wenn sie niemand ansah?

    "BEACHTE MICH ENDLICH, DAMIT ICH DICH IGNORIEREN KANN VERDAMMT!" Kenn ich. xD


    Ich liebe diesen Thread. Er ist alles, was ich mir je in Buchform gewünscht habe.

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

    • Offizieller Beitrag

    So, ich habe meine nichtsnützige Zeit auf Arbeit damit verbracht, das hier endlich mal zu lesen (glaub, hab 3 oder 4 mal bereits angefangen gehabt :whistling: )
    Aber jetzt.... :D:D

    Mir ist relativ schnell klar geworden, dass es vielleicht gar nicht so clever war, damit auf Arbeit zu beginnen... denn nicht laut los zu lachen, war gar nicht so einfach. Und die Unterdrückung brachte merkwürdige Geräusche aus mir heraus... aber noch hat keiner die Seelsorge angerufen, also denke ich, ging nochmal alles gut.

    Doch nur der Sieger des Turniers darf an in ihr Höschen

    Trifft mit Sicherheit beides zu, wa? :D

    „... übrigens kann ich riechen, ob eine Frau noch Jungfrau ist,“

    :rofl:

    Sie war fast ein bisschen zu eng und nahm seinem Schritt die Freiheit, die er brauchte.

    Ich hab da so ein ganz merkwürdiges Bild im Kopf. Irgendwie voll der Killer xD

    Alexander Mowbray aus dem Hause Grey, Duke von Norfolk, der standhafte und ruhmreiche Angreifer in der Schlacht am Venushügel

    Ja mei!

    Caoimhe ließ ihrem Glück mit einer glockenhellen, perfekten Melodie freien Lauf und ein paar Vögel stimmten angeregt in ihren perfekten Gesang ein. Kaninchen schoben neugierig ihre Näschen aus dem nahen Walde und zwei Rehe spitzen entzückt die Ohren, während eine Möwe einen Kranz aus Blumen auf Caoimhes perfekten Schopf bettete.

    Disney, ahoi!

    Vielleicht gab es irgendwo eine blutjunge Magd...

    Kaum ein Fuß auf dem Land und schon auf der Suche nach einem Schäferstündchen....äh... Torerostündchen... dieser Stier!

    Sein Blick wanderte langsam tiefer. „Schöne Berge habt Ihr hier in Schottland. Und liebliche Täler. Ich bin wahrlich gespannt, was sich noch weiter im Landesinneren verbirgt.“

    :rofl:

    Er ertappte sich dabei, wie er in Gedanken dem 1,10m hohen Huftier einen Kilt anzog

    Mensch, wasn das für ne gigantische Ziege?? =O=O

    Durch die Länge und Stärke seiner Lanze konnte er die Gegner durchbohren und von ihren Pferden herabstechen. Der Untergrund war von einer langen, feuchten Spalte durchzogen, die ständige Aufmerksamkeit erforderte, um nicht zu stolpern. So moorig war es dort, dass derjenige der seine Lanze dort hineinstach, ganz tief in die Spalte drang und sie nur unter größtem Gestöhne wieder befreien konnte. Am Ende war es wohl eine große Sauerei, überall war alles vollgespritzt und wer noch lebte war schlaff und ohne Kraft.

    Alta... echt :rofl:

    Dann schepperte es laut und Caoimhe polterte die letzten Stufen herunter.

    Aber die Frisur sitzt! :D

    „Niemand hat Euren Sturz gesehen. Genau genommen scheint Euch keiner der Männer auch nur zu beachten.“ Für diese Feststellung erntete sie einen giftigen Blick.

    nihihihihi

    aber die Farben seines Clans passten um Himmels Willen nicht zu Caoimhes Teint!

    Aber na klar! Kaum Auswahl, aber noch Ansprüche :rofl:

    Die Beschreibung, der perfekten Caoimhe, mit den perfekten Haaren, dem perfekten Aussehen, und ihren äußert perfekten Hüften und Rundungen, sowie die perfekte Stimme und diese perfekte Art gegen diesen perfekten Pfosten zu rennen, oder perfekt in einen Eimer zu treten, und perfekt die Treppe runterzufallen. Diese perfekte Tollpatschigkeit hast du echt perfekt beschrieben, perfekte Skadi.
    Mensch, wie perfekt doch das Perfekte ist.
    *trinkt ein schluck um die trockene Kehle zu befeuchten*
    *luft hol*

    Irgendwie habe ich nun vergessen was ich noch sagen wollte :hmm:

    Achja! Diese Übertriebenheit...

    ... was diese Geschichte breits jetzt schon übertrieben geil macht :rofl:

    Ach, gottchen... ich liebe Wortspiele :D