Flüsternde Steine

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.495 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. Juni 2018 um 13:11) ist von Miri.

  • Klagend hebst du einen Finger,
    rauchgeschwärzt zeigt er empor,
    Aus dem eingestürzten Dachstuhl
    ragen Balken schwarz hervor.

    Glaslos gähnen leere Fenster.
    Türen, die zerbrochen sind,
    hängen schief in ihren Angeln.
    In den Fluren klagt der Wind.

    Efeu schlingt sich um die Tore,
    fesselt Stahl mit zartem Trieb,
    klettert über deine Mauern,
    still und heimlich wie ein Dieb.

    Stuck an Decken zeugt noch heute
    von dem Reichtum, von dem Glanz,
    der dein Innerstes einst schmückte.
    Doch all das verschwand fast ganz

    wegen einst verschmähter Liebe.
    Sie gebar die böse Tat:
    Tosend war die Feuersbrunst, die
    deinen Prunk vernichtet hat.

    Trauernd klagt der Schornsteinfinger
    dies dem Himmel, ungehört.
    Klage nicht, Haus, deine Seele
    ward vom Feuer nicht zerstört.

    Wer voll Wehmut dich betrachtet,
    wer sich Zeit nimmt, stehenbleibt,
    kann dich manchmal flüstern hören:
    „Alle Wunden heilt die Zeit.“

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hallo @Tariq, ich kann nur beteuern das die Zeit wirklich alle Wunden heilt, Mal schneller, Mal langsamer, aber durch Erfahrung weiß ich das man nur Geduld haben muss.
    Es ist wieder ein sehr schönes Gedicht, wenn auch etwas traurig. man kommt selber ins Grübeln, wann die Zeit die Wunde heilen musste.
    Das einzige was mich beim lesen etwas gestört hat war im ersten Abschnitt/Vers (ich kenne die genauen Begriffe nicht) das mit den balkensplittern. Das war für mich als würde ich statt vier Zeilen nur drei lesen, da die dritte und vierte zeile für mich zu sehr zusammen hingen.
    Bin nicht so gut in Gedichten, weiß nicht ob das mich persönlich einfach nur stört oder ob man das anders machen kann. Hoffe dieser Kommentar war nicht völlig für den Eimer jetzt :love:

    LG Kathamaus

  • Hey @Tariq, wieder ein schönes Gedicht, auch wenn es etwas traurig und getragen ist.

    Auf mich wirkt die letzte Zeile eher wie eine Verstärkung der Hoffnungslosigkeit, weil bei einem Gebäude die Zeit natürlich keine Wunden heilt, sondern ganz im Gegenteil wird die Ruine eher noch mehr zerstören. Trotzdem, oder gerade deswegen, gefällt mir das Gedicht sehr gut. Auch die Personifizierung (?) des Gebäudes finde ich super.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • 8o ich hab mich dazu noch gar nicht gemeldet! Schande über mein Haupt :D

    Ich kann immer nur noch mal betonen, dass mir diene Gedichte jedes mal sehr gut gefallen @Tariq ^^

    Spoiler anzeigen

    Und was soll ich sagen, das bietet mir persönlich gerade eine super Vorlage. Als ich das Gedicht gelesen habe, ist mir prompt eine Kurzgeschichte dazu eingefallen. Darf ich bei dir borgen?

    P.s mit hochladen wird das aber vor nächster Woche wahrscheinlich nichts.

    LG :)

  • :rofl: Dankeschön, @LadyK, und bediene dich ruhig. Kein Problem. ^^

    Vielen Dank auch euch beiden für euer nettes Feedback, @Asni und @Kathamaus. Der melancholische Grundton war so gewollt, freut mich zu hören, dass ich ihn scheinbar getroffen habe.

    Edit: @Kathamaus, ich habe die beiden letzten Verse in der ersten Strophe noch etwas geändert. Du hattest recht.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Glaslos gähnen leere Fenster.
    Türen, die zerbrochen sind,
    hängen schief in ihren Angeln.
    In den Fluren klagt der Wind

    Erst dachte ich, die ist dir richtig gut gelungen!

    Efeu schlingt sich um die Tore,
    fesselt Stahl mit zartem Trieb,
    klettert über deine Mauern,
    still und heimlich wie ein Dieb.

    Dann dachte ich: Nein, die hier ist klasse XD
    Fazit: Ich finde sie beide extrem gut ^^
    Besonders hier dieses Stahl fesseln mit zartem Trieb.
    Klasse Stilmittel! :thumbup:

    wegen einst verschmähter Liebe.

    groß

    Wer voll Wehmut dich betrachtet
    und wer bei dir stehenbleibt,
    kann dich manchmal flüstern hören:
    „Alle Wunden heilt die Zeit.“

    Auch eine sehr schöne Strophe.

    Ein bitter-süßes und wunderschönes Gedicht, dass einen wirklich wehmütig werden lässt.
    Deshalb auch nochmal Daumen hoch :thumbup: für die letzte Strophe. Sie schließt den Kreis.
    Das was du mit dem Gedicht erreichen wolltest, hast du geschafft und hier greifst du einfach nochmal die erzeugte Emotion auf, gibst ihr einen Namen, was beim Leser einen "Aha-Effekt" auslöst ^^

    Der letzte Satz ist diskutierwürdig :P

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Hi @Miri, schön, dass du reingeschaut hast und danke für dein tolles Feedback.

    Spoiler anzeigen

    Bei dem "wegen" bin ich mir nicht ganz sicher. Es ist ja die zweite Hälfte von einem Satz (die erste ist die letzte Zeile der vorigen Strophe). Muss es trotzdem groß geschrieben werden? Dann erkennt man nicht mehr, dass es zu dem Satz gehört. :/

    Der letzte Satz ist diskutierwürdig

    Ab in den Der "Sinnlose Diskussionen"-Thread damit :rofl: Oder gibt es auch einen Thread für sinnvolle Diskussionen?

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Oder gibt es auch einen Thread für sinnvolle Diskussionen?

    Bleibt die Frage, ob die Diskussion sinnvoll wäre XD

    Bei dem "wegen" bin ich mir nicht ganz sicher. Es ist ja die zweite Hälfte von einem Satz (die erste ist die letzte Zeile der vorigen Strophe). Muss es trotzdem groß geschrieben werden? Dann erkennt man nicht mehr, dass es zu dem Satz gehört.

    Jetzt wo du es sagst ist es mir auch aufgefallen XD
    Also mich würde es nicht stören, wenn du nach Ganz einen Punkt machst und wegen groß :hmm:
    Für mich sind Strophen in sich geschlossen und ich bin unschlüssig was ich von einem Strophen übergreifenden Satz halten soll XD

    Weil sich aber niemand außer mir beschwert hat fällt das wohl unter "Wer nichts wagt, der nichts gewinnt" XD

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald