Spannung erzeugen - Eure besten Tipps?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.115 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Juli 2018 um 11:49) ist von Rebirz.

  • Spannung. Das ist einer der wichtigsten Elemente im Schreiben! Ich mein, du kannst noch so ’n tollen Schreibstil haben oder noch so ’ne tolle Idee. Wenn sie nicht spannend ist, dann legt der Leser es zurück ins Bücherregal und hält dein Buch für eine sinnlose Innovation bzw. verschwendete Zeit. Doch um gebrochene Leserherzen zu vermeiden, frag ich jetzt mal eins. Wie kann ich den Funken Spannung erzeugen, dass im Herzen des Lesers eine Abenteuer-Flamme entsteht. Dass er nie wieder die Hände vom Buch lässt bis er es fertig-gelesen hat? (Und auf dem Nachtschränkchen Cola und Popcorn stehen hat.)

  • Gerade bei solchen Punkten solltest du vielleicht einfach mal deine eigenen Lesegewohnheiten hinterfragen.

    Im Film gibt es die Unterteilung "Surprise-Suspense-Mystery", die sich in abgewandelter Form auch auf die Literatur anwenden lässt.

    "Surprise" als, wie der Name schon sagt, unverhoffter Überraschungseffekt wie bspw. ein Unfall oder Mord mit dem du den Leser überfällst, was dann wiederum in "Mystery" übergehen kann. Hier wirfst du Fragen auf, die den Leser beschäftigen und auf die er nur eine Antwort erhalten wird, wenn er weiter liest ("Wie kam es zu dem Unfall?", "Wer ist der Mörder?")
    Wichtig ist hier natürlich deine Leserschaft bei der Stange zu halten, ihnen immer wieder "Brotkrumen" also kleine Hinweise zu zuwerfen.
    "Suspense" schließlich ist eher etwas kurzfristiges und funktioniert m.M.n auch nur in der auktorialen Erzählform. So könnte dem Leser zum Beispiel klar sein, dass ein Mörder direkt um die Ecke lauert, auf die der Held gerade zusteuert.

    Ein Patentrezept gibt es hier, wie auch so oft, nicht.
    Eine gute Grundidee ist Basis und Nährboden für spannungserzeugende Aspekte.
    Als wichtigen Faktor sehe ich auch die Dosierung. Wenn es ständig knallt und explodiert, nutzt sich das sehr schnell ab - nennt man dann "Holzhammer"-Methode und ist grundsätzlich kontraproduktiv.
    Leser haben i.d.R. auch ein sehr gutes Gespür für Aufgezwungenes und blocken dann entsprechend ab.

    LG
    Rika

  • Es gibt dafür keine Rezepte. Und zugleich gibt es nur ein Rezept: interessiere den Leser! Das Zauberwort dafür heißt "Konflikt". Spannung entsteht bei Gegensätzen - wie zwischen Plus- und Minuspol in der Elektrik.

    Eine Story voller Twists und Cliffhanger ist nicht automatisch spannend. Eine ohne nicht automatisch unspannend. Dieses Thema gehört meiner Meinung nach zu denen, die man nur extrem schwer so pauschal abhandeln kann. Man kann in einer konkreten Story ermitteln, was ein Leser (oder mehrere) spannend fand. Das selbe Muster kann in einem anderen Kontext genau die gegenteilige Wirkung haben.

    Was aber immer sein muss, ist (mindestens ein, besser mehr als) ein Konflikt, ein Widerspruch. Zwischen Ziel und Zustand, Wollen und Können, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Individuum und Gesellschaft, Inaktivität und Veränderung … Der Konflikt ist kein hinreichendes Element für Spannung, aber ein notwendiges. Das muss mit einem "tollen Stil" und geschickter Figurenzeichnung kombiniert werden. Alles andere ist "Zubrot" - kann aber je nach Genre zur Lesererwartung gehören (bei Fantasy, die ja in der Regel Abenteuer erzählt, z. B. gehört es dazu, wenn man den Fanatsyleser erreichen will).

    Jedweder Kommentar, den ich zu einem Text abgebe, ist kein Eingriff in die Gestaltungsfreiheit des Autors. Ich bin weder willens noch in der Lage, dem Autor irgendwas vorzuschreiben.

  • Eine DIN-Norm für Spannung wird es nie geben. Das hängt einfach von viel zu viel ab.
    Ich kann dir nur sagen, was für mich immer funktioniert und was ich auch selbst in meinen Geschichten anwende: Biete dem Leser mehr als eine mögliche Option.

    Lass einen möglichen Verräter nicht allein dastehen. Lege den Grundstein für weitere, plausible Optionen, die evtl. auch mal einen "goldenen Ritter" in ein dunkles Licht rücken. Diese Grundfeste sollte evtl. schon vor der Erkenntnis, dass es einen Verräter gibt bestehen. Das der Leser also direkt daran denkt: "Oh shit, der Held hätte ja theoretisch auch ein Motiv. Nicht nur das Arschloch, das wir alle hassen." Wer es dann letztes Endes ist, hat nichts mehr mit der Spannung selbst zu tun. Es geht um den Weg zur Auflösung. Und umso vollgepackter der mit möglichen plausiblen Kandidaten ist, umso spannender ist das.

    Das selbe Prinzip kann man auf etliche Situationen übertragen. Sogar auf Beziehungen.
    Meistens kristallisiert sich in einer Geschichte vermeintlich schnell heraus, wer für wen bestimmt ist. Bringt man solche Vorhersagen eines Leser durch etwa weitere Konkurrenten oder unnatürliche Verhaltensweisen der Protas ins Wanken, kann die 0 8 15 Romanze schnell etwas aufgepeppt werden. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass du einen Harem schreiben sollst :P

    Wenn du sowas machen willst, musst du natürlich vorher genau wissen, wohin du mit deiner Geschichte und deinen Protas willst, oder du läufst Gefahr, dich in der Spannung zu verirren. :)

    Gruß
    Rebirz

    Da sitzen sie wieder alle und fressen Eis ... Als wüssten sie nicht, wie ein Bier aufgeht!