Grund 68:
Eine Hand wäscht die andere.
„Hey, schon gehört? Der Boss hat Armin und Chester gestern begnadigt!“
„Was? Ach nee! Echt?“
„Ja klar, Mann! Angeblich haben die ihm mal vor Jahren voll aus der Scheiße geholfen. Und deshalb: »Zack!« Begnadigt, einfach so.
„Krass. Also wenn mich jemand ausknipsen wöllte, da würde ich ja sofort den Gefallen erwidern, aber nicht der Boss, nee. Der ist schon dufte drauf.“
„Also, wenn ich dem Boss mal den Arsch retten kann, ich würd’s voll machen.“
„Meine Rede, Alter. Meine Rede…“
Und das vom unterbezahlten, minderbemittelten Kanonenfutter. Das geht doch runter wie Öl, oder? Während ziellose Mordsucht bei den Untergebenen meist eher schlecht ankommt, erhöhen angemessene Entlohnungen und wohldosierte Nachsicht die Loyalität ungemein. Gut, sie wollten dich hinterhältig umbringen, aber als du vor dreißig Jahren hilflos kopfüber im Wasserfass gesteckt hast, waren sie als Einzige zur Stelle! (Ok, sie waren damals auch deine einzigen Kumpels.) Das hat nichts mit Sentimentalität zu tun, das ist schlicht späte Dankbarkeit. Dass du Armin und Chester jetzt rund um die Uhr von je drei Assassinen überwachen lässt, muss ja keiner wissen. Sollten sie noch ein solches Ding drehen, bist du ihnen ja nichts mehr schuldig.
Und wenn du mal unschön an einer Klippe baumelst und den Helden vor die emotional belastende Wahl stellst, ob er jetzt konsequent heldenhaft oder ein labiler Gutmensch ist, kommt dir heimliches Getuschel über deine allgelegentliche Mildtätigkeit vielleicht zugute. Schließlich können nur wenige Heroen ein übertrieben weinerliches Flehen ausblenden, selbst wenn es vom Oberschurken höchstpersönlich stammt.