Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.895 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. September 2018 um 07:50) ist von Falkefelix.

  • Was haltet ihr eigentlich von tierischen Protagonisten für eure Geschichten? Ich meine damit nicht etwa so was wie die Geschichten aus Entenhausen, in denen Tiere in die Rollen von Menschen versetzt werden. Ich rede davon, eine Geschichte aus der Sicht eines Tieres zu erzählen, mit seinen natürlichen Verhaltensweisen, seinem ökologischen Umfeld und so weiter. Richard Adams hat das in seinem Roman „Unten Am Fluss“ getan. Ein anderes Beispiel ist „Firmen. Ein Rattenleben“ von Sam Savage. In beiden Romanen wird die Handlung aus Sicht der Tiere erzählt.

    Würde es euch reizen, so etwas zu schreiben? Oder habt ihr schon mal eine Geschichte aus Sicht eines Tieres geschrieben?

    Das schwierige ist in meinen Augen, dass Tiere völlig unterschiedliche Lebensweisen haben, vor allem was das Zusammenleben mit Artgenossen angeht. Selten kann man das mit uns Menschen vergleichen :hmm: Man muss es also so darstellen, dass wir es nachvollziehen können und es trotzdem authentisch bleibt. Das heißt zwangsläufig, dass man sich auch mit den beschrieben Tieren auskennen und wissen muss, wie sie leben. Das bedeutet natürlich sehr viel Recherche. Außerdem stelle ich es mir schwer vor, daraus eine klassische Abenteuergeschichte zu machen.

    Was denkt ihr?

  • Ha! Da fällt mir sofort "Fool on the Hill" von Matt Ruff ein. Geniales Buch, in dem neben menschlichen Protagonisten auch der Hund Luther, der auf der Suche nach dem Himmel auf Erden ist, und der - wie könnte es anders sein - atheistische Kater Blackjack auftreten. Darüber hinaus gibt's noch Kobolde und einen bösen Engerling, sowie eine Gummi-Sex-Puppe mit (fast) eigenem Willen xD Äh... zurück zu den Tieren: ich finde das bei Matt Ruff gut gelöst, wie die Tiere ihre von uns Menschen beobachtbaren Eigenschaften auch in ihrem vermenschlichtem Wesen (sie denken, sprechen untereinander, aber nicht mit Menschen) noch beibehalten.

    Selbst hab ich sowas noch nicht geschrieben (außer vielleicht ganz früher mal, aber daran kann ich mich nicht erinnern)*, stelle es mir aber schwierig vor. Die Gründe dafür hast du teilweise schon genannt. Natürlich hat man trotzdem die Freiheit, quasi Menschen zu beschreiben, die "nur" einen Tierkörper haben. Aber das wäre mir jetzt eher zu langweilig und ich glaube, du meinst deine Frage auch nicht so.

    *Da fällt mir ein: Schnuffel und Herr Eismöhre xD. Also ja, ich hab schon mal eine Geschichte aus Sicht eines Kaninchens geschrieben und ja, das hat ein bisschen Recherche-Arbeit gekostet. Aber es hat auch Spaß gemacht. ^^

    Eine Abenteuergeschichte aus Sicht eines Tieres? :hmm: Warum nicht? Ich könnte mir das schon gut vorstellen.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Was haltet ihr eigentlich von tierischen Protagonisten für eure Geschichten?
    Würde es euch reizen, so etwas zu schreiben? Oder habt ihr schon mal eine Geschichte aus Sicht eines Tieres geschrieben?

    Ein ganzes, marktreifes Buch darüber würde wohl eher meine Skepsis wecken, als mich direkt um den Finger zu wickeln - weshalb ich aber nicht grundsätzlich sagen würde, dass das nicht funktionieren kann. Im Grunde genommen personifizieren wir ja auch viel in unseren eigenen Geschichten, zum Teil völlig leblose Gegenstände. Da finde ich den Sprung von Mensch zu Tier eigentlich nicht so groß und durchaus umsetzbar.
    Ich muss mich ja auch in kontrastreiche Personen hineindenken, wenn ich eine Story erzähle und ob der Kopf, in dem ich mich befinde, nun so oder so geprägt ist... auch Tiere haben individuelle Charaktere und das Spektrum an Gefühlen, das ich erfassen und dem Leser nahebringen muss, unterscheidet sich dann doch kaum noch von einem menschlichen Protagonisten. Ein Dackel, beispielsweise, reagiert anders als ein Pudel, oder ein Mops, oder ein Bernhardiner, ebenso wie sich allein schon Bayern, Mitteldeutsche und die Fischköppe (vonne' Küste ouben) in ihren Ansichten und Lebensweisen unterscheiden.
    Würde man über einen Werwolf kurz nach seiner Verwandlung schreiben, würde man ja auch die animalische Seite hervorheben, das Wilde, die Getriebenheit von seinem Instinkt. Und eigentlich ist das nichts anderes, als über ein intelligentes Tier zu schreiben.
    Wie gesagt, ein ganzes Buch wäre mir wohl zu fett, weil Menschen in der Hinsicht facettenreicher sind, als Tiere und sich eine Geschichte nur mit Tieren eventuell etwas fad ließt. Aber einen Handlungsstrang aus der Sicht des Tieres, kann ich mir dagegen sehr gut vorstellen. Es wäre sicher ein interessanter und erfrischender Kontrast, wenn zum Beispiel eine Geschichte aus der Sicht eines Jägers erzählt werden würde und sich die Kapitel mit der Perspektive seines Jagdhundes abwechseln.
    Im Gunde, wie @Asni schon gesagt hat, liefe es vermutlich auf eine sehr menschenähnliche Sichtweise heraus, die man dann etwas instinktgeführter und impulsiver einfangen müsste.

    Das bedeutet natürlich sehr viel Recherche. Außerdem stelle ich es mir schwer vor, daraus eine klassische Abenteuergeschichte zu machen.

    Recherche?
    Auf jeden Fall, sonst geht die authenti...authenzität... die authen...titty... die Dinges eben verloren - ihr wisst schon, was ich meine. Aber Vorlagen für solche Abenteuergeschichten gibt es jede Menge, jeder zweite Kinderfilm, fast jede Kinderserie und jedes Kinderbuch setzen allesamt auf Tiere als Protagonisten. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass, wenn man den Plot entsprechend anpasst, auch ein erwachseneres Publikum damit erreichen kann.

  • Ich denke, ohne das Tier in gewissem Maße zu vermenschlichen kommt keine gute Geschichte dabei heraus. Wenn du sagst, du willst das Tier ausschließlich in seinen natürlichen Verhaltensweisen und seinem Umfeld betrachten, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass das besonders spannend wird. So als eine Art Feldstudie sicher nicht uninteressant, aber für ein ganzes Buch wäre es mir doch zu langweilig.

    Spontan ist mir dazu "Spirit" eingefallen, als Film aus der Sicht eines Tieres, das sehr viel von seiner Natur behalten durfte. Die Tiere sprechen nicht einmal miteinander, sie haben nur teilweise ein paar menschliche Gesichtsausdrücke verpasst bekommen. Wobei hier natürlich der Erzähler aus dem Off und die Liedtexte viel zur Story und zu den Gedankengängen des Pferdes beitragen. Und ich würde schon sagen, dass der Film eine klassische Abenteuergeschichte erzählt und das gar nicht mal schlecht. Vielleicht bin ich da vorbelastet, weil ich solche Kinderfilme liebe, aber ich glaube, viele Erwachsene fühlen sich da auch angesprochen.

    Zumindest die Hintergrundmusik würde beim Buch jetzt fehlen, aber so in etwa kann ich mir vorstellen, dass es auch im Geschriebenen funktioniert. Man nimmt sich ein Tier als Ich-Erzähler, das von vergangenen Ereignissen berichtet, dann brauchen die Tiere auch nicht zwingend miteinander sprechen.

  • Ohne Vermenschlichung der Tiere geht natürlich gar nichts, da wir die Denkprozesse von Tieren ja schlicht nicht kennen, geschweige denn nachvollziehen können. :/

    Speziell eine realistische Herangehensweise stelle ich mir da sehr schwer vor, da eine einigermaßen kohärente Geschichte natürlich bedeutet das die Protagonisten irgendwie nachvollziehbar handeln, wenn sie das aber nicht nach menschlichen Maßstäben machen, wird es für den Leser vermutlich irgendwann recht schwierig zu folgen...
    Fände ich aber sehr Spannend, zumindest wenn es mal nicht die üblichen lustigen Tierchen unserer Fabeln sind.

    Stichwort Fabeln: Diese scheinen ja immer noch die Grundlage für viele Tiereigenschaften zu sein, inwieweit diese aber nach heutigem Wissensstand noch akkurat sind, weiß ich allerdings nicht.


    Ich finde es ja primär spannend wenn man was Neues (tm) versucht, z.B. habe ich mich von Klennkill sehr gut unterhalten gefühlt, auch wenn das natürlich alles andere als Realistisch ist, aber das war dort vermutlich auch nicht der Anspruch.
    Auch Oberon von den Iron Durid Büchern finde ich sehr unterhaltsam geschrieben, auch wenn es dort ja tatsächlich eine Erklährung für die Vermenschlichung gibt.


    Die Art wie man mit Fakten und Vermenschlichung umgeht ist wohl das was darüber entscheidet wie gut so eine Geschichte wird: Nimmt man stumpf die üblichen Fabelklichees oder versucht sich an was Neuem, greift ggf. andere Eigenschaften und Verhaltensweisen heraus die normalerweise unter den Tisch fallen weil sie nicht vermenschlichbar sind.
    Eine andere mögliche Herangehensweise wäre natürlich auch die Tierart. Es gibt tausende Bücher über Häschen und Mäuschen und Rehchen, aber kaum welche über Seegurken. Was vermutlich auch damit erklärbar ist, das es einem schwerfällt sich mit einem Schleimbeutel zu identifizieren der bei Gefahr seine Innereien durch die Fress-/Scheißöffnung auskotzen kann. X/

    Falken haben doofe Ohren

  • Ich finde schon, dass das sehr gut geht. Der Film "Spirit" beweist ja sehr deutlich, dass die Tiere nicht extrem mit Menschlichen eigenschaften vermischt werden müssen, damit eine Geschichte funktioniert. Jemand hat hier auch eine Kurzgeschichte geschrieben, die aus der Sicht eines Hundes war, der sein Frauchen gesucht hat. Man hat erst am Ende mitbekommen, dass der Prota ein Hund war, obwohl dieser sich völlig normal verhalten hat. (Also nicht-Menschlich)

    Außerdem fällt mir die Reihe "Felidae"von Akif Pirincci ein, die sich um einen Kater dreht, der Detektiv ist. Dazu gibt es auch einen Film. Zwar sind die Gedanken des Katers relativ Menschlich, aber nur so wenig wie umbedingt nötig. Es gibt Revierkämpfe, er hat seinen "Dosenöffner", Weibchen werden begattet und das Revier wird markiert. Er ist eine ganz normale Katze, die eben in seiner Nachbarschaft Morfälle klärt xD
    Übrigens: Der Film ist zwar animiert, aber nichts für Kinder! Felidae kann ich uneingeschränkt empfehlen.

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Ich denke, ohne das Tier in gewissem Maße zu vermenschlichen kommt keine gute Geschichte dabei heraus. Wenn du sagst, du willst das Tier ausschließlich in seinen natürlichen Verhaltensweisen und seinem Umfeld betrachten, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass das besonders spannend wird. So als eine Art Feldstudie sicher nicht uninteressant, aber für ein ganzes Buch wäre es mir doch zu langweilig.

    In dem Zusammenhang fällt mir "Deep Ocean" ein, darin wird ein Pottwal durch sein Leben bis zum Tod hin begleitet. Es gibt keine "Handlung", es ist tatsächlich eine Doku, aber halt sehr emotional erzählt und musikalisch untermalt, dass es einem fast wie ein Abenteuerfilm vorkommt.

    ... auf jeden Fall empfehlenswert :) hätte grade Lust, den wieder zu gucken ^^


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Felidae kann ich uneingeschränkt empfehlen.

    Jap! Kann ich nur zustimmen! Der war richtig, richtig klasse.
    Er hatte noch 3 weitere Katzenromane geschrieben, aber Felidae war der beste :D

    Oh, ich hab sonst gar nichts sinnvolles zum Thema beizusteuern XD
    Die meisten haben schon alle meine Beispiel zitiert XD

    Jedenfalls: Ich würde sagen, tierische Protagonisten sind auf jeden Fall eine interessante Alternative, wenn das Tier nicht allzu sehr vermenschlicht wird. In gewissem Maße geht das kaum anders, aber die Grundzüge und Gewohnheiten des Tieres sollten erhalten bleiben, damit es authentisch bleibt. Es gibt durchaus Bücher in denen das sehr but gelungen ist (s.o.)
    Aber ich stelle es mir gleichermaßen Schwierig vor aus einer tierischen Perspektive zu schreiben :hmm:
    Man muss das Tier schon sehr genau kennen. Wahrscheinlich hatten die Autoren selber Haustiere und haben die einfach beobachtet :D

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Hey Leute besonders Skadi (nicht neidisch werden)
    Nun das ist ein sehr interessanter Gedanke. Hat mich an ein Einleitung zu ein Tabel-top erinnert. Kurz gesagt ein Game wo eine Ratte ein Abenteuer bestehen muss Aus der sicht der Ratte. An welches Tier denkst du den Speziell und welche Zielgruppe hast du? den ich denke das sind zwei wichtige Faktoren. Tier weil wen das Tier mit Menschen vertraut ist wird es die "Riesen" lieben ist das Tier aber Ungeziefer sind die "Riesen" böse. Und Zielgruppe erklärt sich wohl selbst. Aber gerne helfe ich dir wen das Tier stimmt heißt das.

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    MFG