Das Verhör (Arbeitstitel)

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.910 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. September 2018 um 08:12) ist von Rainbow.

  • So da ich gestern Abend mal wieder ne Idee im Kopf hatte, habe ich schnell mal was aufgeschrieben. Vielleicht kommt noch ein Zweiter Teil, ich finde es so einfach etwas unfertig.

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    Zehn Jahre. So lange war unsere Einheit bereits auf der Spur vom Drogenbaron und Waffenschmuggler Martin Richard Lurtiner. Nun gut, ich selbst war erst seit wenigen Jahren bei der Einheit, drei um genau zu sein. Zudem war ich eher ein Schreiberling als ein vollwertiger Polizist. Ich weiß nicht, ob man mir nicht zutraute ein Haus zu stürmen oder ob sie glaubten, meine Fähigkeiten wären im Innendienst besser geeignet. Bisher hatten wir nichts von ihm keinen Namen, kein Foto, rein gar nichts. Aber mit meinen jungen 25 Jahren war ich es, der an den entscheidenden Tipp kam, der in identifizierte. Nun haben wir alles Vorbereitet, um sein Hauptquartier zu stürmen. Auch ich durfte dieses Mal dabei sein, jedoch nur als Beobachter und nur in der Nähe unseres Kommandanten, auf dessen Befehl nun alle warteten.

    Da war er. Alle Einheiten stürmten das Gebäude und nach nur wenigen Minuten kamen unsere Leute mit knapp zwei Dutzend Männern aus dem Gebäude. Die Beweise, welche im Gebäude sichergestellt wurden, würden reichen um alle für eine sehr lange Zeit wegzusperren.
    Zum Schluss war da aber noch eine Frau, sie wehrte sich im Gegensatz zu den anderen Festgenommenen nicht und ließ sich erhobenen Hauptes abführen. Mir stockte der Atem als ich sie erkannte. Sie war es, sie war diejenige die sich wenige Tage zuvor mit mir traf und mir die Informationen übergab. Ich fragte meinen Kommandanten, wer das sei und seine Antwort überraschte mich zweifellos. „Lurtiners Tochter!“, sagte er kühl „Armes Ding. Ihr Vater hat sie wahrscheinlich dazu gezwungen mitzumachen.[b]“

    Ich erholte mich schnell von der Überraschung und erklärte meinem Vorgesetzten die Situation. Nun war er derjenige dem die Verwunderung ins Gesicht geschrieben stand.

    Nachdem wir abrückten und wieder im Revier waren, gingen die Verhöre los. Es waren vier Verschiedene Polizisten bei ihr, um ihr Informationen herauszulocken. Doch keiner hatte Glück, sie sagte nicht ein Wort, noch nicht einmal ihren Namen gab sie preis.
    Ich selbst war bei jeder Vernehmung im Observationsraum und nach der vierten gescheiterten Befragung, bat ich darum sie vernehmen zu dürfen. Nach anfänglicher Ablehnung, konnte ich meinen Chef überzeugen, indem ich ihm klar machte, dass sie mir eher vertrauen würde als einem anderen. Außerdem fragte ich ihn, was wir schon zu verlieren hätten, wenn ich es versuchen würde. Darauf wusste er dann natürlich keine Antwort mehr und erlaubte mir mein Glück zu versuchen. Er erklärte mir noch, mit welchen Strafen sie, unter welchen Umständen, zu rechnen hätte und schickte mich los.

    Als ich in den Verhörraum trat, drehte sie sich in meine Richtung und als sie mich sah, sah ich Erleichterung in ihren Augen. Der Raum war nicht sonderlich groß. Ein Tisch aus Aluminium, drei Stühle und die Einwegscheibe an der Wand waren alles was es darin gab. Auf dem Tisch befand sich ein simples Diktiergerät, welches ich direkt einschaltete, als ich mich hinsetzte. Mit jedem Schritt, den ich weiter auf den Stuhl zuging, nahm ihre Erleichterung ab und ihr Blick began Enttäuschung auszustrahlen. Neben ihr saß der Anwalt.

    „Setzen Sie sich“, wies ich sie an und sie tat wie gebeten wenn auch ungern. Dies war nicht zu übersehen.
    „Ich stelle Ihnen jetzt ein paar Fragen, bitte beantworten Sie sie wahrheitsgemäß.“
    Gott, ich hasste diese steife Fragestellung, aber die Behörden wollten es so.
    „Wie lautet ihr vollständiger Name?“, fing ich an.
    Keine Antwort.
    „Wann wurden sie geboren?“
    Wieder Keine Antwort.
    „Sind oder waren sie jemals in kriminelle Machenschaften verwickelt?“
    Erneut keine Antwort. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte. Ich sagte meinem Chef, sie würde mir vertrauen, aber so wie ich diese Standardfragen herunterlas zweifelte ich selbst daran mir vertrauen zu können. Kein Wunder, dass es mir also so vorkam, als wäre ihre Enttäuschung bereits lange in Hass und Wut umgeschlagen.
    „Zum Teufel mit dem Dreck!“, rutschte es mir raus. Ich bat den Anwalt kurz mit vor die Tür zu gehen, um etwas mit ihm persönlich zu besprechen.
    Als er draußen war schloss ich die Tür und drehte den Schlüssel im Schloss. Dann ging ich zum Tisch, schaltete das Diktiergerät aus und nahm den Stuhl auf dem eben noch der Anwalt gesessen hatte. Diesen klemmte ich unter Türklinke und setzte mich darauf. Zwar saß ich nun nicht wirklich gerade, da die zwei vorderen Beine einen guten Zentimeter Luft zum Boden hatten, aber was solls.

    „Jetzt können wir frei reden. Wärst du nun so freundlich meine Fragen zu beantworten?“
    Sie schwieg weiter, doch ihre Mundwinkel waren wieder nach oben gewandert.
    Mein Chef raste vermutlich bereits vor Wut, denn man konnte sehr gut hören wie jemand lautstark gegen die Einwegscheibe hämmerte. An der Tür stimmte der Anwalt mit ein.
    „Keine Sorge wir haben Zeit. Der Schlüssel steckt noch, also müssen sie zuerst jemanden organisieren der die Tür aufbricht. Das wird dauern“, beruhigte ich sie.
    Sie begann etwas zu kichern.
    „Oh, also an den Stimmbändern liegt es schon mal nicht wie mir scheint. Willst du also einfach nur nicht mit mir reden?“
    Wieder schwieg sie.
    Es vergingen fünf Minuten, ohne dass jemand von uns etwas sagte.
    Dann griff sie nach den Formularen, die ich mit in den Raum genommen und auf dem Tisch abgelegt hatte. Mit dem darauf liegenden Stift, began sie ihre Daten ausfülle.
    Nach weiteren fünf Minuten schob sie das Formular wieder dorthin zurück wo es war.
    Ich musste schmunzeln. Mein Plan ging auf. Ich stand auf und ging zurück zum Tisch, setzte mich ihr gegenüber und kotrollierte ihre Angaben
    „Nina… Der Nachname fehlt noch. Ich werde ihn selbst nachtragen wenn es dir nichts ausmacht.“
    Ich nahm den Stift und wollte gerade anfangen zu schreiben, als sie mich am Handgelenk packte, mir in die Augen starrte und sagte: „Ich habe keinen Nachnamen!“
    Ich konnte sie nur zu gut verstehen und entschied mich den Namen nicht vor ihren Augen einzutragen.
    Auf Nachfragen bestätigte sie, dass sie an keiner Aktion ihres Vaters beteiligt war. Er wollte sie lediglich in das Geschäft einführen und brachte ihr erst das Rechnungswesen bei. Als sie bemerkte was ihr Vater da eigentlich machte, meldete sie sich anonym bei der Polizei, sie hätte Informationen über Drogenbaron Lurtiner und willigte ein sich zu treffen.
    Ich stand auf und ging zur Tür.
    „Was passiert jetzt mit mir?“, fragte sie bedrückt.
    „Wenn du wirklich an nichts beteiligt warst, dürftest du wohl freigesprochen werden. Sieht also gut aus. Den Rest erklärt dir dann der Anwalt. Tu mir einen Gefallen und sprich mit ihm. Er wird dich immerhin vor Gericht verteidigen.“
    Ich drehte den Schlüssel zurück und öffnete die Tür. Vor mir standen der Anwalt, ein Handwerker und mein Chef, dem ich mit den Worten: „Der Nachname fehlt noch“, das Formular in die Hand drückte.
    Der Blick meines Chefs war unbezahlbar. Er sagte nicht ein Wort als ich einfach an ihm vorbei marschierte, mich an meinen Arbeitsplatz begab und an meine übrige Arbeit machte.

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    So :)
    Meine Anmerkungen findest du soweit alle im Text (du solltest dich unbedingt mit Kommasetzung beschäftigen.)
    (Auch meine Fragen, die sich mir gestellt haben ^^ )

    Blau: Interpunktion
    weiß: Rechtschreibfehler/fehlende Wörter
    grün: Wiederholungen
    rot: Umgangssprache/Grammatik

    Ansonsten eine schöne Geschichte :D
    Endlich hat der Hauptcharakter auch mal seinen großen Auftritt :D
    Das gefällt mir. Sein Abgang ist auch einigermaßen cool ^^
    Deswegen verstehe ich auch deinen Einwand nicht, dass du sie unfertig findest XD
    Cooler Abgang, Chef hat alles was er will ... Passt doch alles (also finde ich ^^ )

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • @Miri Erst mal ein großes Dankeschön. Ja die Kommas und ich sind so ein bisschen auf Kriegsfuß.

    Natürlich könnte man die Geschichte auch einfach so stehen lassen. Aber in meiner Grundidee war sie zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht fertig und ich weiß ganz genau, dass mir das ansonsten keine Ruhe lassen würde ^^

    Hab jetzt mal alles so weit ausgebessert und bin auch auf deine Anmerkungen eingegangen. Habe an passenden Stellen etwas geändert oder Beigefügt, womit ich deine Fragen hoffentlich erklären bzw. Beantworten konnte.

  • Soooo @Schaffe von Drag
    Ich pack dir was in einen Spoiler :)

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    Ich bin ja ein riesen Krimi-Fan, wie einige bestimmt bestätigen können. Und als ich deine Geschichte entdeckte, dachte ich mir, da kannste ja mal reinlesen.

    Bis hierhin erstmal. Ich muss jetzt erstmal los, den Rest bekommst du dann später :D

    Falls Kommentare in der Form nicht erwünscht sind, einfach Bescheid sagen :whistling:

    Bis dann!

    Jetzt der Rest @Schaffe von Drag

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    Zu meinen Markierungen:

    Rot : Fehlerchen. Mit Vorsicht genießen!
    Hellblau: Wortwiederholungen
    Grün : Vorschläge, Fragen
    Lila : Merkwürdigkeiten, Widersprüche

    Also Anmerkungen und sowas verpflichten dich nicht dazu, irgendwas zu ändern. :)

    Coole Sache. Ich mag die Geschichte an sich. Ich hätte mir gewünscht, dass du noch etwas mit Beschreibungen gearbeitet hättest, wie beispielsweise Mimik, Gestik oder irgendwelche Gefühle, die dein Prota bei diesem Einsatz hatte.

    Ab und an las sich der Text irgendwie wie ein Zeitungsartikel. Das ist nichts schlimmes, denn auch sowas kann interessant werden :whistling:

    Wenn du dich dazu entschließt, das nochmal zu überarbeiten, würde ich die neue Version gerne lesen ^^
    Man kann auf jeden Fall noch viel raus holen!

    LG :)

  • Hey,

    ich habe auch mal reingelesen :) Könnte sein, dass einige Dinge schon erwähnt wurden...such dir einfach raus, was du noch gebrauchen kannst. Ich packe dir mal meine Anmerkungen in den Spoiler:

    Spoiler anzeigen

    Nun gut, ich selbst war erst seit wenigen Jahren bei der Einheit, drei um Genau zu sein.

    genau

    Bisher hatten wir nichts von ihm keinen Namen, kein Foto, rein Garnichts.

    gar nichts

    Er erklärte noch mir mit welchen Strafen sie unter welchen Umständen zu rechnen hätte und schickte mich los.

    Der Satz klingt irgendwie etwas verdreht.Ich würde schreiben: Er erklärte mir noch, mit welchen Strafen sie unter Umständen zu rechen hätte und schickte mich los.

    Als ich in den Verhörraum trat, drehte sie sich in meine Richtung und als sie mich sah, sah ich Erleichterung in ihren Augen.....Während ich in Richtung Stuhl ging, wurde ihr Blick immer enttäuschter.

    Das "immer enttäuschter" suggeriert mir irgendwie, dass sie schon vorher enttäuscht geschaut hat...das hast du aber nicht erwähnt, sondern beschrieben, dass sie erleichtert gewesen sei. Das passt für mich nicht ganz zusammen oder zumindest kommt der Stimmungswandel sehr aprubt :hmm:


    Gott, ich haste diese steife Fragestellung, aber die Behörden wollten es so.

    hasste


    „Wie lautet ihr Vollständiger Name?“, fing ich an.

    vollständiger


    „Wann wurden sie Geboren?“

    geboren


    Nicht das ich etwas anderes erwartet hätte.

    Nicht, dass


    Kein Wunder das es mir also so vorkam,

    Wunder, dass


    „Zum Teufel mit dem Dreck!“, rutschte ... mir raus.

    es (?)

    Dann plötzlich griff sie nach den Formularen und den Kugelschreiber, die ich mit in den Raum genommen hatte und mit ihren Daten ausfüllen sollte und fing an zu schreiben.

    Den Satz finde ich persönlich etwas lang und dadurch umständlich. Vielleicht: Dann griff sie nach den Formularen, die ich auf dem Tisch abgelegt hatte, um sie mit ihren Daten zu füllen. Mit dem danebenliegenden Stift (oder Füllfederhalter) fing sie schließlich an zu schreiben...(oder so ähnlich)...Kugelschreiber würde ich hier dann nicht schreiben, weil es sich mit dem "schreiben" am Ende des Satzes sonst irgendwie beißt. :hmm:

    Insgesamt ein nettes Geschichtchen. Hier und da hätte ich es mir etwas ausführlicher vorgestellt, weil die ganze Hintergrundgeschichte ja wahrscheinlich viel komplexer war und als Leser wird man hier jetzt ein bisschen durch das Geschehen gehetzt. Dadurch wirkt es vielleicht auch unauthentisch, dass die Tochter nicht schon früher von den Machenschaften ihres Vaters erfahren hat. Außerdem fehlt mir der Aha-Effekt am Ende der Geschichte. Ich selber bin nicht gut im Kurzgeschichten schreiben, deshalb kann ich vielleicht auch kein qualifiziertes Urteil abgeben...aber dein Gefühl, dass die Geschichte irgendwie unvollständig ist, kommt auch bei mir auf. Im Prinzip geht es ja nur darum, dass dein Prota es schafft, ihr diese Daten zu entlocken..und zwar durch sein unorthodoxes Verhalten...es war ganz interessant, das zu lesen, aber hier fehlt irgendein Überraschungsmoment oder eine unvorhergesehene Wendung oder sowas.Weißt du, was ich meine?...

    Naja, aber ansonsten schon mal nicht schlecht!


    LG,
    Rainbow

  • Danke @LadyK und @Rainbow für das Feedback. Ich werde mich morgen an die Überarbeitung machen.


    Falls Kommentare in der Form nicht erwünscht sind, einfach Bescheid sagen

    LadyK, keine Ahnung was du meinst, konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge sind doch nichts schlechtes. Außerdem, wenn mich die Meinung der anderen nicht interessieren würde, würde ich es ja nicht ins Forum stellen. ;)

    Rainbow der "Aha-Effekt" wäre für den zweiten Part angedacht. Damit bin ich aber noch nicht ganz fertig geworden. Ich hoffe, dass ich es noch diese Woche schaffe.
    Die Tatsache, dass man durch das Geschehen gehetzt wird, liegt daran, dass die ganze Geschichte zu Beginn, eher ein Lückenfüller war, da ich mit meiner Mainstory nicht so gut weiter komme. Da ich es allerdings schade fände, wenn diese Geschichte nur auf meiner Festplatte verstaubt, habe ich sie veröffentlicht, um gleichzeitig auch noch Verbesserungsvorschläge und Korrekturen einzuholen, um mich selbst und meinen Schreibstil zu verbessern. :D

  • Wie angesprochen, Hier der zweite und zugleich letzte Teil meiner Kurzgeschichte:

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    Kleine Warnung vorweg: Wer ein Happy-End bevorzug, sollte die Geschichte mit dem ersten Teil abschließen

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    Von da an, ging es sehr schnell. Aufgrund meines Erfolges im Verhör, wurde Ninas Fall, mir zugeteilt.
    Da wir, während den Ermittlungen, keine Beweise finden konnten, die auf ihre Schuld hindeuten würden, galt die Unschuldsvermutung.
    Somit würde sie, vor Gericht, von allen Punkten freigesprochen worden, solange sie als Kronzeugin, gegen ihren Vater und seine Partner, aussagt.
    Nach einigen weiteren Befragungen, die sie über sich ergehen lassen musste, wurde sie ihrem Anwalt übergeben. Damit war der Fall für mich und den Rest unserer Einheit eigentlich abgeschlossen. Wenn das Leben nur nicht seine eigene Wege hätte.


    Eine Woche vor der Verhandlung, bekam mein Chef einen Anruf von Ninas Anwalt. Er bat ihn, mich

    zu ihm zu schicken, um bei der Sitzung anwesend zu sein. Da ich der Einzige war, mit dem sie bisher gesprochen hatte und seine Mandantin sich strickt weigerte, auch nur ein Wort zu sagen.
    Zugegeben, ich war durchaus überrascht von der Anfrage. Zugleich freute ich mich jedoch auch Nina wiederzusehen. Auch wenn ich nicht sonderlich viel Zeit mit ihr verbrachte, waren die wenigen Stunden, in denen ich sie befragte, eine Erholung für mich. Denn sie waren abwechslungsreich und nicht derart langweilig und trostlos, wie die anderen Tage.
    Da der Fall entsprechend wichtig war, sagte mein Chef zu und schickte mich sofort zur Kanzlei des Anwaltes.


    Dort angekommen, wartete er bereits vor der Tür auf mich.
    „Schnell, kommen sie. Die Frau will einfach nicht reden und macht mich damit langsam wahnsinnig.

    Eine solch sture Mandantin hatte ich noch nie gehabt. Vielleicht haben sie mehr Glück.“
    Er schob mich regelrecht durch die Tür, in das kleine Büro.
    Es war nicht viel darin. An der rechten Seite war ein Regal das die gesamte Wand ausfüllte und mit allerlei Gesetzesbüchern überflutet war.
    Links war ein Fenster und in der Mitte des Raumes befand sich ein großer Schreibtisch mit einem Stuhl dahinter und zwei davor. Auf einem der vorderen beiden Stühle saß Nina. Ihr langes, dunkles Haar hing, bis zur Mitte ihres Rückens, über die Rückenlehne des Stuhls hinunter.


    Wortlos setzte sich der Anwalt auf seinen Stuhl, hinter dem Tisch, während ich ebenso still, neben Nina Platz nahm und zu ihr schaute. Als sie registrierte, dass sich jemand neben sie gesetzt hatte, starrte sie wütend in meine Richtung. Doch ihr Ausdruck änderte sich schlagartig als ihr bewusst wurde, dass ich es war. Er änderte sich in ein Lächeln, dessen strahlen nur noch von ihren azurblauen

    wurde, dass ich es war. Er änderte sich in ein Lächeln, dessen strahlen nur noch von ihren azurblauen Augen übertroffen werden konnte. Zuerst wusste ich nicht, wie ich mit dieser Reaktion umgehen sollte. Aber als sie leise meinen Namen flüsterte, wurde es mir schlagartig klar.
    Der Grund wieso ich da war, wieso sie nur mit mir redete und mit ansonsten Niemanden. Das war nicht mehr nur einfaches Vertrauen. Es war weitaus mehr.


    In meiner Anwesenheit fühlte sie sich scheinbar sicher, so war es dem Anwalt möglich doch noch an Informationen zu kommen mit denen er, sie vor Gericht vertreten würdekönnen. Nachdem ich jede der Fragen, die ihr gestellt wurden, mit einem Nicken in ihre Richtung bestätigte, gab sie eine – wenn auch sehr schüchterne – Antwort. Sie schien all diese Zeit so hilflos und zerbrechlich, dass ich anders

    konnte als mich in sie zu verlieben. Und ich war mir sicher, dass sie genauso fühlte.

    Da alles funktionierte, wenn ich anwesend war, wurde ich auch zu den restlichen Sitzungen gebeten. Zuletzt sollte ich, dann auch noch während der Verhandlung, als moralische Stütze für Nina dienen.


    Der Prozess war ein voller Erfolg. Nina wurde in allen Anklagepunkten freigesprochen und ihr Vater, sowie seine Anhänger, mussten sich für Betrug, Diebstahl, Mord und organisiertes Verbrechen in mehreren Fällen verantworten. Ihr Strafmaß: Lebenslänglich.


    Doch nun bildete sich ein neues Problem. Nina war frei und benötigte somit keinen Schutz mehr –

    zumindest war das die Meinung des Gerichts. Damit wurde nicht nur ihr Begleitschutz wieder abgeordert, sondern auch die Wohnung – welche sie bis zur Verhandlung gestellt bekam – wurde nun zurückgefordert.
    Ihr altes Heim – das Gebäude, in dem Martin auch seine Geschäfte leitete – war vom Staat, als Beweismittel, konfisziert worden.
    Dies sorgte dafür, dass sie nun also keinen Ort mehr hatte, wo sie hinkonnte und damit zwangsläufig auf der Straße gelandet wäre.
    Kurzerhand bot ich ihr an, bei mir zu bleiben, bis sie eine eigene Wohnung gefunden hatte.
    Zuerst war es nur für ein paar Tage. Doch dann wurden es schnell Wochen, Monate und Jahre.
    Als ich, nach zwei Wochen, herausfand, dass sie noch nicht einen Finger gerührt hatte, um eine

    Wohnung zu finden, stellte ich sie zur Rede. Daraufhin entschuldigte sie sich und sagte, sie hätte keine gesucht, da sie nicht von mir weg wollte. An diesem Tag küssten wir uns zum ersten Mal.

    Die Zeit verging, während ich mich beruflich immer weiter hocharbeitete und sogar kurz vor meiner Beförderung zum Hauptkommissar stand. Nina und ich, hatten nach drei Jahren geheiratet und etwas später eine Tochter bekommen, die mittlerweile zehn Jahre alt geworden war.


    Alles schien perfekt, doch dann traten Fälle auf, die mir stark bekannt vorkamen. Sie ähnelten dem Muster welches Ninas Vater anwandte. Darum setzte mein Chef mich auf den Fall an. Auch wenn ich damals nur den letzten Hinweis beitrug, war er von meinem Können überzeugt und traute mir zu, diesen Fall, in Windeseile, zu lösen.
    Das tat ich auch, doch mit einer derartigen Wendung hätte ich damals, nie rechnen können.


    Alle Beweise die wir fanden, führten uns zurück zu Martin Richard Lurtiner, doch dieser saß seit

    seiner Verurteilung ein und war auch nicht geflohen. Um mich davon selbst zu überzeugen, entschied ich mich, ihm einen Besuch abzustatten.
    Als ich ihm, dort im Besucherraum, gegenüber saß, erkannte ich ihn kaum wieder. Die Jahre hinter Gittern taten seiner Erscheinung nicht besonders gut. Seine Falten und grau-weißen Haare zeugten davon, wie alt er geworden war.


    „Was führt Sie zu mir, Herr Oberkommissar?“, begrüßte er mich, überraschend freundlich.
    „Was können Sie mir dazu sagen?“, erwiderte ich, während ich ihm die Bilder der Tatorte und Beweismittel vorlegte, die ich mitgebracht hatte.
    „Dass Sie dümmer sind als ich dachte, wenn Sie wirklich glauben, dass ich das getan habe“, er hob

    seine Arme und deutete um sich, „falls es Ihnen nicht aufgefallen sein sollte, ich sitze hier wohl oder übel fest!“
    „Ich habe doch gar nicht gesagt, dass wir Sie verdächtigen würden“, gab ich kühl zurück.
    „Ich bitte Sie, als würde ich nicht erkennen, dass da jemand versucht in meine Fußstapfen zu treten“, er fing an zu schmunzeln, „Aber zugegeben, ich muss schon sagen, dass es mich stolz macht zu sehen was aus ihr geworden ist.“
    „Was meinen Sie damit?“, fragte ich neugierig nach.
    „Verstehen Sie es immer noch nicht? Nun gut lassen Sie es mich erklären und nebenbei zerstöre ich auch noch alles woran Sie dachten zu glauben“, er starrte mich mit seinem verschlagenes Grinsen an,

    während er mir erzählte, wer hinter den Verbrechen stand.
    Als wir fertig waren, war ich geschockt. Ich konnte nicht glauben, was mir Ninas Vater da gerade erzählt hatte. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Ach, und richten Sie meiner Enkelin, doch bitte meine Grüße aus, Herr Kommissar.“
    „Woher…?“, mehr bekam ich nicht mehr raus.
    Woher zum Teufel, wusste er von seinem Enkelkind.
    Doch ich hatte keine Zeit mich darum zu kümmern. Ich musste schnellstmöglich den Informationen nachgehen, die mir Martin gegeben hatte.


    Die Wahrheit über den wahren Täter, brach mir das Herz.

    Am nächsten Tag blieb ich zuhause. Unsere Tochter war in der Schule und meine Frau kam für gewöhnlich am Vormittag von der Arbeit, da sie meist nachts arbeitete – zurückblickend hätte ich da bereits stutzig werden müssen – doch die Liebe macht nun mal blind. Als sie gegen zehn Uhr nach Hause kam, war sie sichtlich überrascht.
    „Hi Schatz, du bist zuhause? Hast du heute gar keinen Dienst?“, begrüßte sie mich fragend.
    „Ich bin gerade im Dienst, Nina!“, antwortete ich, während mein Herz stechend schmerzte.
    „Was meinst du damit?“
    Sie versuchte die Unschuldige zu spielen. Das konnte sie gut, immerhin hatte sie mich ganze zwanzig Jahre lang getäuscht.
    Ich stand auf und sah ihr direkt in die Augen.
    „Sei ehrlich, Nina! War alles gelogen? Hat dir alles was wir hatten, wirklich so wenig bedeutet?“
    Wut, Trauer und Enttäuschung, all diese Gefühle kamen mir gerade hoch. Ich versuchte sie so gut es

    ging zu unterdrücken, doch es gelang mit nur zum Teil.
    „Nein! Schatz, ich liebe! Ich habe dich immer geliebt!“, nun begannen auch ihr die Tränen übers Gesicht zu rinnen, „Glaub mir bitte.“
    Ihre Stimme wurde immer leiser während sie auf mich zukam und mich umarmte.
    „Es tut mir Leid, Nina“, flüsterte ich ihr ins Ohr. Mit diesen Worten kamen zwei Kollegen in unser Haus und legten ihr Handschellen an.
    „Tu mir das nicht an! Bitte! Ich flehe dich an!“, schrie sie während sie abgeführt wurde. Sie weinte. Sie wusste, dass ich nicht anders konnte. Ich bin Polizist. Ich war es, als ihr Vater verhaftet wurde, als ich sie Heiratete und ich bin es auch in dem Moment, als sie von meinen Kollegen abgeführt wird.
    Mein Herz war gebrochen und niemals würde es sich davon erholen.


    Die nächsten Jahre vergingen langsam und trostlos. Kurz nach der Verhaftung meiner Frau, ging mein

    Chef in Pension. Ich wurde daraufhin befördert und übernahm seinen Posten. Ein schwacher Trost, für all das Leiden.
    Auch wenn ich erfolgreich im Beruf war, schlugen die Ereignisse auf mein Privatleben. Ich begann damit, meine Tochter zu vernachlässigen. Meine Freunde hatte ich vergrault und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, lies ich all meinen Frust auf der Arbeit aus. Ich machte zwar meine Arbeit, doch war ich nicht besonders beliebt, auf meiner Dienststelle.
    Eines Tages wurde es sogar so schlimm, dass ich den Frust zuhause ausließ. Meine Tochter war bereits 18 Jahre alt und versuchte mir immer zu helfen, obwohl ich mich nicht um sie scherte. Ich erhob meine Faust und schlug sie. Ich erstarrte zu Eis. Sie schaute mir direkt in die Augen, ohne auch nur ein Wort zu sagen ging sie auf ihr Zimmer, packte ihre Sachen und ging durch die Tür. Die einzige Träne die sie während all dem vergoss war, als sie aus dem Haus ging und sich mit einem:

    „Ich liebe dich!“, verabschiedete.
    Für immer.


    Die nächsten Tage kam ich nicht in die Dienststelle. Als einer meiner Männer kam, um nach mir zu sehen, da ich mich nicht abgemeldet hatte, fand er mich, mit immer noch dem selben Ausdruck im Gesicht, auf dem Sofa sitzen. Ich reagierte jedoch auf nichts mehr.
    Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits verstorben.


    Auf meiner Beerdigung waren genau drei Leute. Meine, mich immer noch liebende Tochter, ein Polizist, der alles dafür gegeben hätte woanders zu sein und die Frau, die er begleiten musste: Nina.


    Auf der ganzen Welt gab es nur noch zwei Menschen die mich liebten und mehr hätte ich auch nie gebraucht. Doch ich musste zuerst alle um mich herum enttäuschen und sterben, um das zu begreifen.


    Wie immer, freue ich mich über eure Meinung :D

  • Hey @Schaffe von Drag,

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    oh je.. das hat nun wirklich kein gutes Ende genommen. Nina hatte es offensichtlich faustdick hinter den Ohren -wer hätte das gedacht?
    Mich würde mal interessieren, was es genau für dunkle Geschäfte waren, in die sie da verstrickt gewesen ist und warum es so lange gedauert hat, bis man schließlich auf ihre Spur gekommen ist.
    Mich hätten ihre genauen Beweggründe interessiert und ob sie wirklich einfach nur eiskalt und berechnend war, oder ob sie in die Sache vielleicht reingerutscht ist...die Tatsache, dass sie am Ende zu der Beerdigung erscheint, heißt jawohl, dass sie durchaus noch Gefühle für ihren Mann gehabt haben muss :hmm:

    Ich finde die Geschichte vom Grundgerüst her gar nicht schlecht, würde aber mal darüber nachdenken, ob man dem Ganzen nicht etwas mehr Tiefe geben könnte, indem man es hier und da noch ein wenig ausschmückt...vielleicht ist das aber auch nur meine persönliche Meinung, weil ich eher dazu neige, Geschichten auszuschlachten, weshalb ich auch arge Probleme hätte, eine "Kurzgeschichte" zu schreiben ^^

    LG,
    Rainbow

  • Hey @Schaffe von Drag. Ich habe mir den Rest jetzt auch mal vorgenommen. Die Korrekturen sind, in dem gleichen Prinzip wie vorher auch schon, markiert. Schau einfach mal, was du davon gebrauchen kannst :)

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    Insgesamt war das doch eine ganz runde Sache. Allerdings hast du mich während der Gesichte nicht wirklich fesseln können. Ich schätze einfach mal, dass das an deinem eher monotonen Erzählstil liegt. Du kannst uns zwar erklären, worum es geht und wie das alles von statten geht, allerdings fehlt mit hier das bildliche etwas. Gerade so, wenn es im Bereich der Dialoge ging, war es doch etwas hölzern und die Charaktere wirkten nicht ganz lebendig. Im letzten Drittel des Textes solltes du dir die Zeitformen nochmal ansehen, ich glaube, da stimmt noch nicht alles. Aber da bin ich selber nicht ganz fit und müsste alles nachschlagen, daher mal selber drüber gehen und gucken.

    Ich gebe auch @Rainbow Recht damit, dass die Beweggründe nicht so klar rüberkamen...(Wenn es denn überhaupt welche gab). Und auch, dass du es etwas mehr Farbe verleihen könntest. Nur, weil es eine Kurzgeschichte ist, heißt das nicht, dass sie nur eine Seite lang sein darf. Verstehst du?

    Aber alles in Allem war das doch ganz cool. Die Story hat mir gefallen und der Schauplatz sowieso. Weil Krimiliebhaberin und so :rolleyes:

    LG :)

  • Hallo @Schaffe von Drag,

    ich hab auch mal bei dir reingelesen. Kurzgeschichten mag ich gern, und die drei, die ich von dir gelesen habe, haben mir gut gefallen. ^^

    Spoiler anzeigen


    Weil's schon so spät ist, erstmal nur ein Teil vom ersten Post. Zum Farbcode -
    GRÜN sind nur Vorschläge
    BLAU sind Fehler
    ROT sind Fehler in der Zeichensetzung
    WEISS sind Wiederholungen
    GELB sind meine Gedanken zum Text

    Ein Tipp: achte auf die Zeitformen. Dinge, die an dem Zeitpunkt, von dem du gerade schreibst, schon geschehen (also Vergangenheit) sind, stehen grammatikalisch in der Vorvergangenheit oder dem Plusquamperfekt. Dafür nimmt man die Hilfsverben "hatten" und "waren" und "gewesen" und "geworden".

    Gefällt mir sehr gut bisher. Nun hab ich Rainbows Antwort-Kommi schon gelesen und weiß deshalb, wie es ausgeht. Davon lässt du hier im ersten Part noch gar nichts ahnen, und das find ich gut! Den zweiten Teil kenne ich noch nicht, den schau ich mir morgen an. Wenn du keine so ausführliche Überarbeitung möchtest, sag's mir einfach. Ich kann auch normal. ^^ )

    VG
    Tariq

    @Rainbow

    Spoiler anzeigen

    Hallo Rainbow, ich fand es sehr schade, dass ich durch deinen Post (Nr. 8 ) jetzt schon weiß, wie das Ende der Geschichte ist, bevor ich den zweiten Teil lesen konnte. Vielleicht könntest du deine Gedanken zur Geschichte künftig lieber in einen Spoiler setzen, um so etwas zu vermeiden? Das wäre schön. Vielen Dank.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Tariq

    Spoiler anzeigen

    Hallo Rainbow, ich fand es sehr schade, dass ich durch deinen Post (Nr. 8 ) jetzt schon weiß, wie das Ende der Geschichte ist, bevor ich den zweiten Teil lesen konnte. Vielleicht könntest du deine Gedanken zur Geschichte künftig lieber in einen Spoiler setzen, um so etwas zu vermeiden? Das wäre schön. Vielen Dank.


    Oh Shit! Das tut mir leid! Normalerweise arbeite ich auch mit Spoilern...keine Ahnung, warum ich das hier so runtergeschrieben habe. Das ist echt ätzend. Mir ist das auch schon mal passiert-ich glaube in einer ziemlich coolen Kurzgeschichte von Alopex...da habe ich blöderweise auch vorab schon einen Kommentar gelesen und konnte mir daraufhin denken, wie das Ganze ausgehen würde..blöd blöd! Ich werde das jetzt nachträglich noch ändern, damit es nicht jemand anders ebenfalls so ergeht.

    Danke für den Hinweis :)