Es gibt 86 Antworten in diesem Thema, welches 25.751 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. Februar 2021 um 17:58) ist von Voluptuous Mayday.

  • Was nun folgte glich Atlantis, wenn die Stadt aus dem Wasser auftauchte - oder zumindest dem, wie Jack es sich vorstellte (absurderweise begann er, während der Boden unter seinen Füßen bedrohlich zu schwanken begann zu lächeln und dachte daran, dass Atlantis sicher auch mal eine Reise wert wäre). Er schüttelte den Kopf und kehrte in die Realität zurück.
    Mühsam versuchte er das Beben des Bodens auszugleichen, während sich vor ihm ein gigantiusches Gebäude aus den Dünen der Wüste erhob.

    Gelbe Kaskaden aus Staub und Sand rieselten von Türmen, Zinnen, Säulen und Simsen, die aus gelbem Sandstein bestanden. Einige Steinbrocken schossen gegegen die Schwerkraft nach oben und setzten sich an ihre angestammten Plätze in der ursprünglichen Ruine. Das obere Stockwerk eines riesigen Tempels. Die Fenster, die auftauchten waren tot und dunkel und wirkten alles andere als einladend.
    Der ganze Spuk konnte nicht länger als einige Sekunden gedauert haben, doch am Ende standen die Gruppenmitglieder den Kopf in den Nacken gelegt und mit offenen Mündern da und starrten den Tempel an, der sich soeben vollständig aus dem Sand erhoben hatte.
    Direkt vor ihnen gähnte ihnen ein wenig einladendes, schwarzes Loch entgegen. Ein Torbogen.
    Urplötzlich flammten Fackeln mit lautem Zischen nacheinander den Gang hinab und hinein in den Tempel auf. Jeweils ein kleiner Funken löste sich von den Fackeln, die Salem entzündet hatte. Sie schossen spielerisch um die Gefährten herum, als wollten sie sie begutachten. Jack folgte "seinem" Funken mit den Augen und hatte den irrationalen Eindruck nicht zu genügen. Schließlich wandte der Funke sich ab, verschmolz mit den anderen. Die Flamme verharrte kurz in der Luft. Ein Zischeln und Flüstern erfüllte die Luft, als schienen die einzenlen Funken zu beraten. Dann teilte sich die Flamme und wanderte zu Salem und Aljin - Jenen, die das magisch entzündete Feuer als am interessantesten erachtet hatte.
    Aljin betrachtete die Flamme mit etwas missgelauntem Blick und war dann trotzdem die erste, die sich aus ihrer Starre löste.
    "Na dann", meinte sie und zuckte lapidar mit den Schultern. "Wer kommt mit?"
    "Blöde Frage", knurrte Jack und gesellte sich an ihre Seite. Nach und nach folgten die anderen, bis sie in einer Reihe nebeneinander - Aljin in der Mitte - vor dem Tor standen. Alle zögerten. Niemand wollte den ersten Schritt tun. Und als hätten sie sich angesprochen traten sie alle gleichzeitig über die Schwelle des Tempels.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Von innen war der Tempel beinahe noch beeindruckender, denn es war alles intakt. Obwohl Codrac vermutete, dass die Mauern jahrelang unter dem Wüstensand begraben gelegen haben muss, zeigten die sandfarbenen Wände und Fußböden keinerlei Beschädigungen. Zwischendurch rieselte der feine Sand aus den Ritzen der säuberlich aufgestapelten Steine und der Schein der Fackeln warf ein tanzendes Spiel aus Schatten und Licht an die Wände.

    Es gab keine Türen und so konnte Codrac einen Blick in einen angrenzenden Raum werfen. Zögerlich trat er über die Schwelle und legte den Kopf in den Nacken, um den einfachen Bogen zu betrachten.

    Codrac kam es vor, als wäre er urplötzlich in einer anderen Zeit gelandet, denn nie hatte er ein Gebäude wie dieses gesehen.

    Joska schlängelte sich an ihm vorbei und tappste die drei Stufen hinab in den Raum, zog schnüffelnd einen Kreis und kurzentschlossen folgte er seiner Hündin.

    Die Schritte, die er bald darauf hinter sich hörte, zeigten ihm, dass die Anderen ihm gefolgt waren.

    In der Mitte des Raumes erhob sich hüfthoch eine Säule, die eine steinerne Schale hielt. Darin befand sich nichts weiter außer Wüstensand. Rund herum waren Steinklötzer im Halbkreis angeordnet worden, als stellten sie Sitzmöglichkeiten dar.

    Doch Codrac musste sich eingestehen, dass er nicht die leiseste Ahnung hatte, was das hier für ein Raum sein sollte.

    Und die Schüssel?

    Joska drehte erneut eine Runde um die Steinwürfel herum und gesellte sich schließlich zu ihm, setzte sich hechelnd auf den Boden und starrte zu ihm herauf.

    Codrac wandte sich von dem Anblick der Schale ab und sah in die Gesichter seiner Gefährten.

    "Also", fragte er, "Wo genau wollen wir zuerst hin? Schätze, um dieses Ei kümmern wir uns zum Schluss?"

    • Offizieller Beitrag

    Das war eine gute Frage.
    Eine Weile sah sich Aljin im Raum um. Offenbar handelte es sich um eine Art Zeremonienraum. Was genau hier veranstaltet wurde, wollte sie so genau nicht wissen. Das war Vergangenheit und blieb es hoffentlich auch.
    Jakis Zischen erinnerte die Dschinn daran, dass sie nicht allein war und erst da merkte sie, dass ihre Begleiter sie abwartend anschauten.
    Natürlich, schoss es ihr in den Kopf, sie sind nur wegen mir hier. Kurz überlegte sie. Und einem dusseligen Phönix-Ei.
    "Irgendwo in diesem Tempel sollte es eine Bibliothek geben", murmelte sie schließlich.
    Mit diesen Worten und einem letzten Blick auf die Schale wandte sie sich ab und lief weiter in den Tempel hinein.
    Die anderen folgten ihr.
    "Woher wissen wir, dass die Bibliothek nicht noch verschüttet ist?" Jacks Stimme hallte von den Wänden zurück. Das entfernte Rieseln des Sandes tat sein Übriges, damit es Aljin eiskalt den Rücken hinablief. Darüber hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht. Und wollte sie auch nun nicht. Das durfte einfach nicht sein. Es würde bedeuten, dass die Dokumente beschädigt wären.
    "Dann war der Aufwand umsonst", grummelte Aljin genau in dem Moment, als sie an einer verschlossenen Tür vorbeikamen. Der Sand hatte daran genagt, aber der einstige Prunk war noch immer zu erkennen. In mühevoller Kleinarbeit hatte jemand Zeichen hineingearbeitet, deren Bedeutung Aljin nur schwer entziffern konnte. Mit genug Zeit und dem richtigen Werkzeug, ließ sich die Tür sicherlich wieder auf Vordermann bringen. Allerdings waren sie nicht hier, um Akrabria zu restaurieren.
    Aljin strich über das alte Holz.
    "Von euch hat nicht zufällig jemand den Schlüssel dabei?", wollte Codrac wissen.
    Aljin wog ab, ob es klug war, die Tür mit Gewalt zu öffnen. In einem Tempel, der voller Gefahren und Fallen stecken konnte, vermutlich nicht.
    "Einen Schlüssel ... " Ein Schlag mit der Faust gegen die massive Tür durchbrach ihren angefangenen Gedanken. Die Tür war der offensichtliche Weg, wenn es Fallen gab, dann direkt dahinter oder in ihrem Mechanismus.
    Ihr Blick glitt zur Wand daneben. "... brauchen wir nicht."
    Aljin fuhr mit der Hand über den Stein. Die Wände waren dick, aber der Stein leicht porös. Sicherlich würde er einer Explosion nicht standhalten. Da sie aber nicht wusste, wie stabil Akrabria nach all der Zeit unter der Wüste war, und sie die Stadt nicht sofort wieder versenken wollte - und sich gleich mit -, befahl sie lieber dem Sand aus den Steinfugen herauszuströmen und die großen Blöcke so zu lockern. Die Wand löste sich unter ihrer Magie förmlich auf und zerfiel ebenfalls zu feinem Sand.
    Nach wenigen Minuten prangte ein großes Loch neben der Tür.
    Neugierig lugte Aljin in den dunklen Raum dahinter. Es war nicht viel zu erkennen, erst als Salem eine Feuerkugel in den Raum schickte, wanderten Lichtreflexe über Unmengen an Kisten, manche davon geöffnet und mit schimmernden Schätzen gefüllt, und Fässern. Ganz im Hintergrund des weitläufigen Raumes meinte Aljin Regale mit Flaschen aber auch mit Büchern und Schriftrollen zu entdecken.
    Ihr Blick blieb an einem Draht hängen, der zwischen zwei Kisten scheinbar aus dem Nichts kam und in selbiges wider verschwand. Allein Salems Feuerball enthüllte seine Existenz, aber auch nur, wenn man genau hinsah, erkannte man, wo er sich befand. Es gab also wirklich Fallen. Oder zumindest ging Aljin davon aus, dass der Draht kein Orchester auslösen würde. Von den riesigen Sicheln genau neben der Tür einmal abgesehen. Ob die Fallen das Sandbad überlebt hatten, war jedoch schwer zu sagen.

    Kadaver von Schlangen säumten den Boden und hier und dort meinte Aljin einen Skorpion in den Schatten verschwinden zu sehen. Darauf mussten sie ebenfalls achten.
    "Also, wie genau kommen wir jetzt weiter?", Codrac schien die Fallen auch gesehen zu haben.
    Jack zuckte die Schultern als er an Aljin vorbei in den Raum spähte.
    Probeweise ließ Aljin Sand in ihre Hand fließen und formte einen Ball daraus, dessen Dichte sie festigte, bis er nicht mehr auseinanderfiel. Dann zielte sie und warf ihn auf einen der Stolperdrähte. Kaum, dass er diesen berührte, ging ein Zischen und Rattern durch den Raum und einen Lidschlag später polterte ein sarggroßer Stein von der Decke direkt auf die Stelle, an der eben noch der Ball gelegen hatte.
    Schweigend starrte Aljin auf die Falle.
    "Tja, nun wissen wir, dass die Fallen noch funktionieren", kommentierte Jack, der als erster seine Stimme wiederfand.
    "Und wir wissen, dass der Raum etwas versteckt." Salem ließ seinen Feuerball etwas anschwellen und sein Blick streifte die Truhen, Fässer und Regale.
    "Nur wie viele von diesen Fallen gibt es?" Codrac hob die Brauen, während seine tierische Begleitung nun auch noch den Kopf durch das Loch steckte. Langsam wurde es eng.
    "Kamelscheiße", zischte Aljin.
    Sie musste in den hinteren Teil des Raumes, dorthin, wo die Bücher und Schriftrollen lagen. Unbedingt! Hoffentlich lohnte sich der Aufwand überhaupt. Was wäre, wenn sie nicht fündig wurde, weil genau die Dokumente über Flaschengeister, Wünsche und Flaschen dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen waren? Aljin schüttelte den Gedanken ab.
    "Jemand einen Einfall? Ich kann schlecht willkürlich Sandbälle in den Raum werfen."

  • Jack schaute in den Raum, aber sein Blick ging ins Leere. Er hatte absolut keine Idee. Er fühlte sich, als würde ein Wüstenläufer durch seinen Kopf wehen. Sich in einen Wolf zu verwandeln brachte nichts. Alles einfach abfackeln auch nicht, schließlich wollte Aljin ja die Schriftrollen lesen. Zaubertränke brachten auch nichts und Cordrac würde wohl kaum Joska vorschicken (was sowieso überhaupt niemals nie in Frage kommen würde. Auch wenn Joska ihn mit Misstrauen beobachtete, so war sie doch ein Rudelmitglied).
    "Bleibt nur sinnlos mit Sandbällen werfen", meinte Jack frustriert und trat gegen einen am Boden liegenden Stein, der plump auf die Seite kippte. Plötzlich setze ein Knirschen und Knistern ein und alle sprangen alamiert zwei Schritte zurück. Salems Feuerball flackerte, weil der Magier sich nicht mehr auf ihn konzentrierte.
    Doch der Boden tat sich nicht wie erwartet auf. Stattdessen hatte der Stein einen anderen Mechanismus ausgelöst.
    Die Sicheln an der Tür rasteten mit einem hörbaren Klicken ein.
    "Aljin!", sagte Jack aufgeregt. "Wirf nochmal einen Ball, dort auf die Sicheln."
    Die Frau folgte seiner Bitte und siehe da: Nichts geschah. Die Sicheln waren an Ort und Stelle fixiert.
    "Hm, dann gibt es sicher noch mehr versteckte Knöpfe und Hebel, die die Fallen deaktivieren", überlegte Cordrac. Als hätte Joska seine Gedanken gelesen, begann die Hündin aufgeregt über den Boden zu schnüffeln.
    Salem holte den Feuerball wieder näher zu ihnen heran.
    "Okay", meinte der Magier. "Lasst uns logisch vorgehen: Wenn wir durch die Tür gegangen wären, was wäre unser nächster Schritt und dementsprechend wo die nächste Falle. Dort muss dann irgendwo in der Nähe die Nächste Sicherung sein ..."

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    - F. Scott Fitzgerald

    3 Mal editiert, zuletzt von Miri (13. November 2020 um 07:46)

  • Misstrauisch beäugte Codrac die Sichel-Falle und zog sich weiter zurück. Er entledigte sich seines Rucksackes, holte sich zwei kleinere Dittriche heraus, steckte sie sich in den Hosenbund und drängte sich schließlich an den Anderen vorbei.

    "Ich werde sie suchen und die Fallen abschalten", entschied er entschlossen.

    Als er die Blicke sah, die ausschließlich ihm galten, zweifelte er bereits an seinem Plan.

    "Das halte ich für keinen guten Einfall", bemerkte Salem und verschränkte die Arme vor der Brust.

    "Und was schlagt ihr sonst vor?", fragte Codrac. "Es hat keinen Sinn zu diskutieren. Am besten ist es, wenn einer den Weg tatsächlich geht. Und ich habe in meinem Leben unzählige Schlösser geknackt und bin in viele Häuser eingebrochen. Ich schaffe das schon." Er setzte ein aufbauendes Lächeln auf, doch Aljin zog nur die linke Augenbraue hoch.

    "Das wird dich umbringen", sagte sie nüchtern, woraufhin Jack zustimmend nickte.

    "Salem und Aljin haben Recht", sagte der Werwolf. "Das führt doch zu nichts. Es muss einen anderen Weg geben."

    Codrac setzte sich in Bewegung, bevor er seine Meinung noch ändern konnte. Er ließ sich vor Joska in die Hocke sinken. "Du bleibst hier bei Jack", flüsterte und krauelte die Hündin kurz hinter dem Ohr. Er wusste, dass sie im Zweifel immer dem Wolf folgen würde.

    Zunächst machte er sich daran, den Türrahmen zu untersuchen. Der erste Schritt war nämlich immer der auf der Schwelle oder eine Fußlänge weiter. Langsam und vorsichtig tastete er sich am Stein entlang, untersuchte jeden noch so schmalen Spalt und prüfte alle Unebenheiten. Sand rieselte ihm ins Gesicht, als er über seinem Kopf den Rahmen abtastete. Seine Finger glitten über den Rand hinweg und fanden einen kleinen dreieckigen Knauf. Nach einigem zarten Rütteln ließ er sich einmal drehen und direkt vor Codracs Füßen sprangen unterarmlange Dornen aus dem Boden heraus, die einem sauber den Schuh durchlöchert hätten. Er drehte den Mechanismus zur anderen Seite, woraufhin die schmerzbringenden Nadeln wieder in der Erde verschwanden.

    "Aljin, wirf einen Sandball hier rauf", forderte er die junge Frau auf und nur einen Augenblick später flog die Kugel an ihm vorbei und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Fußboden. Nichts passierte.

    Allgemeines Aufatmen erklang in der Runde und Codrac ging bedächtig weiter, ließ sich in die Hocke sinken und sah sich mit zusammengekniffenen Augen in der Nähe um. "Ich könnte ein wenig Licht gebrauchen!", rief er den Anderen zu. Und schon flackerte Salems feurige Leuchte neben ihm.

    Es verging ein Ewigkeit, in der Codrac damit zubrachte, die Sicherungen zu suchen. Immer, wenn er sich unsicher war, hatte er Aljin gebeten, Sandbälle zu werfen oder hatte Salem seine Feuerkugel in eine bestimmte Richtung zu schicken. Mittlerweile rann Codrac der Schweiß über die Stirn, einen Dittrich klemmte zwischen seinen Zähnen, während er auf Händen und Knien unter zwei sich kreuzenden Speeren kroch. Das war das Resultat einer fehlgeschlagenen Entsicherung gewesen und er selber hatte noch rechtzeitig zurückspringen können, um nicht aufgespießt zu werden.

    "Codrac, das ist Wahnsinn", rief Jack. "Komm zurück, wir überlegen, wie wir den Rest finden."

    "Kommt nicht in Frage", antwortete Codrac, als er seinen Dittrich aus dem Mund genommen hatte. "Ich bin gleich am Ende!"

    Das war er wirklich, denn als Salems Lichtkugel wieder an seiner Seite aufleuchtete, konnte er die Schriftrollen förmlich greifen. Aber er besann sich und konzentrierte sich auf seinen nächsten Schritt. Vorsichtig erhob er sich, aber im Abstand von einer Handlänge gab es nichts Auffälliges. Doch dann sprang ihm ein Symbol ins Auge, der entweder retten oder töten könnte - eine einfache Flamme, die auf einen an der Wand herausragenden, runden Stein gezeichnet war. Alles daran schrie danach, ein letzter Mechanismus zu sein, aber er konnte sie nur erreichen, indem er sprang. Und ein falscher Schritt und es würde sein letzter sein.

    Er sprach leise ein letztes, recht kurzes Gebet und nahm aus dem Stand etwas Schwung.

    "Verfluchter Mantikordreck!", schrie Aljin, als Codrac sprang und unsanft wieder auf die Beine kam.

    Er taumelte und schürfte sich die Hände an der Wand auf, wo er sich abstützen wollte. Ungebremst landete er mit dem ganzen Körper auf dem Boden und er spürte, wie der Stein unter seinem Knie knirschend nachgab. "Mist", fluchte er und rappelte sich ungelenk wieder auf.

    Seine Sinne waren angespannt und ohne auf die nächste Falle zu warten, sprang er auf das Flammensymbol zu.

    "Vorsicht!", brüllte Jack. "Links!"

    Noch bevor der Wolf seine Warnung ausgesprochen hatte, schmetterte Codrac seine Faust in den Mechanismus. Die Zeit schien still zu stehen.

    Der Boden vibrierte und Codrac presste sich haltsuchend gegen die Wand. Einen Lidschlag später war alles vorbei. Die ausgelösten Fallen verschwanden wieder dort, wo sich hergekommen waren und der Raum wurde plötzlich von zahlreichen Öllampen erhellt, die er vorhin zwar gesehen, aber ihre Funktionstüchtigkeit angezweifelt hatte.

    Die Gruppe, die nach wie vor am Türrahmen stand, starrte ihn an und er starrte alle anderen an.

    Langsam glitt er an der Wand zu Boden und strich sich eine schweißnasse Strähne aus dem Gesicht. "Heiliger Strohsack", keuchte er. "Ich denke ihr könnt reinkommen!"

    Joska lief als Erste los.

    • Offizieller Beitrag

    "Gut gemacht", gab Aljin von sich, als sie neben Codrac angekommen war und klopfte ihm auf die Schulter. Dabei versuchte sie ihre eigene Anspannung zu lösen.

    „Okay, dann steckt mal ein, was auch immer ihr wollt. Nehmt was ihr tragen könnt. Hier braucht das keiner mehr.“

    Mit diesen Worten wandte sie sich selbst an die Regale. So viele Jahre war es her…und sollte es nun wirklich sein, dass all die Zeit die Lösung so nah bei ihr gewesen war? Irgendwo hier könnte es Wissen geben, das ihren Fluch löste.

    Sie wagte nicht zu hoffen, doch zumindest sahen einige der Pergamente gut erhalten aus. Nacheinander griff sie danach, legte Rezepte gegen eingeschlafene Füße zurück und steckte jene Papiere über alte Zauber und Geschichten ein. Im dämmrigen Licht hätte sie das alles sowieso nicht entziffern können. Das würde Zeit und Sonnenlicht brauchen. Nebenher ließ sie auch Gold und ein paar Edelsteine in ihre Taschen wandern.



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Gemächlich schritt Salem zwischen den überquellenden Regalen umher und ließ den Blick über all das verlorene Wissen gleiten. Dekaden, nein, Jahrhunderte waren nötig, um ein solches Sammelsurium an Schriften und Büchern zusammenzustellen; sie zu katalogisieren verlangte wahrlich Hingabe. Der Feuermagier griff wahllos nach einer Schriftrolle, öffnete sie, stellte fest ihren Inhalt nicht entziffern zu können und legte sie daher ordentlich zusammengerollt zurück an ihren Platz.

    Um seinen schwarzhaarigen Kopf schwirrte nach wie vor sein Feuerball – die einzige Lichtquelle hier unten. Je weiter Salem sich von seinen Gefährten entfernte, desto weniger Licht erreichte sie. Er berührte also den Feuerball mit der Fingerspitze, worauf dieser in fünf kleine, jedoch gleichgroße Kugeln zersprang. Jede einzelne davon suchte sich sogleich einen von Salems Begleitern. Selbst Codracs Hündin wurde von einer der lodernden Kugeln auserwählt und schaute das leuchtende Etwas oberhalb ihrer Schnauze misstrauisch an. Salem für seinen Teil begab sich tiefer zwischen die Schluchten aus aufgetürmten Schätzen und Papieren, doch nichts davon weckte sein Interesse.

    Dann erreichte er ein Podest. Asche bedeckte die steinige Oberfläche und eine Vogelstange ragte empor. Unter den grauen Flocken schien außerdem ein Objekt versteckt zu sein. Salem strich den Schmutz bei Seite und legte tatsächlich etwas frei. Es war ein Ei.

    Die Schale reflektierte das Leuchten von Salems Feuerkugel und schimmerte zugleich rot wie orange. Schwarze Tupfen dekorierten beide Enden und als Salem es in die Hand nahm, fühlte es sich kalt an und schwer. Wüsste Salem kein Ei zu erkennen, wenn er es vor Augen hatte, hätte er es ob des Gewichts und der massiven Schale für einen Stein gehalten. Es blieb keine andere Möglichkeit – Salem hielt wohl das Ei eines Phönixes in der Hand, welches die Hariq im Tausch gegen ihre Magie gefordert hatten. Nun, natürlich konnte Salem keineswegs auf ein Phönixei deuten und es als solches identifizieren. Welche Option blieb allerdings hier unten?

    Salem?“, hörte der Magier Jacks Stimme und antwortete ihm, damit der Werwolf am Klang seiner Stimme hörte, in welche Richtung er ihn suchen sollte.

    Hier.“

    Ein Lichtschimmer hinter einer gewaltigen Amphore kündigte sein Erscheinen an und dann trat Jack um die Ecke. Sein Blick fiel direkt auf das Ei in Salems Hand. „Was hast du da?“

    Ich nehme an, ich habe das gewünschte Ei eines Phönix gefunden.“

    Ungläubig runzelte Jack die Stirn und deutete auf das wahrlich kleine Ei. „Du meinst das da?“ Als Salem bestätigend nickte, meinte er: „Aber das ist so winz-... Aua!“ Während er sprach, hatte Jack nach dem Ei gegriffen. Doch kaum berührten seine Fingerkuppen die Schale, zog der Werwolf augenblicklich die Hand zurück und schüttelte sie vor Schmerz aus. Nanu? „Du hättest mir sagen können, dass das Ding knallheiß ist!“

    Heiß? Nun war Salem es, der die Stirn in Falten legte. Er spürte keinerlei Hitze von dem Ei ausgehen.

    Vermutlich wegen Jacks Aufschrei tauchte Codrac mit Joska plötzlich auf. „Alles okay?“ Auch seine Aufmerksamkeit wanderte zu dem Ei. „Ist das das Phönixei, das wir mitbringen sollen?“

    Ich denke es“, antwortete Salem.

    Jack warnte Codrac „Pass auf, das ist irre heiß“, was Crodrac dazu bewegte, selbst die Finger auf das Ei in Salems Hand zu legen und genau wie Jack, schien ihm der Hautkontakt Schmerzen zu bereiten. „Au. Das ist ja wirklich heiß! Wieso ist das Ei heiß? Und wieso kannst du das so ohne weiteres festhalten?“

    Für mich fühlt es sich kalt an“, offenbarte Salem den beiden Männern. Das war wahrlich rätselhaft. Wieso nahmen sie bloß unterschiedliche Temperaturen wahr? Zur Probe hielt Salem Joska das Ei entgegen. Die Hündin schnupperte daran, entfernte ihre empfindliche Nase allerdings auch davon und blinzelte Salem im Anschluss unschlüssig an.

    Nun gut. Dann würde Salem das Ei eben transportieren.