„Man könnte damit eine Menge Falafel kaufen. Die Falafel in der Gegend sollen sehr gut sein“, meinte Salem, der aus der Menschenmenge heraus plötzlich hinter den anderen stand. Er trug zwei große Beutel bei sich, in denen er den eingekauften Proviant transportierte. Ehrlich gesagt verstand Salem nicht so recht, weshalb ausgerechnet er für ihre Verpflegung sorgen sollte. Nicht, dass er es nicht tun würde. Im Laufe ihrer gemeinsamen Reise hatte sich lediglich seiner Meinung nach oft genug bewiesen, wie abweisend die Menschen auf ihn reagieren konnten. Teilweise war es ein kleiner Kampf gewesen, passende Nahrungsmittel für ihre Reise zu kaufen. Zwieback, Trockenfleisch, ein paar Äpfel … Ein paar der Händler weigerten sich ganz, mit dem großen, vermummten Mann zu reden. Andere wollten ihn offensichtlich so schnell wie möglich los werden.
Grundsätzlich machte ihm diese Behandlung wenig aus. Nach einem vollen Centennium konnte man sich an vieles gewöhnen und die allgegenwärtige Ablehnung hatte sich zu einem Teil von Salems Dasein entwickelt. Wenn es aber um Dinge wie den Proviant der Gruppe ging, empfand es der Feuermagier als lästig.
Wie dem auch sein mochte. Schlussendlich war er erfolgreich gewesen und nur das zählte. „Wir gehen also nach Akrabria?“ Es war eher eine Feststellung, denn eine Frage.
„Ich jedenfalls schon“, stellte Aljin klar und wedelte mit einer Karte in der Hand herum. „Die beiden anderen haben sich noch nicht entschieden.“
Automatisch wechselte Salems Blick zu eben jenen anderen, erst zu Esme und dann zu Jack. „Nun, ich fände es furchtbar schade, auf Eure Gesellschaft verzichten zu müssen“, sagte er und sah dabei vor allem Jack an. Salem war ehrlich: Er wollte den Werwolf um sich haben. Nicht nur aus fachlichen Interesse an seinem Fluch und den Prozess seiner Verwandlung – das interessierte ihn auch an Jack. Hauptsächlich lag der Grund schlicht und ergreifend daran, dass sich Salem zu Jack hingezogen fühlte. Körperlich wie geistig.
Salem machte sich nichts vor. Er hatte Jack mit den Frauen flirten sehen und hegte keinen Zweifel daran, dass er kein Interesse für Männer aufbrachte. Und Salems Erfahrungen nach behielten sowieso die meisten Männer, die ihr eigenes Geschlecht bevorzugten, diesen Umstand für sich. Religion, gesellschaftliche Akzeptanz und der Druck, den Familiennamen weiterzugeben, ließ ihnen oftmals keine andere Möglichkeit. Dass Jack nicht dieselbe Anziehung empfand, hieß allerdings nicht, dass Salem seine Gegenwart nicht genießen durfte.
„Aber vielleicht diskutieren wir das nicht hier auf der Straße. Es dürfte sowieso zu spät für die Weiterreise sein. Suchen wir ein Gasthaus auf und verbringen dort die Nacht. Dann könnt Ihr überlegen und Aljin und ich bereiten unseren Aufbruch vor.“
Das Gasthaus hieß 'Zur tanzenden Witwe' und bot gerade noch genug freie Zimmer für die vier weiteren Gäste. Im Schankraum war einiges los; die eingemietet Gäste saßen gleichermaßen an den alten Holztischen, wie die Gäste die lediglich für Speis und Trank herbei gekommen waren. Salem stand am Fuße der Treppe, die zu der Etage mit den Schlafzimmern hinaufführte, und hielt nach den anderen Ausschau.