Hey
Hier ist der Anfang einer Geschichte, zu der ich länger schon eine Idee hatte, aber bis jetzt nicht dazu gekommen bin, sie aufzuschreiben. Mir gefällt sie recht gut.
Ich würde mich freuen, wenn ihr sie lest und mir Feedback gebt!
Achja, der Titel ist mal provisorisch, ich muss mir erst einen besseren überlegen, wenn die Geschichte weiter fortgeschritten ist.
Ich kniete auf dem Waldboden, ein mulmiges Gefühl im Bauch. Es war Nacht und die Bäume um
mich herum kamen mir riesig und angsteinflößend vor. Pechschwarze Schatten
huschten zwischen ihren Stämmen umher, dunkler als die Finsternis selbst. Sie wollten
zu mir. Sie wollten mir wehtun. Ich hielt die Luft an und machte mich ganz
klein. Sie durften mich nicht finden. Auf keinen Fall.
Doch es war zu spät. Einer der Schatten löste sich aus der Dunkelheit und kam langsam auf
mich zu. Panisch wich ich zurück, ein leises Wimmern kam über meine Lippen und
schien in der Luft hängen zu bleiben. Ich wollte ihn anflehen, mir nichts zu
tun, doch meine Kehle war wie zugeschnürt. Krampfhaft gruben sich meine Hände
in die Blätter und die Erde unter mir.
Auf einmal wurde der Wald in Licht getaucht. Mein Blick wanderte zum Himmel. Eben noch
stockfinster, waren dort nun zwei Monde, die auf mich herabschienen. Dann
schaute ich wieder zu dem Schatten. Augenblicklich verschwand meine Angst, als
ich in das vertraute Gesicht sah. Es war markant mit durchdringenden, eisblauen
Augen. Sein schwarzes Haar glänzte im Mondlicht, einige Strähnen fielen ihm wie immer ins
Gesicht. Die gerade Nase und die schmalen Lippen gaben ihm eine gewisse Strenge. Doch ich hatte keine
Angst vor ihm. Ich war erleichtert, ihn zu sehen, denn nun wusste ich, dass all das
hier nur ein Traum war.
Schon seit ich mich erinnern konnte, träumte ich regelmäßig von diesem Jungen, doch so nah
wie jetzt war ich ihm noch nie gewesen. Ich lächelte ihn an, doch sein Gesicht
zeigte keine Regung. Das war nichts Ungewöhnliches. Egal, wie oft er in meinen
Träumen erschien, er ließ mich nie hinter seine starre Fassade blicken. Nicht
ein einziges Wort hatte er an mich gerichtet. Nach all den Jahren hatte ich
immer noch keine Ahnung, wer er war. Und das quälte mich. Ich hatte das Gefühl,
dass es von großer Bedeutung war. Doch was immer ich versuchte, er ließ mich
nicht an sich heran.
Auch jetzt war er in einer gewissen Entfernung von mir stehen geblieben. Groß und kräftig
stand er da und durchdrang mich mit seinem Blick, die Miene immer noch starr.
„Danke.“, flüsterte ich. Nun hatte ich keine Angst mehr. Seine Anwesenheit und das
Mondlicht hatten die Schatten vertrieben.
Das Wort wehte sanft zu ihm hinüber, doch immer noch rührte er sich nicht. Ich schlug
die Augen nieder, sein intensiver Blick war mir unangenehm.
Langsam stand ich auf. Wieder blickte ich hinauf zum Nachthimmel, an dem immer noch die
beiden Monde strahlten.
„Wieso es wohl zwei sind?“, fragte ich leise, mehr zu mir selbst als zu dem Jungen, den
von ihm erwartete ich mir schon lange keine Antworten mehr.
„Weil es sehr bald soweit ist.“ Eine Stimme, tief und hart, die in meinem Kopf
widerhallte. Zutiefst erstaunt drehte ich mich um, wollte nachfragen, was er
damit meinte. Doch er war verschwunden, und mit ihm löste sich langsam die Welt
um mich herum auf. Noch einmal blickte ich hinauf zu den geheimnisvollen
Monden. Dann wurde alles dunkel.