Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.685 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (24. Oktober 2018 um 22:57) ist von littlelovelywolf.

  • Mein erster Versuch, in einem Rutsch geschrieben und nur noch einmal durchgelesen. So viel zu den mildernden Umständen.

    Die Geschichte spielt in den Vergessenen Reichen. Der bekannteste Autor, der Geschichten in dieser Welt verfasst, dürft R. A. Salvaore sein. Man sollte die Geschichte aber auch verstehen können, ohne dass man die Welt als solche kennt.

    Ich freue mich über Kommentare.

    LG LLW.

    Damits nicht so viel auf einer Seite wird hier Teil 1 im Spoiler:

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    Es war Nachmittag. Eine wärmende Sommersonne lachte über der großen Stadt namens Silbrigmond, die sich mit ihren vielen verschnörkelten Häusern in unzähligen Gassen den Berg hinaufwand. Ihre hohen, Sicherheit versprechenden Mauern waren das Ziel einer kleinen Kolonne, die von Westen kommend auf die Stadt zustrebte. Genau elf von Pferden gezogene Wagen zählte der Tross, der aus unterschiedlichsten Gespannen vom großen vierrädrigen Planwagen bis hin zu einem kleinen zweirädrigen Karren bestand. Auch die Menschen in ihnen waren sehr unterschiedlich: besser und schlechter gekleidet, dicker und dünner, jung und alt, ja sogar einige Kinder saßen auf den Wagen. In einem waren sich jedoch alle gleich: Sie waren erschöpft von einer langen Reise. Die Wagen näherten sich der Brücke vor dem Stadttor und die zwei gepanzerten Elfenwachen, welche das offene Tor flankierten, strafften ihre Schultern. Der Tross hielt an. Auf dem vorletzen Wagen, dem zweirädrigen Karren reckte ein kleines, dünnes Mädchen mit dichten braunen Locken den Hals, um ja nichts zu verpassen. „Die Wachen werden uns doch hoffentlich nicht abweisen“, seufzte ihre Mutter, eine mittelgroße, unauffällige Frau. Sie hatte ebenfalls braune Haare, aber keine Locken und die Strapazen der Reise und des Lebens vor der Reise zeichneten sich deutlich in ihrem Gesicht ab.


    Nach einiger Zeit ging es weiter. Die Frau atmete auf, trieb das magere Pferd an und fuhr in den Schatten des riesigen Stadttors. Das Mädchen wäre beinah vom Karren gefallen, weil es die Stadtwachen in ihren glänzenden Rüstungen haltlos anstarrte. „Pass doch auf!“, murmelte die Mutter. „Als ob, du noch nie Elfen gesehen hättest.“ Die Augen des Kindes wurden noch viel größer als es die verspielten Häuser mit all ihren Verzierungen und die vielen Leute aus verschiedensten Völkern an sich vorbeiziehen sah. Nach viel zu kurzer Zeit hielten die Wagen im hinteren Bereich eines kleinen ovalen Platz, der von niedrigen schmucklosen Häusern gesäumt wurde. Der vordere Teil des Platzes war mit Marktständen belegt. Allen Reisenden knurrte schon beim Anblick der verschiedenen Früchte, Würste und Käsestücke der Magen.


    Als klar war, dass man die Nacht auf dem Platz zubringen würde, durfte das Mädchen den Platz erkunden. „Aber nicht in die Straßen hinein“, mahnt die Mutter und der kleine Lockenkopf hüpfte los. Eine Weile lief sie zwischen den Ständen hin und her. Eine mitleidige Bauersfrau schenkte ihr sogar einen Apfel. Dann sah sie drei schlanke Gestalten in langen dunklen Roben, die langsam herangeschlendert kamen. Zwei Männer und eine Frau gingen zum Marktstand neben dem Mädchen begutachteten die sommerliche Auswahl an Obst und Gemüse. Durch ihre schwarze Haartracht ragten lange spitze Ohren. „Elfen!“, dachte das Mädchen und schlich näher heran.

    Der eine, etwas kleinere Elf ließ sich Kirschen in einen kleinen Beutel packen. Ohne die ehrfürchtigen Kinderaugen auch nur zu bemerken, gingen sie an der Kleinen vorbei. Mit vor Staunen halboffenen Mund, ein seliges Lächeln auf den Lippen, wandelte das Kind ihnen nach und lauschte ihren Gesprächen. „Was sind denn das für Wagen?“, fragte die Elfe. „Bestimmt Flüchtlinge aus Luskan“, erwiderte der größere Elf. „Immer wieder?“, fragte der kleinere Elf. „Man sollte meinen, die Piraten hätten alle anständigen Leute schon vertrieben. Der Sturz von Arklem Greeth und der Sturz des Hauptturms sind doch schon Jahrzehnte, ach Quatsch, ein Jahrhundert her. Kannst du mir noch ein paar Kirschen geben?“, wechselte er abrupt das Thema. „Du hattest doch schon eine Hand voll.“, protestierte der kleinere Elf. „Kauf dir doch selbst welche.“ „Ach, komm schon, ich will nicht noch mal zurücklaufen und außerdem ist mein Geldbeutel fast so leer wie mein Magen.“ „Aha“, murrte der Kirschbeutelbesitzer und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. „Na dann hier, mein lieber Mitbewohner und Mitstudent“, seufzte er und hielt den Beutel griffbereit zur Seite. Der andere Griff zu. Und ins Leere. Denn plötzlich hatte sich sein Weggefährte verzehnfacht. Der magisch Gespiegelte lachte als der andere wild fuchtelnd die Spiegelbilder zerstören wollte. „So viel Magie, wegen ein paar Kirschen“, protestierte der Betrogene. „Bis ich die alle zerstört habe, hast du den Beutel leer gegessen.“ – „Oder wir sind dreimal durch die ganze Stadt gelaufen. Wie wäre es mit einem kleinen Gegenzauber?“ – „Wie wäre es, wenn ich direkt nach Hause gehe und das Abendessen koche? Oder halt, du kochst heute!“, triumphierte der Hungrige. Nun mischte sich zum ersten Mal die Elfe ein: „Und was soll es dann bitteschön zu Essen geben?“ – „Emmergraupen mit Erbsen“, meinte der Gespiegelte. „Sehr einfallsreich“, höhnte sein hungriger Freund. Sein zehnfaches Gegenüber zog die Augenbrauen hoch: „Also ich bin hier um die Kunst der Magie zu lernen – und nicht die des Kochens. Wenn du dem Studium der Magie etwas mehr Zeit widmen würdest und dem Studium der Speisekammer etwas…“ – „Wie soll man hochpotente Zauber wirken wenn man nur lasche Suppe ist?“ – Wieder mischte sich die Elfe ein:„Also ich würde auch lieber was anderes essen.“. - „Jetzt gieß du noch Öl ins Feuer“, grollte der magisch Ambitionierte. „Ach, ähm“, warf sein kulinarisch orientierter Studienfreund ein. „Wie viel Feuerholz haben wir eigentlich noch?“ – „Eichhörnchenmist“, rief die Elfe. „Jetzt, weiß ich was wir vergessen haben.“ – „Na dann hoffe ich, du hast noch ein paar Feuerzauber übrig“, grinste der kochbegabte Zauberschüler seinen ehrgeizigen Mitbewohner an. Das magisch-kulinarisch Geplänkel währte noch ein paar Gassen, dann verschwanden die Elfen in einem hübschen dreistöckigen Haus.


    Das Menschenmädchen war den Dreien bis hierher gefolgt. Nun stand es, wie aus einem Traum erwacht, vor dem Haus und sah sich um. Die Gasse bestand aus lauter drei- oder sogar vierstöckigen Häusern, die sich dicht an dicht den Hang hinaufzogen. Schräg gegenüber war die Werkstatt eines Goldschmieds zu sehen. Rhythmisches Hämmern klang leise aus der offenen Tür. Die Kleine wusste nicht wo sie war, wusste nicht wo ihre Mutter war, wusste nicht wie sie wieder auf den kleinen Marktplatz zurückfinden sollte. Sie begann zu weinen. Erst leise, dann immer lauter. Bis sich schließlich ein paar Fenster öffneten und selbst der Goldschmied seine Arbeit unterbrach und auf die Straße trat: „Die muss euch hinterher gelaufen sein“, sagte er zu der Elfe, die ebenfalls aus einem Fenster schaute. Das Mädchen weinte etwas leiser und sah hoffnungsvoll zu den spitzen Ohren empor. Die Elfe verschwand, das Weinen wurde ein Heulen, doch schon öffnete sich die Tür und die Frau kam auf das Mädchen zugeeilt.


    Einige Zeit und einige Kirschen später kannten die drei Elfen zumindest den Namen des Menschenkindes und rätselten, wo sie hingehörte. Das Haus und das Viertel, welches das Kind beschrieb, schienen nicht zu Silbrigmond zu gehören. Seufzend willigte schließlich der begabtere Elfenzauberer ein, nach der Mutter des Mädchens zu suchen. Er hatte seinen Ausspäh-Zauber kaum gewirkt, da tauchte schon eine hagere Frau mit braunen Haaren im Wasserspiegel seiner Schale auf. Der Anblick der Häuser hinter der Frau, bewirkte, dass er sofort auf die Straße hinauseilte. Kurze Zeit später betrat er wieder das Zimmer, hinter sich eine weitere Gestalt. „Mama!“, flog das Kind seiner Mutter in die Arme. „Beim nächsten Mal hörst du hoffentlich auf mich und rennst nicht fremden Leuten hinterher“, schimpfte die Mutter leise und freundlich. Laut sagte sie: „Habt Dank ihr guten Elfen, dass ihr auf meine Kalana aufgepasst habt.“ „Kalana?“, wunderte sich die Elfe. „Uns hat sie gesagt, sie heißt Kallalana.“ – „Kind!“ Die Menschenfrau verdreht die Augen in ihrem früh gealterten Gesicht: „Du bist schon vier Jahre alt. Wie oft muss ich dir noch erklären, dass du Kalana und nicht Kallalana heißt?“ Die Kleine senkte lächelnd den lockigen Kopf. Sie kannte ihren Namen, aber Kallalana gefiel ihr besser. „Stammt eure Familie ursprünglich aus Luskan?“, fragte die Elfe. „Der Name klingt als wäre er aus einer südlicheren Stadt.“ – „Meine Großmutter hieß so“, antwortete die Frau mit einem erinnerungsschweren Lächeln. „Ich weiß nicht viel über sie, aber ich hatte sie sehr gern. Die meisten anderen Leute in unserem Viertel hatten Angst vor ihr, sogar meine Eltern. Es hieß sie könnte Gedanken lesen. Ich habe das nie geglaubt. Aber ihr starrender Blick konnte einem schon eine Gänsehaut bescheren. Na ja, wahrscheinlich konnte sie einfach nur schlecht sehen.“ Eine warme Mahlzeit später gingen Mutter und Tochter zurück zu ihrem Karren.

    Und gleich noch Teil 2 bzw. der Schluss:

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    Die Gruppe blieb nur ein paar Tage in der Stadt. Mit Schmollmund saß das Mädchen neben seiner Mutter. Dass es in Silbrigmond schon sehr viele, sehr gute Handwerker gab, war doch wirklich kein Grund weiterzufahren. Aber alles Gezeter nützte nichts. Die Wagen rollten weiter und kamen schließlich an einen großen Wald. Als das erste Pferd unter den Bäumen verschwand, geriet der Zug ins Stocken und hielt schließlich ganz. Mutter und Tochter reckten den Hals, um die Ursache herauszufinden – die eine angst-, die andere erwartungsvoll. Im Halbdunkel der mächtigen Eichen, Ahorne und Linden war nichts zu erkennen, aber die Wagen ruckten wieder an und der ganze Tross rollte langsam und friedlich weiter. Das Licht schien schräg durch das Blätterdach und ein angenehm würziger Geruch umwogte das Mädchen. So groß sie ihre Augen auch machte: Nie würde sie all die Bäume, Sträucher und Blumen, all das Rascheln, Zwitschern und Raunen erfassen. Der Wald schien ihr wie das Meer, das sie aus ihrer Heimatstadt kannte. Nur das dieses Meer aus Bäumen und nicht aus Wasser bestand. Man musste keine Angst haben, in diesem Meer zu ertrinken. Das Einzige was ihr Sorgen bereitete, war irgendetwas nicht zu sehen, zu hören oder zu riechen.


    Schließlich wichen die Bäume zurück und der Tross gelangte auf eine kleine, von der Abendsonne goldgelb erhellte Lichtung. Die Wagen fuhren jedoch nicht gerade über die Lichtung sondern bogen vor ihrem Ende ab. Der Grund dafür stand in der Mitte der Lichtung. „Guck da, eine Elfe!“, jubelte die Kleine. In der Mitte der Lichtung stand eine schwarzhaarige Frau in einer Lederrüstung, den Bogen über der Schulter, das Schwert in der Scheide, und gab Anweisungen. Der Wagenzug bildete nun einen Kreis und hielt schließlich an, um sich zur Nachtruhe zu begeben. Mit Erlaubnis der Mutter lief das Mädchen auf die Elfe zu, fand aber keine besondere Beachtung. Enttäuscht kehrte sie zurück. Bald darauf bette das Kind seine Locken auf einen kleinen Strohsack und schlief ein.


    Der Vollmond erhellte das provisorische Obdach unter dem Wagen als das Mädchen die Augen wieder öffnete. Sie verstand nicht, warum sie mitten in der Nacht aufwachte. Und sie verstand nicht, warum um sie herum Schritte und Rufe zu hören waren. Dann schallte ein schrecklicher Schrei über die Lichtung, drang unter den Karren und bis in das Herz des kleinen Mädchens. Angst durchströmte ihren Körper und sie zuckte zusammen als eine Hand ihre eigene Hand ergriff. Angststarr sah die Kleine zur Seite und in das mondbleiche Gesicht ihrer Mutter. Auch dieser stand die Angst ins Gesicht geschrieben, aber sie schien ruhig und wartete erkennbar auf etwas. Um die beiden herum wurden die Schritte, die Rufe und die Schreie mehr. Schwertklirren ertönte. Aber nicht lange. Dann folgten andere stoßende und platschende Geräusche. Schon wurde es wieder ruhiger. Mutter und Tochter lugten unter dem Karren hervor. Da näherte sich, vom Mond beschienen, eine schlanke Gestalt. Das Wesen suchte offensichtlich unter den Wagen nach etwas und hielt dabei zwei lange schlanke Schwerter vor sich. Die Mutter zog an der Hand des Mädchens und die Kleine wusste, dass sie gleich losrennen würden. So schnell sie konnten, krochen sie weg von der Gestalt. Das Mädchen war schneller als seine Mutter unter dem Wagen hervor und rannte voraus auf den nahen Wald zu. Plötzlich hörte sie hinter sich ein prasselndes Geräusch und lautes Gejohle, stoppte am Waldrand unter einer riesigen Linde und drehte sich um. Etliche Wagen standen in Flammen. Dunkle, schlanke Gestalten waren zwischen den brennenden Kutschen und Karren zu sehen. Im flackernden Licht sah das Mädchen seine Mutter auf sich zu rennen. Das Wesen mit den zwei Schwertern würde gleich bei ihr sein. Die Kleine sah eine unbegreifliche Angst in den Augen der Mutter. „Lauf!“, schrie die Frau und ihre Tochter dreht sich um und verschwand im Wald.


    Das Mädchen flog förmlich zwischen den Bäumen hindurch. Dann wurde das Unterholz dichter, aber sie wurde kaum langsamer. Nun kam eine sumpfige Lichtung. Danach begann ein Dickicht, dass die Mondstrahlen nicht durchdringen konnten. Sie rannte ein paar Schritte hinein, verhedderte sich, fiel, stand wieder auf, verhedderte sich nochmal und blieb schließlich stehen. Ihr Atem ging pfeifend und das kleine Herz pochte in jeder noch so feinen Ader. Sie drehte sich um und erwartete ihre Mutter zu sehen. Aber da war niemand. Zögerlich ging sie zurück an den Rand des Dickichts. Das feuchte Gras auf der Lichtung glänzte silbern im Mondlicht. Aber außer ihr, hatte dort kein anderes Wesen Spuren hinterlassen. Ihre Kehle wurde trocken und ihre Augen wurden feucht. Angst und Verzweiflung entluden sich schließlich in einem langgezogenen „Mama!“. Dann weinte sie, dann rief sie wieder. So ging es eine ganze Weile bis eine schlanke Gestalt auf der anderen Seite der Lichtung aus dem Wald trat. Im Mondlicht waren zwei lange spitze Ohren zu sehen. „Elfen!“ rief das Mädchen freudig und stürmte auf die Lichtung hinaus. Die Gestalt blieb stehen. Verwunderung zeigte sich auf dem Gesicht des Mannes. Seine Haare glänzten silbern im Mondlicht. Er trug einen Umhang unter dem ein Kettenhemd hervorblitzte. Sichtlich verwirrt steckte er seine beiden Schwerter in die Scheiden als das Mädchen drauflos plapperte. Sie zählte alles auf, was ihr wichtig erschien: ihren Namen, ihr Alter, die Stadt, aus der sie kam, die Stadt, die sie gerade erst verlassen hatte, die Elfen, die dort so freundlich zu ihr gewesen waren. Schließlich fragte sie nach ihrer Mutter. Der Elf überlegte, dass sah die Kleine deutlich. Dann hatte er eine Idee und befahl ihr zu folgen. Sie verstand seine Sprache nicht, aber sie wusste trotzdem, was er meinte.


    Sie liefen eine weite Strecke durch den Wald. Dann öffnete sich wieder eine Lichtung, diesmal an einer Felswand. Ein paar große Felsbrocken lagen über die Lichtung verstreut zwischen wenigen Grasbüscheln Elfen standen über die Lichtung verstreut. Ein seltsam metallischer Geruch klebte in der Luft. „Gute Elfen!“, dachte das Mädchen. Alle Männer und Frauen auf der Lichtung hatten silbern schimmerndes Haar und alle wandten ihre Blicke zu dem Mann und seiner kleinen Begleiterin. Er ging direkt auf zwei Frauen zu, die in Roben aus glänzendem Stoff gekleidet waren, senkte den Blick und kniete vor ihnen nieder. Das Mädchen tat es ihm gleich, blickte aber sofort wieder nach oben und sah neugierig in die Gesichter der Frauen. „Sei gegrüßt, tapferer Krieger“, höhnte die eine. „Wir wollten schon ohne dich gehen. Hat dich dieses kleine Menschending so lange aufgehalten?“ Alle lachten, außer dem Verhöhnten und dem kleinen Menschending. Es konnte die Worte nicht verstehen, doch es erspürte auf unerklärliche Weise den Sinn. Und es spürte wie der kniende Mann gekränkt nach einer Antwort suchte. „I-ich habe euch das Menschenkind mitgebracht, damit ihr es unserer vielgepriesenen Göttin Lolth opfern könnt, Oberin Vyandra“, stammelte er schließlich. „Eine gute Idee!“, sagte die Frau neben der Oberin und zückte einen seltsam geformten Dolch. Im Kopf des Mädchens herrschte vollkommene Leere. Es sah den Dolch, aber es konnte den gefühlten Sinn des Gesprächs und die guten Elfen nicht in Einklang bringen.

    „Wartet“, sagte die Oberin und befahl dem Menschenkind aufzustehen und sich zu drehen. Es gehorchte und die Elfe musterte es von allen Seiten. Dann hockte sie sich hin und die Blicke von Elfenfrau und Menschenmädchen trafen sich. Das dichte lockige Haar der Kleinen gefiel der Oberin – und die Tatsache, dass es gehorchte. „Wie heißt du?“, fragte sie in der fremden Sprache. „Kallalana“ kam die prompte Erwiderung. „Wie alt bist du?“ – „Vier!“ Und vier Kinderfinger wurden stolz emporgereckt. „Es scheint mich zu verstehen, verehrte Priesterin.“, sagte die Oberin Vyandra zu der Frau mit dem Dolch. „Das sind die Fragen, die man jedem Kind als Erstes stellt“, entgegnete die Priesterin. „Das Menschenkind hat mir noch sehr viel mehr erzählt, als ich es fand“, warf der Mann ein. „Wer hat dir erlaubt, dich in unser Gespräch einzumischen!“, fuhr ihn die Priesterin an. „Verzeiht, ehrwürdige Priesterin“, sagte er und kniete sich noch ein wenig tiefer in das schüttere Gras. Die Oberin sah immer noch das Mädchen an: „Das wäre doch ein nettes Haustier.“ – „Das ist ein passendes Opfer zur Gründung eures Hauses, Oberin Vyandra“, redete die Priesterin dagegen. Das Mädchen rückte näher an die Oberin heran. Diese lächelte böse: „Es scheint mir eher ein Geschenk zur Gründung meines Hauses. Meint ihr nicht auch, ehrwürdige Priesterin, dass es ein seltsamer Zufall wäre, wenn dieses schwächliche kleine Menschenkind als Einziges überlebt und dann auch noch den Weg zu uns findet? Ich bin sicher, wenn ich es mitnehme, kann ich der Göttin ein viel besseres Opfer bringen.“ – „Der Wille der Göttin Lolth ist nicht für jeden zu ergründen“, zürnte die Priesterin. „Aber wenn ihr denkt, die Göttin hätte euch dieses Menschenkind als Spielzeug geschickt, dann nehmt es mit.“


    Die Oberin nahm das Mädchen an die Hand und führte es nah an die Felswand heran. Ängstlich sah es nach der Priesterin, welche ihnen folgte und nun einen leisen Singsang begann. Schneller als es denken konnte, fand sich das Menschenkind in vollständiger Dunkelheit wieder. Es schrie auf. Sofort legte sich eine Hand auf seinen Mund und die Stimme der Oberin zischte ein „sei ruhig“ in sein Ohr. Das Kind kämpfte die Angst in sein Inneres zurück und blieb stumm. „Was hat es?“, fragte Oberin Vyandra die Priesterin, nachdem diese unhörbar in der Dunkelheit erschienen war. „Menschen können mit ihren schwächlichen Augen nur im Licht sehen“, spottete diese. „Wusstet ihr das nicht?“ - „Das kann man doch sicher mit einem Zauber beheben?“ – „Natürlich, aber erst, wenn ich nach Arach-Tinilth zurückgekehrt bin. Und es wird ein wenig Zeit und einen Gegenstand, sagen wir, einen Ring erfordern. Zeit, die ich nicht der Verehrung von Lolth widmen kann.“ – „Ich werde der Göttin die doppelte Zeit widmen, die ihr versäumt. Und euch mehr Gold zur Verfügung stellen, als ihr für einen kleine Ring braucht“, sagte die Oberin mit einem feinen Lächeln. Dann erschuf sie ein magisches Licht, nahm das Menschenkind wieder an die Hand und lief weiter. Nach einer Weile fragte das Mädchen nach Wasser und die Oberin ließ dem Kind so lang Dinge reichen, bis es nicht nur seinen Durst gelöscht hatte, sondern auch satt und in einen warmen Umhang gehüllt war. Wieder liefen sie ein Stück, dann war das Kind müde und die Oberin befahl unter dem spöttischen Blick der Priesterin eine Rast. Gut ausgeruht setzten sie ihren Weg fort. Dann fragte, dass Mädchen, wann es seine Mutter sehen würde. Die Oberin befahl ihm zu schweigen, aber es fragte immer wieder und immer drängender. Schlussendlich packte die Oberin das Kind. Als es schreiend protestierte, riss sie ihm den Umhang vom Leib, so dass es zu Boden fiel und bearbeitete es mit einer vielköpfigen, scharfzahnigen Peitsche.


    Ohne ein weiteres Wort folgte das Menschenkind den Dunkelelfen in die absolute Finsternis.

  • Hallo @littlelovelywolf ^^

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    Noch ein bisschen Kleinkram:

    Nach einiger Zeit ging es weiter.

    Hier stört mich das "einiger". Das ist einfach zu nichtssagend für meinen Geschmack. Nirgendwo steht, was während des erzwungenen Halts passiert ist. Wurden sie kontrolliert? Befragt? Durchsucht? Gab es einen, der für die Kolonne gesprochen hat?
    Es muss nicht viel sein, ein, zwei Sätze reichen. Aber in anderen Teilen bist du so obermegasuperausführlich, da wirkt das hier förmlich abgewürgt auf mich.

    als es die verspielten Häuser mit all ihren Verzierungen und die vielen Leute aus verschiedensten Völkern an sich vorbeiziehen sah. Nach viel zu kurzer Zeit

    Welche Wölker? Hier bietet sich ein Satz an, der mindestens zwei der verschiedenen Völker nennt und etwas Charakteristisches, woran man erkennt, dass es sich um deren Bewohner handelt.

    im hinteren Bereich eines kleinen ovalen Platz, der von niedrigen schmucklosen Häusern gesäumt wurde. Der vordere Teil des Platzes war mit Marktständen belegt. Allen Reisenden knurrte schon beim Anblick der verschiedenen Früchte, Würste und Käsestücke der Magen.

    Als klar war, dass man die Nacht auf dem Platz zubringen würde, durfte das Mädchen den Platz erkunden.

    Hier ist für meinen Geschmack zu viel Platz. ^^

    Die Elfe verschwand, das Weinen wurde ein Heulen, doch schon öffnete sich die Tür und die Frau kam auf das Mädchen zugeeilt.

    Hier wurde mir suggeriert, dass die Mutter das Mädchen gefunden hat, weil du "die Frau" geschrieben hast. Erst als ich weiterlas, bemerkte ich den irrtum. Vielleicht schaust du es dir nochmal an?

    „Mama!“, flog das Kind seiner Mutter in die Arme.

    Der Satz passt irgendwie nicht, finde ich. Wie wäre:

    Mit einem erleichterten „Mama!“ flog das Kind seiner Mutter in die Arme. oder
    „Mama!“, rief das Kind und flog seiner Mutter in die Arme.

    „Stammt eure Familie ursprünglich aus Luskan?“, fragte die Elfe. „Der Name klingt als wäre er aus einer südlicheren Stadt.“

    Ist die Frage mit Absicht nicht beantwortet? Oder kommt es im Teil 2? Oder hast du es vergesssen? ^^

    So, Gesamtfeedback:
    Eine schöne Geschichte, die mich sofort mitgenommen hat in das Setting. Die Beschreibungen sind aussagekräftig und setzen Kopfkino in Gang.
    Nur manchmal wurde ich aus dem Schwelgen ein wenig abrupt herausgerissen. Da war dieses "nach einiger Zeit" (siehe oben). Und dann der - sorry, für mich völlig unnötige - Kirschendisput zwischen den Elfen. Wir haben erfahren, dass einer von ihnen einen leeren Geldbeutel hat und dass sie in der Stadt sind, um Magie zu studieren. Dafür erscheint mir der Abschnitt ein wenig zu lang. Dafür war hingegen die Suche der Mutter (hier kannst du prima Gefühle rüberbringen!) völlig unter den Tisch gefallen.

    Das kleine Mädchen hüpft durch die Story und nimmt den Leser dabei quasi an der Hand. Die Idee gefällt mir, durch die Augen des Kindes die Stadt zubetrachten.
    Hintergrundinfo fehlt mir natürlich noch, aber da nehme ich mal an, dass das noch folgt und gedulde mich. ^^
    Etwas würde ich dir noch dringend ans Herz legen.
    Mach mehr Absätze. Es liest sich schwer so als Block. Selbst die fünf Leerzeilen machen es nicht wirklich leichter.
    Absätze mache ich zumindest jedesmal,
    - wenn der agierende Charakter wechselt
    - wenn der Sprecher wechselt
    - wenn die Szene wechselt.
    Wenn du das künftig beachten könntest, würde zumindest mir das Lesen leichterfallen. Und ich würde auf jeden Fall gern weiterlesen. Teil zwei schaffe ich vielleicht heute nicht mehr. Aber dann morgen. ^^
    Bis dahin LG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Liebe @littlelovelywolf

    Gefällt mir sehr gut. Deine Geschichte. Funktioniert gut als Kurzgeschichte, könnte aber auch ein Prolog für etwas Größeres sein.

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    Man fragt sich natürlich, was aus dem kleinen Mädchen wird.

    Lernt sie ein wenig Magie bei den Dunkelelfen?

    Findet sie dort Freunde?

    Findet sie irgendwann heraus was passiert ist?

    Findet sie einen Weg in die Menschenwelt zurück?

    Ist sie dazu bestimmt Dunkelelfen und Menschen gegen eine Gefahr zusammenzubringen, die alle bedroht?

    Oder wird sie eine böse dunkle Menschenzauberin (auch Böse haben ja mal eine Kindheit gehabt.


  • Ich bin jetzt auch eingestiegen.

    Vom Stil her sehr angenehm zu lesen. Allerdings muss ich doch sagen, dass die Blockabsätze zwar schön anzusehen, aber gerade bei der wörtlichen Rede etwas störend sind. Dein Schreibstil ist sehr klar, deshalb kann man den Sprechern die Dialogzeilen klar zuweisen, aber falls die Inhalte der Gespräche schwerer werden, wird es komplizierter.
    Auch grammatikalisch und rechtschreibtechnisch ausgezeichnet, mir ist nichts aufgefallen. Beneidenswert, vor allen weil du nicht (wie du sagtest) umwerfend Korrektur lesen musstest. Ich muss immer bei mir ewig durchgehen und man findet dann doch immer noch etwas.

    Die Geschichte hetzt stellenweise. Für eine Kurzgeschichte oder ein Prolog okay, für einen Roman wäre es unglücklich.

    Inhaltlich habe ich doch das logische Problem, das die Dunkelelfen sehr nahe an der Stadt ihren Überfall verüben. Die Elfen der Stadt hätten den Tross eigentlich warnen müssen, da es unglaubwürdig ist, das die Stadtelfen keine Kenntnisse von fanatischen Dunkelelfen in ihren Wäldern haben.
    Auch etwas unglaubwürdig ist, das die Dunkelelfen überhaupt so nahe an der Stadt angegriffen haben. Der Tross muss laut deiner Beschreibung sehr langsam gewesen sein. Alte Wagen und klapprige Pferde. Sie sind auch nur einen knappen Tag gefahren.
    Weit kommt man so nicht.
    Aber ich kenne die innere Logik der Welt nicht, in der du schreibst, deshalb kann ich nur wenig dazu sagen.

  • So, Schwester. Dann will ich auch mal. ^^

    Das Meiste ist bereits gesagt, zumal Tariq auch schon auf Grammatik etc. eingegangen ist.

    Ich weiß ja, dass die Szene etwas an Drizzts traumatische Jugenderfahrung angelehnt ist, nur eben diesmal ohne das geringste Happy Endchen. Wobei die jeweiligen Reaktionen der Priesterinnen und Kämpfer sehr in die Dunkelelfenmatriarchie passen. Auch die Beweggründe des Trosses und das Staunen des Mädchens passen ins Bild.
    Deine Erzählweise lädt zum Weiterlesen ein, manchmal noch etwas holprig, aber das ist beim ersten größeren Versuch ja logisch. Der Anfang hat ein angenehmes Tempo mit nicht zu viel Infodump und die Kirschenszene passt gut in die Welt, welche das Mädchen in ihrem Alter bereits erfassen kann.
    Ich stimme Tariq zu, dass du die Suche der Mutter hättest einbeziehen können und die Stelle mit "nach einiger Zeit" fiel mir ebenso auf. Denjenigen ohne Vorkenntnisse zu den Vergessenen Welten fällt es vielleicht auch schwer zu begreifen, warum die Dunkelelfen den kleinen Tross überhaupt angriffen.
    Ich finde es klasse, was aus deiner Feder lesen zu können. Gern mehr!

  • Hallo an alle und danke für die ausführlichen Kommentare und Hinweise. Ich hoffe, ich komme bald mal dazu sie einzuarbeiten.

    Und ja, es ist ein Prolog. In meinem Kopf ist die Geschichte schon ziemlich weit. Sie müsste da eigentlich mal raus...