Das Ritual (Arbeitstitel)

Es gibt 103 Antworten in diesem Thema, welches 24.060 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Juli 2019 um 15:52) ist von Oriane.

  • Hallo nochmal :)

    wie im Vorstellungsthread erwähnt, arbeite ich da an etwas und das schon seit Jahren. Allerdings hat sich die Geschichte immer wieder verändert, mal mehr, mal weniger - jedenfalls bin ich mit der Richtung, in die sie sich momentan entwickelt, ganz zufrieden und würde jetzt gerne wissen, wie euer Eindruck so ist. Mittlerweile habe ich hier ja ein bisschen gestöbert und glaube, dass ich viel von euch lernen kann.

    Also, es gibt keinen Prolog, jedenfalls noch nicht, da bin ich mir noch nicht ganz einig mit mir selbst, es geht direkt mit dem ersten Kapitel los. Das ist auch sofort ziemlich lang und genau das ist eins meiner Probleme damit. Ich habe das Gefühl, dass ich dem Leser am Anfang so viel über meine Welt erklären muss und um ihn nicht zu bombardieren, versuche ich das langsam zu machen. Das führt natürlich dazu, dass es mit der eigentlichen Handlung sehr schleppend losgeht.
    Naja, ihr kriegt erstmal einen Teil des ersten Kapitels und ich würde eben vor allem gerne wissen, wie das Tempo für euch ist und ob es zu viel, zu wenig Information für den Anfang ist. Aber alles andere darf natürlich auch gerne kritisiert werden ;)

    Bitteschön, freigegeben zum zerpflücken :D


    Edit 14.4.19: Ich habe endlich einen Prolog für die Story. Ich bin sehr gespannt, was ihr zur Informationsfülle sagt. Könnt ihr schon Schlüsse ziehen, oder ist überhaupt nichts zu verstehen? Mir ist er vom Gefühl her etwas zu kurz, aber irgendwie ließ er sich sowieso schon sehr schwer schreiben, deswegen lasse ich ihn jetzt fürs erste wie er ist und gebe ihn frei zum zerpflücken ;)

    Prolog

    Das alte Gemäuer lag in beinahe völliger Dunkelheit. Die Magierin, die durch die Gänge eilte war in einen dicken Mantel gehüllt, den sie krampfhaft um sich schlang, als würde sie bitter frieren. Eigentlich hatte der Sommer die Insel mittlerweile im warmen Griff, doch die dicken Mauern hielten hartnäckig an der Kälte des Winters fest.
    Sie hatte einen langjährigen Freund um ein Treffen gebeten. Nein, er war nicht nur ein Freund, sondern ihr Mentor, ihr Vorbild, zu dem sie sich seit vielen Jahren nie öffentlich hatte bekennen dürfen. Zu gefährlich wäre es, wenn jemand den Zusammenhang zwischen ihnen beiden sehen und ihn mit vergangenen Ereignissen verknüpfen würde. Sie hatten damals Stillschweigen über all dies vereinbart und in den Jahren, in denen der Orden sich gewandelt hatte, konnten sie so die anderen Magier einiges vergessen lassen. So knapp waren sie damals davongekommen und hätte sich heute jemand daran erinnert, würde ihnen einiges angelastet werden. Im schlimmsten Fall würde ein vollständiges Magieverbot ausgesprochen und sie beide würden in einem Kerker landen.
    Aber in den letzten Tagen hatte sie einige beunruhigende Nachrichten erhalten. Etwas war in Gang gesetzt worden, von dem sie gehofft hatte, dass es sich noch einige Jahre ruhig verhielt, bis sie und ihr Meister bereit waren. Doch offenbar hatten die Götter andere Pläne mit ihnen. Jedenfalls verlangte die Situation nun, ihr Schweigen zu brechen und wieder persönlichen Kontakt aufzunehmen.

    Weder Mond noch Sterne erhellten die glatten Mauern in dieser Nacht, als die Magiern ins Freie trat. Es war, als würden sie sich weigern, ihr bei ihrem Vorhaben Licht zu spenden. Eine zweite Gestalt, ebenso in ein dunkles Gewand gehüllt, streifte durch den angrenzenden Kräutergarten, stockte aber und sah zu der Magierin auf, als sie ihre Präsenz wahrnahm. Wortlos begrüßten sich beide und einigten sich genauso stumm, den Weg in richtung Obstgarten einzuschlagen. Eine ganze Weile schwiegen sie in Übereinstimmung miteinander, bis sie weit genug in die Tiefen des Gartens vorgedrungen waren, um wirklich ungestört zu sein. Dann erst brach die Frau das Schweigen.
    »Meinen Glückwunsch zu Eurer Ernennung!« Ihre Stimme klang dünn, als hätte ein starker Wind sie fortgerissen, gerade als die Worte den Mund verlassen hatten. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, es auszusprechen.«
    »Ich danke Euch. Es ist mehr Arbeit als ich dachte«, gab er lächelnd zu, doch sie reagierte nicht darauf.
    »Es ist möglich, dass ich Euch noch mehr Arbeit bescheren werde«, antwortete sie nach einer erneuten Weile des Schweigens. »Ein altes Problem ist aufgetreten.«
    Die Züge des Mannes verfinsterten sich sofort. Unwillkürlich raffte er seinen Mantel enger um sich. »Seid Ihr sicher?«
    »Mein Späher hat mir berichtet, dass er auf dem Weg nach Banria ist. Das war vor sechs Tagen. Das bedeutet...«
    »...er könnte bereits dort sein«, vollendete er grimmig ihren Satz. »Das heißt, wir müssen so schnell wie möglich handeln.«
    »Das ist nicht alles«, murmelte die Frau. »Ich habe Gerüchte gehört, dass unsere alte Freundin aus ihrem Exil nach Akraves zurückkehren möchte.«
    »Glaubt Ihr, es gibt einen Zusammenhang?«
    »Es wäre ein wirklich seltsamer Zufall«, gab sie zu. »Unsere Druckmittel scheinen jedenfalls nicht mehr auszureichen, um beide in Schach zu halten. Wenn Ihr in Eurer neuen Position bleiben wollt, müssen wir etwas unternehmen.«
    Er nickte bedächtig. »Falls der Zentaur es tatsächlich auf das Mädchen abgesehen hat, wird er bereits mit ihr in Kontakt getreten sein. Das können wir nicht mehr verhindern. Aber ich kenne Mittel und Wege, ihn daran zu hindern, in Banria zu bleiben. Das werden Ihr erledigen müssen.«
    Die Magierin stimmte ihm stumm zu. »Ich muss mich sowieso auf den Weg ins Land machen. Noch habe ich keinen neuen Schüler ausgewählt.«
    »Das bringt mich auf eine weitere Idee«, murmelte er nachdenklich. »Falls der Schaden schon angerichtet ist, bringt das Mädchen her. Sollte der Zentaur ihr seine Version der Geschichte erzählen, und bleibt sie weiter allein bei ihrer Familie, dann haben wir ein großes Problem. Und was ist mit dem Bruder?«
    »Weiterhin keine magische Begabung bei ihm festzustellen. Er wird uns nicht gefährlich werden, aber die Idee für das Mädchen gefällt mir. So hätten wir sie bei uns und könnten die Kontrolle aufrecht erhalten. Und vielleicht sogar noch viel mehr!« Ihre Augen begannen unverhohlen zu leuchten, als sie ihm diesen Ansatz eines Vorschlags unterbreitete.
    »Geduld, meine Liebe.« Mit beschwichtigendem Lächeln sah er auf sie herab. »Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass ich alles tun werden, um dem Orden die Stärke wiederzubringen, die er unter meinem Vorgänger verloren hat. Und ja, vielleicht ist jetzt tatsächlich die Zeit gekommen. Vielleicht können wir mehrere Probleme auf einmal lösen und sie für immer zum Schweigen bringen.«


    Kapitel 1.1

    Geschickt setzte Flora das letzte Zahnrad an seinen Platz in der Konstruktion, griff nach einem winzigen Schraubendreher und zog die drei Schrauben fest, die dem gesamten System ihren endgültigen Halt gaben. Vorsichtig drehte sie an dem Rädchen, an dem sie die ganzen Monate über mit einem Faden ein keines Papierschildchen mit der Aufschrift Nicht anfassen! befestigt hatte. Es war die Schraube, mit der sie das System aufzog, ihm Energie einverleibte, damit es endlich zum Leben erwachte. Mit Stolz beobachtete sie, wie ihr Werk begann, sich zu bewegen, wie die feinen Zahnrädchen reibungslos ineinandergriffen und ihren Dienst aufnahmen. Flora genoss das leise Ticken, das an ihr Ohr drang, schöner als die schönste Melodie. Es war die erste Uhr, die sie selbst konstruiert und gebaut hatte und obwohl es eigentlich nur ein alltäglicher Gegenstand war – jeder Uhrmacher hätte wahrscheinlich die Hälfte der Zeit benötigt, ach was, ein Drittel – platzte sie beinahe vor Stolz. Jetzt würde sich zeigen, ob ihre Berechnungen korrekt waren und die Uhr auch richtig ging.
    »Was hast du da, Flora?«
    Erschrocken zuckte sie zusammen, als die Stimme ihres Bruders ganz nah an ihrem Ohr ertönte. »Lysander! Bist du wahnsinnig, beinahe hätte ich sie fallen lassen!«
    »Das Chaos um dich herum sagt alles, du hast wieder gebastelt. Lass das bloß nicht Vater sehen. Was ist es diesmal?«
    Er verließ den Platz hinter ihr und umrundete den Tisch, sodass er sich ihr gegenüber setzen konnte. Vorsichtig legte er ein paar Teile beiseite, um die Arme auf dem Tisch aufstützen zu können.
    »Nur eine Uhr«, murmelte Flora und begann, das Chaos zumindest notdürftig zu beseitigen. Lysander griff nach ihrem Werk und drehte es vorsichtig, um es von allen Seiten zu betrachten. »Sie ist schön. Ein echtes Kunstwerk«, meinte er beeindruckt. »Aber weißt du, was ihr noch fehlt?«
    Natürlich wusste Flora es. »Das Glas. Ich hatte noch keine Gelegenheit, unbemerkt eins zu machen. Vater war in letzter Zeit fast rund um die Uhr in der Werkstatt.«
    Emilian, der Vater der beiden Geschwister, verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit der Glasbläserei, die er wiederum von seinem Vater übernommen hatte und seit jeher war die Familie angesehen und geachtet in Banria für ihre kunstvollen Werke. Emilian liebte Glas und hatte sowohl seine Fähigkeiten, als auch seine Leidenschaft für den Beruf an seinen Sohn weitergegeben. Lysander wurde ihm immer ähnlicher, je mehr er sich entwickelte und dazulernte und Flora war sich sicher, dass er die Glasbläserei eines Tages genauso erfolgreich weiterführen würde, wie Emilian. Sie selbst dagegen war eher ungeschickt mit dem heiklen Material. Natürlich musste sie ebenfalls in der Werkstatt helfen, aber ihr Vater ließ sie nur die groben Arbeiten erledigen. Für die Feinheiten holte er Lysander oder erledigte sie selbst. Es war nicht so, dass Flora nicht handwerklich geschickt war, aber das Glas und sie hatten sich in den achtzehn Jahren, die sie nun zusammen unter einem Dach lebten, nicht miteinander angefreundet. Sie verbrachte viel Zeit mit ihren eigenen Basteleien, Konstruktionen und vor allem komplizierten Berechnungen, mit deren Hilfe sie jedes ihrer Werke genaustens plante. Emilian sah es nicht gerne, wenn sie stundenlang über ihren Formeln brütete oder oben in ihrem Zimmer Chaos veranstaltete, um etwas zu basteln, das in seinem Sinne keinen Nutzen hatte. Sie solle sich lieber darauf konzentrieren, ihre Geschicklichkeit beim Glas auszubauen, sagte er immer. Zwar war seine Nachfolge mit Lysander bereits gesichert, aber er sorgte sich um die Zukunft seiner Tochter. In seinen Augen hatte Flora keine Fähigkeiten, die sie ihren Lebensunterhalt verdienen ließen, wenn er einmal nicht mehr war, aber Flora war der Meinung, dass sein Horizont einfach nicht weit genug über Öllampe und Blasebalg hinausreichte, um ihre Möglichkeiten zu sehen.
    »Ich werde dir ein Uhrenglas machen«, sagte Lysander, als er ihr die Uhr zurückgab. »Ein wirklich schönes.«
    Dankbar lächelte Flora ihm zu und nannte ihm die benötigten Maße. Lysander hatte es viel leichter, in der Werkstatt etwas abzuzweigen, selbst wenn es nur ein kleines Teil war.
    »Und jetzt komm, Vater hat schon zweimal nach dir gerufen und ist wahrscheinlich schon stinkwütend. Du sollst für ihn auf dem Markt ein paar Besorgungen machen.«
    Flora seufzte und holte eine große Holzkiste unter dem Tisch hervor, in der sie alle Kleinteile fein säuberlich in die dazu vorgesehenen Fächer verstaute. Sie war nicht erpicht darauf, einkaufen zu gehen, aber es war immer noch besser, als in der Werkstatt ständig von Emilian beobachtet und korrigiert zu werden.
    Lysander folgte ihr die beiden schmalen Holztreppen des Hauses hinunter ins Erdgeschoss, wo nach vorne zur Straße der Laden und dahinter die Werkstatt lag. Der kleine, verwinkelte und vollgestellte Laden war eigentlich mehr zu Ausstellungszwecken gedacht, als dass die Leute wirklich kamen um Einzelstücke zu kaufen. Manchmal kam es vor, aber das waren in der Regel Reisende, die sich teure verschnörkelte Erinnerungsstücke kaufen konnten. Der Großteil der Kundschaft bestand aus den Reichen der Stadt und denen, die es werden wollten. Sie kamen in den Laden, um sich Emilians angepriesene Fähigkeiten anzusehen und bestellten dann ein Sortiment an beispielsweise schmuckvoll verzierten Gläsern, oder Lampenschirmen. Alchimisten in der Stadt kamen, um sich Fläschchen in sonderbaren Formen anfertigen zu lassen und die ein oder andere Frau spazierte in den Laden, um die Ketten von Glasperlen zu bewundern, die Emilian und Lysander gelegentlich herstellten.
    Das Haus war aus Stein und Holz gebaut und hatte neben dem Erdgeschoss ein Obergeschoss, sowie den Dachboden, wo sich Floras Zimmer befand. Lysander und Emilian lebten im ersten Stock und dort befanden sich auch die kleine Küche und ein Bad. Fließendes Wasser gab es allerdings nur, wenn man vorher unten im Hof eine Pumpe betätigte und warm war es nur an Sommertagen oder wenn man vorher den großen Kessel anheizte, der ebenfalls im Hof stand. Der Garten dahinter zeigte sich verwildert und mit sich eigenständig vermehrenden Blumen geschmückt, aber Flora mochte ihn so wie er war.

    Die beiden Geschwister kamen unten in der Werkstatt an, wo Emilian kurz aufblickte, als er den beiden gewahr wurde und dann seine Arbeit fortsetzte. »Im Laden liegt ein Zettel, Flora. Geh und besorge alles. Lysander, komm her und hilf mir.«
    Flora nickte in seine Richtung, aber sie bezweifelte, dass ihr Vater es sah. Lysander warf ihr einen vielsagenden Blick zu, dann ging er Emilian zur Hand. Alle drei wussten, dass seine Augen nicht mehr die besten waren, aber da Emilian sich weigerte, das zu akzeptieren und sich eine Brille anfertigen zu lassen, waren die beiden Geschwister machtlos.
    Resigniert betrat Flora den Laden. Auf dem hölzernen Tresen lag eine lange Liste mit Dingen, die sie besorgen sollte, angefangen beim Wocheneinkauf bis hin zu speziellen Strukturzangen, die sie beim Schmied bestellen sollte. Sie nahm einen Stapel Leinenbeutel mit, die unter dem Tresen lagerten und machte sich auf den Weg.
    Banria zeigte sich heute sonnig und friedlich. Emilians Glasbläserei lag relativ am Rande der Stadt, die sich, von zwei Seiten eingerahmt, sanft einen Hügel hinab zum Seeufer erstreckte. Der Bonacian war der größte See in Kilados und teilte das von Norden nach Süden lang gestreckte Land in zwei etwa gleich große Hälften. Selbst an klaren Tagen konnte man von Banria aus nicht das andere Ufer sehen. An der anderen Seite, also oben auf dem Hügel, wurde die Stadt von einem dichten Wald begrenzt.
    Da Floras Zuhause ganz oben auf dem Hügel lag, musste sie die meiste Zeit bergab, um nach unten zum Hafen zu gelangen und hatte einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und den See. Es schien, als seien gerade neue Schiffe eingetroffen, erkennbar an den vielen leuchtend weißen Segeln. Vielleicht waren sie sogar vom Meer gekommen. Banria war eine bedeutende Handelsstadt und seine Bewohner profitierten alle von der günstigen Lage.
    Flora merkte, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatte, als ihr der betörende Duft gebratener Quefas in die Nase stieg. Die Seefahrer brachten die kleinen schmackhaften Meerestiere von ihren Reisen mit und Flora liebte sie dafür. Es war ihr von vornherein klar gewesen, dass sie nicht würde widerstehen können, also kaufte sie als erstes ohne allzu schlechtes Gewissen eine Tüte Quefas, band ihre langen roten Haare nach hinten, damit sie nicht in der Soße hingen, und schlenderte eine Weile über den Markt. Die Gemüsestände und alles Weitere ließ sie fürs erste links liegen. Einkaufen konnte sie später immer noch und sie hatte keine Lust, die vollgepackten Taschen über den ganzen Markt zu schleppen. Ihr Zeil war der Hafen, wo die Schiffe angekommen waren und Flora war neugierig, welche Leute welcher Rassen an Land gegangen waren. Der Großteil der Bevölkerung von Banria bestand aus Menschen, wie in den meisten Städten Kilaods', aber zum Handeln kamen die vielen verschiedenen Rassen und die Städte der Menschen. Elben, Zwerge, Zentauren, sogar Elfen tanzten zwischen den Ständen umher und ließen sich Waren aufschwatzen.


    Kapitel 1.2

    4 Mal editiert, zuletzt von Oriane (14. April 2019 um 20:01)

  • Also ich hab da nix zu zerpflücken, @Oriane.

    Spoiler anzeigen

    Das liest sich für mich wie aus einem Guss und echt angenehm, weil so gut wie keine Rechtschreibfehler zu finden sind. Mein Kopfkino wurde problemlos in Gang gesetzt und schnurrte munter drauflos. Solange wir im Haus blieben.
    Die Beschreibung von Stadt, Land, See, Flüssen musste ich zweimal lesen. Ich hab zwar alles verstanden, glaube aber nicht, dass ich es auch behalten kann. Doch ich bin sicher, dass - wenn irgendwas davon uns noch einmal begegnet - du uns das nochmal erklären wirst.
    Die Geschwister hast du schön herausgearbeitet mit ihrem unterschiedlichen Wesen und ihren verschiedenen Interessen. Auch der Vater ist ein gut beschriebener Charakter. Und ich mag ihn schon mal nicht besonders. :rofl:
    Das zum Anfang. Bin gespannt, was noch kommt. Von daher - ich bleib dran, Abohaken ist gesetzt. :thumbup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    • Offizieller Beitrag

    Aloha @Oriane ^^

    Ich werd mir mal den Start deiner Geschichte durchlesen um zu schauen, ob das vielleicht was für mich sein könnte^^

    jeder Uhrmacher

    Oh. Interessanter ähm Protagonistenberuf... oder so. Gefällt mir.

    Sie selbst dagegen war eher ungeschickt mit dem heiklen Material.

    Jetzt nur mit dem Glas oder allgemein? Weil um so eine Uhr zubauen, braucht man bestimmt einiges an Fingerfertigkeit. Dann muss das ja für sie eine Mammutsaufgabe gewesen sein.

    aber das Glas und sie hatten sich in den achtzehn Jahren, die sie nun zusammen unter einem Dach lebten, nicht miteinander angefreundet.

    Ah ok... da hat sich meine Frage von selbst beantwortet^^ danke

    Alle drei wussten, dass seine Augen nicht mehr die besten waren, aber da Emilian sich weigerte, das zu erkennen und sich eine Brille anfertigen zu lassen, waren die beiden Geschwister machtlos.

    Falscher Stolz also :D

    Vielleicht waren sie sogar vom Meer gekommen. Der See wurde hauptsächlich gespeist vom gleichnamigen Fluss, der in den Bergen des Nachbarlandes Ivanestak entsprang, sich von Süden durch Kilados schlängelte, an Andra, der Hauptstadt vorbeikam, und schließlich den See wieder Richtung nördlicher Küste verließ.

    Boah, bis hier hin amen viele verschiedene namen hinzu, die ich mir nicht alle merken werde können.

    Quefas

    Gibt es das wirklich, oder ist das auch eine weitere Erfindung von dir?

    So, erster Part fertig, warte auf den zweiten...

    • Offizieller Beitrag

    Zu allererst ein Punkt, der mich nicht nur in dieser Geschichte beschäftigt, sondern in vielen hier im Forum.
    Warum der Spoiler?
    Wir sind ein Geschichten-Forum, wir posten Geschichten. Also versteckt doch eure Texte nicht in einem Spoiler! Oder habt ihr Angst, dass ihn jemand sehen könnte? :rofl:
    Laut Regeln werden Gewalt/Erotik-Szenen im Spoiler gepostet, und es verwirrt stark, wenn der Text IMMER im Spoiler steht. Ich dachte jetzt erst, dass ich einen inhaltlich völlig anderen Text vor mir habe, wenn ich das öffne. Und wollte es deshalb eigentlich gar nicht erst anfangen zu lesen. (Ich vermeide es Geschichten zu lesen, deren Texte im Spoiler stehen, weil ich nie weiß, was die Leute verstecken wollen. xD)
    Abgesehen davon, wenn man später - wenn es mal mehrere Threadseiten gibt - zum Beispiel aufholen will, scrollt man schnell über die Parts, weil man sie dank der Spoiler einfach nicht wahrnimmt.

    So. nun aber zur Geschichte:

    Alle drei wussten, dass seine Augen nicht mehr die besten waren, aber da Emilian sich weigerte, das zu erkennen und sich eine Brille anfertigen zu lassen, waren die beiden Geschwister machtlos.

    Ich nehme an, Emilian ist bei den drei Personen inbegriffen? Es sei denn, es ist von einer Person die Rede, die bisher nicht erwähnt wurde.
    Der Satz widerspricht sich. Emilian kann nicht wissen, dass seine Augen schlecht sind, sich aber weigern es zu erkennen. Er kann es wissen, es aber nicht zugeben oder (an)erkennen wollen. Aber erkannt hat er es dennoch, wenn er es weiß :D

    Ansonsten kann ich nicht viel Beschwerde anbringen. Der erste Teil liest sich echt nicht schlecht und man merkt, dass du dem Leser ein Bild vor Augen führen willst. Bei Flora habe ich direkt so eine Bastlerin vor mir, die lieber träumt als arbeitet. xD Du nutzt sehr viele Beschreibungen, die es einem leicht machen in die Szene reinzukommen und sich direkt mit den Charakteren anzufreunden.

    Da Floras Zuhause ganz oben auf dem Hügel lag, musste sie die meiste Zeit bergab, um nach unten zum Hafen zu gelangen und hatte einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und den See. Es schien, als seien gerade neue Schiffe eingetroffen, erkennbar an den vielen leuchtend weißen Segeln. Vielleicht waren sie sogar vom Meer gekommen. Der See wurde hauptsächlich gespeist vom gleichnamigen Fluss, der in den Bergen des Nachbarlandes Ivanestak entsprang, sich von Süden durch Kilados schlängelte, an Andra, der Hauptstadt vorbeikam, und schließlich den See wieder Richtung nördlicher Küste verließ. Banria war eine bedeutende Handelsstadt und seine Bewohner profitierten alle von der günstigen Lage.

    Den Teil fand ich persönlich jedoch to much. Aus dem einfachen Grund, dass wir direkt drei Charaktere kennenlernen und auch schon recht viel über sie, ihre Persönlichkeit und ihr Leben erfahren in diesem ersten Absatz. Da ist es ein etwas zu großer Infodump an der Stelle, das Obenstehende zu erwähnen. Eventuell suchst du dir 1-2 Sachen davon aus, die für das Verständnis und die Szene von Relevanz sind und versuchst den Rest nach und nach einfließen zu lassen? Gönne dem Leser mit solchen Informationen Zeit. Ja, man will ihm die Welt, die man sich ausgedacht hat, so schnell es geht erklären, aber aus eigener Erfahrung - das bringt nüscht, wenn der Leser, das nur halbherzig liest, oder es im nächsten Abschnitt schon wieder vergessen hat XD
    Persönliche Meinung: Mich interessiert die genaue geologische Lage am Anfang noch gar nicht, es sei denn, es ist essentiell wichtig, das IN DIESEM Moment zu erfahren. Dachte eben ich sitze im Geografie Unterricht :D

    Ja, mehr gibt es so aber noch nicht zu sagen.
    Ein interessanter Einstieg meiner Meinung nach und mal schauen, wohin es sich entwickelt.
    Ich hoffe, ich schaffe es, hier dran zu bleiben. Das verspreche ich so oft ... (Aber nicht wundern, wenn ich ewig viele Teile nachhänge. Ich bin auf dem Weg der Besserung!)

    LG, Kyelia

  • Erstmal ein großes Danke an euch drei fürs lesen!

    @Tariq : Vielen lieben Dank für das Lob :blush: Freut mich, dass du dranbleiben willst!

    @Etiam

    Oh. Interessanter ähm Protagonistenberuf... oder so. Gefällt mir.

    Ich kann schonmal so viel verraten, dass das nicht ganz der Weg ist, den Flora einschlagen wird :D Obwohl es wirklich gut zu ihr passen würde.
    Aber es war mir tatsächlich wichtig, dass es mal nicht um Bauer, Müller, Schmied geht. Mit dem Glasbläser wollte ich ein bisschen was außergewöhnliches haben.

    Boah, bis hier hin amen viele verschiedene namen hinzu, die ich mir nicht alle merken werde können.

    Alles kar, danke für das Feedback. Ich schau mal, was da wirklich wichtig ist.

    Gibt es das wirklich, oder ist das auch eine weitere Erfindung von dir?

    Soweit ich weiß, ist das eine Erfindung von mir, aber es ist auch schon vorgekommen, dass ich was erfunden habe, was es schon gibt, also garantieren kann ich für nichts ;)

    @Kyelia

    Warum der Spoiler?

    Ehrlich gesagt, weil mir das scrollen auf die Nerven geht :D Ich kann verstehen, dass du nicht so auf Spoiler stehst und kann mir auch gut vorstellen, dass man dann mal ein kapitel aus versehen überscrollt. Für mich, die aus FF-Archiven kommt ist das scrollen aber lästig. In Archiven wird nicht gescrollt zum lesen und kommentieren, deshalb finde ich es ganz nett, dass man hier die Parts zum Ausklappen in Spoiler packen kann. Und wenn es mal mehrere Threadseiten geben sollte, werde ich das ganze glaube ich zusätzlich als Datei gesammelt anhängen, damit Neueinsteiger sich aussuchen können, wie sie lesen wollen. Ich persönlich lese halt gerne im Zusammenhang ohne viel scrollen ;)

    Ich nehme an, Emilian ist bei den drei Personen inbegriffen? Es sei denn, es ist von einer Person die Rede, die bisher nicht erwähnt wurde.
    Der Satz widerspricht sich. Emilian kann nicht wissen, dass seine Augen schlecht sind, sich aber weigern es zu erkennen. Er kann es wissen, es aber nicht zugeben oder (an)erkennen wollen. Aber erkannt hat er es dennoch, wenn er es weiß

    Jup, hast recht. Vorschlag wird übernommen.

    Persönliche Meinung: Mich interessiert die genaue geologische Lage am Anfang noch gar nicht, es sei denn, es ist essentiell wichtig, das IN DIESEM Moment zu erfahren. Dachte eben ich sitze im Geografie Unterricht

    :D Danke für deinen Eindruck. Da das jetzt euch allen etwas zu viel war, schau ich wie gesagt mal, was wirklich wichtig ist und kürze die Stelle.

    Nochmal ein großes Danke! Ich glaub, so viel Feedback habe ich noch nie zu einer meiner Fantasy-Geschichten bekommen!

    • Offizieller Beitrag

    Ehrlich gesagt, weil mir das scrollen auf die Nerven geht Ich kann verstehen, dass du nicht so auf Spoiler stehst und kann mir auch gut vorstellen, dass man dann mal ein kapitel aus versehen überscrollt. Für mich, die aus FF-Archiven kommt ist das scrollen aber lästig. In Archiven wird nicht gescrollt zum lesen und kommentieren, deshalb finde ich es ganz nett, dass man hier die Parts zum Ausklappen in Spoiler packen kann. Und wenn es mal mehrere Threadseiten geben sollte, werde ich das ganze glaube ich zusätzlich als Datei gesammelt anhängen, damit Neueinsteiger sich aussuchen können, wie sie lesen wollen. Ich persönlich lese halt gerne im Zusammenhang ohne viel scrollen

    Und deshalb kann man bei den allgemeinen Einstellungen die Anzahl der Beiträge pro Threadseite ändern, damit man nicht scrollen muss wie ein Bekloppter, ohne jeden Wortfetzen in einen Spoiler setzen zu müssen. ;) Denn wenn dir 3 Leute Monsterkommis schreiben und die nicht in einen Spoiler packen, hast du die gleiche Arbeit :P

    Letztendlich bleibt es dir überlassen, wie du es machst. Ich finde es mit Spoiler massiv unübersichtlicher :D

    LG, Kyelia

  • . Ich habe das Gefühl, dass ich dem Leser am Anfang so viel über meine Welt erklären muss und um ihn nicht zu bombardieren, versuche ich das langsam zu machen. Das führt natürlich dazu, dass es mit der eigentlichen Handlung sehr schleppend losgeht.


    Hab' Vertrauen zum Leser!

    Ich habe manchmal mit dem gleichen Problem gerungen, und dann bewusst ein paar Buecher gelesen die ich wirklich gut fand - und da erfaehrst du oft ein paar Seiten (oder gar Kapitel!) lang gar nichts ueber den Kontext sondern bist einfach nur gleich bei dem Protagonisten und begleitest ihn.

    Das einfach ein paar Kapitel offen lassen - das geht. Ohne Probleme.

    Natuerlich macht man sich beim Lesen dann Gedanken - aber das ist reizvoll so in eine Situation geworfen zu werden und erst allmaehlich zu lernen was ihr Kontext ist - besonders wenn die Szene interessant ist.

    Ich wuerde hier lieber die Szene durchhalten und nicht immer wieder fuer Kontext unterbrechen und den Rest dann spaeter nach und nach einflechten wo's wirklich passt.

    Mein Ding bei Szenen - Geraeusche. Gerueche. Markt - was sieht sie - ein paar Details. Was hoert sie? Wie riecht das da? Welche Sprachen werden gesprochen? Wie schmecken diese Quefas? Ein Markt kann so richtig reich und intensiv wirken wenn einfach ein paar Details die sie bemerkt da rausgestellt werden.

  • Vielen Dank @Thorsten!

    Mein Ding bei Szenen - Geraeusche. Gerueche. Markt - was sieht sie - ein paar Details. Was hoert sie? Wie riecht das da? Welche Sprachen werden gesprochen? Wie schmecken diese Quefas? Ein Markt kann so richtig reich und intensiv wirken wenn einfach ein paar Details die sie bemerkt da rausgestellt werden.

    Da hast du recht. Mein Problem ist, dass ich natürlich mehr sehe als der Leser und dann nie weiß, was kann er sich denken und was muss ich explizit erwähnen, damit er das gleiche Bild vor Augen hat.

    Edit:

    Denn wenn dir 3 Leute Monsterkommis schreiben und die nicht in einen Spoiler packen, hast du die gleiche Arbeit :P

    Hast ja Recht :D
    Ich guck mal, wie es sich am besten einpendelt. Allgemein finde ich das Lesen in solchen Foren eher doof, weil es die Geschichte so zerpflückt, andererseits ist hier das Feedback um einiges wertvoller.

  • Da hast du recht. Mein Problem ist, dass ich natürlich mehr sehe als der Leser und dann nie weiß, was kann er sich denken und was muss ich explizit erwähnen, damit er das gleiche Bild vor Augen hat.

    Das spuert man schon dass Du viele Details vor Augen hast :) Der Leser muss ja auch nicht das Gleiche sehen, aber ich finde es schoen mit vielen Details in den Moment reingezogen zu werden - grade am Anfang einer Geschichte.

  • So, nächster Teil. Im Ersten habe ich ein bisschen was korrigiert, ihr könnt ja nochmal schauen, ob es so besser ist.

    Extra für @Kyelia diesmal zum testen ohne Spoiler :D


    Kapitel 1.2

    Am Pier angekommen beobachtete Flora, wie eine Mannschaft aus Menschen und Zentauren die Segel raffte und das Schiff fest vertäute, um endlich wieder festen Boden unter Füßen und Hufen zu haben. Genüsslich löffelte sie die Soße mit dem letzten Quefa aus der Tüte, knüllte das Papier zusammen und warf es in einen Müllkorb, der zu einem Stand gehörte, der Käse verkaufte.

    Sie blickte hinauf zu der großen Uhr, die im Turm des Rathauses vor sich hin tickte und den gesamten Marktplatz sowie die Pier überwachte, und stellte fest, dass sie bereits zu viel Zeit vertrödelt hatte. Seufzend griff Flora nach den leeren Taschen und bahnte sich ihren Weg durch die Stände. Es dauert eine ganze Weile, aber nach und nach füllten sich die Beutel und schnitten ihr unter der dünnen Tunika in die Haut, als sie sie über die Schulter hängte.
    Die letzte Station war der Marktstand der alten Swena, die neben viel Ramsch und Schmuck auch Tinte und Zubehör für Schreibfedern verkaufte. Die alte Dame, wie immer ganz in bunte Tücher gehüllt und mit ihren eigenen Ketten und Ohrringen geschmückt, beschwatzte gerade einen Fremden und pries ihre Waren in farbenfrohen Worten an. Sie wollte dem Mann einen riesigen, hässlichen Klunker für seine Frau verkaufen, worauf er letzten Endes sogar einging. Die Frau, genauso blond wie er, begutachtete ein paar Stände weiter feine Holzarbeiten.
    Höflich wartete Flora, bis Swena viel zu viele Shebei für den Klunker eingestrichen hatte, da der Mann offenbar kein Händchen fürs Handeln oder einfach keine Lust mehr auf Swenas aufdringliche Art hatte. Als er ging, um seine Frau einzuholen, grinste Swena Flora verschmitzt an, sodass sich die Lachfalten überall in ihrem runzligen Gesicht vertieften.
    »Manchmal ist es so leicht, die Leute hinters Licht zu führen.«
    Flora konnte nicht anders, als das Lachen zu erwidern und warf dem blonden Mann einen mitleidigen Blick hinterher. »Du hast eine verdammt gute Nase dafür, wer auf deine Taktiken anspringt.«
    »Irgendwie muss man sich in meinem Alter über Wasser halten«, meinte Swena schulterzuckend. »Was kann ich für dich tun, Flora, Liebes?«, fragte sie dann.
    »Ich brauche eine neue Federspitze, möglichst robust und keine von diesen abgeflachten, die es neuerdings überall gibt.«
    »Hat dein Vater mal wieder eine durchgebrochen?«
    Flora nickte. Die alte Swena erinnerte sich an so viel, nur nicht mehr an das, was vor fünf Minuten geschehen war. Sie kannte Floras Vater schon ewig, er und Swenas Sohn waren gute Freunde gewesen, bis dieser Banria verlassen hatte.
    »Dieser Mann, er stellt so schöne Dinge aus Glas her, dafür braucht man doch auch ein gefühlvolles Händchen«, wetterte sie, während sie unter dem Stand in einer Kiste wühlte.
    »Er kümmert sich nicht gern um Buchhaltung«, erklärte Flora, aber sie wusste bereits, dass die alte Dame ihr widersprechen würde.
    »Nein, nein, nein, es erinnert ihn an deine Mutter. Früher ist sie immer zu mir gekommen, genau wie du jetzt und hat Federspitzen und Tinte gekauft. Damals hat sie die Schreibarbeit übernommen und deswegen erinnert er sich an sie und drückt vor Wut zu fest auf.«
    Das sagte Swena jedes Mal, wenn Flora an ihren Stand kam und oft schon hatte sie darüber nachgedacht, ob die wirre, alte Dame vielleicht recht hatte. Die Mutter der beiden Geschwister war von einem Tag auf den anderen verschwunden, als Flora acht Jahre alt gewesen war und seitdem hatten sie sie nie wieder gesehen. Es war nicht einfach für die Familie gewesen, aber sie hatten sich schließlich miteinander arrangiert. Trotzdem hatte ihre Mutter eine gewisse Wärme mit sich genommen, sodass die drei übrig gebliebenen Mitglieder der Familie oft ungewollt Distanz voneinander nahmen, um nicht der Kälte ausgesetzt zu sein, die übrig geblieben war.
    »He, Mädchen, träumst du?« Swenas Worte rissen sie aus ihren Gedanken und die Geräusche und Gerüche des Marktes taten ihr Übriges, um Flora wieder in die Wirklichkeit zurückzuholen. »Was sagst du zu der hier?«
    Swena hielt ihr eine Federspitze hin, gab sie ihr in die Hand, damit sie sie begutachten konnte. Die Alte mochte viel Ramsch verkaufen, aber für ihre Stammkunden hielt sie immer das Beste bereit.
    »Die ist perfekt«, antwortete Flora und beobachtete belustigt, wie sich Swenas Gesichtszüge zu einem stolzen, zufriedenen Lächeln verzogen.
    »Gib her, dann packe ich sie dir ein. Das macht dann sieben Shebei.«
    »Vier«, erwiderte Flora sofort und gab ihr die Spitze.
    »Sechs.«
    »Fünf.«
    »Fünf.« Swena nickte geschäftig, als sie die Spitze in Papier einwickelte und Flora kramte im Beutel, den sie an einem ledernen Band um den Hals trug, nach den Münzen.
    »Hast du schon gehört? Nicht weit von meinem Stand, drüben, wo Zarn mit seinen Lederwaren steht, hat sich einer vom fahrenden Volk hingestellt. Er behauptet, ein Magier zu sein und bietet den Leuten gegen einen halben Shebei an, ihre magische Begabung zu testen. Einer dieser Schwindler, die Leute fallen wirklich immer wieder darauf herein.« Sie schüttelte verständnislos den Kopf, während sie die in Papier eingewickelte Federspitze mit einer Kordel umband, damit sie ja nicht verloren ging in Floras Taschen.
    »Die Leute fallen auch immer wieder auf dich herein, Swena. Der Magier hat wahrscheinlich ähnliche Taktiken wie du?«
    Empört zog die alte Dame die Augenbrauen hoch und die Nase kraus. »Willst du sagen, ich sei eine Schwindlerin?«
    Flora legte den Kopf schief. Ihr zu sagen, sie sei immer ehrlich und anständig, das wäre eine Lüge, also druckste sie mit einem breiten Grinsen herum: »Ich will sagen, dass der eine oder andere Fremde das von dir denken könnte.«
    Sie wusste, dass Swena verstanden hatte, als sich ihre Gesichtszüge wieder zu dem verschmitzten, fröhlichen Lächeln wandelten. »Du hast recht. Irgendwie muss sich eine alte Frau über Wasser halten. Der Wasserspiegel des Sees steigt von Jahr zu Jahr und bevor Banria untergeht, will ich mir ein Häuschen auf dem Hügel leisten können.«
    Flora verzichtete darauf, ihr zu erklären, dass Banria erst untergehen würde, wenn sie schon lange als Asche am Grund des Bonacian lag und den Wasserpflanzen als Dünger diente. Stattdessen verabschiedete sie sich mit einem freundlichen Nicken und schulterte die schweren Taschen. Es würde keine Freude werden, sie den ganzen Hügel hinaufzuschleppen. »Bis zum nächsten Mal, Swena!«
    »Auf Wiedersehen, Mädchen!«

    Sie nahm den schnellsten Weg hinaus aus den Ständen. Fest entschlossen, auf direktem Wege nach Hause zu gehen, kam sie an dem Stand vorbei, von dem Swena erzählt hatte. Der bunte Wagen erregte sofort Aufmerksamkeit und ein paar Kinder, aber auch Erwachsene standen davor und sahen zu, wie der Zentaur auf dem Podest seinem Publikum kleine, bunte Holzkugeln präsentierte. Das Podest wirkte morsch, genau wie der Wagen, der als Kulisse diente und den jemand bunt angestrichen hatte, um zu verbergen, wie marode er war. Einzig ein Vorhang bewahrte das Innere vor den neugierigen Blicken der Passanten.
    »Ihr müsst es euch vorstellen. Wenn ihr die Fantasie besitzt, euch die Dinge vorzustellen, könnt ihr sie auch bewirken, das ist der ganze Zauber. Eigentlich nicht schwierig oder? Passt auf!«
    Neugierig kam Flora näher. Abwesend nahm sie die schweren Taschen von den Schultern und stellte sie zwischen ihren Beinen ab, damit sie nicht umfielen und der Inhalt über die Pflastersteine kullerte.
    Der Zentaur begann, mit den Kugeln zu jonglieren. Das an sich empfand Flora schon als eine nicht zu verachtende Kunst, aber nach und nach flogen die Kugeln, als würden sie keinem Gesetz der Schwerkraft mehr gehorchen. Sie surrten mit einer höllischen Geschwindigkeit um die Köpfe der Schaulustigen, sausten Meter um Meter in die Höhe, nur um in kunstvollen Spiralen wieder abwärts zu sinken. Das Ganze ging eine Weile so weiter, bis der Zentaur eine Kugel nach der anderen wieder einfing und sich im Applaus der Umstehenden verbeugte. Auch Flora klatschte beeindruckt in die Hände.
    »Danke, danke! Vielen Dank! Und nun, wer traut sich, es auch zu versuchen?« Der Zentaur beugte sich nach unten und sah vor allem den Kindern fest in die Augen. »Wer weiß, vielleicht stecken sogar richtige Magier in euch!«
    Er richtete sich wieder auf und hob die Kugeln in die Höhe, die er der linken Hand hielt. »Nur einen halben Shebei und ich werde euch zeigen, wie es geht. Na? Gibt es Magier unter euch? In einer so schönen Stadt wie Banria kann ich mir das Gegenteil kaum vorstellen!«
    Das war der Punkt, wo die meisten Eltern nach den Händen ihrer Kinder griffen und sie mit halbherzigen Entschuldigungen oder vernünftigen Worten fortzogen, doch es blieben genug Leute stehen, die einen halben Shebei übrig hatten und es gerne probieren wollten. Eine Zwergenfrau mit ihrem Sohn schob sich entschuldigend vor Flora und drückte dem Zentaur das Geld in die Hand. Neugierig nahm Flora ihre Taschen und kam näher, um sich alles anzusehen. Sie hatte nicht viel Erfahrung mit Magie, obwohl diese in ganz Kilados größtenteils alltäglich war. Von Uhrzeigern bis zu Mühlsteinen konnten mechanische Getriebe mittels magisch durchsetzter Bauteile angetrieben werden. Dazu war einzig und allein ein Werkmeister mit magischem Talent nötig – abgesehen vom obligatorischen Kleingeld.
    Was gäbe Flora dafür, wenn sie die Uhr, die sie gebaut hatte, nicht immer aufziehen müsste, sondern wenn sie einfach von allein immer weiterlief, angetrieben von einem magisch durchsetzten Zahnrädchen. Es wäre so einfach.
    Allerdings stellte das Wirken von Magie jeden vor eine große Herausforderung, begabt oder nicht. Wie eine Begabung zustande kam, wusste Flora nicht genau. Einerseits konnte sie wohl vererbt werden, auch über mehrere Generationen hinweg, andererseits schien sie sich teilweise einfach herauszubilden, ohne dass jemand in der Familie sie vorher besessen hatte. Leider war Magie in ihrer Familie ein Tabuthema, ausgelöst vom Verschwinden ihrer Mutter. Floras Vater erzählte immer, dass sie mit einem anderen Mann gegangen sei, einem Magier, und dass sie ihre Kinder der Magie wegen im Stich gelassen hätte. Das war auch der Grund, warum niemand das Thema auch nur erwähnen durfte, ja nicht einmal daran denken, und Magie anzuwenden, kam im Leben nicht in Frage. Die beiden Geschwister hielten sich daran, aber manchmal juckte es Flora in den Fingern auszuprobieren, ob sie magisch begabt war. Es gab viele Werkmeister in Banria, die ohne Magie auskamen, aber nicht die wirklich guten.
    Doch da Emilian bei dem Thema eisern blieb, hatte Flora sich bisher nicht getraut, etwas in diese Richtung zu versuchen, ganz abgesehen davon, dass sie nicht wusste, wo sie anfangen sollte.

    Der Zwergenjunge stand mittlerweile mit auf dem Podest und es sah so ulkig aus, wie der Zentaur ihn um mehrere Meter überragte. Allerdings ließ sich der Kleine davon nicht abschrecken und sah ohne Scheu zu dem Schausteller auf.
    »Ich möchte, dass du all deine Gedanken auf die Kugel fixierst. Du darfst nichts anderes denken, musst deine Umgebung ausblenden.« Angestrengt starrte der Zwerg auf die bunte Holzkugel und auch Floras Blick war darauf gerichtet, während sie der ruhigen Stimme des Zentauren folgte.
    »Strecke all deine Sinne nach der Kugel aus. Sie ist die ganze Welt und doch wieder nur ein kleiner Teil von ihr.« Während Flora sich auf die Stimme vor ihr fixierte, schien plötzlich ihre Umgebung zu verschwimmen. Wie hypnotisiert konzentrierte sie sich auf die Kugel und wartete auf weitere Anweisungen.
    »Nun schließe die Augen. Siehst du die Kugel noch vor dir?« Sie bekam noch mit, wie der Zwerg eifrig nickte, bevor sie selbst unwillkürlich die Augen schloss. Überrascht stellte sie fest, dass sofort in gleißenden Lichtern die Kugel vor ihrem inneren Auge auftauchte. Sie pulsierte und von Zeit zu Zeit schien Licht von ihr abzuspringen und sich in seidenen Fäden im Raum zu verteilen. Vorsichtig versuchte Flora ihre Finger nach dem Faden auszustrecken, der ihr am nächsten war und war so überrascht, dass es ging, dass sie beinahe die Augen wieder aufgerissen hatte. Der Lichtfaden fühlte sich warm an und er tanzte in ihren Fingern hin und her.
    »Wenn du sie sehen kannst, fasse sie an...nein, nicht mit deiner echten Hand«, lachte der Zentaur leise. »Berühre sie mit deinem inneren Griff. Und dann hebe sie hoch, ganz vorsichtig.«
    Flora versuchte, den Faden enger um ihre Hand zu wickelt, sodass er stramm saß. Er riss nicht von der Kugel ab, also beschloss sie, probeweise daran zu ziehen. Die Kugel vor ihrem inneren Auge bewegte sich.
    »Ja, gut!« Wie durch einen Schleier nahm sie die Worte des Zentauren wahr. Nun griff Flora ganz nach dem Faden und zog kräftiger daran. Wie ein Jojo hüpfte die Kugel leuchtend auf und ab.
    »Ein Naturtalent!«, rief der Zentaur überrascht. Resigniert öffnete Flora die Augen. Was bildete sie sich eigentlich ein? Sie besaß vermutlich so wenig Talent, wie die Mehrheit der Kiladianer und dafür die doppelte Portion Fantasie. Genau in dem Moment fiel die Kugel mit einem dumpfen Klonk auf das Podest zurück und rollte hinunter, direkt vor Floras Füße. Enttäuscht folgte der Zwergenjunge ihr mit seinem Blick, wurde aber schnell von den Worten des Zentauren wieder aufgemuntert. »Das passiert jedem Anfänger, mach dir keine Gedanken.«
    Flora bückte sich und griff nach der Kugel, die von ihren vollen Einkaufstaschen aufgehalten worden war. Da sie ein paar Meter abseits stand, schwang sie sich die Taschen wieder über die Schulter und ging zum Podest, um dem Zentauren die Kugel zurückzugeben. Der erklärte gerade der Mutter des Zwergenjungen, dass sie sein Talent unbedingt weiterverfolgen sollte, dass sie aber noch ein paar Jahre Zeit dazu hätte. Höflich wartete Flora, bis der Junge an der Hand seiner Mutter wieder zwischen den Marktständen verschwunden war und hielt dem Zentaur die Kugel hin. »Bitte sehr.«
    »Oh, habt Dank! Danke!« Er nickte ihr freundlich zu und ließ seinen Blick über sie schweifen, wie man es bei Fremden so beiläufig tut. Offensichtlich erschien sie ihm nicht wie eine potentielle Kundin, also wandte er sich von ihr ab und streckte den Kopf in den Wagen hinter sich hinein.


    Kapitel 1.3

    3 Mal editiert, zuletzt von Oriane (29. Oktober 2018 um 15:40)

    • Offizieller Beitrag
    Spoiler anzeigen

    Die alte Dame, wie immer ganz in bunte Tücher gehüllt und mit ihren eigenen Ketten und Ohrringen geschmückt, beschwatzte gerade einen Fremden und pries ihre Waren in buntesten Worten an.

    nicht falsch, aber buntesten passt irgendwie nicht in den Satz.
    in farbenfrohen Worten?

    Die Frau, genauso blond wie er, begutachtete ein paar Stände weiter feine Holzarbeiten.

    Irgendwie hat der Satz eine geniale Doppeldeutigkeit ob der Situation. Gefällt mir :rofl:

    Einerseits konnte sie wohl vererbt werden, auch über mehrere Generationen hinweg, die ausgelassen wurden, andererseits schien sie sich teilweise einfach herauszubilden, ohne dass jemand in der Familie sie vorher besessen hatte.

    Das könntest du streichen, da der Satzteil zuvor genau das aussagt ^^

    Hast du schon gehört? Nicht weit von meinem Stand, drüben, wo Zarn mit seinen Lederwaren steht, hat sich einer vom fahrenden Volk hingestellt. Er behauptet, ein Magier zu sein und bietet den Leuten gegen einen halben Shebei an, ihre magische Begabung zu testen.

    wie praktisch, gerade, als Fora darüber nachgedacht hat XD

    Genüsslich löffelte sie die Soße mit dem letzten Quefa aus der Tüte, knüllte das Papier zusammen und warf es in den nächsten Müllkorb, der neben einem Stand lag, der Käse verkaufte.

    vllt eher stand?
    Wenn Mülleimer liegen, ist das ja eher kontraproduktiv, oder? XD

    Extra für @Kyelia diesmal zum testen ohne Spoiler

    *hust* Danke :rofl:

    Ich mag den Teil.
    Die alte Verkäuferin scheint zu wissen, was sie macht und wie sie ihr Geld verdient. Ich mag solche alten Schrullen. xD
    Und Flora besitzt also offensichtlich ein gewisses Talent für Magie. Blöderweise ist das etwas untergegangen und sie hat es selbst nicht gemerkt. Dumm gelaufen. Aber vielleicht auch besser so. Immerhin scheint ihr Vater nicht gerade viel von Magie zu halten. :D
    Ein wenig "zufällig" fand ich diesen Stand schon, kurz nachdem Flora darüber nachgedacht hat, dass sie ja keine Magie wirken darf. :hmm: Aber gut, lassen wir das erstmal so stehen und harren der Dinge XD

    LG, Kyelia

  • Hallo @Oriane

    Spoiler anzeigen


    Zuerst mal dankeschön, dass du deinen neuen Text nicht wieder in einen Spoiler getan hast. Hier stimm ich @Kyelia zu, dass die Spoiler eher für die Kommis gedacht sind und die Textteile der Geschichte frei sichtbar sein sollten. ^^

    Ja, das war wirklich ein schöner Teil. Das Kopfkino hat wunderbar funktioniert auf dem Marktplatz, und das Gespräch zwischen Flora ud Swena plätscherte so locker dahin, dass es superleicht zu lesen war. Nichts, was mich stutzen ließ. Auch der kleine Einblick in Floras Wünschen und Sehnen war an der Stelle gut platziert.
    Nun bin ich gespannt. Ich glaube nicht, dass sie weggeht. Irgendwie muss entweder sie oder der Zentaur doch merken, wer die Kugel wirklich bewegt hat. :D Und dass es Flora war, wurde mir schon klar, als sie die Augen zugemacht hat. :thumbup:

    Ich hab auch noch ein paar Kleinigkeiten gefunden. Die pack ich in den Spoiler.

    Spoiler anzeigen

    knüllte das Papier zusammen und warf es in den nächsten Müllkorb, der neben einem Stand lag, der Käse verkaufte.

    In welcher Zeit spielt deine Geschichte eigentlich? Der Müllkorb bringt mich ins zwanzigste Jahrhundert, aber das Setting lässt mich an eine frühere Zeit glauben. :hmm:

    Sie blickte hinauf zu der großen Uhr, die im Turm des Rathauses vor sich hin tickte und den gesamten Marktplatz,kein Komma sowie die Pier überwachte,

    Seufzend griff Flora nach den leeren Taschen und bahnte sich ihren Weg durch die Stände. Es dauert eine ganze Weile, aber nach und nach füllten sich die Taschen

    Wiederholung

    Die alte Dame, wie immer ganz in bunte Tücher gehüllt und mit ihren eigenen Ketten und Ohrringen geschmückt, beschwatzte gerade einen Fremden und pries ihre Waren in buntesten Worten an.

    Hm. Die buntesten Worte haben Kyelia schon ein bisschen gestört. Mich auch.
    Ich schlage vor: "... und pries ihre Waren in blumigen Worten an." Das ist eine geläufige Formulierung. :)

    »Ich brauche eine neue Federspitze, möglichst robust und keine von diesen Abgeflachten,

    abgeflachten

    Früher ist sie immer zu mir gekommen, genau wie du jetzt und hat Federspitzen und Tinte gekauft. Früher hat sie die Schreibarbeit übernommen

    Wiederholung

    Keiner durfte es erwähnen, ja nicht einmal daran denkenKomma empfohlen für besseren Lesefluss und Magie anzuwenden, kam im Leben nicht in Frage.

    sondern wenn sie einfach von allein immer weiter lief,

    weiterlief

    um Flora wieder in die Wirklichkeit zurück zu holen.

    zurückzuholen

    Das macht dann 7 Shebei.

    sieben (Zahlen immer ausschreiben, bei den folgenden hast du es ja auch gemacht)

    Flora kramte im Beutel, der an ihrem Gürtel befestigt war, nach den Münzen.

    Die scheinen auf dem Markt keine Diebe zu kennen, sonst würde sie die Beutel nicht am Gürtel tragen ... :hmm:

    Wieder einer dieser Schwindler, die Leute fallen wirklich immer wieder darauf herein.

    Wiederholung

    »Ich will sagen, dass der ein oder andere Fremde das von dir denken könnte.«

    eine

    Eigentlich nicht schwierigKomma oder?

    »Danke, Danke! Vielen Dank!

    danke

    Sie bekam noch mitKomma wie der Zwerg eifrig nickte, bevor sie selbst unwillkürlich die Augen schloss.

    Freu mich schon auf den folgenden Teil ^^ , weiter, weiter! :stick:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Ist das ueblich, detailliertere Anmerkungen unter spoiler zu posten? Dann mach' ich das auch mal.


    (Bei so einem laengeren Werk waere es wahrscheinlich sinnvoll, einfach ein PDF mit dem Kompletttext zu machen, mit jedem Abschnitt zu aktualisieren und im ersten Post zu verlinken - ich persoenlich find's eher anstrengend lange Texte am Bildschirm zu lesen und drucke mir das lieber aus).


    Spoiler anzeigen

    Also, ich mag die 'buntesten Worte' - dass kann man imo schon mal machen dass man als Schreiber kreativ mit Sprache umgeht und Ausdruecke verwendet die's so nicht gibt - aber das passt hier, das ist eine bunte Szene - die Frau ist in bunten Tuechern, und ihre Worte sind auch bunt - warum denn nicht?

    Genüsslich löffelte sie die Soße mit dem letzten Quefa aus der Tüte, knüllte das Papier zusammen und warf es in den nächsten Müllkorb, der neben einem Stand lag, der Käse verkaufte.


    Da kommst Du irgendwie vom hundertsten ins tausendste (und ich glaube Du hast so eine kleine Tendenz dazu :) ). Also, der Sinn des Satzes ist ja, dass er eine Ueberleitung ist - sie ist fertig mit Futtern und macht jetzt den Einkauf. Aber das ist abgeschlossen in dem Moment wo das Papier im Muell landet (wir lernen dass Flora ordentlich ist selbst wenn sie keine Uhren baut und dass die Stadt seht reinlich ist). Aber was hat das mit Kaese zu tun? Sie kauft ja jetzt keinen Kaese. Ich finde so eingesetzt unterbricht das Detail den Erzaehlfluss das ist so 'ich leite jetzt ueber - nee, doch nicht, mir ist noch was eingefallen - aber jetzt wirklich'

    Das waere vom Fluss viel besser wenn sie erst den Muelleimer neben dem Kaesestand bemerkt, sich dann die Finger abschleckt, das Papier entsorgt und einkauft.

    Verstehst Du, was ich sagen will?

    Sie wollte dem Mann einen riesigen, hässlichen Klunker für seine Frau verkaufen, worauf er letzten Endes sogar einging.


    Die Stelle kommt mir auch komisch vor, ich kann's noch nicht genau sagen warum, aber es ist auch wieder so ein Erzaehlfluss-Ding. Sie will den Klunker verkaufen, und darauf geht jemand ein - auf das Wollen? Da fehlt irgendwie ein Schritt in der gedanklichen Entwicklung.

    Vielleicht versucht sie zu verkaufen und hat Erfolg oder so?


    Abwesend nahm sie die schweren Taschen von den Schultern und stellte sie zwischen ihren Beinen ab, damit sie nicht umfielen und der Inhalt über die Pflastersteine kullerte.


    Mein erster Gedanke - die klaut bestimmt jemand wenn sie abgelenkt ist... Aber es scheint eine sehr ordentliche Stadt zu sein :)

    Resigniert öffnete Flora die Augen. Was bildete sie sich eigentlich ein?


    Warum diese Reaktion, nachdem doch zumindest vorher was passiert ist was sie nicht erwartet hatte? Die Kugel vor ihren inneren Auge zu sehen ist das eine, aber die leuchtenden Faeden sollten sie doch ueberraschen.

    Also - warum fragt sie sich nicht eher was da grade eigentlich passiert ist? Was hatte sie erwartet dass sie jetzt enttaeuscht ist?

    ***

    Ich mag die vielen Details die her ausgebreitet werden und die kleinen Nebensaechlichkeiten, aber ich glaube du musst ein bisschen vorsichtig sein dass der Erzaehlfluss nicht drunter leidet - wenn grade was passieren soll, dann stoeren Details auch mal.

  • Danke für euren Kleinkram :) Und Großkram...also eigentlich fürs kommentieren :D


    Ein wenig "zufällig" fand ich diesen Stand schon, kurz nachdem Flora darüber nachgedacht hat, dass sie ja keine Magie wirken darf.

    Jo, das ist auch das, was mich an dem Teil stört, es ist so dermaßen offensichtlich, was kommt. Ich habs jetzt mal drin gelassen, um zu gucken wie andere reagieren und ob es vielleicht nur mir so stark auffällt. Vielleicht drehe ich das ganze um. Erst die Szene mit dem Zentaur und danach ihre Gedanken dazu. Wobei die Zentaurenszene noch nicht vorbei ist, da fehlt noch ein Stück...ich überleg mir was.


    Echt? Ein Müllkorb? Wer leert den? Veolia? Die städtische Müllabfuhr?
    In welcher Zeit spielt deine Geschichte eigentlich? Der Müllkorb bringt mich ins zwanzigste Jahrhundert, aber das Setting lässt mich an eine frühere Zeit glauben.

    Ich dachte, wenn ich erwähne, dass der Korb neben dem Stand steht ist klar, dass der auch ZUM Stand gehört und das der Händler dort eben seinen Abfall sammelt. Es gibt keine städtische Müllabfuhr oder so :D Na gut, da muss ich nochmal ran.

    Das mit der Zeit ist so eine Sache. Das Setting war schon immer mittelalterlich angehaucht, aber es gab in früheren Versionen noch viel mehr Steampunk-Elemente, die ich mit der Zeit rausgenommen habe. Ein bisschen was ist davon noch übrig geblieben und Magie ersetzt in gewisser Weise den Dampf. Es gibt z.B. fließendes Wasser, es kommt auch warmes Wasser aus der Leitung, wenn man sich die entsprechenden Pumpen etc. leisten kann. Die sind dann so konstruiert, dass sie magische Bauteile enthalten. Das gleiche in Uhren oder teilweise auf Schiffen. Aber es muss immer ein Magier in Reichweite sein, der das ganze regelmäßig kontrolliert und wieder neu auflädt.
    Ich will hier nicht zu sehr ins Detail gehen. Vielleicht mache ich irgendwann noch einen Weltenbau-Thread auf ;)

    Die scheinen auf dem Markt keine Diebe zu kennen, sonst würde sie die Beutel nicht am Gürtel tragen ...

    Da habe ich auch schon drüber nachgedacht, aber in Banria ist es relativ warm. Flora trägt nur dünne Kleidung mit wenigen Taschen. Und das Geld in die Umhängetaschen zu stecken erschien mir genauso unvorsichtig. Hast du eine Idee?


    Also - warum fragt sie sich nicht eher was da grade eigentlich passiert ist? Was hatte sie erwartet dass sie jetzt enttaeuscht ist?

    Das kommt in etwa auf die gleiche Antwort raus, die ich auch Kyelia geschrieben habe. Ich bin nicht ganz zufrieden mit der Entwicklung in der Szene. Generell wäre sie eben magisch begabt, damit sie Ingenieur oder was ähnliches sein kann. Sie hatte aber ihr ganzes Leben mit dem Verbot zu kämpfen und generell wenig mit Magie zu tun gehabt. In ihrer Vorstellung ist Magie eine sehr elitäre Sache und so selbstbewusst ist Flora halt nicht. Es ist ihr Traum, von dem sie noch überzeugt ist, dass er nie in Erfüllung gehen wird.
    Aber ich muss an der Szene was ändern, eindeutig...aber erst, wenn der Rest davon auch online ist, dann dürft ihr gerne noch euren Senf dazugeben, wenn ihr wollt :)

  • Spoiler anzeigen

    @Oriane

    Da habe ich auch schon drüber nachgedacht, aber in Banria ist es relativ warm. Flora trägt nur dünne Kleidung mit wenigen Taschen. Und das Geld in die Umhängetaschen zu stecken erschien mir genauso unvorsichtig. Hast du eine Idee?

    Hm, vielleicht könnte sie es ja in einem Beutel um den Hals tragen? Unter der Bluse/Kleid? So dass sie in jedem Fall merken würde, wenn sich jemand daran vergreifen will?

    Edit:
    Nochmal wegen des Müllkorbs - das kam bei mir nicht so an, dass der zum Käsestand gehört. Ich dachte, da steht auf dem Markt alle naselang einer rum. Dann hab ich das wohl schief aufgefasst, sorry. :D

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Jo, das ist auch das, was mich an dem Teil stört, es ist so dermaßen offensichtlich, was kommt.

    Du weisst jetzt besser wie die Geschichte insgesamt weitergeht, aber so weit finde ich funktioniert es gut.

    Ja - das alles ist ein schicksalshaftes Zusammentreffen und man ahnt was kommt, aber das sieht bisher nach dem Grund aus warum die Geschichte von diesem Tag von Flora's Leben (und nicht dem Tag vorher) erzaehlt wird - weil das eben der Tag ist wo sie zum ersten Mal mit Magie zu tun hat (kann jetzt eine falsche Idee sein, weisst Du besser...)

    Wenn wir Geschichten erzaehlen, sind ja immer Archetypen im Hintergrund, die geben uns einen Hinweis was passieren wird. Und man kann immer ein bisschen von denen weg, dann wird die Geschichte interessanter, aber zu weit weg und die Geschichte wird langweilig (hier ist der Archetyp 'Protagonist entdeckt verborgenes Talent').

    Wenn Du das jetzt gar nicht offensichtlich machen wolltest muesstest Du erst mal lang aus Flora's Alltag erzaehlen ohne dass was passiert - und das ist so der Einstieg in 'Herr der Ringe' mit 'Concerning Hobbits' wo einfach kapitelweise nichts besonderes passiert - muss vielleicht auch nicht sein.

    Ich stelle mir jetzt eine alte Flora vor die das Kapitel mit 'Der Tag der mein Leben veraenderte' erzaehlt und wie der Zufall da mitgeholfen hat, und das passt schon fuer mich gut zusammen (kommt immer drauf an wie's weiter geht...)

  • So, jetzt hab ichs endlich mal geschafft, die Änderungen einzufügen und den nächsten Teil korrekturzulesen. Viel Spaß damit ^^
    (Übrigens hat die Keine-Spoiler-Fraktion gewonnen. Ich finds mittlerweile so auch besser.)

    Edit:
    Nochmal wegen des Müllkorbs - das kam bei mir nicht so an, dass der zum Käsestand gehört. Ich dachte, da steht auf dem Markt alle naselang einer rum. Dann hab ich das wohl schief aufgefasst, sorry. :D

    Sorry, gar nicht mehr gesehen. Ich habs nochmal ein bisschen umformuliert, jetzt sollte es klarer sein :)

    @Thorsten Ja, stimmt, du hast schon recht. Einen Einstieg wie Concerning Hobbits wollte ich definitiv nicht schreiben. Ich habe entschieden, es erstmal so zu lassen, wie es ist. Es mag Anfangs ein bisschen vorhersehbar sein, es kommt auch noch etwas, das irgendwie Klischee ist, aber da steckt im Endeffekt mehr dahinter. Ich weiß, kryptischer gehts nicht, aber ich will nicht spoilern :D Zu den ganzen Überlegungen gehört auch die, ob ich noch einen Prolog schreibe, oder nicht.
    Jetzt aber erstmal weiter...


    Kapitel 1.3

    Flora wollte sich gerade umdrehen, um endlich nach Hause zu gehen, als sie von einer rauen Stimme aufgehalten wurde. »He, du! Mädchen!«
    Sie versuchte, sich unauffällig umzudrehen, um zu sehen, ob auch wirklich sie gemeint war. Ein zweiter Zentaur war auf dem Podest erschienen, vermutlich hatte er die ganze Zeit über im Wagen gestanden. Mit der freien Hand deutete Flora leicht auf ihre Brust und warf ihm einen fragenden Blick zu. Er nickte nur und winkte sie zu sich. Langsam und irritiert folgte sie seiner Aufforderung. Im Näherkommen sah sie, dass dieser Zentaur bereits sehr viel älter war, als der Magier, der vorher seine Künste gezeigt hatte. Sein Fell schien schien mehr ganz so tiefschwarz, wie es vermutlich einmal gewesen war. Nun durchzogen es graue Schlieren und auch die langen Haare waren ergraut. Sie gingen über in eine wilde, struppige Mähne, die eher die Farbe des Fells behalten hatte. Seine dunkelbraune Haut war von Falten durchzogen, aber inmitten seines kantigen Gesichts sahen Flora zwei wache, aufmerksame und erfahrene Augen durchdringend an. Sie begann mehr und mehr, sich unwohl zu fühlen. Am Rand des Podests blieb sie stehen. »Ja?«
    Der alte Zentaur ragte auf dem Podest so hoch vor ihr auf, dass sie den Kopf beinahe vollständig in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen sehen zu können. Er schien zu merken, dass man so kein anständiges Gespräch führen konnte und stieg die drei Stufen von Podest hinab. Noch immer reichte Flora ihm nur bis zur Brust.
    »Du weißt genauso gut wie ich, dass der kleine Zwerg keinen Funken magischen Talents in sich trägt.«
    »Weiß ich das?« Irritiert schüttelte sie den Kopf.
    »Du hast die Kugel angehoben.«
    Nun verzog sie verwirrt das Gesicht. Der Mann war gar nicht dabei gewesen, wie konnte er etwas über die Vorgänge wissen? Sie sprach den Gedanken laut aus und setzte hinzu, dass sie bestimmt nicht magisch begabt war. Das entlockte dem Zentauren ein grummelndes Lachen, aber das war nicht die einzige Emotion. Er schien überrascht zu sein.
    »Du hast es also wirklich nicht gemerkt. Mädchen, dein Talent ist stark. Du darfst deine Leistung vorhin nicht unterschätzen.«
    »Was redet Ihr da, wieso sollte ich Euch glauben? Ich habe überhaupt keine Erfahrung mit Magie. Das alles ist Irrsinn und außerdem bin ich spät dran.«
    »Du musst mir nicht glauben«, sagte der Zentaur und verschränkte die Arme vor der Brust. »Allerdings wäre es besser, du würdest es tun«, fügte er dann mit verschmitzten Lächeln hinzu. »Vor allem könntest du aufhören, dich selbst zu belügen. Niemand wirkt Magie ohne nicht im Ansatz zu wissen, was er tut. Komm mit und versuche die Kugel unter meiner Anleitung erneut anzuheben.«
    Normalerweise hätte Flora sein Angebot sofort misstrauisch ausgeschlagen und hätte sich mit irgendeiner Entschuldigung davongemacht, aber dafür war ihr Interesse in diesem Moment viel zu groß. Vielleicht hatte er mit seiner Behauptung recht. Noch hatte er kein Geld für diesen Dienst verlangt und es war eindeutig viel zu viel los, als dass er sie unbemerkt in seinen Wagen zerren, entführen und womöglich verspeisen würde. Nein, welchen anderen Grund sollte er haben, sie erneut testen zu wollen, als dass sie vorhin wirklich Magie gewirkt hatte? Und was sollte das heißen, sie solle aufhören, sich selbst zu belügen?
    »Du siehst mir aus, wie ein erwachsenes Mädchen, das nicht auf den Kopf gefallen ist. Du musst dich nicht fürchten. Ich bin nur ein alter Mann.«
    »Von meiner Perspektive seht Ihr schon ein bisschen bedrohlich aus«, entgegnete Flora schmunzelnd. Der Zentaur ließ wieder das heisere Lachen hören.
    »Also gut, lasst es mich versuchen«, entschied sie dann.
    »Gut. Komm mit rein. Magie ist nicht für alle Augen bestimmt.«
    Flora fragte nicht nach, was er damit meinte und folgte ihm stumm in den Wagen hinein. Drinnen war es staubig und es roch nach dem Dunst merkwürdiger Tinkturen, die auf einem hohen Tisch standen, den Flora mit ihrer Größe so gerade überblicken konnte. An den Wänden waren Regale befestigt, die mit allerlei Gegenständen überquollen. Die hintere, kurze Seite des Wagens bestand ausschließlich aus einem Bücherregal, doch viele der dicken Wälzer häuften sich aufgeschlagen auf dem Tisch. Dann gab es noch einen Schrank mit Vorräten und eine alte verzierte Holzkiste, die allerdings geschlossen war.
    »Ich würde dir ja einen Tee anbieten, aber du sagtest, du bist spät dran?«
    »Ja, mein Vater wartet sicher schon. Allerdings wird er sowieso wütend sein, dass ich so lange gebraucht habe, also werden ein paar Minuten mehr oder weniger auch nichts ändern. Habt Ihr eigentlich einen Namen?«, fragte sie dann, während er hinüber zu der Truhe ging, darin kramte und schließlich einen kleinen Gegenstand hervorholte.
    »Mein Name ist Korom, vom Stamm der Keldan.«
    »Dann habt Ihr einen weiten Weg nach Hause«, stellte Flora fest. »Die Keldan-Ebene liegt ganz im Norden von Kilados, nicht wahr?«
    »Du hast recht, wenn du sagst, die Ebene sei weit entfernt von hier. Aber mein Zuhause ist sie schon nicht mehr, seit ich ein junger Zentaur von fünfundzwanzig Jahren war. Sie ist höchstens meine Heimat.«
    Flora nickte verstehend. »Ich weiß, dass ihr Zentauren nie lang an einem Ort bleibt und immer durchs Land reist, aber ich dachte, ihr hättet eine stärkere Verbindung zu eurer Heimat.«
    »Bei manchen ist das so.« Vorsichtig schloss er den Deckel der Truhe wieder und kam zum Tisch zurück, bei dem Flora stehen geblieben war. »Ich selbst bin kein gewöhnlicher Zentaur, ohne arrogant klingen zu wollen. Mein Leben hat mich an viele Orte geführt. Heute hat es mich zu dir geführt und ich habe das Gefühl, dass dieser Tag ein bedeutender ist.«
    Flora ließ ihn reden, ohne Widerworte zu geben. Sie glaubte ihm kein Wort davon, heute war ein Tag wie jeder andere.
    »Hier, nimm die.« Er gab ihr wieder eine Kugel in die Hand, diesmal allerdings war sie nicht aus Holz, sondern aus Metall. Für ihre geringe Größe wog sie sonderbar schwer in Floras Hand.
    »Und nun tu genau das, was du vorhin getan hast. Lege die Kugel auf den Tisch und schließe die Augen. Konzentriere dich auf meine Stimme.«
    Flora nickte und schloss die Augen.
    »Die Welt um dich herum verschwindet, du befindest dich allein in der Dunkelheit deines Geistes. Hier sind nur du und meine Stimme, die dich leitet. Jetzt werde dir der Welt gewahr, die sich in deinem Geist versteckt. Erschrick nicht, es könnte dich überraschen, wie sie aussieht.«
    Gerade als Flora fragen wollte, wie sie diese Welt in sich denn finden sollte, da tauchten wieder die goldenen Fäden vor ihrem inneren Auge auf. Diesmal waren es viel mehr als draußen vor dem Podest und nicht nur die Kugel leuchtete, sondern auch andere Gegenstände, sodass Flora ihre Umgebung wiedererkannte.
    »Gut so. Sie dich ruhig um.«
    »Woher wisst Ihr, was ich sehe?«, fragte sie leise, um nicht aus der Konzentration zu fallen.
    »Du spürst es nicht, aber ich gebe dir Hilfestellung, deswegen kannst du so viel wahrnehmen. Ich sehe nicht alles, was du siehst, aber einen Teil, der mir erlaubt, dich zu leiten. Es ist eine längere Erklärung nötig, doch für den Moment reicht es, dass du weißt, dass diese Form die magische Form unserer Welt ist. Sobald du in sie eingetreten bist, kannst du in ihr handeln. Siehst du die Kugel?«
    Flora nickte. Der kleine Gegenstand leuchtete heller als alles andere.
    »Es ist ein Trainingsgegenstand und bereits mit viel Magie durchsetzt, deswegen ist es für Anfänger besonders leicht, ihn wahrzunehmen.«
    Wie bei der Holzkugel sprangen golden leuchtende Fäden um die Kugel herum, nach denen Flora nun griff.
    »Langsam«, mahnte Korom, ließ sie aber gewähren. »Wickle die Stränge fest um deine Hand, sodass sie dir nicht aus den Fingern gleiten können.«
    Sie tat, wie ihr geheißen und nahm ihre andere Hand zur Hilfe, um die leuchtenden Fäden mehrmals um den Handrücken zu schlingen. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Einerseits war ihr bewusst, dass ihre echten Hände konzentriert um die Tischkante griffen, andererseits waren es die gleichen Befehle, die ihr Gehirn an die inneren Hände schickte. Sie benutzte ihre Hände und doch wieder nicht. Korom schien ihr Dilemma aufgefallen zu sein.
    »Es fühlt sich merkwürdig an, nicht wahr? Keine Sorge, du lernst die Unterscheidung mit der Zeit. Für den Moment, ignoriere es so gut du kannst. Zieh jetzt an den Fäden, so wie du es draußen getan hast, und hebe die Kugel an.«
    Flora zog. Das Gewicht der kleinen Metallkugel war größer als erwartet, trotzdem kostete es sie keine Mühe, sie anzuheben.
    »Gut«, lobte der Zentaur. »Bleib konzentriert, halte deinen inneren Griff genau so. Und dann öffne die Augen.«
    Ganz vorsichtig hob Flora die Lider – und blickte staunend auf das, was sie sah. Die kleine Kugel schwebte ein Stück weit über dem Tisch, ganz ruhig und stetig. Ein wenig schwankte sie, als Flora den Griff um die Tischkante in Zeitlupe löste und die Hände senkte, aber sie hielt. Dann begann sie probeweise, an dem inneren Faden zu ziehen. Erst tat sich überhaupt nichts, dann intensivierte sie die Bewegung und hatte das Gefühl, die Kugel müsste bereits durch das Dach des Wagens auf dem Weg zu den Sternen sein, aber erst jetzt hüpfte sie ganz leicht auf und ab.
    »Es ist gar nicht so leicht.«
    Da lachte Korom wieder sein heiseres Lachen. »Niemand hat behauptet, dass es einfach wäre.«
    Als Flora grinste, fiel die Konzentration von ihr ab, die Kugel plumste zurück auf den Tisch und rollte ihr entgegen. Diesmal waren ihre echten Hände da und fingen sie auf, bevor sie den Boden erreichte. Sie wog so viel weniger, als in ihrem Geist.
    »Das war wirklich ich?«, fragte sie und hielt die Kugel ungläubig fest. »Ihr habt mich nicht angeschwindelt und sie selbst bewegt und wollt jetzt Geld von mir?«
    »Ich will deine Shebei nicht, dafür ist mein Enkel zuständig.« Er nickte etwas abfällig nach draußen, wo der Zentaur wieder seine Kugeln jonglierte. »Er ist der Meinung, dass wir so leicht etwas Geld verdienen könnten. Das ist nicht die Art, in der man Magie einsetzt, das habe ich ihm hundert Mal erklärt, aber er will es nicht verstehen.«
    »Wieso hatte ich bisher nie Zugang zu der magischen Welt? Ich meine, ich hätte doch zumindest merken müssen, dass es sie gibt«, fragte Flora, ohne auf das Wettern des alten Zentauren einzugehen.
    »Es ist sehr schwierig den Zugang im Alleingang zu finden. Fast jeder Magier ist am Anfang auf professionelle Anleitung angewiesen.«
    »Also bin ich wirklich magisch begabt?«,
    »Das bist du. Eindeutig. Mit etwas Übung könnte viel aus dir werden. Ich könnte dich unterrichten«, schlug er vor.
    Ungeahnte Möglichkeiten flimmerten vor ihrem inneren Auge auf. Sie hatte sich bisher nur als mittelmäßige Glasbläserin gesehen, die nicht wusste, was sie sonst tun sollte, aber die Magie gab ihr vielleicht die Möglichkeit das zu tun, was ihr Spaß machte. Sie liebte es, Dinge zu konstruieren und bisher hatte sie nur Emilians Abneigung gegen Magie davon abgehalten, ihr Können zu testen.
    »Aus dir kann mehr werden, als ein einfacher Werkmeister«, beteuerte Korom mit seltsam sehnsüchtiger Stimme. »Glaube mir, du bist die begabteste junge Frau, die mir seit langem untergekommen ist.«
    »Übertreibt nicht«, entgegnete Flora ein wenig geschmeichelt. Dass jemand so viel auf sie hielt, war sie nicht gewohnt und sie vermutete, dass der alte Mann einfach lange niemanden mehr getroffen hatte, dem er sein Wissen und seine Geschichten weitergeben konnte. Sein Enkel schien wenig empfänglich zu sein für solche Dinge, aber Flora hatte ihm in den letzten Minuten gut zugehört.
    »Ich übertreibe nicht.« Er blieb vollkommen ernst und das verwirrte sie ein wenig. »Noch bist du viel zu unerfahren um es zu verstehen. Erlaube mir, dich zu unterrichten. Wir sind noch ein paar Tage hier, ich kann dir in der Zeit die äußersten Grundlagen beibringen.«
    Sie zögerte. Wenn Emilian herausfand, dass sie magisch begabt war und Magie sogar anwandte, würde er furchtbar wütend werden. Emilian! Sie hatte ihren Vater vollkommen vergessen! Er war bestimmt schon furchtbar wütend, das musste er gar nicht mehr werden.
    »Ich werde es mir überlegen, in Ordnung?« Eilig hängte sie sich ihre Taschen wieder über die Schulter. »Aber jetzt muss ich wirklich nach Hause. Oh, hier, die gehört Euch.« Sie hielt ihm die Kugel hin, doch er winkte ab. »Behalte sie. Du kannst damit üben.«
    Dankbar verstaute sie die Kugel in einer der Taschen, verabschiedete sich und machte sich – nun aber wirklich – auf den schnellsten Weg nach Hause.


    Kapitel 2.1

    Einmal editiert, zuletzt von Oriane (29. Oktober 2018 um 15:41)

  • Einerseits war ihr bewusst, dass ihre echten Hände konzentriert um die Tischkante griffen, andererseits waren es die gleichen Befehle, die ihr Gehirn an die inneren Hände schickte. Sie benutzte ihre Hände und doch wieder nicht.


    Mag ich - ganz toll beschrieben wie sich das anfuehlt.

    Und auch ein paar Gerueche fuer mich in der Huette - schoen.

    • Offizieller Beitrag

    Sein Fell schien schien mehr ganz so tiefschwarz, wie es vermutlich einmal gewesen war.

    nicht ... ? XD

    Korom also. Interessant. Warum ist der Kerl so scharf darauf, sie unterrichten zu dürfen? Nur weil sie die erste mit viel magischer Begabung seit langem ist? Da muss doch mehr dahinterstecken, oder? Irgendwie ist mir der Kerl zu erpicht darauf, ihr die Magie beizubringen. :D
    Wie viele Magier gibt es eigentlich in deiner Welt? Also ich will jetzt keine genaue Zahl wissen, es würde schon reichen, wenn ich wüsste, ob sie oft oder selten, oder eigentlich fast gar nicht vorkommen. Das würde zumindest etwas erklären, warum Korom so scharf darauf ist, sie zu unterrichten. :D
    Ansonsten fand ich den Teil echtsuper! Der Vater wird sich sicher mächtig freuen, wenn sie so spät zurück kommt. Mal sehen, wie Flora das erklären will, ohne zu erwähnen, dass sie zu einem Fremden in den Wagen gestiegen ist, um dort eine metallene Kugel Kraft Gedanken vom Tisch aufzuheben. Das Gesicht von dem Vater wäre sicherlich interessant :rofl:

    Jo, das ist auch das, was mich an dem Teil stört, es ist so dermaßen offensichtlich, was kommt. Ich habs jetzt mal drin gelassen, um zu gucken wie andere reagieren und ob es vielleicht nur mir so stark auffällt. Vielleicht drehe ich das ganze um. Erst die Szene mit dem Zentaur und danach ihre Gedanken dazu. Wobei die Zentaurenszene noch nicht vorbei ist, da fehlt noch ein Stück...ich überleg mir was.

    Persönlich ich es wohl wirklich hinter diese Zentauer Szene einordnen, dann wirkt es mMn harmonischer. Weil sich der Leser in der Szene mit dem Zwergenkind und der Holzkugel fragen könnte, warum Flora sich so zurückhält und dem abneigend-neugierig gegenübersteht. Und danach hat man diesen Aha-Effekt. Ansonsten wirkt diese komplette Szene mit dem Zentauer so: In your Face!
    Verstehst du, was ich meine? :D

    Mal sehen, wie es weitergeht. :)

    LG, Kyelia

  • Danke für dein Feedback ^^

    Wie viele Magier gibt es eigentlich in deiner Welt?

    Relativ wenige. Wobei ich zwischen zwei Stufen von Magiern unterschiede. Die einen, die eben Werkmeister, Uhrmachermeister etc. und nur mit mechanischen Systemen arbeiten sind und die anderen, die dann das richtig krasse Zeug draufhaben. Von der ersten Sorte gibt es mehr als von der anderen und letztere sind auf jeden Fall immer eine kleine Attraktion (und ein Mysterium), wenn die sich mal dem gemeinem Volk irgendwie mit ihrem Können zeigen.

    Ansonsten wirkt diese komplette Szene mit dem Zentauer so: In your Face!

    Jo, verstehe, was du meinst. Mal gucken, irgendwann wird es bestimmt eine Finale Version geben, wo ich mich für eine Variante entschieden habe, aber noch bin ich mir uneinig mit mir selbst :hmm: