Das Ritual (Arbeitstitel)

Es gibt 103 Antworten in diesem Thema, welches 24.042 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Juli 2019 um 15:52) ist von Oriane.

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    Hi Oriane :)

    so ich habe mir mal die 3 Kapitel durchgelesen und bin echt beeindruckt von deiner Art zu schreiben, sie wirkt so einfach wenn man sie liest, aber es ist so ausführlich das man denkt... boarh wie langweilig wir das jetzt, aber überhaupt nicht ich finde es mega gut das du so ausführlich schreibst grad so ein paar kleine Sachen wo mir sehr gut gefallen haben, sind so alltäglich Sachen, die du halt richtig reingebracht hast, wo man denkt jap kenne ich :D zb. die Szene mit der schweren Tasche die in die Haut einschneidet, oder als sie die Taschen dann zwischen die Beine stellt, damit nichts raus fallen kann :) also bitte schreibe bitte weiter so schön ausführlich.

    Deine Protagonistin mag ich jetzt schon sehr gerne :) du stellst sie als symphatische und höfliche junge Frau dar. Ich finde das ihr gesamtes Handeln bis jetzt sehr natürlich und realistisch rüberkommt, sie hinterfragt auch Sachen und protzt hier nicht voller Selbstvertrauen. Ich bin gespannt was sie noch alles Lernen wird und wie ihr Weg aussieht.

    Zum Seeting allgemein, bis jetzt gefällt mir deine Welt, wie du sie uns zeigst sehr gut. Anfangs dachte ich oke bleibt es so normal oder kommt auch Fantasy mit rein. "Ich natürlich wieder viel zu früh Panik geschoben" , dann kamen die Fantasywesen und Magie :love:
    Ich liebe es wenn Magie in Fantasygeschichten vorkommen :)


    In Fehler finden bin ich leider sehr sehr schlecht, bei mir ist es eher so oke eine Geschichte gefällt mir oder sie gefällt mir nicht .... und das hat bei mir viel mit der allgemeinen Story zu tun und deine gefällt mir :thumbsup:

    Ich bin echt gespannt wie die Geschichte weitergeht, und wegen den Klischees wenn es tolle Klischees sind, dann freue ich mich schon drauf <3 <------ Hinweise? ja/nein

    Ich bleibe jedenfalls dran ^^


    Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.
    Mahatma Gandhi

  • hi :)

    Was genau meinst du? Hinweise zu Klischees?

    aso da wollte ich so etwas indirekt fragen, wie ob es eine Klischeehafte Romanze geben wird :whistling: aber brauchst du nicht beantwortet, werde es vermutlich selbst rausfinden, ob ja oder nein, hat mich gestern irgendwie im Eifer und Gefecht so überkommen... spoiler mich irgendwie gerne selbst.


    Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.
    Mahatma Gandhi

  • Hallu Oriane :) alle Angaben ohne Gewähr, weil ich nich so jut bin in Feedback geben xD

    Ich kann mir sehr gut bildhaft vorstellen was die Flora da so macht und erlebt, sehr schön beschrieben, macht daher Spaß zu lesen, weiter so ! :thumbup:

    Wegen dem Erzähler der ihren Vater immer als Emilian anspricht am Anfang, entstand aber schnell der Eindruck bei mir dass es sich evtl nur um den Stiefvater handeln könnte den sie selbst auch nur mit Emilian anspricht... ich würde da ein paar Emilians rausnehmen und Vater sinngemäß einfügen x.x

    1.3 ging mir persönlich zu schnell :P
    daher eine kleine Anregung wie mans noch machen könnte:
    Achtung Spoiler, weil Spoiler

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    Interessanter fände ich es, wenn man ab dem Moment wo der Magier auf dem Markt erwähnt wird, man ihre Gedankenwelt dazu sehen könnte, was sie allgemein von der Magie hält. Schließlich ist ja ihre Frau Mama mit nem Magier durchgebrannt und Herr Papa is demnach auch nicht gut drauf anzusprechen.
    Sagen wir Mal sie hasst die Magie deswegen, was verständlich wäre, will eigentlich gar nicht den Zaubertricks zusehen, aber wird von der Magie regelrecht angezogen und versteht selbst nicht, wieso. letztlich steht sie plötzlich doch an seinem Stand/Platz und schaut es sich nur widerwillig an, weil sie dann doch zu Neugierig ist, was ihr Vater so sehr daran hasst.
    Und dann die Überredung des Zentaur... statt einem kurzen, sehr schnell überzeugenden Gespräch (was sie ziemlich naiv auf mich wirken lässt xD ) könnte ich mir eine bis zum Schluss abwehrende Haltung vorstellen... sie hat keine Zeit, keine Lust, will das auch gar nicht und geht einfach. Doch der Zentaur lässt nicht locker (warum auch immer er das macht... das wissen wir ja noch nicht) und wirft ihr eher einen Stein entgegen, als eine Kugel und ruft ihr zu sie soll ihre Inneren Hände benutzen! Und da sie vollgepackt mit Taschen is, bleibt ihr ja gar nichts anderes übrig und plopp, geschafft.
    Sie geht trotzdem nach Hause und denkt erstmal über das Geschehene nach. Noch einmal ein schöner Einblick in ihre Gedankenwelt, wie alles durcheinander wirbeln würde. Dann käme noch ein Gespräch mit ihrem Vater in Frage und oder Lysander, bei dem/bei denen sie die Abneigung gegen Magie hinterfragen könne, sie müsste sich ja neu sortieren weil sie selbst nun magiebegabt ist.
    Und dann am nächsten Tag, immer noch verunsichert von der ganzen Situation und aus Angst ihre Magie könnte auch außer Kontrolle geraten, sucht sie die Zentaur erneut auf.

    So stelle ich mir das ganze vor für 1.3 xD

    lg Kramurx

  • @Kramurx Vielen Dank für dein Feedback ^^

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    Wegen dem Erzähler der ihren Vater immer als Emilian anspricht am Anfang, entstand aber schnell der Eindruck bei mir dass es sich evtl nur um den Stiefvater handeln könnte den sie selbst auch nur mit Emilian anspricht... ich würde da ein paar Emilians rausnehmen und Vater sinngemäß einfügen

    Hm, okay, so habe ich es noch nicht gesehen. Ich kenne einige, die ihre Eltern mit deren Namen und nicht mit Mama/Papa ansprechen und Flora pflegt sowieso ein etwas distanzierteres Verhältnis zu ihrem Vater, also dachte ich, es passt vielleicht ganz gut, dass sie öfter seinen Namen benutzt. Aber wenn das verwirrend ist, bemühe ich mich, öfter Vater o.ä. zu schreiben.

    Zu deinem Vorschlag für 1.3:
    Flora teilt ja gerade nicht die Abneigung ihres Vaters gegen Magie, weil ihr Traumberuf Magie beinhaltet. Bisher hat sie nur zu viel Respekt vor ihm, diesen Wunsch auch zu äußern, weil er immer gegen Magie wettert (kommt noch). Sie sieht die Magie nicht als Feind, weil sie genau weiß, dass sie sie braucht, wenn sie sich den Wunsch erfüllen will, ihr eigenes Ding durchzuziehen und von ihrem (aus ihrer Sicht) ignoranten Vater wegzukommen, der ihr genau das verwehrt, worin sie gut ist.

    was sie ziemlich naiv auf mich wirken lässt xD

    So soll sie ja auch wirken :D
    Flora ist super naiv. Sie hatte vom Verschwinden der Mutter mal abgesehen eine behütete Kindheit. Die Familie hatte nie ernsthafte Geldsorgen und ihr großer Bruder (hab ich eigentlich erwähnt, dass er älter ist? =O ) hat sie bei allem in Schutz und an die Hand genommen.

    @all: Ich habe Kapitel 1.2 jetzt leicht abgeändert und die Gedanken über das Magieverbot etc. ein bisschen verschoben. Ich hoffe, so passt es besser und ist nicht mehr allzu offensichtlich ;)

    Und jetzt weiter im Text. Recht kurzer Teil diesmal, dafür wird der nächste dann länger, aber hier war der Cut am sinnvollsten..

    Kapitel 2.1

    Emilian war wütend. Sehr sogar. Schweigend saß Flora beim Abendessen und wagte nicht, ein Wort über irgendetwas zu verlieren. Nicht nur, dass sie so lang gebraucht hatte, nein, sie hatte auch vergessen, die Strukturzangen beim Schmied in Auftrag zu geben. Zwar konnte sie sich nicht vorstellen, dass ein Tag ihren Vater und Lysander dermaßen in ihrer Arbeit zurückwarf, doch auch ihr Bruder schien in dieser Sache von ihr enttäuscht zu sein und das schmerzte mehr als die Wut ihres Vaters. Gleichzeitig ging ihr das Erlebnis mit Korom nicht mehr aus dem Kopf. Unauffällig drehte sie die Kugel in ihrer Tasche in den Fingern hin und her, traute sich aber nicht, in Gegenwart ihrer Familie etwas in Richtung Magie zu versuchen, obwohl sie gerade nichts lieber wollte als üben.
    Die drei sprachen nie viel beim Essen. Es war eher eine gezwungene Zusammenkunft, weil man eben unter einem Dach lebte und man doch Pflichtbewusstsein gegenüber seiner Familie übrig hatte. Am liebsten hätte Flora ihr Essen stehen gelassen und wäre schon viel früher auf ihr Zimmer verschwunden, aber sie musste sich gedulden, bis auch ihr Vater, der immer sehr langsam und gemächlich aß, seinen Teller geleert hatte. Nachdem auch der Abwasch erledigt war, konnte sie sich endlich den Dingen zuwenden, die sie beschäftigten. In ihrem Zimmer räumte sie den restlichen Bastelkram, der noch von heute Morgen übriggeblieben war, beiseite und platzierte die Kugel auf dem Tisch. Sie schloss die Augen. Eine ganze Weile lang passierte gar nichts, so sehr Flora sich auch konzentrierte und beinahe wollte sie das Erlebte schon als Schwindel abtun, da nahm sie ein leuchten wahr – ganz schwach und kaum zu erkennen. Schnell, um es nicht aus den Augen zu verlieren, konzentrierte sie sich ausschließlich darauf und langsam wurde es ein wenig heller, sodass sie nicht nur einen hellen Schatten, sondern auch die Umrisse der Kugel wahrnehmen konnte. Aber so hell wie mit Koroms Enkel oder gar Korom selbst sah sie sie nicht. Auch die Lichtfäden fehlten, mit denen sie die Kugel hätte bewegen können. Frustriert sank sie aus der Konzentration zurück in die Gegenwart. Das würde nicht leicht werden und sie hatte ihre Zweifel an dem, was Korom über ihre Begabung gesagt hatte. Vielleicht hatte er doch sehr übertrieben und sie angelogen. Aber warum? Jedenfalls nicht für Geld. Für Aufmerksamkeit? Vermutlich bekam er von seinem Enkel nicht besonders viel.
    So ganz wollten diese Gedanken keinen Sinn ergeben, also beschloss Flora, es weiterzuversuchen. Wenn sie Glück hatte, half ein wenig Übung bei der ganzen Sache und die Kugel leuchtete so hell wie heute Nachmittag.

    Es war mühsam und kostete sie viel Kraft, sich immer wieder aufs Neue zu konzentrieren, wenn sie mal wieder den Kontakt zu der Kugel verloren hatte. Den Kopf in die Hände gestützt saß sie nun schon den dritten Tag an ihrem Schreibtisch und starrte wie hypnotisiert auf die kleine, mittlerweile verhasste Kugel. Es wollte ihr einfach nicht gelingen. Zuerst war sie mit jedem Versuch näher an ihr Ziel gekommen, die Kugel hatte immer heller geleuchtet und fast hatte Flora geglaubt, auf einem guten Weg zu sein, aber nach und nach gingen die Versuche wieder öfter schief. Es kostete sie nach stundenlangem Üben zwar weniger Zeit, die Kugel magisch wahrzunehmen, aber goldene Lichtfäden hatten sich noch nicht blicken lassen.
    Sie gähnte herzhaft und dabei fiel ihr Blick auf die Kerze neben ihr, die schon fast vollständig heruntergebrannt war. Es musste schon sehr spät sein, aber sie hatte sich fest vorgenommen, nicht ohne ein Resultat ins Bett zu gehen und bislang ließen Ergebnisse auf sich warten.
    Gerade beugte sie sich wieder über die Kugel, um es wieder zu versuchen, als sie Schritte auf der Treppe hörte. Sie schrak auf, griff panisch nach der Kugel, um sie zu verstecken und blickte wie ein verängstigtes Tier in Emilians müdes Gesicht. Verdächtiger hätte sie sich nicht verhalten können.
    »Du solltest längst schlafen, was machst du nur um diese Zeit?«
    »Ich....nichts, ich habe nur über etwas nachgedacht.« Sie hatte sich unwillkürlich kerzengerade aufgerichtet, aber nun ließ sie ihren Körper wieder ein Stück zusammensacken.
    »Du baust wieder an einem deiner Apparate, oder? Konzentriere dich lieber nicht so sehr darauf, damit wirst du es nicht weit bringen, auch wenn du geschickt bist.« Emilian sah zu Boden. Offenbar schaffte er es nicht, seiner Tochter in die Augen zu sehen. Die aber ergriff die Chance und sprach das aus, was beide dachten: »Du meinst, ohne Magie werde ich es nicht weit bringen.«
    Jetzt zogen sich Emilians buschige Augenbrauen wütend zusammen. »Sie zu, dass du morgen ausgeschlafen bist, wir haben einen wichtigen Kunden!«
    Floras Kiefer verkrampfte sich, als sie die Zähne zusammenbiss, um nichts zu sagen, was sie später bereuen könnte. Ohne ein weiteres Wort ließ sie ihren Vater wieder gehen, öffnete die Hand mit der Kugel wieder und warf sie mit aller Kraft auf ihr Bett. Es gab zwar kein lautes Geräusch, aber die Matratze federte, sodass die Kugel hüpfend und mit einem dumpfen Klonk irgendwo zwischen Bett und Schrank verschwand. Frustriert schnaufte Flora und wollte das verfluchte Ding schon lassen wo es war, als ihr einfiel, dass sie daraus eine letzte Übung für heute Abend machen konnte. Vielleicht war sie die Sache falsch angegangen. Sie hatte sich immer sehr darauf konzentriert, die Kugel magisch zu erfassen, aber was wenn sie nur ihre Umgebung erfassen und aufmerksam sein musste, um Erfolg zu haben?
    Sie löschte die Kerze auf dem Schreibtisch, blieb dann in der Mitte ihres Zimmers stehen und schloss die Augen. Sie versuchte, sich auf gar nichts zu konzentrieren und die Ruhe der Nacht zu genießen. Ganz langsam spürte sie, wie sie in die Wahrnehmung abdriftete, die Korom ihr gezeigt hatte. Als feine, fast unsichtbare Linien baute sich ihr Zimmer vor ihrem inneren Auge auf, aber aus einer Ecke drang warmes goldenes Licht – die Kugel. Sie leuchtete heller als bei all ihren Versuchen vorher und beinahe wäre sie vor Freude aus der Konzentration gefallen. Langsam bewegte sie sich in Richtung Schrank und ging in die Hocke, bis sie mit der Hand in die Lücke zwischen Schrank und Bett greifen konnte. Aber ihre richtige Hand wollte sie nicht benutzen, dafür lief es gerade zu gut. Also streckte sie vorsichtig ihren inneren Griff nach der Kugel aus, die wie auf dem Marktplatz goldene Fäden warf. Sie griff nach einem und zog daran. Vielleicht war sie etwas voreilig gewesen, aber plötzlich spürte sie, wie die Kugel einen Satz machte und ihr selbst schwarz vor Augen wurde. Anstatt der Lichtfäden sah sie nur noch Sternchen und erst, als sie die Kugel losließ, klärte sich ihr Blick wieder. Schwer atmend setzte sie sich und griff nun mit ihrer echten Hand in die Nische. Erst jetzt merkte sie, dass ihr der Schweiß den Rücken herunterrann. Konnte man sich magisch überanstrengen? Sie nahm sich vor, das Korom bei der nächsten Gelegenheit als erstes zu fragen, bevor sie weiterübte. Aber sie schien keine ernsthaften Schäden davongetragen zu haben, ihr Blick klärte sich rasch wieder und er Schwindel verschwand, also rappelte sie sich nach einer Weile auf, um endlich ins Bett zu gehen.


    Hier gehts weiter

    Einmal editiert, zuletzt von Oriane (9. April 2019 um 14:05)

  • Hallo @Oriane,
    schön, dass du weitergeschrieben hast. Ich hab schon ungeduldig auf Neuigkeiten von Flora gewartet.

    Schöne Fortsetzung. War mir klar, dass Flora üben wird. Nicht ganz verständlich war jedoch, warum sie so entsetzt war, als der Vater in der Tür stand. Sie hatte doch nur eine harmlose Kugel auf dem Tisch liegen. Woran hätte er erkennen sollen, was sie gerade machte?
    Ihre Bemühungen hast du gut beschrieben. Sie ist hartnäckig und lässt sich nicht gleich entmutigen, wenn es bei den ersten Versuchen nicht klappt.
    Auch die Idee, was anderes auszuprobieren, finde ich nicht schlecht. Aber mir hätte es besser gefallen, wenn sie sich da z.B. an etwas erinnert hätte, was Korom zu ihr gesagt und was sie bisher ganz vergessen hatte. So, wie du es geschrieben hast, wirkt es für mich ein bisschen ... konstruiert, wenn sie von selbst drauf kommt. Verstehst du?
    Bisschen Kleinkram in der Futzelbox. Und es kann weitergehen! :thumbsup:

    Futzelbox

    Hm, okay, so habe ich es noch nicht gesehen. Ich kenne einige, die ihre Eltern mit deren Namen und nicht mit Mama/Papa ansprechen und Flora pflegt sowieso ein etwas distanzierteres Verhältnis zu ihrem Vater, also dachte ich, es passt vielleicht ganz gut, dass sie öfter seinen Namen benutzt. Aber wenn das verwirrend ist, bemühe ich mich, öfter Vater o.ä. zu schreiben.

    Hier muss ich Kramurx zustimmen. Es stört mich nicht, wenn der Erzähler den Vornamen benutzt, das ist für mich völlig okay. Aber Emilia? Ich kenne niemanden, der seine Eltern mit dem Vorname anredet, von daher befremdet mich das auch ein wenig. Ihr Distanz könntest du sicher auch ausdrücken, wenn du bewusst "der Vater" verwenden würdest anstelle von "mein Vater" (weiß jetzt nicht, ob es eine solche Stelle gibt). Aber du verstehst sicher, was ich meine, oder? Selbst wenn sich gedanklich von ihm spricht, wäre "der Vater" ein Zeichen für fehlende Nähe und Herzlichkeit. Zumindest bei mir. :hmm:

    Schweigend saß Flora beim Abendessen und wagte nicht, ein Wort über irgendetwas zu verlieren.

    Hier könntest du uns dieses belastende Abendessen ein bisschen mehr beschreiben. Das, was die Spannung dabei rüberbringt, fehlt mir hier ein bisschen. Tickt eine uhr? Kratzt ein Löffel über den Teller? Hört man leute auf der Straße reden? So was in der Art. So ein bisschen Show zum Tell. ^^

    bis auch ihr Vater, der immer sehr langsam und gemächlich aß, seinen Teller geleert hatte. Nachdem auch der Abwasch erledigt war,

    siehe oben ^^

    Und nach "geleert hatte" würde ich gefühlsmäßig vielleicht einen Absatz machen?

    da nahm sie ein leuchten wahr

    Leuchten

    Frustriert sank sie aus der Konzentration zurück in die Gegenwart.

    eigenwillige Formulierung ... :hmm: "sank" ist jetzt nicht das Wort, das ich dafür gewählt hätte. Wahrscheinlich wäre sie bei mir zurück"gekehrt"- :D

    Es war mühsam und kostete sie viel Kraft, sich immer wieder aufs Neue zu konzentrieren, wenn sie mal wieder den Kontakt zu der Kugel verloren hatte. Den Kopf in die Hände gestützt saß sie nun schon den dritten Tag an ihrem Schreibtisch und starrte wie hypnotisiert auf die kleine, mittlerweile verhasste Kugel. Es wollte ihr einfach nicht gelingen.

    Vom Gefühl her würde ich den roten Satz an den Beginn des Abschnitts setzen. Ich hatte nämlich erst den Eindruck, dass sie sofort weitermacht, und das "den dritten Tag" hat mich erstmal rausgeworfen. ^^
    Aber wenn du tauschst, müsstest du noch was umstellen, sonst hast du dann 2x "Es" am Satzbeginn.

    »Sie zu, dass du morgen ausgeschlafen bist,

    Sieh

    Sie löschte die Kerze auf dem Schreibtisch, blieb dann in der Mitte ihres Zimmers stehen und schloss die Augen. Sie versuchte,

    2 x Sie

    Vielleicht war sie etwas voreilig gewesen, aber plötzlich spürte sie, wie die Kugel einen Satz machte und ihr selbst schwarz vor Augen wurde. Anstatt der Lichtfäden sah sie nur noch Sternchen und erst, als sie die Kugel losließ, klärte sich ihr Blick wieder.

    Upps, hier hab ich im ersten Moment gedacht, sie hat das Ding mit so viel Schwung ergriffen, dass sie sich die Kugel vor die Stirn geknallt hat. :D

    ihr Blick klärte sich rasch wieder und er Schwindel verschwand,

    der

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Huhu,

    also ich finds nicht so schlimm, dass sie sich wegen ihrem Vater so erschreckt :o
    ich glaube beide Varianten sind schlüssig. (also entweder sie erschreckt sich und pfeffert die kugel irgendwo hin, bloß weg... oder sie lässt sie eiskalt liegen und spielt die Unschuldige)
    Schließlich macht sie ja etwas, was der Vater auf keinen Fall gutheißen würde, wenn er auch nur den Hauch einer Ahnung hätte.
    Vllt hätte sie auch geschickt selber sagen können, sie hätte über einen ihrer Apparate nachgedacht...das wäre sogar am unauffälligsten gewesen, mit oder ohne Kugel.

    Ist auch schön zu zusehen, wie Flora am Ball bleibt *zählt das als Wortspiel? höhö*
    Und sich nicht von Misserfolgen gleich unterkriegen lässt :D, das hebt ihren Chatakter an und lässt sie gleich noch ein wenig sympathischer wirken, als ohnehin schon :3

    Wie wäre es denn mit ein paar Gedanken von Flora, wie sie über die ganze Sitation und die Magie so denkt... vllt hab ich was überlesen, aber das fehlt mir ein bisschen irgendwie xD

    lg Kramurx

  • @Tariq und @Kramurx Danke euch ^^

    Tariq

    Nicht ganz verständlich war jedoch, warum sie so entsetzt war, als der Vater in der Tür stand. Sie hatte doch nur eine harmlose Kugel auf dem Tisch liegen. Woran hätte er erkennen sollen, was sie gerade machte?

    Hast im Prinzip recht. Aber kennst du das, wenn du etwas machst, was ein anderer nicht wissen soll und du dich total erschreckst, wenn derjenige zu dir kommt, obwohl du eigentlich nichts zu befürchten hast? Vielleicht ist da auch nur ein persönliches Phänomen :D
    Wenns tatsächlich sehr komisch rüberkommt, kann ich es rausnehmen :)

    Aber mir hätte es besser gefallen, wenn sie sich da z.B. an etwas erinnert hätte, was Korom zu ihr gesagt und was sie bisher ganz vergessen hatte. So, wie du es geschrieben hast, wirkt es für mich ein bisschen ... konstruiert, wenn sie von selbst drauf kommt. Verstehst du?

    Jap, verstehe. Hast recht, werde ich ändern.

    Upps, hier hab ich im ersten Moment gedacht, sie hat das Ding mit so viel Schwung ergriffen, dass sie sich die Kugel vor die Stirn geknallt hat.

    Das wär auch lustig. Vielleicht schreibe ich einen kleinen Outtake :rofl:
    Ne, im Ernst, versteht man, dass sie das Ding nicht gegen die Stirn kriegt, oder ist es zu schwammig?

    Und danke für den Futzelkram!

    Kramurx

    Wie wäre es denn mit ein paar Gedanken von Flora, wie sie über die ganze Situation und die Magie so denkt

    Davon kommt noch ganz ganz ganz viel im weiteren Verlauf des Kapitels - Geduld :)
    Wenns dir dann immer noch zu wenig ist, sprichs gerne nochmal an, ok?

  • Spoiler anzeigen

    Aber kennst du das, wenn du etwas machst, was ein anderer nicht wissen soll und du dich total erschreckst, wenn derjenige zu dir kommt, obwohl du eigentlich nichts zu befürchten hast? Vielleicht ist da auch nur ein persönliches Phänomen
    Wenns tatsächlich sehr komisch rüberkommt, kann ich es rausnehmen

    Japp, das kenn ich. Aber wenn ich Angst habe, erwischt zu werden, sorge ich vielleicht vor und sage mir, dass ich mich einfach nur unauffällig verhalten muss, wenn jemand reinkommt. Sie musste ja damit rechnen, dass ihr Vater auf der Bildfläche erscheint. Darauf kann sie sich vorbereiten. dann muss sie auch nicht so hektisch und "erwischt" reagieren. :D Aber das ist schon ziemlich detailliert, und wie du schon gesagt hast, hat es außer mir ja keinen gestört. Wegen mir muss es nicht rausgenommen werden. ^^

    Ne, im Ernst, versteht man, dass sie das Ding nicht gegen die Stirn kriegt, oder ist es zu schwammig?

    Ja, man versteht es. Im Nachhinein. Als ich gelesen habe, dass sie die Kugel losließ. Passt schon. Hab's ja auch nur im ersten Moment gedacht.
    Die Stelle, die mich das glauben ließ, war die hier:

    wie die Kugel einen Satz machte und ihr selbst schwarz vor Augen wurde. Anstatt der Lichtfäden sah sie nur noch Sternchen

    Sterne seh ich, wenn ich was vor/an den Kopf bekommen habe. Im übertragenen Sinne natürlich. ^^ Aber du meinst sicher die kleinen Lichtpünktchen, die im Gesichtsfeld auftauchen und wieder verschwinden, wenn man sich mal zu plötzlich aufgerichtet hat, ja?
    Weiß nicht, ob es schwammig ist. es klärt sich ja, warum sie diese "Symptome" merkt. Lass es ruhig. ^^

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    • Offizieller Beitrag

    Ui, den Teil fand ich sehr schön, wie Flora da versucht ihre Magie nochmals anzuwenden. Wie sie übt und wie sie ehrgeizig weitermacht, obwohl es nicht klappt. Man kann also nur darauf warten, dass es endlich funktioniert. Den Schluss fand ich auch klasse. Es funktioniert also doch. Nur noch etwas Übung. ^^
    Die Szene mit dem Vater finde ich auch schön. Es wirkte so etwas wie die langsame Annäherung nach einem Streit. Und irgendwie habe ich den Eindruck bekommen, dass er doch eigentlich ganz gut findet, was Flora da macht. Auch, wenn die Worte nicht so recht danach klangen. :D Aber immerhin war das sowas Ähnliches wie ein Kompliment. :)

    Was die anderen schon angesprochen haben: Dass Flora so etwas hektisch reagiert, finde ich jetzt nicht so schlimm. Man reagiert ja selten rational, wenn man erschrickt oder sich ertappt fühlt. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es auch schon Nacht/Abend und Flora sollte eigentlich schlafen. Da sie aber keine 2 mehr ist, muss sie theoretisch nicht damit rechnen, dass nochmal jemand nach ihr sieht. Auf der anderen Seite macht sie etwas, was ihrem Vater wahrscheinlich nicht so gefallen wird. :hmm: Eventuell könnte sie sich eine ihrer Bauten vorsorglich hinlegen und so präparieren, als werkle sie gerade daran. Ihre Reaktion an sich finde ich aber so gut und ich würde sie auch nicht ändern. Dass sie erschrickt oder sich ertappt fühlt passt ja auch wunderbar auf ihre Bauten und ihr Vater schiebt es ja auch darauf. ^^

    Um auch nochmal meinen Senf dazuzugeben:

    Hm, okay, so habe ich es noch nicht gesehen. Ich kenne einige, die ihre Eltern mit deren Namen und nicht mit Mama/Papa ansprechen und Flora pflegt sowieso ein etwas distanzierteres Verhältnis zu ihrem Vater, also dachte ich, es passt vielleicht ganz gut, dass sie öfter seinen Namen benutzt. Aber wenn das verwirrend ist, bemühe ich mich, öfter Vater o.ä. zu schreiben.

    Da du deine Geschichte ja nicht aus der Ich-Perspektive schreibst, sondern lediglich aus Floras Sicht, finde ich den Namen statt die Bezeichnungen "Vater" auch nicht schlimm. Man weiß ja, dass Emilian ihr Vater ist. Dass nun öfter zu erwähnen, finde ich nicht nötig. Aber da sie ihn ja selbst nicht ständig aktiv als solchen bezeichnet, sehe ich da gar kein Problem ^^
    Etwas anderes wäre die Ich-Perspektive. Da könnte man dann eventuell öfter Vater statt Emilian schreiben. Aber selbst das sehe ich mit Abstand. Ich kenne selbst auch viele, die ihre Eltern mit dem Namen ansprechen. Mache ich selbst auch hin und wieder. :D

    @all: Ich habe Kapitel 1.2 jetzt leicht abgeändert und die Gedanken über das Magieverbot etc. ein bisschen verschoben. Ich hoffe, so passt es besser und ist nicht mehr allzu offensichtlich

    ich habe es nochmal etwas überflogen und finde es so auf jeden Fall besser! Es wirkt flüssiger :)

    Ich fand den kurzen Teil wirklich toll. :)
    Schreib weiter so!

    LG, Kyelia

  • @Kyelia Vielen Dank ^^

    Es wirkte so etwas wie die langsame Annäherung nach einem Streit. Und irgendwie habe ich den Eindruck bekommen, dass er doch eigentlich ganz gut findet, was Flora da macht. Auch, wenn die Worte nicht so recht danach klangen. Aber immerhin war das sowas Ähnliches wie ein Kompliment.

    Mit dem Streitschlichterversuch hast du recht. Er ist ja kein Unmensch und die meiste Zeit auch kein schlechter Vater, der nichts von seiner Tochter hält. Was er in der Konsequenz jetzt anstellt...naja, lass dich überraschen :D

    ich habe es nochmal etwas überflogen und finde es so auf jeden Fall besser! Es wirkt flüssiger

    Ok gut. Danke dir! :)

  • Huhu,

    Nach dem ich das erste Kapitel gelesen habe, viel mir erst im Nachhinein auf, das du ein wirklich schönes Bild vom Hafen gezeichnet hast. Ich mochte die Begegnung mit dem Zentauren sehr. Das ist dir gut gelungen, zusammen mit dem kleinen Zwergenjungen wurde es dann richtig schön.
    Ich gebe Etiam recht, deine Protagonistin hat wirklich einen schönen Beruf. Dabei mag ich die Idee sehr, Gegenstände wie Uhren mit Magie zu verzaubern. Ich bleib gern weiterhin hier, ich freu mich schon drauf mehr zu erfahren.


    Das einzige, was mir bisher ins Auge gestochen ist. Das du hin und wieder etwas zu lange Sätze drin hast. Aber das ist keine große Sache.

  • Hallo zusammen,
    im Moment bin ich ziemlich beschäftigt, deswegen bin ich auch noch nicht dazu gekommen, eure Anmerkungen in den letzten Teil einzuarbeiten, aber ich wollte euch trotzdem nicht ewig auf den nächsten Teil warten lassen. ^^
    Es ist relativ viel Text heute, aber den Teil zwischendrin zu trennen hätte nicht viel Sinn ergeben...

    Viel Spaß!


    Kapitel 2.2

    Der nächste Morgen kam viel zu früh. Zum Glück war es Lysander, der Flora weckte und nicht ihr Vater, denn sie hatte bereits verschlafen. Halbwegs wach durch den Adrenalinschub, den sie mit einem Blick auf die neue Uhr erhielt, zog sie sich an und tappte dann gähnend die Treppen hinunter hinter Lysander her in den Laden. Kaum war die Tür zum Laden geöffnet, straffte sie ihre Schultern und versuchte, so unauffällig wie möglich hinter den Tresen zu huschen und mit ihrer Arbeit anzufangen. Es war Floras Aufgabe, Buch über die Bestände und Einnahmen und Ausgaben zu führen. Leider war ihr Vater in diesem Moment dabei, eine Kollektion von Gläsern auf dem Tresen für einen stinkreichen Kunden aufzubauen, sodass er Flora sofort bemerkte.
    »Gut geschlafen?«, fragte er mit einer Spur unhörbarer Ironie in der Stimme. Flora ging nicht darauf ein. »Guten Morgen«, murmelte sie nur, griff nach dem dicken Buch, das unter dem Tresen lag und schlug es an der markierten Stelle auf.
    »Gestern war jemand hier der die beiden Weingläser gekauft hat, die noch aus der Sammlung übrig waren. Die rot verzierten, eins davon mit einem kleinen Schönheitsfehler. Und zusätzlich hat er eine der Perlenketten mitgenommen.«
    Flora wusste, welche Gläser gemeint waren. Emilian hatte sie im Zuge einer ganzen Sammlung zusammenpassender Gläser hergestellt, aber der Kunde hatte nicht alles gekauft, was er bestellt hatte. Eigentlich eine Frechheit, aber er hatte für den Rest gut bezahlt, weswegen Emilian darauf verzichtet hatte, es anzusprechen.
    Flora griff nach Lineal und Füllfeder und strich die beiden Gläser in der Liste durch. »Was hat er für die beiden bezahlt?«
    »Sechsundreißig Shebei.«
    Sie teilte den Wert durch zwei trug ihn im Feld hinter der Bezeichnung ein.
    »Die Kette habe ich ihm für fünfzehn dazugegeben.« Flora nickte und notierte es.
    »Wie viele neue Stücke hast du?«
    »Es sind sechsundzwanzig insgesamt, aber du kannst sie als Sammlung eintragen. Heute bin ich sicher, dass sie alle verkauft werden. Keines von ihnen hat irgendwelche Mängel.« Stolz drehte er ein Wasserglas in den Händen, wischte dann mit einem Tuch seine Fingerabdrücke weg und platzierte es auf dem Tresen neben den anderen. Flora vermerkte alles Nötige im Buch, klappte es dann zusammen und legte es wieder unter den Tresen. Als sie wieder aufblickte sah sie, wie sich ein fein gekleideter Herr mit einem Mann im Schlepptau, der vermutlich einer seiner Hausangestellten war, ordentlich die Füße vor der Tür abtrat und dann mit gönnerhaftem Lächeln den Laden betrat. Emilian schaffte es gerade noch, den Lappen verschwinden zu lassen und sein Hemd geradezurücken, bevor er mit freudig geschäftiger Miene auf den Kunden zuging. Flora kannte diese Schauspielerei bereits und versuchte, nicht allzu müde auszusehen. Es war Unehrlichkeit von beiden Seiten, man benahm sich so, wie der andere es erwartete. Ihr Vater schüttelte dem Mann die Hand und senkte leicht den Kopf, aber nicht zu tief, um seine Position als in seiner Kunst überlegener Handwerker zu behalten.
    Der Kunde beteuerte, dass er sich freue, wieder Emilians Laden betreten zu dürfen und dass er schon ganz gespannt auf die Stücke sei, die der Meister für ihn angefertigt hatte. Da Flora nicht rechtzeitig geflüchtet war und der Kunde und sein Angestellter sie bereits entdeckt hatten, musste sie nun wohl oder übel hierbleiben und der geschäftlichen Aktion beiwohnen. Schnell setzte sie ihr Kundenlächeln auf, als die drei Männer näherkamen.
    »Meine Tochter Flora«, stellte Emilian sie vor und sie nickte freundlich, kam aber nicht hinter dem Tresen hervor. Der Mann, den ihr Vater ihr als Herr Millim Zimka vorstellte, war offenbar ein erfolgreicher Tuchhändler, der mit Stoffen aus Tessan, dem kleinen Nachbarland von Kilados, reich geworden war. Der mit den Jahren ein wenig in die Breite gegangene Mann ließ sich von Emilian ausführlich jedes Stück der Sammlung vorstellen und prüfte alle einzeln auf Mängel, bewunderte die Feingliedrigkeit seiner Signatur, die in jedes Glas eingraviert worden war und kaufte schließlich die ganze Sammlung für vierhundertfünfzig Shebei.
    Flora war beeindruckt von dem stolzen Preis. Sie kramte unter dem Tresen nach dünnen Tüchern und wickelte die Gläser vorsichtig darin ein. Zimkas Angestellter hatte eine Holztruhe mitgebracht, in die er zusammen mit Flora die eingepackten Gläser einsortierte, während Emilian den Händler zu einem Glas Wein überredete und ihn zu einem kleinen Tisch in der anderen Ecke des Ladens führte. Ganz zufällig natürlich kamen sie dabei an einigen von Emilians besten Stücken vorbei, die er ausschließlich zu Ausstellungszwecken und nicht zum Verkauf im Laden stehen hatte. Zwar hatte der Mann gerade Gläser gekauft, aber man konnte nie wissen, wen er kannte und welche Beziehungen er spielen lassen würde, wenn ihm etwas aus dem Laden gefiel.

    »Dein Herr scheint sehr zufrieden zu sein«, bemerkte Flora leise, als dieser außer Hörweite war.
    »Er glaubt, dass er durch diesen Kauf ein Stück weiter in die Oberschicht aufsteigen wird«, erklärte sein Angestellter genauso leise, während er ihr half, die Gläser einzuwickeln. Es war ein dürrer, dunkelhaariger junger Mann in einer beigen Tunika, kombiniert mit schwarzer Hose und staubbedeckten, abgelaufenen hohen Stiefeln. Die sahen aus, als hätten sie vorher jemandem gehört, dessen Füße ein wenig größer waren als die seinen. In seine Tunika war ein Streifen roter Stoff wie ein Schultergurt eingearbeitet worden, der von seiner rechten Schulter hinunter zum linken Saum der Tunika reichte und auf der Brust die Signatur seines Meisters zeigte. Die typische Kleidung eines Dieners.
    »Damit kenne ich mich zwar nicht aus, aber das behaupten viele, die herkommen und feine Gläser kaufen.«
    »Die Handelswelt wird von Statussymbolen genauso bestimmt, wie die der Adeligen. Sie sind nicht unbedingt so offensichtlich. Und Zimka hat ein paar sehr gute Geschäfte gemacht. Das hat ihm Reichtum beschert, nun will er sich mehr Ansehen dazukaufen.«
    »Ich frage mich immer, ob das wirklich funktioniert, oder alles nur Schein ist«, sagte Flora nachdenklich.
    »Es klingt vielleicht komisch, aber ja, in manchen Bereichen geht das.« Er lächelte schief zu ihr hinüber. »Mich zum Beispiel hat er auch nicht eingestellt, weil er auf mich angewiesen ist, sondern weil er allen zeigen will, dass er seine Stoffe nicht mehr selber tragen muss. Aber ich will mich nicht beschweren. Er zahlt gut und hat weniger merkwürdige Marotten als mein vorheriger Herr.“

    „Beschweren will ich mich bestimmt auch nicht. Mein Vater sieht sehr zufrieden aus.“
    Zimka trank den letzten Schluck Wein aus und stand auf. „Es war mir eine Freude, mit Euch Geschäfte zu machen, aber ich muss leider los. Ich erwarte eine Lieferung, die eigentlich schon gestern hätte eintreffen sollen. Hoffentlich ist dem Schiff nichts geschehen.“
    „Es liegt bestimmt nur an der Flaute, die seit der Nacht über dem See hängt“, erwiderte Emilian überzeugt.
    „Euer Wort in Göttin Aderas Ohren. Möge sie im Laufe des Tages guten Wind bescheren, ansonsten wird einer meiner Kunden sehr ungehalten sein. Kordon, ist alles eingepackt?“, fragte er, an seinen Diener gewandt. Der Angesprochene nickte, hob die schwere Kiste vorsichtig mit beiden Händen hoch, setzte sie auf seiner Schulter ab und hielt sie dort gut fest. Für einen so dürren Mann war er erstaunlich muskulös. Nachdem die beiden den Laden verlassen hatten, standen Emilian und Flora etwas unschlüssig nebeneinander. Flora wäre gerne nach oben in ihr Zimmer geflüchtet, um weiter mit der magischen Kugel zu üben, aber ihr Vater hatte offenbar andere Pläne. Diesmal schickte er sie nicht irgendwelche Besorgungen machen, nein, viel schlimmer: Er wollte über etwas Ernsthaftes mit ihr reden. Flora wünschte, Lysander wäre im richtigen Moment aufgetaucht und hätte sie davor bewahrt, aber ihr Bruder war in der Werkstatt beschäftigt. Sie wurde an den Küchentisch gelotst, musste sich setzten und ahnte Böses.
    „Flora, es wird allmählich Zeit, dass wir uns über deine Zukunft ernsthafte Gedanken machen“, begann Emilian. „Ich gebe zu, ich mache mir Sorgen um dich und darum, was aus dir werden könnte. Du bist nicht dumm und ungeschickt bist du auch nicht.“
    Etwas irritiert senkte sie ihren Blick auf den rustikalen Holztisch. Ein Kompliment hatte sie nicht erwartet und auch ihr Vater schien verwirrt, nahm aber nichts zurück, lächelte ihr sogar schüchtern zu.
    „Ich weiß, dass du mit Glas nicht so gut umgehen kannst, wie Lysander, aber da er die Werkstatt übernehmen wird, steht es dir frei, einen anderen Beruf zu wählen, wenn du nicht bleiben und hier helfen willst. Ich möchte, dass du auf eigenen Füßen stehen kannst und nicht auf ewig von mir oder deinem Bruder abhängig bist.“ Ein das warst du schon lang genug schwang unheilvoll in der folgenden Stille mit, wandelte sich aber, als Emilian hinzufügte, dass sie einen Beruf wählen sollte, der ihr auch Freude bereitete. Sollte das wirklich bedeuten, dass sie frei wählen konnte?
    „Ich habe Zimka darauf angesprochen und er sagte, er wäre bereit – gegen eine gewisse Bezahlung natürlich – dich als Lehrling aufzunehmen.“
    Gespannt erwartete er ihre Reaktion. Flora versuchte, nicht allzu entsetzt auszusehen. Sie hatte gehofft, das Thema auf die Werkmeister lenken zu können, vielleicht sogar auf Magie, aber Emilians erwartungsvoller Blick, ließ sie zögern. Von seinem Standpunkt aus bot er ihr gerade die unendliche Freiheit an und sie wusste, sie sollte dankbar sein, dass er sie nicht zwang, ihr Leben lang in der Glasbläserei zu verbringen, aber sie konnte nicht anders als enttäuscht sein.
    „Ich…“, begann sie zaghaft. „Ich soll Tuchhändlerin werden?“
    „Wäre das nichts für dich? Man braucht ein helles Köpfchen dafür. Ich wäre stolz, eine Händlerin zur Tochter zu haben.“
    Flora seufzte. Wenn sie jetzt zusagte, würde sie ihrem Vater eine große Freude machen, aber sie wusste, der Handel lockte sie kein bisschen.
    „Vater, ich hatte eigentlich gehofft, ich dürfte eine eine Lehre als Werkmeister machen“, platzte sie heraus. Es blieb eine Weile still, während sich Emilians Gesicht verzog. „Du weißt genau, dass du es dort nicht weit bringen würdest.“
    „Du hast selbst gesagt, ich sei geschickt und nicht dumm. Ich wette, ich würde eine gute Wermeisterin abgeben“, widersprach Flora vehement.
    „Aber du hast keine Ahnung von…“ Er wagte nicht einmal es auszusprechen. Konnte es wirklich so traumatisch gewesen sein, dass seine Frau sich in einen Magier verliebt hatte, dass er das Wort nicht mehr herausbrachte? Nicht zum ersten Mal kam Flora die Reaktion übertrieben vor.
    „Magie?“, beendete sie seinen Satz. „Aber ich könnte es lernen, wenn du mich nur lassen würdest!“
    Rot vor Wut knallte Emilian seine Faust auf den Tisch. „Du wirst die Finger von diesem Werk lassen. Es ist böse und hält sich an keine Grundsätze unseres Landes. Und frag nie wieder danach, verstanden!“
    Aber Flora war genauso der Kragen geplatzt. „Glaub nicht, du wärst der einzige, der jemanden verloren hat. Du vergisst wohl, dass deine Frau meine Mutter war und ich sie genauso in gewisser Weise durch Magie verloren habe. Trotzdem habe ich nicht einen solchen Hass auf diese Kunst. Sie ist Teil unserer Welt, du kannst nicht so tun, als würde sie nicht existieren!“
    „Das geht zu weit, Mädchen!“, drohte Emilian.
    „Ich sage dir, du hast nur Angst davor!“
    „Es reicht!“, donnerte er und sprang auf. „Das war es für dich! Auf dein Zimmer und da bleibst du! Wehe ich höre noch ein Wort von dir über dieses Thema, ich schwöre, ich werde dich da oben einschließen!“
    Entsetzt und unter seinen harten Worten geduckt schlich Flora die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf und knallte die Tür zu. Sie war so wütend, dass sie eine Weile auf und ab ging, um sich selbst zu beruhigen. Mit einem Schrei griff sie sich ihr Kopfkissen und hämmerte mit den Fäusten darauf ein. Natürlich hatte es nicht den zerstörerischen Effekt, den sie sich in dieser Situation gewünscht hätte, aber das war auch gut so. Wer wusste schon, was Emilian sonst noch einfallen würde.


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    Einmal editiert, zuletzt von Oriane (9. April 2019 um 14:05)

  • Hey @Oriane,

    ich habe erst mal nur die ersten beiden Posts gelesen und bin begeistert :) Dein Schreibstil ist so herrlich flüssig und es macht einfach nur tierisch Spaß, dir zu folgen. Es gab eigentlich keine Stelle an der ich hängengeblieben wäre. Alles war nachvollziehbar und auch die Dialoge fand ich natürlich und lebhaft.

    Ich werde in jedem Fall dranbleiben und bin schon sehr gespannt, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird.

    LG,
    Rainbow

  • Das hat ihm Reichtum beschert, nun will er sich mehr Ansehen dazukaufen.«
    »Ich frage mich immer, ob das wirklich funktioniert, oder alles nur Schein ist«, sagte Flora nachdenklich.


    Die philosophische Frage ob Ansehen nur Schein ist oder nicht hat mich dann schon zum Schmunzeln gebracht - keine Ahnung ob Du das Wortspiel so beabsichtigt hast.

    Trotzdem habe ich nicht einen solchen Hass auf diese Kunst. Sie ist Teil unserer Welt, du kannst nicht so tun, als würde sie nicht existieren!


    Den Satz finde ich zu gut argumentiert fuer einen Wutausbruch (auch das 'in gewisser Weise' vorher)- von der Dramatik ist's hier allmaehlich Zeit fuer was unsachlicheres.

    • Offizieller Beitrag

    Ich mochte den Post sehr. :thumbsup:
    Der Händler setzt also mehr auf das Sprichwort Mehr Schein als Sein. Ich finde das passt und stimmt einen als Leser auch etwas nachdenklich. Irgendwie trifft das tatsächlich auch ein wenig moderne Alltagskritik. Ob beabsichtigt oder nicht. Ich finde es klasse! :thumbup:

    Auch schön finde ich diese Annäherung zwischen Vater und Tochter, die zwar irgendwie in der gleichen Situation wieder zunichte gemacht wird, aber immerhin war da für einen kurzen Moment wirklich die Hoffnung, dass der Mann will, dass seine Tochter lernt, was sie glücklich macht. Vielleicht kommt das ja noch ;)
    Jedenfalls gut, dass Flora die Karten auf den Tisch gelegt hat und nicht zugestimmt hat, nur damit ihr Vater glücklich ist und stolz eine Händlerin in der Familie zu haben. Man merkt, dass er irgendwie das beste für sie will, aber man merkt auch, dass er das von der falschen Perspektive aus betrachtet :rofl:

    Jetzt bin ich mal gespannt, wie es weitergeht. Der aktuelle Verlauf der Geschichte führt für mich darauf hinaus, dass Flora wohl machen wird, was sie gern machen würde. Die Frage ist nur, ob sie das mit der Zustimmung ihres Vaters macht, der zur Besinnung und hinter ihr kleines Geheimnis kommt, oder sie setzt sich über ihn hinweg :hmm:

    LG, Kyelia

  • @Rainbow Danke für deinen Kommi und das Lob und willkommen an Bord! Freut mich, dass es dir bisher gefallen hat ^^

    von der Dramatik ist's hier allmaehlich Zeit fuer was unsachlicheres

    Für Flora ist die Reaktion schon heftig, weil das ganze Thema ja eigentlich totgeschwiegen wird. Und mal abgesehen davon, dass sie ihren Vater anschreit, will sie ihn sachlich ausmanövrieren, weil sie seine Sichtweise absolut nicht nachvollziehen kann. Klappt halt nur nicht ;)

    Man merkt, dass er irgendwie das beste für sie will, aber man merkt auch, dass er das von der falschen Perspektive aus betrachtet

    Jap, er weiß nicht so recht, was er tun soll, um Flora glücklich zu machen und macht es damit nur noch schlimmer :rolleyes: Ob er irgendwann zur Vernunft kommt...tja :D

  • Und mal abgesehen davon, dass sie ihren Vater anschreit, will sie ihn sachlich ausmanövrieren, weil sie seine Sichtweise absolut nicht nachvollziehen kann.

    Dass sie ihn anschreit steht da nicht - das weisst nur Du. :D Da steht dass 'ihr der Kragen platzt' - das ist normalerweise das Ende von sachlich ausmanoevrieren, nicht der Anfang.