Einen schönen Abend, ihr Lieben!
Erst einmal: ja! In "Welt am Ende" wird es noch weitergehen
Aber aktuell schreibe ich eher Gedichte und ich dachte mir, mein neuestes einfach mal hier hochzuladen. Ich wünsche euch viel Spaß damit
An fremden Gestaden
I
Er ward gerade erst der Jahre zehn
Vater sagte es sei Zeit, zur See zu gehen
Ein echter Nordmann müsse das Plündern lernen
Andernfalls beschmutze er der Familie Ehre
Mit zehn sei er nun ein echter Mann
und müsse an Schwert und Ruder ran
Ein Junge wie er solle früh erfahr‘n
worauf es im echten Leben ankommen kann
Mutter war dagegen, er sei noch zu jung
und noch nicht so verroht wie Vater, drum
ersuchte sie diesen, den Sohn nicht mitzunehmen
von Vater geblendet sagte er jedoch, er wolle mit ihm gehen
Mutter und Schwester versuchten, ihn abzuhalten
sie sagten ihm, er solle lassen Vorsicht walten
Als Mutter in ihres Sohnes Augen sah
sah sie Stolz, Mut, falsche Überzeugung und sie gewahr
es sei hoffnungslos, er war geblendet, sie überlief ein Schauer
Sie schloss ihn in ihre Arme und küsste ihn, erfüllt von Trauer.
Tochter brachte ihm von ihrem besten Brot
und setzte sich zu ihm, trotz Vaters Verbot
Sie redete auf ihn ein, umarmte ihn
strich ihm das Haar, weinte bitter, doch es schien
er ließe sich nicht überzeugen, er war verfallen
Vaters starker Worte andauerndes Schallen
Diese Plünderfahrt mache ihn zum Manne
Im Kampf ein Bär, in der Nacht eine Flamme
Seinen Gegnern ein Pfeil im Schild,
ein Dorn im Fleisch, unbändig und wild
Ein Berserker wie in den alten Legenden
ein großer Krieger, der jedes Leben könne enden
Schwester war verzweifelt, weinte und flehte in an
nicht zu gehen, Vater nicht zu folgen und seinem Wahn
Er stieß sie weg, Vater sei nicht wahnsinnig sondern im Recht
Gäb‘s keine Krieger, kämen sie aus dem Süden, das wäre schlecht
Der Junge hatte seinen Entschluss gefasst, stolz war er
Morgen sollte es losgehen, voll freudiger Erwartung war er.
II
Vater und Sohn brachen im Morgennebel auf
Richtung Hafen, sie stapften los, die Dinge nahmen ihren Lauf
Mutter und Tochter blieben zurück und weinten
Sie hatten die Nacht verbracht nur mit Vater zu streiten
Der Marsch der beiden Männer zog sich lange hin
Vater erzählte was von Göttern und dem einzigen Sinn
Wie Odin dem Manne den Sinn des Krieges brachte,
Forseti Gerechtigkeit wollte, wie Thor über seine Feinde lachte
Wie Freyja jeden Mann umspielte und glücklich machte,
wie Heimdall mit eisernem Blick über Asgard wachte
Sie gingen über Heiden, Wiesen, durch Schluchten und Wälder
Die meiste Zeit jedoch schwiegen sie, dann sahen sie ihr Ziel da
Sie schritten in den Hafen, Vater begrüßte alte Freunde
stellte ihn vor als neuen Mann an Bord, keiner wollte es leugnen
Die Waffen wurden geschärft, das Langschiff beladen
alle Vorbereitungen getroffen, danach wurde einer gehoben
In der Nacht, der Sohn kein Auge zu tat
War das alles richtig? Jetzt war es zu spät.
Am nächsten Morgen, es war noch dunkel
brachen sie auf, an Bord herrschte bloß leises Gemunkel
Es regnete leicht, der Wind trieb das kleine Schiff voran
Die Mannen saßen unter der Plane und murmelten leisen Gesang
Dem Sohne war kalt, die Nässe zog tief in alle Kleider
Die Kapuze übergezogen, das Schiff schob sich endlos weiter
Rudern mussten sie nicht, der Sohn hätte es eh nicht gekonnt
dafür war er zu klein, auch wenn Vater es nicht wahrhaben wollt‘
Diesen fragte er, wohin sie sich bewegten
Doch Vater sagte nur, dass werde er erleben
Die von Wolken verdeckte Sonne schritt weit vor in ihrem Lauf
doch es geschah nichts, nur der Bug, der schlug die Wellen auf
Der Sohn machte sich viele Gedanken, langsam begann er
zu zweifeln, zu bangen und zu frösteln, mehr und mehr
Was sollte er ohne Segel- und Kampferfahrung schon
anrichten können? Er war doch nur eines Kriegers Sohn!
Nicht mehr als das, kein Krieger, keine Kämpfer, kein Jäger
das alles war er nicht aber vor allem war er kein Mörder.
III
Vater riss ihn aus den Zweifeln, reichte ihm etwas Brot
Er solle was essen, niemandem nutze er was tot
Es war feucht, schmeckte salzig und zum spucken
Er zwang sich, seinen Mann zu stehen, es herunterzuschlucken
Vater wollte ihn nur stärker machen, zum Krieger
Er sollte ein Kämpfer werden, ein großer Sieger
Die Sorgen waren fortgegangen,
neuer Mut gefasst, fort das Bangen
Der Tag schritt auf sein Ende zu
Die Sonne sank hinfort, es wurde dunkel im Nu
Der Junge starrte in die Schwärze, nichts zu sehen
er hörte bloß die Wellen an den Bug gehen
keine Möwen und nichts anderes, die Männer schwiegen
manche begannen zu rudern, andere sich hinzulegen
Vater saß ans Steuerruder gelehnt, wog einen Dolch hin und her
Das Boot schwankte, das Segel flatterte, der Mast wankte schwer
Schwer wurden dem Sohn die Lider
er fiel in einen tiefen Schlaf, seinem Willen wider.
Vater weckte ihn, berührte ihn an der Hand
Er wies nach vorne, unter dem Nebel tat es sich auf, Land
Das Segel wurde gerefft, die Ruder zu Wasser gelassen
Mit neuer Energie fingen die Mannen an, die Ruder zu fassen
Wenig später machten sie sich fertig für die Landung
Vater drückte dem Sohn ein rostig Schwert in die Hand, drum
wusste der, er würde kämpfen und töten und siegen
Wer auch immer der Gegner war, sollte am Boden liegen
Als das Wasser niedrig genug, sprangen sie aus dem Boot
Vater nahm ihn auf die Schultern, sonst wäre er bereits tot
Vom Strande stampften sie los ins Land
ein Dorf suchend, Schild und Schwert in der Hand
Sie schritten weiter, Den Sinn der Götter in den Augen
Dann sahen sie es, ein befestigt Dorf, der Junge musste schaudern
Gleich ging es los, gleich wurde er zum Mann
Das Stadttor wurde von ihnen eingerannt
Jetzt standen sie hier, die Normannen
gegenüber von Soldaten, dem Beschützen zu Willen.
IV
Jetzt stand er hier mit den Kriegern sein Vaters in Reihen
gleich sollten sie losstürmen mit Schreien
Einer sagte, sie täten das alles bloß, um nach Asgard zu gelangen
und dort zu feiern und nicht vor Hels Toren zu bangen.
Die Schlacht begann mit einem Kriegsschrei von Vater
Die Kampfgeräusche wurden noch lauter
Schwerter scharrten aneinander, Männer schrien und starben
Wollten das die Götter? Waren das Odins Gaben?
Der Sohn war verängstigt, wich aus, schlug zu, versteckte sich
Wenn sich so ein echter Krieger fühlte, wollte er das doch nicht
Der Gestank von Blut auf Matsch schoss ihm die Nase hoch
und trieb ihm die Tränen in die Augen, er suchte ein Loch
zum verstecken, er war nicht zum töten bereit!
Seine Blicke suchten nach Vater, doch er sah nur Leid
Und dann stand er vor ihm: ein Monster von einem Mann
dieser Krieger lachte und hob die Waffe zum tödlichen Schlage an
Das Letzte was der Sohn sah waren klirrende Schwerter
„Ich wünschte ich wäre bei Mutter und Schwester“.
Ich hoffe, es hat euch gefallen.
LG
Euer Thráin