Eine Welt erschaffen

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 4.320 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. Oktober 2018 um 19:15) ist von Cory Thain.

  • Hallo zusammen,

    ich beschäftige mich momentan mit einer Frage, die wohl jedem Schreiberling durch den Kopf geht, wenn man aufs geradewohl eine Geschichte schreibt und die ersten Inspirationen auf Papier bringt - ob virtuell oder nicht:

    In was für einer Welt spielt meine Geschichte?

    Jetzt kann man diese Frage sehr roh beantworten und eine Zeit, Technologiestand und weitere Features eines Fantasy-Romans wie z.B. Magie, Runenmagie, Totenbeschwörung, etc. nennen. Doch ist diese Frage damit denn auch geklärt? Ich sage ganz klar "Nein" aber möchte hier nachfragen, wie andere mit dieser Frage umgehen.

    Fakt für mich ist: Die Welt baut sich für den Autor nicht während dem Schreiben der Geschichte auf. Sie hat vorher schon existiert und kann daher ziemlich willkürlich und damit auch unnatürlich wirken, wenn sich vorher keine Gedanken gemacht wurden - auch, weil der Autor mit keiner Grenze oder Linie konfrontiert wird, die einen nachvollziehbaren roten Faden zulässt.


    Doch was sollte ich als Autor berücksichtigen und unbedingt vorher geklärt haben?

    Ich glaube, dass wenn eine Welt steht und erdacht ist, sich viele Dinge ganz natürlich innerhalb der Geschichte ergeben und dabei helfen, Denkblockaden zu verhindern und eine vielschichtige und interessante Geschichte zu formen. Wenn eine Welt existiert und mit möglichst vielen Facetten im Kopf herumschwirrt, fallen auch sehr einfach neue Handlungen, Ideen und Storys ein, die unglaublich viel Spaß auf mehr Schreiben machen.

    Beispiel gefällig?
    Für die meisten in diesem Forum wird Game of Thrones sicherlich ein Begriff sein. Sobald man mit den Folgen, den Charakteren und vor allem der Welt warm geworden ist, küsst einen förmlich in jeder Folge die Muse und im Kopf entstehen Geschichten und tolle Erzählungen von fremden Charakteren in Westeros oder woanders in der Welt von GoT.

    Und genauso soll es sich mit der eigenen Welt verhalten. Was bekannt und gelernt ist, bedarf nicht mehr so vieler Gehirnzellen und es kann sich schnell und einfacher auf andere Dinge konzentriert werden. Und hierbei möchte ich euch fragen:

    Was bedenkt ihr beim Bau einer eigenen Welt?

    Ich kann nur meine Liste von Fragen und Punkten aufzählen, die es mir erleichtern würden, eine lebende Welt zu ersinnen, in der nicht nur eine, sondern hunderte Geschichten passen würden. Vorbild hierbei ist für mich Walter Moers, der aus seinem Fundus "Zamonien" ein wahres Füllhorn von Inhalten vor sich liegen hat, aus dem er nach Belieben immer wieder tolle Geschichten und eindrucksvolle Schicksale zaubert.

    Aber fangen wir erst einmal mit meiner Liste an:

    _______________________________________________________________________________________________________________

    Die Welt:

    Basiswissen
    - Name der Welt
    - Alternative Welt / Kopie / Illusion
    - Historie der Welt
    - Areale, Gebiete, Kontinente und Dimensionen
    - Zeitrechnung
    - Physikalische Gesetze und Maßrechnung

    Biologie
    - Rassen
    - Pflanzenwelt
    - Tiere & Kreaturen
    - Ressourcen
    - Klimatische Bedingungen

    Kulturen
    - Religionen
    - Ethik und Verhalten
    - Sprachen
    - Klassen/Gesellschaftssystem

    System
    - Technologien
    - Ökonomie
    - Währung
    - Handel
    - Kommunikation
    - Kunst und Unterhaltung
    - Reisen
    - Forschung und Entwicklung
    - Handwerk und Geschäfte

    Politik
    - Regierungsformen
    - Gesetze und Gerichte
    - Regierungshistorie
    - Oppositionen
    - Rebellionen
    - Aufstände
    - Kriegshistorie

    Magie
    - Typen der Magie
    - Gesetze der Magie
    - Voraussetzungen, um Magie zu wirken
    - Auswirkung auf die Umwelt
    - Auswirkung auf die Gesellschaft
    - Auswirkung auf die Technologien

    Die Charaktere:

    Name
    - Vorname
    - Nachname
    - Herkunft des Namens
    - Bedeutung des Namens
    - Kleine Vorgeschichte

    Alter
    - Alter
    - Erscheinung

    Geschlecht
    - Geschlecht

    Geburtstag
    - Ereignisse des Tages
    - Geburtsort

    Rasse
    - Rasse
    - Mischling - Herkunft der Eltern
    - Familie und Beziehung zu anderen Charakteren

    Arbeit
    - Gelernter Job
    - Talent

    Bekannte Ereignisse oder Szenen:

    Name des Ereignisses
    - Datum und Zeit
    - Ort
    - Ursachen vor- und nach dem Ereignis

    Hintergrund
    - Konflikt
    - Gegenstand
    - Preis (Ergebnis, Auswirkung, etc.)
    - Laune (Gutes oder schlechtes Ereignis)
    - Erinnerung

    Personen
    - Involvierte Personen
    - Dialoge
    - Aufzeichnungen

    Orte:

    Hauptmerkmale
    - Name
    - Spitzname
    - Wetter
    - Sinne (Geruch, Geräusche, Geschmack, Gefühl, Aussehen)
    - Stellung in der Welt

    Geschichte
    - Ereignisse der Stadt
    - Größe (Bevölkerung)
    - Bürgerschaft (Rassen)
    - Probleme
    - Innovationen

    Gegenstände:

    Hauptmerkmal
    - Name
    - Typ
    - Beschreibung

    Beschaffenheit
    - Material
    - Gewicht
    - Aussehen

    Besitzer
    - Erschaffer
    - Besitzer
    - Vergangene Besitzer

    Zeit
    - Wann wurde der Gegenstand erschaffen?
    - Warum wurde der Gegenstand erschaffen?
    - Geschichte des Gegenstandes

    Fähigkeiten
    - Nutzung des Gegenstandes
    - Spezielle Fähigkeiten
    ___________________________________________________________________________________________________________

    Jetzt kann ich die einzelnen Punkte noch mit akribischer Genauigkeit festlegen und noch detaillierter auf die Eigenschaften der einzelnen Kategorien eingehen aber das reicht für meine eigene Übersicht, die ich mir als Frage in Gedanken stelle, um eine lebende Welt zu erschaffen, in der mir das Schreiben leichter fällt.

    Wie seht ihr das? Mich würde sehr interessieren, ob ihr auch so vorgeht oder vielleicht eine ganz andere Methode benutzt. Solltet ihr neue Vorschläge hinzufügen wollen oder hättet Ideen für weitere Kategorien und wichtige Punkte, so lade ich euch hier sehr gerne dazu ein, diese in diesem Thread ausgiebig zu diskutieren. Ich hoffe, dass diese Liste anderen Personen hilft, ihre Welt lebendiger zu gestalten und eine grobe Richtung bekommen, in der sie gehen wollen.

    Einmal editiert, zuletzt von David (21. Oktober 2018 um 21:02)

  • An und für sich eine geniale Liste, wenn man anfangs auch kurz von ihrer Größe erschlagen, aber nach genauerem Lesen der einzelnen Anhaltspunkte stimme ich dir in der Mehrheit zu.

    Wo ich für mich einfach widersprechen muss, ist z.B.:

    Die Welt baut sich für den Autor nicht während dem Schreiben der Geschichte auf

    Kann ich so für mich nicht behaupten. Eine Welt, jede nach Größe, kann man vermutlich selten komplett im Kopf haben. Wenn ich hier an meine Geschichte denke, die nun schon 3 Planeten beinhaltet, ist es für mich unmöglich alle von anfang an zu kennen. Ich würde mir auch sämtliche Motivation am Schreiben nehmen, wenn ich mir als Vorsatz nehmen würde, dass ohne bestehende Welt nicht angefangen werden kann. Das beziehe ich jetzt auch aufs Gedankliche, selbst dort ist sie noch nicht fertig.

    Ich denke, dass es hier wirklich abhängig von der "Nutz-/Spielfläche" ist.

    Mir macht auch dieser Reiz, immer wieder neue Orte zu entdecken bzw. einfach zu erfinden deutlich mehr Freude, man hält sich so etwas Freiraum für noch nicht zu Ende gedachte Dinge. Die Möglichkeiten sind quasi nicht "begrenzt" falls man sich in der Situtation wiederfindet, in der man eine Szene umlokalisieren muss und nur eine bereits existente Welt hat, in der kein Ort wirklich passt.

    Immer wieder mit der Betonung: GRÖSSENABHÄNGIG

    Die Charaktere:


    Was mir hier noch einfallen würde:

    - eine kleine "Vorgeschichte" (neben solchen Dingen wie Alter und Tätigkeit, etc.)
    - eine Beziehung zu anderen Charaktären (Freunde, Familie, Kollegen, etc.)

    Bekannte Ereignisse oder Szenen:

    Kann man hier noch einen kurzen Bezug auf ihre Rolle für die Gegenwart finden (Ursache für Etwas, was jetzt passiert?)

    There is no place and no moment in history where i could stand and say:
    "Arithmetic begins here, now."

  • Hallo, David,

    Deine Liste ist eine gute Aufstellung zum "dranlanghangeln", wenn man einer Welt Systematik und Ordnung verleihen möchte. Es gibt viele Autoren, die so arbeiten.

    Ich allerdings schreibe etwas anders. Ich besuche "meine" Welten quasi nur. So, wie ich Tokio oder Paris besuchen würde. Ich betrete meine Welt, sehe mich um und schreibe auf, was ich sehe. Manche Dinge sind seltsam, nicht nur dort, sondern auch im realen Paris oder Tokio.
    So kann es durchaus sein, dass ich nicht erfahre, wie das Nachbardorf heißt, so, wie ich auch nicht erfahre, wie die eine Seitengasse heißt in der Stadt. Es sei denn, mein Prota (oder der Reiseführer) bringen mich explizit dorthin.
    Es ist (mir) auch nicht wichtig, zu wissen wie das angrenzende Territorium heißt. Es sei denn mein Prota wird dorthin geschickt und ich will mit ihm dorthingehen. Aber wenn mein "Held" das fremde Land auch nicht kennt, erkunden wir halt gemeinsam, was so auf der Strecke liegt.

    Mein Prota ist meist auch jemand, den ich noch nicht kenne. Ich lerne ihn erst kennen, während er mich durch seine Welt führt. Ich vergleich das immer mit geführten Reisen, im Laufe der Tour lernt man den Reiseleiter kennen, man merkt, worauf er sein Augenmerk legt, man sieht, was er einem zeigt... und manchmal auch das, was er lieber nicht zeigen möchte und am Ende der Reise ist der Typ mein Freund, oder zumindest ein guter Bekannter...

    Aber im Vorfeld zu sagen, was wie wo sein wird.... DAS kann ich nicht. ^^

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Die Welt baut sich für den Autor nicht während dem Schreiben der Geschichte auf.

    Hier würde ich mich TacTrix anschließen, dem muss ich widersprechen. Zumindest für meine Welten.
    Natürlich habe ich ein grobes Bild im Kopf, wenn ich anfange zu schreiben, aber ich plane nicht erst die Welt und dann die Geschichte. Meine Kopfcanon Fantasywelt hat sich über 10 Jahre entwickelt und ist gewachsen, aber am ganz Anfang war da nicht viel mehr als ein Dorf und ein paar Charaktere. Also alles, was du unter "Die Welt" einsortiert hast, das hat sich entwickelt.

    Ich habe irgendwann angefangen eine Art Lexikon zu führen, weil ich manchmal vergesse, was ich schon erfunden habe :rofl:
    Und dann ist sowas sinnvoll um mal eben schnell nachzugucken, wie die Schreibweise eines Tieres oder einer Pflanze nochmal war, aber das alles im Vorhinein festzulegen wäre mir zu anstrengend.

    Zum nachträglichen oder "nebenbei"-Weltenbau finde ich deine Methode aber trotzdem sehr gelungen, nur würde ich an der Stelle die Charaktere rauslassen. Oder zumindest würde ich sie nicht so detailliert beschreiben. Wenn sie z.B. Bürgermeister sind und wichtig für eine Stadt, dann würde ich den Namen erwähnen. Unter bekannte Ereignisse dann evtl., warum derjenige so wichtig ist. Aber die Charakterbögen würde ich eher separieren.

  • Ersmal danke für diese Auflistung. Ich finde sie ebenfalls ziemlich genial. Sowas ähnliches habe ich auch benutzt, allerdings ist deine Liste sehr viel übersichtlicher und vor allem in Kombination mit dem Charakterbogen wesentlich praktischer. Denn man ist gezwungen alles in Relation zu setzen und neigt weniger dazu Dinge aus den Augen zu verlieren. Naja, zumindest hoffe ich das.

    Bei der Konzeption meiner Welt, habe ich mich bewusst darauf konzentriert eine Welt zu erschaffen. Allerdings erst, nachdem ich die Idee zu meiner Geschichte hatte und demnach auch zur Welt in der sie spielen soll. Deshalb würde ich sagen, ich erschaffe eine Welt immer sowohl beim Schreiben, als auch fokussiert. Manchmal, muss ich auch nochmal nacharbeiten, weil sich Dinge beim Schreiben nicht so ausgehen wie gedacht.

    Denke aber, die Herangehensweise ist von Autor zu Autor verschieden. Ich für meinen Teil brauche Pläne, exakte umfassende und sehr detaillierte Pläne.

  • Vielen Dank für die Resonanz bisher, es freut mich, dass diese Liste helfen kann :)

    Zu dem größten angesprochenen Punkt von mir, dass die Welt nicht innerhalb des Schreibens entsteht, sondern vorher schon stehen sollte.

    Kann ich so für mich nicht behaupten. Eine Welt, jede nach Größe, kann man vermutlich selten komplett im Kopf haben. Wenn ich hier an meine Geschichte denke, die nun schon 3 Planeten beinhaltet, ist es für mich unmöglich alle von anfang an zu kennen. Ich würde mir auch sämtliche Motivation am Schreiben nehmen, wenn ich mir als Vorsatz nehmen würde, dass ohne bestehende Welt nicht angefangen werden kann. Das beziehe ich jetzt auch aufs Gedankliche, selbst dort ist sie noch nicht fertig.

    Hier würde ich mich TacTrix anschließen, dem muss ich widersprechen. Zumindest für meine Welten.
    Natürlich habe ich ein grobes Bild im Kopf, wenn ich anfange zu schreiben, aber ich plane nicht erst die Welt und dann die Geschichte. Meine Kopfcanon Fantasywelt hat sich über 10 Jahre entwickelt und ist gewachsen, aber am ganz Anfang war da nicht viel mehr als ein Dorf und ein paar Charaktere. Also alles, was du unter "Die Welt" einsortiert hast, das hat sich entwickelt.

    Bei der Konzeption meiner Welt, habe ich mich bewusst darauf konzentriert eine Welt zu erschaffen. Allerdings erst, nachdem ich die Idee zu meiner Geschichte hatte und demnach auch zur Welt in der sie spielen soll. Deshalb würde ich sagen, ich erschaffe eine Welt immer sowohl beim Schreiben, als auch fokussiert. Manchmal, muss ich auch nochmal nacharbeiten, weil sich Dinge beim Schreiben nicht so ausgehen wie gedacht.

    Natürlich hat jeder Autor seine eigene Herangehensweise. Ich kann die Gegenargumentation sehr gut nachvollziehen - auch, weil ich persönlich mir immer sehr willkürliche Sachen hinzudichte, die zwar in diesem Moment sich toll anhören aber im Gesamtkonstrukt etwas wirr erscheinen. Aber im Grunde habt ihr alle Recht. Eine Welt wird durch die Geschichten angereichert und erst gefüllt. Vorher alles schon festzulegen und durchzustrukturieren, wäre too much. Ein Mittelding - eine Grundbasis der Welt im Kopf haben aber noch nicht alles 100% festgelegt ist denke ich mal genau richtig. Aber auch hier kommt es wieder auf den Autor an. Ich selber habe damit immer große Probleme und komme, wenn ich richtig in Fahrt bin, von Hölzchen auf Stöckchen und vernachlässige andere wichtige Aspekte einer guten Geschichte :)

    Die Ideen füge ich der Liste hinzu - vielleicht bekommen wir ja eine richtig tolle Übersicht hin :D

  • Ein Mittelding - eine Grundbasis der Welt im Kopf

    Das macht Sinn und ich denke, damit beginnt jeder irgendwo. Sei es ein kleines Dorf, eine Stadt, eine Höhle, eine Lichtung oder einfach nur die große Leere des unendlichen Raumes. Das Konzept kann man sich wie eine Leinwand vorstellen, es beginnt mit einem Punkt und der Rest, also die sich entwickelnde Geschichte, wächst anschließend außenrum. Es wird auch mal radiert oder übermalt, aber nur selten wird der Mittelpunkt komplett neu gesetzt.

    Vielleicht wolltest du von Anfang an darauf hinaus und hast es nur etwas schwierig formuliert, aber im Grund treffen wir uns ja auch hier alle wieder in der Mitte.

    Manchmal, muss ich auch nochmal nacharbeiten, weil sich Dinge beim Schreiben nicht so ausgehen wie gedacht.

    @Paralogie stimme ich an dieser Stelle auch zu. Die Geschichte fließt manchmal in eine eher unvorhergesehene Richtung und "zwingt" dich faktisch zu Änderungen. Bei mir trat der Fall ein und verlangte mal eben die Zerstörung eines kompletten Planeten. Dann muss man zeitnah eben einen neuen Plan zur Hand haben, was dann erstmal Schreibstop bedeuten kann, da man neue Karten entwerfen muss.

    There is no place and no moment in history where i could stand and say:
    "Arithmetic begins here, now."

  • Bei mir trat der Fall ein und verlangte mal eben die Zerstörung eines kompletten Planeten. Dann muss man zeitnah eben einen neuen Plan zur Hand haben, was dann erstmal Schreibstop bedeuten kann, da man neue Karten entwerfen muss.

    Ah ich sehe, du denkst gar nicht erst in kleinen Dimensionen...

  • Hm, ich denke Welt und Geschichte bedingen sich gegenseitig und was eine waechst mit dem anderen - die Welt ist die Basis fuer eine Geschichte, aber die Geschichte wirft neue Fragen ueber die Welt auf die sich dann beantworten (mir geht's oft so wie Cory Thain, ich finde die Antwort mehr als ich sie vorher plane...), die Geschichte erfordert eine Karte, aber beim Zeichnen der Karte ergeben sich schon wieder Geschichten ueber andere Orte,...

    Aber da ist immer noch ein unsichtbares drittes im Raum - die Vorbilder.

    Wir erschaffen keine kompletten Welten aus dem leeren Raum - das lehnt sich immer an Vorbilder an. Die meisten Fantasy-Geschichten haben eine reale mittelalterliche Kultur zum Vorbild, sie es Rittertum oder Wikinger - Barbaren leben oft aehnlich wie Indianer in Nordamerika vor der Besiedlung, ein Heldenkodex ist an griechische Stadtstaaten wie Sparta angelegt - die Fantasy Welt ist dann normalerweise inspiriert bei so einer realen Kultur plus den eigenen Elementen - Magie, Fabelwesen,... - (die aber ihrerseits auch Vorbilder in Sagen und Mythen haben.)

    Und da lohnt es sich meiner Meinung nach, sich einfach in viel reales einzulesen. Wenn ich weiss wie eine reale Karawane durch die Sahara organisiert wurde, dann kann ich, selbst wenn ich eine Fantasy-Welt mehr entdecke als erfinde, auf viele Themen und Vorbilder schon zurueckgreifen und sie aufnehmen und neu verarbeiten - die Welt wird dadurch reicher und plausibler.

    Wenn ich weiss wie eine mittelalterliche Stadt funktioniert hat, dann habe ich schon einen Katalog von Fragen, Problemen mit denen so eine Stadt konfrontiert war, und dann denke ich unbewusst schon daran wie meine Stadt funktioniert wenn ich beginne sie zu erforschen.

    ich lese viel Sachbuecher ueber alles moegliche, und grade das inspiriert manchmal zu richtig tollen Geschichten - unsere Welt ist oft interesssanter als man sich das so ohne weiteres ausdenken kann.

    Bei SciFi finde ich das Thema dann noch deutlicher - was da im Universum rumschwebt ist, das kann man sich gar nicht so gut ausdenken... und das ist ja auch das Urbild von SciFi - nimm ein Ergebnis von 'Sci' und spinne das 'Fi' dazu.

    Eine meiner detailliertesten Welten fuer SciFi ('The Gas Giant's Daughter') ist der Gasriese Gymir - mit Jupiter als Vorbild - ich wollte ein Szenario das bis ins Detail Sinn macht, also hab' ich die Ergebnisse der Galileo-Sonde durchgearbeitet, die Chemie und Wolkenstruktur von Gasriesen angeschaut, Konzepte fuer schwebende Staedte gerechnet, das Wirtschaftssystem skizziert...

    Das tolle war, kleine Details zu entdecken. Zum Beispiel, an einem Punkt sieht ein Charakter nach einem (Ammoniak) Regen Pfuetzen - und die Wellen die der Wind macht sind (durch die Schwerkraft) viel schneller als auf der Erde.

    Die einheimische Lebensform, die Chaau, sind ein Beispiel fuer etwas was nicht auf irgendwas realem basiert sein kann - und das war auch entsprechend schwer - ich wollte sie in anderen Konzepten denken lassen als wir - wir denken in Nomen, Verben, Adjektiven - das macht fuer uns Sinn weil wir feste Dinge kennen - aber fuer eine Spezies die in einer Atmosphaere schwebt nicht, da gibt's keine festen Dinge - also denken die in 'flows' - da ist eine Grammatik von 'inflow, outflow und transflow' als Basis-Elementen - was dann Unterhaltungen mit ihnen interessant gestaltet.

    Naja - ich denke, der Punkt ist - es hilft wenn man eine Basis hat auf die man zurueckgreifen kann, Wissen ueber historische Kulturen, ueber reale Landschaften - da ist dann auch ganz viel wo Phantasie drauf einsteigen kann. Ob man die Basis jetzt bewusst aufwaehlt, oder einfach hat und unbewusst losgeht und eine Welt entdeckt - ist glaube ich dann gar nicht so wichtig.

  • Ha, wieder ein streundender Weltbau-Thread. ^^


    Zur Auflistung: Die Priorisierung und Aufteilung nimmt natürlich jeder ein bisschen anders vor, was mir in der Liste fehlt bzw. meiner Meinung nach zu kurz kommt ist die Zeit. Klar muss das nicht bis zum Exzess betrieben werden wie ich das dauernd versuche, aber zumindest ein bisschen mehr Geschichte sollte man schon drin haben.
    Optimalerweise eine etwas komplexere als die Klischee - "früher gab es ein großes Reich wie das der Römer, dann kamen die Orks, nun bekämpfen sich kleinere Königreiche und es gibt magische Artefakte" - Story.
    Wie immer grabe ich hier gerne wieder Tolkien aus, das er beim Schreiben des Herrn der Ringe schon eine riesige komplexe Welt und Geschichte geschaffen hat, blitzt immer wieder am Rande auf, gibt der Welt Tiefe und Glaubwürdigkeit. Diese Gefühl von Tiefe hatte irgendwie kein Auto nach ihm je wieder erreicht bei mir.

    Wenn diese kleinen Elemente erst bei Bedarf dazu erfunden werden, fehlt ein logischer Unterbau und es ist viel schwerer den Überblick zu erhalten bzw. ist die Gefahr irgendwann in Widersprüchen und Logikfehlern zu enden natürlich merklich größer.


    Ich kann übrigens Thorsten da komplett zustimmen (und wiederhole mich da natürlich nicht zum ersten Mal XD): Damit eine Welt glaubwürdig wirkt sollte sie sich an der realen Welt orientieren: Die Geschichte der Welt, der Reiche, Kriege, Völker, Mythen und Sagen ist so unglaublich groß und vielfältig das sich daraus tausende spannende Welten erschaffen lassen würden...

    Nicht auf die Geschichten hier bezogen, dazu lese ich hier leider immer noch zu wenige Geschichten, sondern allgemeine auf Fantasyromane/-fime/-serien, aber da sich vielleicht doch jemand auf die Füße getreten fühlen könnten packe ich es mal in Spoiler. ;)

    Spoiler anzeigen

    Wieso scheinen aber so viele Fantasyautoren (und -filmemacher) keine Ahnung von Geschichte zu haben und kopieren nur schlecht Fantasyklichees anderer Autoren und bauen eine immergleiche Klicheewelt die außer der groben Optik nichts mit dem Mittelalter, der Realität oder einer funktionierenden Gesellschaft zu tun haben?
    Ein statische Welt in der sich die Menschen über Jahrtausende anscheinend nicht weiter entwickeln, sinnlose Stahlrüstungen die vor NICHTS schützen, ein Feudales System ohne jedwede Legitimation, blutleere und oberflächliche Religionen, Mythologien ohne Mythen, da ja alles Real existiert ...

    Falken haben doofe Ohren

    Einmal editiert, zuletzt von Alcarinque (22. Oktober 2018 um 10:54)

  • Wieso scheinen aber so viele Fantasyautoren (und -filmemacher) keine Ahnung von Geschichte zu haben und kopieren nur schlecht Fantasyklichees anderer Autoren und bauen eine immergleiche Klicheewelt die außer der groben Optik nichts mit dem Mittelalter, der Realität oder einer funktionierenden Gesellschaft zu tun haben?

    Du hast es dir doch eigentlich schon selbst beantwortet: Weil sie keine Ahnung von Geschichte haben ;) (was nicht heißt, das ich welche hätte, ich war ne Niete in Geschichte)
    Und vermutlich, weil es einfach funktioniert und sich verkauft. Es ist das, was die Massen kennen und lesen wollen. Ich kann das auch nicht nachvollziehen und es ist einer der Gründe, warum ich kaum Fantasy in veröffentlichter Buchform lese, sondern lieber im Internet in Archiven oder Foren, aber das ist die einzige Erklärung, die mir logisch erscheint.

  • Wie immer grabe ich hier gerne wieder Tolkien aus, das er beim Schreiben des Herrn der Ringe schon eine riesige komplexe Welt und Geschichte geschaffen hat, blitzt immer wieder am Rande auf, gibt der Welt Tiefe und Glaubwürdigkeit.


    Tolkien's Interesse am Detail ist... speziell.

    Da faellt mir spontan zu ein...:

    Kennt jemand den Lefnui aus dem Herrn der Ringe?

    Falls nein, das ist ein Fluss in Sued-Gondor, der auf der Karte eingezeichnet ist, aber fuer die Geschichte komplett irrelevant ist, die kommt nie dahin.

    Trotzdem war diese Karte ein riesiges Problem fuer Tolkien. Denn er hat ja fuer LOTR nicht nur Sprachen erfunden, nein, er hat die Entwicklung von Sprachen erfunden. Eine bekannte Elbin hiess z.B frueher (im Common Eldarin) sowas wie Ñalataringelle, was dann in Quenya zu Altariel und im Sindarin von Lothlorien zu Galadriel wurde. Die Regeln nach denen das funktioniert hat Tolkien immer wieder ueberarbeitet.

    Irgendwann hatte er also ein tolles neues Schema wie Sindarin aus Common Eldarin entsteht - aber der verdammte Lefnui passte nicht rein. Und, zu JRR's nicht enden wollendem Aerger war der halt auf der verflixten Karte drauf, er konnte ihn nicht einfach aendern, das war schon publiziert (irgendwas mit Sprache drin publizieren und fest machen, das war ein Graus fuer ihn...). Die meisten von uns haetten gesagt - merkt eh keiner - aber nicht so Tolkien - das Problem des Lefnui brauchte eine Loesung.

    Dieser Tatsache verdanken wir einen laengeren Essay (in Vinyar Tengwar publiziert) ueber Zahlwoerter im Elbischen aus dem hervorgeht warum der Lefnui abweichend von den ueblichen Regeln der Sprachentwicklung jetzt ausgerechnet so rauskommt.

    Ja - das war Tolkien's Idee von Genauigkeit beim Welt-Bauen...

  • Hi, bin neu hier. Die Liste des TE KANN ein gutes Werkzeug sein, ist aber nicht essenziell für eine gute Geschichte.
    Wenn dann auch noch "einzelnen Punkte noch mit akribischer Genauigkeit festlegt und noch detaillierter auf die Eigenschaften der einzelnen Kategorien eingegangen wird", dann stehen weder Charaktere noch ihre Motivationen im Vordergrund. Sei es HdR oder Avatar, all die vielen bunten Details dazu, dienen nur als Vehikel und sind bei genauerem Hinsehen völlig austauschbar.
    Geschichten nehmen dann mit, wenn man die Ängste und Nöte eines Harry Potter nachvollziehen kann und nicht, wenn man weiß, aus welchem Holz und an welchem Ort sein Zauberstab gefertigt wurde. Elric von Melnibonè wird nicht böser oder friedlicher, wenn man erklärt bekommt, an welchen Bäumen er vorbei geritten ist oder in welcher Himmelsrichtung welche Stadt liegt, die im Grunde aber nie besucht wird.
    Sicherlich ist es hilfreich als Schreibender eine Orientierung zu haben, z.B. über einen Kartengenerator eine Welt zu entwerfen, den allgemeinen Stand der Technik, den Magielevel etc. "festzulegen", aber all diese Nebensächlichkeiten ändern sich im Laufe des Schreibens, müssen angepasst, neu überdacht werden, denn sie sollen dem Leser dienen und nicht den Autor befriedigen...

  • Wieso scheinen aber so viele Fantasyautoren (und -filmemacher) keine Ahnung von Geschichte zu haben und kopieren nur schlecht Fantasyklichees anderer Autoren und bauen eine immergleiche Klicheewelt die außer der groben Optik nichts mit dem Mittelalter, der Realität oder einer funktionierenden Gesellschaft zu tun haben?

    Vielleicht auch, weil sie nichts anderes als Fantasy-Romane lesen.

    Du hast es dir doch eigentlich schon selbst beantwortet: Weil sie keine Ahnung von Geschichte haben (was nicht heißt, das ich welche hätte, ich war ne Niete in Geschichte)

    Die Note, die man in Geschichte hatte, spielt genauso wenig eine Rolle wie deine Note in Deutsch. Was bringt es dir, wenn du dich für die Geschichte der Wikinger, Mogul-Reiche (in Indien) oder der Stadt Köln im kleinsten Detail begeistern kannst, dir aber die französische Revolution (und das Auswendiglernen von Fakten und Ereignissen diesbezüglich) Wurst ist, für deine Geschichtsnote, wenn eine Prüfung eben über die französische Revolution geht? Nichts, richtig. Aber für das Schreiben einer packenden Fantasy-Story kann es dir was bringen.
    Genauso sagt deine Fertigkeit, Gedichte zu analysieren, nicht unbedingt etwas darüber aus, wie gut du Kurzgeschichten schreiben kannst, auch wenn ein analytischer Verstand sicherlich bei der Überarbeitung und Reflexion von Geschichten hilfreich ist.

    Ganz kurz zum eigentlichen Thema:
    Mir persönlich bringen Listen nicht so viel. Ich entwickle Welten für Geschichten, d.h. für mich dürfen da drum herum viele Löcher und weiße Flächen sein, wenn die entsprechenden Inhalte (sei es die historische Geschichte einer Stadt oder eines Königreiches; oder die Länder der Welt) nicht relevant sind. Das heißt nicht, dass ich darüber nicht trotzdem mal nachgedacht habe. Aber ich halte es nicht für nötig, mir eine Welt zu überlegen, bevor ich den ersten Satz einer Geschichte schreibe.
    Die Bedürfnisse hängen auch stark damit zusammen, welche Erzählperspektive und was für Charaktere man verwendet. Ich versuche relativ stark aus der Sicht von Charakteren zu schreiben, d.h. eine personale Erzählperspektive einzunehmen. Und je nach Charakter interessiert er / sie / es sich nicht für die Geschichte von Schießmichtot, sondern dafür, ob er am Abend noch am Leben sein wird. Aber wie schon gesagt: Jeder und jede tickt da anders ^^ .

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Ich weiß nicht ob du mich bewusst missverstehst ober ob ich das nicht klar genug formuliert habe, aber das hier ist ein absolutes NOGO:

    .. wenn man erklärt bekommt, ..

    Ein Erklärbär der den Leser an der Hand nimmt und ihm die eigene, gebastelte Welt zeigt und erklärt, ist absolut schlechter Stil. Das sollte ich im Laufe der Geschichte zeigen und einwickeln ohne das sich der Leser an jeder Ecke erst mal ein 4 Seitiges Resüme über das nächste Gebäude durchlesen muss.

    Nur weil man seine Welt im Hintergrund etwas ausführlicher gebaut hat, bedeutet das nicht, das man das dem Leser um die Ohren schlagen muss oder soll, ganz im Gegenteil.
    Das sollte eigentlich eher wie eine gut ausgebaute Straße sein: mehrere unterschiedliche Schichten sorgen dafür das die Oberfläche angenehm glatt und ruhig zu befahren ist, ohne das man die Schichten darunter tatsächlich sieht.
    Wer seine Geschichte ganz ohne Welt schreibt, fährt dafür eher über einen Acker oder im besten Fall einen Feldweg, da gibt es keine Tiefen, nur unangenehme Schlaglöcher, keine Versteckte Arbeit die dafür sorgt das die Oberfläche glatt und ruhig ist...

    HarryPotter als positives Beispiel für Weltenbau aufzuführen kann nur ironisch gemein sein, oder? Das ist die unlogischste und inkonsistenteste Welt die mir im Fantasybereich je unter gekommen ist. Ein gutes Beispiel wie es nicht gemacht werden soll: dauernd stößt man auf Widersprüche und Logiklöcher die mit einem lapidaren "ist halt Magie" weggewischt werden.
    Das man Magie nicht als deus-ex-machina verwenden sollte, lernt man normalerweise als allererstes wenn man versucht in die Fantasy rein zu kommen. Genau hier setzt nämlich der Weltenbau an. Man gibt sich selbst eine Welt, Regel und Grenzen vor in denen eine Geschichte spielt, diese muss man dem Leser natürlich nicht mitteilen, die Welt wirkt dadurch aber ganz automatisch sinnvoller und konsistenter...

    Natürlich muss man nicht wissen ob der gelbgepunktete Rüsselfurzkärfer nun 7 oder 2 Punkte hat (ist aber cool wenn man das weiß ;)) aber wo die Grenzen der Magie sind, wie weit man von Stadt A zur Festung des bösen Overlords braucht und ob dieser Käsefüße hat, sind wiederum nicht nur zu gut wissen sondern teils auch essenziell für eine konsistente Darstellung seiner Welt.

    Falken haben doofe Ohren

  • Die Note, die man in Geschichte hatte, spielt genauso wenig eine Rolle wie deine Note in Deutsch.

    Okay, ich korrigiere, ich BIN eine Niete in Geschichte. War falsch formuliert. Ich begeistere mich kein Stück für Geschichte. Du hast natürlich recht, dass Schulnoten damit nichts zu tun haben (die sind in der Realität echt nie zu was gut :hmm: )

  • Ich weiß nicht ob du mich bewusst missverstehst ober ob ich das nicht klar genug formuliert habe, aber das hier ist ein absolutes NOGO:

    Ein Erklärbär der den Leser an der Hand nimmt und ihm die eigene, gebastelte Welt zeigt und erklärt, ist absolut schlechter Stil. Das sollte ich im Laufe der Geschichte zeigen und einwickeln ohne das sich der Leser an jeder Ecke erst mal ein 4 Seitiges Resüme über das nächste Gebäude durchlesen muss.
    Nur weil man seine Welt im Hintergrund etwas ausführlicher gebaut hat, bedeutet das nicht, das man das dem Leser um die Ohren schlagen muss oder soll, ganz im Gegenteil.
    Das sollte eigentlich eher wie eine gut ausgebaute Straße sein: mehrere unterschiedliche Schichten sorgen dafür das die Oberfläche angenehm glatt und ruhig zu befahren ist, ohne das man die Schichten darunter tatsächlich sieht.
    Wer seine Geschichte ganz ohne Welt schreibt, fährt dafür eher über einen Acker oder im besten Fall einen Feldweg, da gibt es keine Tiefen, nur unangenehme Schlaglöcher, keine Versteckte Arbeit die dafür sorgt das die Oberfläche glatt und ruhig ist...

    HarryPotter als positives Beispiel für Weltenbau aufzuführen kann nur ironisch gemein sein, oder? Das ist die unlogischste und inkonsistenteste Welt die mir im Fantasybereich je unter gekommen ist. Ein gutes Beispiel wie es nicht gemacht werden soll: dauernd stößt man auf Widersprüche und Logiklöcher die mit einem lapidaren "ist halt Magie" weggewischt werden.
    Das man Magie nicht als deus-ex-machina verwenden sollte, lernt man normalerweise als allererstes wenn man versucht in die Fantasy rein zu kommen. Genau hier setzt nämlich der Weltenbau an. Man gibt sich selbst eine Welt, Regel und Grenzen vor in denen eine Geschichte spielt, diese muss man dem Leser natürlich nicht mitteilen, die Welt wirkt dadurch aber ganz automatisch sinnvoller und konsistenter...

    Natürlich muss man nicht wissen ob der gelbgepunktete Rüsselfurzkärfer nun 7 oder 2 Punkte hat (ist aber cool wenn man das weiß ;)) aber wo die Grenzen der Magie sind, wie weit man von Stadt A zur Festung des bösen Overlords braucht und ob dieser Käsefüße hat, sind wiederum nicht nur zu gut wissen sondern teils auch essenziell für eine konsistente Darstellung seiner Welt.

    Da muss wohl einiges klar gestellt werden:
    1.Mein Zitat ist völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
    2.Es gibt genug Autoren, die den Erklärbär machen, z.B. Tad Williams in "Otherland".
    3.Für viele Amateurautoren sind ihre Weltkreationen reiner Selbstzweck.
    3.HP war mitnichten als Beispiel, weder positiv noch negativ für einen Weltenbau genannt.
    Sorry, aber wer Lesen kann, ist klar im Vorteil.
    Es ging lediglich um meine Erfahrungen mit anderen Schreibern, deren Weltenbau viel Zeit und Akribie beansprucht, der Leser mit unzähligen Details überschüttet wird, die eigentlich weder wichtig noch sinnvoll sind und es dann heißt: Ich bin mir noch nicht sicher, wie mein Hauptcharakter agieren wird, da mir mit dem Zeitstrahl meiner Geschichte eigentlich die Ideen ausgegangen sind...

  • Naja, Tolkien faengt LOTR mit 'Concerning Hobbits' an was erst mal ganz viel Erklaerungen hat, und in 'Concil of Elrond' wird so gut wie jede Erzaehlregel verletzt indem sich die Story ploetzlich aendert, Protagonisten von denen man nie was gehoert hat wichtig werden etc.

    Was nur zeigt dass man jede Regel des Erzaehlens auch verletzen kann - wenn man das Handwerk Schreiben wirklich beherrscht. Dann kommt man damit durch.

    Sonst eher nicht.

  • Ein Spruch besagt ja auch:

    Kunst entsteht durch das Verletzen von Regeln. Und das kann man nur, wenn man die Regeln kennt...


    PS: Wobei nicht alles, was Regeln verletzt, automatisch Kunst wird.

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?