Ich hatte mir vorgenommen, hier noch mehr erst selbst zu kommentieren, bevor ich was eigenes poste, aber das Vorkämpfen zieht sich dann doch in die Länge, wenn man eh viel um die Ohren hat... Aber nächstes Jahr fahr ich meine Arbeitsstunden ein bisschen zurück, dann komm ich sicher auch mehr zum Lesen. Trotz allem brennt es mir unter den Nägeln, euch mal meine Ergüsse unter die Nase zu halten (ich versuch trotzdem weiterhin, mich durch's Forum zu wurschteln)
Ich habe schon so einige Geschichten angefangen, die meisten verworfen oder einfach nicht weitergeführt, aber eine Geschichte hat mir doch besonders viel Spass gemacht und liegt mir ziemlich am Herzen. Bevor ich euch aber gleich mit diesem (noch unfertigen) Wälzer erschlage, würde ich euch gerne eine Kurzgeschichte präsentieren, dich ich persönlich sehr gut gelungen finde, aber mich interessieren da mal die Meinungen von Aussenstehenden Die eigentliche Geschichte spielt in einer von @Thorsten erfundenen Welt, und ist eigentlich die Niederschrift eines Pen-and-Paper-Rollenspiels (ein bisschen ausgeschmückt und von unlogischen Spieleraktionen bereinigt).
Die folgende Kurzgeschichte findet so im Rollenspiel nicht statt, sondern ist sowas wie die Vorgeschichte meines Charakters oder zumindest ein Teil aus seiner Vergangenheit (ich mach sowas gern, um dem Charakter näher zu kommen). Ich knall euch das mal ohne grosse Erklärungen hin und will nur mal wissen wie es wirkt und was eure Erwartungen sind. Spricht es euch an, würdet ihr gern mehr erfahren? Oder ist es eher planlos und viel zu lang? Einen guten Einstieg in eine Geschichte finde ich recht schwierig zu formulieren...
Aus Tenandes' Vergangenheit: Antija (Teil 1)
Die Bäume hatten angefangen, sich in lebende, denkende Wesen zu verwandeln. Sie wollten ihn aufhalten, stellten Fallen für ihn auf, zwangen ihn immer wieder zu Umwegen und ließen ihn straucheln, wenn sich ihre Wurzeln genau da über den Erdboden erhoben, wo der Weg verlief. Aber eigentlich gab es keinen Weg. Der Weg war einzig, was er zu seinem Weg auserkoren hatte und er führte an der Küstenlinie entlang, weiter und immer weiter. Er war sich sicher, dass die Küste hier einige Buchten, größere und kleinere aufwies und dass dies ebenfalls ein Grund war, warum er so langsam vorwärts kam, denn er fürchtete, sich endgültig im Dschungel zu verlaufen, wenn er die Küste aus den Augen ließ. Also hatte er immer Blickkontakt zum Meer bewahrt und war daher nicht in einer geraden Linie gelaufen, sondern in Schlangenlinien immer an der Küste entlang. Aber das Meer zu verlieren, es nicht mehr zu sehen oder zu hören, das wusste er, wäre sein Todesurteil gewesen. Meer auf Steuerbord, Meer auf Steuerbord. Das war sein Mantra, schon seit zwölf oder dreizehn Tagen. Meer auf Steuerbord. Er sprach es im ungleichmäßigen Rhythmus seiner eigenen Schritte vor sich hin, mal leise, mal so laut, dass ihn jeder, der ihn gehört hätte, für verrückt gehalten hätte. Aber es hörte ihn keiner, denn es gab hier niemanden.
Er hatte versucht, sich an der Sonne zu orientieren, aber die Bäume, diese hinterlistigen Landungetüme, raubten ihm die Sicht. Südsüdostkurs, Meer auf Steuerbord. Aber da waren immer diese verfluchten Urwaldriesen. Sie stellten sich ihm in den Weg, wo auch immer er hinging. Sie nahmen ihm auch regelmäßig den tröstlichen Blick aufs Wasser und dann ging er häufig ein Stück zurück, um sicherzugehen, dass das Meer auch weiterhin da war und er sich nicht zu weit entfernte.
Am Morgen dieses Tages hatte er einen Teil der Strecke direkt am Ufer zurücklegen können, denn dort war die Küste nicht schroff und felsig gewesen. So war er über den steinigen Untergrund gelaufen und Wasser hatte seine zerschundenen Füße umspült und er hatte sich zum ersten Mal seit Tagen wieder voller Hoffnung gefühlt. Eine Hoffnung, die schon bald wieder zerschlagen worden war, denn dann war der Steinstrand wieder von hohen und glitschigen Felsen abgelöst worden und er war abermals gezwungen gewesen, seinen Weg im Dschungel fortzusetzen. Dort hatte er dann vor Frust nicht aufgepasst, wohin er trat und war direkt in ein Schlagennest gestiegen. Eines der Biester hatte ihn gebissen, eine kleine Schlange nur, doch nur kurze Zeit später hatte er sich erschöpft und schläfrig gefühlt. Er war dennoch weitergewankt, Meer. . . auf. . . Steuer. . . bord, war schließlich irgendwo bei einer großen Pfütze zusammengebrochen und hatte es einfach nicht mehr fertig gebracht wieder aufzustehen. Das ist das Ende, hatte er gedacht, ich werde hier sterben. Die Augen waren ihm zugefallen und er war vor Erschöpfung eingeschlafen.
Gegen Abend erwachte er wieder. Er fühlte sich hundeelend und übergab sich auf der Stelle – nicht, das es viel war, was er herauswürgte, denn er hatte seit Tagen nichts mehr gegessen, aber die Lähmung, die ihn befallen hatte, war vorrüber.
Am nächsten Tag setzte er seinen Weg fort, schleppte sich weiter voran, aber eigentlich hatte er die Hoffnung bereits aufgegeben. Er wusste nicht genau, wie lange er jetzt schon unterwegs war, aber er war davon überzeugt, dass er nicht mehr in Coth ankommen würde. Er hatte sich irgendwo grundlegend verrechnet, das sah er jetzt ein, denn er hatte kalkuliert, dass er allerhöchstens drei Tage brauchen sollte, bis er die freie Handelsstadt erreichte. Ein Zurück gab es sowieso nicht mehr, hatte es nie gegeben. Und jetzt würde er also hier im Urwald sterben, aber vermutlich würde ihn da draußen in der zivilisierten Welt auch niemand vermissen. Er war die letzten zwei Jahre mit niemandem mehr in Kontakt gewesen, der ihm irgendetwas bedeutet hätte und vermutlich hielten ihn die meisten ohnehin schon für tot, da machte es auch keinen Unterschied mehr und er könnte ebensogut tatsächlich sterben.
Doch dann sah er es in der Ferne. Es war ein Bild der Hoffnung, so wundervoll und surreal und in dieser menschenfeindlichen Welt so vollkommen fehl am Platz, dass er zunächst an seinem Verstand zweifelte. Er rieb sich die Augen, um noch ein zweites Mal hinzusehen und halb befürchtete er, es sei fort, wenn er sie wieder öffnete, doch es war noch immer da. Es war ein Dreimaster mit Rah- und Gaffelsegeln, an der Spitze irgendeine Flagge, die er in der Ferne nicht hatte erkennen können. Und das Schiff fuhr in Richtung Küste, es fuhr in einen Hafen ein.
Wäre er nicht so entkräftet, hätte er sicher einen Jubelschrei ausgestoßen und dem Schiff gewunken und es angerufen, obwohl ihn aus der Entfernung natürlich niemand wahrgenommen hätte. Doch stattdessen wuchsen plötzlich neue Kräfte in ihm heran, spornten ihn an, weiterzugehen und seinen Schritt zu beschleunigen.
Aber es waren wieder die verdammten Bäume, die sich ihm unerbittlich in den Weg stellten. Sümpfe, Wasserläufe und Gestrüpp ließen sich allesamt in einigermaßen übersichtlichen Wegen passieren, aber wenn er um die Bäume, diese unverschämt großen, breiten Stämme, herumgehen oder über ihre Wurzeln klettern musste, veränderte sich jedes Mal die Landschaft und er musste sich aufs neue orientieren, während die aufdringlich bunten Vögel hoch oben in den Baumkronen über ihn spotteten. Und jetzt war er schon den ganzen Tag beinahe ununterbrochen gelaufen – Meer auf Steuerbord – und von einer Stadt war noch immer nichts zu sehen.
Er hörte sie, bevor er sie sah. Irgendwo weit in der Ferne vor ihm waren Rufe zu hören, die ersten menschlichen Laute, die er seit fast zwei Wochen vernommen hatte. Es wurde bereits dunkel, aber er wusste, dass er nicht noch eine Nacht hier überleben würde. Er hatte schon die letzten zwei Tage bemerkt, dass er dabei war, krank zu werden und er ahnte, dass das Fieber, das sich jetzt schon vor einiger Zeit mit Müdigkeit und Schüttelfrost angekündigt hatte, in der kommenden Nacht ausbrechen würde und dann würde er es nicht mehr in die Stadt schaffen. Durchhalten, sagte er sich, einfach nur bis zur Stadt durchhalten, dann bist du in Sicherheit.