Meister des Chaos I - Schwerter und Zorn

Es gibt 68 Antworten in diesem Thema, welches 20.192 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. März 2019 um 09:22) ist von Lukosamurai.

  • Nach einigen stilistischen Edits in den vorherigen Kapiteln geht es nun weiter. Nach meiner Überarbeitung des nun folgenden Teils habe ich beschlossen, aus ursprünglich einem Kapitel zwei zu machen. Wie immer freue ich mich über jegliche Anregung und Kritik. Viel Spaß! :D

    7 - Der Held der Lutin

    Die große Wüste, den 293., 1292 Neues Zeitalter
    „Ah, du hast Beute gebracht! Endlich bist du von Nutzen“, der Stammesvater der Fuchsbolde verzog sein faltiges, graues Gesicht zu einem abfälligen Grinsen. Kajim lächelte gezwungen zurück. Er ärgerte sich, ausgerechnet Cherbo, den „Vater“ seines Stammes, als Erstes anzutreffen. Der Alte stand vor seiner Riesenechse, einem Giganten selbst unter seinesgleichen.
    Die sogenannten Sandkröten, auf denen die Lutin reisten, ließen sich als große Echsen mit flachem Hornrücken und zackenbewehrten, langen Schwänzen beschreiben. „Kröten“ nannte man sie aufgrund ihres ledrigen Hänge-Halses, der sich beim Atmen und Schlucken aufblähte. Ausgewachsene Tiere bewegten sich auf vier kurzen, doch kräftigen Stummelbeinen erstaunlich schnell durch den Wüstensand und beherbergten auf ihrem Rücken entweder ihre eigene Brut oder aber die Zeltwohnungen der Lutin, während Neugeborene kaum größer als gewöhnliche Eidechsen waren. Sandkröten fraßen alles, bisweilen sogar ihre eigenen Artgenossen. Dies geschah entweder nach einem tödlichen Rivalenkampf oder wenn der Hunger groß genug war und kleinere Repräsentanten der Spezies vom Rücken ihrer Mutter gefallen waren.
    Die Lutin hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, ausgewachsene Tiere in der Wildnis einzufangen und als Transportmittel zu nutzen, denn dies war wesentlich leichter, als eine Sandkrötenherde zu halten. Kajim schauderte bei dem Gedanken an die Schreie und das Chaos, als sein Stamm dies einst versucht hatte. Sandkröten waren – wenn sie Glück hatten – äußerst langlebig und kampfkräftig. Mit dem Alter wurden sie bloß umso größer, und es gab Gerüchte, dass im äußersten Westen der Wüste ein ganzer Lutinstamm auf einer einzelnen, uralten Wüstenkröte lebte. Bei der allzyklischen Versammlung war dieser Stamm jedoch noch nicht aufgetaucht.
    Auf dem Rücken von Cherbos Tier thronte ein geräumiges Zelt, mit Nägeln befestigt, die in den Hornrücken des alten Tieres eingeschlagen waren. Auch das übrige Dutzend Sandkröten des Stammes lagerte an der Wasserstelle, die eher die Bezeichnung Wasserloch verdiente, und ruhte sich im Sonnenschatten der Palmen aus. Von hier aus war am westlichen Horizont noch gerade der abgeflachte Gipfel des einsamen Berges auszumachen, an dessen Fuß Yomin, die „Verbanntenstadt“ lag. Am liebsten hätte Kajim sich umgedreht, um sich mit seiner Beute allein dorthin aufzumachen. Dem Alten hätte er vorher noch gehörig die Meinung gesagt. Doch um dessen Tochter Firiya willen machte er gute Miene.
    „Der Stamm wird eine Woche lang Fleisch essen! Hört ihr, meine Töchter, es gibt wieder Fleisch!“, jubelte Cherbo, und hinter ihm traten auf dem Rücken seiner Sandkröte besagte Töchter hinter der Zeltplane hervor.
    Cherbos Zweit- und Letztgeborene war die schönste Füchsin, die Kajim je gesehen hatte. Ihr Fell betörte durch ein seltenes Muster aus hellstem Rot, Schwarz und Weiß. Ihre dunklen Augen waren groß, klug und verträumt. Sie war dazu eine ausgezeichnete Jägerin, vielleicht nach Kajim die zweitbeste. In seiner Heldengeschichte war sie die holde Jungfrau, die es zu umwerben und durch Heldentaten zu erobern galt. Dies entsprach zwar nicht ganz der Realität, denn sie hatte ihm ihre Liebe schon gestanden und war gewisse keine Jungfrau mehr, doch würde Kajim sich etwas künstlerische Freiheit gestatten, sobald er anfing, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben.
    Nur leider war sie für ihn unerreichbar, abgesehen von seltenen, wertvollen Liebesnächten, die sie auf gemeinsamer Jagd heimlich miteinander verbrachten. Cherbo hütete nämlich seine beiden Töchter noch besser als seine Augäpfel, denn der Stammesvater hatte ein Auge verloren. Seit dem Angriff eines Riesenvogels war Cherbo nicht mehr der Alte. Oder vielmehr nicht mehr der Junge, denn jetzt nannte man ihn nur noch den „Alten“. Mit nur einem Auge war es ihm nicht mehr gelungen, an der Jagd teilzunehmen, und so blieb er den ganzen Umlauf, jeden Umlauf, bei der Karawane in seinem Zelt und behielt seine Töchter im Auge. Eine musste daher stets zugegen sein, wenn möglich beide, weshalb sie nur einzeln auf Jagd gehen konnten.
    Während die schüchterne Erstgeborene Minya wie gewohnt zu Boden schaute, lächelte Firiya ihn an. Kajim stockte der Atem, und einen Moment lang war er versucht, das Spiel mitzumachen, um in Cherbos und Firiyas Ansehen zu steigen.
    Doch er wusste, dass der Alte ihm niemals wirklich wohlgesonnen sein würde. Mit Grauen dachte er an seine Reifeprüfung, zu der auch das Erjagen eines Riesenvogels gehörte. Er hatte den Vogel erlegt, doch als Cherbo herangekommen war, um diesen zu begutachten, hatte der Wüstenläufer noch gelebt. Mit letzter Kraft hatte er Cherbo das rechte Auge ausgepickt. Der Stammesvater hatte Kajim seitdem nicht verziehen, was auch spürbar war. Auch der heutige Erfolg des jungen Lutin würde das nicht ändern.
    „Der Vogel“, Kajim holte tief Luft, „wird nicht gegessen!“ Einen Moment lang schien Cherbo wie von einem Sandgeist gelähmt. Firiya hob neugierig ihre Augenbrauen, während Mirya, den Konflikt ahnend, unruhig hin- und her tapste, bevor sie sich unauffällig und ohne ein Wort wieder ins Zelt zurückzog.
    „Was?“, platzte es dann aus Cherbo heraus. Der hellgraue Fuchsbold gestikulierte wild mit den Armen. „Bist du besessen vom Geist der Dummheit? Natürlich wird er gegessen. Wir hatten seit Ewigkeiten kein Fleisch mehr!“
    Doch Kajim schüttelte entschieden den Kopf: „Ich habe ihn erjagt, er gehört mir und wird nicht gegessen.“
    „Was hast du denn mit dem Vogel vor? Die sind doch nutzlos und sterben innerhalb weniger Umläufe, wenn sie von der Herde getrennt werden“, entgegnete Cherbo gereizt. Er hatte vor Unverständnis die Hände auf dem Kopf zusammengeschlagen.
    „Sie … sterben an Einsamkeit.“
    „Und der hier hat dich, Kajim?“, der Stammesvater lachte gehässig.
    „Er wird uns helfen, in der Wüste Wasserquellen aufzuspüren und mein Reittier werden“, verkündete Kajim mit erhobenem Kopf, drehte sich um und zog den Wüstenschlitten, auf dem noch immer der schwarze Prachtvogel festgebunden war, hinter sich her, in Richtung seiner eigenen Sandkröte: Mecham. Und außerdem könnte man mit ihm bestimmt von einem hohen Turm oder einer Klippe aus durch die Lüfte gleiten, fügte Kajim verträumt in Gedanken hinzu.
    „Kajim“, die Stimme des Stammesvaters war ruhig und in drohendem Grollen. Kajim drehte sich wortlos um, zur Hälfte. „Kajim, du bist doch ein Jäger unseres Stammes“, diese Einleitung sollte wohl versöhnlich klingen, doch der ärgerliche Unterton war kaum verhohlen, „daher gehört die Beute, die du machst, dem Stamm. Ich, als Stammesvater, bestimme, was mit der Beute geschieht.“ Kajim hatte das Ultimatum zur Kenntnis genommen. Entweder, er gab den Vogel auf, oder er wäre fortan kein Jäger des Stammes mehr – ein Ausgestoßener, weil er auf dem Recht an seiner Beute beharrte.
    Dabei bestand das gesamte Volk der Lutin im Grunde aus Ausgestoßenen. Sie hatten nicht immer in der Wüste gelebt, so hatte Kajims leiblicher Vater ihm früher einmal erzählt, sondern hatten einst große Grasländer im Osten der großen Wüste besiedelt, sowohl nördlich als auch südlich des Weltgebirges. Nun lebten dort Menschen des Suhel-Imperiums und Orks aus Orekahn, die Lutin jedoch waren in die große Wüste verdrängt worden, wo sie seit unzähligen Generationen zwischen dem Weltgebirge im Norden und dem Königreich Eribien, das für die Lutin im Süden war, ihr Dasein fristeten.
    Unter den Menschen der Wüste in ihren Oasen waren die Fuchsbolde dagegen bloß bekannt als äußerst selten anzutreffende Händler, Jäger, Gaukler oder Söldner für Aufgaben, die es erforderten, klein und unauffällig zu agieren. Die meisten Völker außerhalb der Wüste allerdings dürften nicht einmal wissen, dass es Lutin überhaupt gab.
    Von den Ausgestoßenen ausgestoßen. Kajim lächelte. Ihm schien dieses Schicksal zu seiner Person und Heldengeschichte zu passen. Natürlich wurde er nicht wegen eines einzelnen Vogels ausgestoßen, sondern Kajim war schon immer aufsässig gewesen und ging eigene Wege, während Cherbo stets versuchte, streng die Traditionen und Regeln der Lutin durchzusetzen. Kajim hielt allerdings nicht viel von der starren Hierarchie der Lutin und ihrer Sozialordnung, in der der Einzelne sich stets unterordnen musste, wenn es um die Gruppe ging. Der aufsässige Lutin glaubte zudem, dass es auch in anderer Hinsicht bessere Wege für sein Volk gab. Wege, wieder in grünenden, fruchtbaren Ländern zu leben, notfalls auch zusammen mit den Menschen. In Yomin könnte es anfangen.
    Natürlich gab es ein paar Einzelgänger, die dies versuchten, doch die Traditionen der Lutin sahen vor, keinen Kontakt zu anderen Völkern zu knüpfen. Die Lutin-Stämme handelten dementsprechend nur das Nötigste mit den anderen Völkern Vyrs: hauptsächlich Kräuter, die die Fuchsbolde für ihre Medizin brauchten, die es allerdings nicht in der Wüste oder dem Weltgebirge zu finden gab, magische Artefakte für die Weisen der Lutin und andere Kleinigkeiten wie Bronzespiegel für die Töchter des Stammesvaters. Das jedoch, was die Lutin wirklich zum Leben benötigten – Wasser, Obst, Gemüse, Felle und Unterkunft – ließ sich in der Wüste oder dem Gebirgsland im Norden finden.
    Kein Wunder, dachte Kajim, wir haben unseren Lebensbedarf an die Wüste angepasst. Dabei hatte der Rest der Welt sie längst überholt. Die Menschen des Suhel-Imperiums etwa lebten angeblich in Städten, in denen die Dächer golden leuchteten und Türme so hoch ragten, dass es hieß, an manchen Umläufen könnte man von ihrer Spitze auf die Wolken herabblicken. Kajim wollte von so einem Turm auf die Wolken herabsehen. Er wollte jedoch nicht ein Leben im Wüstensand führen, wo der größte Luxus aus einer Woche lang Fleisch bestand.
    Kajims leiblicher Vater hatte ihn früher in seinen Träumen bestärkt, doch Cherbo, der Stammesvater, hatte ihn ständig einen Spinner und Narren genannt. Damals hatte Cherbo es auf freundliche und weniger ernste Art getan, ohne Kajim verletzen zu wollen. Doch seit Kajims schicksalhafter Reifeprüfung verhöhnte Cherbo ihn mit einer spürbaren Gehässigkeit. Als Kajims leiblicher Vater zur Jagd aufgebrochen war und nicht mehr wiedergekehrt war, verlor der Stammesvater schließlich vollends die Zurückhaltung und machte Kajim immer mehr zum Gespött. Angeblich, um den Stamm vor solchen gefährlichen Ideen zu schützen. Sie müssten sich auf das besinnen, was sie in der Wüste hatten und ihre Traditionen achten, um zu überleben. Doch in welcher Heldengeschichte haben sich die Helden je dadurch hervorgetan, dass sie mit ihrem gegebenen Leben zufrieden waren und sich auf das Traditionelle besannen?
    So war Kajim in seinem Stamm, der mittlerweile nur noch aus dreiunddreißig Mitgliedern bestand, fast als Fremder aufgewachsen. Der junge Lutin geriet stets mit Cherbo aneinander, der seinerseits dafür sorgte, dass kaum jemand sich mit Kajim im Gespräch blicken lassen wollte. Natürlich jagten, aßen und schliefen die Lutin meist nicht allein, doch immer, wenn das Mahl vorbei war und die Lutin nachts im kühlen Sand lagen, in die Sterne blickten und miteinander flüsterten und leise sangen, war Kajim unerwünscht. Mittlerweile hatte man ihm eine eigene Sandkröte überlassen – Mecham, „Die Sängerin“. Als Anerkennung seiner Jagdfertigkeiten angeblich, doch Kajim hatte verstanden, dass niemand sich mit ihm ein Zuhause teilen wollte.
    Der heutige Vorfall war nur ein Tropfen in den peitschenden Fluten, die zwischen Cherbo und Kajim wogten. Beiden war dies klar. Dennoch hatte der Stammesvater die Drohung ausgesprochen, Kajim aus dem Stamm auszuschließen. Letzterer wusste, dass es unverhältnismäßig war, wegen eines einzelnen Vogels den Stamm zu verlassen. Er könnte einfach nachgeben. Dabei war es nicht Kajims Mitleid mit dem Tier, welches ihn davon abhielt, sondern sein Ehrgeiz und Stolz. Wenn er Cherbo den Vogel überlassen würde, hätte er verloren. Kajim wollte sich aber nicht demütigen lassen. Der Held, der er in seiner Geschichte war, würde nicht klein beigeben.
    Er hatte nur wenige Freunde bei seinem Stamm und er war der letzte aus seiner eigenen Familie, der noch lebte oder nicht verschollen war. Viel band ihn also nicht. Er schaute herüber zu Firiya, und sein Herz fühlte sich wie ein klaffendes Loch in seiner Brust an, als er die Trauer in ihren tiefschwarzen Augen erkannte – Firiya verabschiedete sich. Sie würde Kajim nicht begleiten, auch, wenn sie sich bereits ihre Liebe eingestanden hatten. Cherbos zweite Tochter war die einzige, die stets freundlich zu Kajim gewesen war und sich seine Pläne und Träume angehört hatte. Firiya nannte ihn oft scherzhaft einen heldenhaften Verrückten und schönredenden Dichter. Er liebte die Art, wie sie ihn dabei sanft anlächelte und ihre spitzen Reißzähne zeigte. Sie meinte ihre Späße nie böse, sondern in einer Art, die ihre offensichtliche Faszination absichtlich mangelhaft verbergen wollte. Zumindest hoffte Kajim, dass es so zu verstehen war.
    Naja, das war nicht mehr wichtig - er würde ihre gemeinsamen Jagden und Nächte vermissen, doch letztlich würde er über sie hinwegkommen, dachte er. Oder er würde eines Tages als berühmter Lutin-Befreier zurückkehren, sodass Cherbo gar keine Wahl hatte, als Firiya mit ihm ziehen zu lassen, so dachte zumindest der romantische Held in ihm. Nein, korrigierte er wehmütig seinen vorherigen Gedanken, er würde nie über sie hinwegkommen. Doch heute blieb ihm keine Wahl.
    Der Jäger drehte sich wortlos weg und band mit dafür vorgesehenen Lederschlaufen den Wüstenschlitten auf dem harten Rücken Mechams fest, mitsamt dem Vogel, der dabei aufgeregt blökte. Die riesenhafte Sandkröte machte ihn offenbar nervös, doch Mecham ignorierte ihrerseits den Vogel und kaute genüsslich an ein paar Farnen. Nist hatte Kajim den Vogel getauft, „Den Edlen“. Nist aß noch immer nichts, was ihm angeboten wurde, und war immer noch aggressiv.
    Mit einem kräftigen Sprung schwang der Lutin sich dort, wo der lange, raue Hals der Sandkröte nahtlos in dicken Panzer überging, auf Mecham und nahm die Hanfzügel in die Pfoten. Mecham reckte ihren Hals zur Wüstensonne und machte ein hohes, gleichmäßiges und anhaltendes Geräusch, als sie sich stampfend in Bewegung setzte. Der langgezogene Ton stieg langsam in der Tonleiter, sank wieder, um dann plötzlich eine ganze Oktave nach oben zu springen und auszuklingen. Es klang traurig, doch Kajim wusste, dass Mecham voller Tatendrang war. Die Sängerin rief zum Abschied und neuem Abenteuer.

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    Die Fuchsbolde gefallen mir noch immer am besten und werden immer interessanter. Das mit den Sandkröten hört sich einigermassen gefährlich an und impliziert einige Aspekte ihrer Lebensanschauung: offenbar ist es das wert, so einem Biest zum Opfer zu fallen, wenn man dafür ein Reittier in der Wüste hat. Sehr beeindruckend!

    und es gab Gerüchte, dass im äußersten Westen der Wüste ein ganzer Lutinstamm auf einer einzelnen, uralten Wüstenkröte lebte. Bei der allzyklischen Versammlung war dieser Stamm jedoch noch nicht aufgetaucht.

    *schluck*

    Das einzige, was ich in seiner Komik etwas erzwungen fand, war das hier:

    Cherbo hütete nämlich seine beiden Töchter wie seine Augäpfel – besser noch, denn einen seiner Augäpfel hatte der Stammesvater verloren.

    Hier käme es vielleicht nüchterner rüber, wenn vorher erwähnt würde, dass er nur ein Auge hat und dann später ein Satz kommt wie "seine Töchter hütete er offenbar besser als seine Augäpfel". So wie's jetzt da steht klingt es etwas, als wär dir dieser Einschub erst eingefallen, dass du das mit den Augäpfeln geschrieben hast :D Aber das nur am Rande, insgesamt gefällt mir das alles sehr gut.

    Ich finde es ehrlich gesagt erstaunlich, so etwas von dir zu lesen. Beim ersten Teil der Geschichte gebe ich zu, war ich mehr und mehr zu der Ansicht gekommen, dass der Autor wieder jemand ist, der durch seine Geschichte rast und keine Lust hat mal innezuhalten, um dem Leser einen Eindruck von seiner Welt zu geben und mit seinen Charakteren mitgehen zu können. Und dann kommt das hier und ich frage mich: ist das der gleiche Autor? ;) Also ernsthaft, mir scheint, dieser Teil ist dir insgesamt um einiges wichtiger als alles vorher?!

  • @Katharina

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    Danke für das Feedback. ^^ Es freut mich, dass der Part mit Kajim so gefällt. Das demotiviert mich fast schon ein wenig für den Hauptstrang der Geschichte. xD

    Und dann kommt das hier und ich frage mich: ist das der gleiche Autor?

    Ja... Ich habe die unterschiedlichen Teile bloß zu komplett anderen Zeiten geschrieben. Kajims Geschichte stand in großen Teilen schon, als ich angefangen habe, Taoreths niederzuschreiben. Zwischenzeitlich war bei mir eine Art Methodenwechsel eingetreten: Ich hatte mit Absicht versucht, lange, beschreibende Stellen auszulassen, um die Geschichte in den Vordergrund zu stellen. Ist wohl nicht so gut angekommen. :pardon: Aber wie heißt es so schön: Es gibt keine gescheiterten Experimente, ich bin also froh über diese Erkenntnis. ^^

    Vielleicht liegt es auch ein wenig daran, dass ich die älteren Teile der Geschichte mehrfach überarbeitet habe. Ich denke, so wird es mir langfristig auch mit Taoreths Geschichte ergehen ^^". Ich werde versuchen, für die Zukunft ein besseres Verhältnis zwischen Beschreibung und Handlung suchen - schon beim 1. Schreiben! Bin gespannt, ob mir das gelingen wird. :D

    was ich in seiner Komik etwas erzwungen fand

    da hast du Recht. ^^

  • Ich werde versuchen, für die Zukunft ein besseres Verhältnis zwischen Beschreibung und Handlung suchen - schon beim 1. Schreiben! Bin gespannt, ob mir das gelingen wird.

    Ich kenne das Problem. Entweder mir gefällt eine Szene so gut, dass ich dann irgendwie dazu tendiere ins Schwafeln zu kommen und die Szene ewig breit trete, oder ich hetze die Handlung voran, weil ich mit der Geschichte weiterkommen will und mich das ringsum nicht so wahnsinnig interessiert. Den Mittelweg da zu finden, ist halt die grosse Kunst - und dann kommt es natürlich auch darauf an, was man selbst gut findet und wie man seinen Schwerpunkt legt. Mir hilft es jedenfalls, wenn ich merke, dass ich ins Hetzen komme, dass ich das Tempo einfach verlangsame und mit meinen Protagonisten einfach mal in einer Szene verweile und die dann ausführlicher beschreibe. Oder wenn es darum geht, eine Gegend zu beschreiben und ich nicht nur endlose Erklärungen ausbreiten will, dann baue ich eine kleine Handlung in die Geschichte, die mit der Haupthandlung nichts zu tun hat. Das schöne beim Rollenspiel (das ich ja für meine Geschichte als Grundlage genommen habe) ist, dass das da automatisch kommt und so hat man dann auch seine kleinen Exkurse. So gibt es in der Schwarzen Göttin z.B. eine Szene, in der Nemonides durch eine aznarische Stadt streift auf der Suche nach etwas zu Essen und dabei kommen dann ganz nebenbei Details der Welt vor, die man praktisch mit dem Protagonisten zusammen entdeckt. :)

  • Hey Luko,


    ich kann mich Katharina nur anschließen, es ist kaum zu glauben, dass die Teile mit den Lutin vom selben Autor sind, wie die mit Telzion & Co. Der Schreibstil ist nicht nur wesentlich flüssiger und angenehmer zu lesen, da bei weitem weniger Tipp- und andere Flüchtigkeitsfehler gemacht hast, sondern auch die Ausgestaltung der Welt, der Charaktere und der Gedanken ist viel lebendiger. Man merkt, dass du hier doch richtig gute Ideen hattest, die bei Telzion kaum zu spüren waren.
    Ich würde wie gesagt empfehlen, die neueren Teile alle nochmal dahingehend zu überarbeiten. Allerdings bin ich jetzt natürlich auch sehr gespannt, wie die beiden Geschichten überhaupt zusammenhängen.

    Sehr gut gefällt mir die Darstellung und Schilderung der Sandkröten, coole Viecher und auch der kurze Gedankenexkurs Kajims, der ein bisschen was über den Rest der Welt erzählt, funktioniert gut und lässt wesentlich tiefer in das Konzept deiner Fantasy blicken, als alle Telzion-Teile zusammen. Die Überleitung von der Einführung der Lutins zu Kajims Aufbruch ist dir ausnehmend gut gelungen und man ist gespannt, wie es jetzt mit ihm weitergeht. Generell gefällt mir der Ansatz des Charakters sehr, alles aus der Perspektive zu betrachten, wie man später über ihn als Helden reden würde. Du schaffst damit gute und nachvollziehbare Motivationen für schwierige Entscheidungen.

    Diese drei Sätze sind mir als holprig aufgefallen, vielleicht schaust du da nochmal rüber. Der erste, weil er einfach ein wenig unglücklich formuliert ist, der zweite wegen dem ersten Teilsatz und der dritte wegen der Wortwiederholung "streng". (Außerdem meine ich, man lebt "gestreng den Traditionen" und setzt sie gestreng durch (wo hier streng richtig wäre)) Vielleicht kann man einmal "eisern" oä benutzen.

    Cherbo, den „Vater“ seines Stammes, hatte Kajim von allen am wenigsten erhofft, als Erstes zu sehen.


    Obwohl es in der Realität nicht ganz passte, denn sie hatte ihm ihre Liebe schon gestanden und war gewisse keine Jungfrau mehr, doch würde Kajim sich etwas künstlerische Freiheit gestatten, sobald er anfing, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben.

    gestreng die Traditionen und Regeln der Lutin durchzusetzen. Kajim hielt allerdings nicht viel von der strengen Hierarchie der Lutin und ihrer Sozialordnung

    Ansonsten machst du sehr viele Doppelpunkte. Nach meinem Dafürhalten wirken die aber irgendwie systematisch und brechen mit der Epik einer Handlung, insofern würde ich sagen, mMn, vermeide die. Viele kannst du einfach gegen einen normalen Punkt ersetzen.

    Insgesamt bisher der beste Teil deiner Geschichte, sprachlich wie auch erzählerisch und der macht jetzt wirklich Lust auf mehr. Hat mir richtig gut gefallen :)

  • @aval.b.bado

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    Danke für das Feedback. ^^

    Es freut mich, dass der Part offenbar besser ankommt. Das gibt mir einiges zu Denken.

    Ich würde wie gesagt empfehlen, die neueren Teile alle nochmal dahingehend zu überarbeiten.

    Das werde ich definitiv tun!

    Die holprigen Sätze sollten jetzt weniger holprig sein! ;)

    Ein interessanter Gedanke, den du mir bezüglich Doppelpunkten offenbarst. ^^ Selbst hätte ich nicht daran gedacht, aber ich verstehe schon, wie Sätze dadurch etwas weniger "episch", mehr "systematisch" wirken können. Ich versuche, ab jetzt darauf zu achten. ^^

    Es geht direkt weiter mit Kajim:

    8 - Des Helden Schicksal

    Einen halben Umlauf später – Kajim, Mecham und Nist hatten den Lutinstamm weit hinter sich gelassen – sang die Sandkröte ein Lied mit kurzen, tiefen Tönen. Sie hatte Hunger. Dabei kamen diese Tiere für gewöhnlich mit der Hälfte dessen aus, was ein Fuchsbold aß.
    „Fang Du nicht auch noch damit an. Nist wird nicht gegessen!“, tadelte Kajim murmelnd, „Hier, iss ein paar.“ Der Lutin beugte sich vor und fütterte die Echse mit zwei Handvoll getrockneter Datteln.
    Erstaunlich schnell für ihre Größe bewegte sich Mecham durch die Wüste – langsamer, als Lutin zu Pfote waren, doch brauchten sie nur alle paar Umläufe eine Rast. Ihr langer, mit zackigen Hörnern versetzter Schwanz hinterließ eine verhältnismäßig feine Schleifspur im Sand.
    Der einsame, flache Berg vor ihnen schien kaum näher gerückt zu sein. Doch Kajim machte sich keine Sorgen, in der Wüste umzukommen. Er würde Yomin, die berühmte Wüstenstadt, die Cherbos Stamm nie besuchen würde, schon erreichen. Mit Mecham dürfte es nicht mehr lange dauern, die Stadt zu erreichen, und die meisten Raubtiere der Wüste – Schakale, Sandkatzen, Riesenskorpione und Springschlangen – hielten sich von den vergleichsweise langsamen, aber gut gepanzerten, krallenbewährten Sandkröten mit starken Kiefern fern. Vor den Windgeistern fürchtete er sich ebenfalls nicht: Soweit er zurückdenken konnte, wusste Kajim, dass er himmelsaffin war – Sturm, Wind und Bö, diese konnte er kontrollieren. Theoretisch. Bloß wenige Zauber beherrschte der Lutin, doch wie man Windgeister fernhielt, hatte er schon als Fuchsjunges gelernt.
    Der ausgestoßene Lutin machte sich viel mehr Sorgen, wie er in Yomin zurechtkommen sollte. Er hatte weder von dem Metall, das die Menschen als Währung benutzten, noch Waren, die er eintauschen konnte. Außer etwas Proviant, zwei einfachen Bögen, einem Jagdmesser aus Bronze und einigen Fellen besaß Kajim nur seine Flöte. Ob er als Flötenspieler seinen Unterhalt verdienen könnte? Er holte, geschickt auf der sich beständig wankenden Mecham balancierend, das verzierte Instrument aus Buchsbaumholz aus seinem Zelt hervor. Sie war ein Geschenk von seinem Vater, der sie wiederum angeblich von den Elben erhalten hatte, doch Kajims Vater hatte in seinen Erzählungen oft maßlos übertrieben. Sie war relativ kurz, kaum so lang wie Kajims Unterarm, und hatte eine deutlich gebogene Form.
    Auf einer relativ großen Sanddüne, von der er auf dem Rücken Menchams sogar die Gipfel des westlichen Weltgebirges erkennen konnte, gab der Lutin der Sängerin mit einem leichten Zug der Zügel zu erkennen, dass es Zeit für eine Rast war.
    Die Sonne tauchte im Westen Stück für Stück unter die weit entfernten Berggipfel und warf Schatten auf das endlose Meer aus feinem Sand, als er anfing, zu spielen. Mecham blieb stehen und reckte ihren Hals, als wollte sie lauschen, wie sie es immer tat, wenn Kajim auf seiner Flöte spielte. Selten hatte er während seiner Zeit im Stamm Gelegenheit gehabt, zu musizieren, ohne jemanden zu stören oder die Karawane aufzuhalten, weil Mecham lauschen wollte. Nun jedoch improvisierte Kajim ein lautes Lied in zügellosen Tönen, die mal tief, mal hoch waren. Er achtete nicht allzu streng auf den Takt, sondern spielte dafür in einem sich veränderndem, wogenden Rhythmus. Nur wenige Tonfolgen wiederholten sich mehr als einmal, denn unablässig änderte sich die Melodie in etwas Neues, noch nie gehörtes. Dennoch sang Mecham mühelos dazu passende Begleittöne und Kontrapunkte – als wären sie ein eingeübtes Duo. Das Thema der Musik war unterschiedlich: Mal dachte Kajim an seine bevorstehenden Abenteuer mit Vorfreude oder mit Angst und mal an Firiya, die er mehr vermisste, als er sich bisher eingestehen wollte.
    Als er geendet hatte, fiel Kajim etwas auf: Es war still. Der schwarze Riesenvogel war mittlerweile etwas bequemer im Zelt untergebracht worden und hatte über die letzten Stunden wild gestrampelt und mit lautem Blöken gegen seine Gefangenschaft protestiert. Doch nun drang kein Laut aus dem Zelt. Erschrocken sprang der Lutin auf den gepanzerten Rücken und schlug die Zeltplane zurück. Nicht, dass Nist schon verhungert war! Doch der Vogel lag in sitzender Position festgebunden auf dem Boden des Zeltes und blickte Kajim mit großen Augen und schiefgelegtem Kopf an. Hals und Kopf des Vogels waren frei. Zögernd näherte sich der Lutin dem Wüstenläufer, doch der machte keine Anstalten, Kajim gegenüber aggressiv zu werden. Scheinbar hatte das Flötenspiel den Vogel beruhigt. Ohne, Nist aus den Augen zu lassen, setzte Kajim erneut an und spiele ein paar hohe, sanfte Töne. Nist schien es zu gefallen – er legte den Kopf in den Nacken und blickte direkt zu Kajim.
    Dieser legte die Flöte beiseite und bot dem Vogel vorsichtig ein paar getrocknete Datteln an. Nist musste essen. Geschickt und schnell pickte das schwarze Wesen die Früchte mit seinem Schnabel aus Kajims Hand. Dann blickte es erwartungsvoll zu ihm auf.
    „Du willst, dass ich weiterspiele?“, mutmaßte Kajim. Er setzte an, ein neues Lied zu spielen, doch kaum hatte er die ersten Töne in die Flöte gehaucht, unterbrach ihn Nist wenig höflich mit einem krähenden Geräusch. Der Vogel klang fordernd, doch nicht feindlich.
    „Oh, natürlich!“, grinste Kajim. Nist hatte seit Umläufen nichts gegessen. Er brauchte mehr, als nur ein paar Datteln. Eher ein paar Granatäpfel.
    Als Nist gesättigt war, setzte sich Kajim behutsam zu dem Vogel. Er legte eine Pfote auf den gefiederten Kopf und strich mit einem seiner Finger über den Schädel. Der Wüstenläufer zog daraufhin den Hals ein, bettete so seinen Kopf auf dem eigenen Körper und senkte die Lider halb über seine kugelförmigen Augen. Kajim lächelte. Er mochte den Vogel, der seine Flötenmelodien schätzte.
    Doch nun war es höchste Zeit für das Auge des Sturms. Behände sprang er aus dem Zelt und stellte sich aufrecht auf Mechams Nacken. Zwar war es unwahrscheinlich, dass ein Sandgeist in dieser Region der Wüste auftauchen würde, doch wollte Kajim sich nicht auf ein unnötiges, tödliches Glücksspiel einlassen. Er konzentrierte sich daher auf die ihn umgebende Luft, streckte mit geschlossenen Augen die Nase nach oben, spürte die vielen, zarten Luftströme in seinem Fell, doch roch er nichts Ungewöhnliches. Er nahm auch einen Rest der Mittagshitze im Wind wahr, der nach Osten, ihm sanft ins Gesicht blies. Und dann spürte er sie. Die Energie, die in seinem Innern erwachte und sein Fell bis in jede Haarspitze vibrieren lies. Er senkte den Kopf und öffnete die Augen. Mit gestreckten Armen und nach außen gerichteten Pfoten beschrieb er, sich um die eigene Achse drehend, langsam einen Kreis. In Gedanken bestimmte er dabei die Form der Magie, die aus seinen Fingern strömte. Der Wind zerrte stärker als zuvor an seinem Fell und seiner Kleidung, die Zeltplane flackerte und Nist blökte ängstlich. Als er die Drehung beendet hatte, war jeglicher Wind verschwunden. Die Nacht war nun sicher.
    Kajim gähnte vergnügt und beschloss spontan, ein paar Stunden zu schlafen. Er kroch zurück ins Zelt und legte sich in sicherer Entfernung zu Nist auf einige Felle. Doch es fiel ihm trotz seines Erfolges mit Nist nicht leicht, Schlaf zu finden, denn ständig musste er an Firiya denken.

    Sein unruhiger Schlaf wurde durch lautes Rufen beendet. „Kajim!“ Er kannte diese Stimme … „Ich muss mit Dir reden.“ Sie klang aus einiger Entfernung, doch Kajim konnte sie zweifelsfrei erkennen: Es war Firiya! Träumte er? Oder war sie ihm doch noch gefolgt? Hoffnung keimte in dem Lutin, als er aufstand und die hinteren Vorhänge seines Zeltes zurückschob. Es war noch Nacht. Ein schmaler Sichelmond beleuchtete die Umgebung nur spärlich. Auf einer Sanddüne in etwa hundert Schritt Entfernung kam ihm ein dunkler Schemen entgegengelaufen. Firiya trug ihre Jagdausrüstung – eine luftige, kurze, grüne Robe mit Lederstreifen, an denen ihre Habseligkeiten befestigt waren. Kajim erkannte ihre beiden Bögen an der Hüfte, einen Wasserschlauch, ihren Beutel mit Medizin und einige weitere Beutel am Brustbereich und ihr am Rücken befestigtes Krummmesser in einer Holzscheide. Sie war allein.
    „Firiya!“, entfuhr es Kajim, als er mit einem Satz zu ihr heruntersprang, „Warum bist du mir gefolgt?“ Die Fuchsboldin war nun bei der Sandkröte angekommen und stand an der Spitze des langen Schwanzes. Ihr Körper war für Kajim wenig mehr als nur eine dunkle Silhouette, auch wenn sie sich direkt gegenüberstanden.
    „Ich habe meinen Vater überreden können … Du kannst bei uns bleiben und mit dem Vogel anstellen, was immer Du möchtest“, Firiya wollte ihn umarmen, doch er hielt sie zurück. „Ich weiß nicht, ob ich zurück möchte …“, flüsterte Kajim. Mit großen Augen, in denen sich deutlich der Mond reflektierte, blicke sie Kajim an. Ungläubig.
    „Aber der Vogel …“
    „Es geht mir nicht um Nist“, unterbrach Kajim sie lauter, als er vorhatte. Nach einem Moment des Schweigens räusperte er sich und fuhr wieder ruhiger fort: „Es ist einfach nicht mein Schicksal, ein Jäger in Cherbos Stamm zu sein … Ich will die goldenen Dächer und hohen Türme der Menschenstädte sehen, die riesigen Wälder der Elben, die Magie der Dashor sowie die glitzernden Hallen der Zwerge im Westen – wie mein Vater. Ich will reisen, und das nicht nur durch die Wüste. Aber es geht mir auch darum, zu zeigen, dass wir Lutin durchaus auch unter anderen Völkern leben könnten. Wir waren nie dazu geschaffen, in dem kargen Gebirge und der staubigen Wüste umherzuirren. Auch, wenn Cherbo mir den Vogel zugesteht, müsste ich so viel mehr von meinen Träumen einbüßen, wenn ich bleiben würde. Du kennst deinen Vater. Er verachtet mich, auch wenn er es nicht offen zugibt. Ist es da ein Wunder, dass ich gehe?“ Er wollte noch „mich bindet nichts“ hinzufügen, doch im letzten Moment schluckte er es herunter, als er spürte, dass Firiya ohnehin schon enttäuscht war.
    „Kajim …“, die Lutin seufzte tief, „Du redest von Schicksal, doch geht es nur um deine Wünsche und Träume. ‚Ich will, ich will!‘, sagst du ständig und denkst nicht an deine Familie.“
    „Meine Familie ist tot“, entgegnete Kajim bitter.
    „Aber wir sind deine Familie! Verstehst du das nicht? Wir Lutin lieben einander. Selbst Cherbo liebt dich. Was er hasst, ist nur dein Egoismus. Es geht ihm nicht darum, dich zu quälen. Er will nur das Beste für den Stamm. Dass ich ihn überreden konnte, beweist das. Heute hat er überreagiert, doch nun hat er wieder zur Vernunft gefunden. Er hatte sich eben sehr gefreut, als er den großen Vogel gesehen hat.“
    „Dass ich nicht lache! Cherbo liebt mich?“, Kajim gestikulierte wild. „Dich liebt er, und vielleicht die anderen, aber mich, an den er ein Auge verloren hat, liebt er ganz bestimmt nicht. Weißt du: Das, was du Egoismus nennst, ist ein Teil von mir, ohne den ich nicht ich wäre.“
    Als Firiya diese Worte vernahm, weiteten sich ihre Augen: „Ich weiß, dass es ein Teil von dir ist … Und weißt du, wer diesen Teil von dir liebt? Ich! Ich liebe dich, Kajim. Und das habe ich dir auch schon gesagt und du weißt, dass ich Vater aus Liebe zu dir überredet habe.“ Kajim wollte etwas sagen, doch Firiya redete weiter: „Ich dachte, du liebst mich auch! Warum verlässt du mich dann? Wenn du nicht bleiben möchtest für den Stamm, dann warum nicht für mich?“
    Firiya standen Tränen in den Augen, die direkt in Kajims blickten.
    „Firiya … Ich kann nicht. Es tut mir leid.“ Er wollte sie umarmen, doch sie stieß ihn sacht von sich. Plötzlich wurde Kajim wütend. Er wusste, dass er einen Fehler beging, doch hielt ihn das nicht ab, laut zu werden: „Hör auf, so einen Unsinn zu reden, und als wäre es meine Schuld, dass wir nicht … dass wir nicht zusammen sein können. Du weißt genau, wessen Schuld es ist. Cherbo würde niemals zulassen, dass eine seiner Töchter sich mit jemandem wie mir abgibt. Weißt du, ich habe ein Recht, egoistisch zu sein, denn nie hat der Stamm mich vollständig akzeptiert, mir Gemeinschaft geschenkt. Ich war immer ein Außenseiter, weil Cherbo jeden verspotten ließ, der sich auch nur mit mir abgab. Ich bin es leid, Firiya. Du kannst das natürlich nicht nachvollziehen. Du, die du stets von allen geliebt wirst wie eine Königin und du, die du auch in der Wüste lebst wie eine Königin, hast leicht Reden von den hohen Traditionen und Idealen der Lutin. Du machst mir den Vorwurf, dass ich meine Wünsche und Träume, meine Welt, mehr liebe, als dich, dabei könntest du auch mit mir kommen. Du tust es nicht, weil du selbst deine Welt, die der Wüstenstämme, mehr liebst als mich. Im Grunde ist es auch egal, ob Cherbo mich liebt, denn ich hasse ihn!“
    Als Kajim geendet hatte, blickte er betrübt zu Boden und drehte sich herum, um seine Stirn an Mechams Panzer zu lehnen, Firiya die Seite zuwendend. Die Jägerin schluchzte tief, was ihn wunderte, denn er hatte sie noch nie weinen gesehen, auch nicht unter Schmerzen, doch nun ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Kajim hatte erwartet, dass sie weiterdiskutierte, auf ihn eindrosch oder davonlief, aber nicht, dass sie hemmungslos heulte. Schuldgefühle ergriffen ihn, als seine Geliebte sich in den Sand legte, zusammenkrümmte und ihr Gesicht in ihrem Schwanz verbarg. Schluckend überwand Kajim daher seinen Ärger und legte Firiya vorsichtig eine Pfote auf die Schulter, was diese zuließ. Als er sie umarmte, flüsterte er in ihr Ohr: „Verzeih mir … ich wollte nicht so grausam sein.“ Wie konnte ich nur so schlecht zu ihr sein? Er hatte sie einfach verlassen, während sie ihr Bestes versuchte, sowohl ihm als auch ihrem Stamm loyal zu bleiben. Sie verdiente das hier nicht!
    „Ich wollte Dich nicht einfach verlassen, ich …“, der Lutin stockte, als es ihm bewusstwurde: Er hatte von Anfang an gewollt, dass Firiya ihm ohne Aufforderung folgte. Er hatte nicht mal darum bitten wollen. War er dafür zu stolz? Liebte er sie wirklich, oder wollte er nur, dass sie ihn liebte? Kajim erkannte schamvoll, dass zumindest ein Teil von ihm auf diese Weise empfand. Wieso nur? Das entsprach nicht seinen Idealen …
    Firiya war verstummt und hatte behutsam und versöhnlich ihren rechten Arm um Kajim gelegt, während der Linke allerdings traurig herabhing. Kurz entschlossen ergriff Kajim ihre Hand: „Ich wäre zurückgekehrt, hättest du mich nicht vor Yomin eingeholt.“ Zwar wurde der Lutin sich dieser Tatsache jetzt erst bewusst, doch er zweifelte nicht an seinen eigenen Worten. Die Eitelkeit war verflogen und er war sich seiner Gefühle sicher. Firiya erwiderte den Griff seiner Hand, sagte jedoch, ihren Kopf in Kajims Brustfell vergraben, kein Wort.
    „Ich liebe dich. Ich komme zurück zum Stamm. Um nichts in der Welt will ich dich unglücklich machen. Zwar glaube ich, dass ich dir mehr als Ausgestoßener denn als Jäger in Cherbos Stamm bieten könnte, aber wenn wir nur so zusammen sein können, dann sei es so“, fuhr Kajim daher in überzeugtem Ton fort.
    Nach diesen Worten folgte erneutes Schluchzen Firiyas und sie umschlang Kajim mit beiden Armen: „Es tut mir so leid, aber … ich habe gelogen. Cherbo hat nie seine Meinung geändert – ich bin dir gegen seinen Willen gefolgt, damit wir zusammen reisen können. Und genau das werden wir tun.“
    Kajim verharrte und wusste nicht, ob er überglücklich sein sollte oder erschüttert, dass Firiya ihn belogen hatte. Warum hatte sie das getan? Doch dann verstand er: Vermutlich hatte sie sich im Stich gelassen gefühlt, als er ohne ein Wort des Abschieds gegangen war und war deshalb verunsichert gewesen. Sie hatte deshalb sehen wollen, wie er reagieren würde, hatte wissen wollen, ob er seine Wünsche noch für sie aufgeben würde … Sie hatten beide dasselbe Motiv gehabt! Ein Lächeln stahl sich auf Kajims Gesicht: Er hatte Verständnis für ihr falsches Verhalten und war glücklich darüber, Firiya ein wenig besser kennengelernt zu haben. Innig umarmte er sie. Mit solchen unreifen Spielen würden sie ihre Liebe ab jetzt nicht mehr gefährden.
    Und plötzlich bemerkte er, wie warm seine Geliebte war. Der betörende Geruch ihres Felles war überdeutlich. Ihr Brustkorb senkte und hob sich schnell, als sie scharf einatmete und dabei ein kaum hörbarer Seufzer entwich. Kaum merklich rieb sie ihren Kopf an seine Brust, mit ihrer Rechten strich sie behutsam über seinen Rücken und mit ihrer Linken …

    Als sie sich geliebt hatten, stand die Sonne schon hoch über ihren Köpfen. Erschöpft rollte Kajim von Firiya herunter und ließ sich in die weichen Sandkatzenfelle seines Zeltbodens fallen. Nist hatte er an ein Hinterbein Mechams festgebunden, beide Tiere waren während der ganzen Zeit eher unbeteiligt und gelangweilt gewesen. Zwar waren sie immer noch misstrauisch aufeinander, allerdings hatte die Sandkröte immerhin begriffen, dass Nist nicht bloß als Mittagessen gedacht war.
    „Puh“, entfuhr es Firiya, „Das war ...“
    „Fantastisch, atemberaubend, erfüllend?“, wollte Kajim den Satz beenden.
    „... lange überfällig, wollte ich sagen, aber das trifft es auch“, grinste Firiya und sie hatte Recht. Bisher hatten sie nämlich nur selten Gelegenheit gehabt, ihre Leidenschaft auszuleben. Doch nun konnten sie sich ganz der Liebe und dem Abenteuer widmen.

  • Hey there,
    ich tipp mal schnell ein paar flotte Anmerkungen runter:

    Chap 8
    Zitat von Lukosamurai

    und die meisten Raubtiere der Wüste – Schakale, Sandkatzen, Riesenskorpione und Springschlangen – hielten sich von den vergleichsweise langsamen, aber gut gepanzerten, krallenbewährten Sandkröten mit starken Kiefern fern

    Das sind mir dann doch ein paar zu viele Aufzählungen in einem Satz ;) Vielleicht reicht bei den Sandkröten dann das Adjektiv wehrhaft oä, aus den vorherigen Beschreibungen hat sich der Leser glaube ich schon ein gutes Bild von der Dornigkeit der Tierchen machen können.

    Himmelsaffin. Das ist die erste Gemeinsamkeit mit dem ersten Teil der Geschichte, so so, es wird interessant.

    Die Beschreibung des Jams zwischen Karim und Mecham gefällt mir sehr. Sehr gut gelungen.
    Auch die Beschreibung von Kajims Magie ist wesentlich eindrucksvoller, als der Telzions.

    Weiterhin ein, zwei Tippfehler, aber nichts arges. Hier mal ein falsches Komma, da mal zwei Wörter zusammengeschrieben. Entschuldige, dass ich die nicht rausschreibe, aber so lange es den Lesefluss nicht stört, find ich es nicht so dramatisch, hier jetzt jeden kleinen Rechtschreibfehler aufzulisten. Andere haben da vielleicht einen größeren Bedarf danach ;)

    Die Szene zwischen Karim und Firya ist für meinen Geschmack... Naja, ein kleeein wenig zu schmalzig geraten, aber das wird anderen Lesern sicher auch wieder gefallen, insofern... naja. Insgesamt ist die Szene gut.

    Wie bereits erwähnt hast du in den Teilen mit den Lutin bisher einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt. Aber das führe ich hier jetzt nicht nochmal aus ;) Insgesamt wieder sehr stimmig.

    Bis zum nächsten Teil!

  • Hey @aval.b.bado

    Spoiler anzeigen

    Danke für das Feedback. ^^ Ich kann ehrlich gesagt niemandem verübeln, der die Geschichte um Kajim bisher interessanter findet. ;) Es ist allerdings auch Teil des Konzepts, Taoreths eher uns bekannte Welt auf eine unbekannte treffen zu lassen. Wir werden sehen, wie das wird. ^^"

    Die Szene zwischen Karim und Firya ist für meinen Geschmack... Naja, ein kleeein wenig zu schmalzig geraten

    Solange mit schmalzig nicht klischeehaft gemeint war, kann ich damit leben. ^^

    Die 1. Version war sogar noch schlimmer. xD Naja, ich habe versucht, es trotz "Schmalz" glaubwürdig zu gestalten..

    Nächster Teil ist in Überarbeitung, ich lasse mir wieder etwas mehr Zeit mit der Veröffentlichung. Bin mir immer noch nicht sicher, welche Frequenz am angenehmsten ist. ^^

    LG

  • @Lukosamurai

    Spoiler anzeigen

    So, ich musste das mehrmals anfangen, weil immer irgendjemand gekommen ist, der was wollte :whistling: daher hab ich's jetzt nicht ganz so flüssig runterlesen können.

    Alles in allem habe ich den selben Eindruch wie @aval.b.bado: weiterhin gut geschrieben, ein völlig anderes, aber viel stimmigeres Konzept von Magie als vorher (also für meinen Geschmack - mancheiner steht ja auf Feuerbälle 8) ). Das mit Firiya und Kajim fand ich auch erst etwas... schmalzig trifft es nicht ganz, aber ich finde gerade ein anderes Wort... aber ich fand's dann wieder stimmig, als du geschrieben hast, dass sie beide ähnliche Motive hatten, beide wollten sich vergewissern, dass sie dem jeweils anderen was bedeuten. Dass sie dann erst mal miteinander schlafen, praktisch als Einleitung ihres gemeinsamen Abenteuers fand ich zwar nachvollziehbar, aber irgendwas an der Art des Übergangs hat mich ein bisschen gestört, aber was genau, kann ich jetzt nicht so benennen :hmm: Ist wahrscheinlich aber eh nörgeln auf hohem Niveau :D Ich schreib da später vielleicht noch was zu, jetzt hab ich gerade keine Zeit. Wollte nur mal anmerken, dass ich noch dran bin :thumbup:

    EDIT:

    ein paar Gedanken zu Sex ;-)


    Nach einer Weile nachdenken, glaube ich, ich weiss, was mich am Schluss der Szene stört (ist jetzt nicht wahnsinnig schlimm, eher ein Stirnrunzeln war's wert). Sex in Geschichten kann man häufig durch ein paar geschickte Andeutungen... ähm... andeuten eben. Ich finde es immer eher plump und ungeschickt, wenn man da sehr genau ausführt, was passiert. Das machst du insofern also schon richtig, aber ich spüre hier trotzdem einen leichten Stilbruch zu der gefühlvollen Atmosphäre vorher. Aufgrund der Wortwahl und der Art, wie man die Szene beschreibt, kann man da ja Nuancen reinsetzen - ich würde romantischen Sex mit einer Geliebten anders beschreiben als Sex mit einer Hure (bzw. ich hab beide Varianten schon geschrieben, ihr wisst schon, wer da involviert sein dürfte :rolleyes: ). Da es sich hier offenbar um eine romantische Variante handelt und aufgrund der Vorgeschichte schon viele Emotionen hier drin liegen, darf eine Sexszene, selbst wenn der eigentliche Akt ausgelassen wird, nicht plump und oberflächlich erscheinen, sondern sollte meiner Meinung nach mit viel Gefühl angegangen werden. Hier wird die Szene eingeleitet, indem irgendwie offen gelassen wird, was Firiya mit ihrer anderen Hand macht. Da kann man sich jetzt also vorstellen, wo sie die hinschiebt. Hier kann man vielleicht eine vage Andeutung machen, dass sie ihn sanft (Achtung: solche Adverben und gut ausgewählte Verben sind hier wichtig) damit über den Bauch streichelt und sie dann in Richtung seiner Oberschenkel wandern lässt oder so. Dann wird der Sex selbst ja übersprungen (wobei die sich viel Zeit damit gelassen haben, wenn jetzt die Sonne schon wieder hoch am Himmel steht - es war doch gerade noch Nacht, oder?) und wir sind beim Gespräch "danach". Hier wil es mir nicht ganz passen, warum von dem Vogel gesprochen wird (ich verstehe, warum der Einschub wichtig ist, aber die Stelle ist trotzdem irgendwie unglücklich gewählt), aber dann wird ein etwas oberflächliches Gespräch angerissen - klar hat man nach dem ersten Mal miteinander vielleicht nicht gleich die super gewählten Worte drauf, die Situation ist ja auch noch recht neu, aber wenn schon im Gespräch nicht so viel zu holen ist, könnte man vielleicht noch ein paar Worte darüber verlieren, wie Kajim sich jetzt fühlt, vielleicht sogar andeuten, warum er mit diesem Macho-Satz, der ja auch nur fragt "wie war ich?", ankommt - Verlegenheit?

    Ich weiss, das ist vielleicht Weiberkram mit der ganzen Gefühlsduselei ;) , aber da wir Kajim und Firiya ja vorher als durchaus emotional kennengelernt haben, erschien es mir hier erwähnenswert, darauf hinzuweisen.

  • @Katharina

    Spoiler anzeigen

    So, ich musste das mehrmals anfangen, weil immer irgendjemand gekommen ist, der was wollte daher hab ich's jetzt nicht ganz so flüssig runterlesen können.

    Hört sich nach Stress an. Danke, dass du es trotzdem einrichten konntest. ;)

    Freut mich, dass die Magie angekommen ist. ^^


    Zum Sex: Nach einigem Überlegen muss ich die Szene grundsätzlich verteidigen. Der Stilbruch war zum Teil nämlich beabsichtigt. ^^"

    sanft (Achtung: solche Adverben und gut ausgewählte Verben sind hier wichtig)

    Immerhin hatte ich schon "kaum merkliches" Reiben und "behutsames" Streichen... :D

    romantischen Sex mit einer Geliebten anders beschreiben als Sex mit einer Hure

    Hmm, genaugenommen spricht an sich nichts dagegen, dass auch Sex mit einer Hure romantisch sein kann, aber ich weiß schon, was du meinst. Mein Punkt ist: Warum kann der Sex zwischen zwei sehr romantisch Verliebten nicht so sein wie der "mit einer Hure"?

    klar hat man nach dem ersten Mal miteinander

    Das war nicht ihr erstes Mal... ^^" Ich dachte, an folgenden Stellen wird das klar:

    Dies entsprach zwar nicht ganz der Realität, denn sie hatte ihm ihre Liebe schon gestanden und war gewisse keine Jungfrau mehr, doch würde Kajim sich etwas künstlerische Freiheit gestatten, sobald er anfing, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben.
    Nur leider war sie für ihn unerreichbar, abgesehen von seltenen, wertvollen Nächten, die sie auf gemeinsamer Jagd heimlich miteinander verbrachten.

    Bisher hatten sie nämlich kaum Gelegenheit gehabt, ihre Leidenschaft auszuleben.

    Vielleicht ändere ich die 1. Stelle in "wertvollen Liebesnächten" und die 2. in "nur selten Gelegenheit", dann wird das eindeutiger.

    Hier wil es mir nicht ganz passen, warum von dem Vogel gesprochen wird (ich verstehe, warum der Einschub wichtig ist, aber die Stelle ist trotzdem irgendwie unglücklich gewählt)

    Das stimmt leider. ^^" Ich lasse den Hinweis vermutlich ganz weg oder stelle das vorher klar.

    wie Kajim sich jetzt fühlt

    Offenbar ist er in "machohafter" Hochstimmung und hat gleichzeitig Vorfreude auf das Kommende. So ist er halt. ;)

  • Sexdiskussion

    Okay, wenn das so gewollt ist, hab ich ja nichts dagegen :D Ich wollte nur sagen, dass da was rübergekommen ist, was nicht ganz zum Vorhergehenden passen mag - wenn das im Sinne des Autors ist, dann hat er seinen Job ja offenbar gut gemacht ;) Und ja, ich hab erst nicht geschnallt, dass das nicht das erste Mal war - ich dachte, das wäre halt schwer so mit Häuptlingstochter blabla, du weisst schon... Was ja aber nicht heisst, dass es nicht schon passiert ist, eine kleine Karstellung wäre da sicher nicht schlecht. Den Hinweis mit dem Vogel kannst du eigentlich auch nachstellen. Also wenn sie da die ganze gevö... du weisst schon, fragt sich der Leser vielleicht, wo das Tier plötzlich ist, aber wenn du's im nächsten Absatz erwähnst, ist es dem Leser ja sofort klar (ich würd die Liebesnacht einfach nicht für solche Trivialitäten unterbrechen, selbst wenn sie in der Praxis doch dadurch unterbrochen wurde).
    Ach ja, und selbstverständlich kann das mit einer Hure auch romantisch erzählt sein - kommt halt drauf an, was du transportieren willst. Ich würde je nach Beschreibung, wenn das aus Sicht des männlichen Parts so beschrieben ist, annehmen, dass ich es mit einem Träumer zu tun habe, der Sex mit Liebe verwechselt; wenn das die Message sein soll, steht dem ja nichts im Weg ;) Man sollte es halt bewusst tun und sich für eine Sichtweise entscheiden und da ist manchmal schon Fingerspitzengefühl gefragt.

    So, das war's auch schon... konzentrieren wir uns wieder auf das Wesentliche ;)

  • Tut mir leid für die Fans für Firiya und Kajim, aber jetzt geht es erstmal mit Taoreth weiter. ;) Ich hoffe, der Infodump ist erträglich gestaltet. ^^"

    9 - Nervenkitzel des Reisens

    Provinz Himmelstein, den 294., 1292 Neues Zeitalter

    „Also, wenn wir nach ‚Nordwesten‘ gehen, dann bedeutet das, dass wir etwa … in diese Richtung gehen. In die Provinz Grüngrenze!“, verstand Taoreth, während er mit einem Zweig eine Linie in den halbgefrorenen Waldboden zeichnete. Sie war in dem schwachen Licht des Lagerfeuers kaum zu erkennen.
    Sie hatten die Stadt Himmelstein und das Trogtal um den Fluss Lea verlassen und befanden sich nun auf dem Weg in tiefergelegene Ebenen, entlang zahlreicher, kleinerer Bachläufe, Schluchten und kerbenförmig ausgeschnittenen Tälern. Die Fichten hier standen dicht an dicht und es war schwierig, Telzion mit dem Karren durch die kalten Nadeln und den gefrorenen Humus zwischen den Stämmen hindurch zu manövrieren.
    Sie hatten es tatsächlich geschafft, mithilfe des Meisterbauern, einen Ochsenpflug zwecks Telzions Beförderung umzubauen. Dazu hatten sie das Pflugmesser entfernt und einige Bretter auf die dreieckige Konstruktion genagelt – Ein paar Decken und Felle waren dazugegeben worden und schon war das Traggestell auf zwei Rädern fertig.
    Es ließ sich wie eine Schubkarre schieben, doch war es erschöpfend, so zu reisen, obwohl Taoreth sich mit Gwerion halbtäglich abwechselte. Erst zwei Nächte hatten sie hinter sich, und schon war er am Ende seiner Kräfte. Hoffentlich würde das Gelände bald einfacher werden.
    „Ja, wir gehen nach Nordwesten, bis wir hier an die Küste gelangen. Dort folgen wir einer uralten Straße, die direkt nach Norden führt und hier … beginnen die Feentürme“, lächelte Gwerion verschmitzt.
    „Feentürme?“
    „So nennt man die Bäume des Elbenreiches. Es heißt, sie seien wunderschön und erfüllten dem aufrechten Reisenden allerlei Wünsche.“
    Taoreth hatte mittlerweile von Gwerion – immer wieder korrigiert durch Telzion, der sich langsam daran gewöhnte, ohne Zungengefühl zu sprechen – einiges über die Magie der Welt erfahren. Sie existierte in vielfältigerer Form, als er es sich je hätte vorstellen können. Ihm, wie den meisten einfachen Menschen Vyrtanas, war Magie bisher bloß in Märchen, Legenden oder Liedern begegnet. Leibhaftige Zauberer bekamen die Wenigsten zu Gesicht, selbst dann meistens nur zweifelhafte „Verzauberer“, die mit allerlei „magischen“ Kräutern, Tinkturen und Glücksbringern handelten, sodass viele gar nicht an die Existenz wahrer Magie glaubten.
    Ein wenig enttäuscht war er gewesen, als er erfahren hatte, dass die Menschen zu den am wenigsten magisch begabten Wesen gehörten, gefolgt nur von Orks und schließlich Zwergen. Es schien auch keine nennenswerte Organisation unter den menschlichen Magiern zu geben, Telzion hatte ihn bloß auf einen unter strengen Auflagen geduldeten „Orden“ in der Hauptstadt des Imperiums – Tir-Isgaad – verwiesen.
    Und dennoch, obwohl sie kaum jemand bemerkte, existierte rund um sie herum Magie.
    Sie durchströmte alles, was lebte, Flora und Fauna, sie war unsichtbarer Bestandteil des Sonnen-, Mond- und Sternenlichts und auch Wind, Regen und Schnee trugen magische Energie in sich. Sogar in einigen Gesteinsarten und Erzen und an Schattenorten, die von weder Licht noch Leben berührt wurden, existierten gewisse Formen magischer Energie.
    Von dieser Vielfalt konnte sich jeder Magier jedoch nur begrenzt bedienen, in der Regel war es ihm bloß möglich, auf eine der Quellen zuzugreifen – man unterschied als Magiequellen die Sonne als Repräsentant von Licht und Hitze, Mondlicht, Sternenlicht, die lebendige Natur, das kraftvolle Wetter und den sogenannten Schatten, der sich an Orten manifestierte, wo über gewisse Dauer kein Licht, kein Geräusch oder sonstiges Leben existierte. Dies war auch deshalb bedeutend, weil der magisch Affine auf Zauber einer gewissen Art beschränkt war, wenn er – durch spezielle Meditation – von seiner bestimmten Quelle schöpfte. So war es etwa denen am häufigsten vorkommenden Magiern – „Sonnenaffinen“ – nur möglich, Hitze- und Lichtzauber verschiedenster Art zu wirken.
    Telzion hatte diesen Umstand das Magie-Konstanz-Gesetz genannt und es – um Worte ringend, die Taoreth verstand und die gleichzeitig ohne Zungengespür aussprechbar waren – damit erklärt, dass rohe Urmagie erst durch den Filter realer Phänomene die Welt erreichte und deshalb entsprechend geformt wurde. Diese Form auch nur geringfügig zu ändern, war mit enormer Anstrengung verbunden, sie zurück in Urmagie zu wandeln, unmöglich.
    Telzion war, wie er nicht ohne Stolz zugegeben hatte, sowohl gegenüber dem Mond als auch gegenüber den Sternen affin. Die Mondaffinität ließ ihn unter anderem auf die Gedanken anderer Wesen Einfluss nehmen, sie verwirren, lesen und mit gewissem Aufwand gar befehligen, während die Sternaffinität, die er Magie der Schöpfung nannte, ihm gewisse seherische Fähigkeiten und gar die Manipulation von Raum und Zeit ermöglichten. Nur der Tod bewahrte – abgesehen von wilden Spekulationen – seine Endgültigkeit selbst gegenüber sternaffinen Magiern. Nur, da Taoreth ebenfalls Mondaffiner war, hatte er die Möglichkeit gehabt, die Illusion in Telzions Zuhause zu durchschauen, auch, wenn dies angeblich für gewöhnlich jahrelang Übung erforderte. Er war also tatsächlich ein Magier und könnte – mit entsprechender Übung – die „Macht des Mondes nutzen“, wie Telzion geschwärmt hatte.
    Als wäre er von alldem nicht schon überwältigt genug, erzählte ihm Gwerion nun auch noch etwas über Bäume, die Wünsche erfüllten. Er war geneigt, ihm einfach bis auf weiteres zu glauben. „Was für Wünsche denn?“, fragte er unschuldig.
    „Was immer dein Herz begehrt, Tao. Solange es rein ist“, zwinkerte der Dunkelhaarige.
    „Hörs auf, Ullsinn zu reden uld hef mir piffen!“
    Taoreth und Gwerion blickten gleichzeitig zum umgebauten Ochsenpflug zurück, in dem Telzion gut verschnürt lag. Taoreth hatte das Gefährt großzügig „Kutsche“ getauft.
    „Ich glaube, du bist dran“, stellte Gwerion nonchalant, jedoch mit dem Hauch einer Erleichterung, fest.
    „Das … wir sollten einfach ein Loch in das Holz schlagen und es dabei belassen!“, dennoch ging Taoreth zu Telzion herüber, um ihm mit der Verrichtung seiner Notdurft zu helfen.
    Der Magier hatte – in Anbetracht seiner begrenzen Kontrolle über seine Zunge recht deutlich – hoch und heilig geschworen, Taoreth nur unter dieser Bedingung weiterzuhelfen. Er zeigte dabei keinerlei Scham und auch Gwerion und Taoreth hatten gelernt, ihre Magierpflege mit Professionalität zu verrichten.
    Erst die Hose, dann die „Kutsche“ im rechten Winkel aufrichten …
    Auf ihrem Weg war ihnen bisher noch niemand begegnet. Zum Glück hatte es auch weder geschneit noch geregnet, seit sie vor ein paar Umläufen aus Elchbrunn aufgebrochen waren und die Reiserationen, die ihnen mitgegeben worden waren – ein gestampftes Gemisch aus Pökelfleisch und getrockneten Früchten – würden noch ein paar weitere Tage ausreichen. Selbst, wenn ihnen Menschen begegnen würden, würden sie keine große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie wirkten immerhin bloß wie zwei elendige Bauerssöhne, die ihren gelähmten, alten Vater unbedingt noch durch den nächsten Winter bringen wollten. Und viel hoffnungsvoller war ihre Situation auch nicht, denn die Reise schien mit der hereinbrechenden Kälte jeden Tag unmöglicher.
    Endlich war der Magier fertig. Nachdem Taoreth ihm seine Hose wieder angezogen hatte, die „Kutsche“ wieder abgestellt und den Magier in einige Felle eingewickelt hatte, stapfte er erleichtert zurück zu Gwerion, der noch damit beschäftigt war, einen einigermaßen geeigneten Schlafplatz zu schaffen. Er hatte einen großen Felsen an einem Bachlauf auserkoren, an dessen Rand eine große Tanne ragte. Er hatte dort, fast zu nah am Bach, ein kleines Feuer entzündet. Taoreth half ihm, unter dieser Tanne einige Felle auszurollen.
    „Hast du vielleicht Lust auf ein paar Fechtstunden?“, fragte der Dunkelhaarige.
    „Ja, klar!“, sagte Taoreth, gähnte dann jedoch unwillkürlich. „Aber… ich bin viel zu erschöpft. Morgen gerne. Gute Nacht.“ Er rollte sich in eines der Felle ein. Nicht das ständige Nagen eines Eichhörnchens in der Nähe oder das leise Knistern des Feuers hinderten ihn daran, einzuschlafen – solche Geräusche war er aus der Waldhütte gewohnt. Doch die Angst vor Wildtieren war neu – im Freien waren sie leichte Beute.
    „Gute Nacht“, flüsterte Gwerion sanft. Er lief noch hinüber zum Magier, der kurz misstrauisch ein Auge öffnete, es dann jedoch wieder schloss, als Gwerion ihn in die Nähe des Lagerfeuers schob. Danach holte er aus der Halterung für das Pflugmesser, welches nun – mit Holzbrettern ausgekleidet – als ein Vorratsfach diente, vorsichtig eines der Templerschwerter hervor, wickelte es aus den tarnenden Stofffetzen und rollte sich neben Taoreth unter der Tanne ein.
    Plötzlich ertönte ein Geräusch aus weiter Ferne. Es war das langgezogene Jaulen eines Wolfes. Unwillkürlich spannte Taoreth sich an. Es war, als zog plötzlich ein eisiger Wind unter sein Schlaffell, der ihm jeglichen Komfort austrieb.
    „Gwerion?“
    „Tao?“
    „Ist das der ‚Nervenkitzel des Abenteuers‘, von dem du immer geschwärmt hast?“
    „Was?“
    „Hast du das nicht gehört? Ein Wolfsheulen. Schon wieder!“
    „Hmm … ich höre nichts. Muss sehr weit weg sein.“
    „Naja … Ich habe trotzdem Angst. Und ich weiß nicht, ob Isgaad mich noch beschützen wird, nachdem … du weißt schon.“
    Gwerion drehte sich zu Taoreth herum und sah ihm in die Augen. „Ich habe auch Angst. Und wenn du willst, bete um die Gunst Isgaads, Aber … meine Meinung ist: Du brauchst keine Götter. Vertraue auf die Freunde, die du sehen kannst. Ich bin hier.“ Er lächelte und präsentierte die Templerklinge. „Damit kann ich jeden Wolf fernhalten, versprochen. Aber in der Regel greifen Wölfe keine Menschen an. Also schlafe ruhig.“
    Tatsächlich fühlte er sich nach den Worten seines Freundes etwas wohler, auch wenn sie ihn ein wenig erschrocken hatten und er besorgt war, dass Gwerion mit dem Satz „du brauchst keine Götter“ den Zorn Isgaads auf sich ziehen würde.

    Bald, als der Magier und Gwerion schon schliefen, hörte er erneut ein Heulen – diesmal schien es näher. Er wachte noch stundenlang und betete viele stille Worte, bevor er endlich in einen unruhigen Schlaf fiel.

  • Insgesamt ist das schon besser als die älteren Teile um das Dreiergespann, ich fürchte nur ich bin von diesem Handlungsstrang ein wenig vorbelastet und daher gefällts mir noch nicht so recht ;) Aber man merkt, dass du die Anmerkungen alle berücksichtigt hast und es ist definitiv schon wesentlich gelungener.

    Kleinliche Anmerkungen

    Schluchten und v-förmig ausgeschnittenen Tälern.

    v-förmig klingt nicht so schön, finde ich, ich denke da kann man bessere Beschreibungen finden? (Im Zweifel würde sich dreieckig schon besser lesen, wäre aber auch noch nicht perfekt).

    Ihm, wie den meisten einfachen Menschen Vyrtanas, war Magie bisher bloß in Märchen, Legenden oder Liedern begegnet.


    ...sodass viele gar nicht an die Existenz wahrer Magie glaubten.

    Das passt aber wieder nicht ganz in die Darstellung der alten Teile, wo Taoreth doch sehr nüchtern auf Telzions Magie reagiert. Insgesamt hast du Telzion so inflationär mit Magie umgehen lassen, dass man den Eindruck hätte, es wäre etwas selbstverständliches. Aber das hatten wir ja schon zur Genüge. Solltest du die alten Teile dahingehend überarbeiten, relativiert sich das vermutlich auch wieder.

    Die Mondaffinität ließ ihn unter anderem auf die Gedanken anderer Wesen Einfluss nehmen, sie verwirren, lesen und mit gewissem Aufwand gar befehligen, während die Sternaffinität, die er Magie der Schöpfung nannte, ihm gewisse seherische Fähigkeiten und gar die Manipulation von Raum und Zeit ermöglichten.

    Mondaffinität erklärt Telzions Gedankenlesen, Sternaffinität die Teleportation und was von beidem lässt ihn Soldaten mit Blitzen grillen?

    Zitat von Lukosamurai

    „Ich glaube, du bist dran“, stellte Gwerion nonchalant, jedoch mit dem Hauch einer Erleichterung, fest.

    Nonchalant würde ich vielleicht eher mit unumwunden oä übersetzen. Warum sollten die französische Begriffe benutzen, die wir in unserer Alltagssprache verhunzen?^^

    Zitat von Lukosamurai

    unmöglicher

    Wenn man ganz kleinlich ist, hat unmöglich keinen Komparativ. Es ist nicht möglich. Weniger möglich geht nicht.

    an dessen Rand eine große Tanne ragte

    Reintheoretisch kann man das so schreiben, aber es ist doch ungewöhnlich. Etwas ragt auf, aus etwas hinaus oder in etwas hinein, aber einfach nur ragen ist ziemlich ungebräuchlich.

    Zitat von Lukosamurai

    Es war, als zog plötzlich ein eisiger Wind unter sein Schlaffell, der ihm jeglichen Komfort austrieb.

    Das ist auch etwas holprig geschrieben, wie ich finde.

    Ansonsten gibt es von meiner Seite aus nicht viel zu sagen. Passiert ja auch nicht so viel. Ich frage mich einzig und allein, ob dass jetzt die vollständige Beschreibung des "komplexen" Magiesystems war? Dann müsstest du nochmal ran, weil der Infobrocken war mir zu schwer zum Schlucken und ich hatte nicht die Muße, mich wirklich darauf einzulassen. Falls das später noch weiter ausgearbeitet wird, ist es ok.
    Sprachlich ist es besser als die alten Taoreth-Teile, steht aber immer noch hinter denen mit dem Lutin zurück. Vermutlich gibt sich das aber mit Zeit, wenn du dich auf einen Schreibstil für dich festgelegt hast ;)
    Bis zum nächsten Part!

  • Hey @aval.b.bado

    Spoiler anzeigen


    Danke für die Mühe deines Reviews erstmal! :)

    Aber man merkt, dass du die Anmerkungen alle berücksichtigt hast und es ist definitiv schon wesentlich gelungener.

    Ich arbeite dran. Freut mich, dass es offenbar erträglicher wird. ^^"

    Kleinliche Erwiderungen:

    Spoiler anzeigen

    v-förmig klingt nicht so schön, finde ich

    finde ich auch - was hältst du von "kerbenförmig"?

    Insgesamt hast du Telzion so inflationär mit Magie umgehen lassen, dass man den Eindruck hätte, es wäre etwas selbstverständliches.

    Das ist Magie in Vyrtana sicher nicht, wie im Kapitel ja explizit erwähnt wird. Jedenfalls nicht für einfaches Volk. Es passt ja auch, dass von Telzions Magie nur sehr wenige etwas mitbekommen, die dieser Gruppe zugeordnet werden könnten.
    Vielleicht ist öffentliches Magiewirken zu politisch gefährlich? Vielleicht sind Magier sehr selten? Vielleicht verwenden sie ihre Magie so gut wie nie und Telzion hatte bestimmte Gründe, an jenem Tag eine Ausnahme zu machen? Vielleicht gibt es aber auch keine zuverlässige Nachrichtenverbreitung, sodass überzeugtes Wissen über einzelne, magische Vorkommnisse sich nur schwer im kollektiven Bewusstsein des einfachen Volks etabliert? All dies sind Erklärungen, die mMn nicht explizit in die Geschichte müssen. (Auch, da Taoreth noch nicht so weit denkt. Der Autor tut dies gewiss! ;) )

    und was von beidem lässt ihn Soldaten mit Blitzen grillen

    Mondaffinität. Aber das wird später noch erklärt. :)

    Warum sollten die französische Begriffe benutzen, die wir in unserer Alltagssprache verhunzen?^^

    Verhunzen? Es ist ein korrektes, deutsches Wort, soweit ich weiß. Ich sehe nicht, warum alle Wörter aus dem germanischen stammen müssen. Außerdem passt es mir inhaltlich besser als "unumwunden".

    hat unmöglich keinen Komparativ. Es ist nicht möglich. Weniger möglich geht nicht.

    Stimmt, was hältst du stattdessen von "unwahrscheinlicher"?

    Etwas ragt auf, aus etwas hinaus oder in etwas hinein, aber einfach nur ragen ist ziemlich ungebräuchlich.

    Ich denke doch, dass ich nicht klarstellen muss, in welche Richtung die Tanne ragt... ^^

    Ich frage mich einzig und allein, ob dass jetzt die vollständige Beschreibung des "komplexen" Magiesystems war?

    Natürlich nicht. ^^ Es sollte einen groben Überblick liefern. Die Details sind im Moment für die Geschichte ja auch irrelevant. :)

    LG :hi1:

  • Hi und Hallo :)

    ich war in der letzten Zeit echt gut beschäftigt (neuer Job und Krank und Leben) und habe hier ein paar Teile verpasst.
    Ich habe nun mal die beiden ersten Wüstenkapitel gelesen (6 und 7).
    Dieser Teil der Geschichte gefällt mir besser als der andere Handlungsstrang.
    Weil hier das Tempo meiner Meinung nach etwas langsamer ist und dafür Zeit ist, ein paar Details und Szenerien besser zu beschreiben.

    Die Wüste als Setting gefällt mir sehr, ist auch in meinem eigenen Werk später mal wichtig.
    Deine Kreaturen erscheinen mir als gelungen und vorstellbar. Gut gemacht :)

    Ein paar Anmerkungen habe ich noch:
    - ich fand die Jagd irgendwie zu einfach. Das habe ich hier schon oft gesagt, ich weiß :P und vielleicht ist es gar nicht so.
    Aber im Grunde schien es mir tarnen, Lasso werfen, Lasso werfen und Lasso werfen gewesen zu sein.
    - ich finde es etwas komisch, wenn eine Figur in einem Text oft von ihrer (Helden)Geschichte spricht. Ich glaube das bricht etwas die 4. Wand für mich.

    Ich freue mich drauf, morgen die weiteren Teile zu lesen ;)

  • Hallo,

    ich habe jetzt mal noch die 8 gelesen und finde sie recht gut.
    Mir gefällt die Handlung und die Interaktion mit den Kreaturen recht gut.
    Es ist Dir auch gut gelungen die Spannung zwischen "Verwirklichung" und "Liebe" darzustellen, die auch im wahren Leben so manche Beziehung arg belastet. Das hast Du gut gemacht.

    Eine Unklarheit habe ich aber:
    Die sind einen halben Tag gelaufen, also die Sandkröte mit Vogel und Fuchsbold an Bord?
    In meiner bisherigen Vorstellungen waren Sandkröten zwar gemächlich aufgrund ihrer Masse, müssten in der Zeit aber dennoch eine große Entfernung zurück gelegt haben.
    Das Firiya sie dann wenige Stunden später zu Fuß eingeholt hat würde mein bisheriges Bild von Ihnen etwas modifizieren.
    Vielleicht kannst Du mir da ja mehr zu sagen als Schöpfer ;)

  • Hey @Blindseher! :)

    Spoiler anzeigen


    Danke erstmal für dein Review. :)

    ich war in der letzten Zeit echt gut beschäftigt (neuer Job und Krank und Leben)

    Dann willkommen zurück. Ich hoffe, es geht Dir in all diesen Hinsichten jetzt gut! :)

    Dieser Teil der Geschichte gefällt mir besser als der andere Handlungsstrang.

    Da bist Du in guter Gesellschaft. ^^ Es geht hier sämtlichen Lesern so, ich versuche seitdem, die Qualität der anderen Teile anzugleichen.

    ich fand die Jagd irgendwie zu einfach. Das habe ich hier schon oft gesagt, ich weiß und vielleicht ist es gar nicht so.
    Aber im Grunde schien es mir tarnen, Lasso werfen, Lasso werfen und Lasso werfen gewesen zu sein.

    Ein wenig mehr Aufwand war es dann schon. Und es ist schon beabsichtigt, dass Kajim dieser doch eigentlich sehr gefährliche und anspruchsvolle "Tanz" mit Nist mit relativer Leichtigkeit gelingt. Er ist eben - wie er selbst meint - ein sehr guter Jäger. ;) Aber ich kann verstehen, dass das einen stutzen lässt.

    - ich finde es etwas komisch, wenn eine Figur in einem Text oft von ihrer (Helden)Geschichte spricht. Ich glaube das bricht etwas die 4. Wand für mich.

    Darüber habe ich mir auch schon Sorgen gemacht - vielleicht gestalte ich das etwas subtiler. Es wird aber doch klar, dass er nicht selbst der Erzähler der Geschichte ist und sich viel mehr bloß darum Gedanken macht, wie er als Held in die Geschichte eingehen könnte. Ob er denn auch tatsächlich ein Held ist oder auch nur Teil einer Helden(!)geschichte, bleibt abzuwarten. ^^

    ich habe jetzt mal noch die 8 gelesen und finde sie recht gut.

    Freut mich sehr. ^^

    Vielleicht kannst Du mir da ja mehr zu sagen als Schöpfer

    Am Anfang von Kapitel 8 hatte ich dazu etwas:

    Erstaunlich schnell für ihre Größe bewegte sich Mecham durch die Wüste – langsamer, als Lutin zu Pfote waren, doch brauchte sie nur alle paar Umläufe eine Rast.

    Da Kajim nun eine Rast bei Sonnenuntergang einlegt, finde ich es durchaus plausibel, dass Firiya sie irgendwann in der Nacht einholt.

    LG

  • Verhunzen? Es ist ein korrektes, deutsches Wort, soweit ich weiß. Ich sehe nicht, warum alle Wörter aus dem germanischen stammen müssen. Außerdem passt es mir inhaltlich besser als "unumwunden"

    Ich mein im Endeffekt ist es dir überlassen, welche Wörter du wie benutzen willst, aber ich führe das dennoch mal aus: "cool", "abgefahren" oder "geil" stehen auch alle im Duden und sind korrekte, deutsche Wörter. Cool haben wir aus dem Englischen übernommen, nonchalant aus dem Französischen. Sowohl bei cool, abgefahren, geil und nonchalant würde ich sagen, sie passen für mich eher weniger in einen klassisch anmutenden Fantasyroman. Bei abgefahren und geil würde ich sagen, dass liegt daran, dass sie der heutigen Jugendsprache übernommen sind. Benutzt man "geil" in einem mittelalterlichen Setting würde ich es im Kontext des "geilen Bocks" verstehen und nicht im Sinne von "geiles Schwert".
    Die Problematik bei Wörtern wie cool und nonchalant ist, dass sie aus anderen Sprachkontexten kommen. Natürlich gibt es Wörter, die aus anderen Sprachräumen stammen, bei denen wir wenig Optionen haben und im Zweifel gezwungen sind, sie zu benutzen, wie "Balkon", "Epaulette" oder "Fort" (alles franz.) und eine Unmenge an Fachwörtern, die alle aus dem Lateinischen stammen. Aber wenn es sich recht einfach vermeiden lässt, würde ich für meinen Teil immer eher darauf verzichten und finde es auch im Lesefluss sonderbar.
    Wie gesagt, es ist vollkommen dein Ding, aber unter deinen Lesern werden sich auch immer elendige Sprachspießer wie ich finden ;)

    Zitat von Lukosamurai

    Ich denke doch, dass ich nicht klarstellen muss, in welche Richtung die Tanne ragt...

    Natürlich ragt die Tanne in den Himmel, und wie gesagt, rein sprachlich ist es auch nicht falsch, "ragen" fordert lexikalisch keine Präposition, aber es ist sehr ungebräuchlich und wird ohne Präposition als "gehoben" geführt. Wenn du sagst, du willst hier den sprachlichen Kniff so haben, dann mach das so. Ich weise nur drauf hin :D

    Einmal editiert, zuletzt von aval.b.bado (11. Februar 2019 um 23:37)

  • Hey @Blindseher! :)

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    Danke erstmal für dein Review. :)

    Dann willkommen zurück. Ich hoffe, es geht Dir in all diesen Hinsichten jetzt gut! :)

    Da Kajim nun eine Rast bei Sonnenuntergang einlegt, finde ich es durchaus plausibel, dass Firiya sie irgendwann in der Nacht einholt.
    LG

    Na ja, krank bin ich immer noch. Arbeit bin ich auch noch nicht raus geflogen und am Leben bin ich auch immer noch.
    Also nein, es hat sich nichts geändert.

    Okay, dann ist das in Ordnung.

  • Nach einigen kleinen Edits in den vorherigen Parts geht es nun weiter mit Kapitel 10 - was haltet ihr davon? :)


    10 - Romantik des Reisens

    Provinz Himmelstein, den 296., 1292 Neues Zeitalter


    Nach zwei weiteren Tagen erschöpfender Schubkarrenschieberei, endlosem, zungenlosem Fluchen und schlaflosen Nächten war der Nadelwald schließlich lichter geworden und sie hatten tiefere, wärmere Regionen erreicht, in denen der Winter sich noch nicht angekündigt hatte. Gegen Abend begegnete dem Trio erstmals wieder ein Bauernhof, und obwohl die Meisterbäuerin – eine freundlich blickende, alte Frau namens Svina – nicht allzu viel ihres Wintervorrats hergeben wollte, wurden sie – wohl auch dank Taoreths Beutel mit Silberstücken – freundlich empfangen und bewirtet. Sie beschlossen, den Abend bis zum Morgen auf dem Hof zu verbringen. Taoreth konnte es kaum erwarten, endlich wieder auf richtigem Stroh und ohne Angst vor Wölfen schlafen zu können.
    Beim gemeinsamen Abendessen mit der Bäuerin und ihrer einzigen Tochter gab es Fleisch von frisch geschlachteten Schweinen, hellbraunes Brot, jungen Käse, eingesäuerten Kohl und gesalzene Butter – ein Festmahl im Vergleich zu ihren Reiserationen. Das Speisezimmer war geräumig, erleuchtet durch ein Kaminfeuer und zwei Öllampen – Armut war hier kein Problem. Den Magier hatten sie mit vereinten Kräften von der „Kutsche“ losgebunden und stattdessen in einem Holzstuhl fixiert, wo Taoreth ihn nun mit einem Holzlöffel fütterte.
    Die alte Bäuerin beobachtete ihre Gäste aus schlitzförmigen Augen. Sie hatte eine schlanke Figur, dazu ein spitzes Gesicht und dunkelgraue, strähnige Haare auf ihrem gebeugten Haupt. Ihre Tochter – Nadfin – war in Gwerions und Taoreths Alter und mit einem hübschen Gesicht voller Sommersprossen gesegnet, wenngleich sie ungewöhnlich groß gewachsen war und breite Schultern aufwies. Ständig warf sie Gwerion verstohlene Blicke zu; der jedoch tat so, als bemerkte er nichts und lächelte nur höflich.
    Der Buckel der Bäuerin knackte unüberhörbar, als sie sich zum Sprechen aufrichtete: „Wenn ihr also nichts von den Grenzkonflikten wissen wollt, was treibt euch dann hierher? Ich bin neugierig. Sucht ihr einen Heiler?“ Ihre Stimme war etwas kratzig, jedoch tief und unaufdringlich.
    Gwerion nickte, während er schon nach dem nächsten Stück Fleisch griff. „So ist es. In Himmelsstein – der Stadt – gibt es keinen, der unserem Vater helfen kann.“
    „Dann werdet ihr in Grüngrenze auch keinen finden, falls dies euer Ziel ist“, mischte sich die Tochter ein, „Dort ist schon seit Wochen nur noch gottgefällige Heilung erlaubt.“
    „Ist … ist das schlecht?“, wunderte sich Taoreth, wobei er kurz den Löffel voller Sauerkohl in Telzions Mund vergaß, was ihm einen verärgerten Blick des Magiers eintrug.
    Gwerion klärte ihn eifrig auf: „Das bedeutet, dass jegliche magische Heilmethode untersagt ist. Sogar der Besitz magisch hergestellter Medizin ist mit Strafe bedroht.“
    „Es ist sogar noch schlimmer geworden“, klagte die sommersprossige Nadfin, „Die Priester sagen, wenn keine menschengemachte Ursache vorliegt, dann sei die Krankheit Isgaads Wille und es dürfe für die Patienten nur noch gebetet werden. Bei den Geistern, was für ein Unsinn!“
    Svina erschrak bei den zuletzt gesprochenen Worten ihrer Tochter, beruhigte sich aber etwas, als Gwerion, Telzion und auch Taoreth verständig nickten. Taoreth glaubte zwar an Isgaad und nicht an die Geister, stimme jedoch Nadfins Wertung zu.
    „Keine Sorge, ihr müsst von uns nichts befürchten“, bekräftigte Gwerion erneut.
    Svina funkelte ihre Tochter dennoch böse an – jedoch nur, bis diese es bemerkte. „Nadfin, ich denke, du solltest noch das restliche Vieh füttern gehen, während ich unseren Gästen ihre Zimmer zeige.“
    „Aber die haben doch schon …“
    „Geh jetzt!“
    Missmutig stapfte Nadfin hinaus, nicht, ohne Gwerion einen weiteren, schelmischen Blick zuzuwerfen. Der lächelte sogar! Aber … warum ärgerte ihn das überhaupt?
    „Entschuldigt das“, murmelte die Bäuerin nun kleinlaut. Sie wirkte etwas unsicher, wie eine Katze, die man in einer Ecke konfrontiert.
    „Wir verstehen das schon“, sagte Taoreth, um sie zu beruhigen.
    Es hatte nicht die erhoffte Wirkung.
    „Nein! Ihr habt bestimmt keine Ahnung, wie es ist, ein solch Balg im rechten Glauben zu erziehen. Aber seid beruhigt: ich werde es angemessen bestrafen. Zehn Mal siebenfach wird Nadfin das Isgaad-Bekenntnis heute noch aufsagen müssen. Ich … also … eigentlich ist sie gar nicht so schlimm. Nur manchmal spricht sie lästerlich über Isgaad – das mit den Geistern hat sie von meinem Vater – ihm möge vergeben werden. Es ist wie eine Krankheit, doch sie denkt sich nichts Ernstes dabei.“ Die Bäuerin schloss kurz die Augen und atmete auf. „Ihr müsst also den Priestern nicht Bescheid geben, ich habe alles im Griff …“
    Diesmal waren es Telzions noch tiefer werdende Falten, die Svina ihren Redeschwall abbrechen ließen.
    „… Ich … ich werde euch eure Zimmer zeigen. Ihr beiden sollt oben schlafen, für euren Vater wäre es das Beste, sich hier im Esszimmer einzurichten. Ich werde Nadfin eine Strohmatratze herbringen lassen.“
    Die alte Bäuerin kletterte überraschend schnell eine stabil wirkende Leiter an der Wand hoch, öffnete eine Falltür mit einem plumpen Eisenschlüssel, den sie sich aus den Kleidern gefischt hatte, und stieg hindurch. Als Taoreth mit Gwerion und der Bäuerin oben stand, hatte diese auch schon eine offenbar bereitstehende Talgkerze entzündet.
    „Vorsichtig mit dem Licht hier drin, damit das klar ist!“, betonte sie unnötigerweise: Sie befanden sich in der Strohscheune des Bauernhofes, welche das gesamte obere Stockwerk ausmachte. „Ich würde sagen, ihr habt hier genug Platz. Gute Nacht!“
    Mit diesen Worten stieg sie – fast, wie auf der Flucht – wieder über die Leiter hinunter und legte die Falltüre ab, schloss sie jedoch nicht.
    „Glaubst du, die Bäuerin meinte das ernst? Du weißt schon, wegen ihrem ‚Balg‘ und der Bestrafung?“
    „Ich weiß nicht … auf mich wirkte sie nicht, als hätte sie das nur aus Angst gesagt“, zuckte Gwerion mit den Schultern, „Aber wer weiß.“
    „Oh, Jungs. Sie meinte das ganz bestimmt nicht ernst.“ Hinter einem Heuhaufen hervor kam Nadfin.
    „Wie bist du hier reingekommen?“, wunderte sich Taoreth.
    „Na, als ob wir unser Heu durch eine winzige Falltür schleusen“, grinste das Mädchen. Erst jetzt bemerkte Taoreth, da sich seine Augen mehr an die minimale Beleuchtung gewöhnten, dass die gesamte Rückwand des Stockwerks aus einem Scheunentor bestand.
    „Oh.“
    „Jedenfalls – Mutter meinte das wirklich nicht ernst. Sie hatte nur Angst und traut euch eben nicht, was ich ihr nicht verüble. Aber sie wird mich ganz bestimmt nicht irgendwelche Bekenntnisse aufsagen lassen. Im Prinzip will sie mich schützen.“
    „Offenbar traust du uns dagegen schon“, bemerkte Gwerion, „Wie kannst du dir sicher sein, dass wir deinen mangelnden Respekt vor Isgaad nicht den Priestern melden?“
    „Ihr scheint mir einfach vernünftige Leute zu sein. Und außerdem … Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Junge mit so schönen und edlen Augen so etwas tun würde.“
    „M… meinst du mich?“, Gwerion trat einen Schritt zurück, Nadfin einen Schritt vor. Taoreths Anwesenheit schien sie nicht zu stören, während Gwerion nervös zu ihm hinüberschielte. Er wunderte sich, dass Gwerion so unsicher wirkte, war er doch auf den Adelsfesten, von denen er immer erzählte, stets von schönen Frauen umringt.
    „Natürlich dich, Schöner! Naja … jetzt ist keine Zeit, ich muss Mutter mit eurem Vater helfen. Aber keine Sorge, ich komme zur Mitternacht nochmal vorbei, dann können wir auch allein sein – ist ja wirklich viel Platz hier. Gute Nacht Jungs!“, kicherte Nadfin und verschwand dann, ohne eine Antwort abzuwarten, rasch durch das Scheunentor.
    „Nun … Meinen Glückwunsch, sie mag dich offenbar“, brachte Taoreth hervor, wenig überzeugend.
    „Mach dich nicht lustig – ich mag sie nämlich gar nicht!“, sagte Gwerion, was beruhigte. Doch nicht ganz.
    „Hey, wir sind beste Freunde – du kannst es mir schon sagen, wenn du sie …“, Taoreth überlegte, wie er den Satz am besten beenden sollte, „… willst.“
    „Unsinn …“
    „Ich glaube dir nicht.“ Taoreth wollte sich gerade wegdrehen.
    „Tao!“, Gwerion hielt plötzlich Taoreths Hand, trat einen Schritt auf ihn zu und presste die Lippen mit leichtem Druck auf seinen Mund. Er erstarrte, wagte jedoch nicht, Gwerions Kuss zu erwidern. Er trat jedoch auch nicht davon zurück.