Dunedin

Es gibt 107 Antworten in diesem Thema, welches 26.529 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. April 2014 um 09:22) ist von Everad.

  • Tyrell konnte ein Grinsen nicht unterdrücken als er die Verwirrung seines Gegenüber spürte. Er wusste nicht was ein Wendigo war. Wie auch? Die letzten waren getötet worden, lange vor seiner Geburt, vielleicht sogar schon vor dem Auftauchen der ersten Hexer. “Du hast etwas, das ich haben will.“ knurrte er und machte eine Geste in die Richtung in der Thorans Sachen lagen. Er vermutete, das der Hexer den Stein bei sich trug. Zumindest er hätte so gehandelt. “Steck deinen Zahnstocher weg, händige es mir aus und wir werden uns blendend verstehen.“ Er umrundete seinen Gegner langsam in kampfbereiter Haltung.“Oder du entscheidest dich zu Kämpfen und tapfer aber dumm zu sterben.“ Er stand jetzt , das er bestens erkennen konnte, wann de Sonne unterging. Es konnte nur noch wenige Minuten dauern, doch heute war Vollmond, der ihm Kraft schenken würde.

    Cifer hatte Jerim und Neretvan eingeholt und wieder menschliche Gestalt angenommen. Nun lauschte er Keins Vortrag über Teamgeist und Zusammenhalt. Er mochte viel labern, aber im Grunde genommen hatte er Recht. Sie waren eine Gruppe und dazu verpflichtet sich zu helfen. Er schüttelte den Kopf. Dieses Abenteuer würde am Ende noch seinen Charakter umkrempeln.

    Noah stolperte durch die Kanalisation. Sein Brustkorb schmerzte, genauso wie so ziemlich der ganze Rest seines Körpers. Wie lang würde es wohl noch bis zur Verwandlung dauern?

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    GNU Terry Pratchett

  • Lynn lachte innerlich auf, als Serin sich bei ihr entschuldigte. Natürlich, es tat ihm leid, dass er sie betäubt und entführt hatte.
    Er kniete sich neben sie und zu gerne hätte sie ihn getreten, doch er befand sich außerhalb ihrer Reichweite. Zusätzlich konnten sie ihre Beine noch nicht tragen.
    "Sei unbesorgt, ich werde dir nichts tun. Ich will nur ein paar antworten", sagte er und seine Stimme veränderte sich. Sie klang nicht mehr so dunkel, fast freundlich und zum ersten Mal kroch ihre keine Gänsehaut über den Körper.
    Dann lächelte er, als ob er sie beruhigen wollte.
    Lynn holte tief Luft. Sie war schon viele Male gefangen genommen worden und es gab immer einen Ausweg. Vielleicht gab es den auch hier.
    "Was willst du wissen?", fragte sie unverblümt und sah den überraschten Ausdruck in seinen Augen.
    "Was macht ihr Dunedin?", fragte Serin.
    Lynn sah zu ihm auf. Ihre Kopfschmerzen waren verschwunden und ihr Überlebensinstinkt erwachte. Sie bemerkte, dass sie Serin nicht täuschen konnte. Er würde wissen, wenn sie log.
    "Wir sind hier um uns auszuruhen. Wir hatten eine anstrengende und verlustreiche Reise.", beantwortete sie die Frage vage.
    "Wieso habt ihr euch auf diese Reise begeben?", fragte er weiterhin freundlich.
    "Wir würden von mehreren Monstern angegriffen und haben Schutz gesucht."
    Lynn sah, wie Serin eine Lüge zu entdecken versuchte, aber sie sprach die Wahrheit.
    Naja, die halbe Wahrheit.
    Serin straffte kaum merklich seine Schultern und setzte seine Befragung fort.

  • Neretvan schwieg. Er konnte Jerim nicht ins Gesicht schauen. Er fühlte sich unwohl, nie hatte so jemand etwas zu ihm gesagt. "Ich... Ich bin dir... euch, zu Dank verpflichtet. Sehr sogar, aber ich kann nicht. Ich habe dieses Abenteuer nicht gesucht und..." Neretvan drehte sich um, damit Jerim seine Tränen nicht sah. "...ihr schafft das ohne mich. Ich weiß es. Vielleicht hast du Recht, mit all dem, aber ich kann einfach nicht. Ich muss meine Frau finden. Um jeden Preis und... ihr werdet das schaffen. Ich glaube an euch." Neretvan ging und drehte sich nicht mehr um. Er sah nicht, wie enttäuscht Jerim war. Er sah nicht wie sehr enttäusch Cifer war... Er sah nicht den Schmerz der anderen... Nur seinen eigenen...

    Thoran lächelte und entblößte seine spitzen Zähne. "Wendigo... Ich habe es nie selbst gerochen. Ich hatte nie die Ehre solch ein Wesen zu Gesicht zu bekommen. Ich wusste es, war mir aber nicht sicher." Thoran lachte kurz und boshaft. "Weißt du nicht, dass ich ein Hexer bin? Einer der wenigen, der in der Lage ist so etwas" er betonte es abfällig "zu töten. Ich bin gemacht worden um Monster zu töten, aber trotzdem werde ich nicht mit dir kämpfen. Weißt du wieso? Vollmond." Thoran zeigte mit dem Schwert in Richtung Mond. "Ich bin nicht dumm. Aber eine Frage: Kennst du Hexermagie? YRDEN!" Orange Blitze schlugen aus Geralts Hand und umhüllten den Wendigo. Er wehrte sich heftig aber als sich die Wirkung des Zaubers entfaltete, wurde der Widerstand des Wendigos immer weniger und weniger. "Tut mir leid, dass ich so handeln musste, aber ich kann dir nicht vertrauen... Erstens: du bist ein Monster. Zweitens: ich kenne dich nicht, aber du suchst nach etwas was ich anscheinend habe." Thoran umrundete den gefesselten Wendigo. "Was suchst du? Vielleicht kommen wir zu einer Übereinkunft." Der Wendigo bleckte die Zähne. Thoran grinste.

  • Jerim sah Neretvan noch eine Zeit lang her. Schade, dass es so gekommen war, doch der Mann hatte eine Entscheidung getroffen und wenn dies die Einsamkeit war dann musste er es akzeptieren. Er hoffte, dass er seine Frau finden würde und er sie beschützen konnte. Kurz lachte Jerim auf. Er hätte wohl nie gedacht, dass er einem Mörder jemals Glück wünschen würde, doch jetzt war er sich gar nicht mal mehr so sicher ob Neretvan vielleicht doch gar kein so schlechter Mensch war.

    Serin hielt sein Lächeln aufrecht. Es vermochte die Frau nicht täuschen, doch gerade das ließ sie glauben sie wäre ihm in dieser Beziehung im Vorteil. Sie glaubte ihm auch nicht, dass er sie nicht gern entführt hatte, doch in dieser einen Sache täuschte sie sich. Mit jeder Sekunde mit der er mit ihr sprach, bildete sich in ihm immer mehr Respekt vor dieser Frau die trotz ihrer Lage sein Spiel mitspielte. Es fiel ihm nicht leicht etwas zu erfahren. Sie sagte die Wahrheit, aber immer verschwieg sie etwas. Ihr Fehler war nur, dass sie seinen Fragen nur an einigen wenigen Stellen auswich, so dass er nach dem suchen konnte was unbeantwortet blieb. Sie hätte bei allen Fragen ausweichen sollen um ihm im Dunkeln tapsen zu lassen, doch dieser einer Fehler verriet ihm weit mehr als das gesagte. Sie sagte, dass sie in Dunedin waren um sich auszuruhen, aber nicht wieso sie nicht in eine der umliegenden Burgen gelaufen waren, wie all die anderen Flüchtlinge. Sie erzählte von der Flucht vor den Monstern, aber nicht wie sie überhaupt in die Lage gekommen waren sie zu treffen. Und sie erzählte zwar wie sie die übrigen getroffen hatte und dass sie mit ihnen gereist wäre, weil das sicherer wäre, aber nicht welches Ziel sie ursprünglich gehabt hatte. Dies alles zeigte, dass sich hinter ihren Worten noch viel mehr verbarg und er wurde das Gefühl nicht los, dass das was verborgen war, viel größer war, als er ursprünglich angenommen hatte.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Cifer klopfte Jerim aufmunternd auf die Schulter. Eine Geste die er normalerweise mied.“Wenigstens hast du es versucht. Er ist schließlich kein kleines Kind.“ er wandte sich zum gehen um.“Komm. Lynn und Noah warten sicher schon in der Taverne und Thoran finden wir sicher auch wieder.“

    Tyrells Kapuze war bei Thorans Angriff zur Seite gerutscht, so dass dieser ihm ins Gesicht sehen konnte. Seine Augen sprühten fast schon vor Hass, doch er konnte sich nicht bewegen. Innerlich verfluchte er sich, nicht geduldiger gewesen zu sein. Nur ein paar Minuten mehr und dieser Hexer hätte nicht einmal gemerkt, wie er starb.“Oh, ich weiß sehr wohl was ein Hexer ist.“ knurrte er.“Man erschuf Monster um Monster zu töten.“ er sprach das Wort Monster mit so etwas wie Stolz aus.“Genauso wie man Feuer mit Feuer bekämpfen kann. Was macht dich so viel besser als mich?“ Er beachtete Thorans Frage nicht. Der Wendigo plante keinesfalls, darauf zu antworten.

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  • Serin durchschaute sie. Er wusste, dass sie nur die halbe Wahrheit sagte.
    "Du bist gut.", sagte er schließlich und sie wusste, jetzt würde er offensive werden.
    "Ich versuch mein bestes.", antwortete Lynn sarkastisch.
    Sie spürte, wie das Gefühl in ihre Beine zurückkehrte. Serin stand auf und ging im Raum auf und ab.
    "Wieso hast du dich der Gruppe angeschlossen?", fragte er erneut.
    "Das hab ich doch schon...", doch der Mann unterbrach sie.
    "Ich will die komplette Wahrheit wissen. Rede nicht mehr um den heißen Brei herum."
    Er blieb vor ihr stehen und stemmte die Hände in die Hüfte. Lynn blieb stumm. Das würde sie ihm garantiert nicht sagen.
    Der Mann ging wieder auf und ab und Lynn belastet leicht ihre Füße. Sie konnte ihre Beine wieder belasten. Sie hatte vor ein paar Minuten die Tür entdeckt und hatte den Fluchtplan gefasst. Das Problem war, dass sie nicht zu ihren Waffen kam. Sie müsste sie nachher mit den anderen holen kommen.
    Als Serin gerade am weitesten von der Tür weg war, sprang Lynn auf. Sie war kurz wackelig auf den Beinen, dann rannte sie los.
    Doch sie kam nicht weit.
    Starke, grobe Hände packten sie und zogen sie von der Tür weg hin in die andere Ecke.
    Fluchend trat Lynn um sich, doch der Mann war einfach zu stark.

    Aly flog über den Menschenmassen von Dunedin. Sein Blick suchte die Menge ab und dann sah er die große Gestalt des Energieelf, der seine Freundin öfters beschützt hatte. Mit einem Schrei stürzte er in die Masse und landete auf den Schultern des Wesen.

  • Neretvan eilte durch die Straßen, zum Hafen. Es dauerte nicht lange und er war dort. Der Hafen war sehr belebt und es lagen jede Menge Schiffe vor Anker, hauptsächlich Handelskoggen und kleiner Fleuten. Und dazwischen schwer bewaffnete Kriegsschiffe. Aber Neretvan suchte nur ein Schiff, eine Galeere. Er erblickte sie sofort, abseits von allen, am eher unwürdigeren Teil des Hafens. Verdreckt und stinkend war das Schiff, aber wenn wunderte das? Es war eine Sklavengaleere. Vor der Planke standen zwei Wachen und ließen anscheinend niemanden durch. "Heda! Ich möchte mit eurem Herrn sprechen." "Er ist beschäftigt." "Es ist dringend, der weiße Wolf schickt mich." Die Wachen sahen sich an und runzelten die Stirn. "Na gut, ich schaue nach." Eine der Wachen ging über die Planken zum Heck des Schiffes und zur Kabine des Kapitäns. Es dauerte nicht lange und die Wache kehrte in Gesellschaft eines dreckigen, fetten Mannes zurück. "Aaaah. Kundschaft." Neretvan hob die Augenbrauen. "Kundschaft? Nein, ich komme nicht um zu kaufen. Ich brauche eine Info." Der fette Mann schien wenig erfreut, antwortete aber höflich: "Na schön, was willst du wissen?" "Ich suche eine Frau. Sie sieht etwa so aus." Neretvan händigte ihm das Bild seiner Frau aus. Der Mann nahm es an und studierte es genau. "Bist du Neretvan Shabidnjal?" "Äh, ja, wieso?" Der Mann schaute nochmal das Bild an und grinste dann. "Nehmt ihn fest. Er ist viel Gold wert." "Was?" Bevor Neretvan reagieren konnte, packten ihn die Wachen und fesselten ihn. "Holt die Stadtwache. Es ist ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Sehr, sehr viel Geld." Der fette Mann lachte und lief die Planke hoch, dabei warf er das Bild ins Wasser. Neretvan schrie und zerrte an den Fesseln, aber die Wachen prügelten ihn auf den Boden. "Na los, bringen weír den Scheißkerl dahin, wo er hingehört." Sie brachten ihn zur Festung und lieferten ihn ab. Am Tor wurden sie bezahlt und er in das Innere der Festung gebracht. Drinnen wartete ein Mann, in teure Gewänder gehüllt. "Ahhh, der Assassine. Wie schön Euch kennenzulernen. Ihr werdet Euch über Euer neues Zuhause sehr freuen. Bringt ihn in seine Zelle und sagt ihm was ihn erwartet." Die Wachen nickten und zerrten ihn weg. Er konnte sich nicht mehr an alles erinnern. Sie verprügelten ihn den ganzen Tag und am Abend wurde er auf den Marktplatz gebracht... Wo alle anderen Verbrecher hingerichtet werden sollen...

    Thoran starrte den Wendigo an. Er hatte ihn beleidigt, aber statt wie sonst zornig zu werden, lachte er. "Sehr amüsant mit Euch zu reden. Es ist wahr. Ich bin ein Monster, aber im Gegensatz zu dir habe ich noch was menschliches an mir." Er ignorierte die Tatsache, dass ihm der Wendigo seine Antwort verweigert hatte. "Ich lasse dich hier, in der Wildnis. Ich werde zurückgehen, vielleicht treffen wir uns ja wieder. Um Morgengrauen sollten sich die Fesseln lösen, keine Sorge, sie sind nicht wie bei anderen Hexern mit dem Tod des Gefangenen verbunden. Gute Nacht." Thoran packte alles zusammen und rief Reißer, der Scheiterhaufen war abgebrannt.

  • Serin brachte die Frau wieder zurück zu ihrem Platz, und Band ihre Hände mit einem für alle Fälle bereitliegenden Seil zusammen. Dabei achtete er darauf sie trotz ihrer Schläge und Tritte nicht zu verletzen. Damit war schließlich zu rechnen gewesen. "Ich hätte gehofft, dass vermeiden zu können", sagte er traurig.

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  • Cifer blickte überrascht hinter sich, als Als mit einem lauten Schrei zu Jerim flog und sich auf seine Schulter setzte. Der Vogel wirkte aufgebracht. Irgendetwas stimmte nicht. Auch wenn Cifer sich nie die Mühe gemacht hatte, die Sprache der Vögel zu lernen war es nicht zu übersehen das jemandem Gefahr drohte. Was wenn er sich vorhin doch nicht geirrt hatte, was Lynn betraf.“Es muss um Lynn gehen, so aufgebracht wie er ist.“ schlussfolgerte Jerim.“Wir müssen sie finden.“ Er hastete los und bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Cifer folgte dem Elf. Warum hatte keiner darauf geachtet? Die Gruppe schien sich immer weiter zu zerstreuen.

    Tyrell starrte Thoran kurz fassungslos hinterher. Dann stieß ein wütendes Jaulen auf und versuchte wütend die unsichtbaren Fesseln zu lösen.“Komm zurück du räudiger Sohn einer Hündin.“ brüllte er ihm hinterher.“Ich bin nicht nicht fertig mit dir!“ “Aber ich mit dir.“ rief Thoran grinsend über die Schulter und verschwand.

    Unter der Stadt in der Kanalisation stürmte jaulend ein felliges, wolfsartiges Wesen, bewegte sich mal auf auf zwei Pfoten mal auf allen vieren, während es einen Ausweg aus den Gängen suchte. Über ihm, das konnte der Werwolf genau riechen, tummelte sich eine ganze Horde Menschen, doch es gab keinen Weg um zu den kleinen Leckerbissen zu gelangen. Es war gefangen.

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  • Als Serin sich von ihr entfernte, rannen Tränen Lynns Wangen hinab.
    Sie war verloren. Die anderen würden sie nicht finden. Sie würde,hier allein bleiben,ganz dem Mann ausgeliefert.
    Lynn ließ den Kopf gegen die Wand sinken und wünschte sich, sie hätte vor vielen Jahren einen anderen Weg eingeschlagen. Jetzt war sie hier,in Dunedin, einer der schönsten Städte der Welt und würde nie wieder ihre Freunde sehen.
    Sie dachte an Thoran, Neretvan, Jerim, Noah, ja sogar an Cifer. Sie alle würden nicht erfahren, was mit ihr passieren würde.
    Hoffentlich würde Aly das durchstehen.
    Unverhofft keuchte Lynn auf.
    Aly.
    Er würde sie finden, er würde die anderen zu ihr führen.
    Lynn hörte auf, sich im Selbstmitleid zu sullen und besah sich die Fesseln.
    Der Mann hatte ganze Arbeit geleistet. Selber konnte sie sich nicht befreien. Sie brauchte eine Waffe.
    Sie sah sich um und entdeckte einen halben Meter neben sich einen Spitzen Stein.
    Perfekt.

    Einmal editiert, zuletzt von Ardwinna (4. Januar 2014 um 17:37)

  • Neretvan war noch ganz benommen, als man ihn über den Marktplatz schleppte. Er nahm das Gebrüll der Menge kaum war, genauso wenig die Sachen, die ihm ins Gesicht geworfen wurden. Die Wachen brachten ihn auf eine Plattform in der Mitte. Es gab etwa sieben und sie waren U-förmig angeordnet. sodass die Menge eine gute Übersicht hatte. Mit Neretvan wurden 19 andere Verbrecher hingerichtet. Der Bürgermeister (er musste der Bürgermeister sein, niamand sonst war so prachtvoll gekleidet) trat vor und hob die Hände. Die Menge verstummte, der Mann begann zu sprechen: "Bürger von Dunedin! Wir haben uns heute hier versammelt um die Blutnacht zu ehren und die dazu verurteilten Verbrecher zu bestrafen! Wie ihr wisst war dieses Jahr sehr von Kriminalität geprägt. Seht die Plattformen. Jede Plattform steht für eine Verurteilungsmethode. Ganz hinten rechts werden die kleineren Delikte bestraft. Dann wird es immer ärger. Hier in der Mitte (er zeigte auf seine Plattform, auf der Neretvan stand) werden die schlimmsten Verbrecher bestraft. Ich nenne sie beim Namen... Herogar Stavrodson, Mörder, Vergewaltiger, Dieb und Betrüger, Tod durch den Strang! Manekar Stahlhammer, Mörder, Gewalttätigkeit, Betrüger und Ehrenbeleidigung, weil er ein Zwerg ist, wird er zuerst gefoltert, dann gehängt! Neretvan Shabidnjal, Mörder, Betrüger, Dieb und Hochverrat, Tod durch Läuterung!" Neretvan lief es eiskalt den Rücken runter. "Das Urteil wird sofort vollstreckt!" Der Zwerg wurde weggeschleift und der Nordmann zum Galgen gebracht. Sie machten die Schlinge an seinem Hals fest und warteten auf den Henker. Der bereitete alles hinter Neretvan vor, etwas klirrte und klapperte. Dann lief der Mann mit der Kapuze an ihm vorbei zum Galgen. Er trat zum Hebel und wartete. Der Bürgermeister nickte mit einem Lächeln im Gesicht und kurz darauf klappte die Falltür auf. Neretvan wendete den Kopf ab, hörte aber wie der Mann gurgelte. "Jetzt der Hochverräter!" Die Menge jubelte. Einige verfluchten ihn und warfen verfaultes Obst und Gemüse nach ihm. Neretvan schwieg und wartete. Der Henker zog ihn nach hinten und dann machte man sich daran die Fesseln an seinen Gliedmaßen festzumachen. Auch um seinen Hals zog man eine Schlinge. Als seine Füße und Hände festgemacht waren, zog man ihn hoch. Die Seile wurden gespannt und er wurde leicht in die Höhe gezogen. Die Schlinge um seinen Hals zog sich etwas zu und er japste nach Luft. Die Arme und Beine schmerzten ihm weil sie so heftig belastet wurden. "Lasst uns beginnen!", rief der Bürgermeister und der Henker rollte das Tuch mit seinen Werkzeugen auf.

    Thoran lief in die Stadt. Es war dunkel und er hatte keine Ahnung wo sich seine Freunde befanden. Er musste sie suchen.

  • Jerim eilte seinen Freunden hinterher, die ihrerseits dem Vogel hinterher eilten. Der Adler flog immer wieder ein Stück voraus und wartete dann wieder auf Gruppe. Er führte sie durch verlassene Gassen und Wege bis sie plötzlich in Thoran hinein liefen. "Was macht ihr hier", fragte er verwirrt und sie erklärten ihm alles. "Neretvan, wie", fragte er bedrückt, "Ich hätte wirklich gedacht er würde bei uns bleiben." Er drehte sich zu Aly. "Na dann lass uns nach Lynn sehen", sagte er und stapfte los.

    Serin lehnte sich an die Wand und starrte in den Himmel. Sein Versteck lag in einem verlassenen Gebäude in einer verlassenen Gasse. Die Decke war schon seit langem eingestürzt und so konnte man nicht nur den Nachthimmel sondern auch die umliegenden Dächer sehen. „Wie heißt du eigentlich“, fragte er die Frau vor ihm. Sie saß zusammengekauert an einer der Wände. Sie wirkte so hilflos auch wenn er bezweifelte, dass sie tatsächlich aufgegeben hatte. Auf seine Frage hin hob sie ihr Gesicht. „Lynn“, antwortete sie schließlich zögernd, als erwarte sie irgendeine Falle. „Ein schöner Name“, dachte Serin und wandte den Blick wieder gen Nachthimmel. Wie sollte er weiter vorgehen. Die Nacht würde bald enden und er wollte Lynn nicht noch länger leiden lassen. Er wusste, dass sie dachte er würde sie töten, aber das könnte er niemals tun. Plötzlich sprang diese von ihrem Platz auf, um Ihre Handgelenke baumelten die Enden der Fesseln, und sprang auf die Tür zu. Nur durch einen Sprung konnte er sie noch gerade so erreichen. Sie schlug und trat um sich und er schaffte es nur mit Mühe sie zu halten. „Ich könnte sie jetzt einfach laufen lassen“, dachte er, „Dann wäre die Sache vorbei und sie wäre wieder in Sicherheit.“ Schade nur, dass sie ihn auf diese Weise kennenlernen musste. Er wusste nicht warum aber seltsamerweise störte es ihn. Das ließ sich jedoch wohl kaum rückgängig machen und im Grunde genommen war es auch seine eigene Schuld. Plötzlich hörte er ein Kreischen und ein Vogel flatterte durch das fehlende Dach in den Raum und im selben Moment stürmte die Gruppe aus dem Gasthaus durch die Tür.

    „Lass sie los“, brüllte Thoran und richtete sein Schwert auf ihn. Serin unterdrückte ein Fluchen. Wie hatten sie ihn gefunden. Schnell machte er sich ein Blick von der Lage. Alle Männer aus dem Gasthaus waren hier, außer zwei. Besorgt ließ er seinen Blick über die Dächer schweifen auf der Suche nach den beiden. Vermutlich als Scharfschützen aufgestellt. Kurz blieb sein Blick auf metallischem Schimmern am Rande eines Kamins hängen. Wohl ein Messer oder Schwert. „Sag deinen Männern sie sollen vom Dach kommen, damit wir friedlich reden können“, richtete er sein Wort an Thoran. „Männer auf dem Dach“, fragte Thoran erstaunt, „Da sind keine Män…“ In diesem Moment ließ Serin Ardwinna los, stürzte auf Thoran zu, tauchte unter einem hastigen Schwerthieb hinweg und riss ihn zu Boden. Entsetzt starrte Thoran auf ein Messer, das neben ihm noch zitternd im Boden steckte. Dort wo Thoran eben noch gestanden hatte. Eine laute Stimme drang vom Dach zu ihnen herab. „Gut gemacht mein Junge, gut gemacht“, rief eine Stimme, die zweifellos dem Besitzer dieses Messers gehörte, „Zwecklos, aber Gut.“ Serin hob den Blick und sah einen Mann neben dem Kamin, der ihm aufgefallen war, stehen. Er trug einen Bart und einen grauen Mantel. Ebenso Grau wie der seine. „Seltsam“, sagte er laut, „Erst suche ich euch und dann kommt ihr zu mir. Ein seltener Glücksfall. Nicht.“ Der Mann lachte auf. „Ich beobachte dich schon seit langem“, antwortete er und wurde schlagartig wieder ernst, „So lange, dass ich dachte ich lass meinen jetzigen Auftrag ruhen und fang den weggelaufen Jungen wieder ein.“ „Der Auftrag“, fuhr er fort und lächelte, „Ist es übrigens die Maschinen zu bewachen, die ihr so dringend sucht, Thoran.“ Dieser richtete sich mit unglaube im Blick auf. „Seid ihr verrückt“, sagte er, „Wisst ihr nicht was diese Maschinen bewirken.“ „Doch“, antwortete der Mann und grinste noch breiter, „Und es ist mir egal. Es gibt viel Geld.“ Diesen Moment nutzte Jerim und ein Ball aus weißglühender Energie stahl sich aus seiner Hand und fuhr auf den Mann zu. Ein Fehler zu glauben, ein Mitglied des Ordens würden nicht damit rechnen. Der Mann rollte sich auf den Dachziegeln ab und ließ sich zu Boden fallen. Federnd kam er auf der Straße auf und dort wo einmal der Kamin gestanden hatte klaffte jetzt nur noch ein Loch. Serin ließ den immer noch schockierten Thoran zurück und rannte auf den Assassinen zu. Zwei Messer verließen seine Hände, doch Serin glitt an ihnen vorbei. Der Mann zog ein weiteres Messer und erwartete ihn, doch Serin blockte den Schlag, drehte ihm das Messer aus seiner Hand und ließ es zu Boden fallen. Doch der Mann, fasste sich und nur mit Mühe konnte Serin die Tritte und Schläge abwehren. Immer weiter wurde er zurückgetrieben und keiner seiner eigenen Angriffe kam zu seinem Gegner durch. Plötzlich traf ihn ein Schlag gegen die Brust und der Fremde zog ihn mit einem Tritt die Beine weg. Der Aufschlag auf dem hartem Boden presste die Luft aus seiner Lunge. Der Assassine fixierte Serins Arme mit den Beinen am Boden und plötzlich spürte er das kalte Stahl eines Messers an der Kehle. Das Gesicht des Mannes schob sich über seines und er konnte den warmen Hauch des Atems auf seiner der Wange spüren. "Ihr hättet den Orden nie verlassen sollen", sagte der Mann leise. Was hätte aus dir werden können. Mit dem Geld was du dem Orden eingebracht hättest, hätte man jedes Haus in dieser vermaledeiten Stadt hier kaufen können und auch du hättest ein leben im Luxus geführt." Serin atmete schwer ein und aus. Das Messer schnitt flache Furchen in seine Haut. Flach noch, aber die winzigste Bewegung könnte tiefe Gräben daraus machen. "Nicht wir alle machen uns so viel aus Geld wie du", sagte er gepresst, die Last des Körpers auf seiner Brust machte es ihm nicht leichter. "Nicht alle sind so dumm wie du", erwiderte der Mann und setzte zum tödlichen Schnitt an. Verzweifelt drückte Serin die Zehen durch, was eine Klinge an der Spitze seines Stiefels hervorschnellen ließ und rammte diese dem Mann mit letzter Kraft in die Seite. Der Körper über ihm zuckte zusammen und dieser kurze Moment genügte Serin. Er packte die Hand seines Gegners, wand ihm das Messer aus der Hand und rollte sich über ihn. "Gut gemacht", presste der Mann unter Schmerzen hervor. Jetzt lag ihm kalter Stahl am Hals. "Dein Meister wäre stolz auf dich, wenn du ihn nicht so schändlich verraten hättest", sagte er mit einem gequälten Lächeln. "Er hat mich verraten", widersprach Serin, "Wo sind die Maschinen die diese Menschen suchen." Dabei deutete er mit dem Kopf auf die anderen, die um ihn herum standen. Nun lachte der Mann auf. "Wieso sollte ich dir das erzählen", fragte er, "Als würdest du mich so am leben lassen." "Vielleicht brauchst du es mir gar nicht erzählen", Serin's Hand tastete über den Mantel des Assassinen, während er sprach, "Die Maschinen werden gut versteckt sein und da kann eine Karte doch nicht schaden." Nach kurzer Zeit hatte er gefunden, was er gesucht hatte. Ob Bauernhemd oder Assassinenmantel die Wertsachen waren überall an derselben Stelle. Und tatsächlich. Zwischen einem Geldbeutel und einem kleinem Fläschchen ertastete er das raschelnde Papier einer Schriftrolle. "Es wird dir nichts nützen", behauptete der Mann, "Die Maschinen sind schwer bewacht. "Wir werden sehen", erwiderte Serin. Der Mann lächelte schon wieder. "Ahh, das Vertrauen der Jugend. Was dir fehlt ist Erfahrung mein Junge", sagte er, doch dieses Mal erwiderte Serin das Lächeln. "Es gibt eins was Erfahrung und Tot gemeinsam haben. Alter vor Schönheit", und mit diesen Worten schnitt er mit der Klinge des Messers durch den Hals des Meuchelmörders. Langsam stand er auf und wandte sich zu den anderen, während sein Feind röchelnd starb. "Ich glaube ihr schuldet mit noch eine Zeche", behauptete er und zum ersten Mal seit langen lag kein aufgesetztes oder erzwungenes Lächeln auf seinen Lippen, sondern ein ehrliches.

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  • Cifer blickte den Assasinen fassungslos an. Wollte der Kerl ihnen Wirklich helfen? Andererseits hatte er sie in der Taverne ja genau aus diesem Grund angesprochen. Er hatte gemeint, sie könnten sich gegenseitig helfen. Der Gestaltenwandler seufzte. Kaum waren sie einem Meuchelmörder los, entschied sich schon der Nächste, ihnen zu folgen. Diese Typen hatten sich in letzter Zeit ziemlich stark vermehrt, das Geschäft schien gut zu laufen. Andererseits wünschte er Neretvan schon irgendwie Glück bei der Suche nach dessen Frau. Schweigend machte sich die Gruppe auf den Weg zurück zum Gasthof. Die Straßen schienen leerer zu sein und die wenigen Leute bewegten sich alle in die gleiche Richtung. Die Aufregung stand allen ins Gesicht geschrieben. Zwei Kinder zerrten einen älteren Herren aufgeregt hinter sich her.“Komm Opi, sonst müssen wir bei der Hinrichtung wieder so weit hinten stehen.“ rief eines der Beiden.“ Jerim sprach eine junge Frau an die gerade vorbeihastete und fragte was denn geschehen sei.“Wo lebst du denn bitte?“ fuhr sie ihn schroff an.“ Heute ist die Hinrichtung der Verbrecher. Wie's aussieht haben sie in den letzten Stunden noch nen Neuzugang bekommen. Irgendeinen Assasinen.“ mit diesen Worten drängelte sie sich ungeduldig an der Gruppe vorbei. Die Anderen sahen sich überrascht und auch schockiert an. Ihnen kam nur ein Mann in den Sinn, auf den die Beschreibung passte.

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  • Als Lynns zweiter Fluchtversuch gescheitert war, war sie kurz vor dem aufgeben. Doch dann stürmten die Männer den Raum und Serin ließ sie los. Sie stürzte zu Boden, doch sie sprang schnell auf und versteckte sich hinter den Männern.
    Zum ersten Mal seit ihre Eltern gestorbenwaren, verspürte sie eine tiefsitzende Angst.
    Und als der Mann gegen den Assasinen kämpfte und gewann, wurde ihr bewusst, wie leicht sie heute hätte sterben können.
    Jerim griff nach ihrem Arm und sie sah zu ihm auf:" Wie geht es dir?"
    Sie schluckte:" Wird schon wieder. Danke für die Rettung."
    "Ist doch selbstverständlich.", antwortete der Elf.
    Serin trat wieder zu ihnen, er blickte sie alle der Reihe nach an.
    "Ich will euch bei der Suche helfen.", sagte er selbstbewusst.
    "Lasst uns erst Neretvan suchen, bevor wir weitere Entscheidungen treffen.", und mit diesen Worten sprang Thoran aus dem Loch in der Wand, vorbei an dem Toten. Lynn ging zu ihren Waffen und warf sich den Köcher über und nahm den Bogen in eine Hand.
    Sie folgte Thoran direkt, wollte sie doch möglichst viel Abstand zwischen sich und den Neuen bringen.
    Plötzlich bemerkte Lynn einen Lufthauch neben ihrer Wange und zuckte zusammen, doch es war nur Aly, der sie zweimal umrundete und sich dann auf ihrem ausgestreckten Arm niederließ. Sie sah ihm in tief in die Augen:" Danke."
    Die geflüsterten Worte beantwortete der Adler mit einem Schrei und flatterte dann auf ihre Schulter, wo er sich niederließ, als wolle er sie beschützen.

    Als die fremde Frau von der Hinrichtung sprach, sahen sich die Gefährten panisch an.
    Und dann sprinteten sie auf einen stummen Befehl hin los. Sie mussten versuchen ihn zu retten, Neretvan hatte so viel für sie getan. Hoffentlich kamen sie nicht zu spät.
    Der Marktplatz war voll. Alle versuchten einen guten Blick auf das Ereignis zu erhalten. Lynn sah nichts, außer die Menschen die direkt vor ihr standen.
    Plötzlich hörte sie Neretvans Namen. Seine Folter sollte beginnen.
    "Was tuen wir jetzt nur?", versuchte sie gegen den Lärm der Masse anzuschreien, als Jerim auch schon losrannte.

  • Der Marktplatz war wirklich überfüllt, überall standen Leute und wollten die Verbrecher sterben sehen. Gerade verlas man Neretvans Urteil und die Anschuldigungen. "Wahrlich ein Mörder ist er, aber kein ehrloser Mann und schon gar kein Verräter!", meinte Thoran und bahnte sich einen Weg durch die Menge, Jerim half ihm den Gefährten eine Gasse zu bilden. "Wir müssen ihn befreien!", rief Lynn. "Aber wie?" "Keine Ahnung.", murmelte Thoran.

    Neretvan betrachtete ängstlich den Henker, plötzlich fiel ihm eine Unruhe in der Menge auf. THORAN! JERIM! LYNN! CIFER! Sie waren gekommen! Er konnte es kaum glauben. Aber er blickte nach rechts und links. Er zerrte an den Fesseln und schrie.

    Thoran sah zu Neretvan. Er zappelte wie ein Fisch im Netz und schrie. Er sah ihn an und hob die Hand. Neretvan bemerkte es und deutete mit dem Kopf etwas an. Thoran kniff die Augen zusammen und versuchte zu verstehen was er meinte. "Ich glaube er will uns was sagen.", meinte Jerim und schaute Thoran an. "Ich glaube..." Thoran sah nach rechts und verstand. Überall waren Wachen. Dutzende. Sie trugen Hellebarden und Armbrustschützen standen auf den Dächern. Thoran sah zu Neretvan.

    Neretvan lächelte als Thoran nach links und rechts schaute. Und dann sah er ihn an. Neretvan schüttelte den Kopf. Thoran schien schockiert.

    "Was meint er?", fragte Jerim, der beschäftigt war die wütenden Bürger abzuwehren. "Er... Er will..." "Was denn, Thoran?" "Er will nicht, dass wir ihm helfen." "Was?!" Jerim schaute erstaunt zu Thoran. "Er will es nicht, er will nicht, dass wir sterben." Thoran zeigte auf die Wachen. "Aber wir können ihn nicht ihm Stich lassen!", sagte Lynn verzweifelt. "Ich weiß nicht, was ich tun soll... Ich habe schon zu viele Freunde sterben gesehen...", meinte Thoran und holte Geralts Amulett heraus. "Ich habe zu viel verloren..."

  • Jerim blickte sich um und sah die Wachen. Es waren viele. Zu viele. "Wenn wir ihn befreien, geht das nicht unbemerkt. Dann sind wir selbst Verbrecher und werden gesucht." "Nicht nur das", meinte Cifer, "Die Schützen auf dem Dach werden uns erledigen bevor wir Neretvan überhaupt erreichen. "Lasst das meine Sorge sein", hörte er plötzlich Serin´s Stimme hinter ihnen. Er hatte nicht bemerkt, dass er ihnen durch die Menge gefolgt war. "Sagt mir nur ob Neretvan für Geld getötet hat", verlangte er. "Jerim sah ihn verwundert an. Dieser Mann war doch selbst ein Assassine, was kümmerte ihn dann was Neretvan war. "Soweit ich weiß tötete er um seine Frau zu retten", antwortete Thoran. Serin blickte ihn kurz mit gerunzelter Stirn an, als verstehe er nicht was Thoran meinte. "Das genügt", sagte er dann und wandte sich ab. "Wartet Assassine ", rief Jerim ihm nach, "Wohin willst du und wieso willst du wissen was Neretvan für Gründe hatte." Serin drehte sich um. "Ich bin kein Assassine", antwortete er nur, "Und solange Neretvan kein Mitglied von rin shedir ist, ist er es auch nicht."

    Serin ging weiter und ließ den verwirrten Jerim hinter sich. Als er den Rand der Menge erreicht hatte begann er zu laufen. In einer Gasse zwischen zwei Häusern sprang er in die Luft, bekam einen Herausragenden Balken zu fassen, der wohl zum aufhängen von Laternen gedacht war, und nutzte seinen Schwung um sich auf einen Balkon zu schwingen. Von dort aus war es ein leichtes auf das Dach zu gelangen. Unter ihm tobte die Menge um den schreienden Neretvan herum. Er bewegte sich leise auf der dem Schauspiel abgewandten Seite des Daches und näherte sich der ersten Wache. Der Mann stand mit eingelegtem Pfeil da, die Menge wachsam überblickend. Er sah die Hand, die sich vor seinen Mund legte, nicht kommen und auch den Schlag gegen die Schläfe nicht, die ihm das Bewusstsein raubte. Auf diese Art erledigte Serin Wache für Wache rundherum um den ganzen Platz. Er übersprang Häuserschluchten, kletterte an Giebeln entlang und duckte sich hinter Schornsteinen. Als er den Platz einmal umrundet hatte und keine Wache mehr übrig war, die er beseitigen könnte, überlegte er wie er den anderen ein Zeichen geben konnte. Auf dem Platz war niemandem das Fehlen der Wachen aufgefallen, zu gebannt waren alle von der Grausamkeit in ihrer Mitte. Aber wie gewann er die Aufmerksamkeit der anderen ohne die Aufmerksamkeit aller zu gewinnen. Er hätte Lynn bitten sollen ihren Adler kreisen zu lassen. Er war intelligent genug um ein Zeichen seinerseits zu verstehen und sie zu allamieren. Andererseit bezweifelte er, dass Lynn ihm diese Bitte gewährt hätte, angesichts dessen was er ihr angetan hatte. Kein Wunder eigentlich. Also tat er das einzige was ihm einfiel und formte die Hände zu einem Trichter. So gut er konnte ahmte er den Schrei eines Adlers nach.

    Auf dem Platz drängten sich die Menschen dicht an dicht und versperrten jede Sicht auf Neretvan. Jerim konnte nur dastehen und überlegen, ohne zu hoffen eine Lösung zu finden. Sie durften Neretvan nicht im Stich lassen. Plötzlich erklang etwas zwischen den Rufen und Schreien. Ein leiser Schrei wie der von Aly. Verwundert blickte er sich zu Lynn um aber der Adler saß auf Lynns Schulter. "Was war das", fragte er und in diesem Moment erklang ein markerschütterndes Brüllen. Es klang hallend, als käme es aus einem Rohr und es klang als wäre der Verursacher dieses Brüllens unter ihnen. Schlagartig kehrte Ruhe ein. Dann löste sich ein Kanaldeckel nicht weit von ihnen aus seiner Verankerung und wurde in die Luft geschleudert.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Der Werwolf konnte die Menschen über sich, trotz des Gestanks der Kanalisation, genau riechen. Sie hatten sich versammelt und waren aufgeregt. Er konnte es Spüren. Vorfreude und Aufregung, aber auch Angst und Wut. Aber nichts davon war für ihn von belangen. Dem Werwolf war nur wichtig, einen Weg nach oben zu finden, um sich die kleinen Leckerbissen zu holen. Das Wesen war der Fährte bis zu einem Kanaldeckel gefolgt. Wütend Jaulend warf es sich dagegen. Dann sprang es aus dem Kanal und blickte sich kurz um. Die Vorfreude der Menschen hatte sich nun vollkommen in Angst verwandelt. Fröhlich schnappte der Werwolf nach den Menschen die nun begannen zu schreien und kreischend auseinander stoben. Er jagte immer wieder jemanden hinterher, schnappte nach ihm und schüttelte ihn im Maul, wenn er die Person erwischte, dann ließ er die betreffende Person fallen und jagte jemand anderem hinterher, wobei er immer wieder Marktstände umwarf, die lose auf dem Platz herumstanden. Ihre Besitzer waren schon geflüchtet. Dann richtete sich die Aufmerksamkeit des Werwolfes auf ein Podest mit mehrere Gestellen. Auch dort standen Menschen die jedoch keine anstalten machten, wegzurennen. Er stürmte auf das Podest zu, sprang mit einem Satz hinauf und warf dabei mehrere der Holzgestelle um, und zertrampelte die Reste einfach. Plötzlich spürte er Schmerz in seiner Schulter und wandte sich um. Die Stadtwachen hatten sich endlich formiert um gegen den Angreifer vorzugehen und einer von ihnen hatte ihn mit seiner Hellebarde angegriffen. Das Ergebnis war ein tiefer Schnitt, der jedoch vor den Augen des Wächters zu heilen schien. Der Wolf knurrte amüsiert. Dann stieß er ein Brüllen aus das durch Mark und Bein ging, packte seinen Angreifer und schleuderte ihn über den Marktplatz. Die anderen Wachen flüchteten. Verwirrt blickte, sich die Bestie auf dem leeren Platz um. Bis auf ein paar Leichen, einige Verletzte und einer Hand voll Gefangener, die während des Tumults nicht geflüchtet waren, schien niemand mehr anwesend zu sein. War die Party wirklich schon vorbei? Er jaulte noch einmal laut, dann jagte er durch eine der vielen Straßen davon, in die Leute geflüchtet waren.

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett

  • Lynn hörte den Schrei des Adlers und den Krach der aus der Kanalisation kam. Dann flog der Deckel in die Luft und ein heftiger Tumult brach aus. Die Menschen versuchten dem Werwesen zu entkommen, vielen gelang es, doch manche wurden von ihm erwischt.
    Lynn sah dem ganzen geschockt zu, dann riss sie Thoran aus ihrer Erstarrung:" Los, wir müssen Neretvan helfen, der Werwolf ist fast bei ihm."
    Die Frau sah auf. Der Werwolf stand auf dem Podium und ging langsam auf die Verurteilten zu. Die Gefährten zogen ihre Waffen und rannten auf das Tier zu.
    Aly erhob sich in die Luft und kreiste über ihnen.
    Doch als die vier sahen, wie die Stadtwache den Werwolf verletzten und die Wunde zu heilen anfing, blieben sie schlagartig stehen.
    "Was sollen wir tun?", fragte Lynn.
    "Wir können zumindest Neretvan befreien.", sagte Jerim, "Lynn, du und Cifer holen ihm von dem Podest runter. Thoran und ich halten den Werwolf in Schacht."
    Die Gruppe teilte sich auf und Lynn und Cifer rannte auf das Podest zu. Sie kamen ohne große Probleme durch, sie waren beide klein und wendig und standen nach kurzer Zeit auf dem Podest, auf dem sich der Werwolf, Neretvan und ein paar Männer der Stadtwache befanden. Auch Jerim und Thoran waren dort angelangt und lenkten die Aufmerksamkeit des Wolfes auf sich.
    "Komm", schrie Cofer und die beiden rannten los.
    Und als ob der Wolf sie gehört hätte, drehte er sich um und sprang auf sie zu.
    Lynn und Cifer schrieen auf und versuchten zu fliehen, doch der Werwolf war zu schnell. Cifer sprang von dem Podest und Lynn wollte es ihm gleichtun, doch sie war nicht schnell genug.
    Plötzlich riss sie eine starke Person um und brachte sie somit aus der Linie des Wolfes. Sie sah auf. Der Wolf verschwand in eine der vielen Seitenstraßen.
    Lynn blickte zu ihrem Retter und wich zurück.
    Serin.

  • Neretvan bekam nicht mehr viel mit. Als der Tumult losgegangen war, ist der Henker ausgezuckt und hatte ihm das Messer in den Bauch gerammt. Er wusste nicht ob es tödlich war, aber es schmerzte wie Hölle. Irgendwann wurde er ohnmächtig und merkte nur noch wie man ihn wegschleifte...

    Thoran bemühte sich den Werwolf im Griff zu halten, aber er verschwand. Irgendwas war ihm bekannt daran vorgekommen. Er kannte den Geruch. "Schnell, wir müssen weg!", rief Lynn, die mit Cifer Neretvan trug. Der Neue stand ebenfalls da. Thoran war sich nicht sicher, was er von ihm halten soll. Er nickte Jerim zu und folgte den anderen. "Sie fliehen mit den Gefangenen!", schrie jemand hinter ihm. Er schaute sich um und sah mehrere Stadtwachen aus den Gassen auftauchen. "Verflucht! Lauft!" Sie sprinteten los, plötzlich spürte Thoran einen stechenden Schmerz in seiner linken Schulter. Ein Bolzen. "Ah, das tut weh.", fluchte er leise und lief weiter. Die Gassen waren sehr eng und er fiel etwas zurück. "Thoran! Schnell!", rief Jerim und winkte ihm zu. Ein Sirren und ein Bolzen flog an Jerim vorbei. "Wo kommen die alle her?" Thoran rannte weiter und sah nach hinten. Die Stadtwachen waren inzwischen zu Pferd unterwegs. "Wir müssen zum Hafen!", schrie Thoran nach vorne. "Zum Hafen!" Ein Bolzen prallte an seiner Rückenplatte ab und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er stolperte gegen die Mauer rechts von ihm und bleib stehen. "Sie sind zu schnell! Lauft weiter, ich habe einen Plan!" "Thoran, nein! Wir trennen uns nicht!", rief Jerim. "Zu spät." Thoran rannte nach links in die nächste Gasse und auf einen kleinen Platz mit einem Brunnen. "Thoran!" Jerim versuchte ihm zu folgen, aber die Wachen kamen näher. Verflucht, was soll das?" "Ich verbessere eure Chancen." Jerim fiel der Bolzen in Thorans Schulter auf. "Du bist verletzt. DU hast keine Chance. Sie werden dich töten. Wir bleiben zusammen! Wir sind eine Gruppe! Das wäre nicht im SInne von Geralt gewesen!" "Was weißt du schon von Geralt!", herrschte ihn Thoran wütend an. "Verschwinde! Lebe! Ich habe noch eine Rechnung offen." Jerim schüttelte den Kopf und sah nach rechts in die Gasse hinauf. Die Verfolger waren verdammt nah. "Du bist ein Idiot! Komm jetzt!" "Nein! Niemals!" Thoran zog sein Schwert und zeigte auf Jerim. "Geh! Hilf den anderen!" "Die Trauer vernebelt dir den Verstand! Komm zu dir!" Thoran verzog wütend das Gesicht. "Ich habe noch nie so klar gesehen!" "Da! Da sind sind sie! Schnappt sie euch!" Jerim schaute nervös zu Thoran, dann zu den Wachen. "Verflucht sei dein Starrsinn!", knurrte Jerim und lief weg. "Nicht nur mein Starrsinn...", murmelte Thoran. Er zog den Ärmel seines Wamses hoch und entblößte seinen ganzen Arm. Von der Schulter bis zum Ellbogen war er komplett schwarz. "Nicht nur mein Starrsinn... ich selbst bin verflucht...."

  • Serin beobachtete den Tumult von den Dächern aus. Als er sah wie diese Bestie in Richtung Lynn und Cifer ging, ahnte er schlimmes. Mit einem Satz sprang er vom Dach und kletterte so schnell er konnte die Holzwand hinab. Wenige Sekunden später berührten seine Füße wieder festen Boden unter sich und er drehte sich in Richtung des Podestes. Cifer hatte es mit einem Sprung verlassen, doch Lynn war noch immer dort oben. Nur wenige Schritte trennten sie von dieser Bestie. Ohne nachzudenken sprintete er los, vorbei an schreienden Menschen und umgestürzten Marktständen und sprang auf das Podest. Lynn versuchte noch den Rand des Podestes zu erreichen, doch die Bestie war dicht hinter ihr. Serin verdrängte seinen Instinkt, der ihm riet sich so weit wie möglich von diesem Ding fernzuhalten und überwand die Entfernung mit wenigen Schritten. Frontal krachte er in Lynn und riss sie so zu Boden, gerade als eine Kralle ins Leere schlug. Gelbe Augen fixierten die beiden. Serin griff nach einem seiner Dolche, doch in diesem Moment, flog ein Speer aus der Menge der Stadtwachen, die sich am Fuß des Podestes formierten und traf das Wesen in die Schulter. Mit einem schmerzerfüllten Heulen wandte es sich ab und hetzte auf die verängstigen Wachen zu, die Augenblicklich auseinanderstieben. Serin richtete sich auf und hielt Lynn eine Hand hin. Etwas verlegen nahm sie sie an. "Wir dürfen keine Zeit verlieren", sagte er nur um den Moment zu beenden. Wer dankte schon gerne seinem Entführer und er wollte es für sie nicht noch schwerer machen. Er machte Neretvan los der sich vor Schmerzen wand und half ihm auf die Beine. Dann war auch Cifer wieder da und half ihm und Lynn Neretvan zu stützen. "Kommt mit", winkte sie Jerim zu sich und bedeutete ihnen ihm und Thoran in eine Gasse zu folgen. "Wir müssen Richtung Hafen", schrie jemand. Serin blickte sich im rennen um und sah hinter sich nichts als Wachen, die ihnen mit gezogenen Schwertern folgten

    Jerim sah Thoran verzweifelt an. Dann wandte er sich ab und lief den anderen Hinterher. "Verflucht sei dein Starrsinn", sagte er noch gut hörbar, dann verschwand er um die Ecke. Noch im laufen merkte er wie seine Wut anschwoll. Wut auf Thoran, Wut auf diese Wachen und Wut auf diese ganze verdammte Stadt. "Verzeih mir, alter Freund", murmelte er leise, doch er drehte sich nicht um.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley