Matt Ruff - Lovecraft Country

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 943 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Januar 2019 um 08:27) ist von Miri.

  • Ich wollte mal noch zu Matt Ruffs Buch "Lovecraft Country" eine kleine Rezension schreiben.

    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Der Stil ist gut lesbar, nicht zu leicht, nicht zu schwer, aber man merkt schon, dass die Erzählungen eine Homage an H.P. Lovecraft sind. Der Aufbau der Geschichte(n) ist etwas speziell, deswegen gehe ich darauf mal kurz ein: Man kann das Buch durchaus als Sammlung von voneinander unabhängigen Erzählungen begreifen. In jedem Kapitel / Geschichte spielt ein anderer Charakter die Hauptrolle, aber viele der anderen Charaktere kommen dennoch vor. Alle Hauptcharaktere gehören einer farbigen Familie an, die Ende der 1950er Jahren mit dem Rassismus in Amerika zu kämpfen hat. Mir hat dieser historische Hintergrund sehr gut gefallen, weil er einerseits sehr eindrücklich beschrieben ist, aber andererseits ohne moralischen Zeigefinger dargestellt wird. Vor diesem Hintergrund werden alle Charaktere durch geheime, okkulte Logen in fantastische, teilweise angenehm schaurige Abenteuer hineingezogen. Das erinnert auch wieder sehr an die Geschichten von H.P. Lovecraft. Besonders ist vielleicht, dass Matt Ruff die fantastischen Vorlagen der Pulp Magazine und Fantasy bzw. Science Fiction Romane explizit erwähnt. Jedes Abenteuer ist mit den anderen durch die Beziehungen der Charakter untereinander und verschiedene weitere Gemeinsamkeiten (wie Das Buch der Namen) verbunden. Auch Klassiker wie das Necronomicon werden immer wieder mal erwähnt.
    Im Laufe des Romans spitzt sich immer mehr ein Gegenspieler aller Charaktere heraus. Dieser ist natürlich ein Okkultist - bzw. wie es im Buch heißt Naturphilosoph, manchmal auch Hexenmeister - mit ein paar dezenten übernatürlichen Fähigkeiten. Mir gefällt hier besonders gut, dass er sich zwar als Gegner der "Helden" entpuppt, aber ihnen eigentlich auch ein bisschen wohlgesonnen ist. Nun ja, zumindest pflegt er sie, wie man auch ein Werkzeug pflegt, solange man es gebrauchen kann :hmm:
    Das letzte Kapitel vereint dann nochmal alle Charaktere in einem finalen Abenteuer. Mir ist dabei aufgefallen, dass ich irgendwie alle Charaktere mag und eigentlich gerne noch mehr von ihnen lesen möchte. Mir persönlich gefällt auch sehr gut, dass alles relativ bodenständig ist und auf mich nichts übertrieben gewirkt hat.

    Wie sieht es hier im Forum aus? Hat das jemand zufällig schon gelesen? Falls ja, wie hat es euch gefallen?

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Wie sieht es hier im Forum aus? Hat das jemand zufällig schon gelesen? Falls ja, wie hat es euch gefallen?

    Ich hab von Matt Ruff bis jetzt leider nur "The Fool on the Hill" gelesen (auf Empfehlung meines Chefs :D )
    Das mochte ich aber sehr gern. Der Stil war gut lesbar und irgendwie hat er es geschafft die einzelnen Geschichten am Ende zusammenzuführen ... wie auch immer er das hingekriegt hat :rofl: Ich war beeindruckt :P

    Die Handlung von Lovecraft Country scheint mit Fool on the Hill allerdings nicht wirklich vergleichbar :D
    Das ist so ähnlich wie die Lieder von Imagine Dragons, die zwar alle erkennbar der Band zuzuordnen sind, aber irgendwie jedes Mal komplett anders sind XD Also wenn ihr versteht was ich meine :D
    Klingt auf jeden Fall trotzdem interessant und lesenswert und vielleicht werde ich mir das auch mal kaufen und dann richtigen Senf dazugeben können :D

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald