So Leute, da ich bei meinem aktuellen Projekt "Die Schatten der Magie" nicht einmal die 100 Seiten-Marke im Jahr knacken konnte, möchte ich ein neues, lockereres Projekt beginnen. Ja: Etwas humorvolles. Mein erster Gedanke dazu war eigentlich: "Das kann ja nur in die Hose gehen." Humor ist nicht wirklich eine meiner Stärken, aber ich hatte eine glaube ich ganz gute Startidee.
In dieser Geschichte wird es um Medya Ludus gehen, eine vollkommen und durch und durch Irre - oder steckt vielleicht mehr dahinter? Wir schauen mal ...
PS: Ich werde wahrscheinlich wie immer einige Zeit brauchen, um wirklich regelmäßig zu posten; ich will erst mal schauen, ob das Thema irgendwie Zuspruch findet.
Rufe gellten durch die Nacht, wütend, rissen all die Schläfer aus ihren Betten, weckten gar den grummeligen Mond am Firmament. Medya Ludus entschuldigte sich im Vorbeigehen bei ihm, doch sein verschlafenes Gesicht brachte sie so zum Lachen, dass selbst die Sterne sie nicht mehr Ernst nehmen konnten. Doch Ernsthaftigkeit war noch nie eine Stärke der Sterne, und so zwinkerten sie ihr zu, als sie barfuß über Hecken und Gärten sprang, in Richtung des Waldes.
Bellend erwachten nun auch die Hunde, an denen sie zuvor noch so einfach vorbeigeschlichen war; heftig mussten die Wärter an ihren Halsbändern zerren, an den armen Tieren, die kurz zuvor noch von Knochen und Gummibällen geträumt hatten und nun in die Nacht hinaushetzen mussten, ihr, Medya Ludus hinterher, der entkommenen Irren aus der Anstalt.
Schritt um Schritt kam sie den Bäumen näher, den Tannen und Fichten, die ihr mit ihren hunderten Armen zujubelten, stumm aber nicht weniger enthusiastisch. Wie eine Langstreckenläuferin durchbrach sie das Band des Waldrandes, sprang noch einen kleinen Abhang hinab, bevor sie triumphierend aufschrie, einen kurzen Freudentanz aufführte, den ihr die Würmer im Boden beantworteten. Doch dann lief sie weiter, denn sie hörte, dass das Bellen und die aufgeregten Rufe immer näher kamen.
Ja, sie rannte, und sie rannte schnell für ihren hageren Körper, ihre dünnen Beine …
„Quatsch, du erzählst das völlig falsch! Von Anfang an!“ Empört blieb Medya stehen, verschränkte entrüstet die Arme. „Ich bin keine ‚entkommene Irre aus der Anstalt‘!“
Du warst in einer Anstalt eingesperrt und bist aus ihr entkommen.
„Zu unrecht!“
Du bist eingesperrt worden, weil du Kinder und alte Leute mit Eiern beworfen und ihnen erzählt hast, ein Fisch würde die Welt verschlucken wollen.
„Anders hat mir keiner zugehört! Was hätte ich denn anderes machen sollen? Warten, bis ein Fischmaul am Horizont erscheint?“
Zum Beispiel.
„Quark! Und den Teil mit den ‚dünnen Beinen‘ und dem ‚hageren Körper‘ gibst du auch völlig falsch wieder. Es sind hübsche Beine, dünn, aber wohlgeformt, und meine Brüste wiegen bei jedem Schritt!“
Doch an Medya Ludus gab es nichts, dass auch nur annähernd voll genug zum Wiegen war, insbesondere nicht ihre eher unauffällige Brust. Hager eingefallene Wangen …
„Du meinst ‚ihr wunderschön geschnittenes Gesicht‘!“
… hager eingefallene Wangen schauten unter einem wirren, krausen Vorhang aus Haaren hervor, rot und strohig wie das Haupt einer Vogelscheuche.
„Hey, ich bin stolz auf mein Haar!“
Auf jeden Fall musste Medya ihren Streit mit dem Erzähler jetzt beenden, denn während sie im Wald stand und mit sich selbst sprach, waren ihre ehemaligen Wächter und deren Hunde gefährlich nahe gekommen, durchstöberten das Unterholz und folgten der Fährte, die die kalten Schnauzen voller spitzer Zähne aufgenommen hatten.
„Oh … wo du Recht hast.“ Den Steinen und Moosdecken winkend rannte Medya weiter, wo auch immer ihr ungelenker Gang sie hinführte. Und doch rannte sie nicht ziellos, denn ihr Weg führte sie nach Westen, hin zu den Dörfern und Städten im Umland der Anstalt.
„Du hättest noch etwas über meine Augen sagen können. Meine schönen, großen Augen.“
Genau. Denn Medyas Augen mochten das einzige an ihr sein, dass unauffällig war, braun mit völlig normal langen Wimpern; wäre dort nicht der starre, durchdringende Blick gewesen, der jeden Mann in die Flucht schlug, noch bevor er ihren völlig reizlosen Körper überhaupt wahrgenommen hatte.
„Du bist ein Arsch, weißt du das? Wie heißt du eigentlich?“
Ich? Ich bin nur ein Erzähler, ich habe und brauche keinen Namen.
„Dann nenne ich dich einfach Gumby. Gumby ist ein guter Name für jemanden, der eigentlich gar keinen Namen möchte.“
Von mir aus.
„Jap!“
Und so floh Medya weiter, Stunde um Stunde mit dem Wort ‚Gumby‘ auf ihren Lippen, dass sie kichernd und kichernd immer wieder wiederholte, um so den Stimmen in ihrem Kopf auf den Geist zu gehen. Doch nichts würde sie aufhalten, denn Medya wusste: Sie war zu etwas sehr besonderem bestimmt.