Al Athra - Welchen Weg soll ich gehen?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.728 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. Februar 2019 um 15:12) ist von Alcarinque.

  • Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Sichtung und Aufarbeitung meiner alten Manuskripte zu Geschichten und der Welt, in der sie spielen.
    Dabei ist mir aufgefallen, dass ich zwar immer davon ausging, dass die Geschichten in der gleichen Welt spielen - und vielleicht irgendwann mal verknüpft werden - aber ich offensichtlich für jede Geschichte die Welt angepasst und verändert habe.
    Nach Sichtung aller Unterlagen habe ich zwar mehrere Varianten der Ausgestaltung von "Al Athra", die alle gewisse Vorzüge haben, aber nur zwei Skripte, deren Ausarbeitung und Fortführung mir sinnig erscheinen. Jetzt stellt sich mir die Frage, welchen Weg ich gehe:

    A)
    Ich nehme mich der (bisher sehr kurzen [ca. 10 Seiten]) Geschichte des "Bauernsohns" an, der wahrscheinlich ein Held wird^^
    - In meinen Augen muss ich die Welt nur soweit (zwingend) definieren, wie sie der Protagonist kennt und kennenlernt. Muss ich wissen, was sich auf der anderen Seite des Gebirges befindet, wenn er es nicht weiß und es gerade nicht relevant ist? Muss ich mir schon sicher sein, ob es ein Volk im Inneren der Berge gibt, und ob es Menschen oder Zwerge oder sonstwas sind, wenn es in der Geschichte nochnichtmal eine Höhle gab? etc. pp.

    B)
    Ich nehme mich der (deutlich längeren [ca. 80 Seiten]) Geschichte der (teil)adligen Heldengruppe an, die durch die Welt reist und diese nachhaltig verändert (rettet)...
    - Hier müsste ich eine ganz klar definierte Weltgeschichte haben, da - nach bisherigen Arbeiten - alles um die Gruppe herum (inkl. der Zusammensetzung der Gruppe z.B.) mit dem Weltgeschehen inkl. Weltenschöpfung etc. zusammenhängt...

    Variante A bietet mir also die Möglichkeit, gleich mit der Geschichte anzufangen und während des Schreibens meiner Phantasie freien Lauf zu lassen und die Welt so zu gestalten, wie ich es in dem Moment möchte. Ich kann also alle Ideen zur Gestalt von "Al Athra" nutzen und einfließen lassen, ohne diese zu einem Gesamtkonzept vorher verschmelzen zu müssen. Aber besteht hier nicht die Gefahr, dass ich mich dann irgendwann verzettel oder gar widerspreche?

    Variante B hingegen würde mich zwar die nächsten zwei Jahre davon abhalten, an der Geschichte zu schreiben, aber dafür müsste ich mir dann nichts mehr in der Welt ausdenken müssen, da es zu jedem Ort o.ä. eine detaillierte Geschichte und Beschreibung gäbe. Aber beschneidet mich das dann nicht in meiner Phantasie? Was, wenn ich später neue Ideen habe, die sich nicht so leicht in die definierte Weltgeschichte einbauen lassen?

    Könnt ihr mir mit eurer Erfahrung oder euren Ideen und Gedanken dazu weiterhelfen?

  • Wenn deine Weltenbastelei darauf zielt, eine Geschichte zu schreiben, sollte sie dich nicht am Schreiben hindern, sondern, im Gegenteil, fördern und gerade so viel Aufmerksamkeit bekommen, wie nötig. Wenn das Weltenbasteln aber auch einen Selbstzweck hat, dir Freude macht, du vielleicht ein RPG darin gestalten willst, dann kann es freilich so viel Zeit in Anspruch nehmen, wie du möchtest. Es gibt zwar sehr erfolgreiche Geschichten mit sehr komplexer Hintergrundwelt (Der Herr der Ringe, Ein Lied von Eis und Feuer), aber auch genug, bei denen der/die Autor/in nicht ganz so ausführlich geplant hat (oder zumindest geplant zu haben scheint). Wenn es dir wirklich nur um die Geschichte geht, dürften ein paar Eckdaten für das erste reichen, die können dann bei Bedarf ergänzt werden. Die Frage ist also: Was genau willst du? :)

  • Die Frage ist also: Was genau willst du? :)

    Tja, darin liegt ja die Krux^^ Der Kulturwissenschaftler und Historiker in mir will eine perfekte Welt erschaffen. Der Hobbyautor in mir will eine spannende Geschichte schreiben. Und noch bekomme ich nicht beide miteinander vereinbart...

  • Dann würde ich zur Variante A raten und ganz nach dem aktuellen Gusto vorgehen. Du hast Lust auf Geschichte schreiben. Schreibe die Geschichte. Du hast Lust auf ausführliches Weltenbasteln? Bastele die Welt. Variante A erlaubt dir ja, von Tag zu Tag, ja von Stunde zu Stunde zu wechseln, wenn du auf das andere Lust bekommst und beides gewinnt Form.

  • Was für einen zeitlichen Rahmen hast Du Dir denn vorgenommen?

    Mit meiner Arbeit habe ich mich ja eher für Variante B entschieden. Obwohl ich schon angefangen hatte und ich habe auch "schon" 25 Seiten geschrieben. Die müssen wohl aber noch mal großflächig überarbeitet werden, damit sie auf die nun grade im Entstehen begriffene Welt passen.
    Schade drum.
    Aber ich sehe es so, das ich mir jetzt einen riesigen Gefallen für die nächsten Jahre tue, wenn ich die Welt nun so genau und detailliert wie grade möglich ist beschreibe. Weil ich diese Welt für eine ganze Reihe Geschichten verwenden möchte. Im Grunde möchte ich den Großteil meiner Schreiberei mit/in dieser Welt verbringen. Deshalb denke ich das es sich nun lohnt, einigen Aufwand in die Welt zu stecken.

    Die Frage ist nun wohl das Du Dir vorstellst.
    Wie lange und intensiv möchtest Du denn mit Deiner Welt arbeiten?

  • Lieber @Dfranorugh
    Du solltest auf jeden Fall Variante A wählen.
    Einfach anfangen zu schreiben! Wenn du ein Gebirge brauchst, dann machst du dir ein Gebirge. Wenn du einem Magier begegnest, dann machst du dir einen Magier. So entsteht deine Welt Schritt für Schritt.
    Die Charaktere machen eine gute Geschichte. Nicht, dass in deiner Welt vor 250 Jahren der Schrein von Atheka geschändet wurde und daher die Götter die fruchtbare Ebene von Anurto in eine Wüste verwandelt haben. Das erfahren die Protas schon, wenn sie die Wüste überqueren wollen. Vorher brauchst du die Wüste nicht ;)

  • Du kannst ja Deinem Helden auch quasi eine "Karte" in die Hand geben, die er selber weitermalen muss.

    Übersetzung:

    Wenn du ein Gebirge brauchst, dann machst du dir ein Gebirge.

    ... und trägst es in die Karte oder die Kartei unter Landschaft/Gebirge ein.

    Und wenn wieder mal ein Held oder so da vorbeispaziert, weißt immerhin schon mal Du, dass da ein Gebirge rumliegt und Heldiwutz wohl wird klettern müssen. Es sei denn, der kennt den Pass (Notiz: Landschaft/Gebirge/Pass) oder einen Magier, der ihn drüberwegzaubert (Personen/Magier/nett).

    Ich finde dieses "Welterkunden" eh viel spannender, wenn ich das MIT meinen Helden tun kann und nicht allein reisen muss.

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Ich habe das Gefühl, ihr habt mich endgültig von Variante A überzeugt - ich hatte es schon leicht favorisiert...


    Weil ich diese Welt für eine ganze Reihe Geschichten verwenden möchte. Im Grunde möchte ich den Großteil meiner Schreiberei mit/in dieser Welt verbringen.

    In der Theorie habe ich ja den selben Plan, vielleicht ist es sogar spannend, wenn wir verschiedene Wege dafür gehen.
    Du hattest nach der Zeitspanne gefragt, die mir vorschwebt: "natürlich" hatte ich an eine Jahrtausende alte Welt gedacht, aber jetzt wo du fragst, überlege ich, ob eine erste Geschichte "zu Anbeginn" nicht ganz praktisch wäre... Dann brauche ich keine Unmengen an historischen Fakten und kann in chronologisch folgenden Geschichten darauf aufbauen (und die alte Geschichte als innerweltliche Geschichte mit einflechten)

    Ich danke euch auf jeden Fall für die bisherigen fruchtbaren Denkanstöße!

  • Variante B hingegen würde mich zwar die nächsten zwei Jahre davon abhalten, an der Geschichte zu schreiben, aber dafür müsste ich mir dann nichts mehr in der Welt ausdenken müssen, da es zu jedem Ort o.ä. eine detaillierte Geschichte und Beschreibung gäbe. Aber beschneidet mich das dann nicht in meiner Phantasie? Was, wenn ich später neue Ideen habe, die sich nicht so leicht in die definierte Weltgeschichte einbauen lassen?

    Aber inwiefern widerspricht sich das? Wieso kannst du bei Variante B nicht genauso vorgehen, wie bei Variante A? Selbst wenn die Charaktere viel mehr über die Welt wissen, als der Bauernsohn, müssen sie es doch nicht alles direkt mit dem Leser teilen, sondern nur sofern es für den Plot oder die Nachvollziehbarkeit ihrer Handlungen relevant ist?
    Ich mache es beispielsweise so, dass immer wenn ich Daten, Namen, Orte oder sowas erfinde, trage ich das in eine Excel-Tabelle (okay okay, es sind .txt-Dateien :D ) ein und lege nach Möglichkeit gleich ein paar relevante Details fest. (Charakter, von wann bis wann gelebt, wen könnte er gekannt haben. Ort, wann wurde er entdeckt, von wem, oä) und versuche mir auch gleich eine Notiz zu machen, wo ich das angeführt habe. So kann ich auch leichter Details im Nachhinein wieder abändern. Karten versuche ich immer nur soweit abzubilden, wie sie für die Handlung einer Geschichte relevant sind. (Warum brauch ich eine Weltkarte, wenn alles in einem Kuhdorf spielt?) Dann macht man sich auch nicht die Mühe sich auf mehr Daten und Orte festzulegen als aktuell wichtig ist.

    Ich würde sagen, entscheide dich für die Geschichte, die du lieber schreiben willst und entwickle die Welt simultan weiter. Es ist unmöglich sich seine Welt am Stück perfekt zurecht zulegen und dann erst Geschichten hineinzupflanzen, weil dir alleine mit der Geschichte ganz viele weitere Ideen kommen oder du neue Inspiration von außen erhältst. Was mir schon im Laufe der unterschiedlichen Schreib- und Überarbeitungsansätze in den Geschichten meiner Welt alles aufgefallen ist :whistling: Ganz ehrlich, die ersten paar Jahre hatte ich keine Flüsse und Seen im Entwurf. Dann fiel mir später auf, dass die Städte wie willkürlich über die Welt verteilt sind und habe die meisten an die besagten Flüsse verlegt. Irgendwann habe ich registriert, dass Flüsse nicht einfach nur von A nach B laufen, sondern sich mehrfach teilen, teilweise über tausende Kilometer fließen, wieder neue Arme eingliedern und ganze unterschiedliche Flussdeltas ausbilden und das dahingehend noch einmal überarbeitet. An meinen Karten arbeite ich grob digital, so kann ich Dinge im Nachhinein immer wieder verändern und leicht neue Orte hinzufügen oder umbenennen.
    Später habe ich den zentralen Kontinent gleich an zwei Stellen geteilt, um glaubhaftere Seefahrt möglich zu machen und den Maßstab (nicht das Ausmaß) meiner Karte beinahe verdreifacht, so dass Reisen etc mehr Zeit für die Charaktere in Anspruch nehmen mussten.
    Von den sozialen und kulturellen Implikationen will ich erst gar nicht anfangen... ^^°

    Aber ich denke, du siehst worauf ich hinaus will: ich fange immer wieder neue Geschichte an, teilweise zu ganz anderen Zeiten und passe die Welt immer wieder Stück für Stück ein wenig an. Dadurch wird sie von ganz allein immer konsistenter und dichter. Dafür ist ja auch das Forum gut geeignet. Wenn du deine Sachen hier veröffentlichst, kannst du dir Feedback holen und alles noch anpassen, die Karten ändern oder die Namen. Mit einem kurzen Post ist das erwähnt, die Leser checken das flott ab und weiter gehts.

  • Ich hätte jetzt grundsätzlich auch zu einer Mischung geraten. So ganz ins Blaue könnte ich absolut nichts machen, wenn ich nicht zumindest einen gewissen Rahmen habe. Da man sich sonst irgendwann einen ewig langen Rattenschwanz schafft, über den man irgendwann dauernd stolpert. XD

    Muss ja keine komplett ausgearbeitete Welt sein wo du auch vom hintersten Dorf des abgelegensten Landes weißt wie die Ziege vom Huberbauern mit Nachnamen heißt. :D

    Aber eine grobe Weltkarte, ggf. ein paar Völker, Kulturräume, Religionen, wichtige Städte, Handelsrouten und Machtbereiche und vielleicht eine grobe (Vor)Geschichte der Welt kann ja als grober Rahmen schon reichen (bzw was dir halt wichtig ist in einer Welt). Genauere Details, kannst du dann ja tatsächlich im Laufe der Geschichte genauer ausarbeiten und die Welt dann entsprechend ergänzen.

    Falken haben doofe Ohren