Hallo, liebe Leute
ich stelle noch ein weiteres Kapitel ein (das 6.), in dem man erfahren kann, woher die kleinen
Kinder kommen und noch einiges mehr...
Eine wahrhaftig unglaubliche Geschichte von einem Magier
und einem schönen Knaben, in den sich seltsame Himmelsgeschöpfe
verlieben, und der nebenbei die erstaunlichsten Dinge erfährt.
Kap.1 erzählt von einer seltsamen Lichterscheinung und von der Himmelfahrt eines Erdlings.
Schon seit Stunden braute sich am Himmel etwas zusammen. Schwarzgraue Wolkenmassen türmten sich auf und fielen wieder auseinander. Das Wolkenmeer brodelte und waberte wie kochender Teer. Die Luft war drückend und schwül; nicht nur das Atmen, auch das Denken fiel schwer.
Während der Himmel tobte, erschien die Erde wie erstarrt. Nicht ein Grashalm bog sich, nicht ein Blatt bewegte sich. Die Wäsche auf der Leine hing völlig unbeweglich, wie gefroren. Das Unheimlichste aber war diese Stille. Das Wolkendrama spielte sich in gespenstiger Lautlosigkeit ab, und auch das sonst so umtriebige Dorf war verstummt.
Ich saß auf der Terrasse und betrachtete das himmlische Schauspiel. Gleich wird es blitzen, und dann kommt der Regen, dachte ich hoffnungsvoll. Die Erde dürstete nach Regen. Seit Wochen war kein Tropfen mehr gefallen. Doch nichts dergleichen geschah. Obwohl die Wolken prall und schwer wie gefüllte Kartoffelsäcke niederhingen, fiel nicht der kleinste Tropfen.
Eine Maus flitzte über den Rasen. Mitten im Lauf hielt sie plötzlich inne, schnupperte und verschwand blitzschnell in einem Loch.
Fast betäubt von der Hitze stand ich auf, um ins Haus zu gehen. Wo war denn der Hund? Eben hatte er doch noch unter meinen Stuhl gelegen und laut geschnarcht. Doch bevor ich nach ihm Ausschau halten konnte, geschah etwas Seltsames. Es wurde auf einmal gleißend hell. Verblüfft blickte ich nach oben. Die Wolkendecke war aufgerissen, der Himmel sah wie gespalten aus, und aus dem Spalt brach eine fast schmerzhafte Helligkeit. Und jetzt vermeinte ich sogar eine ferne Musik zu hören, zart und fein wie die Klänge einer Glasharfe.
Wie angewurzelt blieb ich stehen und lauschte. Tatsächlich, da waren Klänge, und jetzt auch Stimmen, zart und fein wie Zuckerwatte. Deutlich hörte ich die Worte:
Schöner Knabe, fürchte dich nicht,
komm herauf zu uns, zum Licht,
wir singen dir feine Lieder vor,
wir, der wunderbare Elfenchor.
Schöner Knabe! Ich muss nicht erst in den Spiegel schauen um festzustellen, dass ich erstens nicht schön und zweitens kein Knabe mehr bin, höchstens ein ‚alter Knabe’.
Zunächst dachte ich an eine Sinnestäuschung. Ich führte sie auf den Luftdruck zurück, der in den letzten Minuten stark gefallen sein musste, wodurch einem manchmal die Ohren klingen. Da erklang schon eine andere Stimme, etwas tiefer als die Stimmchen eben, doch kaum weniger zart.
Was zögerst du, mein Sohn?
Breite deine Flügel aus,
verlasse Hof und Haus.
Flieg her zum Zauberer Huroon!
Nun bestand kein Zweifel mehr. Es war keine Sinnestäuschung. Es war die pure Realität!
„Ja!“ rief ich begeistert, „Zauberer Huroon, ich komme!“
Ohne viel zu überlegen breitete ich die Arme aus und bewegte sie kräftig auf und ab. Langsam entfernte sich der Erdboden unter mir, und schon schwebte ich über dem Dachfirst. Der Nachbarin, die gerade die Wäsche abnahm, winkte ich zu. Doch sie sah mich nicht. Sie schien auch die Helligkeit nicht bemwerkt zu haben, denn sie war ganz mit ihrer Wäsche beschäftigt.
Mehr Glück hatte ich beim Wetterhahn auf der Kirchturmspitze. Er blinzelte mir zu und wackelte mit dem Schwanz. Und immer höher stieg ich auf, höher und höher. Die Welt unter mir: Bald wie Spielzeug so klein.
Dichter, dunkler Nebel umhüllte mich, und für eine Weile kam ich mir wie blind vor. Doch dann wurde es wieder hell, und unversehens stand ich auf einer unübersehbaren schneeweißen Ebene. Am fernen Horizont ragte ein Gebirge aus Eis und Schnee, über dem gerade die Sonne aufging, in den schwarzblauen Himmel. Die Sonnenstrahlen schossen wie goldene Pfeile durch die Luft. Viele zerschellten an den Sternen;die Bruchstücke der Sonnenstrahlen fielen als hauchfeine goldene Stäbe zu Boden.
Kap. 2. Der Zauberer Huroon und ein virtuelles Schinkenrührei. Dem Erdling geht ein Licht auf.
„Willkommen, Erdling!“
Ich drehte mich um. In einem Kahn aus Eis saß ein kleiner Mann mit schneeweißen Haaren. Er war in ein weißes Gewand gehüllt, das von einer goldenen Spange zusammengehalten wurde. Ich erkannte: Die Spange war aus herabgefallenen Sonnenstrahlen gefertigt.
„Steig ein“, sagte der Greis, „hier können wir nicht bleiben.“
Er drückte mir die Ruder in die Hände. „Rudere du“, sagte er, „ich bin von der Herfahrt zu erschöpft.“
Ich setzte die Ruder in Bewegung, und schon glitten wir über schneeweiße Nebelbänke und glitzernde Eisflächen.
„Bist du der Zauberer Huroon?“, fragte ich.
„Ja. Und wer bist du?“
„Ach, nenne mich doch einfach weiter Erdling.“
Eine Weile glitten wir schweigend dahin. Dann fragte ich: „Warum hast du mich gerufen?“
„Wir laden jedes Jahr zur Sommersonnenwende einen verständigen jungen Erdling ein, um ihm unsere Welt zu zeigen. Und dich haben wir diesmal ausgewählt, weil deine Mutter die Sonne und dein Vater der Mond ist.“
„Na gut“, sagte ich, „das mit der Sonnenmutter ist okay, schließlich bin ich am Frühlingsanfang geboren, aber das mit dem Mond musst du mir erklären.“
„Denke nach“, sagte der Greis, „dann kommst du selber drauf."
Ich dachte nach. Und plötzlich ging mir ein Licht auf.
„Du meinst den runden Regenbogen mit dem vollen Mond mittendrin?“
„Genau das meine ich.“
Also doch! Als ich vor ein paar Tagen vor dem kreisrunden Regenbogen gestanden hatte, in dem wie ein riesiges Auge der Vollmond leuchtete, fühlte ich mich von einer himmlischen Macht beobachtet. Für einen Moment hatte ich sogar das Gefühl, dass mich diese Macht für etwas Außerordentliches vorsah. Es war also doch keine Einbildung gewesen. Und meinen leiblichen Vater hatte ich tatsächlich nie kennengelernt.
„Es gibt schlechtere Väter als den Mond“, sagte ich.
Allmählich machte mich das Rudern hungrig, denn ich hatte unten noch nicht gefrühstückt.
Ich sah den Greis an. „Du kannst wirklich zaubern?“
„Aber natürlich! Hier, mein Zaubererdiplom!“ Er griff unter sein Gewand.
„Lass es gut sein! Ich glaube dir! Hmm... Dann zaubere mir doch mal ein ordentliches Frühstück mit Schinken, Rührei und einer Tasse Kaffee mir Sahnehäubchen! Ich hab´ einen Bärenhunger!“
Das Männlein lachte. Es hörte sich wie das Meckern eines Zickleins an. „Dass ihr Erdlinge immer an Essen und Trinken denken müsst! In diesen Dingen bin ich nicht der richtige Ansprechpartner. Da musst du dich an die Leute von Tischlein Deck Dich wenden.“
„Und wo finde ich die?“
„Hier jedenfalls nicht.“ Es klang ziemlich verschnupft.
„Wenn du also kein Frühstück zaubern kannst“, sagte ich enttäuscht, „was zauberst du dann?“
„Alles, was du dir vorstellen kannst!“
„Aber ich stelle mir doch gerade vor, wie ich ein Schinkenrührei esse und eine Tasse Kaffee trinke!“ rief ich, "aber die Vorstellung allein macht nicht satt!"
"Bist du sicher?"
"Ja natürlich! Da bin ich ganz -" Ich stutze. Was war denn auf einmal mit meinem Magen los?
„Siehst du, der Zauber wirkt schon.“
Ich muss wohl ziemlich dämlich geguckt haben, denn wieder lachte das Männchen auf seine ulkige Art. „Hast du immer noch Hunger?“
„Wo du so fragst... nein, der Hunger ist weg! Ich komme mir wie genudelt vor.“
Der Kleine klatschte vergnügt in die Hände. „Was willst du mehr?“
Fortsetzung folgt