Schreibwettbewerb Februar/März 2019

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 7.463 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. April 2019 um 22:05) ist von Xarrot.

    • Offizieller Beitrag

    Schreibwettbewerb Februar/März 2019
    Einen schönen guten Morgen Forengemeinde!

    Mit dem heutigen Tag startet unser kleiner foreninterner Schreibwettbewerb in die nächste Runde.

    @Kyelia hat als Siegerin des letzten Wettbewerbs folgendes Thema vorgegeben:

    Fauler Zauber

    So und jetzt ran an die Tasten
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    Einsendeschluss : 17. März 2019

    ‡ Die Geschichte muss in Form einer Konversation (PN) an Chaos Rising geschickt werden. (Betreff: "Schreibwettbewerb Februar/März 2019")
    ‡ Die Geschichte muss im Fantasy-Genre angesiedelt sein. Dh. Es müssen Elemente der Fantastik darin enthalten sein.
    ‡ Die Geschichte muss einen Titel haben.
    ‡ Die Geschichte muss mindestens aus einer A4-Seite und darf höchstens aus drei A4-Seiten (3500 - 10'500 Zeichen) bestehen.
    ‡ Die Geschichte muss die Schriftgröße 12 pt und die Schriftart Times New Roman haben.
    ‡ Die Geschichte muss formatiert sein (siehe auch -> Texte richtig formatieren)
    ‡ Die Geschichte darf keine Sonderformatierung (wie zBs. kursiv Schrift, zentrierte Texte oder farbige Schrift) oder Sonderzeichen enthalten.
    ‡ Die Geschichte muss Absätze haben und darf kein reiner Textblock sein.
    ‡ Nur eine Geschichte pro Teilnehmer.
    ‡ Nur deutschsprachige Texte erlaubt, mit Ausnahme von Fremdwörtern, die zum Verlauf der Geschichte passen.
    Der amtierende Gewinner darf nicht am Wettbewerb teilnehmen, da er/sie das Thema vorgibt und sich so einen Vorteil erspielen könnte.
    ‡ Nach Einsendeschluss werden alle Geschichten anonym in einem Thread veröffentlicht und ihr habt einen Monat Zeit, per Umfrage eure Stimme abzugeben. DIese darf nicht an sich selbst vergeben werden.
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    Preise im Wettbewerb:
    ‡ Darf das nächste Thema für den Schreibwettbewerb vorgeben.
    ‡ Wird in die Rangliste eingetragen.
    ‡ Bekommt für zwei Monate einen eigenen Rang und die Sonderrechte eines Super Users.
    ‡ Bekommt eine einzigartige Foren-Trophäe.
    eventuell noch eine kleine Überraschung ;) Das verrate ich euch, wenn die Abstimmung beginnt :D

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    Wer noch Fragen hat, stellt sie bitte hier im Thread.
    In diesem Sinne viel Spaß beim Schreibwettbewerb Nr. 38 und beim Geschichtenausdenken
    Euer Fantasy-Geschichten Forum

    • Offizieller Beitrag

    Welche Geschichte hat euch am besten gefallen? 9

    1. Der schlimmste Dämon (0) 0%
    2. Röschen und der Zauberer (0) 0%
    3. Das Schloss (1) 11%
    4. Es stinkt (6) 67%
    5. Der Gipfel des schlechten Humors (2) 22%

    Hallo Zusammen :)


    Das Jahr 2019 beginnt mit dem Schreibwettbewerb! Ich habe fünf Geschichten für euch und hoffe, sie gefallen euch
    Um es nochmal allen ins Gedächtnis zu rufen: das Thema wurde von unserer letzten Gewinnerin Kyelia vorgegeben und lautete:

    Fauler Zauber


    Die Geschichten werden in willkürlicher Reihenfolge geposted
    .
    ACHTUNG: Beim Voten
    ist man nicht anonym. Somit wird Schummeln ausgeschlossen. Zudem dürfen
    einmal abgegebene Stimmen nicht mehr verändert werden. Bedenkt das bitte
    bei eurer Stimmenabgabe!

    Das Voting dauert bis 31. März 2019 um 23:59:59 Uhr.


    EDIT:
    Hier noch der versprochene Preis, den die Siegergeschichte ihrem/r Schöpfer/in zusätzlich zu unendlichem Ruhm im Forum einbringen wird :D Gesponsort von @Tom Stark
    Vielen Dank dafür! :hail:

    Trommelwirbel


    Viel Spass beim Lesen und Voten!

    Euer Fantasy-Geschichten Forum

    PS: Sollte etwas fehlen, oder auf andere Weise nicht stimmen, bitte mit möglichst schnell per PN Bescheid sagen!

    • Offizieller Beitrag

    Der schlimmste Dämon.
    von @Aztiluth


    Der Kopf war ab. Sauber abgetrennt, von einem einzelnen Schwerthieb. Es blieb Yoenig nicht viel Zeit. Akkurat und schnell nähte er Venen, Adern, Muskeln, Gewebe und Haut zusammen. Der magische Faden würde halten, Iasey würde überleben... wenn Yoenig dessen Seele schneller aus der Hölle holen konnte, als die Dämonen sie auffraßen.

    *

    Es war dunkel und stickig. Angst durchflutete seine Gliedmaßen, während er sich zwischen zwei Felsen versteckte. Es war wieder so knapp gewesen.
    Iasey liebte und hasste diesen Ort. Er wusste, dass er es verdient hatte hier zu sein. So war er ganz fasziniert von den Methoden die die Dämonen pflegten, um sich zu amüsieren. Wie sie die Gesichter der Sündiger in die Lavaflüsse drückten. Sein Herzschlag beschleunigte sich wenn er die gequälten sah. Wie sie weinten und flehten während die geschmolzenen Lippen und die verbrannten Ohren sich regenerierten, nur um kurz darauf wieder unter das zähe, heiße Rot gedrückt zu werden. Oft konnte er sich ein lächeln nicht verkneifen. Iasey ergötzte sich am Leid Anderer. So sehr, dass er sich wünschte ein Dämon zu sein.

    Keine Sekunde würde er zögern, wenn er einer von ihnen werden könnte. Aber seine Seele würde immer die eines schwachen Menschen bleiben. Und egal wie bösartig er zu Lebzeiten war, er blieb ein Mensch und musste für seine Grausamkeiten büßen, sollten die Dämonen ihn erwischen. Also versteckte sich Iasey. Er wusste, dass er ein Heuchler war. So sehr er das Leid genoss, so wenig wollte er es selber erleiden.

    Wann immer es ging, so lange er konnte, lernte er aus dem Verborgenen heraus. Speicherte Ideen und Kniffe, lernte aus der Ferne wie man die Folterinstrumente verwendete. In seinem nächsten Leben würde er der größte und grausamste Forscher seiner Zeit werden. Ganze Zivilisationen würden ihn fürchten und Tausende würde er vernichten.

    Iasey machte sich nur Sorgen darum, dass er bei der Wiedergeburt alles vergessen könnte. Aber einen abgetrennten Kopf konnte auch sein bester Freund Yoenig nicht heilen. Oder doch? War das nicht nur möglich mit Hexenwerk, welches der Magier doch so verabscheute? Würde er einen so faulen Zauber sprechen, um ihn zurück zu holen? Iasey hoffte es natürlich, aber er war zu realistisch. Niemals würde der eher gutherzige Yoenig für ihn drei andere Menschen opfern. Oder waren es sogar Vier?

    "Da ist der Wurm!"

    Der Ruf riss Iasey aus seinen Gedanken. Ein stinkender Dämon, schleimig und mit drei Reihen an dünnen, spitzen Zähnen, starrte ihn an, grinste und lief zu ihm. Iasey stand auf, schluckte und rannte so schnell er konnte davon. Es sollte ihm nichts bringen. Zu viele Dämonen schlossen sich der Jagd an und alsbald war der sadistische Mensch gefangen.

    Er schrie nicht. Er flehte nicht. Aber das weinen konnte er sich nicht verkneifen, so sehr Iasey es auch versuchte. Er wehrte sich so viel er konnte, während zwei große Dämonen ihn zum Fluss aus Lava zerrten und kleinere Teufel um sie herumsprangen.

    Es stank nach Schwefel und Iasey spürte die Hitze, als sie ihn auf die Knie zwangen. Eine große Hand drückte seinen Kopf runter. Langsam. Die Dämonen lachten, während Iaseys Augen tränten und die Dämpfe ihm die Luft raubten. Der Schmerz war schon groß, obwohl sie sein Gesicht knapp 20 Centimeter über der Lava hielten. Er hoffte, dass er niemals betteln würde aber er wusste, dass Folter selbst den stärksten Geist brechen konnte. Sein Kopf wurde weiter runter gedrückt, bis er kurz davor war, untergetaucht zu werden. Es war Heiß. Die Lunge brannte wenn er atmete, die Augen trockneten aus und das Blut rauschte ihm so schnell durch den Kopf, dass er das Gelächter nicht mehr hörte.
    Iasey kniff die Augenlider fest zusammen, versuchte sich auf den unfassbaren Schmerz vorzubereiten. Aber der Druck lies nach, das Atmen schmerzte nicht mehr. Nur sein Rachen war trocken und er spürte einen stechenden Schmerz am Hals. Als nach einigen Minuten nichts passierte, öffnete er die Augen.

    Die Steinmauern kamen ihm bekannt vor. Er war in Yoenigs Schloss! Freudig setze er sich auf und bereute es alsbald. Durch den Ruck fühlte es sich so an, als ob sein Kopf fast vom Hals gefallen wäre. Es tat weh und fühlte sich unangenehm an. Mit beiden Händen hielt er sich dort fest, atmete frische Luft ein und aus. Nur ganz vorsichtig schaute er sich weiter in dem Raum um.

    Er saß auf dem Boden und hatte nichts weiter als eine Tunika an. Um ihn herum lagen vier Leichen und Yoenig. Sein bester Freund und Lebensretter, saß an eine Wand gelehnt und schlief. Oder war er...? Panik stieg für eine lange Sekunde in Iasey auf, aber der Magier atmete noch. Mehr als das, er blinzelte und wurde wach.

    *

    Es war ein schwerer Hexenzauber gewesen. Yoenig hasste dieses Volk mit ihren dreckigen, unfairen Hexereien. Nekromantie, Blutmagie, und das ganze wiederwertige, unnatürliche Zeug, was manche als Hexenmagie bezeichneten. Er konnte nur auf den Boden spucken, wann immer er das hörte. Pah! Hexen mit Magie in einem Satz zusammen zu erwähnen war schon Frevel genug. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass er sich mal derer Zaubereien bedienen musste.

    Yoenig wusste von Iaseys Schandtaten. Von seinen Gelüsten und Wünschen. Von dem unermesslichen Sadismus, der seinen Freund so beherrschte. Und er missbilligte es. Es wäre besser gewesen, den jungen Foltermeister in der Hölle zu lassen. Besser für alle Wesen auf der Welt. Aber er konnte unmöglich zulassen, dass Iasey gefoltert wurde. Auch nicht, wenn er es am meisten verdiente.

    Als er die Augen öffnete sah er ihn in der Mitte des Bannkreises sitzen. Iasey grinste dankbar und rieb sich den vernarbten Hals. Yoenig schmunzelte auch. Er hatte den wohl schlimmsten Dämon aus der Hölle geholt, den die Welt je gesehen hatte. Er hatte dafür faulen, dreckigen Hexenzauber gebraucht und vier unschuldige Menschen wurden dafür geopfert. Und doch bereute Yoenig nichts.

    Er stand auf, lief zu Iasey und reichte ihm die Hand.

    "Willkommen zurück"

    • Offizieller Beitrag

    Röschen und der Zauberer

    von @kalkwiese

    Als wir das Gelände betraten, braute es sich bereits zusammen. Über unseren Köpfen tummelten sich Herbstwetterwolken, ein neckischer Wind strich über unsere Nacken und die Sonnenstrahlen zogen sich langsam zurück.
    Ein kühler Schauer durchfuhr mich, ich drückte Wolfs Hand noch fester. Das ganze Jahr hatten wir für den Zirkus gespart, diesen Abend würden wir uns nicht nehmen lassen, sollte es noch so gießen und kübeln. In Wolfs Werkstatt gab es seit der Besatzung einige Schwierigkeiten, weil die Armee immer wieder Güter anforderte, allerdings zu ihren Preisen. Die Geschäfte litten.
    Wenn der Dickkopf mich nur etwas helfen lassen würde. Armer Trottel.
    „Ach, Röschen, schau dir nur all die Darsteller an! Was das für ein Leben sein muss?“
    Natürlich war der Zirkus nicht zum ersten Mal in unserer Stadt und natürlich spazierten wir nicht zum ersten Mal über den Zeltvorplatz. Wolf gab sich alle Mühe, seine Aufregung nicht offen zu zeigen, dennoch konnte ich die Begeisterung in seinen Augen ablesen. Wirklich allerliebst.
    „Ein Bunteres, Wolf. Und Lauteres, ganz sicher“, murmelte ich zu ihm herauf, kurz darauf stolperte ein Dummer August an uns vorbei. „He da! Meine Nase!“, rief er und hatte die Hände nach einem roten Ball ausgestreckt. Die halbe Schminke fehlte ihm, ein Hosenträger war von der Schulter gerutscht und seine Füße stießen den Ball immer wieder fort – es war ein Fest. Neben uns feixten Kinder am Wegesrand über seine tollpatschige Erscheinung, dass mir warm wurde. Ja, Kinder … Kinder zu haben wäre schön.
    Sicher dachte Wolf das Gleiche, er sprach nur nicht darüber.
    „Für zwei Personen“, rief durch das Fenster am Kartenschalter und die Frau in der Kabine musterte uns ausdruckslos. Dann riss sie Karten von der Rolle und schob sie uns zu.
    „Viel Spaß bei der Vorstellung.“ Sofort wandte sie sich den nächsten Gästen zu.
    Ich wartete, bis wir außer Hörweite waren und murmelte, „Die wirkte vielleicht steif.“
    Wolf brummte zustimmend. „Sie macht hier die undankbarste Arbeit. Der Kartenschalter steht weit ab vom Rampenlicht.“
    „Und was ist mit den Buben, die die Gehege ausmisten?“
    „Wer sagt, dass sie das nicht auch macht?“
    Wir lachten kurz, dann bestaunten wir stumm das Zeltinnere:
    Die bunten, weiten Zeltwände, die sich immer wieder im Wind wölbten.
    Die Masten, die mächtig und unnachgiebig im Boden verankert schienen.
    Die Seile, die sich zwischen den hohen Plattformen und Strickleitern spannten.
    Und die Tribüne, auf der sich bereits so viele Menschen tummelten, dass der aufgeregte Lärm echte Gespräche verhinderte.
    Die oberen Reihen waren den Armen vorbehalten und kosteten nur wenige Groschen – dafür war die Aussicht furchtbar. Ich erinnere mich noch lebhaft, wie eine ältere Frau später immer wieder ihre Begleitung anbrüllen würde: „Was passiert denn da, Heinrich? Nimm doch mal Rücksicht, auf deine arme Oma!“ Den Geräuschen nach hat sie ihn geschlagen. Armer Heinrich.
    Niemand, der sich eine Karte auf den unteren Rängen leisten konnte, hätte freiwillig für so einen Platz bezahlt.
    Die ersten drei Reihen gehörten Adeligen, Damen und Lebemännern, eben allen, die für die beste Sicht die nötigen Münzen parat hatten. Natürlich war ich neidisch, auf diese Leute. Wie konnte es sein, dass Wolfs und meine harte Arbeit nicht für einen vorderen Platz ausreichte? Es ergab keinen Sinn, und ich wusste, dass mein Ärger nichts daran verändert hätte, darum schwieg ich nur und versuchte zu lächeln.
    So nahmen wir Platz und bald begann die Vorstellung.
    Zuerst kamen die Jongleure. Sie marschierten im Kreis, die Wirbelwinde aus Bällen und Keulen in ihren Händen konnten beinahe die steifen Schritte vertuschen. Mehrfach änderten sie ihre Formation und Wurffiguren, deuteten eine an und taten eine andere, dass mir schwindelig wurde.
    Von da an war ich versunken. Es folgten Wahnsinnige – der Direktor nannte sie „Artisten“ – auf Seilen, andere Wahnsinnige, die Feuer spuckten oder auf ihren Händen hüpften oder Messer auf Ihresgleichen warfen. Die Bewegungen treffsicher, zielgenau, immer exakt, war ich so beeindruckt, dass mir das, was hier faul war, völlig entging.
    Der Dumme August von vorhin betrat die Bühne für eine kurze Vorstellung. Er bat um einen Freiwilligen und neben mir schnellte Wolfs Hand in die Luft. Ich sah zu ihm auf, er teilte meine Begeisterung, aber wollte er sich wirklich von einem Clown vorführen lassen?
    Der Clown wählte jemand anderen – ein Glück! – und ich bin sicher, dass Wolf froh war, doch nicht nass gemacht worden zu sein. Es mag unwichtig erscheinen, aber heute wünschte ich, ich hätte ihn damals gefragt.
    Es folgte der Zauberer. Zwar war es nicht der Höhepunkt der Vorstellung, für mich aber sollte es das Ende sein – dieses Mal wurde Wolf erwählt. Sein freudiges Lächeln ließ mir das Herz aufgehen.
    Zielsicher wurde Wolf auf ein kleines Podest geführt. Über ihm wurde langsam ein Käfig herunter gelassen und Wolf legte seine Hände an die Gitterstäbe. Der Zauberer wies ihn kurz zurecht, Wolf ließ los und stellte sich mittig auf die Plattform. Oh, mein Wolfram.
    „Meine Damen und Herren, liebes Publikum!“, intonierte der Magier hölzern, „Zu Beginn werde ich unseren lieben“, er musterte Wolf mit einem mir undefinierbaren Blick, „Besucher verschwinden lassen. Vor aller Augen! Es wird nichts übrig bleiben, nicht ein Haar. Seht her!“
    Eine Decke fiel. Erst auf den Käfig. Dann auf den Boden. Der Magier riss sie beiseite und vom Käfig fehlte jede Spur.
    Mein Wolf war fort.
    Die Leute stöhnten erstaunt auf, ich jedoch konnte mich nicht vom Zauberer lösen. War das ein Akzent in seiner Stimme? War er Ausländer? Warum bewegte er sich so … ungelenk?
    „Doch fürchtet euch nicht! Der arme Teufel bewegt sich gerade zwar in anderen Sphären, aber es kostet mich bloß …“, er platzierte wieder die Decke, wo er sie entfernt hatte, „… ein Fingerschnippen!“ Und der Stoff wuchs wieder in die Höhe.
    Wahrscheinlich eine Falltür unter dem Käfig, das Erstaunen der anderen Leute wusste ich leider nicht zu teilen, doch mir war längst unwohl, meine Finger schwitzten, Wolf sollte zu mir zurückkommen!
    Die Decke hob sich, mein Schatz war zurück, es regnete Beifall. Blutleer verbeugte sich der Zauberer, ließ seinen Lohn um sich auf den Boden prasseln. Mit einer kurzen Geste wies er Wolf zu gehen an, und bat sofort um einen neuen Freiwilligen. Niemand achtete mehr auf meinen Ehemann, der etwas verkrampft zu mir zurück stakste.
    Je näher er kam, desto eisiger wurde mir. Seine Züge, die Bewegungen – ich sah die Jongleure wieder vor mir, es war als käme der Zauberer selbst auf mich zu.
    „He, Wolf, ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst so blass“, fragte ich ihn leise.
    „Oh, Röschen“, sprach seine Stimme kühl, „Alles ist gut. Leider habe ich nicht viel gesehen.“ Dann setzte er setzte er sich neben mich, als sei das Gespräch beendet.
    Meine stechende Ahnung wollte es nicht dabei belassen, doch die Aufführung nahm keine Rücksicht. Ein neuer Freiwilliger aus den vorderen Rängen stolperte auf die Bühne – ich beobachtete ihn und den Zauberer genau – und legte sich in einen Holzkasten. Mir kam er einem Sarg gleich, die Säge des Zauberers blitze bedrohlich.
    Der Deckel schloss sich, dann wurde der Mann langsam vor unser aller Augen zersägt und wieder zusammengeleimt.
    Ich sah zu. Und je weiter der Abend fortschritt, desto mehr ergab alles Sinn –

    Nun liegen wir im Bett. Das Herz schlägt mir bis zur Kehle, mein Atem ist ohrenbetäubend und schwerfällig. Der Heimweg ist unerträglich gewesen und dauerte eine quälende Ewigkeit.
    Doch nun bin ich mir sicher.
    Ich höre seinen Atem nicht. Keinen Herzschlag.
    Mein Ohr an der Matratze aber vernimmt ein fernes Geräusch, ein feines leises Rattern, eine winzige Uhr.

    • Offizieller Beitrag

    Das Schloss
    von @bigbadwolf


    Es war einmal ein König, der wohnte in einem alten, maroden Schloss. Eines Tages kam ein reisender Magier, welcher ihm für eine königliche Summe seine Dienste anbot. Der König betrachtete sein heruntergekommenes Schloss, den vergilbten, ausgefransten Teppich zu seinen Füßen, die rissigen Mauern, die erbarmungslos schief hängende Tür zum Thronsaal, den schmutzigen kleinen Kronleuchter und sprach: „Er baue mir ein Schloss so schön, dass es mein Herz ganz und gar erfüllt.“

    „Wie Ihr wünscht“, sagte der Magier und verbeugte sich tief.

    Als er sich wieder aufrichtete, durchmaß sein Blick den gesamten Saal, erfasste jeden Stein und jedes Brett, erhob sich über das Schloss, prüfte es und zersetzte es. Für einen Moment verharrte der Magier regungslos auf der Stelle. Dann erklang ein tiefer Ton, welcher von seinen Füßen zu kommen schien und rasant das königliche Gehör, den gesamten Raum, das gesamte Gebäude erfüllte.

    Der König war schier überwältigt von Prunk und Pracht seines neuen Heimes. Aus allen Winkeln betörten kleine Putten seine Augen, das ausufernde Deckengemälde zeugte von der vereinten Gabe aller Künstler des Kontinents. An den Wänden und zu seinen Füßen erblickte er edle Teppiche, deren jeder Faden eine perfekte Note der Farbkomposition darstellte. In glänzendes Licht getaucht wurde all diese Herrlichkeit von einem gewaltigen Kronleuchter, welcher die Form eines Schwans besaß, mit Augen aus glitzernden Opalen und weit ausgebreiteten filigranen Flügeln.

    Sodann erhob sich der König und durchschritt seine Heimstatt, der Magier folgte ihm einem Schatten gleich. Selbst die Räume der Bediensteten vermittelten dem seligen König ein Gefühl von Zufriedenheit, war nun auch seinem Gefolge eine bessere Unterkunft zuteil. Tatsächlich waren sie gerade so gefällig eingerichtet, dass sie hinter seinem eigenen Wohlbefinden zurückblieben.

    Mit freudeschwangerem Herzen hieß er seinen Schatzmeister, den Magier gefällig zu entlohnen. Und der reisende Magier dankte und zog in die Stadt, um zu ruhen.

    Selig und verträumt wandelte der König durch sein neues, majestätisches Zuhause, betrachtete Fresken, Gemälde und Skulpturen höchster Güte. Doch wie der König einen goldbestickten Vorhang beiseite zog und ans Fenster trat, erfüllte plötzlich großes Leid sein Herz. Der Blick auf sein Land riss an seiner Seele und ließ seine Wonne verdorren. Sogleich ließ er, zornesrot, nach dem reisenden Magier rufen, welcher sich alsbald erneut vor dem Königsthron einfand.

    „Dein Zauber ist falsch und verdorben!“, herrschte der König den Magier an. „Ich habe nicht gewünscht, die Liebe zu meinem Reich zu verlieren! Nimm deinen faulen Zauber zurück und entsage deinem unverdienten Lohn!

    „Mitnichten. Ich habe Eurem Wunsch mit aller Gründlichkeit entsprochen. So wähne ich mich frei von jeglicher Schuld. Lebt wohl, Herr König!“

    Und mit einem Wink verschwand der Magier und ließ den König an sein Glück gefesselt zurück.

    • Offizieller Beitrag

    Es stinkt

    von @Skadi

    „Es stinkt.“
    „Ich bin's nicht. Ich habe heute Morgen erst gebadet.“ Das glaube ich zumindest. Wirklich sicher bin ich mir nicht, weil es auch genauso gut gestern gewesen sein könnte. Oder vorgestern? Vielleicht war es auch letztes Wochenende oder irgendwann im Herbst. Mein Zeitgefühl war noch nie sonderlich gut. Nichtsdestotrotz bin ich mir ziemlich sicher, dass mit meinem Körpergeruch alles in Ordnung ist.
    „Nein, ich meine den Zauber“, stellt Cynthia klar und schaut von meinen Destillierkolben und Retorten auf. In den Gefäßen blubbert und brodelt es lebhaft vor sich hin. Man kann die grüne Flüssigkeit durch das Glas dabei beobachten, wie sie unermüdlich hindurchfließt, verdampft, kondensiert und schlussendlich überaus hypnotisch aus einem kleinen Hahn in ein Töpfchen tropft. Ein bisschen erinnert mich der Anblick an den tropfenden Wasserhahn meiner Wanne und automatisch lande ich wieder bei der Überlegung, wann ich sie eigentlich zuletzt benutzt habe. Bevor mein Erinnerungsvermögen Purzelbäume schlagen kann und sich dabei ein sinnbildliches Beinchen bricht, ruft mich Cynthias Stimme von dem Spielplatz in meinem Kopf nachhause: „Ich weiß nicht. Irgendwie stinkt er. Als wäre er... faul?“ Ich gehe zu ihr herüber und prüfe die Gerätschaften auf meinem Labortisch. Bisher hatte ich dieses Labor immer für mich alleine. Hin und wieder teilt mir mein Professor einen Laborpartner zu, jedoch sind bis jetzt die wenigsten von ihnen lang geblieben. Wahrscheinlich war ihnen das praktische Studium der geisteskranken Wissenschaften und makabren-bizarren Überflüssigkeiten zu stressig geworden. Man kennt sie ja, die Klischees über Studenten. Sobald sie mehr tun müssen, als gegen Mittag eine Vorlesung zu besuchen, werfen sie das Handtuch. Oder meine Säure um! Einer von Cynthias Vorgängern hat doch tatsächlich, während ich in der Mittagspause war, meinen Tank voll hochätzender Drachensäure vom Regel gestoßen und ist dann verschwunden. Dieser Feigling! Statt zu seinem Missgeschick zu stehen, lässt er mir bloß eine riesige, dampfende Schweinerei und seine Zahnspange zurück.
    Cynthia scheint zum Glück anders zu sein. Unsere Bekanntschaft besteht zwar erst ein paar Tage, aber wir verstehen uns gut und sie hat auch keine der typischen Mädchenallüren. Einzig ihren Zauberstab finde ich echt kitschig. Er ist pink (oder magenta, wie sie mich mehrmals berichtigt hat – immer diese Phantasieworte), mit einem lilafarbenen Stern und irisierenden Folienstreifen an der Spitze. Wann immer sie mir mit diesem Ding vor der Nase herumwedelt, glitzert die Folie abwechselnd grün und gelb. Persönlich stehe ich bei Zauberstäben ja mehr auf den Klassiker: Schwarz mit jeweils einem weißen Streifen an beiden Enden. Aber jeder, wie er will. Zwischen mir und Cynthia stimmt die Chemie jedenfalls und solange sie nicht anfängt, mit meinen Zombieexkrementen ihre Begonien zu düngen, dürfte sich daran auch nichts ändern. Bei Zombieexkrementen hört die Freundschaft nämlich auf! Seitdem die Filmindustrie diesen Hype um Zombies ausgelöst hat, ist es verdammt schwer, an welche heranzukommen. Sobald die Leute ein verrottetes Etwas auf der Straße sehen, zücken sie gleich ihre Armbrüste, Katanas und die nagelbespickten Baseballschläger und prügeln wie die Irren auf alles ein, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Arme Tante Milli. Sie war einfach nicht schnell genug, um erst ihre Gehhilfe und im Anschluss sich selbst in diese Buche zu hieven. Worauf ich hinaus wollte: Ohne Zombies keine Zombieexkremente. Und ich brauche für meine Experimente einiges davon. Wie zum Beispiel für besagten Zauber, über den Cynthia gerade ihre Stupsnase hält.
    „Faul?“, wiederhole ich ihre Worte und betrachte meine Arbeit. Dann zucke ich mit den Schultern. „Na ja, fleißig kann er schlecht sein. Was soll er da drin schon anstellen? Das Haus putzen? So was wurde uns untersagt, seit damals ein paar der Besen außer Kontrolle geraten sind.“ Ich ernte einen irritierten Blick. „Und...“, fragt Cynthia schließlich zögerlich, „was soll der Zauber bewirken?“
    „Oh, ich hab keine Ahnung. Siehst du, ich sehe solche Zauber wie eine Schachtel voller Pillen.“
    „Du meinst Pralinen?“
    Nun bin ich es, der irritiert guckt. Ich ignoriere Cynthias Einwand und rede weiter: „Man weiß nie, was man erwischt. Entweder sieht man bunte Farben, bekommt Durchfall oder kann die Stühle reden hören. Irgendwas kommt immer dabei raus. Aus demselben Grund wähle ich auch die Zutaten wahllos aus. Wie bei einer guten Suppe! Ich nehme was so da ist und lasse mich überraschen.“
    Inzwischen hat sich Cynthia von meinem Zauber abgewendet und betrachtet nun neugierig eine Keramikschale, die zur Hälfte mit einer dickflüssigen, gelben Masse gefüllt ist. Sie schaut angewidert die toten Fliegen an, die darin herumschwimmen und stupst vorsichtig mit dem Finger gegen einen der Tentakel, von denen ein paar über den Rand der Schale hinaushängen. „Und das hier ist auch einer deiner Zauber?“
    Kritisch verschränke ich die Arme vor der Brust. Hat diese Frau mir denn nicht zugehört? „Das ist meine Suppe, die vom Mittagessen übriggeblieben ist.“ Das habe ich doch eben erklärt.
    In dem Moment, in dem ich rede, zuckt der Tentakel unter Cynthias Berührung zusammen. Erschrocken macht sie einen unkontrollierten Satz nach hinten und stößt mit den Rücken gegen mein Bücherregal. Eventuell sollte ich mir überlegen, es an einen anderen Platz zu verschieben. Aus demselben Regal ist damals schon die Drachensäure gefallen. Auch unter Cynthias Aufprall wackelt das Holzgestell und bevor einer von uns beiden reagieren kann, stürzt eine Kiste daraus zu Boden. Es kracht, als sie aufkommt; mehr als etwas Stroh und einem weißen Fellknäuel fällt aber nicht heraus. „Jetzt hast du Bernhard aufgeweckt“, tadele ich Cynthia. Die arme guckt etwas erschrocken und zugleich scheint sie von der Situation überfordert zu sein. Dabei ist doch nur diese Kiste vom Regal gefallen. Wie ein Auto hätte sie glotzen können, wenn auch noch dieser Topf voller Lebendspinnen heruntergekommen wäre, der selbst jetzt noch bedrohlich auf dem obersten Brett hin und her schwankt.
    „B-Bernhard?“
    „Ja, Bernhard. Bernhard ist mein Kaninchen. Hin und wieder zaubert er mich aus einem Hut.“
    Und wieder erinnert mich Cynthia Gesichtsausdruck an einen Citroën C3. Sie blinzelt ein paar Mal und im nächsten Augenblick kann ich vier tiefe Falten auf ihrer Stirn zählen. „Halt mal. Er zaubert dich hervor? Sollte es nicht andersherum sein?“
    Mit dieser Frage bringt sie mich in Verlegenheit. Bernhard und ich sind bereits vor langer Zeit zu der unausgesprochenen Übereinkunft gekommen, nicht über dieses Thema zu reden. Unbehaglich fahre ich mit der Hand über meinen Nacken. Tut mir leid, Bernhard. „Das war anfangs auch so. Irgendwann haben wir einen Verschwindibuszauber ausprobiert, bei dem Bernhard aus einem geschlossenen Kasten verschwinden sollte. Und... na ja... Er ist danach wiederaufgetaucht. Allerdings mit nur drei seiner Pfötchen.“
    Wie abgesprochen, rappelt sich mein langohriger Freund auf. Wegen seiner Behinderung braucht er für solche Bewegungen immer etwas länger. Und wenn er sich mal an den Ohren kratzen will, kippt er ständig um. Dann muss er sich erst wieder aufsetzen. Für Bernhard sind juckende Körperstellen eine ganz eigene Herausforderung des Alltags und am Ende rollt er sich nur so lange auf dem Boden herum, bis das Jucken von selbst aufhört. Zum Glück scheint ihm der Sturz nichts ausgemacht zu haben. Bernhard guckt bloß ein bisschen miesepetrig, weil er so unsanft aus seinem Nickerchen gerissen wurde. Sonst scheint augenscheinlich noch alles dran zu sein. Na ja. Vom Hinterpfötchen mal abgesehen. „In irgendeiner Zwischendimension schwebt also eine einsame Kaninchenpfote herum. Danach hielten Bernhard und ich es für besser, wenn ich keine Zaubersprüche mehr an ihm ausprobiere. Er sogar noch mehr als ich. Doch keine Sorge. Bernhard kommt prima zurecht! Siehst du?“
    Und tatsächlich hoppelt der kleine Pelzball gerade los. Keine Ahnung, wohin er will. Wahrscheinlich weiß Bernhard das nicht mal selbst so richtig. Seine Bewegungen haben etwas Drolliges an sich, die meine Mundwinkel immer wieder verzückt nach oben zwingen. Zwar balanciert er seine fehlende Gliedmaße gekonnt aus, trotzdem humpelt er etwas. Er hoppel-humpelt eben. Oder humpel-hoppelt er? Er huppelt... er ...hompelt...? Wie immer schweigt sich Bernhard darüber aus, wie seine Gangart am besten zu beschreiben ist. In der Hinsicht konnte man noch nie viel konstruktiven Input von ihm erwarten.
    „Oh Mann…“, höre ich Cynthia ächzen. Sie wendet sich von mir und Bernhard ab, was ich schade finde. Dadurch verpasst sie den Anblick von Bernhards flauschigen Schwänzchen und wie es beim hompeln auf und ab wippt. Auf einmal kreischt Cynthia wie am Spieß: „Um Himmels Willen! Die Retorten!“
    Ich lehne ab: „Nein Danke.“ Momentan halte ich nämlich eine Diät und Torte passt nicht in meinen Ernährungsplan hinein. Außerdem habe ich doch erst vor kurzem meine Suppe gegessen. Haben wir nicht vor wenigen Minuten erst darüber gesprochen? Langsam glaube ich, dass meine neue Laborpartnerin an einem ernsthaften Aufmerksamkeitsdefizit leidet.
    „Nein, dein Zauber! Er explodiert!“
    Mein Blick wandert zum Tisch und tatsächlich haben sich unkontrolliert Gase in den Behältern gebildet. Durch das Glas ziehen sich wie Spinnweben tiefe Sprünge, durch die pfeifend heißer, stinkender Dampf austritt. Cynthias Unkenrufe bewahrheiten sich gleich darauf, als der Druck im Inneren der Retorten zu groß wird und alles mit einem tosenden Knall in die Luft geht. Zu meinem Glück stehe ich weit genug entfernt und brauche nur einen Schritt zurückweichen. Cynthia allerdings… Sie schafft es rechtzeitig, sich vor den umherfliegenden Scherben zu ducken. Bei dieser Aktion springt sie jedoch direkt in die austretende Gaswolke meines Zaubers. Tja. Ein bisschen ist sie ja schon selbst schuld. Hätte sie mal mehr Aufmerksamkeit für ihre Umwelt gezeigt.
    Der Dampf muss verdammt heiß sein. Cynthia schreit und wirft sich vor Schmerzen auf den Boden. Ich frage mich, wieso sie es für eine gute Idee hält, sich inmitten all der Scherben umherzuwälzen. Tut das nicht erst recht weh? Aus Bernhards Gesicht spricht tiefes Entsetzen über die Situation, denn das Wackeln seiner Nase setzt für eine kurze Sekunde aus. Jetzt hat Cynthia endlich aufgehört zu zappeln und zu quieken. Völlig regungslos liegt sie zwischen dem, was vor ein paar Minuten noch mein magisches Equipment war. Der Dampf hat sich auf ihrer Haut abgesetzt und ihre Gesichtsfarbe verändert. Eine Schönheit war Cynthia schon vorher nicht gewesen, aber der fahle graugrüne Teint steht ihr absolut nicht. „Meiner Meinung nach ist sie tot“. Bernhard stimmt mir zu, indem er betroffen die Ohren in meine Richtung dreht. „Schade. Wäre sie nur etwas umsichtiger gewesen. Ich hole mal einen Eimer Wasser und einen Wischmop, bevor sich die Sauerei noch in den Fußboden einbrennt. Die Hausmeister werden sonst wieder stinksauer, wie damals bei der Drachensäure.“ Wie sehr wünsche ich mir gerade, Zauber auf Reinigungsgegenstände anwenden zu dürfen.
    Plötzlich muss ich überrascht die Augenbrauen hochziehen. Cynthias toter Leib wird von Zuckungen geschüttelt. Aus ihrer Kehle dringt hohles Stöhnen und Keuchen und langsam richtet sie ihren Oberkörper auf. Die Bewegungen sind unbeholfen und schwerfällig. Ich kann erkennen, dass sich ihr Brustkorb nicht hebt und senkt. Ergo hat Cynthia das Atmen wohl für sich aufgegeben. Ihre Haut ist von den Scherben aufgeschnitten und von großen Brandblasen übersät. Das, was von ihrem Gesicht erkennbar als solches übriggeblieben ist, hängt schlaff runter. Gedanklich verfasse ich eine Notiz, dass mein Zauber definitiv keine Grundlage für ein Schönheitsserum bietet.
    „Cynthia?“, versuche ich sie anzusprechen. Zur Antwort grunzt sie mich nur an.
    „Bist du tot?“ Jetzt stöhnt sie dumpf. Oha. Mir kommt ein Verdacht.
    „Bist du ein Zombie?“
    Auf diese Frage zeigt Cynthia keine Reaktion. Ich werte das als ein Ja und fange an zu überlegen.
    „Bernhard, wir haben einen Zombie erschaffen“, verkünde ich das offensichtliche. „Weißt du, was das heißt?“ Natürlich weiß er das. Sonst würde er sich nicht voller Euphorie hinlegen und seine eigene Wamme als weiches Kissen für sein Kinn benutzen. „Richtig! Genug Zombieexkremente für all meine Experimente!“ Vor lauter Freude fange ich an zu jubeln und Bernhard stimmt mit ein, indem er die Augen schließt und sein Nickerchen fortsetzt.

    • Offizieller Beitrag

    Der Gipfel des schlechten Humors

    von @Xarrot

    Es war einmal, da ging Bursche auf den Markt der Magier.
    An diesem Ort, so sagt man, kann ein Recht schaffender Mann noch jede Menge Geld für völligen Unfug lassen. Der gut betagte Reisende erreicht ihn leicht, indem er einer gepflasterten Straße bis hinauf zur Kuppe eines Hügels folgt. Schon am Fuße kommt er sodann an allerlei Ständen vorbei, deren Waren an Ulk nicht zu überbieten wären. Steigt der freigiebige Reisende weiter hinauf, so verhält sich der Geldbetrag in seinem Beutel antiproportional zur Strecke des zurückgelegten Weges. Beim Marktplatz ganz oben auf der Kuppe angekommen, erreichen auch die Verkaufsgüter ihren Höhepunkt sowohl was den Irrsinn angeht, als auch den Preis. Danach geht es für den mittlerweile nahezu mittellosen Reisenden an den Abstieg. Ein steiles Stück Weg liegt vor ihm, an dessen Ende er von Glück sprechen kann, wenn er überhaupt noch ein Hemd am Leibchen trägt …
    Kurzum: Wer schlau ist, macht einmal einen großen Bogen um den Berg.
    Bursche jedoch war dumm. Schon bei seiner Geburt rief die Hebamme: „Rasch, einen Hammer, sonst wird’s ein Fahrrad!“ So bog er an der Kreuzung mit voller Absicht ab in Richtung Magiermarkt. Bursche besaß jede Menge Geld, doch was ihm fehlte, war etwas. Welches etwas, das musste er noch herausfinden, aber nichts desto trotz wollte er irgendetwas.
    Am Fuße des Berges standen zwei Wachen, sie hießen Geld und Her! und waren zwei äußerst zuvorkommende Leute.
    „Halt, Mann!“, rief Geld und hob gebieterisch einen Arm.
    „Hier ist Geld verboten!“, erklärte Her! mit Blick auf Bursches prallen Beutel.
    „Aber wie soll ich mir denn dann etwas kaufen?“, jammerte dieser.
    „Bezahlen kannst du hier mit allem anderen, was du bei dir trägst“, ließ Geld verlauten.
    „Wir verwahren den hier für dich, bis du auf der anderen Seite des Berges wieder vom Markt zurückkommst“, versprach Her! und nickt gutmütig.
    Bursche war doof, tat wie ihm geheißen und händigte seinen Beutel ohne weitere Umschweife aus, ehe er seinen Fuß auf die Magiermarktstraße setzte. Waren jeglicher Natur hockten zu beiden Seiten auf den Theken, blinkten, quakten und qualmten, dass die Augen tränten, die Ohren rauschten und die Nase juckte. Der erst Stand, den sich Bursche näher besah, war einer, der Ziegenmilch verkaufte.
    „Treten sie näher und kosten sie!“, rief ein Kerl mit passendem Ziegenbart im Gesicht, bevor er Bursche unaufgefordert eine kleine Kostprobe in die Hand drückte.
    Achselzuckend trank der, was man ihm gab und schmunzelte positiv überrascht.
    „Ich glaub, ich nehm einen Becher davon!“, erklärte er. „Was willst du dafür haben?“
    „Ach, trink du nur erstmal“, entgegnete der Verkäufer großmütig und Bursche trank wie ihm geheißen, bis der Becher leer war.
    Sodann wandte er sich um, da fiel sein Blick auf ein Schild: „Ziegenmilch“, stand dort. „Von männlichen Ziegen.“ Zwei Sekunden dauerte es, bis Bursches Gehirn verstand, drei, bis die Erkenntnis im Magen ankam und fünf, bis der Würgereiz einsetzte. Bursche musste sich übergeben und bezahlte den Becher „Milch“ mit dem Inhalt seines Magens.
    „Das sollte genügen, einen schönen Tag noch!“, meinte da der Verkäufer und winkte noch, während Bursche schon hustend weiterstolperte.
    Ein Weilchen später hatte er sich wieder beruhigt und war bereit für den nächsten Stand. Hier wurden Bücher und Schriftrollen feil geboten. Interessiert trat Bursche näher und las den Einband von einem: „Die Kunst, des Sparens“ versprach der Einband.
    „Das klingt gut“, dachte sich Bursche und wandte sich an den Verkäufer. „Was willst du dafür?“
    Der dürre Man hinter der Ladentheke hatte zuvor hastig in seinem Wagen herumgekramt, als suche er etwas. Doch bei Bursches bebrillten Antlitz hielt er plötzlich inne und grinste freudig.
    „Die da, eure Brille!“, rief der Mann und rieb sich die Hände.
    „A- aber die brauch ich doch selbst!“, versuchte Bursche entschuldigend zu erklären und wollte schon gehen, da donnerte es.
    BURSCHE!
    „Ja?“ Zaghaft hob er den Kopf zum Geäst eines Baumes empor, in dem sich ein Spatz niedergelassen hatte.
    VERGISS NICHT DIE OBERSTE REGEL DES MAGIERMARKTES!gewitterte der Spatz mit Todesstimme.
    „Die da wäre?“
    WER'S ANFASST, MUSS ES BEZAHLEN!
    Diese Regelung schien Bursche irgendwie doch sehr kundenfeindlich, fast schon kapitalistisch. Doch der Spatz war bekanntlich der Boss auf dem Marktplatz. Widerstrebend gab Bursche also seine Sehhilfe und bekam dafür den ollen Wälzer. Doch so weit er die Seiten auch von sich reckte, die Kunst des Sparens wollte sich dem weitsichtigen Burschen dennoch nicht verraten. Ein wenig griesgrämig zog er weiter.
    Beim nächsten Stand war Bursche äußerst bedacht, nichts aus Versehen zu berühren. Leider war er nicht darauf vorbereitet, dass die Waren versuchen könnten ihn zu berühren …
    Eines der ausgestellten Messer erhob sich plötzlich wie an Fäden gezogen von seinem Bett auf dem Samtkissen und legte sich drohend an Bursches Kehle.
    „Oh, schau nur, das heißt, es hat sie gern!“, frohlockte die kräftig gebaute, vollbärtige Frau am Schleifstein, wo sie gerade eine weitere Klinge schärfte.
    „Oh- äh- ...“, stotterte Bursche und zuckte zusammen, als die wirklich äußerst scharfe Schneide des Zaubermessers seine Haut ritzte, bis gar ein wenig Blut hinab rann.
    Über ihm landete der Spatz und schaute vielsagend auf den armen Burschen herab.
    „Wie viel?“, krächzte der und war auf alles gefasst.
    „Ach, wissen sie, ich schenk's ihnen“, meinte die Frau mit einem gutmütigen Lächeln unter ihrer ausgeprägten Gesichtsbehaarung. „Aber denken sie dran, es regelmäßig zu Füttern, sonst schneidet es ihnen im Schlaf die Leber heraus.“
    Bursche vergaß glatt Danke zu sagen. Stattdessen stakste er steif von dannen, derweil das Messer die ganze Zeit drohend um ihn herum huschte, als wolle es jeden Moment zustoßen. Und als er schon nicht mehr dachte, dass es schlimmer werden könnte, erreichte Bursche die Hügelkuppe.
    Hier stand ein Turm, in der Mitte eines gepflasterten Platzes, umringt von Ständen und Bäumen. Auf den Stufen vor dem Eingang saß ein Wesen von solcher Schönheit, dass Bursche trotz des tänzelnden Messers stutzte und stehen blieb. Kaum traute er seinen Sinnen, als die liebliche Stimme zu ihm herüber wehte und eine zarte Hand ihn dazu einlud, sich zu dieser Ausgeburt der Anmut zu setzen.
    „Kommt! Kommt näher, setzt euch zu mir“, sagte die Stimme, doch der beturtelte Bursche verstand schon längst kein Wort mehr und kam einfach so wie ein Liebestrunkener an getorkelt.
    „Kann man euch auch kaufen?“, fragte er rundheraus.
    Bursche war echt ein schlechter Flirter und vielleicht wäre das „etwas“, das er suchte bloß ein ordentlicher Kurs in Anmachsprüchen gewesen. Doch die holde Maid verpasste ihm keineswegs eins mit der flachen Hand, sondern kicherte bloß.
    „Ach, nein, mein Hübscher.“
    „Was tut ihr dann hier?“, lechzte Bursche und rückte näher heran.
    „Ich kann machen, dass Luft stinkt.“
    Was ein Glück, dass Bursche sie noch nicht angefasst hatte. Der Zauberbann fiel im selben Moment von ihm ab, da die liebliche Blume vor ihm blubbernd ihren Duft in die Welt entließ.
    „Ich bekomme immer solche Blähungen von dieser Ziegenmilch, nicht zu fassen!“, zwitscherte sie und legte gleich noch einen nach.
    Bursche indessen stand auf und ging. Er ging um den Turm herum und auf der anderen Seite des Berges wieder herab. Er ging auch weiter, als der Weg sich allmählich ebnete und er die Gestalten von Geld und Her! am Ausgang entdeckte.
    „Ich hoffe, du hattest einen angenehmen Aufenthalt“, begrüßte ihn Geld.
    „Hier, dein Beutel.“ Damit überreichte Her! ihm das leere Säcklein, doch Bursche konnte heute nichts mehr verwundern.
    Immerhin hatten Geld und Her! wie versprochen auf seinen Geldbeutel aufgepasst, nur halt nicht auf das Geld darin.
    Sodann zog Bursche mit leeren Magen, einem Buch, dem selbstmörderischen Messer und einem üblen Mief im linken Nasenloch von dannen. Und wenn er sein Messer brav gefüttert hat, dann beißt er sich noch heute in den Arsch, wie doof er damals in jungen Jahren doch gewesen ist.

    • Offizieller Beitrag

    So, die Abstimmung ist zuende und ich freue mich, eine Siegergeschichte präsentieren zu dürfen :D

    Gewonnen hat mit 6 von 9 Stimmen (67%) die Geschichte "Es stinkt" von ...

    Trommelwirbel
    Dramatische Pause


    Herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Du kannst nun das Thema für den nächsten Wettbewerb vorgeben (Du hast eine PN, wie das abläuft ) Ausserdem wurdest du in die Rangliste eingetragen und bekommst für zwei Monate 5 goldene Sterne, sowie einen eigenen Benutzertitel. Schon jetzt viel Spass damit!

    Zudem bekommst du das Buch, das freundlicherweise von @Tom Stark gespendet wurde :)
    (vielen Dank noch einmal an dieser Stelle!)


    Ein herzliches Dankeschön auch an alle anderen Teilnehmer! Wir hoffen, dass ihr beim nächsten Schreibwettbewerb auch wieder fleißig mitmacht und so zahlreich abstimmt. Wir sind schon sehr auf das neue Thema gespannt, das unser aktueller Gewinner hoffentlich schon bald vorgeben wird.


    Übrigens könnt ihr nun auch nachschauen, wer die Autoren sind. Diese wurden den Geschichten beigefügt.


    Das war der Schreibwettbewerb Februar/März 2019. Vergesst nicht, euer Feedback zu den Geschichten zu hinterlassen!


    Euer Fantasy-Geschichten-Forum

  • Gratuliere @Skadi :thumbup:

    Klasse Geschichte!!! :D

    Vielen Dank an alle anderen Autoren für Ihre schönen Geschichten!

  • @Skadi
    Ich weiß nicht, ob du das mitbekommen hast, aber im Chat habe ich deine Geschichte schon in den Himmel gelobt. :D
    Als ich die ersten Zeilen gelesen habe, wusste ich, dass ich verloren habe. Und als ich die letzten beendet habe, hat es auch gar nicht mehr wehgetan. Gegen sowas zu verlieren ist definitiv keine Schande.
    Die Geschichte steckt voller Leben und bunten Details, und mit dem Professor mit Brei im Kopf ergibt sich so ein schön bizarres Bild.
    Das hätte ich gar nicht von dir erwartet, aber du bist wirklich sehr gut!


    Zu den anderen Geschichten:

    "Der schlimmste Dämon" wusste mich nicht so sehr zu packen, weil er alles so ausführlich erklärt hat. Will sagen, eine Pointe gab es irgendwie nicht und das war alles sehr on the nose mMn.

    "Das Schloss" war schon eine schöne Erzählung, sehr märchenhaft. Insgesamt hat mich das mit dem König und dem Königreich nur etwas kalt gelassen. Weiß gerade nicht, wie ich das erklären soll. Die Moral ist klar und ist auch gut, aber sie spielt für mich eben kaum eine Rolle. Da hat die Geschichte gegen die beiden letzten leider den kürzeren gezogen.

    "Der Gifpel des schlechten Humors" musste eine Xarrot-Geschichte sein. Was sonst? :D Ich mochte den viel zu blöden Humor, auch wenn mir das mit der Ziegenmilch schon etwas zu viel war. xD Irgendwo dadrin gab es aber rechtschreiblich und ästhetisch zwei, drei Stellen, wegen denen ich Abstriche machen musste. Wäre Skadis Geschichte nicht gewesen, hätte ich meine Stimme aber hier gelassen!

    Da sieht man, wie gut Humor bei den Wettbewerben zieht. :hmm: Ist auch gar nicht leicht zu schreiben mMn.

    Häupter auf meine Asche!

    Einmal editiert, zuletzt von kalkwiese (3. April 2019 um 05:16)

  • Yay :D
    Danke für die Glückwünsche ^^ Und für die Stimmen für meine Geschichte. Ursprünglich wollte ich sie gar nicht einreichen, aber Chaos hat mir dann sehr geduldig Mut zugesprochen :love:

    Das hätte ich gar nicht von dir erwartet, aber du bist wirklich sehr gut!

    Freut mich, dass dir meine Geschichte so gut gefällt und danke für das Kompliment ^^ Auch wenn es mir ein ganz kleines bisschen zu denken gibt ... xD

  • Freut mich, dass dir meine Geschichte so gut gefällt und danke für das Kompliment Auch wenn es mir ein ganz kleines bisschen zu denken gibt ... xD

    Ich war wohl vor allem baff, weil du ja eher als Zeichnerin hier bekannt bist. Als ich mal einen Moment drüber nachgedacht habe, ist mir auch wieder dein Blog eingefallen, dass du in RPGs beteiligt bist und natürlich dein großer Bücherkonsum, der wahrscheinlich auch viel zu deinem Sprachgefühl beiträgt. Das ergibt alles Sinn. :) Meine Kinnlade liegt trotzdem noch auf dem Fußboden. xD So gut geschrieben fand ich die Geschichte, wirklich. Ich habe mich nicht eingekriegt, war wirklich begeistert. Ich habe die sogar meinem Bruder verlinkt und ihm gesagt, dass er das lesen soll. Und sowas mache ich eigentlich nicht. :rofl:
    Klingt jetzt vielleicht irre übertrieben, aber es ist die Wahrheit.

    Häupter auf meine Asche!

  • Danke für die Glückwünsche Und für die Stimmen für meine Geschichte. Ursprünglich wollte ich sie gar nicht einreichen, aber Chaos hat mir dann sehr geduldig Mut zugesprochen

    Gut so! Und jetzt will ich nix mehr hören von wegen:

    Ich bin Anfänger, bitte seid lieb zu mir

    "Mimimi- ich bin Anfängerin - Mimimi"

    Deine Geschichte war grandios und hats verdient zu gewinnen, da zieh ich gern meinen Skalp vor dir, weil ich traf grad leider kein Hut.

    @bigbadwolf Ich hab für deine Geschichte gestimmt, weil irgendwie hat mit der Stil gefallen. Das war so Kindergeschichten artig, mit so einer "un deshalb macht des mal net Kinnas"-Botschaft. Fand ich gut. Auch wenn ich vom Stil her auf Myrti als Verfasser getippt hab :hmm:

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"