Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 4.532 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. Februar 2019 um 13:53) ist von Aztiluth.

  • Hallo zusammen

    Mich würde eure Meinung zu Zeitsprüngen interessieren, die hin und wieder in Büchern oder Serien auftauchen. Manchmal mehrere Monate, manchmal mehrere Jahre lang. Ob ihr sie als störend empfindet und wie lange diese maximal sein dürfen, um noch ertragbar zu sein (in einem Buch das ich gelesen habe, war ein Zeitsprung von fast zehn Jahren und das hat mich sehr aus der Story gerissen).
    In der Geschichte die ich im Moment schreibe, wäre ein Zeitsprung (von Band 2 auf Band 3), bei zwei Charakteren nämlich von Nöten. Ich habe ehrlich gesagt aber keine Ahnung, was mein dritter Charakter und ein paar der Nebencharaktere in der Zwischenzeit (vielleicht sogar mehrere Jahre lang) tun sollen.
    Hattet ihr schon einmal ein ähnliches Problem und was haltet ihr generell von Zeitsprüngen?
    LG

  • Hi @Sunwriter

    Das ist ne echt schwere Frage. Ich persönlich mag sie, wenn sie nicht zu gross sind und sich die Figuren (also auch ihr Charakter) weiterentwickelt hat z.B er sass in einem Kerker, war lange auf See oder zwei Menschen oder Wesen xD begegnen sich nach einer langen Zeit wieder. Für mich wichtig ist einfach, dass sie sich entwickelt haben und nicht gleich bleiben, denn der Mensch ist ein sich ständig weiter entwickelndes Wesen und keiner von uns ist derselbe wie vor ein paar Monaten oder auch Jahren.

    Ich habe auch Zeitsprünge in meinen Geschichten (in den Prologen und Epilogen) über längere Phasen hatte ich erst einen und zwar als ein Mann nach langer Gefangenschaft in einem ziemlich düsteren Loch wieder frei war. Die Menschen haben sich verändert während er in einer Zelle sass und auch er hatte sich verändert.

    Wie gesagt, ich finde Zeitsprünge eigentlich vollkommen legitim aber mann muss sie halt authentisch rüberbringen.

    Hoffe du hast auf eine solche Antwort gehofft.

    Liebe Grüsse

    Fly

    "Ein Schloss ohne Gruft, das wäre wie, wie ein Einhorn ohne Horn!"

    Eigenes von Fly
    Schatten unter London

  • Hallo @Sunwriter,

    Also generell habe ich nichts gegen Zeitsprünge. Gerade lese ich Feuer und Stein, (Outlander ist die Serie dazu) zwar erfährt man nichts über die anderen Charaktere und nur noch über die Hauptpersonen in der anderen Zeit, aber das geht in Ordnung.
    Wenn es allerdings ständig passiert und ständig, das immer wieder in den Zeiten hin und her gesprungen wird, ist das zu viel des guten und ich komme dann immer total aus der Geschichte oder Serie raus und ich kann dem ganzen gar nicht mehr folgen. Wenn man wirklich mit Zeitsprüngen arbeitet, dann sollte man es gering halten, meiner Meinung nach. Vielleicht wäre es auch eine Sinnvolle Überlegung, dann erst einmal nur ne Weile von dem zu schreiben, der gesprungen ist. Klar ist es auch wichtig was die Nebencharaktere so machen, aber vielleicht kann man, wenn die Hauptperson wieder zurück gesprungen ist, ein kurzes Kapitel schreiben, mit dem was den anderen in der Zeit passiert ist. Einfach um das ganze hin und her etwas zu verringern, sodass ein Störenfried nicht mehr so viel stört.
    Ansonsten ist nichts gegen einen Zeitsprung einzuwenden, wenn das ganze gut geschrieben und auch irgendwie sinnvoll sind, sodass man es verstehen kann.

    So genug von mir.
    Das war meine Meinung zu dem Thema^^

    LG Sora

    "Niemand weiß, was er kann, wenn er es nicht versucht." Zitat von Publilius Syrus


    "Und so verliebte sich der Löwe in das Lamm."
    "Was für ein dummes Lamm."
    "Was für ein kranker, masochistischer Löwe."
    Zitat aus dem Buch "Biss zum Morgengrauen"

  • Auf der einen Seite bin ich kein Freund von Zeitsprüngen innerhalb einer Geschichte. Ich will eine Erzählung von Anfang ununterbrochen fortlaufend haben. Also linear erzählt.

    In Büchern ist es zumeist etwas, was mich völlig herausreißt, wenn das nicht beachtet wird. Es kann aber auch durchaus gut in Szene gesetzt werden. Meistens wird aber plötzlich nur ein Absatz kursiv gesetzt und damit soll es reichen. Was mich dann nicht sehr glücklich macht.

    Gerade bei Hollywoodproduktionen ist es am schlimmsten. Hier wird dazu noch alles wild gemischt, sodass man am Ende kaum noch mitkommt.

    Anderseits kann es auch ein gutes stilistisches Mittel sein. Eine Einleitung funktioniert damit hervorragend. Ich hatte auch ein Buch, wo die Vergangenheit als Erzählgeschichte erzählt wurde, während die Jetzt-Zeit nur ein grober Rahmen war. Hiervon habe ich mich für meine Abtrünnigen- Geschichte inspirieren lassen.
    Tatsächlich ist die besagte Geschichte von mir voller Zeitsprünge, stets in Form einer erzählten Geschichte und stets um die Geschichte voranzutreiben. Damit kann ich durchaus leben.
    Also als Autor verwende ich das durchaus mal, aber stets streng geprüft und durchdacht. Nur wenn das Zeitsprung-Mittel wirklich sein muss und ich ein gutes Gefühl habe, nutze ich es.

  • Ob ihr sie als störend empfindet und wie lange diese maximal sein dürfen, um noch ertragbar zu sein (in einem Buch das ich gelesen habe, war ein Zeitsprung von fast zehn Jahren und das hat mich sehr aus der Story gerissen).

    So allgemein kann ich da keine Antwort drauf geben. Einen Zeitsprung verstehe ich gerade so, dass die Erzählung zu einem Zeitpunkt aufhört und dann ein Stückchen früher oder später fortgeführt wird.
    Manchmal kann das das einzig richtige für eine Geschichte sein, z.B. wenn Stück ereignislos zurückgelegt werden würde. Anstatt da etwas darüber zu erzählen, kann man ja auch einen Sprung einbauen.

    Ein wildes Vor- und Zurückspringen empfinde ich als eher schwierig, weil da die Gefahr besteht, dass keiner mehr versteht, was eigentlich passiert. Aber tatsächlich finde ich es ganz cool, wenn es zwei "Ereignislinien" gibt - eine quasi in der Gegenwart und eine die weiter aus der Vergangenheit kommt - die sich dann irgendwann treffen und einen Spannungsbogen damit zum Höhepunkt oder zur Lösung bringen. Das kann ein tolles Story-Element sein.

    Für mich ist auch entscheidend, wie angzeigt wird, dass jetzt ein Zeitsprung passiert ist. Und welche Konsequenzen das für die Charaktere hat. Wenn es keine hat, dann wäre es entweder komisch, oder müsste gerade ein wichtiger Punkt der Geschichte sein: Es hat sich nichts verändert.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Manche Geschichten leben quasi von den Sprüngen. Habt Ihr je Highlander gesehen (vorrangig den ersten Teil)? Ohne die Zeitsprünge wäre die "Jetzt-Geschichte" sehr viel weniger verständlich gewesen.

    Oder, ein grandioses Beispiel: Cloud Atlas
    Das ist sozusagen ein einziges "Gehopse" zwischen den Ebenen. Und jede Zeit-Ebene wird durch eine oder mehrere andere bedingt. Die Zukunft baut auf der Vergangenheit auf.

    Das in eine Geschichte zu bringen ist wahrscheinlich sehr kompliziert. Aber es muss die Geschichte nicht zwangsläufig schlechter machen.

    Und wenn diese Zeitsprünge dann noch linear verlaufen, sollte sich (bei gutem Erzählvermögen) durchaus eine richtig gute Story entwickeln lassen. Es kommt doch immer darauf an, wieviel Wert der Autor (also Du) auf die Geschehnisse in den Zwischen-Zeiträumen legt.

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Mein erster Gedanke war, dass ich eigentlich gar nicht so viele Bücher mit bemerkenswerten Zeitsprüngen gelesen habe. Dann sind mir nach und nach aber immer mehr Romane eingefallen, in denen es doch solche Sprünge gibt :hmm: Oft liegen zwischen dem Prolog und dem ersten Kapitel längere Zeiträume, wenn der Prolog eine Vorgeschichte erzählt, bzw. die Umstände für die Ereignisse der Rahmenhandlung erklärt. Zum Beispiel in der Lennard Malmkvist-Reihe, mit 10 oder 20 Jahren (so grob. Ich müsste nachgucken, wie viele Jahre exakt vergangen sind). Danach ist mir sofort Goethes Faust eingefallen. Dort wird die ganze Zeitspanne von Gretchens Schwangerschaft, plus ihres Prozesses bis zum Tag der Hinrichtung ausgelassen. Also grob überschlagen ungefähr ein Jahr. Ich hab Harry Potter nicht gelesen, aber beginnt die Romanreihe nicht auch damit, dass Harry ein Kleinkind ist und erst im 2. Kapitel wird in die gegwärtliche Handlung gesprungen? :hmm: Hier lasse ich mich gern berichtigen, sollte ich falsch liegen ^^
    Auch dann, wenn die Figuren eines Buches längere Reisen unternehmen müssen, habe ich schon Zeitsprünge von mehreren Tagen gelesen, abhängig vom jeweiligen Transportmittel. Es kann ja auch schließlich nicht in jeder Minute einer Reise etwas spannendes passieren ^^ Sowas fände ich sogar nervig und unlogisch, wenn auf Reisen auf Tritt und Schritt irgendein Ereigniss eintritt.
    Tja, und selbst während ich hier schreibe, kommen mir immer mehr Beispiele in den Sinn, in denen schon längere Zeitsprünge von Tagen, Wochen oder Jahren vorkamen. Die Tatsache, dass ich erst darüber nachdenken muss zeigt mir, dass sich diese Zeitsprünge gut in die Geschichte eingefügt haben und sich nicht als störend in mein Gedächtnis eingebrannt haben. Wenn man es richtig macht, dann können also auch lange Zeitsprünge funktionieren. Allerding ist in keinem der Bücher, die ich gelesen habe, der Zeitsprung so extrem, also dass mitten in der Handlung auf einmal Dekaden vergehen. Wobei ich mir das aber sehr gut in Romanen vorstellen kann, die ihre Handlung auf die Geschichte der Welt fixieren und nicht auf die handelnden Figuren (die dienen dann nur als Werkzeug) - ist das nicht in Ken Folletts Romanen so ähnlich?

    Aber tatsächlich finde ich es ganz cool, wenn es zwei "Ereignislinien" gibt - eine quasi in der Gegenwart und eine die weiter aus der Vergangenheit kommt - die sich dann irgendwann treffen und einen Spannungsbogen damit zum Höhepunkt oder zur Lösung bringen. Das kann ein tolles Story-Element sein.

    DAS fände ich auch extrem cool!

    EDIT: Was mir gerade auch noch einfällt: Eine der Buchreihen in meinem Regal nimmt insgesamt einen Handlungszeitraum von 12 Jahren ein. Einer der Bände mitteindrin zieht sich deshalb über insgesamt 5 oder 6 Jahre, weil sein Protagonist (die Protagonisten wechseln in jedem Band) in den anderen Büchern aktiv auftritt und "sein" Band an diese Ereignisse anknüpft und sie zu einer logischen Kette verknüpft. Die Zeitsprünge in diesem Buch sind also enorm. Hat mich aber Null gestört, weil es sich gut zusammengefügt hat.

  • DAS fände ich auch extrem cool!

    Bernhard Hennen "Rabensturm"... zumindest glaube ich, dass das da so ähnlich ist.

    Ansonsten finde ich deine Ausführungen sehr gut!
    Wenn man sich mal umgekehrt fragt, was es bedeuten würde, dass es keine Zeitsprünge gibt, dann kommt man eigentlich beim Stream of Consciousness raus und bei James Joyce's "Ulysses", in dem auf schießmichtot-800-Seiten ein Tag im Leben von genau einer Person geschildert wird (wenn ich das richtig weiß, hab's noch nicht gelesen... klingt für mich auch nicht unbedingt spannend).
    Insofern sind Zeitsprünge völlig in Ordnung und mindestens teilweise notwendig.
    *holt tief Luft*
    Aber trotzdem kann man sich ein paar Gedanken darüber machen, wie man diese gestaltet bzw. gestalten kann.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Interessantes Thema bei dem man auch ein bisschen differenzieren muss um welche Art von Zeitsprung es sich handelt und wie der Autor es schafft, diese sinnvoll und vor allem nicht verwirrend rüber zu bringen, ohne ein "10 Jahre später" hinklatschen zu müssen oder komplett chaotisch durch die Zeitalter zu springen bis dem Leser keine Ahnung mehr hat, wann er überhaupt ist. XD

    - Ist es der Prolog der ein Ereignis (lange) vor der Story erzählt?
    - Sind es Rückblicke in die Vergangenheit die nach und nach die aktuelle Situation erst verständlich machen?
    - Springt die Zeit mit den unterschiedlichen Protagonisten um die selben Ereignisse zur selben Zeit aber aus einer anderen Sicht/Ort zu zeigen? z.B. im Herrn der Ringe
    - Wird einfach ein Zeitraum komplett übersprungen weil in der Zeit nichts handlungsrelevantes geschieht?

    Aktuell bin ich an einem SciFi dran, da die Raumschiffe keinen magischen Überlichtantrieb haben, sind sie viele Jahre unterwegs bis sie in einem anderen Sonnensystem ankommen und dabei natürlich irgendwie in Kryostase, da machen Zeitsprüngen natürlich durchaus Sinn. Auch wenn auf den Planeten die Zeit natürlich normal weiter läuft. Hier spingt die Story dann gerne von mehreren Ereignissen am Planeten zu ankommenden Raumschiff vor und wieder zurück. Insofern interessant gelöst, da das ankommende Raumschiff mehr oder weniger in der Gegenwart ist, immer mehr vom Planeten mitbekommt und man dann wieder in der Planetengeschichte zurück springt für weitere Ereignisse und mal die eine mal die andere Storyline die nächste antriggert.

    Falken haben doofe Ohren

  • Es gibt ja auch noch den etwas Exotischen Fall, in dem die Helden Zeitsprünge machen. Hennens Roman Die Elfen lebt aber z.B. davon. (Der Mann hat es wohl mit Zeitsprüngen, Rabensturm, auch als drei Nächte in Fasar bekannt, wurde ja schon erwähnt. Aber er geht auch meisterlich damit um). Auf letztlich zwei verschiedene Weisen (Fehler bei der Nutzung des Fernreisesystems der Schöpferwesen und Flüche eines anderen Schöpferwesens) lassen die Helden in Die Elfen immer wieder teils gewaltige Sprünge machen. "Originalschriften" verschiedener Autoren, die Ereignisse meist etwas anders darstellen, als sie tatsächlich passiert sind, lassen den Leser teils in etwa erahnen, was in der Zwischenzeit passiert ist, sonst wird man mit den Figuren in völlig neue Kontexte geworfen und muss mit ihnen damit fertig werden. Allein die religiöse und technologische Entwicklung umfasst wohl einen Zeitraum von der Spätantike bis zur frühen Neuzeit.

    Letztlich kommt aber freilich kaum eine Geschichte ohne teils stark geraffte Zeit aus, die fließend in die Kategorie Zeitsprung übergehen dürfte. Ein ganz normales, notwendiges Stilmittel. So selbstverständlich eigentlich, dass man es bisweilen gar nicht bewusst wahrnimmt, bis man darüber nachdenkt.

  • Ich find' das jetzt nicht so wahnsinnig kompliziert - eine Geschichte ist normalerweise ueber irgendwas - und in der fiktiven Welt passieren gleichzeitig alle moeglichen anderen Dinge.

    Die Erzaehlung fokussiert dann auf das, worueber die Geschichte ist - und wenn dem Protagonisten was passiert worueber die Geschichte nicht ist, dann gibt's einen Zeitsprung.

    Ein Magier reist mit einer Karawane zu einer anderen Stadt weil er dort eine alte Formel studieren will - das Buch ueber den Magier schaut vielleicht auf die Magie und fasst die 20 Tage Reise in ein paar Saetzen zusammen. Das Buch ueber die Karawanenwache hingegen erzaehlt die 20 Tage im Detail, weil es eben das Abenteuer der Karawanenwache ist - und laesst die Stadt kurz zusammengefasst, weil es darueber nicht geht.

    Manche Geschichten sind ueber jede Einzelheit (Ulysses den @Asni gebracht hatte ist das Paradebeispiel), in anderen ist der Protagonist eine Dynastie und keine Person, und da gibt es eben massive Zeitspruenge.

    Die Frage ist - ist die Geschichte rund so wie sie angelegt ist - und passt das durchschnittliche Erzaehltempo - wie viele Tage vergehen im Schnitt pro Seite, was ist mir als Leser angenehm? Wenn ein Sprung zu weit ist, dann reisst das die Geschichte auseinander, dann geht das als Prolog oder Epilog oder als separate Geschichte, aber nicht in der selben Geschichte. Aber was 'zu weit' ist haengt davon ab wie die Geschichte sonst funktioniert - wenn sie ueber das Leben einer Person ist, dann springt halt jedes Kapitel ein paar Jahre weiter. 'Kuninkaan Anna' (eine Geschichte ueber das fruehere Leben in Ahvenanmaa die ich unlaengst gelesen hatte) umfasst das ganze Leben dieser Anna, und jedes Kapitel ist ein einschneidendes Erlebnis in ihrem Leben - dazwischen vergehen implizit manchmal 10 Jahre - aber nachdem die Geschichte von Haus aus so angelegt ist, ist das ganze trotzdem rund (stoerender ist, dass nur am Anfang von Anna's Leben was erzaehlenswertes passiert...)

    Wenn ich 8 Kapitel lang eine Geschichte erzaehle die insgesamt 30 Tage Zeit umfasst, und dann 2 Jahre springe und drei Kapitel dazutue - das geht von der Struktur wahrscheinlich nicht weill es den etabliserten Erzaehlfluss bricht. Wenn ich einen Prolog 10 Jahre vorher mache und einen Epilog 10 Jahre spaeter, und der Hauptteil der Geschichte sind 3 Monate die recht dicht erzaehlt werden - das geht.

    Wenn die Geschichte ueber die Lehren ist, die ein Magier aus seinem Leben zieht, und sie laesst alles aus was dazwischen so passiert ist - das geht auch.

    Will sagen - die Frage ist weniger ob ein Zeitsprung akzeptabel ist - der wird eh immer gemacht wenn nichts erzaehlenswertes passiert ist - sondern ob die Geschichte sich zu einem Ganzen fuegt oder nicht - und wenn man das falsche auslaesst, dann tut es das eben nicht.

  • Zitat von Thorsten

    Die Erzaehlung fokussiert dann auf das, worueber die Geschichte ist - und wenn dem Protagonisten was passiert worueber die Geschichte nicht ist, dann gibt's einen Zeitsprung.

    Ich stimme @Thorsten, @Skadi, @Asni und @Windweber zu und denke, genau das ist der Kern des Ganzen, nämlich inwiefern der Zeitsprung relevant für die Handlung ist (weil man Charaktere schneller altern lassen möchte und in der Zwischenzeit nichts relevantes passieren würde). In sehr vielen Büchern werden Charaktere als Kinder oder Jugendliche eingeführt, auf den ersten paar Dutzend Seiten, die Haupthandlung entwickelt sich aber erst richtig, wenn alle schon erwachsen sind. Und wie bereits festgestellt wurde, gibt es etliche Beispiele dafür, warum Zeitsprünge in einem chronologischen Erzählfluss Sinn ergeben können.

    Interessant ist nochmal zusätzlich, wie Asni schon angedeutet hat, wenn man eine Geschichte nicht unbedingt chronologisch, sondern dramaturgisch erzählt, das heißt Zeitebenen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ggf. vermischt, um dem Leser Informationen selektiv zu kommen zu lassen. So kann man völlig anders Spannung erzeugen und eine Geschichte erzählen, die bei einer rein chronologischen Erzählung unter Umständen sogar langweilig wäre.

    Zitat von Skadi

    Wobei ich mir das aber sehr gut in Romanen vorstellen kann, die ihre Handlung auf die Geschichte der Welt fixieren und nicht auf die handelnden Figuren (die dienen dann nur als Werkzeug) - ist das nicht in Ken Folletts Romanen so ähnlich?

    Witzig, dass du ausgerechnet Ken Follet erwähnst^^ Ich hab 2012 auf einem Roadtrip durch Norwegen Ken Follets "Die Tore der Welt" als Hörbuch beim Autofahren gehört und nach den ersten zwei CDs versehentlich eine falsche eingelegt und 6 CDs übersprungen. Das witzige war, dass mir das nicht mal aufgefallen ist. Ich dachte da gab es einen unerwähnten Zeitsprung, denn die Charaktere waren auf einmal alle älter und hatten andere soziale Rollen in ihrer Peer-Grp als vorher, aber es hat alles so nahtlos gepasst und auch der Story keinen großen Abruch getan, so dass ich dachte, das war vom Autor beabsichtigt. Dabei hat fast ein Drittel des Buches gefehlt :D

    • Offizieller Beitrag

    Ich schließe mich meinen Vorrednern mal an. Grundsätzlich habe ich nichts gegen Zeitsprünge in Geschichten oder Büchern, wenn sie passend gesetzt sind und es ohne diesen Sprung nur ein sinnloses "Die Geschichte in die Länge ziehen" wäre. Für mich spricht nichts dagegen mal ein paar tage einer Reise mit "die nächsten Tage verliefen ereignislos" zusammen zu fassen. Gleiches gilt im Grunde auch für Sprünge über Jahre hinweg. Wobei ich da schon wieder kritisch beäugel, ob der Sprung wirklich sein muss, oder ob man das auch anders hätte regeln können. (was sich aber großteils auf Sprünge direkt am Anfang eines Buches bezieht. Wo ich mich manchmal frage, ob es wichtig ist, dass der Prota von jung auf älter geskipt wird, oder ob es nicht besser ist, DIREKT bei der älteren Version einzusteigen. Aber das muss der Autor von Fall zu Fall entscheiden. ^^ )

    Wenn der Zeitsprung als Teil der Handlung zu verstehen ist, spricht nichts dagegen. Wenn alle Teile ihre Wichtigkeiten haben. ^^

    In der Geschichte die ich im Moment schreibe, wäre ein Zeitsprung (von Band 2 auf Band 3), bei zwei Charakteren nämlich von Nöten. Ich habe ehrlich gesagt aber keine Ahnung, was mein dritter Charakter und ein paar der Nebencharaktere in der Zwischenzeit (vielleicht sogar mehrere Jahre lang) tun sollen.
    Hattet ihr schon einmal ein ähnliches Problem und was haltet ihr generell von Zeitsprüngen?

    Im Grunde bleibt es völlig dir überlassen. Und wo bietet sich ein Zeitsprung besser an als von einem Band auf den nächsten? Ich glaube, das gibt es bei vielen Büchern und Reihen. Dass es einige Zeit später weitergeht, oder sogar mit der nächsten Generation. Selten schließt das ja nahtlos aneinander an. ^^
    Meiner Meinung nach sollte sich der Autor nur immer überlegen, ob der Zeitsprung Sinn macht und der Leser diesen "braucht".Statt man dann dasitzt und Seitenweise nonsense liest, storyirrelevantes und man damit den Leser zu Tode langweilt, macht ein Zeitsprung sicherlich Sinn. :D



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Im Großen und Ganzen sind sich wohl alle einig und auch ich fall da nicht raus:
    Zeitsprünge sind völlig ok, wenn sie passen.

    Im Grunde gibt es keine Bücher ohne Zeitsprünge. Selbst wenn der Held schlafen geht und wieder aufwacht, ist doch ein Zeitsprung passiert?
    Es geht also eher darum, wie groß diese werden und wann sie Sinn machen.Und wann nicht.

    Man sollte nicht aus "Faulheit" überspringen.
    "Hitler wurde an der Kunsthochschule nicht angenommen, eins führte zum anderen und der zweite Weltkrieg brach aus" oder
    "Gandalf erwischt Sam beim lauschen am Fenster. Jahre Später stehen Sam und Frodo am Schicksalsberg."
    Das waren jetzt extreme Beispiele, aber gerade da ist die Reise (bzw das wie es zum Ende kommt) wichtig und sollte keinesfalls durch einen Zeitsprung überbrückt werden.

    Es kann aber auch ein stilistisches Mittel sein. Keiner möchte lesen, wie eine Gruppe 2 Monate durch Wälder reist und immer jagt, läuft, schläft, Wache hält. Am nächsten Tag wieder laufen, jagen, schlafen. Oh, ein Fluß überqueren. Wieder laufen, Reste essen, schlafen. Weiterlaufen, Beeren sammeln... Nein Danke. Wenn nichts wichtiges passiert, kann man gerne die 2 Monate in einem kurzen Absatz abarbeiten und die Zeit einfach überspringen.

    Oder, ein grandioses Beispiel: Cloud Atlas
    Das ist sozusagen ein einziges "Gehopse" zwischen den Ebenen. Und jede Zeit-Ebene wird durch eine oder mehrere andere bedingt. Die Zukunft baut auf der Vergangenheit auf.

    Cloud Atlas kann ich auch herzlich empfehlen!
    klasse Film und auch das Buch ist gut, obwohl ich es nocht nicht zuende gelesen habe >, <

    Ich hab Harry Potter nicht gelesen, aber beginnt die Romanreihe nicht auch damit, dass Harry ein Kleinkind ist und erst im 2. Kapitel wird in die gegwärtliche Handlung gesprungen?

    Fast! Harry war ein Baby im ersten Kapitel, kein Kleinkind :P
    Ansonsten genau richtig.
    Apropo, die meisten Sommer von Harry Potter werden nur Kurz erläutert und zusammengefasst. bzw ein paar Monate davon. Einfach weil Harry dort bei seiner Familie ist und es nicht so viel passiert.
    Aber auch im Schuljahr vergehen teilweise Wochen, die mit nur ein, zwei Sätze erwähnt werden. Wenn überhaupt.

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!