Es gibt 24 Antworten in diesem Thema, welches 8.056 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. April 2019 um 19:24) ist von Sensenbach.

  • Ich klatsch euch das einfach mal so, völlig ohne irgendwelches Vorwort hin und ihr könnt mich dann gern mit Kritik aufs Kreuz legen :D

    Die Goblinpfeife

    Prolog - Ein ekliger Anfang

    Es begab sich, dass die neuen Herrscher des Landes eben erst heimisch geworden waren, als ein neues Leben seinen Anfang nahm ...
    In einem Loch im Boden, da warf man die Abfälle hinein. Knochen, Knorpel, bis zur Unkenntlichkeit verfaultes Essen, den Inhalt von Nachttöpfen, eine abgehackte verweste Hand und dazwischen ein kleiner grüner Wicht, der jämmerlich plärrte. Ein derart nervtötendes Geräusch, dass es Orsafax gar dazu bewog, einmal einen Blick in die Grube zu werfen, ehe die Goblin den Morgenschiss ihres Bosses hineinkippte und damit die Heulerei zumindest für einen Augenblick verstummen ließ.
    „Was macht'n das da drin?“, fragte sie ein wenig verwundert.
    Auf der anderen Seite der Latrine ließ es ein anderer gerade plätschern und zuckte bloß die Achseln.
    „Der lag schon da, als ich gekommen bin.“
    „Ob man den net mal da raus holen sollte?“, überlegte Orsafax laut. „Der Boss is bestimmt net glücklich, wenn man Schwächlinge einfach in die Müllgrube schmeißt. Die könnt man noch an die Katzen verfüttern.“
    „Is mir schnurz“, entgegnete der andere dazu und beendete seine Morgentoilette, indem er einmal kräftig auf den Boden rotzte.
    Einen Moment zögerte Orsafax noch, ehe sie sich schließlich in einem Anflug von Erbarmen umwandte und einen schmächtigen Goblin anschnauzte, der gerade auf einem Stein saß und sich die Fußnägel schnitt: „Du! Hör auf deine hässlichen Latschen zu befummeln un komm her!“
    Eingeschüchtert kam der Dünne herangeschlichen, einen Fellhut schief auf dem zottigen Haupt und einen etwas schäbigen Speer in der Klaue.
    „Jau, Chef?“
    „Hol mir den Schreihals da aus der Scheiße un bring ihn hoch zum Boss“, erklärte Orsafax und marschierte schon von dannen, während der Dünne einmal mit angeekelter Miene in die Tiefe schielte.
    Zuletzt gab er sich einen Ruck, würgte und begann dann mit dem stumpfen Ende seines Speeres nach dem plärrenden Balg zu fischen. Der schmächtige Snilkek war es ja sonst auch nicht anders gewohnt, als für die stärkeren des Stammes in der Scheiße zu wühlen …
    Eine Weile stocherte der Goblin erfolglos in der grünbraunen Pampe herum. Schließlich verbiss sich die kleine Kröte aber im Holz des Schaftes und er konnte den Schwächling aus der Grube ziehen, ohne mit dem unsäglichen Inhalt darin in Berührung zu kommen. Nase rümpfend betrachtete Snilkek das Balg zu seinen Füßen, das mit braun verschmierten Fingern seine eigenen Zähnchen betatschte.
    „Wer's gefunden hat, darf's auch benennen ...“, murmelte der schmächtige Goblin und zog die Stirn kraus. „Ich nenn dich Sjuttaszikhukkat, geboren in Scheiße. Kurz … Sjik.“

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

    2 Mal editiert, zuletzt von Xarrot (28. Februar 2019 um 17:22)

  • Hey, schön, etwas von dir zu lesen! :D
    Oder auch nicht? Gibt da zwei Sachen, die ich gerne kommentieren würde:

    Es begab sich, dass die neuen Herrscher des Landes eben erst heimisch geworden waren, als ein neues Leben seinen Anfang nahm ...

    Ich persönlich finde diesen Anfang... eher Schwach. In einem Satz erwähnst du neue Herrscher, ein (für uns) fremdes Land und wechselst dann knall hart zur Mülldeponie. Das Thema "erster satz" hatten wir ja vor kurzem im Forum und ich finde, deiner passt so garnicht. Er deutet an, dass es ums Weltgeschehen geht, aber du beschreibst davon nichts. Es ist so, als gehöre dieser erster Satz zu einer völlig anderen Geschichte.
    Meine Tips: Entweder dramatisiere ihn nicht so sehr und spreche nicht von "neuen Herrschaften", oder füge noch ein, zwei (neben)Sätze ein, die den Übergang zur Müllkippe erleichtern.

    So~ und der zwete Punkt: FÄKALIEN! xD
    Ist nicht mein ding. Garnicht. Spucken, Scheiße, etc... vielleicht bin ich ja ein Mimöschen, aber ich lese das nicht gerne. Vielleicht ist es ja nur im Prolog so, aber mich hast du damit eher verschreckt, als gefangen. Ich betone hier aber, dass dies nur meine, vielleicht zu empfindliche, persönliche Meinung ist und deswegen nicht als Kritik angesehen werden sollte. (Der erste Punkt oben schon eher ^^)
    Klar, es soll Humorvoll sein, nicht ernst und daher hast du es wohl überspitzt. An sich nichts verkehrtes, trifft nur mein Humor so garnicht.

    Aber es ist nicht so, dass ich mich durch den kurzen Text gequält hätte, im Gegenteil. Geschichten über Orks, Goblins und Co können sehr interessant sein und ich freue mich immer, wenn ich so eine entdecke. Dein Schreibstil gefällt mir auch gut, man kann dem Geschehen gut folgen - auch wenn nichts passiert ist und mich die eckligen Momente immer wieder raushauen.

    Tut mir leid, dass ich nicht so viel Positives sagen kann. Selbst von Orsafax hat man noch nicht viel gesehen, das wird später wohl mehr werden.
    Hast du vor, die Geschichte in Zukunft mit Fäkalien, Pupsen, Kotze etc zu befüllen? Dann klinke ich mich leider aus. Wenn nicht, lese ich gerne noch die nächsten Parts!

    (Nochmal, das ist meine persönliche Meinung. Es gibt bestimmt einige andere, die es lustig fanden und zu schätzen wissen. Ganz ganz liebe Grüße)

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Tut mir leid, dass ich nicht so viel Positives sagen kann. Selbst von Orsafax hat man noch nicht viel gesehen, das wird später wohl mehr werden.
    Hast du vor, die Geschichte in Zukunft mit Fäkalien, Pupsen, Kotze etc zu befüllen? Dann klinke ich mich leider aus. Wenn nicht, lese ich gerne noch die nächsten Parts!

    Es wird definitiv ähnlich derb weiter gehen. Wobei der Anfang gewollt über die Maßen überspitzt ist, um eben den Umstand gebührend darzustellen, dass der Held der Geschichte sein Leben unkonventionell und wenig vielversprechend mitten in der Kloake beginnt.
    Auf den ersten Satz will ich dagegen noch öfter zurückkommen. Im Prinzip soll der einfach nur aussagen, dass die Goblins erst vor kurzem in dieses Land gezogen sind und scheinbar irgendwo die Kacke ( :tada: ) am Dampfen war/ ist/ sein wird.
    Aber das wird später deutlicher, hier gings einfach nur darum, dass man den Helden in der Latrine findet und ihn auch noch nach diesem Umstand tauft. :whistling:

    Aber danksche für deine Kritik, schließlich will ich auch die Schwachstellen meiner Geschichte wissen :D

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

  • Hallöle!
    Ahhh frische Geschichten mit kurzem Prolog kann man immer so schön schnell und leicht kommentieren :)

    Herbe Rotze


    Ich kann mich Aztiluth bezüglich des ersten Satzes ein Stück weit anschließen. Zwar hab ich schon verstanden worauf du hinaus willst und fand die Idee auch ganz gut, allerdings würde ich doch wenigstens zwei, drei Sätze auf den Kontext verwenden, sonst wirkt es auf einige Leser eben vielleicht doch beliebig. Ich denke der harte Kontrast funktioniert dann trotzdem.

    Die Anspielung im zweiten Satz ist offensichtlich, ich frage mich nur, ob es wert ist, die korrekte Grammatik der Prägnanz zu opfern, oder ob man nicht doch einen anderen Satz baut, wie: In einem Loch im Boden, da stapelten sich die Abfälle. oä. Keine Ahnung, ich fands auf jeden Fall wie seltsam.

    Die etwas herbe Schnoddersprache find ich okay und vielleicht ganz witzig, weil derb ehrlich und so, wie Goblins nunmal sind. Also meinethalben könnte das so bleiben, solange es nicht zum Selbstzweck wird oder Überhand nimmt. Im Prolog fand ich das Maß in Ordnung und irgendwo authentisch.

    Kann ansonsten nicht viel dazu sagen. Ein Hint auf eine Story fehlt schon wieder und nach den Landschaftsbeschreibungen Ripfartres, der den Wald so detailgetreu beschreibt, dass man mehr Holz für das Papier zur Niederschrift benötigt, als man aus den dargestellten Bäumen gewinnen könnte, kriege ich hier ein bisschen Angst :P Soll das was längeres werden oder eher ein kurzes Intermezzo?
    Gehts bei Ripfatre eigentlich mal weiter? (Da kam ja gerade mal n bisschen Spannung auf ;) )

    Schreibstil ansonsten gut, obwohl sich dein Händchen für farbige Landschaftsbeschreibungen nicht ganz auf deine Fäkalbeschreibungen übertragen lässt. Aber ich denke mal, das ist vielleicht auch ganz gut so... :D

  • Hallihallo :)

    Finde deinen Prolog spitze :D

    Wie meine Vorredner schon sagten, evtl. könntest du den ersten Satz noch ein wenig ausbauen, ansonsten finde ich den Übergang von den Herrschern zur Grube gut, ich finde das dramatische Bild sehr gelungen.

    Man erfährt schon viel von der Hirarchie und dem Volk, weiss dass es einen König giebt und das alles eher derb ist.
    Was ich schad fand, dass du in deinen Antworten geschrieben hast, der "geborene" sei der Prota (wobei ich seinen Namen einfach nur genial finde xD). Zu diesem Zeitpunkt hätte es genau so gut der arme Goblin sein können. ^^

    Freu mich auf Mehr :D

    LG

    Ein Held. Ein Beschützer ganzer Völker. Geehrt und Bejubelt. Und trotzdem alleine.

  • Wie meine Vorredner schon sagten, evtl. könntest du den ersten Satz noch ein wenig ausbauen,

    Na gut, dann setz ich mich da wohl doch nochmal dran :whistling:

    Freut mich, dass der Prolog gefällt. :D Ich hab gerade eben nochmal drübergelesen und überlegt, ob ich es nicht doch etwas galanter formulieren sollte. Allerdings würde das wohl gar nicht passen, ohne dass alles komplett platt wirkt. Wenn's nunmal darum geht, dass man einen aus der Latrine fischen muss, dann braucht es auch dementsprechende Beschreibung. :whistling:

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

  • @Xarrot Ne, das ist dein Stil, vielleicht noch ein bisschen goblinesker als sonst, aber genau richtig. Das schafft flair. Zu ernst darfst du es nicht formulieren, ohne die Distanz durch den Humor stellt man ganz schnell fest, wie furchbar und erschreckend die Situation ist und wie abscheulich sich alle verhalten. Sonst wäre das ganz schnell eine der furchbarsten, ekelerregensten Storys im Forum. So dagegen ist es super - unterhaltsam und witzig. ;)

  • Hi @Xarrot,

    neue Geschichte :golly: Find ich gut.^^

    Feedback

    Prolog - Ein ekliger Anfang

    Der Prolog hat einen Namen :huh: Habe ich sehr selten gesehen bis jetzt. Finde ich aber gut, man setze der Kreativität keine Grenzen.


    „Is mir schnurz“, entgegnete der andere dazu und beendete seine Morgentoilette, indem er einmal kräftig auf den Boden rotzte.

    :spiteful::rofl: Was für ein großartiges Hochdeutsch.^^ Feier ich!


    „Wer's gefunden hat, darf's auch benennen ...“, murmelte der schmächtige Goblin und zog die Stirn kraus. „Ich nenn dich Sjuttaszikhukkat, geboren in Scheiße. Kurz … Sjik.“

    Das Label "Humor" hat sich deine Geschichte durchaus verdient.

    Ich mag deinen Schreibstil sehr.^^ Keine zu langen Sätze & keine zu kurzen. Ist halt dein ganz spezieller eigener Schreibstil! Und das ist ja auch gut so. :D

    Zum Inhalt kann ich jetzt noch nicht allzu viel sagen, aber Goblins mag ich, habe mal ein Buch gelesen das hieß "Die Goblins", war sehr interessant.^^

    Sonst wäre das ganz schnell eine der furchbarsten, ekelerregensten Storys im Forum. So dagegen ist es super - unterhaltsam und witzig.

    Sehe ich ebenso. Stimme @Windweber definitiv zu. :)

    Ich werde auf jeden Fall dranbleiben, bin gespannt wie es weitergeht. :sarcastic:

    LG, Liki


    :chaos::smoker:

  • ohne die Distanz durch den Humor stellt man ganz schnell fest, wie furchbar und erschreckend die Situation ist und wie abscheulich sich alle verhalten. Sonst wäre das ganz schnell eine der furchbarsten, ekelerregensten Storys im Forum.

    Genau das gleiche hab ich mir beim Schreiben auch schon gedacht xD
    Man stelle sich das mal im echten Leben vor ... das Jugendamt würde Amok laufen :panik:

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

  • Der restliche Prolog:

    Wie sich der nicht völlig vergessliche Leser erinnern sollte, war das grüngesichtige Volk der Goblins noch ein neuer und äußerst ungern gesehener Gast in jenen Landen. Denn leider ließ sich nicht leugnen, dass die Vorbesitzer der spärlichen Äcker und unfruchtbaren Felder einen gewissen Rassismus gegenüber Leuten an den Tag legten, deren Haut der Farbe von Grünschimmel ähnelte. Schließlich fand sich aber trotzdem ein Wirtshaus, das den Stamm aufnahm.
    Zwar konnte von freiwillig nicht wirklich die Rede sein, doch sahen die drei zu Schießübungen vor der Haustür aufgehängten Leichen ihr Fehlverhalten schließlich ein und verstummten in ihrem Protest, als man ihnen mit Speerspitzen das Innere ihrer Gedärme kitzelte.
    Schmollend baumelten sie nun von den Ästen eines alten Baumes, der entgegen der unfreundlichen Witterung der umliegenden Tundra hier seine Wurzeln in den Grund gegraben hatte. Drum herum hausten Goblins in Bretterbuden aus Erde und Holz und fluchten jeden Morgen herzhaft, wenn sie in eine Pfütze traten.
    Schlamm an den Stiefeln, Schlamm in den Stiefeln, Schlamm überall. Hier und da lugte noch Gras und Kraut aus den Ecken, doch dem Großteil hatten Goblinfüße und die einfach nicht trocken zu kriegende Nässe längst den Gar aus gemacht. Nun watschte schmatzendes Braun unter jedem von Snilkeks Schritten, als er griesgrämig im Nieselregen durch das Goblindorf ging.
    Über seiner Schulter quäkte der Kotzbrocken, dass er ihn nur zu gern übers Gatter zu seiner Rechten geworfen hätte, hinter dem die Grünen ein ganzes Rudel großer Katzen eingepfercht hatten.
    Die Mistviecher besaßen Ohren, die nicht nur aussahen wie von Luchsen, sondern auch ebenso gut hörten. Obgleich sie sich bei Befehlen ihrer Herren gerne mal taub stellten. Die Schnauzen dagegen waren hässliche, lange Mäuler, in denen sich bösartige Zähne versteckten und die den dürren Snilkek stets an Rattengesichter erinnerten. Ihr Fell hatten sich die hinterfotzigen Bestien dagegen wahrscheinlich eher von Wölfen abgeschaut und weiß der Geier woher die vierbeinigen Schleicher ihre Schläue hatten!
    Grollende Geräusche aus ihren Kehlen stoßend folgten sie dem schmächtigen Goblin das Gatter entlang und beäugten sein jammerndes Paket lauernd. Der Oberkatzerich bot ihm gar einen Brocken gammeliges Fleisch im Maul als Austausch gegen den kleinen Leckerbissen an. Snilkek musterte das Angebot zweifelnd. Es war der alte Arm eines Goblins, an dem starke Kiefer bereits ordentlich Metzger gespielt hatten. So fehlte eine Bissen Oberarm und die Hand. Nun, das erklärte zumindest, wohin die junge Goblin verschwunden war, die man vor ein paar Tagen zum Katzen Füttern geschickt hatte. Den Job hatte sie ja mit voller Hingabe erledigt.
    „Ich piek's dir gleich den Wanst auf, du räudiges Katzenviech!“, keifte Snilkek und stach mit seinem Speer nach der großen Katze, die sich mittlerweile dreist über das Gatter lehnte und mit einer Vorderpfote in Richtung des Goblins wedelte.
    Schließlich knickte der Pferch aber ohnehin vom Weg ab und der maunzende Haufen blieb hinter Snilkek zurück, über dessen Schulter seinerseits der nervtötende Klops maulte. Dann stand er auch schon vor der lädierten Wirtshaustür.
    Seit dem überraschenden Besuch der Goblinmeute hing das Stück Holz etwas schief in den Angeln, denn leider hatten die Besitzer der Herberge vergessen, ihnen die Tür aufzuschließen. Auch ein herzhaftes Klopfen der grüngesichtigen Kundschaft hatte sie scheinbar nicht aus ihrem Schlummer wecken können und so war ihnen nichts anderes übrig geblieben, als die schweren Holzbretter flugs mit Knüppeln und Klingen in Stück zu hauen. Immerhin der Empfang war recht herzlich ausgefallen.
    Snilkek konnte sich noch gut entsinnen, wie er mit sieben anderen durch das Fenster im ersten Stock gestiegen war und eine große, seltsam haarige Frau ihm sogleich um den Hals fiel. Sie hatte den Goblin bestimmt um fast zwei Köpfe überragt, dass es Snilkek beinahe nicht mehr schaffte die Avancen mit seinem Messer in ihrem Auge abzuwehren. Auch der Ehemann hatte schon ganz komisch geschaut, als man ihm von hinten eine Klinge in die Seite stieß.
    An diesem grauenhaften Morgen jedoch marschierte Snilkek geradewegs hinein in die gute Stube, ohne auch nur ans Anklopfen zu denken.
    „Boss?!“, schnarrte die Stimme des dürren Goblins durch den schlecht beleuchteten Flur mit unsäglich verschmutzten Dielen und einem Fleck Vorbesitzer an der Wand. „Booooss, ich hab hier nen- nen Schwächling hab ich hier. Boss?“
    Rechts ging eine Tür auf und ein plattes Gesicht schaute in den Gang. Es war die Küchenhilfe, von der Snilkek nicht einmal den Namen kannte, die ihn allerdings um fast einen Kopf in Länge und Breite überragte. Nicht nur deswegen, sondern auch weil die Klaue ein schartiges Metzgermesser hielt und der kräftigen Küchenhilfe allgemein der Ruf nachhing, dass sich bei ihr das Verhältnis von Körpermasse zu Gehirn ziemlich antiproportional verhielt, machte der schmächtige Goblin rasch wieder einen Schritt in Richtung Türe.
    „Gib her, ich schneid grad Essen fertig!“, brummte die kräftige Goblin.
    „Nene, äh, das is nich zum Essen. Der is … äh, den soll ich zum äh- also Maulklatsche*1 Orsafax meinte, das da soll zum Boss.“ Während er sprach, schob sich Snilkek hastig an seiner Gegenüber vorbei und schlüpfte durch die andere Tür in den ehemaligen Schankraum.
    Dort war gerade der restliche Haushalt zu Gange und es herrschte geschäftiges Durcheinander. Das Mobiliar, wenn man es nicht auf andere Weise zweckentfremdete, hatte die Goblinmeute schon in den ersten zwei Wochen als Brennholz verheizt. Nur ein Tisch, drei Stühle, die Theke und einer der hohen Barhocker lebten noch. Auf ersterem lagen nun Waffen und Werkzeug und ein Goblin nähte an einer Fellweste herum. Auf letzterem hinter der Theke saß dagegen der Boss vom Stamm derjenigen, deren Name sich wohl am besten mit „Blumentänzer“ übersetzen lässt.
    Allerdings nicht, weil sie jeden Frühling fröhlich in Ringelreihen durch die Landen hüpften und Margeriten und Windröschen an alle verteilten. Oder zumindest nur teilweise. Tatsächlich war der Haufen eher dafür bekannt, aus einer bestimmten Blüte einen Trank zu brauen und sich damit vor manchen Kämpfen (oder auch einfach so zum Spaß) zu besaufen. Und manchmal führte das dann eben auch zu apathischem Ringelreihen tanzen.
    Derzeit fläzte sich der Boss aber bloß auf seinem hohen Sitz, ein Arm lässig auf der Theke, der andere bohrte in der Nase. Die lange rote Mähne wallte fettig wie eh und je über die Schultern, dass der Metallring im spitzen Kinn mit dem Zahn daran halb von Haaren verdeckt wurde.
    Der Boss der Blumentänzer hatte einen Spitznamen, den seine Untergebenen allerdings nie im Leben offen vor ihrem Vorgesetzten benutzt hätten. Man nannte ihn klammheimlich Tjutjuz, was bei Goblins eine Bezeichnung für jemanden ist, der sich mit dem Messer aus Dummheit selbst verletzt hat. So erzählte die lange Narbe am Hals bis zum Kinn die Geschichte von dem kleinen Goblin, der lernen musste, dass man beim Schnitzen die Klinge stets von sich selbst weg bewegt. Und nicht anders herum.
    Tjutjuz war von durchschnittlicher Größe, aber furchtbar sehnig mit strammen Armen, die scheinbar kein Gramm Fett mehr enthielten. Der offizielle Name lautete deshalb Knorrarm Hauzu und derzeit trug er noch lediglich Schlafklamotten, sprich ein Leinenhemd mit fleckiger Lederhose und nicht einmal Schuhe. Trotzdem schlackerten dem schmächtigen Snilkek schon wieder ein bisschen die Knie, als er an seinen Boss herantrat und zu ihm auf blickte.
    „Eh, Boss Hauzu?“ Die Stirn gekräuselt und den Finger noch immer in der Nase blickte der angesprochene hinab. „Maulklatsche Orsafax hat mir aufgetragen, des da aus der Latrine zu fischen un zu dir zu bringen.“
    Ein weiterer mäßig interessierter Blick fiel auf den mittlerweile verstummten Schreihals. Mit hochgezogener Braue zog Hauzu den Finger aus der Nase und kratzte sich mit dem selben Finger an seiner Narbe. Dann wandte er sich plötzlich um und brüllte zur Tür in den Flur: „ORSAFAX!!“
    Jemand rumpelte im Stockwerk über ihnen, dann scholl es die Treppe draußen im Gang hinab: „JAU, BOSS?“
    „WAS SCHLEPPT MIR SO NE PFEIFE NEN OLLEN SCHWÄCHLING AN?“
    „Der lag in der Latrine ...“ Die Maulklatsche war in der Tür aufgetaucht.
    „Was intressiert's mich, dann schmeißt den Sack halt wieder dahin zurück.“ Hauzu rotzte auf den Boden vor Snilkeks Füßen.
    „Aber Boss!“ Orsafax klang seltsam entsetzt für jemanden, der sonst zum Spaß kleine Goblins mit Apfelgrutzen bewarf. „Weißt du nich, was das heißt?!“
    Knorrarm Hauzu fixierte seine rechte Hand mit einem seiner berühmten Blicke, der selbst den Oberkatzerich für gewöhnlich lammfromm werden ließ.
    „Er is vom ...“ Orsafax warf die Arme empor zur Decke. „Vom Ungoblin gebracht!“
    Die Geräusche der anwesenden Goblins wurden mit einem Happs verschluckt und es wurde so still, dass man draußen wen über eine Pfütze fluchen hören konnte. Bedächtig wanderte Hauzus Klaue an seinen Hals und kratzte an der Narbe herum, wohingegen Snilkek wie erstarrt in der Mitte der allgemeinen Aufmerksamkeit verharrte.
    „Hmm“, machte der Boss. „Gib mal her, das Drecksbalg.“
    Nur zu gerne hätte Snilkek sein Bündel abgegeben, doch er konnte nicht. Der Grund dafür waren keine plötzlich emporsteigenden Muttergefühle. Allerdings hatte sich der kleine Kotzbrocken eine der roten Strähnen des Goblins gegriffen und zog nun daran, wie der schmächtige Goblin wiederum am Fuß des noch schmächtigeren Bürschchens zog. Snilkek fluchte derb und zwickte das Balg in seinen speckigen Bauch. Der noch immer vom Latrineninhalt verschmierte Sjik quäkte, gab die Haare frei und hätte Snilkek vermutlich als nächstes in die Hand gebissen, wenn der die Plage nicht flink auf der Theke abgesetzt hätte.
    „Der Sack hat Kampfgeist!“, gackerte Hauzu und stupste Sjik ebenfalls ins Bäuchlein, was dieser mit einem ordentlichen Beuerchen quittierte. „Solche mit Feuer im Bauch können wir immer gebrauchen.“
    „Die Kinder des Ungoblins gedeihen nur an den ranzigsten Orten!“, raunte Orsafax derweil ehrfürchtig.
    „Ach, halt die Schnauze, Orsafax“, murrte Hauzu und wischte die Worte seiner rechten Hand mit seiner linken bei Seite. Dann begann der Boss der Blumentänzer plötzlich zu grinsen, als hätte man ihm einen in den Tee gekippt. „Un ich weiß auch schon, wer sich um das Gör kümmern wird ...“
    Snilkek wusste es ebenfalls und wie sehr wünschte er sich nun, er hätte das dämliche Balg doch der Küchenhilfe zum Zerhackstücken überlassen, oder gegen den vergammelten Arm eingetauscht, oder es einfach in der Latrine ersaufen lassen. Für Hauzu und den Rest schien hingegen soweit alles geklärt.
    „Bring jetzt das Balg zur restlichen Brut un sobald's alt genug is, wirste ihm mal zeigen, was ein feiner Wachposten is, gell?“ Das letzte sagte der Boss mit komisch verstellter Stimme direkt zu dem kleinen Sjik, der schon wieder an seinem braunen Finger lutschte. Dann fixierten Hauzus gelbe Augen plötzlich den bedröppelten Snilkek. „Jetzt verpiss dich!“ Auf einmal verzog sich die fiese Fratze des Bosses zu einer grantigen Grimasse. „Was war eigentlich in diesem Eintopf von heut Morgen? Ich muss nochmal un dann gehn wir unsren neuen Nachbarn mal in die Fressen klatschen. Orsafax!“
    „Jau, Boss?“
    „Lass den Haufen aufsitzen!“
    „Jau, Boss.“
    Snilkek dagegen saß schon längst. Er saß auf einem stinkenden Berg Kot. Denn im vollen Galopp hatte man ihn richtig schön, mitten in die Scheiße geritten …


    *Ja, bei Goblins ist „Maulklatsche“ tatsächlich eine offizielle Rangbezeichnung. Oder zumindest die sinngemäße Übersetzung des Kauderwelschs der Grüngesichtigen. Das ganze geht auf die uralte Tradition des Unterbosses zurück, jedem die Fresse zu polieren, der bei Drei nicht seine Schnauze hält.

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

    5 Mal editiert, zuletzt von Xarrot (12. März 2019 um 16:37)

  • Es geht weiter wie es beginnt xD
    Aber gefällt mir gut. Die Beschreibungen sind schön karg, schlammig, trist und einfach so richtig ungastfreundlich und mir persönlich liegt das viel mehr, als der laue Wind, der an einem warmen Sommermorgen melodiös verspielt durch das saftig grüne Gras streicht und den Duft von tausenden von Blumen aufwirbelte.
    Nach meinem Dafürhalten holperst du aber doch noch ein, zwei Mal, mehr dazu in dieser Kinder-Latrinen-Überraschungsbox zum Mitnehmen:

    Kinder-Latrinen-Überraschungsbox zum Mitnehmen

    Zwar konnte von freiwillig nicht wirklich die Rede sein, doch sahen die drei zu Schießübungen vor der Haustür aufgehängten Leichen ihr Fehlverhalten schließlich ein und verstummten in ihrem Protest, als man ihnen mit Speerspitzen das Innere ihrer Gedärme kitzelte

    Hier fand ich, wird aus dem Satz nicht klar, ob sie da drei Leute aufgehangen und anschließend gemeuchelt haben oder aber ob da von vornerein einfach nur drei Leichen hingen und das ein Wortspiel deiner recht lyrischen Sprache sein soll.

    Zum Thema Lyrik: ich bin gerade in einer spitzfindigen Laune, aber sind eine "nicht trocken zu kriegende Nässe" und die "unfruchtbaren Felder" nicht Oxymorone? ;)

    Zitat von Xarrot

    dass sich bei ihr das Verhältnis von Körpermasse zu Gehirn ziemlich antiproportional verhielt

    Also du hast dir ja einen großen Rahmen authentisch funktionierender Wörter gewählt, mit deinem abgesteckten Setting, aber antiproportional kommt darin mMn nicht vor :P "unverhältnismäßig? oder eine schön derbe Analogie? Wie Schiss zum Scheißenden? auch wäre "Grips" vllt ein bisschen goblinesker, aber natürlich ist es deine Entscheidung, was für Worte du den Kerlchen in die Gedanken legst.

    Zitat von Xarrot

    schob sich Snilkek hastig an seiner Gegenüber vorbei

    Ich fand es jetzt nicht störend und man weiß ja auch, weshalb du das vielleicht (mit Absicht?) so gewählt hast, aber der Vollständigkeit halber: Es ist "das Gegenüber", nicht der, daher muss man hier eigentlich nicht unbedingt gendern ;) darum auch seinem Gegenüber, wie bei seinem/ihrem Buch/Schiff/Kind/Ding.

    Zitat von Xarrot

    „Was war eigentlich in diesem Eintopf von heut Morgen? Ich muss nochmal kacken un dann gehn wir unsren neuen Nachbarn mal in die Fressen klatschen.

    Okay, hier musste ich wirklich kurz auflachen, aber mein Humor ist auch an einer ganz niedrigen Messlatte bemessen, wie ich leider immer wieder feststellen muss...^^ fehlt nur noch "fiese Fressen", um es für mich perfekt zu machen. Sinnlos im Goblinmist.

    „Lass den Haufen aufsitzen!“

    Haha, also dem Settings ists gedankt: aber ich musste dreimal lesen, um zu verstehen was gemeint ist, da er unmittelbar vorher sagte, er geht jetzt kacken... xD

    Ansonsten soweit cool und lustig zu lesen. Wie ist hier der Rahmen btw? Soll das was größeres werden oder eher eine Kurzgeschichte? Oder anders gefragt, nach meiner Erfahrung mit Ripfatre bemessen: kann ich mich hier im Laufe der nächsten paar Parts auf einen übergreifenden Handlungsbogen einstellen? ;)

  • Ansonsten soweit cool und lustig zu lesen. Wie ist hier der Rahmen btw? Soll das was größeres werden oder eher eine Kurzgeschichte? Oder anders gefragt, nach meiner Erfahrung mit Ripfatre bemessen: kann ich mich hier im Laufe der nächsten paar Parts auf einen übergreifenden Handlungsbogen einstellen?

    Nachdem mich am Ripfatre irgendwie urplötzlich die Lust verlassen hat, würde ich mich hier ungern festlegen. Aber eigentlich lagen mir humorvollere Geschichte schon immer mehr. Der Ripfatre ist da eher aus der Reihe getanzt.
    Auch hab ich das ganze absichtlich unter Low Fanatsy einsortiert. Hier wird es eher weniger darum gehen, die Welt zu retten und sich stattdessen mehr auf das einfache Leben beschränket :D

    Zum Thema Lyrik: ich bin gerade in einer spitzfindigen Laune, aber sind eine "nicht trocken zu kriegende Nässe" und die "unfruchtbaren Felder" nicht Oxymorone?

    Hab ich mir beim Schreiben auch schon überlegt, ob solche Formulierungen in der deutschen Sprache überhaupt "erlaubt" sind :hmm: Aber ich find, die lesen sich so schön :pardon:

    Also du hast dir ja einen großen Rahmen authentisch funktionierender Wörter gewählt, mit deinem abgesteckten Setting, aber antiproportional kommt darin mMn nicht vor "unverhältnismäßig?

    Eigentlich hab ich mir tatsächlich absichtlich überhaupt keinen wirklichen Rahmen für die Wortwahl gesetzt. Das hab ich beim Ripfatre versucht und irgendwann ging es mir beim Schreiben schon fast selbst auf die Nerven. :whistling:
    Solche übertrieben hochgestochenen Formulierungen werde ich also ab und zu einbauen. Die Geschichte ist ja weit jenseits allen Ernstes angesetzt, von daher leg ich da mein Augenmerk gar nicht mal so drauf.

    Wo ich dafür schon eher versuche drauf zu achten, ist, dass die Geschichte nicht beginnt durch ewige Beschreibungen wieder auf der Stelle zu treten. Solltet ihr das Gefühl bekommen, das dem doch so ist, bitte gleich Bescheid geben.
    Ich dachte mir, dass ich hier die Kapitel mehr im Stil meiner Kurzgeschichten versuche zu schreiben. In denen klappt es mit dem Verhältnis von Handlung zu Beschreibungen nämlich irgendwie besser :hmm:

    Auch soll sich der Witz der Geschichte eigentlich nicht nur auf diese vulgären Formulierungen beschränken. Ich hab gerade das Gefühl, die stehen etwas zu sehr im Fokus :hmm:

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

  • Auch hab ich das ganze absichtlich unter Low Fanatsy einsortiert. Hier wird es eher weniger darum gehen, die Welt zu retten und sich stattdessen mehr auf das einfache Leben beschränket

    Haha ja, das hätt ich mir bei Gobbos auch anders kaum vorstellen können :P höchstens versehentlich nebenbei.

    Hab ich mir beim Schreiben auch schon überlegt, ob solche Formulierungen in der deutschen Sprache überhaupt "erlaubt" sind Aber ich find, die lesen sich so schön

    Klar, erlaubt ist alles. Deine Sprache ist ja sowieso leicht lyrisch angehaucht, da fällt es gar nicht unbedingt so auf. Ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber, weil manch einer kriegts vllt gar nicht mit, würde es aber gern vermeiden, also...
    Selbes gilt für antiproportional.

    Auch soll sich der Witz der Geschichte eigentlich nicht nur auf diese vulgären Formulierungen beschränken. Ich hab gerade das Gefühl, die stehen etwas zu sehr im Fokus

    Ach, ich denke das gibt sich sicher von allein, wenn wir ein bisschen vorankommen. Gerade dominieren sie halt das Gesamtbild, weil es mit am auffälligsten ist. Irgendwann blendet das, denk ich, in den Hintergrund :) Klassischer warhammer-esker Orkhumor zieht bei mir immer, auch ohne Kaka und Pipi :P
    Die Sprache bringt das auch in anderen Details alles schon super rüber. Sätze wie: "Ich schneid gerad Essen fertig" unterscheiden sich allein durch das gewählte Verb stark in Semantik und Pragmatik stark von dem, was man "normalerweise" sagen würde (kochen/ vorbereiten) und verraten subtil viel über Gedanken, Betrachtungen und Wertvorstellung der Goblins. Die vulgären Umschreibungen empfinde ich eher als passend authentisch, denn als wirklich notwendig.

  • Kapitel 1 - Ein Angelausflug, Abschnitt 1

    Man erzählt sich unter Goblins, dass einst ein Stamm kümmerlicher Kerle irgendwo in den Landen jenseits der bekannten Berge und Ebenen gelebt haben soll. Ihre Nachbarn waren böse Menschen und anderes komisches Volk, das fies schmale Augen hatte und ständig auf dämlichen Gäulen durch die Gegend ritt.
    Der Streit, in dem alle Lebewesen immerzu miteinander liegen, ist unerbittlich und so starben viele des schwachen Stammes üble Tode. Es gibt keine Welt, in der die Faust die Nase nicht bricht und selbst der kleinste Busch trachtet danach, zu wachsen und seinen Nächsten zu überwuchern. Doch manchmal tun sich auch die Schwachen zusammen und finden auf diese Weise Stärke.
    Deshalb schlossen einige des schwachen Stammes ein Bündnis. Mit einem Pilz. Der Pilz versprach ihnen Zähigkeit und Härte gegen die Widrigkeiten. Dafür wiederum verlangte er, dass sie ihn beschützen und ernähren sollten. Die Mitglieder des schwachen Stammes aßen also den Pilz und dieser nistete sich tief in ihren Gedärmen ein. Gestärkt trat der Stamm den Feinden erneut in offener Schlacht entgegen und es gelang, ein Kräftegleichgewicht zu erringen. Doch starben all diejenigen, die nicht vom Pilz gekostet hatten. Denn nachdem der Pilz verzehrt war, konnten seine Sporen nur noch über die Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden und mit den Generationen veränderte der Stamm allmählich auch sein Äußeres.
    Die Haut wurde grässlich grün, die Augen wölfisch gelb. Die dicken roten Haare wuchsen ihnen immer länger und Ohren, Nase und Zähne wurden gemein und spitz. Sie führten Bögen und Speere und lernten, wie man kämpft, und wie nicht.
    Doch noch immer reichte die Stärke des Stammes nicht aus, um die Konkurrenz zu überwuchern und so schlossen sie ein zweites Bündnis ...
    Die großen wilden Katzen wurden schon seit jeher von den Schmalaugen auf ihren Gäulen gejagt und hatten sich mittlerweile bis in die tiefen Wälder zurückgezogen. Die vierbeinigen Räuber waren von einer bösen Schläue doch dem Reiter mit Pferd stets zwei zu eins unterlegen. Also taten sie es ihren Feinden gleich und ließen die Angehörigen des Stammes auf ihren Rücken, die sich nunmehr in ihrer Sprache als „die Gewieften“ bezeichneten. Durch endlose verbale Verschandelungen wurde daraus der Name „Goblin“ und fragt mich jetzt bloß nicht wie ge-
    „Was heißt'n dieses Goblin?“, quakte ein schnatterndes Stimmchen dazwischen.
    Die große, faltige und ungemein dünne Goblin unterbrach ihre Erzählung mit einem genervten Gurgeln. Kurz suchten ihre Augen in der Schar aus kleinen grünen Wichten den Störenfried, dann blaffte sie: „Halt die Schnauzen! Ihr sollt hier was lernen un mir keine dummen Fragen stellen!“ Plötzlich schlich sich ein verwirrter Ausdruck auf die grüne Fratze und nachdenklich kratzte die Goblin sich am Kopf. „Eeh, jetzt habt ihr kleinen Kotzbrocken mir die Worte aus dem Mund gefressen ...“
    Die sogenannten Kotzbrocken giggelten leise.
    Ein paar Dutzend Schritte vom schlampig um das Goblindorf herum ausgehobenen Erdwall entfernt, standen drei Hütten auf einer Anhöhe. Das Gras hier war längst nicht so zertrampelt wie auf den schlammigen Wegen im Dorf und in einer Feuerstelle glühte es gar noch wohlig warm. Über der Tundra lag der purpurne Schimmer des Abends und die Berge hockten als schwarze Schemen in der Ferne.
    Die schlaksige Goblin saß auf einem ollen Baumstumpf, eine kratzige Decke gegen die aufsteigende Kälte um die Schultern und einen kleinen Knüppel für freche Rabauken im Gürtel. Zu ihr auf schauten aus zwei Dutzend drollig grüner Fratzen zwei Dutzend gelber Augenpaare. Zu anderen Zeiten in anderen Landen wären es wohl weitaus mehr gewesen. Doch die Zeiten waren schlecht und die kleinen Goblins darum wenige. In ihren schmutzigen Klamotten aus irgendwelchen Tierhäuten sahen sie aus, wie ein Haufen kleinwüchsiger Bettler. Die Füße zappelten unruhig und bloß, während die Rasselbande darauf warteten, dass ihre Aufpasserin mit der Geschichte fortfuhr.
    „Knüppelomma** Puuhuuk!“, quäkte eine der kleinen Goblins, hüpfte auf und zeigte mit dem Fingerchen auf einen der anderen. „Sjik pennt!“
    Ein Grasbüschel flog über die Köpfe der Meute hinweg und traf den Dösenden voll auf die selbst für Goblins ausgesprochen krumme Nase.
    „Sjik, du gammelige Schnarchnase, ich zieh dir gleich deinen Zinken noch länger!“, keifte Knüppelomma Puuhuuk und drohte mit dem Knüppel. Dann fuhr sie plötzlich herum und richtete ihr Titel gebendes Erziehungswerkzeug auf die Petze. „Un du Jetz***, halt endlich die Fresse wenn ich rede! Aaarg, leckt mich doch am Arsch ihr dämlichen Quälgeister! Ihr zwei geht morgen beide Schlamm schippen un jetzt zischt ab, aber alle! In die Hütten un ins Bett mit euch!“
    Knüppelomma Puuhuuk sprang erbost von ihrem Baumstumpf auf und scheuchte die Schwächlinge mit dem Knüppel auseinander. Die waren die cholerischen Anfälle allerdings längst gewohnt. Flinker als ein Schwarm Spatzen zerstoben sie in zwei Gruppen und ab in die beiden rechten Hütten. Sjik hastete als letzter ein wenig überrumpelt hintendrein, als eben ein zweiter Dreckklumpen seine Bahn zog und die Hüttenwand traf. Die Knüppelomma indessen drehte draußen fluchend nochmal ein paar Runden um die Feuerstelle, ehe sie den losen Baumstumpf umtrat und zu ihrer eigenen Hütte stapfte.
    „Ratzt schön un schnarcht net so laut, meine Kotzbrocken!“, schrie Puuhuuk, bevor sie die wackelige Tür zuwarf.
    „Ja, Knüppelomma“, quäkte es aus einem Dutzend Kehlen zurück.

    **Was macht man mit alten Goblins, die das unsagbare Glück hatten ein Alter zu erreichen, in dem man kaum hintendrein gezuckelt kommt, wenn die Meute ins Gemetzel stürmt? Man überlässt ihnen die Gegner, mit denen sie gerade so noch fertig werden. Sprich, sie dürfen auf den maulenden, greinenden und schreienden Nachwuchs des Stammes aufpassen. Dabei ist es vollkommen Wurst, was dem Goblin da zwischen seinen Beinen herum döngelt: Er ist stets die „Knüppelomma“. Denn das erste, was kleine, vorlaute Grünfratzen lernen, ist, dass ein Knüppel aus Tannenholz verdammt schmerzhaft sein kann. Selbst wenn die Hiebe nur vergleichsweise sanft ausfallen.
    Wie pädagogisch wertvoll das Ganze ist?! Wie pädagogisch ...?! ICH GEB DIR GLEICH PÄ IN DEINEN GÄGAGOGISCHEN AR-

    ***Scheinbar meldete sich die kleine Goblinpetze nicht zum ersten Mal ungefragt zu Wort, denn sogar ihr Name bedeutete übersetzt: „Halt die Fresse“.

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

    3 Mal editiert, zuletzt von Xarrot (23. März 2019 um 13:16)

  • Hi :D @Xarrot

    So, hab mal das 1te Kapitel gelesen^^

    Ich muss ehrlich sein: der Prolog hat mir besser gefallen. Ich finde, du spielst hier zu fest mit Abwechslung und Beschreibung. Es kommt mir so vor, du willst sehr viel in de Köpfen der Leser steuern, womit (meiner Meinung nach) viel verloren geht - weniger ist mehr.

    Vom reinen Inhalt her passiert daher leider etwas wenig, obwohl es viel Text ist.

    Ganz abgesehen vom eben erwähnten, finde ich dieses Kapitel sehr gelungen :thumbsup:

    Werde mich bald dem nächsten Kapitel widmen :)

    LG

    Ein Held. Ein Beschützer ganzer Völker. Geehrt und Bejubelt. Und trotzdem alleine.

  • Natürlich tu ich das :)

    Spoiler anzeigen

    Dort war gerade der restliche Haushalt zu Gange und es herrschte geschäftiges Durcheinander. Das Mobiliar, wenn man es nicht auf andere Weise zweckentfremdete, hatte die Goblinmeute schon in den ersten zwei Wochen als Brennholz verheizt. Nur ein Tisch, drei Stühle, die Theke und einer der hohen Barhocker lebten noch. Auf ersterem lagen nun Waffen und Werkzeug und ein Goblin nähte an einer Fellweste herum. Auf letzterem hinter der Theke saß dagegen der Boss vom Stamm derjenigen, deren Name sich wohl am besten mit „Blumentänzer“ übersetzen lässt.
    Allerdings nicht, weil sie jeden Frühling fröhlich in Ringelreihen durch die Landen hüpften und Margeriten und Windröschen an alle verteilten. Oder zumindest nur teilweise. Tatsächlich war der Haufen eher dafür bekannt, aus einer bestimmten Blüte einen Trank zu brauen und sich damit vor manchen Kämpfen (oder auch einfach so zum Spaß) zu besaufen. Und manchmal führte das dann eben auch zu apathischem Ringelreihen tanzen.
    Derzeit fläzte sich der Boss aber bloß auf seinem hohen Sitz, ein Arm lässig auf der Theke, der andere bohrte in der Nase. Die lange rote Mähne wallte fettig wie eh und je über die Schultern, dass der Metallring im spitzen Kinn mit dem Zahn daran halb von Haaren verdeckt wurde.
    Der Boss der Blumentänzer hatte einen Spitznamen, den seine Untergebenen allerdings nie im Leben offen vor ihrem Vorgesetzten benutzt hätten. Man nannte ihn klammheimlich Tjutjuz, was bei Goblins eine Bezeichnung für jemanden ist, der sich mit dem Messer aus Dummheit selbst verletzt hat. So erzählte die lange Narbe am Hals bis zum Kinn die Geschichte von dem kleinen Goblin, der lernen musste, dass man beim Schnitzen die Klinge stets von sich selbst weg bewegt. Und nicht anders herum.
    Tjutjuz war von durchschnittlicher Größe, aber furchtbar sehnig mit strammen Armen, die scheinbar kein Gramm Fett mehr enthielten. Der offizielle Name lautete deshalb Knorrarm Hauzu und derzeit trug er noch lediglich Schlafklamotten, sprich ein Leinenhemd mit fleckiger Lederhose und nicht einmal Schuhe. Trotzdem schlackerten dem schmächtigen Snilkek schon wieder ein bisschen die Knie, als er an seinen Boss herantrat und zu ihm auf blickte.

    Ich nehme diese Abschnitte, da ich es hier am extremsten Fand.

    Als erstes: Prinzipiell erfährt man hier, dass der Boss auf seinem Stuhl sitzt. Natürlich wäre es mit diesem Satz arg zu wenig, aber es ist die Kernhandlung dieser Abschnitte, alles andere wäre (für die Handlung der Storyline) nicht nötig.

    Dort war gerade der restliche Haushalt zu Gange und es herrschte geschäftiges Durcheinander. Das Mobiliar, wenn man es nicht auf andere Weise zweckentfremdete, hatte die Goblinmeute schon in den ersten zwei Wochen als Brennholz verheizt. Nur ein Tisch, drei Stühle, die Theke und einer der hohen Barhocker lebten noch. Auf ersterem lagen nun Waffen und Werkzeug und ein Goblin nähte an einer Fellweste herum. Auf letzterem hinter der Theke saß dagegen der Boss vom Stamm derjenigen, deren Name sich wohl am besten mit „Blumentänzer“ übersetzen lässt.

    Hier beschreibst du das zweckentfremdete Mobiliar, allerdings kommen nur Stühle, ein Tisch, eine Theke und ein Barhocker vor, welche nicht zweckentfremdet sind. Wenn ich diese Aufzählung als Leser seh, dann überfliege ich diese, da es mich nicht gross interessiert, was alles noch da ist und was man verbrannt hat. Im nächsten Teil sprichst du von "ersterem", im Gedächnis habe ich den Barhocker, der kann es aber nicht sein, also gehe ich zurück, suche das erstgenannte Möbelstück, sehe: AHA! ein Tisch, na gut weiter. Dann kommt letzteres, ich erinnere mich an den Barhocker, nur um festzustelllen, das dieser garnicht leer ist, sondern dem Boss einen Sitzplatz bietet. Ist Snilke dies nicht gleich aufgefallen? Und was ist mit dem restlichen Haushalt der hier zu Gange ist? Sind alle so klein, dass wir einen ungetrübten Blick auf das ganze Mobiliar, Waffen etc. bekommen?

    Auf letzterem hinter der Theke saß dagegen der Boss vom Stamm derjenigen, deren Name sich wohl am besten mit „Blumentänzer“ übersetzen lässt.
    Allerdings nicht, weil sie jeden Frühling fröhlich in Ringelreihen durch die Landen hüpften und Margeriten und Windröschen an alle verteilten. Oder zumindest nur teilweise. Tatsächlich war der Haufen eher dafür bekannt, aus einer bestimmten Blüte einen Trank zu brauen und sich damit vor manchen Kämpfen (oder auch einfach so zum Spaß) zu besaufen. Und manchmal führte das dann eben auch zu apathischem Ringelreihen tanzen.

    (Der Name Blumentänzer hinterfrage ich nur bedingt, denn ich mach mir Gedanken, ob Goblins und dergleichen so einen Namen Akzeprieren würden oder ob es nicht eher peinlich für sie wäre, aber das finde ich jetzt nicht so schlimm^^)- Desweiteren, ob dieser Stamm überhaupt so lange überleben konnte, wenn er sich vor jeder Schlacht 'zudröhnt' und zu guter letzt, warum "Blumentänzer" übersetzt werden muss, denk Snilke in einer anderen Sprache, als andere Goblins?

    Derzeit fläzte sich der Boss aber bloß auf seinem hohen Sitz, ein Arm lässig auf der Theke, der andere bohrte in der Nase. Die lange rote Mähne wallte fettig wie eh und je über die Schultern, dass der Metallring im spitzen Kinn mit dem Zahn daran halb von Haaren verdeckt wurde.
    Der Boss der Blumentänzer hatte einen Spitznamen, den seine Untergebenen allerdings nie im Leben offen vor ihrem Vorgesetzten benutzt hätten. Man nannte ihn klammheimlich Tjutjuz, was bei Goblins eine Bezeichnung für jemanden ist, der sich mit dem Messer aus Dummheit selbst verletzt hat. So erzählte die lange Narbe am Hals bis zum Kinn die Geschichte von dem kleinen Goblin, der lernen musste, dass man beim Schnitzen die Klinge stets von sich selbst weg bewegt. Und nicht anders herum.
    Tjutjuz war von durchschnittlicher Größe, aber furchtbar sehnig mit strammen Armen, die scheinbar kein Gramm Fett mehr enthielten. Der offizielle Name lautete deshalb Knorrarm Hauzu und derzeit trug er noch lediglich Schlafklamotten, sprich ein Leinenhemd mit fleckiger Lederhose und nicht einmal Schuhe. Trotzdem schlackerten dem schmächtigen Snilkek schon wieder ein bisschen die Knie, als er an seinen Boss herantrat und zu ihm auf blickte.

    Informationsflut: Der Boss sitzt dem (letztgenannten?) Barhocker, der Arm auf der Theke, den Finger in der Nase. Die Haare sind lang, rot, mähnig, fettig, so lang dass sie über die Schulter ragen, er hat ein spitzes Kinn mit einem Metallring, mit einem Zahn, ach und die Haare sind so mähnig, das sie nicht nur über die Schultern fallen, sondern auch das Kinn mit Ring und Zahn halb verdecken.

    Zweifellos genial von dir, sooo viel Info in so wenig Satz zu drucken... Zwängen? Stilistisch makellos, da kann man nicht dran rütteln =O

    Dann erfahren wir, dass der Boss dumm ist und ihn alle auslachen hinter seinem Rücken. Dann, dass durch diese Dummheit eine Narbe am Hals ist. Die Narbe geht vom Hals bis zum Kinn, welches doch einen Metallring hat, einen Zahn und halb von Haaren verdeckt ist. Dann, das die Narbe vom Schnizen kommt. Dann nocheinmal, das der Boss dumm ist, denn er schnitzte in die falsche Richtung. Dann, dass es die falsche Richtunng war.

    Ach ja, das Gesicht kennen wir ja bereits, also wird der restliche Körper beschrieben: durchschnittlich gross, sehnig mit strammen Armen, ach ja, fast kein Fett, da sehnig. Desshalb Knorrarm Hauzu, da er sehnige Arme hat. Also spätestens jetzt muss jeder gepeilt haben, dass zumindest die Arme sehnig sind und kein Gramm (Goblins kennen diese Einheit?) Fett haben. Ach ja, er sitzt auf zuletztgenanntem Mobiliar in seinem Schlafanzug, also in einem Leinenhemd und einer Lederhose.

    Jetzt habe ich ein super Bild des Bosses: Das Gesicht kenne ich bis zum letzten Detail, sehnige Arme hat er... Was heisst durchschnittlich gross bei Goblins? Wenn sie das Gramm kennen, kennen sie sicher auch cm als Länge, wäre hier hilfreich, Füsse hat er auch. Mehr erfahren wir nicht über den Körper.

    Ah doch, obwohl ihn alle auslachen, hat man trotzdem Angst vor ihm^^

    Keine Angst, ich habe es jetzt sehr sehr sehr überspitzt dargestellt, falls es jetzt so rüber kommt, als gefiele mir nichts, ist dies ein falsches Bild, ich finde es genial :thumbsup::thumbsup::thumbsup: , aber etwas zu viel an Informationsflut. :S

    Mir ist klar, du zielst hier nicht auf die ernsteste Geschichte ab, dass ist auch gut so. Aber mich stören die oben erwähnten Punkte ein wenig, vielleicht bin ich einfach zu kritisch im Moment :/:/

    Evtl. hilft dir dies irgendwie, ansonsten ignorier mich, ich werde trotzdem deine Geschichte voller Freude weiter verfolgen :D:D:D

    LG

    Ein Held. Ein Beschützer ganzer Völker. Geehrt und Bejubelt. Und trotzdem alleine.

  • @Xarrot Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich deinen unflätigen Stil mag? Hab ich? ICH MAG DEINEN UNFLÄTIGEN STIL!

    Allerdings stimme ich @Aztiluth zu, dass der erste Satz im Prolog irgendwie nicht zum Rest passt und daher besser in der Latrine geblieben wäre. Hingegen habe ich mich so in deine blumigen Beschreibungen verliebt, dass ich das Kopfkino schon beim ersten Wort anwerfe.

    Ein paar kleine Rechtschreibfehlerchen sind zwar enthalten, fallen aber nicht ins Gewicht. Vor allem bei Substantivierungen neigst du zur Kleinschreibung.

    Abgesehen davon liest es sich wie die Geburt eines heroischen Unbekannten, wie man es bereits aus anderen Geschichten kennt. Jedoch aus der Goblinperspektive, in der du dich ja so phänomenastisch auskennst. Basiert deine Goblinsprache eigentlich auf "Fakten" oder erfindest du jedes Wort selbst neu?

    Abo-Haken gesetzt.

  • Basiert deine Goblinsprache eigentlich auf "Fakten" oder erfindest du jedes Wort selbst neu?

    Man könnte sagen, ich hab für meine Geschichte das Finnische Vokabular ein bissl vergewaltigt und mir dann einfach Grammatikregeln ausgedacht. Und für die Rufnamen der Goblins wurde das ganze dann nochmal ordentlich zusammengepresst, um sie schön kurz zu halten. Und so bau ich mir dann halt meine Namen, dass sie möglichst zum Charakter passen. :D

    Elende Substantivierung D: Ich bin ständig am überlegen/ am Überlegen, wann jetzt was groß und wann klein gehört ...

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

  • Dann lass ich es hier auch gleich mal weitergehen. Ich hab außerdem den Titel des Kapitels nochmal geändert:

    Kapitel 1 - Ein Angelausflug, Abschnitt 2

    Der Morgen kroch langsam, viel langsamer als es der Stamm aus seiner alten Heimat gewohnt war, über die Hänge der Berge, in die kargen Wiesen der Tundra und irgendwo uuuuärkstejemand. Der langgezogene Ton, wie bei einem satten Rülpsen, hallte durch das verschlammte Goblindorf mit dem überfallenen Gasthaus in der Mitte und hämmerte im Vorüberwehen laut gegen die Ohren der schlafenden grünen Kerle. Er riss auch nicht ab, als die ersten bereits ins Freie taumelten und sich nach der Quelle des Lärms umsahen. Bald liefen überall suchende Goblins umher. Sie spähten in Baumwipfel, schauten auf Hüttendächer, durchkämmten Büsche und Sträucher.
    „Hier rüber! Ich hab das Scheißvieh!“, krähte es plötzlich in der Nähe des Dorfeingangs, wo der Erdwall eine breite Lücke und tiefe Pfützen zu beiden Seiten des Weges aufwies.
    Zwei Pfeile schossen wild drauf los und blieben im Erdwall stecken. Dafür verendete das Uärksen endlich mit einem wurgsenden Laut und man sah eine kugelbäuchige Gestalt auf langen Hinterbeinen in die morgendliche Tundra davon hoppeln.
    „Kack die Wand an, das Vieh is abgehauen!“, meldete jemand.
    Ein vulgäres Durcheinander von Flüchen wurde laut, das nun auch die Schwächlinge in ihren Hütten abseits vom Dorf weckte. Der Lärm drängelte sich hartnäckig zu Sjik in seine Schlafkuhle, bevor er ihm eine schallende Ohrfeige verpasste. Überrumpelt öffnete der kleine grüne Schwächling die Äuglein zu Geplärre und Gekreische.
    Alles war wie immer in der ollen Bretterbude, die früher einmal ein Stall für Vieh gewesen sein mochte, wo heute jedoch nurmehr ungefähr ein halbes Dutzend Schwächlinge schlief. In Kuhlen voll modrigem Laub, Moos und Gras gekuschelt, mit Spinnen im Gebälk und Käfer in der naturbelassenen Bettausstattung zur Gesellschaft.
    „Sjik!“, krähte über ihm die kratzige Stimme der Knüppelomma. „Steh auf!“
    Das Gesicht der alten Puuhuuk hing bedrohlich tief, während ihr unliebsamster Schützling aus seiner Schlafkuhle herauskroch. Noch ehe er überhaupt ganz auf zwei Beinen stand, hatte ihn auch schon eine faltige Klaue gepackt und mit nach draußen gezerrt, wo sich Sjik zusammen mit einer schmollenden Jetz in der anderen Klaue wiederfand. Die Sonne stieß ihre Strahlen genau in die müden Augen des eben erwachten Schwächlings. Doch Knüppelomma Puuhuuk ließ ihm keine Zeit, um mehr als vier große Schemen vor sich zu erkennen, bevor sie ihn auch schon nach vorn schubste. Fast wäre Sjik gestolpert. Neben dran legte Jetz sich sauber aufs Maul und stieß dabei ein empörtes Quäken aus. Trotz des rüden Erwachens giggelte Sjik leise, da beugte sich ein Schatten über ihn.
    „Eh …?!“, machte der kleine Schwächling und glotzte verdutzt in das kantige Gesicht eines anderen Goblins.
    Das Gesicht war aber auch hässlich. Ein Auge fixierte groß und etwas beängstigend den kleinen Wicht vor sich, derweil das andere zur Seite schielte und irgendwie zu klein aussah. Sjik wimmerte furchtsam und fürchtete bereits Dresche. Der andere schaffte es, gleichzeitig die gekerbte Nase zu rümpfen, dass man eine hervorragenden Einsicht in die haarigen Nasenlöcher erhielt und zugleich belustigt zu grinsen. Ein fauliger Schneidezahn fesselte Sjiks Blick dabei ganz besonders, sodass er dem Kerl anstatt verängstigt in die Augen, pardon in das Auge, nun geradewegs in den ungepflegten Schlund starrte.
    „Katzenkotze! Der is ja fast schon zu groß, um Quakedei zu jagen. Was gibt’s du denen denn zu fressen, Puuhuuk?“ Sjik verfolgte, wie der von Karies zerfressene Schneidezahn des hässlichen Kerls beim Sprechen hinter die Lippen und wieder hervor hopste.
    Er bemerkte nicht einmal, dass er gar keine Ahnung hatte, was ein Quakedei überhaupt war, oder dass die Knüppelomma ihn doch eigentlich zum Schlammschippen verdonnert hatte. In dem kleinen Schwächlingshirn stiegen ganz andere Fragen auf: Was musste man essen, um dermaßen verfaulte Zähne zu bekommen? Und hatte der Kerl da auf der Stirn Haarausfall oder eine Brandwunde?
    „Die kriegen die Reste, so wie schon immer“, erklärte die Knüppelomma mürrisch, bevor sie mit Blick auf ihre beiden Schützlinge hinzufügte: „Aber passt auf, der da issn fauler Sack un die da quatscht zu viel!“
    Gerne hätte Sjik der Knüppelomma dafür einmal kräftig gegen das Schienbein getreten, doch da packte ihn eine starke Klaue bei der Schulter und zog ihn mit sich. Erst jetzt realisierte der kleine Schwächling, dass man mit ihm wohl irgendetwas vorhatte und verwirrt blickte er zwischen den vier Goblins umher.
    Hässlich ging vorweg, sodass Sjik sich nicht wieder in der Betrachtung seines miserablen Gebisses verlieren konnte. Stattdessen musterte der Schwächling eine ulkige Gerätschaft, die der Kerl an einem Gurt auf dem Rücken trug. Sie sah aus, als hätte jemand mehrere geschnitzte Stöcke in einen Sack gesteckt und irgendwer hatte außerdem schlecht das vereinfachte Abbild eines tanzenden Goblins darauf gestickt. Bei jedem von Hässlichs Schritten hüpfte die Apparatur auf und ab, dass man ganz dusselig von werden konnte. Sjik blinzelte zweimal.
    Die Klaue, die ihn nach wie vor bei der Schulter gepackt hielt gehörte zu einem mageren Arm und der magere Arm hing an einem schmächtigen Goblin. Oder zumindest hätte Sjik ihn wohl als schmächtig bezeichnet, wenn er selbst nicht noch so ein mickriges Bürschchen gewesen wäre. Griesgrämig schaute er von dort oben in die Welt, eine spitze Fellmütze auf dem verfilzten Haupt und ein wenig Schnodder an der Nase. Sjik fand ihn lustig.
    Die anderen beiden, von denen eine die noch immer schmollende Jetz vor sich her schubste, fand er dagegen eher ein wenig … gefährlich. Ihre Waffen waren geschwungene Kurzbögen und in Hüftköchern wackelten die dazugehörigen Pfeile bei jedem Schritt. Die Westen aus Fell und Leder bewiesen zum einen, dass Nähen nicht eben zu ihren Stärken gehörte und zum anderen, dass sie mit ihren Bögen dafür offensichtlich ganz wunderbar umzugehen wussten. Hinzu kamen Knochen behangene Ringe in Ohren, Brauen und die eine trug gar eine halbmondförmige Kralle in ihrer Nase. Sjik war von diesem Anblick einerseits fasziniert, andererseits juckte ihm sein eigenes langes Näschen bei der Vorstellung, etwas dort hindurch zu rammen.
    Hässlich führte sie den Weg zum Dorf hinab, bog dann allerdings vor dem Erdwall nach links ab und stapfte stattdessen querfeldein in die Tundra hinein. Sjik quittierte diesen Richtungswechsel mit einem kläglichen Geräusch, als einer der langen Halme irgendwie den Weg in seinen Mund fand.
    Die Tundra war so nass wie immer und unter Sjiks bloßen Füßen watschten die Moose und Flechten. Zum ersten Mal in seinem Leben entfernte sich der kaum ein Jahr alte Schwächling außerhalb der Sichtweite des Dorfes. Voll Neugierde blickte er von links nach rechts. Jeder Busch, jeder Stein und sogar eine vom Wind gebeugte Baumgruppe in der Ferne wurden regelrecht aufgesogen.
    Viel mehr gab es allerdings auch nicht zu sehen. Sjik fand die Tundra langweilig und wollte wieder Heim in seine Schlafkuhle.
    Plötzlich blieb Hässlich stehen.
    „Hier is es“, verkündete er, setzte sich auf einen Stein und begann seine ulkige Apparatur auszupacken.
    Verdutzt sah Sjik sich um. „Hier“ wirkte auf den kleinen Schwächlings ziemlich unspezifisch. Was unterschied hier denn von da drüben? Doch die beiden Jägerinnen legten bereits ihre Pfeile auf die Sehnen und Griesgram döste hintendran auf seinem Speer. Sjik wusste nicht einmal, was er sich erhofft hatte. Doch nun war er enttäuscht und puhlte mit dem großen Zeh mürrisch Löcher in die Erde.
    Ein triumphierendes „Hähä!“ von Hässlich ließ ihn wieder aufblicken. Der Goblin stand breitbeinig auf seinem Stein. Die Gerätschaft, deren Nutzen sich für Sjik immer noch nicht erschloss, hatte sich Hässlich fast schon lapidar unter den linken Arm geklemmt, während seine Klauen ein durchlöchertes Stück Holz umgriffen, das unten aus dem Sack hervor döngelte. Ein anderes Holzstück, das oben im Sack stak, nahm er hingegen gar in den Mund und blies drei Mal kräftig Luft hinein, bis sich der Stoff aufblähte.
    Für den nichtsahnenden Schwächling sah der Goblin damit in seiner Pose irgendwie ein wenig hirnrissig aus. Zumal er dabei eine derart angestrengte Miene zog, wie sie mancher nach schweren Frühstück beim Abwiegeln der morgendlichen Geschäfte ziehen würde.
    Von den anderen drei schien jedoch keiner das Treiben von Hässlich in Frage zu stellen und Jetz hockte auf dem Boden und spielte mit einem Regenwurm. Die beiden Jägerinnen hatten sich mittlerweile in geduckter Haltung um etwas herum positioniert, das im Gras nur ein paar Schritte von ihnen entfernt lag. Lauernd starrten sie auf was auch immer und hatten die Sehnen ihrer Bögen schon halb gespannt.
    Ganz hippelig vor Aufregung wollte sich Sjik etwas näher heranschleichen und setzte gerade mit aller Vorsicht sein bloßes Füsschen auf, als ein Lärm über ihn hinwegfegte, wie ihn seine Ohren noch nie vernommen hatten. Vor Schreck machte er gleichzeitig einen Satz, einen Schritt nach hinten und versuchte auch noch, sich zur Quelle des Lärms umzudrehen. Als Ergebnis rutschte er auf Jetzs Regenwurm aus und legte sich rückwärts in eine weiche Decke aus nassen Flechten und Moos.
    Die schwächliche Goblin stieß ein entsetztes Quäken aus. Halb aus Schreck über den plötzlichen Lärm und zur anderen Hälfte, weil ihr Spielzeug nun als gelbe Matsche zwischen Sjiks Zehen klebte. Der glotzte jedoch bloß starr geradeaus, als hätte ihn der Sturz ein paar Hirnzellen zu viel gekostet.
    Doch dem war nicht so. Der kleine dumme Schwächling hatte auch zuvor nichts außer Blödsinn im Kopf gehabt. Der eigentliche Grund, warum er mit heraushängender Zunge und langer Hakennase wie ein zurückgebliebener Welpe auf dem Rücken lag, war Hässlich und das auch noch wortwörtlich.
    Breitbeinig, als stelle er sich kühn einem ganzen Heer entgegen, stand der Goblin auf seinem Stein und die roten Haare wehten geradezu heroisch im steifen Tundrawind. Dass die Augen dabei in zwei verschiedene Richtungen schauten, gab der ganzen Szene bloß einen kleinen Knacks. Sjiks Glotzen galt ohnehin nicht dem unansehnlichen Gesicht, sondern der ulkigen Apparatur und was Hässlichs Finger damit anstellten. Was so erst einmal nicht ganz kindgerecht klingt, glich eigentlich eher einem unschuldigen Tanz, mit dem Unterschied, dass Hässlich die Fingerkuppen anstelle seiner Füße springen ließ. Mal verharrten sie für einen Augenblick und ein langgezogener Ton grub sich in Sjiks ungeschützte Ohren, dann flitzten Hässlichs flinke Griffel auch schon weiter.
    Die Melodie, die sich dem Schwächling dabei tief in sein Hirn eindudelte, gab ihm ein unsäglich träges Gefühl und vor seinem geistigen Auge torkelte eine sturzbetrunkene Puuhuuk Ringelreihen. Wie sein Gehirn auf die Idee kam, wusste es selbst nicht. Aber es passte so wunderbar, dass Sjik bloß weiterhin dalag, als fesselten ihn die Flechten am Boden, oder als hätte man ihm die falschen Pilze in die Suppe geschnippelt. So oder so, Jetz Faust sah er erst kommen, als sie bereits auf seiner Nase gelandet war.
    Hatte sie der Zweck dieses Ausflugs schon zuvor nicht groß gekümmert, vergaßen die beiden nun völlig wo und warum sie hier waren und kabbelten sich stattdessen wie zwei Ferkel um die letzte freie Zitze. Inklusive des schrillen Gequietsches.
    So entging ihnen völlig, dass sich unter dem Flecken Gras, den die Jägerinnen nach wie vor lauernd fixierten, etwas regte. Die Halme zuckten, als sich unter ihnen das Etwas ans Tageslicht wühlte. Einen Augenblick verharrte es und lauschte auf die besoffene Melodie, die Hässlich seinem mit Stöcken gespickten Sack entlockte. Da fuhr plötzlich ein zorniges Kreischen dazwischen, das sich sogar ganz wunderbar in die Melodie einfügte, bis es absank und in ein weinerliches Geplärre überging. Ein kleiner bemooster Stein flog durch die Luft, verfehlte den hämisch grinsenden Sjik, dem die Reste des Regenwurms noch zwischen den Zähnen hingen und landete unweit des Grasflecks. Was auch immer Hässlich da mit seinem Spiel hatte hervorlocken wollen, verzog sich schlagartig wieder, als der Stein raschelnd zwischen den Halmen niederging.
    „Leckt mich doch kreuzweise!“, stieß Hässlich oben auf seinem Stein aus. Sein Spiel endete abrupt mit dem Geräusch einer sterbenden Ente, als die Luft unkontrolliert aus dem Sack entwich. „Snilkek! Hol das Seil, wir müssen doch angeln.“
    „Äh?“, machte der kleine Sjik und kratzte sich unter der Achsel.
    Wusste Hässlich, dass man zum Angeln Wasser benötigte? Probeweise tapste der Schwächling einmal mit dem bloßen Fuß herum. Der Boden war so nass und klamm wie immer, nur zum Angeln reichte es deshalb trotzdem nicht. Für Griesgram hatte dieses Argument allerdings wohl keine Gültigkeit. Der packte wie ihm geheißen ein Seil aus und scheuchte Sjik und Jetz dann zu Hässlich und den beiden Jägerinnen, die sich bereits um die Stelle im Gras versammelt hatten.
    „Da“, meinte er und hielt Hässlich sein Seil hin.
    „Net für mich, du Idiot!“, erklärte der genervt und schlug die Hand des anderen beiseite. „Für was haben wir denn die da mitgenommen, hä?“
    Die da bekamen davon jedoch gar nichts mit. Sjik und Jetz legten eine Aufmerksamkeitsspanne wie ein dümmlich durch den Wald springendes Kitz an den Tag. Gerade kauerten sie neugierig um den Flecken Gras herum und starrten hinein. Der Flecken Gras war nämlich gar kein Gras, sondern ein Loch, das beinahe senkrecht in die Erde führte. Für einen ausgewachsenen Goblin stellte es keine Gefahr dar. Doch für einen Schwächling reichte der Platz wohl gerade so aus, um hinein fallen zu können. Eine recht verdächtige Erkenntnis, oder sie wäre es gewesen, wenn Sjik nicht auch genauso jung und naiv wie das Rehkitz gewesen wäre. So bohrte er bloß in der Nase, als man Jetz bereits das Seil um die Beine band.
    „Hä- Häschen?“, fragte die kleine Schwächeline und deutete auf das Loch.
    „Nene, aber wenn du schön artig bist, dann bekommste was zum Knabbern. Magste Häschenohren?“, entgegnete Hässlich und Jetz nickte gierig.
    Welcher Schwächling hätte bei knusprig kross gebratenen Häschenohren auch nein sagen können? Also ließen die beiden Jägerinnen die kleine Jetz am Seil kopfüber in das Loch hinab und noch immer schwante Sjik keinerlei Übel. Er saß da und hatte begonnen, die Regenwurmpampe wieder zwischen seinen Zehen hervor zu puhlen.
    Häääschen ...“, hörte man ein fröhliches Stimmchen leise aus dem Loch rufen, während es immer tiefer hinab ging. „Hääääsch-ÄÄÄÄÄH!“

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"