Die Hexe von Roden auf dem Berge

Es gibt 31 Antworten in diesem Thema, welches 9.259 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Mai 2019 um 18:27) ist von Thorsten.

  • hallo Thorsten!


    Labelli hat ja darauf plaediert, sie einstweilen frei zu lassen - aber wir haben nie gelesen dass das daraufhin wirklich so entschieden wurde

    Stimmt. Wird geändert.


    Klingt ein biisschen nach Politologieseminar, weniger nach dem Erzaehlstil bisher.

    Die entspr. Stelle habe ich bereits geändert, im Sinne von: Einschränkung der Macht des Landadels, ...hinter vorgehaltener Hand...


    Huh? Wenn der als uebler Bursche und Landstreicher bekannt war, dann weiss ich nicht ob die ihn als 'einen der ihren' sehen wuerden - Landstreicher sind eher nicht so bei den eingesessenen mit dabei

    Außer bei der Handvoll wohlhabender Familien spielte sich das Leben der meisten 'Eingesessenen' , bes. auf dem Lande, kurz über Landstreicherniveau ab: in kümmerlichen Verhältnissen und dem Feudalherren hörig, ungeblidet, mit rohen Sitten (Luther: "Warum rülpset und pförzet ihr nicht...") Dass der Mann ein Tunichtgut war, ist ihnen jetzt egal. Er ist der Funke, der das Feuer entfacht. Hilfe vom Landadel? Der hatte ja z. T. selbst nichts! von der Kirche? Die gehörte doch zu der verhassten Obrigkeit (vergl. Bauernkriege!) Außerdem ist es ja nicht nur er... da ist die Folter, da sind die Pocken, und jetzt droht auch noch eine Hungersnot. Das alles in der Geschichte zu erklären wäre zu viel Infodump.
    Statt 'die Leute' werde ich 'eine Anzahl von Leuten` setzen.
    LG
    McFee


  • 14

    Seine Ehren, Richter Wilder von Bruhns, blickte ärgerlich auf. „Was wollt ihr?“
    Vor seinem Schreibtisch standen breitbeinig drei verwegene Gestalten. Die mittlere und stämmigste war ihm bekannt. Es war der Raufbold Wolf Menze, der überall da anzutreffen war, wo es etwas auszufechten gab.
    „Gebt den Hinnak frei!“, sagte Menze, lässig auf einen Knüppel gestützt.
    Der Richter hatte keine Lust, sich mit diesen wüsten Gesellen auf eine Diskussion einzulassen. „Raus!“ schrie er, „aber ein bisschen plötzlich! GERICHTSDIENER!!“
    Menze trat einen Schritt vor. „Gebt den Hinnak frei!“, wiederholte er ungerührt.
    Wilder von Bruhns schüttelte den Kopf, dass die Perücke staubte. „Ich denke nicht daran! Schließlich hat er gestanden.“
    Brüllendes Gelächter. „Gestanden! Unter der Folter! O heilige Dreifaltigkeit! Ob er da wohl die Wahrheit erzählt hat? Ich denke, eher nicht!“ Menze blickte seine Kumpanen ironisch grinsend an. „Was meint ihr, Freunde, hat er da wohl die Wahrheit erzählt?“
    „Wir denken, eher nicht!“
    „Euer Ehren, ich will Euch sagen, was er da erzählt hat. Er hat das erzählt, was Ihr von ihm hören wolltet. Dass er diesen versoffenen Pfarrer erschlagen hat.“
    „Und da lügt er“, sagte der zweite Mann, ein wüster Kerl mit einer Augenklappe, „denn der Hinnak hat noch nie die Wahrheit erzählt. Schon gar nicht unter der Folter!“
    Brüllendes Gelächter.
    „Und wisst Ihr was? Den Pfarrer kann er auch gar nicht erschlagen haben“, röhrte der dritte Mann, dessen Gesicht von einem wüsten roten Bart fast zugewachsen war, „und jetzt wollt Ihr natürlich wissen, warum nicht. Wolf, soll ich´s ihm sagen?“
    „Sag´s ihm, sonst kann er womöglich heute Nacht schlecht schlafen.“
    „Gut, ich sag´s ihm. Also, Hochwürden, es war nämlich so: In der Nacht, wo der merkwürdigste Herr Pfarrer erschlagen wurde, lag Hinnak besoffen im Leprosorium und schlief seinen Rausch aus.“
    Der Richter biss sich auf die Lippen. Genau das hatte der Angeklagte immer beteuert. Aber er, der Richter, wollte unbedingt ein Exempel für die Schlagkraft von Polizei und Justiz statuieren. Von wegen Angst vor Hexen! Er meinte, das sei er der öffentlichen Ordnung schuldig. Der Kerl war sowieso ein Taugenichts, der ständig Ärger machte. Außerdem war es so mit dem Justizminister abgesprochen.
    Nun versuchte er Zeit zu gewinnen. Vielleicht hat ja inzwischen jemand die Wache alarmiert. „Wie seid ihr eigentlich hier hereingekommen?“, fragte er ziemlich blauäugig.
    „Na wie wohl! Indem wir zur Tür herein marschiert sind, wie es sich für gut erzogene Bürger dieser hübschen Stadt gehört!“
    „Sitzenblieben!“, befahl der mit der Augenklappe. Der Richter machte gerade Anstalten, sich zu erheben, um zum Fenster zu laufen und „Hilfe!“ zu schreien.
    „Also was ist nun, Herr?“, fragte Menze, „gebt Ihr ihn frei? Der Hinnak sitzt unschuldig im Rosenturm.“
    „Das kann ich nicht alleine entscheiden –“
    „Müsst Ihr ja auch nicht! Wir helfen Euch!“
    „Er muss doch auch gar nichts entscheiden“, sagte der Wüstbärtige, „er muss uns nur verraten, wo der Schlüssel zum Turm hängt.“
    „Na klar! Also, Euer Ehren, wo hängt der Schlüssel zum Turm?“
    Der Richter sann verzweifelt nach einem Ausweg. Wo sind denn bloß diese verdammten Gerichtsdiener?
    „Nun? Wird´s bald?“
    Wilder von Bruhns handelte jetzt nach alter, gediegener Gutsherrenart. Er kam hoch und schnauzte: „Kerl, willst du mir drohen?“
    Plötzlich hatten die drei Männer Äxte in der Hand und begannen, wie wild gewordene Holzfäller auf die Möbel des Büros einzuschlagen. Der Richter war so überrascht, dass er vergaß, sich zu fürchten. Als nur noch Kleinholz übrig war, rief Menze: „Das nächste mal seid Ihr dran!“

    *

    Inzwischen hatte sich vor dem Gerichtsgebäude ein Haufen zerlumpter Gestalten zusammengerottet, die Menze, als er mit geschulterter Axt und erhobenem Daumen ins Freie trat, mit heftigem Applaus begrüßten. „Auf zum Rosenturm!“ rief er, „wir holen den Hinnak da heraus!“
    Auf dem Weg dorthin wuchs die Menge immer mehr an. Schließlich kamen an dem Turm mehrere Hundert Menschen an, meistens Männer, aber auch Frauen und Kinder. Menze und seine Helfer machten sich sofort daran, eine stämmige Fichte zu fällen – der Platz vor dem Turm war damals noch unbebaut – um sie zu zerlegen und als Rammbock zu benutzen.

    Der Richter hatte sich von seinem Schrecken halbwegs erholt und rief nach den Gerichtsdienern. Da sich niemand meldete, verließ er durch eine Hintertür das Gerichtsgebäude und machte sich zu Fuß auf den Weg zur Polizeiwache.
    Hauptmann von Ravenhorst stapfte wild gestikulierend und säbelrasselnd durch die leere Wachstube, wobei er die wüstesten Verwünschungen ausstieß. „Alle weg!“ rief er, als der Richter den Raum betrat, „alle weg! Diese verdammten Himmelhunde!“
    „Waren denn schon mal alle da?“, fragte Wilder von Bruhns sarkastisch. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    Der Polizeiobere machte eine abschätzige Handbewegung. „Pah!“
    Das Problem: Die Polizeidienststelle war hoffnungslos unterbesetzt. Meistens waren seine Leute unterwegs, um irgendwo irgendeinen läppischen Händel zu schlichten. „Und der Kerl, der tagsüber die Anzeigen aufnimmt“, brummte von Ravenhorst, „hat sich anscheinend zu den Aufständischen abgesetzt. Der Zollschreiber hat sich heute morgen krank gemeldet.“
    „Die Gerichtsdiener haben anscheinend auch das Weite gesucht“, sagte der Richter mit grimmiger Miene.
    „Ein berittener Boten ist bereits zur Garnison unterwegs. Aber sollte er überhaupt ankommen, vor Mitternacht können die Soldaten schwerlich hier sein. Und dann ist es möglicherweise schon zu spät.“
    Der Richter seufzte schwer. „Nicht auszudenken, wenn sie den Pulverturm in ihre Gewalt bringen.“
    „Was wollen diese Leute eigentlich?“
    „Was wohl! Ich soll ihnen den Uhlenhorst herausgeben! Wie die sich das vorstellen, die Dussel! Der Mann ist Gefangener des Fürstbischofs, nicht meiner! Jetzt ist die Meute auf dem Weg zum Rosenturm.“
    Der Hauptmann lachte grob. „Die werden sich wundern!“
    „Sitzt da nicht die Eva-Maria Holzapfel?“
    Der Hauptmann blickte erstaunt auf. „Davon weiß ich nichts.“
    Eine Weile herrschte betretenes Schweigen. Dann fragte der Hauptmann: „Euer Ehren, was ratet Ihr?“
    „Tja, wenn ich das wüsste!“
    Wieder nach einer Weile: „Was sagt denn der Rat?“
    Wilder von Bruhns lachte sardonisch. „Was soll er sagen? Er berät gerade.“
    Nun seufzte auch der Hauptmann schwer. „Mit Verlaub, jetzt haben wir den Salat! Ich war immer dagegen, die untere Polizeiebene so weit auszudünnen.“
    „Wie wahr, Euer Liebden, wie wahr! Aber da müsst Ihr euch beim Fürstbischof beschweren, nicht bei mir!“
    „Glaubt Ihr wirklich, dass der hohe Herr auf mich hören würde?“
    Der Richter erhob sich. „Herr von Ravenhorst“, sagte er ernst, „sollte sich in Kürze noch einer Eurer Leute blicken lassen, reitet Ihr zum Rosenturm und nehmt diesen Unruhestifter und vaterlandslosen Gesellen, diesen Wolf Menze fest. Wahrscheinlich wird das schon reichen, um den ganzen Aufruhr zu beenden. Dieses Gesindel hat einen kurzen Atem.“
    *

    Menze und seine Genossen hatten die Fichte inzwischen entastet und den Stamm in drei Meter lange Stücke zersägt. Nun begannen sie, mit den Stammstücken gegen die Tür des Turms anzurennen. Andere waren damit beschäftigt, Steine aus der Stadtmauer herauszubrechen und aufzustapeln.
    Als der Hauptmann nach etwa einer halben Stunde tatsächlich mit einem weiteren Mann hoch zu Ross auf dem Platz eintraf, empfing ihn ein Hagel von Ziegelsteinen, Erdklumpen und Ästen. Die beiden Polizisten zogen blank und versuchten, die hartnäckigsten Werfer niederzusäbeln. Doch da traf ein Stein das Pferd des Hauptmanns am Auge. Es sank zu Boden. Sofort warf sich ein halbes Dutzend mit Steinen, Stangen und Knüppeln bewaffneter Männer auf den wild um sich Schlagenden. Ein Knüppel traf ihn hart an der Schläfe, und er kippte vom Pferd. Der andere Polizist, als er sah, dass sein Vorgesetzter bewusstlos darniederlag, gab sofort jeden Widerstand auf. Man zerrte ihn vom Pferd, band ihn und führte ihn hinweg.
    Noch ein paar harte Schläge, dann barst die Tür. Mit mit wüstem Gebrüll drangen die Aufständischen in den Turm ein. Schon sah die Menge den Hinnak Uhlenbrook in der Tür erscheinen. Ein paar kräftige Hammerschläge – und seine Ketten würden fallen.
    Doch im Turm was es jetzt merkwürdig still geworden. Die ersten Männer kamen heraus und breiteten resigniert die Arme aus.
    Auf dem Platz erklang wütendes Gebrüll. Wieder einmal hatte eine verhasste Obrigkeit die Menschen an der Nase herum geführt. Wolf Menze warf sich die Axt über die Schultern und rief: „Auf! Zum Rathaus!“
    Die Fäuste schwingend und ketzerische Lieder grölend setzte sich der Mob in Bewegung.
    In diesem Moment erscholl vom Turm her sieghaftes Gejohle: „Die Hexe! Wir haben sie!“
    In der Tür des Turms standen zwei Männer, Eva-Maria Holzapfel zwischen sich.

    15

    Als ein Gerichtsdiener dem Bürgermeister meldete, ein wüster Haufen bewege sich auf den Rosenturm zu, machte er sich sofort auf den Weg. Schon von Weitem hörte er die dumpfen Schläge gegen die Turmtür. Er sah die Menschenmenge und kehrte sofort um. Noch während er die Treppe zum Rathaus hoch stürmte, gab er Befehl, sämtliche Fenster und Türen im Untergeschoss sorgfältig zu verrammeln. Dann trommelte er das im Hause verfügbare Personal zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.
    „Euer Liebden“, sagte er, „die Lage ist kritisch. Der Mob ist gerade dabei, die Tür zum Rosenturm einzuschlagen. Es ist damit zu rechnen, dass sich die Menge, wütend über die misslungene Befreiung, über kurz oder lang vor dem Rathaus einfindet, um die Freigabe des Mörders zu erzwingen. Ich biete mich als Unterhändler an.“
    Der Vorschlag wurde ohne Beratung einstimmig angenommen.
    Tatsächlich hörte man vor dem Rathaus bald ein Gewirr von Stimmen, das immer mehr zu einem bedrohlich klingenden Brausen anschwoll. Sonnleitner sammelte sich kurz. Dann trat er auf den Balkon hinaus. Bei seinem Erscheinen verebbte das Getöse. Zu tief saß bei Vielen noch der Respekt vor der Obrigkeit.
    „Wolf Menze!“ rief Sonnleitner mit weit hallender Stimme. „ich bin bereit, mit Euch zu verhandeln! Ihr und die Frau könnt hereinkommen. Aber unbewaffnet! Ich garantiere Euch freien Abzug!“
    „Ich komme nur ohne die Frau!“, rief Menze zurück, „sie ist hier unten genau so sicher wie bei Euch oben im Rathaus! Seht diese Männer hier! Sie werden sie vor Angriffen schützen!“
    Eva-Maria war von sechs kräftigen Männern umringt, alle mit Knüppeln bewaffnet.
    Sonnleitner hielt sich die Hand vor die Augen. Es war nicht die Sonne, die ihn blendete. Es war der Anblick der Frau. In der Dunkelheit des Turmzimmers war die Röte ihrer Wangen einer durchsichtigen Blässe gewichen, die ihrem Gesicht den Glanz überirdischer Reinheit verlieh.
    Einen Moment stand er sprachlos.
    Blitzschnell zog die Erinnerung an unzählige bittere Tage und Nächte an ihm vorüber. Allmählich wurde das Zusammenleben mit seiner Frau, dem 'Hirschkäfer', zur Qual.
    „Was ist, Herr?“ tönte es von unten, „warum antwortet Ihr nicht?“
    Der Bürgermeister besann sich. „Woher weiß ich, dass Ihr den Handel ehrlich meint?“
    „Ihr habt mein Wort!“
    Sonnleitner zögerte wieder. Das Wort eines Ganoven!
    Jemand rief: „Menze! Red´ nicht so viel! Wenn er nicht will, dann will er nicht! Dann wird die Hexe eben ohne Gerichtsverfahren verbrannt!“ Raues Gelächter, erhobene Fäuste, geschwungene Knüppel.
    In diesem Moment durchzuckte Sonnleitner eine Idee. Ja, das wäre durchaus möglich, dachte er. Der alte Belüftungsstollen! Von der Mauer bis zum Rathaus sind es keine zweihundert Meter!
    „Gut, ich bin einverstanden! Kommt herauf!“

    „Setzt Euch doch“, sagte Sonnleitner, als Menze vor ihm stand. „Ihr wollt den Uhlenbrook. Wisst Ihr eigentlich, Menze, was Ihr da –“
    „Ich nenne Euch Wohlgeboren“, fuhr ihm Menze dazwischen, „und Ihr nennt mich Herr!“
    „Auch gut. Ihr wollt den Uhlenbrook. Im Gegenzug gebt Ihr mir die Frau.“
    Menze schwieg.
    „Herr Menze?“
    Der Ganove grinste zufrieden. „Euer Wohlgeboren, darauf wird es hinauslaufen. Den Hinnak gegen die Hexe.“
    Sonnleitner fuhr wütend auf. „Menze, ich verbiete Ihm, so zu reden!“
    Der Strolch ließ sich nicht einschüchtern. Hinter ihm stand die Macht einer verzweifelten Menge. „Herr Sonnleitner, Ihr könnt mir gar nichts verbieten! Ich bin ein freier Mann und rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist! Was ist nun? Wollt Ihr den Handel oder nicht?“
    Das ist offene Anarchie!, dachte Sonnleitner. Bevor er gehenkt wird, lasse ich ihn noch gründlich auspeitschen. „Herr Menze“, sagte er einlenkend, „Ihr wollt den Hinnak, ich will die Frau. Das Problem dabei ist: Ihr habt die Frau, aber ich habe den Hinnak nicht. Er sitzt in einer Zelle unter dem Gerichtsgebäude. Nun gut. Nehmen wir einmal an, es gelänge mir, ihn zu befreien. Wer garantiert mir, dass die Frau dann noch lebt? Ihr wisst doch, wie aufgebracht die Leute da draußen sind! Viele wollen die Frau brennen sehen! Eine unbedachte Bemerkung – und schon fällt der Mob über sie her.“
    Menze dachte nach. Das war so ohne nicht. Natürlich konnte er für die Sicherheit der Frau nicht garantieren. Er konnte noch nicht einmal für seine eigene Sicherheit garantieren. Er wurde unsicher. „Euer Hochwohlgeboren, was schlagt Ihr vor?“
    Sonnleitner überhörte die falsche Anrede. „Das Beste wäre folgendes“, sagte er, „wir bringen die Frau in den so genannten Bunker hier im Keller des Rathauses. Dort bleibt sie, bis ich den Uhlenbrook frei bekommen habe. Gelingt es mir nicht, nehmt Ihr sie wieder mit und verbrennt sie meinetwegen als Hexe. Wenn Ihr wollt, können wir uns den Bunker einmal anschauen.“

    Der 'Bunker' war ein fensterloser Sicherheitsraum mit meterdicken Wänden. Roh gezimmerte Tische, Stühle und Liegen sowie eine Kammer mit Vorräten wiesen darauf hin, dass der Raum für einen längeren Aufenthalt vorgesehen war. In einem Schacht unter dem Abort konnte Abfall und dergleichen entsorgt werden. Be- und Entlüftung geschahen durch Spalten im Ziegelboden. In diesem Raum konnte ein Hochweiser, aber bedrängter Rat eine Belagerung wochenlang überleben, sogar, wenn irgendwelche vaterlandslose Gesellen das Rathaus anzündeten.
    Der Bürgermeister stellte die Lampe auf einen Tisch. „Schaut Euch in Ruhe um“, sagte er, „der Raum ist absolut sicher. Wer hier drin ist, den holt so schnell keiner heraus.“
    Menze wies auf eine der Spalten im Boden. „Liegt darunter ein Belüftungsschacht?“
    Sonnleitner hielt den Atem an. Bleib ruhig, ganz ruhig, ermahnte er sich. „Ja. Im Brandfall darf ja kein Rauch von innen hereinkommen.“
    „Wohin führt der?“
    Dem Bürgermeister wurde die Kehle trocken. „Zu einer vergitterten Öffnung in der Stadtmauer.“
    Der Bandit betrachtete das Schloss der massiven, eisenbeschlagenen Tür. „Wie viele Schlüssel gibt es zu dem Schloss?“, fragte er.
    „Zwei“, sagte Sonnleitner aufatmend. „Beide hält der Pförtner in Verwahrung. In den letzten hundert Jahren sind sie nur zwei- oder dreimal gebraucht worden. Einen bekommt Ihr, den anderen nehme ich in Verwahrung.“
    Menze sah den Bürgermeister argwöhnisch an. Der verstand. „Herr Menze, warum so misstrauisch? Steht nicht Wort gegen Wort? Und: Sollte Euch etwas zustoßen, muss ich die Frau da ja wieder herausbekommen. Und das geht eben nur durch die Tür.“
    Sogar dieser Bandit rechnete nicht mit der ungeheuren Durchtriebenheit dieses Menschen. Deshalb sagte er nach kurzem Zögern: „Na gut, einverstanden! Aber bitte keine Tricks! Wenn ich merke, dass Ihr falsches Spiel spielt, brennt das Rathaus!“

    Nachdem Eva-Maria Holzapfel in den Bunker gebracht worden war, traten Sonnleitner und Menze auf den Balkon.
    „Bürger von Roden auf dem Berge!“, rief Sonnleitner, „Euer Wortführer und ich haben folgendes ausgehandelt!“ Er erklärte, wie der Handel stand.
    Dann trat Menze vor. „Leute!“ rief er, „geht nach Hause! Vorerst gibt es nichts auszurichten! Sollte es nötig sein, gibt euch die Glocke auf dem Rathausturm Bescheid!“
    Die Menge zerstreute sich murrend. Kurz darauf verließ zunächst Menze das Rathaus durch den Vordereingang, wenig später auch der Bürgermeister durch eine Hintertür. Unter dem weiten Kapuzenmantel verbarg er eine Brechstange und eine Laterne. Durch eine Seitengasse erreichte er bald unerkannt die Stadtmauer.

  • Schoen beschrieben wie der Mob sich so formt und Fahrt aufnimmt - gefaellt mir.

    Der Sonnleitner ist ja schon so ein Hund... Dafuer dass er am Anfang die Eva-Maria so drangehaengt hat, reisst er sich jetzt ganz schoen einen aus um sie zu retten. Aber irgendwas sagt mir, dass sie ihn trotzdem nicht moegen wird...

    Ich wuerde den Hinnak vielleicht am Anfang nicht einen Landstreicher nennen, sondern von mir aus den oertlichen Trinker oder so - das wuerde eher erklaeren wieso alle so loyal zu ihm sind.

  • Hey Thorsten


    Ich wuerde den Hinnak vielleicht am Anfang nicht einen Landstreicher nennen, sondern von mir aus den oertlichen Trinker oder so - das wuerde eher erklaeren wieso alle so loyal zu ihm sind

    danke für den Tipp. Ich werde ihn im Orig. als einen jener Unglücklichen schildern, die Haus und Hof verloren haben und nun ziellos durchs Land streichen. Im übrigen ist der Mob ja nicht für den Hinnak, sondern gegen eine korrupte Obrigkeit.

  • 16

    Während im drei Meilen entfernten Roden auf dem Berge Seine Wohlgeboren Hubertus Sonnleitner den weniger wohlgeborenen Anführer der Aufständischen Wolf Menze kräftig übers Ohr hieb, geschah im Kleinen Prunksaal der fürstbischöflichen Residenz folgendes: Monsignore Labelli meldete sich schon wieder zu Wort.
    Er sah ausgesprochen unglücklich aus. „Confratres in Christo“, sagte er, „liebe Brüder im Herrn, ich bin entschieden dagegen.“
    Seine Eminenz, Kardinal Franz Joseph Laupichler, der Vorsitzende der Untersuchungskommission beim Heiligen Officium, lächelte nachgiebig. „Lieber Bruder, wir sind geduldige Zuhörer!“
    Bevor Labelli antwortete, strich er sich mit der Zunge über die vollen Lippen. „Es wäre nicht mehr zeitgemäß“, sagte er dann. „In Preußen stellt man Überlegungen an, die Folter abzuschaffen und die Justiz zu modernisieren. In Franken erheben sich die Bauern und plündern Kirchen und Klöster. Überall lodert die Flamme der Revolution. Wenn Ihr das tut, Geliebte im Herren, gießt Ihr Öl ins Feuer. Und ich gebe erneut zu Bedenken: Eine Hostie ohne vorangegangene Epiklese –“
    „Ach was!“
    Der Bischof von Mainz, ein gewaltiger Mann mit einem Bauch wie ein Weinfass, schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Er galt als überzeugter Hardliner. „Monsignore, nun lasst mal diese Eulenspiegeleien! Das hat doch die Gläubigen überhaupt nicht zu interessieren, ob Epiklese ja oder nein! Wo kämen wir hin, wenn die Leute anfingen, die Glaubenswahrheiten zu hinterfragen! Pah! Das Problem liegt doch ganz woanders: Wenn wir diese ketzerische Bemerkung ungestraft durchgehen lassen, kommt gleich die nächste. Und dann? Eine feste Religion ist das Fundament des Staates. Wenn wir hier nachgeben, wird die Flamme der Ketzerei um so stärker lodern.“
    „Der selben Meinung ist auch seine Gnaden der Fürstbischof“, pflichtete der Vikar Viktor von Hirschhausen, von seiner Kladde aufblickend, bei. Er war Schreiber im fürstbischöflichen Sekretariat und führte Protokoll.
    Ein Messdiener kam herein, um Wein nachzuschenken.
    „Da ist noch ein anderer Gesichtspunkt, confratres, den Ihr gerne erwägen möget“, erinnerte der Dechant von St. Marien mit seiner lächerlich hohen Stimme, „das Volk von Roden auf dem Berge ist in Aufruhr! In den Schenken wird offen die Obrigkeit kritisiert. Sie habe keinen Mumm mehr in den Knochen, hört man, was immer das auch heißen mag! Mit Sicherheit nichts Gutes! Ein Autodafé würde mit Sicherheit die öffentliche Ordnung wiederherstellen.“
    „Da bin ich ganz bei Euch“, sagte Seine Eminenz Laupichler und erhob sich. „Lieben Brüder, ich schlage vor, wir stimmen ab.
    „Ich bitte Euer Eminenz vielmals um Vergebung!“ Monsignore Labelli blickte verlegen auf sein immer noch volles Weinglas, als bereite ihm seine Abstinenz Gewissensbisse. „Sehe ich das richtig? Ihr wollt eine getaufte Christin wegen einer unbedachten Äußerung auf den Scheiterhaufen schicken? Ist das Christenart?“
    Laupichler nestelte nervös an einem der dreiunddreißig Knöpfe am langen Ärmel seiner abito piano, der schwarzen Soutane. Er dachte: Wieder dieser Labelli! Die Konferenzen könnten halb so lang sein, wenn der nicht ständig dazwischenquasseln würde! Laut sagte er: „Euer Liebden, da stellt Ihr die falsche Frage. Nicht, weil die Bemerkung unbedacht war. Sondern wegen ihrer Sprengkraft!“ Er blickt in die Runde. Da niemand widersprach, fuhr er fort: „Also, zur Debatte stehen folgende Strafen: Erstens, das Verbrennen des lebendigen Leibes ohne, zwotens, das Verbrennen des lebendigen Leibes mit mildernden Maßnahmen, drittens...“
    Während Seine Eminenz den Strafkatalog ableierte, blickte der Vikar den blutjungen Messdiener, der gerade dem Bruder in Christo auf dem Platz gegenüber nachschenkte, interessiert an. Er schnalzte leicht mit der Zunge und dachte: Lecker, lecker, der Kleine!
    „Also, Ihr Herren, ich bitte um Euer Handzeichen. Keine Enthaltungen!“
    Die Abstimmung erbrachte folgendes Ergebnis: Zwei Stimmen für das Verbrennen ohne, zwei Stimmen für das Verbrennen mit barmherziger Abmilderung, eine Stimme für schweren Kerker und Konfiszierung sämtlicher Vermögenswerte. Der Monsignore plädierte auf zwanzig Stunden niederen Dienst bei den Mildtätigen Schwester sowie eine Wallfahrt zur Weißen Madonna in Schönhausen.
    Laupichler entschied mit seiner Stimme: Verbrennen ohne. Zu Exempel und Bewies einer starken Obrigkeit.
    Das Urteil war also schon gesprochen. Fehlte nur noch ein Geständnis. Doch das nun war nicht mehr Sache des Heiligen Officiums. Darum würde sich das Kriminalgericht kümmern.
    Ein junger Priester mit blonden Haaren und einer auf Taille geschnürten Soutane kam lautlos herein. Er ging auf Seine Eminenz zu uns flüsterte ihr etwas ins Ohr. Jetzt, wo man das Gesicht des Priesters nicht sah, hätte man ihn leicht für eine überschlanke Frau halten können.
    Laupichler erbleichte. Als der Geistliche wieder draußen war, sagte er: „Confratres, es gibt da eine unerwartete Schwierigkeit. Die Beschuldigte befindet sich in den Händen der Aufständischen. Wenn wir nicht schleunigst handeln, nehmen sie uns die Arbeit ab!“
    Manchmal konnte Seine Eminenz ziemlich zynisch sein.

    17
    Eva-Maria Holzapfel saß über einen Tisch gebeugt, die heiße Stirn in den Händen. Ihr Herz war von Gram und Hoffnungslosigkeit erfüllt. Mit ungestümer Macht drangen die Dornen der Verzweiflung auf sie ein. Aus jedem Winkel des dunkel-flackernden Raums grinsten sie die unheilvollen Gestalten der Nacht an.
    Der Gedanke an die Zukunft erfüllte sie mit Entsetzen. Nur zu deutlich hörte sie noch die Worte: Hexe! Und: Scheiterhaufen!, die ihr diese rohen Gesellen mit höhnischem Grinsen zugerufen hatten. Jetzt sah sie das breite, ölig glänzende Gesicht des Pfarrers zur hasserfüllten Maske erstarren, als sie den gotteslästerlichen Satz vom verschimmelten Brot ausstieß. Dabei war es gar nicht als Gotteslästerung gemeint. Im Zorn über den Vorwurf, sie habe ihr Kind verstoßen, war es ihr so herausgerutscht. Denn Brot, in ungelüfteten Behältern aufbewahrt, schimmelt nun mal. Der einzige Lichtblick: Der kleine Monsignore, der sie gesegnet hatte.
    Die Szene vor ihren Augen änderte sich. Sonnleitner stand im Wohnzimmer. Mit verschlagenem Blick fragte er: Ist das Euer Kind? Sie war überzeugt: Kein anderer als er hatte ihr das Kuckucksei ins Nest gelegt! Warum? „Weil dieser Mensch von Grund auf verdorben ist“, murmelte sie vor sich hin. „Weil er mir mein Glück mit Marten nicht gegönnt hat. Hinter seiner bürgerlichen Maske verbirgt sich ein Teufel.“
    Wieder änderte sich das Bild. Nun sah sie sich ruhelos und verzweifelt in dem engen und kalten Turmzimmer von einer Wand zur anderen laufen, immer wieder, immer wieder, Tage, Wochen... Noch einmal durchlitt sie die Qualen der Unsicherheit, jederzeitig damit rechnen zu müssen, dem Kriminalgericht überstellt zu werden. Und jetzt hockte sie in diesem schrecklichen Verlies. Sie seufzte. Einsamer und trostloser war nie ein Mensch...
    Die Kerze in der Lampe begann heftig zu flackern, und ein kalter, modriger Lufthauch wehte sie an. Ein schlurfendes Geräusch, das allmählich näher kam, unterbrach die furchtbare Stille. Jetzt erklang starkes Klopfen.
    Die Gefangene blickte auf. Die Klopfgeräusche schienen aus der Wand gegenüber zu kommen. Wie war das möglich? Und warum? Wollte ihr jemand etwas signalisieren? Ein Gedanke durchzuckte sie. Marten! Doch nein... Kaum angedacht, war die Hoffnung schon ausgeträumt. Marten stand ja unter Hausarrest! Und dann: Meterdicke Wände! Da kommt niemand durch.
    Plötzlich brach der Ziegelboden vor der Wand auf, und eine Hand stieg aus dem Boden auf.
    Eva-Maria schlug sich die Hand vor den Mund und saß vor Entsetzen starr. Das Jüngste Gericht ist angebrochen!, dachte sie mit fliegendem Atem, die Auferstehung der Toten beginnt!
    Da, eine dumpfe Stimme: „Ich bin´s, Sonnleitner! Schafft die Ziegel beiseite! Ich befinde mich unten im Belüftungsschacht und bin gekommen, Euch zu holen.“
    Ziegel auf Ziegel flog heraus. Bald war eine Öffnung geschaffen, durch die sich die abgemagerte Frau mit einiger Anstrengung hindurch zwängen konnte. „Legt die eisernen Bänder vor die Tür“, befahl der Bürgermeisterr, „und dann lasst Euch herunter!“
    Im flackernden Laternenschein hasteten sie gebückt dem Ausgang zu. „Da lang!“, flüsterte Sonnleitner, als sie draußen waren, „auch wenn´s kratzt!“ Sie arbeiteten sich zu einer Lichtung im Gestrüpp durch, auf der, vom schwachen Mondlicht beschienen, schon der Braune mit dem leichten Phaeton wartete. „Still! Kein Wort!“, zischte Sonnleitner im Wagen. Er lauschte angestrengt. Außer dem keuchenden Atem der Frau war alles ruhig. Die Peitsche knallte, und der Phaeton schoss durch das Gebüsch dem Hohlweg zu.
    Aus der Ferne erklang leises Donnergrollen.


    18
    Seine fürstbischöfliche Gnaden, Anton Martin von Pflugk-Harthung, saß in seinem Prunkstuhl, eine dicke Wolldecke über den geschwollenen Knien und ein Kissen mit Daunen von kanadischen Gänsen im Rücken. Im Saal war es unangenehm feucht-kalt. Von den beiden Prunkkaminen war nur einer befeuert, der andere wurde gerade repariert, weil er nicht zog. Diese Kälte machte ihm immer mehr zu schaffen, denn Seine Gnaden ging stramm auf die Siebzig zu. Als der Kardinal eintrat, hob Anton Martin die Hand, um sein Willkommen zu bekunden.
    Das Verhältnis der beiden Männer zueinander war nicht unkompliziert. Was die Kirchenhierarchie betraf, so stand der Kardinal als Statthalter des Papstes über dem Bischof. Somit hatte der Kardinal Anspruch darauf, dass der Bischof den Kardinalsring küsse. Der Fürstbischof nun war Statthalter des Kaisers und hatte Anspruch auf einen Handkuss als persönliche Ehrenbezeugung des Untertanen dem allerchristlichsten Herrscher gegenüber. Beide hatten eine Lösung gefunden, diesen Zwiespalt ohne inneren Ansehensverlust zu überwinden: Sie verzichteten auf die amtliche Küsserei und kamen schnell zur Sache.
    Seine fürstbischöfliche Gnaden wies auf einen mit rotem Samt überzogenen Lehnstuhl, neben dem ein Tischchen mit Wein, Wasser und erlesenem Gebäck stand.

    Der Besucher setzte sich und wartete geduldig, dass der Statthalter des Kaisers als Älterer die Unterredung eröffne. Eine Weile noch herrschte in dem weitläufigen Saal das nachdenkliche Schweigen der Fürsten des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Nur vom Kamin her war das dezente Geklapper und leise Getuschel der Handwerker zu vernehmen.
    Schließlich raffte sich der Fürstbischof auf und ergriff das Wort.
    „Eminenz“, sagte er mit gebrechlich-zitternderer Greisenstimme, „ich sehe es Euch doch an. Irgendetwas hat Euch die Petersilie verhagelt. Oder täusche ich mich da?“ Trotz seiner körperlichen Gebrechen war Anton Martin geistig frisch geblieben und liebte eine muntere Ausdrucksweise. Es sei denn, es ging um Staats- und Glaubensfragen.
    Der Kardinal lächelte süß-sauer. „Euer Gnaden, Ihr täuscht Euch gewiss nicht! Die Nachricht betreffs der Eva-Maria Holzapfel ist bereits überholt. Die Frau ist heute Nacht verschwunden, samt ihrem gegenwärtigen Liebhaber. Der Entführer hat als Fluchtweg einen Luftschacht unter dem Bunker benutzt.“
    „Bunker?“
    „Ja. So nennen sie dort einen alten Sicherheitsraum unter dem Rathaus, in dem die Frau eingesperrt war. Eine ausgemauerte, bekriechbare Röhre führt von da aus unterirdisch bis zu einer Öffnung in der Stadtmauer. Ich wusste bis dato auch nicht, dass es so etwas gibt.“
    „Weiß man schon, wer der Entführer ist?“
    „Ja. Es ist Hubertus Sonnleitner, der Bürgermeister von Roden auf dem Berge.“
    Auf der hohen Stirn des Fürstbischofs bildete sich eine deutliche Unmutsfalte. „Immer wieder Roden auf dem Berge!“ rief er unwillig, „Roden auf dem Berge und kein Ende! Kommt von da auch mal was Gutes?“
    „Ich fürchte, so schnell nicht! Mittlerweile befindet sich die Stadt in offener Rebellion. Der Anführer ist ein gewisser Wolf Menze, ein gerichtsbekannter Unruhestifter.“
    „Und was will er?“
    „Er will die Eva-Maria Holzapfel brennen sehen.“
    „Ei! Warum denn das?“
    „Ihr wisst, Durchlaucht, dass in der Gegend dort die Schwarzen Blattern wüten. Einer dieser neumodischen Ärzte nun hat den Leuten eingeredet, daran seien Katzen schuld. Aber obwohl immer mehr Katzen erschlagen werden, nimmt ihre Zahl nicht ab. Die Aufständischen meinen, daran sei diese Frauensperson schuld.“
    Anton Martin beugte sich vor und sah den Kardinal aufmerksam an. „Eure Andacht, ich verstehe immer weniger.“
    „Die Frau hat ein Kind mit getigerter Haut zur Welt gebracht, ein Katzenkind, was sie allerdings bestreitet. Gleichwohl – Der Mob macht sie jetzt für die Katzenflut und die damit verbundene Seuche verantwortlich.“
    Seine Gnaden schüttelte den Kopf. „Glaubt Ihr daran?“
    Der Kardinal betrachtete den Schornsteinfeger, der gerade dabei war, eine Leiter in einen der Kamin zu schieben. „Nun ja, wie soll ich sagen...“
    „Nun gut, sagt nichts. Was sagt denn nun Eure Behörde dazu?“
    „Zu dem Katzenkind? Das interessiert uns nicht. Das Heilige Officium kümmert sich nicht um Katzen. Es will der Frau den Prozess wegen schwerer Ketzerei machen. Die Einzelheiten sind Euer Gnaden ja bekannt. Gleichzeitig würde eine Hexenverbrennung Druck aus dem Kessel nehmen, wenn ich das so sagen darf.“
    „Ihr dürft. Nun also! Dann fangt die Frau doch einfach wieder ein!“ Anton Martin zog die Glocke. „Meinen Tee, bitte!“ rief er dem Diener zu, der kurz darauf in einer niedrigen Tapetentür erschien.
    Der Kardinal wartete, bis der Diener verschwunden war. „Gerade da liegt der Hase im Pfeffer, wenn Eure Gnaden mir den saloppen Ausdruck erlauben“, sagte er dann. „Wir haben nicht genug Personal, um sämtliche Grenzübergänge zu kontrollieren. Die Frau darf auf keinen Fall ins Ausland entkommen, etwa nach Thüringen! Thüringen ist preußisch, und König Friedrich ist protestantisch und liefert nicht aus. Solche Leute waren schon immer unzuverlässig. Kurz: Wir benötigen mehr Soldaten.“
    Der Fürstbischof schlug die gichtigen Hände über dem Kopf zusammen. „Schon wieder: Mehr Soldaten!“ rief er aufgebracht, „immer höre ich: Mehr Soldaten! Aber keiner sagt mir, womit ich sie bezahlen soll. Die Steuerlast für die Bürger ist schon hoch genug! Und eine Nachtigallensteuer wie mein Vetter in Dingsda mag ich nicht einführen.“ Er hielt sich die Hand vor den Mund, denn er litt unter saurem Aufstoßen. „Eminenz, ich verstehe das nicht. Die Garnison, die Bürgerwehr, der Zoll – das müsste doch reichen!“
    „Müsste, Durchlaucht, müsste! Reicht aber nicht! Viele dieser Leute sympathisieren mit den Aufständischen, und der Rest hat sich krank gemeldet.“
    „Dann sagt dem Rat, er soll ein Exempel statuieren und ein paar dieser Leute aufknüpfen. Meinen Segen hat er.“
    „Damit wäre nichts gewonnen und die Frau über alle Berge.“ Der Kardinal nahm einen Keks, roch daran und steckte ihn nachdenklich in den Mund.
    „Woran denkt Euer Liebden?“, fragte Anton Martin.
    „Es gäbe da allerdings einen Ausweg, aber ich wage nicht, ihn Eurer Durchlaucht vorzutragen.“
    Der Tee kam, und seine Gnaden schlürfte laut und genüsslich. Er sah den Kardinal über die Tasse hinweg an.
    „Der wäre?“
    „Auf Burg Hohenfels haust doch dieser berüchtigte Räuberhauptmann, dieser Graf von Osterlohe-Hohlstein, mit etwa hundert seiner Vasallen. Die haben doch bisher noch kein Husarenstück ausgelassen und vor keiner Grenze halt gemacht. Ich überlege jetzt einmal laut. Wenn Ihr den Haftbefehl gegen den Grafen zurückzieht, ließe er sich möglicherweise überreden –“
    „Herr! Nicht ein Wort mehr! Ihr verlangt doch nicht etwa, dass ich einen steckbrieflich gesuchten Mörder laufen lasse!“
    „Die Staatsraison verlangt manchmal Maßnahmen, die einem Christenmenschen gegen den Strich gehen.“
    „Nichts da! Die Staatsraison –“
    In diesem Moment erscholl vom Kamin her ein erstaunter Ruf. Kurz darauf kam der Schornsteinfeger in einer schwarzen Rußwolke die Leiter herunter. Sichtlich angewidert warf er ein schwarzes Bündel auf den Boden. „Euer Gnaden!“ rief er, „eine tote Katze! Sie steckte im Abzug!“
    Der Kardinal tat alles, um seine Genugtuung nicht allzu deutlich werden zu lassen. Er sagte: „Wenn Ihr nicht wollt, dass die Katzenplage sich noch weiter ausbreitet und die Katzen Eure Kamine verstopfen, müsst Ihr jetzt handeln.“
    Der Fürstbischof seufzte herzhaft. „Euer Liebden“, sagte er, „um mich zu überzeugen, müsst Ihr Euch schon etwas Besseres einfallen lassen.“
    Ein Eilbote stand in der Tapetentür. „Durchlaucht!“ rief er keuchend, „das Rathaus von Roden auf dem Berge brennt! Der Feuerschein ist bis hierher zu sehen!“
    Anton Martin zog überraschend heftig an der Glockenschnur. Sofort sprangen drei weitere Tapetentüren auf. „Die Schreiber sofort zu mir!“ rief er überraschend laut. Dann, ruhiger, zum Kardinal: „Noch heute Abend geht eine entsprechende Kabinettsordre raus.“

    *

    Die Jäger des Grafen stellten die Flüchtigen zwei Tage später kurz hinter der thüringischen Grenze. Da starker Nebel herrschte, sah Sonnleitner den Hinterhalt erst im letzten Moment. Er zog seine Pistolen und schoss. Die Überraschung der Angreifer nutzend, sprang er vom Wagen und drückte sich ins Gebüsch. War es Zufall, war´s der sichere Instinkt des gehetzten Tieres, der ihn in diese Richtung lenkte – plötzlich lag vor ihm sumpfiges Gelände, in dem die Pferde der Verfolger stecken blieben. Wie ein Hase hin und her springend wich er den Kugeln aus, die ihm die Jäger brüllend nachschickten. Dann verschluckte der Nebel seine Gestalt. Bald erreichte er einen schmalen Holzsteg, der ihn sicher in die Hügel jenseits des Sumpfes führte.
    Die Jäger nahmen Eva-Maria Holzapfel fest und brachten sie in die Residenz. Dort führte man sie in den Keller der Kriminalpolizei ab.
    Sonnleitner blieb verschwunden.

    Einmal editiert, zuletzt von McFee (14. Mai 2019 um 20:09)

  • „Legt die eisernen Bänder vor die Tür“, befahl der Bürgermeisterr, „und dann lasst Euch herunter!“
    Im flackernden Laternenschein hasteten sie gebückt dem Ausgang zu.


    Da stellt sich mir die Frage - wenn sie den Sonnleitner grade noch als den Teufel selber gesehen hat - warum geht sie dann so ohne weiteres mit ihm mit? Sie hat ja keine Ahnung warum er da jetzt kommt oder was er mit ihr vorhat - bisher war es ja nicht so toll was er ihr eingebrockt hat.

    Auch spaeter - der Sonnleitner gibt also alles auf was er so an Wuerde und Ansehen hat um die Eva-Maria zu retten? Da haette ich mir schon ein bisschen mehr Einblick gewuenscht was ihm da jetzt durch den Kopf geht - am Ende ist er vom Buergermeister zum Fluechtenden geworden ohne viel gewonnen zu haben...

  • weil sie in ihrer Not jetzt sogar dem Leibhaftigen gefolgt wäre. Und S. hofft immer noch auf ihre Gunst, jetzt, wo er seinen Rivalen vernichtetet hat. Der Leser macht sich so seine Gedanken. Ist S. vor Liebe blind? Will er etwas wieder gut machen? Das Herz ist ein einsamer, und vor allem ein unergründlicher Jäger...


    19

    Schon am frühen Morgen fanden sich die ersten Schaulustigen ein. Gegen neun Uhr, zum morgendlichen Angelusläuten, war der Platz vor dem Rosenturm, auf dem die Hinrichtungen stattfinden sollte, von einem bunt-wogenden Menschengewühl erfüllt. Schon in den Tagen zuvor waren die Leute zum Teil von weit her angereist, mitunter ganze Familien mit Kind und Kegel.
    Die ersten Schrangen, Buden mit Backwaren und Getränken, wurden geöffnet, der Dunst von Gebratenem stieg auf, gewaltige Grapen, die eisernen Suppentiegel, brodelten. Von den Ständen der Gaukler, der Wahrsager, der Lotteriebetreiber erklang einladendes Geschrei, Quacksalber boten ihre Wundermittel gegen die französische Krankheiten und Kinderlosigkeit an, Losverkäufer liefen herum und bizarr gekleidete Frauen, die Versicherungspolicen gegen den bösen Blick anboten, natürlich zu einem gepfefferten Preis. Es war ein buntes Jahrmarktgetümmel voller Bauernfängerei und zweifelhafter Geschäfte. Getümmel und klingende Münze ließ für ein paar Stunden das Elend vergessen, das vielen im Nacken saß.
    Das Autodafe´, der 'Akt des Glaubens', sollt beim ersten Glockenschlag des mittäglichen Angelusläutens beginnen. Die Gesellen des Scharfrichters schichteten um den Pfahl, an dem die Hexe angebunden werden sollte, feuchtes Holz auf. Monsignore Labelli hatte in den zurückliegenden Wochen durch einen Eilantrag beim Reichskammergericht in Augsburg eine Revision des Urteils bewirkt, das der Kardinal etwas unüberlegt durchgesetzt hatte. Jetzt sollte Eva-Maria Holzapfel der Gnade des vorherigen Erstickens teilhaftig werden.
    In einiger Entfernung vom Pfahl errichteten Zimmerleute den Galgen, an dem der Aufrührer, Volksverhetzer und Landfriedensbrecher Wolf Menze baumeln sollte. Von der andere Seite her erklangen heftige Hammerschläge. Dort bauten eifrige Handwerker das Podest, auf dem der Kirchenräuber und Totschläger Hinnak Uhlenbrook auf die Sekunde der Turmuhr genau zunächst eine Stunde mit glühenden Zangen gekniffen und anschließend enthauptet werden sollte.
    Die Uhr am Turm von St. Marien ging auf halb zwölf. Über den Trubel schichteten sich jetzt eigenartige Laute: Ein eigenartiges Knarren und Rumpeln, vermischt mit entsetzlichem Gejammer und Gestöhn. Manchem der Anwesenden lief eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Der Ochsenkarren mit den Verurteilten näherte sich. Vor dem Karren gingen zwölf Männer in schwarzen Kutten, die Kapuzen über dem Kopf. Um die kantigen Hüften hatten sie grobe Seile gebunden, an denen schwere eiserne Kreuze hingen. Sie schwangen hölzerne Ratschen und leierten Gebete herunter.
    Als der Karren auf den Platz fuhr, wurde es still. Alle blickten gespannt auf die Verurteilten. Sie standen aufrecht, in hochgeschlossene weiße Büßerhemden, die Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Sechs bewaffnete Henkersknechte liefen neben dem Karren her. Ein Stöhnen ging durch die Menge. Da war die Frau, die Hexe, die an ihrem Elend Schuld seinen sollte. Trotz der erlittenen Tortur war sie immer noch schön. Doch es war die Schönheit eines sterbenden Schwans. Ihre ehemals blonden Haare waren weiß geworden.
    Hinter dem Karren erschien jetzt eine Gruppe jämmerlich schreiender Geißler, alle mit freiem Oberkörper – auch die Frauen – die sich gegenseitig mit knotigen Peitschen die mageren Rücken blutig schlugen, zur Vergebung ihrer und der Menschheit Sünden. Nur wenige der gutgläubigen Zuschauer ahnten, dass es sich bei dem Blut um angetrocknetes Schweineblut handelte, und dass die Peitschenschnüre aus locker geflochtenem Hanf bestanden. Dahinter gingen die Klatscher, die jeden Hieb durch Händeklatschen anzeigten. Als der Karren hielt, beendete ein besonders lauter Schlussklatscher das jämmerliche Spektakel.
    Doch noch war ein Ende das Zugs nicht abzusehen.
    Von weiter hinten erklang Gesang. Die Nonnen des Klosters Meulen näherten sich. Alle in makellosem Weiß gekleidet, schickten sie mit glockenreinen Stimmen Bittgesänge zum Himmel. Zu dem strahlenden Weiß der Nonnen kontrastierten die leuchtend rot vermummten Gestalten der Bruderschaft St. Marien, deren spitze, tütenförmige Büßerkappen sich im Rhythmus ihrer Schritte neigten. Den Abschluss des Zuges bildeten endlich sechs berittene Ulanen aus der Leibgarde des Fürstbischofs, mit Lanze, Säbel und blitzenden Augen. Dahinter, in gemessenem Abstand, folgte fahrendes Volk mit Karren, Ochs und Esel. Der Platz reichte kaum aus, um alle diese Leute aufzunehmen. Die Sicherungskräfte hatten alle Hände voll zu tun, um die Ordnung aufrecht zu erhalten.
    Und über allem strahlte die blanke Sonne.
    Nachdem man sich an dem bunten Spektakel satt gesehen hatte, wandten sich alle Augen den Verurteilten zu. Hälse wurden gereckt, Kisten herbeigeschleppt, Kinder auf den Rücken gehoben. Auf der Stadtmauer saß dicht gedrängt die Jugend, die Fenster der angrenzenden Häuser waren angefüllt mit den Gesichtern der Gaffer. Eine Bude brach unter dem Gejohle der mstehenden krachend zusammen; zu viele Jungen waren auf ihr Dach gestiegen.
    Als zwei Gesellen des Scharfrichters Eva-Maria Holzapfel zum Schafott führten, drohte sie mehrmals zu stürzen, sie musste geführt werden. Manch einer blickte betreten beiseite und fragte sich: Nimmt denn dieser Hexenwahn nie ein Ende?
    Hinnak Uhlenbrook indes kam weniger günstig davon. Totschlag – nun ja. So etwas kommt schon vor. Aber er betrifft nur einen Einzelnen. Doch Kirchenraub – das war eines der schändlichsten Verbrechen, denn er stellte einen Angriff auf die gesamte Glaubensgemeinschaft, auf Millionen Christen dar, so hatte der neue Pfarrer wiederholt von der Kanzel gedonnert.
    Den Wolf Menze betrachtete man jetzt mit unverhohlenem Abscheu. Die Sympathien, die ihm bisher einige entgegengebracht hatten, waren vollständig verflogen. Der Kerl grinst ja! Hat doch dieser Strolch noch nicht einmal angesichts des Todes einen Funken Anstand im Leib!, dachten sie. Ein Galgenvogel, für den der Strick noch zu teuer ist!
    Jetzt kam es zu einem Zwischenfall. Als Uhlenbrook die glühenden Zangen sah, schrie er auf und versuchte, sich loszureißen. Sofort stürzten sich drei oder vier Knechte des Henkers auf ihn und banden ihn fester.
    Schließlich standen die Verurteilten auf ihren Plätzen. Eva-Maria mit glasigen Augen; sie war mental bereits nicht mehr auf dieser Welt. Hinnak Uhlenbrook hing in den Seilen, vor Angst ohnmächtig. Menze grinste immer noch, was die Erbitterung gegen ihn noch weiter steigerte und laute Unmutsbekundungen hervorrief. Er wird auch noch grinsen, wenn er hängt: Eine halbseitige Lähmung der Gesichtsmuskulatur, die er sich wegen der Tortur zugezogen hatte, sorgte dafür, dass er nicht anders konnte.
    Nun traten drei Priester vor. Jeder hatte ein Cruzifix mit dem Corpus Christi, dem Leib Christi, und ein Neues Testament in den Händen. Mit hoch gehaltenem Kreuz riefen sie: „Eva-Maria Holzapfel (Hinnak Uhlenbrook, Wolf Menze), bereust du deine Sünden? Wenn du bereust, schwöre es!“
    Eva-Maria reagierte nicht, auch als der Geistliche, der vor ihr stand, die Frage wiederholte.
    Das war nun ein Problem. Denn ohne Reuebekenntnis konnte die Exkommunikation nicht zurückgenommen werden. Das Verbrennen des lebendigen Leibes geschah ja, um die Seele zu läutern, um sie, gleich dem Phönix, der jeden Tag neu und gereinigt aus der Asche steigt, neu und rein wieder auferstehen zu lassen. Doch was nutzt eine geläuterte und reine Seele, wenn sie für alle Zeiten von der Gemeinschaft der Seeligen ausgeschlossen ist? Denn dann war auch das Verbrennen sinnlos.
    Das Autodafé, der 'Akt des Glaubens', schien unter keinem günstigen Stern zu stehen. Menze hatte dem Priester vor die Füße gespuckt, und solange der Kirchenräuber noch ohnmächtig war, konnte mit seiner Bestrafung nicht begonnen werden. Das Publikum scharrte schon ungeduldig mit den Füßen. Richter Wilder von Bruhns ordnete eine kurze Beratung an. Ein Vormund? Ja, das ginge. Aber wer? Der Mann der Hexe! Man schickte nach Marten, doch der lag nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt im Bett, sinnloses Zeug vor sich hinbrabbelnd. Ihr Vater? Bereits verstorben. Sonst noch? Ratlose Gesichter.
    Da trat ein kleiner Priester vor, der sich bisher abseits gehalten hatte, der Vertreter des Heiligen Officiums. „Ich spreche für sie!“ rief er dem Richter zu. Mit erstaunlicher Behändigkeit kletterte er auf den Holzstapel. „Meine Tochter“, sagte er mit milder Stimme, „ich bin´s, Monsignore Labelli! Bereust du deine Sünden?“ Er blickte der Frau in die Augen, die abwesend und verständnislos in eine andere Welt starrten. Sie reagierte nicht. „Meine Tochter!“ rief er laut, „Bereust du?“ Für einen kurzen Moment klärte sich ihr Blick. Es schien dem Monsignore, als lächle sie ihn an. Er drehte sich um und rief fröhlich: „Sie bereut!“

    Niemand hatte unterdessen auf den Rosenturm geachtet. Zwar war einigen Leuten aufgefallen, dass es in dem Turm rumpelte und rumorte, als würden schwere Kisten hin und her geschoben. Doch ihre Aufmerksamkeit war zu sehr von den Vorgängen auf dem Platz in Anspruch genommen, um sich darüber Gedanken zu machen. Außerdem war es nicht ihre Sache, sondern die der Ordnungskräfte. Das Holz qualmte schon, und die Schreie des Gesengten, den man mit einigen Eimern kalten Wassers wieder zur Besinnung gebracht hatte, hallten über den Platz. Ein Scherge zog Menze gerade die Bank unter den Füßen weg.
    Da erscholl plötzlich vom Turm ein Ruf: „Dies ist nicht die Stunde des Glaubens, dies ist die Stunde des Gerichts!“
    Man blickte verdutzt nach oben. Auf dem Rundlauf des Turms stand eine Gestalt mit einer Teufelsmaske vor dem Gesicht und einer brennenden Fackel in der Hand. „Wenn ihr den Teufel sehen wollt, dann schaut her!“ rief er mit sich überschlagender Stimme.
    „Das ist doch Sonnleitner! Der verschollene Bürgermeister!“ riefen einige, „ist er wahnsinnig geworden?“ An der Stimme hatten sie ihn erkannt.
    Sonnleitner zeterte weiter. „Ihr Unseeligen! Ihr ergötzt euch an den Qualen der Gequälten und verdient noch Geld daran! Kann es auf der Welt eine größere Schande geben? Ihr nennt euch Christen! Pah! Nicht Christen seit ihr, sondern Antichristen! Und ihr wagt es noch, über arme Sünder Gericht zu halten! Pfui über euch, pfui, pfui, pfui! Aber jetzt kommt die Stunde der Abrechnung!“ Er brach in wüstes Gelächter aus.
    Welch ein Schwachsinn!, dachten die Meisten. Nun war auch dem letzten Hinterbänkler klar: Der Mann ist total übergeschnappt! Doch einigen dämmerte bereits, dass der Bürgermeister es nicht bei Beschimpfungen belassen würde. Die Fackel verhieß nichts Gutes.
    Inzwischen waren einige Männer in den Turm eingedrungen und stiegen die Treppe hinauf, allerdings von Sonnleitner anscheinend nicht unbemerkt. „Kommt doch!“ rief er, „holt mich, wenn ihr könnte!“ Er verschwand, um kurz darauf eine Etage höher, auf dem Dach des Turms, wieder aufzutauchen.
    „Aber dazu wird es nicht kommen“, setzte er seine wüste Ansprache fort. „Seht diese Fackel! Wenn ich sie durch dieses Loch fallen lasse, fliegt der Turm in die Luft. Der Raum unter mir ist voll Schießpulver! Während ihr euren Geschäften nachgingt und für alles andere blind wart, was um euch herum geschah, war ich auch nicht untätig!“ Der Wahnsinnige hielt die Fackel mit der Flamme schräg nach unten, anscheinend jederzeit bereit, sie fallen zu lassen.
    Wie das? Man sah sich verdutzt an. Das Pulver liegt doch im Pulverturm!
    Lähmendes Entsetzen breitete sich aus. Nicht einer zweifelte daran, dass der wahnsinnige Bürgermeister seine Ankündigung wahr machen würde. Dass er noch nie ganz richtig im Kopf gewesen war, hatte man schon geahnt. Warum sonst hätte er bei seinen Möglichkeiten diesen Hirschkäfer von Frau geheiratet. Aus Liebe? Pah! Es war ein offenes Geheimnis, dass er schon immer hinter dieser Hexe her gewesen war. Und dann: Erst stürzt er die Frau ind Unglück, und dann brennt er mit ihr durch. Völlig hirnrissig, der Kerl!

    "Und besonders zimperlich war er auch nie gewesen!"

    Die ihn näher kannten wussten, dass der Keller des Rathauses mit den Leichen derer gepflastert gewesen war, die er als politische Gegner ausgestochen hatte. Nun würde er sich nicht scheuen, über seine eigene zu gehen.
    Die Männer erschienen auf dem oberen Rundlauf, bereit, aufs Turmdach zu steigen. Sonnleinter zögerte noch – dann ein Schrei, und die Fackel fie. Ein Feuerstrahl schoss aus dem Turm, dann barst das oberste Stockwerk mit lautem Krachen auseinander. Menschenleiber flogen wie Puppen durch die Luft, ein Hagel aus Eisenteilen, Gesteinstrümmern, Balkenresten ging auf die Menge unten auf dem Platz nieder. In panischer Hast versuchte jeder, seine Haut zu retten, es kam zu fürchterlichen Szenen. Als sich die Lage beruhigt hatte, war der Platz übersät von den Körpern der Erschlagenen und Zertretenen.Von außerhalb der Stadtmauer ertönte lautes Klagen. Einige waren in ihrer Angst in den Stadtgraben gesprungen und lagen dort mit zerschmetterten Gliedern.
    Der Scharfrichter lag, von einem Eisenteil schwer getroffen, röchelnd neben seinem Schwert. Wilder von Bruhns ordnete an, die noch ausstehenden Todesurteile sofort zu vollstrecken. Die Knechte nahmen Menzes Leiche ab und hängten Uhlenbrook auf. Eva-Maria Holzapfel wurde erdrosselt.

    *

    Als man später die Herkunft des Schießpulvers erkundete, stellte sich heraus, dass es aus dem Pulverturm stammte, in dem sich das Arsenal der Stadt befand. Man entdeckte einen unterirdischen Gang, der Pulverturm und Rosenturm miteinander verband, offenbar der Rest eines Gangsystems, das einst sämtliche sieben Türme der Stadt miteinander verbunden hatte. Bei Brunnenarbeiten war zwar einer dieser Stollen in jüngster Zeit entdeckt worden, aber man hatte ihm keine Bedeutung zugemessen, denn es erwies sich, dass er verschüttet war.

    20

    Die Priorin des Zisterzienserklosters der WohlthätigenSchwestern, Franziska II, schüttelte warm die Hand ihres Besuchers. „Justus“, sagte sie, „wir hatten schon angenommen, Ihr kommt nicht mehr.“
    Labelli klopfte den Schnee vom Hut. „Diese Fahrt erspart mir drei Jahre Fegefeuer!“ rief er missmutig. „Mitte Oktober, und schon Schnee! Und dann diese Kälte! Hätte ich das gewusst, wäre ich nicht gekommen, zumindest nicht heute. Ich habe langsam den Eindruck, der Herr will mich schon wieder strafen.“
    „Hätte er denn dazu Anlass?“, fragte Franziska verschmitzt lächelnd.
    „Auch das Leben des Gerechtesten unter der Sonne ist nicht ohne Makel. Für kalte Füße reicht´s allemal!“
    Franziska lachte ein Jungmädchenlachen, obwohl sie gestern fünfzig geworden war. „Immer noch der alte Justus! Nie um eine Antwort verlegen! Kommt, gehen wir ins Refektorium! Ich lasse gerade einheizen.“
    Justus blieb wie angewurzelt stehen. „Mathilde!“ rief er, „muss das sein? Ich hasse diese Riesenräume! Außerdem – ehe es da warm wird, bin ich zum Eiszapfen erstarrt!“
    „Gut, dann gehen wir in die Wärmestube.“ Die Wärmestube war neben der Küche und der Badstube der einzige dauernd beheizte Raum im Kloster. Die Zellen waren nicht zu beheizen. Die Nonnen schliefen kalt.
    Bei ihrem Eintreten erhoben sich zwei junge Novizinnen. „Schwester Johanna“, sagte die Priorin, „für Monsignore Labelli einen heißen Tee und warme Pantoffeln!“ Die beiden Novizinnen verließen den Raum.
    „Ihr kommt wegen des Kindes, der Josephine“, sagte Franziska, die mit bürgerlichem Namen Mathilde Eleonore von Brauschatz hieß. Die beiden, Freund und Freundin, hatten schon vor langer Zeit beschlossen, auf jegliche Art von Anredefloskeln zu verzichten. Die dienten nur der Eitelkeit, meinte sie, aber nicht der Sache. Und wenn es dennoch geschah, geschah es aus echter Zuneigung. „Sie ist noch im Bad und müsste gleich hier sein.“
    „Hat sie inzwischen Fortschritte gemacht?“, wollte der Monsignore wissen. „Sie müsste jetzt fünf sein.“
    „Sie ist fünf ein Halb!“ Die Priorin schüttelte bekümmert den Kopf. „Nicht wirklich. Sie spricht kaum, und beim Gehen fällt sie oft hin. Dr. Harlinghaus ist nach besten Kräften bemüht. Er verlegt sich aufs Abwarten, und Hochwürden Mönkemann versucht es mit Teufelsaustreibung. Aber besonders erfolgreich war er bisher nicht.“
    „Sie beugte sich vor. „Euch kann ich es ja sagen. Von diesem ganzen Exorzismus halte ich nichts. Ich glaube nicht, dass sich der Teufel von einem Priester etwas sagen lässt. Nun ja, schau´n wir mal.“
    „Versteht sie denn mittlerweile, was man sagt?“
    Gottseidank ja. Ein Sprachverständnis ist im Ansatz vorhanden.“
    „Und die Streifen?“
    „Im Sommer dunkel, im Winter blass, fast unauffällig. Außerdem sieht die Streifen außer Dr. Harlinghaus ja niemand.“
    Labelli betrachtete gedankenverloren das kostbare silberne Schreibzeug mit eingebauter Uhr, das auf dem Tisch stand.
    Die Priorin sah den Blick und sagte: „Ein Geschenk Seiner Gnaden Anton Martin. Wahrscheinlich werd´ ich´s wieder verkaufen. Was soll ich damit? Dafür bekomme ich die Ausstattung für eine arme Novizin.“
    Plötzlich sprang Labelli auf und fiel vor der Priorin auf die Knie. „Mein Gott!“ rief er mit kindlich anmutender Theatralik, „wie konnte ich das vergessen! Ihr hattet gestern Geburtstag! Ehrwürdige Mutter! Darf ich Eure Hand küssen und Gottes Segen auf Euer Haupt wünschen?“
    „Dürft Ihr! Aber dann setzt Euch und redet wieder normal!“
    Der Tee und die Pantoffeln kamen. Da Labelli zögerte, sagte Mathilde: „Euer Liebden, Ihr könnt die Schuhe ruhig ausziehen. Oder meint Ihr, ich fürchte mich vor Männerfüßen?“
    Es klopfte, und eine junge Novizin, ganz in Weiß, führte die Josephine Mooshard herein. Labelli sah auf den ersten Blick, dass die Kleine für ihr Alter stark zurückgeblieben war. Auf dem dürren Körper saß ein zu großer Kopf mit dicken Wangen. Ihr Gang war unsicher, marionettenhaft. Sie war sauber gekleidet, mit einem entzückenden Häubchen auf dem dünnen Haar und roch stark nach Kernseife. Sie starrte Labelli mit offenem Mund an.
    „Sag deinem Paten grüß Gott“, forderte sie Mathilde auf.
    „Düß Dott“, kam es nach einiger Zeit kaum hörbar heraus.
    „Und jetzt machst du einen artigen Knicks!“
    Josephine machte einen artigen Knicks, bei dem sie allerdings umgefallen wäre, hätte sie die Novizin nicht gehalten.
    „Es ist gut“, sagte die Priorin, „ihr könnt gehen.“
    „Ich verstehe das nicht“, sagte Monsignore Labelli, „wenn Gott bei der Schöpfung schon alle zukünftigen Generationen gleichsam ineinandergeschachtelt erschaffen hat, wie es die Kirche lehrt – wie kann dann solch ein Kind entstehen? Gott irrt doch nicht.“
    „Gott nicht, mein Freund, aber möglicherweise die Kirche. Dann ist eben diese Lehre falsch. Ich sehe es so: Gott hat die Möglichkeit geschaffen, aber nicht die real existierenden Generationen. Aber ich bin nur eine einfache Frau und verstehe nichts von diesen Dingen.“
    „Aber immerhin mehr als mancher Bischof! Wenn ich Euch richtig verstehe, Franziska, meint Ihr, es ist bei der Entwicklung des Kindes im Mutterleib geschehen?“
    „Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.“
    Labelli schwieg bedrückt. Schließlich murmelte er: „Glaubt Ihr, dass es der Teufel war?“
    „Der Teufel verunstaltet die Seelen, nicht die Körper!“
    Das Vesperläuten erklang. Franziska erhob sich. „Kommt Ihr zum Abendgebet?“
    „Aber natürlich!“
    Sie sah auf Labellis Füße. „Aber bitte nicht in Pantoffeln!“

    ENDE
    *
    Wer mehr über die Krankheit der kleinen Josephine erfahren will, der schlage unter dem Stichwort Pallister-Kilian-Mosaik-Syndrom nach.

  • weil sie in ihrer Not jetzt sogar dem Leibhaftigen gefolgt wäre. Und S. hofft immer noch auf ihre Gunst, jetzt, wo er seinen Rivalen vernichtetet hat.


    Welche Not? Und welche Vernichtung des Rivalen? Der letzte Stand war

    Noch in der gleichen Stunde packte sie ein paar Sachen zusammen und siedelte in den Turm über. Marten nahm in der Werkstatt seines Bruders Quartier


    Der Herr Holzapfel ist also in Sicherheit, nicht vernichtet nach allem was ich weiss. Und die Eva-Maria ist freiwillig in den Rosenturm gegangen - auch um ihrer Sicherheit willen. Da ist sie dann von den Aufruehrern raus - und vom Sonnleitner (wegen ihrer Sicherheit - abermals) in den Bunker transferiert worden.

    Warum die sich so in der Not sieht (das wahrscheinlichste Szenario ist ja, dass die Ordnung wiederhergestellt wird) ist mir nicht richtig klar. Ihr Letzter Stand der Ketzereiverhandlungen war ja auch dass die auf freien Fuss gesetzt wird - davon dass da noch ein dickes Ende kommt kann sie eigentlich nix wissen.

    Schon am frühen Morgen fanden sich die ersten Schaulustigen ein. Gegen neun Uhr, zum morgendlichen Angelusläuten, war der Platz vor dem Rosenturm, auf dem die Hinrichtungen stattfinden sollte, von einem bunt-wogenden Menschengewühl erfüllt.


    Okay, wieder ein recht harter Zeitsprung bei dem die Niederschlagung des Aufstands ein bisschen unterschlagen wurde.


    Der Leser macht sich so seine Gedanken. Ist S. vor Liebe blind? Will er etwas wieder gut machen?


    Dieser Leser fragt sich - ist die Geschichte so plausibel? Hat sich der Autor irgendwo verheddert?

    ***

    Gut, also nachdem das das Ende sein soll frage ich mich ein bisschen - was ist der Punkt der Geschichte? Worauf laeuft es nun hinaus? Was mich interessieren wuerde waere der Sonnleitner - warum tut er was? Der ist der interessanteste Typ hier, gefolgt von der Eva-Maria. Die Geschichte koennte als Psychogramm dienen. Aber das tut sie nicht, denn an der entscheidenden Stelle soll ich mir hier selber Gedanken machen.

    Finde ich jetzt enttaeuschend, sorry. :(

    Was wuerdest Du sagen ist der Punkt - auf einen Satz gebracht? Wovon erzaehlt die Geschichte?

  • Der Herr Holzapfel ist also in Sicherheit, nicht vernichtet nach allem was ich weiss. Und die Eva-Maria ist freiwillig in den Rosenturm gegangen - auch um ihrer Sicherheit willen.

    Stimmt. H. ist körperlich in Sicherheit, aber wirtschaftlich vernichtet. Muss näher erläutert werden. E.M. geht so freiwillig in den Turm wie jemand ins Gefängnis gehen würde, der sich permanent bedroht fühlt.


    Okay, wieder ein recht harter Zeitsprung bei dem die Niederschlagung des Aufstands

    Stimmt, wird verbessert

    Dieser Leser fragt sich - ist die Geschichte so plausibel? Hat sich der Autor irgendwo verheddert?

    Ich hab mal gelernt, dass der Autor dem Leser das Denken nicht abnehmen soll. Ist die Gesch. plausibel? Ich denke ja, denn es ist Fantasy, und eine fantastische Erzählung muss nicht unbedingt die Realität abbilden. Aber ich akzeptiere auch die gegenteilige Meinung.


    Was wuerdest Du sagen ist der Punkt - auf einen Satz gebracht? Wovon erzaehlt die Geschichte?

    Das Schicksal in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf, und es mach Bocksprünge.
    Vielen Dank für deine wertvollen Anregungen.
    LG
    McFee

  • Ich hab mal gelernt, dass der Autor dem Leser das Denken nicht abnehmen soll.


    Der Autor verfuegt ueber privilegierte Information ueber die Geschichte - er hat die Zusammenhaenge im Kopf und weiss was er alles nicht aufgeschrieben hat (der Krimi-Autor weiss normalerweise von Seite 1 an wer der Taeter ist).

    Die Kunst ist es, dem Leser den Teil der Information zu geben den er braucht um die Geschichte zu verstehen - ein Krimi-Autor kann dem Leser zwei wichtige Zeugenaussagen vorenthalten, und natuerlich wird dann der brilliante Ermittler auf die Loesung kommen bevor der Leser draufkommt - das ist dann ein schlechter Krimi, und dem Leser an den Kopf zu knallen dass er ja aus dem Verhalten des Kommissars mit ein bisschen Nachdenken schliessen koennte was die Aussagen gewesen sein koennten macht den Krimi nicht besser.

    Der Punkt bei Dir ist - wir erhalten von Anfang an detaillierten Einblick in das Innenleben der Figuren - wir erfahren bei seinem ersten Auftauchen dass Sonnleitner aus unlauteren Motiven handelt - nur bei den Schluesselstellen spaeter aendert sich der Erzaehlstil ohne Grund und wir bekommen diese Information nicht mehr.

    Ich denke ja, denn es ist Fantasy, und eine fantastische Erzählung muss nicht unbedingt die Realität abbilden.


    Ehrlich gesagt ist es eher eine historische Kurzgeschichte - ich kann jetzt kein Fantasy-Element erkennen.

    Du kannst Dich natuerlich drauf rausreden dass in Deiner fiktiven Welt die Menschen anders sind und denken als Menschen auf der Erde und dass man deshalb ihre Beweggruende nicht so verstehen kann wie man die von wirklichen Menschen verstehen wuerde - aber solche Unterschiede zwischen Deiner Fantasy-Welt und der wirklichen waeren eher noch mehr ein Grund, die (dann ganz andere) innere Motivation der Protagonisten genauer zu erzaehlen.

    Oder kurz gesagt - wenn's nicht plausibel ist weil Fantasy, dann kann man auch durch Denken nicht draufkommen.


    Das Schicksal in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf, und es mach Bocksprünge


    Nu ist es ja der Sonnleitner der die Eva-Maria reingeritten hat und nicht das Schicksal...

  • S. ist E.M.s Schicksal.
    Ich wollte kein Prychgramm abliefern, sondern nur eine spannende Geschichte, und das scheint mir angesichts der Zugriffe auch gelungen. Dass sie nicht perfekt ist, war mir von anfang an bewusst, und ich habe deine Hinweise ja auch verwertet. Wer nicht will, muss ja nicht weiterlesen. Was mir missfallen hat ist dein apodiktischer Stil, auch wenn du es wahrscheinlich nicht so gemeint hast. Und der eine oder andere Gruß hätte auch nichts geschadet!
    LG
    McFee

  • Was mir missfallen hat ist dein apodiktischer Stil, auch wenn du es wahrscheinlich nicht so gemeint hast.


    Okay, danke fuer das ehrliche Feedback - dann lassen wir das einfach in Zukunft :) (es ist fuer alle Parteien am angenehmsten wenn ich mit den Autoren arbeite, die mit meinem Stil zu kommentieren was anfangen koennen - ich will da sicher niemand nerven - daher, kurze Info genuegt, und ich verbringe meine Zeit anderswo).