Kapitel: Ab wann und wie ein neues?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.103 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (30. April 2019 um 13:25) ist von Miss Missy.

  • Ich hab nichts zu dem Thema gefunden, falls doch was existiert tut es mir leid :D


    Wie handhabt ihr das? Meistens mach ich ein neues Kapitel wenn eine Szene fertig ist oder es zu dem Thema um das es gerade geht nichts mehr zu sagen gibt.
    Jetzt hab ich aber eine Szene die fast ewig andauert. Jetzt weiß ich nicht wann ich einen Strich ziehen soll und ein neues Kapitel beginnen soll. Meine sonstige Taktik versagt.

    Dabei ist mir auch aufgefallen, das ich manchmal bei einem neuen Kapitel direkt an den letzten Satz anknüpfe und mal etwas weiter in die Zukunft springe.
    Wie macht ihr das? Knüpft ihr direkt an oder beginnt ihr mit einer neuen Szene. Habt ihr da vorlieben wie ihr das gestaltet?

  • Ich muß gestehen, dass ich mir darum noch nie große Gedanken gemacht habe. Ich beginne oder beende meine Kapitel eher intuitiv-spontan, etwa wenn ich ein Teil-Thema beendet habe, zu einem anderen Handlungsfaden springe, die Perspektive wechsle, zwischen der Handlung ein längerer Zeitraum vergeht über den es nichts Interessantes zu berichten gibt etc. Da ich überwiegend Kurzgeschichten oder Novellen fabriziere gibt es bei mir allerdings selten echte Kapitel sondern eher neue Absätze, meist nur durch eine Leerzeile angezeigt.
    Wenn eine Szene mal etwas gewaltiger wird als erwartet, warum einen willkürlichen Bruch verursachen? Solange Du etwas zu erzählen hast, lass es einfach laufen. Hab ich auch schon erlebt: man denkt zum Schluss zu kommen und plötzlich tauchen da noch eine Menge Dinge auf, die man glatt übersehen hatte und unbedingt noch reinmüssen, damit die Sache rund wird. Mach einfach weiter, Dein Gefühl wird Dir sagen wann genug ist. Und sollte die Erzählwut mit Dir durchgegangen sein, streichen kannst Du ja immer noch :) .

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • Wie handhabt ihr das? Meistens mach ich ein neues Kapitel wenn eine Szene fertig ist oder es zu dem Thema um das es gerade geht nichts mehr zu sagen gibt.

    Definiere bitte "meistens". :alien: Was machst du denn "nicht meistens"? Was ist denn deine seltene Alternative?
    Ich will damit sagen, dass man doch in einer Geschichte die Definition eines Kapitels immer gleich lässt. Man rotiert doch nicht innerhalb einer Geschichte den Kapitelaufbau/Kapitelkern durch. Ein Kapitel sollte doch bestenfalls immer gleich definiert bleiben, sonst wird es meiner Auffassung nach zu verwirrend.
    Noch klarer ausgedrückt:
    -Manch einer definiert Kapitel als Teilabschnitt eines Parts.
    -Ein anderer definiert Kapitel als einen Part.
    -Andere wiederum definieren ein Kapitel als die Behandlung eines bestimmten Themas.
    -usw.

    Jetzt hab ich aber eine Szene die fast ewig andauert. Jetzt weiß ich nicht wann ich einen Strich ziehen soll und ein neues Kapitel beginnen soll. Meine sonstige Taktik versagt.

    Wie gesagt ist es eigentlich vollkommen dir selbst überlassen, wie lang ein Kapitel sein soll/kann. Ich als Leser werde und darf das eigentlich nicht bewerten, wie du deine Kapitel oder Geschichte an sich aufbaust/strukturierst. Und selbst wenn die Szene etwas länger wird als gedacht. Wen soll es stören? :pardon: Ich hatte schon mal Kapitel geschrieben, die gingen über 200 Normseiten, andere Kapitel waren schon nach 80 Normseiten beendet.

    Wie macht ihr das? Knüpft ihr direkt an oder beginnt ihr mit einer neuen Szene. Habt ihr da vorlieben wie ihr das gestaltet?

    Zuerst einmal stelle ich mir die Frage, ob die Geschichte lang genug wird, um Kapitel einführen zu müssen. Bei Kurzgeschichten fällt dies zumeist weg, da sie in der Regel ohnehin nur ein Thema behandeln. Und da ich die Kapitel themenweise schreibe, sind sie für mich nur bei längeren Geschichten wichtig. Ich persönlich grenze die Kapitel schon deutlich ab. Ob nun mit einem kleinen Zeitsprung, einem Szenenwechsel oder der Einführung eines neuen Themas, entscheide ich spontan.

  • hallo,

    finde dieses Thema äußerst interessant. Ich mache es meistens so, dass ich meine Kapitel im voraus plane.

    ein Beispiel:

    In meinem Aktuellen Kapitel sollte das Zentrale Thema: die Auseinandersetzung meines Protas Adam Nossini mit seiner Wut über den Verlust seines Pflegevaters Hugo sein. Jetzt habe ich als kleinen cliffhänger noch einen Zwist mit Erpressung durch Adams Cousin Louis eingefügt und dort einen spannenden Abbruch gemacht. Dieser Konflikt gibt dem Kapitel auch seinen Namen " von Dauphin zu Dauphin".

    Also der Ausgangspunkt des Kapitels war Adam trifft den Mann, der für die Gefangennahme von Hugo verantwortlich ist. Er fällt in Wut und Rachegedanken an diesem Mann. Kann diese aber nicht umsetzten und trifft dann seinen Cousin Lestat. Lestat sieht seine Wut und bietet ihm an diese bei einem BDSM-Spiel auszulassen. Adam tut dies und wird während dem Spiel mit einem Trigger zu seiner Verwandlung in einen Vampir in Schloss Versailles konfrontiert. Dadurch steigert sich seine Wut noch mehr und diese bricht schließlich aus, in dem er Lestat blutig schlägt. Dieser hat kein Problem damit, da er Masochist ist und Adam ihn dadurch zu einen Orgasmus bringt. Danach werden Adam und Lestat zum Bankett der Familie geholt. Dort trifft Adam auf Louis, den Kronprinzen, und Dieser erpresst ihn. Adam soll seinen Stand als Dauphin aufgeben. Dazu tut er Adams Liebsten bedrohen. Danach kommt diese Drohung heraus und Louis wird von seinem Vater, dem König, Adams Onkel, um ein Gespräch gebeten. Nach dem die beiden Adam verlassen endet das Kapitel.

    Anreiz zum weiter lesen ist also da. Denn man will ja wissen, wie Louis bestraft wird.

    Plottmaßig habe ich den Hauptplott weiter gesponnen: Louis Erpressung und Bedrohung von Jasper
    Und Adams Charaktereigenschaften vertieft: die Auseinandersetzung mit seinem Rache Gedanken und seiner Wut und dem Schmerz seines Verlustes.

    Meistens verbindet sich Charackterplott und die Handlung des Buches bei mir zu einem Kapitel. Das führt natürlich zu sehr vielen Seiten.
    Ich habe mir vorgenommen, Eine konstante Länge von 20 Seiten einzuhalten. ( Aber diese muss ich manchmal, wegen ausführlichen Szenen brechen. )

    Lg Meph

  • Interessantes Thema! Tja ich mache es bei meinen Geschichten sowhl abhängig vom Bauchgefühl, als auch vom Spannungsbogen, wo ich einen Part beende oder ein neues Kapitel anfange. Ein Szenenwechsel geht meistens mit einher oder auch ein Charakterwechsel!
    Manchmal auch ein Zeitsprung, um die Geschichte vorwärts zu bringen. Das ist jedem selbst überlassen, an welcher Stelle du ein Ende des Kapitel setzt.
    Ich stimme der mehrheitlichen Meinung zu, dass es dafür keine Norm gibt und das ist auch gut so.
    Schreibe nach Bauchgefühl und las deine Leser daran teilhaben, dann ist es nicht mehr wichtig, wann, wo und wie, sie werden dir folgen und die Geschichte mit deinen Augen erleben.
    Ich hoffe ich konnte dir helfen, @Miss Missy?

    Mehr aus meiner Feder: Gefangen im High Fantasy Bereich.

    Der Tag an dem alles begann findet ihr im Urban Fantasy Bereich auf fleißige Leser. ^^

  • Ein Kapitel trennt einen Sinnabschnitt von einem anderen.
    Oft geht das Kapitel mit einem Wechsel der Szenerie, der handelnden Personen oder sogar eines Handlungsfadens einher.
    Eine feste "Obergrenze" für eine Wort oder Seitenzahl gibt's vermutlich nur in Bayern und da hauptsächlich bei Wörtern mit Migrationshintergrund ... :rolleyes: oder anders gesagt, das ist die Sache des Autors.

    Generell sollte man als Autor aber an seine Leserschaft denken, wie lange sie bei einem Kapitel verweilen sollen (wollen?) und wann es sinnvoll ist etwas Neues nachzuschieben.
    Mir persönlich liegen ja die ewig langen Beschreibungen von Natur, Architektur, Kultur ... eigentlich alles was auf ur endet schwer im Magen, besonders wenn ich den Eindruck habe, damit wird ein Kapitel nur aufgefüllt, wie ein Amazon-Päckchen mit diesen luftgefüllten Klein-Kissen.
    200 Normseiten erscheinen mir sehr ... sehr lange, da würde ich sogar ohne den Text vor mir zu haben schon einmal den Generalverdacht äußern, dass dort zu lange nach dem Motto gearbeitet wurde: Augenblick, verweile doch, du bist so schön. Und ich weiß dabei noch nicht einmal was Normseiten genau bedeutet. Ich ging jetzt mal von einer Buchseite aus.
    Selbst 80 Seiten erscheint mir für ein Kapitel in der modernen Belletristik viel zu groß.
    In der Unterhaltungsliteratur dürften zwischen 15 und 40 Seiten einigermaßen normal sein und selbst da werden die Kapitel oft nochmal durch einzelne Szenenüberschriften unterteilt.
    Bei nicht geübten Wenig-Lesern, kann man etwa von 10-12 Minuten Konzentration rechnen, bevor sie eine kleine Pause brauchen, oder etwas Neues, um am Ball zu bleiben. Das ist nicht ganz zufällig auch in etwa die Zeitspanne zwischen zwei Werbungen im Privatfernsehen. :whistling:

    So zumindest handhabe ich das in Romanen, die NICHT fürs Forenformat sind.
    In einem Forum sind meine Kapitel weitaus kürzer, oft "nur" zwischen 3-8 Din-A4 Seiten. Selbst unsre Hardcore-Leser hier, werden sonst von der Fülle des Textes erschlagen und ich meine es dem Leser auch schuldig zu sein, in jedem Post ein wenig etwas Neues zu bringen. Da hier ja auch eine 24-h-Regel (1 Post pro Tag und Thema) gilt, muss man sich also schon gut überlegen, was man reinpackt und was man besser weglässt.
    Tatsächlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass Leute, die ihre Stories erst einmal für ein Forenpublikum schreiben, bei weitem nicht so dazu tendieren, den Leser auch in gedruckten Romanen mit epischer Breite zu langweilen.

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    Tom Stark
    zum Lesen geeignet