Cayennes Schandtaten (Kurzgeschichtensammlung)

Es gibt 124 Antworten in diesem Thema, welches 32.758 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. April 2020 um 09:34) ist von Miri.

  • So :) Eine Idee hatte mich gepackt und nicht mehr losgelassen.
    Ich könnte mir vorstellen, dass da noch ein paar mehr kleine Episoden aus Cayennes Leben kommen ^^
    Also wen es interessiert ... :D

    Wie alles begann: Cayenne
    (Man kann die Episoden auch ohne die kleine Vorgeschichte lesen, hier lernt man aber die Chars ein wenig besser kennen :) )

    kleiner Index

    Ein Moment der Schwäche

    Ich schlug flatternd meine Augen auf, nur um sie mit einem leisen Stöhnen sofort wieder zusammenzukneifen.
    Die Sonne, die ihre morgentlichen Strahlen zum Fenster hineinwarf schien unerträglich hell zu sein.
    Mein Kopf dröhnte. Gequält legte ich eine Hand auf meine Stirn. Sie war angenehm kühl.
    Nur langsam kehrten die Erinnerungen an den gestrigen Abend zurück. Wehrlos ließ ich zu, wie ein Film vor meinem inneren Auge abzulaufen begann.
    Ich war auf dem Weg durchs Hafenviertel gewesen, auf der Suche nach ein wenig Vergnügen und Abwechslung. Seit der Krieg beendet war, war das Leben unglaublich langweilig geworden. Meine zwielichtigen Aufträge wurden immer knapper, dabei sollte man meinen, dass die Schurken und Unholde dieser Welt nun endlich wieder Zeit hatten sich auf ihre Geschäfte zu konzentrieren. Aber die Hochzeit von Jasper, der rechten Hand des Königs, und Viola, der Tochter des Stammesführers unserer ursprünglichen Feinde, hatte wohl auch die schlimmsten Verbrecher in eine rosarote Liebeswolke getaucht.
    Nicht, dass ich ein Problem mit Stehlen hatte, um über die Runden zu kommen, aber wo war das Abenteuer? Wo das Risiko?
    Ich hatte nie etwas zu verlieren gehabt, doch schien durch den Frieden alles verloren zu haben. Ironischer Weise war mein Anteil an der jetzigen Situation des Landes nicht gerade gering.
    Nun zog es mich immer öfter in die Vergnügungsviertel der Städte. Huren für alle! Nur für mich nicht. Ich stand eher auf Männer. Immerhin blieb der Alkohol für mich. Seufzend war ich im goldenen Fass versackt. Der Name klang anspruchsvoller, als die Taverne war. Eigentlich war sie sogar die schäbigste Spelunke mit dem billigsten Bier in der ganzen Stadt.
    Also genau das, was ich mir gerade so leisten konnte.
    Als ich mit meinem bodenlangen, staubigen Mantel, der ledernen Hose, in deren Laschen allerlei Messer steckten, den schäbigen Stiefeln und meinem feuerroten Pferdeschwanz eingetreten war, spürte ich sofort, wie die Männer meine Erscheinung mit den Augen abtasteten und sofort das Interesse verloren. Ich war nicht hässlich. Sportlich, ausgewogen proportioniert, seltene Haarfarbe … Aber es waren meine Kleidung und meine fast farblosen Augen, die andere Menschen, insbesondere Männer, verunsicherten.
    Zielstrebig ging ich zum Tresen, ließ mich auf einen der klebrigen Hocker sinken und bestellte ein Bier.
    Es war schal und geschmacklos, aber stark. Ab hier wurde meine Erinnerung schwammig und bruchstückhaft. Ich hatte definitiv mehr als ein Bier getrunken, meinem Kater nach zu urteilen. Aber wie hatte ich das bezahlt? Moment mal …!
    Auf dem Hocker neben mir saß plötzlich eine wohlbekannte Gestalt. Sie schien schon länger dort zu sitzen, denn sie lallte etwas in meiner Erinnerung. Aber sein blondes Haar, seine blauen Augen und seine große, aber nicht übermuskulöse Gestalt waren mir im Gedächtnis geblieben. Sein Bier spülte er mir Keksen runter.
    Mir war noch nie aufgefallen, wie attraktiv Keks aussah. Oder war das der Alkohol? Wo kam er überhaupt her und … Keks und attraktiv?! Ich hatte doch nicht etwa?! Als ich angestrengt meine Erinnerungen durchforstete durchzuckte stechender Schmerz meine Schläfen. Ich zog die Stirn kraus und stöhnte abermals. Ich zwang mich die Augen zu öffnen und auf die zweite Betthälfte zu starren. Oh mein Gott! Ich hatte! Mit einem Schlag war ich stocknüchtern. Keks lag neben mir und schlief den Schlaf der Gerechten, ein Lächeln auf den Lippen, die Wangen leicht gerötet.
    Die Decke musste ich nicht heben. Ich war mir meiner Nacktheit plötzlich nur allzu bewusst.
    Wie zum Henker hatte das passieren können???
    Scheiße, scheiße, scheiße!, fluchte ich innerlich. Das war … nicht möglich. Nicht mit Keks! Wir konnten uns gegenseitig nichtmal leiden! Verdammter Dreck. Wo war er überhaupt hergekommen? Ich zwang mich ruhig zu atmen und schlug vorsichtig das dünne Laken zurück. Übelkeit wallte meine Speiseröhre hinauf, als ich mich erhob. Ich schluckte schwer und zwang meinen Mageninhalt zurück.
    Zum Glück wusste ich, dass Keks einen gesunden Schlaf hatte, denn wir hatten schon öfter zusammen gearbeitet. Das war eine der wenigen Eigenschaften, die ich an ihm mochte. So hielt er wenigstens den Mund und konnte mich nicht über meine Schlafstörungen ausfragen.
    Hastig streifte ich meine Kleidung über und ging zur Tür. Gerade als ich sie öffnete, regte sich Keks. Er blinzelte gegen die Sonne und nuschelte: „Cayenne?“
    Ohne zu antworten trat ich aus dem Zimmer, schloss die Tür und rannte den Flur beinahe hinunter und aus der Taverne hinaus. Ich rannte so lange, bis ich die Stadt hinter mir gelassen hatte.
    Die frische Luft klärte meinen Geist ein wenig. Wie zum Henker hatte ich so viel trinken können, dass DAS hatte passieren können?
    Vage erreichten mich meine Empfindungen vom gestrigen Abend: Ziellosigkeit, Frustration, Wut, Zweifel, Sehnsucht nach Armen, die mich hielten alle Gefühle vergessen machen würden.
    Jetzt gewann die Übelkeit doch die Oberhand und ich erbrach mich an den Wegesrand.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Omg! @Miri

    Was nicht alles aus einer Konversation werden kann, die zum Witz gedacht war! :D
    :grinstare: du hast es tatsächlich getan! haha oder bessergesagt, Cayenne hat es getan. :rofl: mit Keks!

    Und wo sind die Kekskrümmel?! Über die hatten wir doch gesprochen! hihi
    Ehm ... ja wenn ich Cayenne wäre, dann wäre ich auch klaaaammheimlich abgehauen. (Ja sie hasst dich jetzt, vielleicht auch nicht ... wer weiss.) :grinstare:

    "Ein Schloss ohne Gruft, das wäre wie, wie ein Einhorn ohne Horn!"

    Eigenes von Fly
    Schatten unter London

    Einmal editiert, zuletzt von 97dragonfly (11. Mai 2019 um 22:08)

  • Hey Wiesenleger :) schön, dass du mitliest :)

    Es macht Spaß, die Geschichten mit Cayenne zu lesen.

    Das freut mich sehr :D

    Aber spült man die Kekse nicht mit Bier runter, statt umgekehrt

    Keks isst zu allem Kekse. Deswegen spült er in diesem Falle sein Bier mit Keksen runter XD
    Und ja. Widerliche Kombination XD

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Spoiler anzeigen


    evtl. Teil 1 XD
    Ob da noch was Nennenswertes passiert, entscheide ich noch :D


    Ich strich durch die unübersichtlichen Gassen des Hafenviertels und dachte an die letzte Woche. Der Schock saß mir immer noch tief in den Knochen und ich kam einfach nicht darüber weg, dass ich tatsächlich so schwach gewesen sein konnte. Nach meiner mehr oder weniger unfreiwilligen Nacht mit Keks, hatte ich keinen Tropfen mehr angerührt. Teufelszeug!
    Naja, neue Stadt, neues Glück – hoffte ich.
    Leider klebte Keks an mir, wie nasses Klopapier am Stiefel. Das war eines seiner Talente. Keks konnte jeden ausfindig machen. Egal, wie viel Zeit dazwischen lag und wie gut man versuchte seine Spuren zu verwischen.
    Dafür war er naiv genug zu glauben, ich hätte ihn nicht bemerkt. Er folgte mir schon seit zwei Tagen durch die Stadt. Kurz hatte ich mit dem Gedanken gespielt ihn abzuschütteln, aber das war mir zu anstrengend. Spätestens in fünf Stunden würde ich ihn ohnehin los sein - außer er konnte wirklich sehr gut schwimmen.
    Ich quetschte mich zwischen Kisten, Fässern und hektisch herumrennenden Menschen zu einem der Schiffe durch.
    Der Hafen war eine absolute Männerdomäne. Allerdings waren die Männer weder schön noch klug. Sie waren höchstens widerlich, ungepflegt, stanken nach Rum und rotzen ihren Kautabak überall hin. Selbst Dirnen hielten sich von solchen Vierteln fern oder harrten von Puffmutter oder Zuhälter geschützt in den Bordellen.
    Aber dank meiner Erscheinung wagte niemand, mich mit einem dummen Spruch oder gar einer unsittlichen Berührung zu belästigen. Und blieben doch mal gierige Blicke an meinen feuerroten Haaren oder der schlanken Gestalt hängen, wichen sie mir aus, sobald meine blassen, beinahe leblos wirkenden Augen sie trafen.
    Als ich die „Soraya“, ein schnittiges Schiff mit grünen Segeln, erreichte, schob ich die Gedanken an Keks zur Seite.
    „Hey!“, sprach ich den erstbesten Matrosen an. „Wo finde ich den Käpt’n?“
    Der Angesprochene grinste anzüglich und entblößte dabei seine gelben Zähne. Innerlich schüttelte ich mich. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, mit dem Schiff überzusetzen. Allerdings war der Seeweg der schnellste und ich hatte es wirklich eilig.
    „Du bist nicht sein Geschmack“, antwortete Matrose.
    Einen Wimpernschlag später hatte ich den Mann gegen eine Kiste gedrängt und eine Hand fest um seinen Hals gelegt. In der anderen hielt ich mein Jagdmesser, mit dem ich auf sein Gesicht zielte.
    „Sag mir wo er ist, oder du hast nie wieder auch nur irgendeinen Geschmack. Weder wörtlich noch im übertragenen Sinne.“
    Der Mann sah mich aus großen Augen an und ich zwang ihn, mir in die Augen zu sehen.
    „An Bord. Fragt nach Käpt’n Calamity, Miss.“
    Käpt’n Unglück? Na toll …
    Ich schob das Messer zurück in eine der Laschen an meiner Hose, ließ den Kerl los und machte mich, ohne mich noch einmal nach ihm umzudrehen, auf den Weg die Planke hinauf.
    Männer rollten ein Fass an mir vorbei, an Bord des bauchigen Schiffes.
    Nach wenigen Schritten hatte auch ich das Deck erreicht. Hier oben ging es beinahe noch geschäftiger zu als unten am Kai.
    Überall wuselten Männer herum. Sie rollten Fässer, schleppten Kisten und Stoffrollen in den Frachtraum, schruppten die Planken, brüllten Befehle und Flüche oder hingen in der Takelage.
    Oben auf der Brücke, hinter einem mächtigen Steuerrad, erkannte ich eine Gruppe Männer, die aus der Ferne ein wenig sauberer aussahen als der Rest. Sie beugten sich über einen kleinen Tisch auf dem allerhand Karten, ein Kompass und andere Gerätschaften zu liegen schienen.
    Ein Matrose rempelte mich im Vorbeigehen an. „Du stehst im Weg!“, schimpfte er und ich trat einen Schritt zur Seite, damit er seine Kiste abladen konnte. Kurz spielte ich mit dem Gedanken ihm ein Bein zu stellen, aber ich wollte auf der Soraya mitreisen. Da musste ich mich ja nicht gleich unbeliebt machen. Ich setzte mich wieder in Bewegung und stieg die Treppe hinauf. Oben angekommen blieb ich auf dem Treppenabsatz stehen und räusperte mich. „Käpt’n Calamity?“, fragte ich in die Runde.
    Die Männer um den Tisch richteten sich auf und starrten mich an.
    „Anwesend“, erklang eine selbstbewusste Stimme und eine schlanke Gestalt trat zwischen den Männern hervor. Ich grinste. Das gefiel mir.
    Der Käpt’n hatte glänzende, hellbraune Haare, die ihr in frechen Strähnen bis zum Kinn reichten. Der rechte Arm war zur Gänze mit geschwungenen Tattoos bedeckt, die sich zu bewegen schienen, wenn man zu genau hinsah. Ihre weiße Bluse und das schwarze Mieder betonten die wohlgeformten Brüste und die schmale Taille. Die langen Beine steckten in einer braunen Lederhose und braunen Stiefeln mit Aufschlag. An ihrer Seite hing ein Säbel. Ihre Konstitution ließ darauf schließen, dass sie durchaus damit umzugehen wusste. In ihrem Mundwinkel steckte lässig ein Zigarillo.
    „Jane“, grinste sie und zog das a ein wenig länger als gewöhnlich.
    „Cayenne“, antwortete ich und spürte, dass wir beide uns auf einer Wellenlänge befanden.
    Die Männer, immer noch am Tisch stehend, musterten uns skeptisch.
    „Ich würde gern mit Euch nach Telassar übersetzen“, ergänzte ich.
    Jane nickte. „Das lässt sich einrichten.“
    „Habt Ihr noch Platz für einen zweiten Passagier?“
    Ich fuhr herum. Das durfte doch nicht wahr sein! Offensichtlich hatte ich Keks unterschätzt. Er stand schadenfroh grinsend am Fuß der Treppe und steckte sich einen unvermeidlichen Keks in den Mund. Und er besaß den Mumm mir auch noch zuzuzwinkern.
    Empört nach Luft schnappend ging mir auf, dass ich nach meiner letzten Begegnung mit Keks nicht nur meine Würde, sondern auch seinen Respekt mir gegenüber verloren hatte.
    Janes Blick glitt von mir zu Keks und zurück.
    „Kennst du ihn?“, fragte sie mit Schalk in den Augen.
    Ich erkannte ihre Absichten. Es schien, als würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen und in der jeweils anderen wie in einem offenen Buch lesen. Ich dankte Gott für Calamity Jane.
    „Von mir aus können wir ihn mitnehmen.“ Ich lehnte mich lässig an den Pfosten des Treppengeländers und verschränkte die Arme.
    Ich sah, wie Keks eine Spur unsicherer wurde.
    Jane schlenderte betont entspannt zu Keks hinunter und ließ dabei ihren weiblichen Charme spielen - was Keks noch mehr verwirrte.
    „Klar. Ich hab noch eine Koje frei. Dafür kannst dich gleich nützlich machen.“
    „Ich … äh …“, setzte Keks an, aber da hatte Jane schon einen Matrosen herbei gewunken. „Jack, zeig dem neuen Matrosen doch mal, wo er helfen kann.“
    „Ich würde es vorziehen für die Überfahrt zu bezahlen“, wandte Keks ein.
    „Sieht die Soraya für dich aus wie ein verdammtes Hotel?!“, fuhr der Käpt’n ihn an. „Komm in die Gänge, du dämliche Landratte oder verpiss dich von meinem Schiff!“
    Keks zuckte zusammen, warf mir noch einen hasserfüllten Blick zu und ließ sich dann von Jack davon ziehen. Ich konnte noch sehen, dass der Matrose ihn zu einem Eimer Wasser zog und ihn anwies das Deck zu schrubben.
    „Wenn er fertig ist, haben wir noch jede Menge Kartoffeln, die geschält werden müssen." Janes Stimme triefte vor Schadenfreude. Als sie meinem Blick begegnete, wurde ihre Stimme etwas leiser. „Was immer er getan hat, wir Frauen halten zusammen.“
    Ich begann zu verstehen, dass der Beiname Calamity von Männern an Jane vergeben worden war. Ja, Frauen brachten Unglück an Bord eines Schiffes und das Glück schien mir ausnahmsweise mal wieder hold zu sein.

    EDIT: Ich habe das Aussehen von Käpt'n Jane überarbeitet :)

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Teufelszeug!

    Ja der alte miese Alkohol ... haben wir nicht alle dämliche Dinge mit unserem Hassfreund getan? :rofl:

    Dafür war er naiv genug zu glauben, ich hätte ihn nicht bemerkt. Er folgte mir schon seit zwei Tagen durch die Stadt.

    Keksie! :D wie süss! Er folgt ihr! :grinstare:

    „Sag mir wo er ist, oder du hast nie wieder auch nur irgendeinen Geschmack. Weder wörtlich noch im übertragenen Sinne.“

    Ja Kumpel, mit der Lady ist nicht gut Kirschen essen!

    „Habt Ihr noch Platz für einen zweiten Passagier?“

    Scheisse! Der Typ ist wirklich wie nasses Klopapier am Schuh! :panik::golly:

    „Ich … äh …“, setzte Keks an, aber da hatte Jane schon einen Matrosen herbei gewunken. „Jack, zeig dem neuen Matrosen doch mal, wo er helfen kann.“
    „Ich würde es vorziehen für die Überfahrt zu bezahlen“, wandte Keks ein.
    „Sieht die Soraya für dich aus wie ein verdammtes Hotel?!“, fuhr der Käpt’n ihn an. „Komm in die Gänge, du dämliche Landratte oder verpiss dich von meinem Schiff!“

    :rofl: Sorry Dude, dumm gelaufen. :mamba2:

    Ich begann zu verstehen, dass der Beiname Calamity von Männern an Jane vergeben worden war. Ja, Frauen brachten Unglück an Bord eines Schiffes und das Glück schien mir ausnahmsweise mal wieder hold zu sein.

    Lady Kapitän! Super! :D oder auch nicht?

    Egal! Seegeschichten sind immer toll! Bin dabei! :golly: Mir hat gefallen wie du den Hafen beschrieben hast! :D

    Liebe Grüsse
    Fly

    "Ein Schloss ohne Gruft, das wäre wie, wie ein Einhorn ohne Horn!"

    Eigenes von Fly
    Schatten unter London

  • Mehr von Cayenne und Keks? Das lasse ich mir doch nicht entgehen :D

    und eine Hand lag fest um seinen Hals gelegt.

    das ist doppelt-gemoppelt ;)

    gezacktes Jagdmesser,

    =O auf beiden Seiten gezackt? Es müsste doch zumindest auf einer Seite eine glatte Schneide haben, sonst hätte es auf der Jagd wenig Sinn :schiefguck:

    „Was er immer er getan hat, wir Frauen halten zusammen.“


    :popcorn: Joar. Das könnte lustig werden. Ich bin auf jeden Fall wieder dabei! Thema abonniert :friends:

    LG

  • Danke @LadyK :D
    Die Anmerkungen sind korrigiert.
    Zum Messer:

    Mir schwebte sowas vor, nur eben mit richtigen Zacken :hmm:
    https://www.google.de/search?biw=134…f=1557903410107

    Aber gezackt trifft es irgendwie auch nicht ganz :rofl:
    Und wenn es dich schon irritiert, beschränke ich mich wohl einfach auf Jagdmesser XD

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Zitat von Miri

    Aber gezackt trifft es irgendwie auch nicht ganz
    Und wenn es dich schon irritiert, beschränke ich mich wohl einfach auf Jagdmesser XD

    :D also ich hab schon verstanden, was für eine Art Messer du meintest. Aber mein Kopf hat sich automatisch entsprechend deiner Beschreibung ein anderes Bild zusammengebastelt ;)

    Meiner Meinung nach reicht es auch völlig, wenn du Jagdmesser schreibst. Ich kann mich auch nicht an eine Situation erinnern, wo ich mal sagte, dass ich mein "gezacktes" Jagdmesser holen muss (hab auch ein ähnliches Messer) :D

  • Ich finde die Geschichte sehr Ansprechend und flüssig.
    Es schreit ja nach einer Fortsetzung.
    Gerade wie Keks sich in der Mannschafft macht und wie die weitere Entwicklung des Haupcharakters interessieren mich.

    • Offizieller Beitrag

    So, dann habe ich nun auch Zeit gefunden, mich hier reinzulesen. Darauf habe ich mich schon gefreut, als ich die andere noch nicht mal zu Ende gelesen hatte :D Allein der Titel ist ja schon super. Und bei dem Titel habe ich auch nicht mit so einem "Ausrutscher" gerechnet :rofl:

    Ich bin mal wirklich gespannt, was für kleine Kurzgeschichten uns hier so erwarten werden. :D
    Momentan scheint Cayenne ja eher mehr oder weniger erfolgreich vor Keks zu flüchten. Schön, dass er sich so einfach nicht abschütteln lässt. Aber Cayenne sich einfach mal nur durch Blickkontakt mit Jane versteht, die ihr prompt auch noch hilft. Na, man darf ja auch mal Glück haben, Auch wenn mir Keks fast schon etwas leid tut. :o Ich mag seinen Namen immer noch.

    Ich mag die Situation, die du am Hafen beschrieben hast. Man kann sich das als Leser wirklich super gut vorstellen. Die Geschäftigkeit und die Hektik, bis zum Ablegen alles an und von Bord zu haben. sehr gut!

    Ansonsten bleibt nicht viel zu sagen. Ich bin mal gespannt, um welche Schandtaten es sich so handeln wird XD

    LG, Kyelia



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Mein langer Mantel hatte sich ziemlich schnell als unpraktisch herausgestellt.
    Auch wenn ich nicht die Drecksarbeit zugewiesen bekam, dafür war ja nun Keks an Bord, so hatte auch mich in der Mannschaft eingliedern müssen. Dafür bekam ich Kost und Logis auf der Soraya frei.
    Meine Haut war schon nach einigen Tagen goldbraun geworden und meine roten Haare schienen noch mehr zu leuchten als sonst. An meinen Händen hatte sich Hornhaut gebildet, weil ich immer wieder in der Takelage hing oder das Segel an den Tauen strammziehen musste. Körperliche Anstrengung und das Gefühl endlich wieder eine sinnvolle Aufgabe zu haben, taten mir gut.
    Die Matrosen hatten mich aufgrund meiner schweigsamen Art schnell als eine der ihren akzeptiert. Dank Jane hatte ich außerdem mit dem Rauchen angefangen. Wir konnten stundenlang an der Reling stehen und auf das endlose Meer oder an den funkelnden Sternenhimmel starren. Manchmal unterhielten wir uns dabei, aber wie schon bei unserer ersten Begegnung brauchte es nicht viele Worte, damit wir erahnen konnten, was in der jeweils anderen vorging. Und auch wenn das Essen schlecht war und es neben schalem Wasser nur Rum zu trinken gab, fühlte ich mich seit langem richtig gut.
    Ich hatte eine Freundin gefunden. Natürlich war auch Viola zu einer Art Freundin geworden, aber wir waren zu verschieden, nur durch unsere kurze, gemeinsame Geschichte miteinander verbunden. Bei Jane fühlte es sich anders an. Sie schien mich zu kennen ohne mich je zuvor gesehen zu haben und umgekehrt war es genauso.
    Außerdem schien ich seit einigen Tagen in mir selbst zu ruhen und endlich wieder zu mir selbst gefunden zu haben. Umso trauriger war ich, als der Jane mit eröffnete, dass wir den Hafen Telassars bereits am nächsten Morgen erreichen würden.
    Ich stand auf der Brücke, auf die Reling gelehnt und ließ mir wehmütig die warme Sommernachtsbrise um die Nase wehen.
    Jane trat neben mich und bot mir wortlos einen Rillo an. Dankbar nahm ich ihn und lehnte mich nun mit den Rücken gegen die Reling. Mit mittlerweile geübten Bewegungen angelte ich ein Streichholz aus einer Lasche an meiner Hose und entzündete es an meiner Schuhsohle.
    Paffend standen wir nebeneinander und schauten in den Sternenhimmel, an dem so viele Sterne funkelten, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
    „Wie lang bleibt ihr in Telassar vor Anker?“, fragte ich nach einer Weile.
    „Zwei Tage“, antwortete Jane und nahm einen tiefen Zug.
    Ich seufzte. „Das reicht wohl nicht.“
    Jane schüttelte den Kopf. „Nicht für das, was du zu tun hast.“
    Fragend zog ich eine Augenbraue in die Höhe. Wir verstanden uns gut, aber ich hatte nie auch nur ein Wort darüber verloren, was ich in Telassar zu erledigen hatte.
    Jane nahm noch einen Zug. Die Glut ihres Zigarillos glühte in der Dunkelheit auf. „Du versuchst dich zu verbergen, aber ich kann dich erkennen, Cayenne. Genauso wie du mich erkennen könntest, wenn du die Macht dazu hättest.“
    Jetzt war ich endgültig verwirrt. Jane redete nicht viel, aber wenn, dann war sie eigentlich eine Freundin klarer Worte.
    Sie lächelte. „Mach dir keine Sorgen, viel kann ich nicht sehen. Du machst deine Sache echt gut. Deine Vergangenheit ist Rauch und deine Zukunft so neblig, dass ich nur mit Mühe ein wenig erkennen konnte.“
    Ich schwieg und wartete auf weitere Erklärungen. Es beunruhigte mich ein bisschen, dass ich in keiner Weise beunruhigt war. Janes Worte hätten mich misstrauisch machen müssen, oder zumindest eine Regung von esoterischem Quatsch in mir auslösen müssen, doch ich lauschte ihr neugierig.
    „Cayenne“, Jane wandte sich ungewohnt ernst in meine Richtung. „Ich bin Käpt’n dieses Schiffes aus einem ganz bestimmten Grund. Es ist mein Schiff. Ich bin an dieses Schiff gebunden. Ich kann es nicht verlassen. Ich kann damit nur auf dem Meer umhersegeln und verschiedene Häfen anlaufen, aber die Kaimauer, geschweige denn festes Land, niemals betreten.“
    Jetzt regte sich etwas in mir. Eine Legende aus Kindertagen fiel mir wieder ein.
    Endlich war ich zu einer Reaktion fähig. Sie bestand darin, dass ich meinen Mund immer wieder auf und zuklappte ohne etwas herauszubringen.
    Jane brach in Gelächter aus. „Mach den Mund wieder zu.“
    Ich gehorchte mechanisch und fragte dann: „Du willst mir doch gerade nicht etwa weismachen, dass du die Tochter Lirs bist?“
    „Doch, genau die.“

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Ouh! Cayenne scheint da auf jemanden besonderes gestoßen zu sein. Ich bin gespannt, was das genau noch zu bedeuten hat :D

    so hatte auch (ich?) mich in der Mannschaft eingliedern müssen.

    Umso trauriger war ich, als der Jane mit eröffnete,

    In diesem Satz stimmt was nicht.

    Kann weiter gehen :D

    LG

  • Sie war die leibhaftige Tochter des Meeresgottes!
    Nicht einen Moment zweifelte ich an Janes Worten. Es schien, als wüsste ich im Innern, dass sie die Wahrheit sagte.
    Natürlich war es totaler Wahnsinn, doch jetzt, wo sie es sagte, fielen mir die Details ins Auge.
    Der Beiname Calamity. Ich hatte vermutet, ihre Mannschaft hätte ihn Jane verpasst, aber er war von viel tieferer Bedeutung. Ihre Tätowierungen, die sich zu bewegen schienen und dabei an eine Meeresbrandung erinnerten. Ich hätte sie auf mein Alter geschätzt, doch die Erfahrung, mit der sie das Schiff steuerte, die Wellen und Wolken las und die Männer in Schach hielt, sprachen für deutlich mehr Lebenserfahrung.
    Es erklärte auch die innere Verbundenheit, die ich zu ihr empfand. Sie war eine Halbgöttin und als solche konnte sie in mein Innerstes sehen. Hatte Zugang zum Kern meines Seins, dem Auge des Sturms, der sich Leben nennt.
    Ich war ehrlich etwas enttäuscht. Ich hatte geglaubt unsere Verbindung sei etwas Besonderes gewesen. Es schien als wäre meine Freundin wie gewonnen, so zerronnen. Nach einer Weile bemerkte ich, wie Jane mich eingehend musterte und schließlich tröstend lächelte.
    „Es ist etwas Besonderes“, flüsterte sie schließlich in die Stille hinein und ich spürte ihre Unsicherheit. „Es ist, wie ich gesagt habe: Wenn du die Macht hättest, könntest du auch mich sehen. Du siehst mich mit deinen Instinkten. Deinem Herz. Du kannst es nur nicht greifen und das, was du siehst, scharf stellen.“ Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: „Das ist neu für mich.“
    Wir schwiegen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mein Blick irrte durch die Nacht, sah das Schiff, dessen Reling in regelmäßigen Abständen mit Laternen beleuchtet war, die wenigen Matrosen, die leise ihre Nachschicht abarbeiteten, die grünen Segel, die im Wind flatterten, den Steuermann, der den Kurs des Schiffes mit einem Blick auf seinen Kompass leicht korrigierte – aber ich nahm nichts davon wirklich wahr.
    Ich versuchte zu verarbeiten, was Jane mir gerade erklärt hatte und ob, wenn schon nicht ihre Verbindung zu mir, aber meine Verbindung zu ihr etwas zu bedeuten hatte.
    „Willst du nicht wissen, was in Telassar auf dich zukommt?“, brach Jane schließlich das Schweigen.
    Ich schüttelte den Kopf und grinste schief. „Wäre ja sonst langweilig.“
    Jane erwiderte mein Grinsen nicht, sondern blickte mich ernst, beinahe besorgt an. Nun breitete sich doch ein mulmiges Gefühl in mir aus.
    „Es gibt wenige Menschen, die bei so einer Gelegenheit nein sagen würden.“ Sie hielt meinen Blick fest, doch ich hatte nicht vor meine Aussage zu korrigieren. Ich wollte nicht wissen, was in meiner Zukunft lag. Die Art, wie Jane mich anschaute, ließ mich zwar jetzt schon bereuen, dass ich ihr Angebot abgelehnt hatte, aber ich spürte das vertraute Adrenalin durch meine Adern schießen. In der Luft lag der Geruch nach Salz und Abenteuer. Zum ersten Mal wurde das Schweigen mit Jane unbehaglich. Endlich rang sie sich zu einem dünnen Lächeln durch. „Auch wenn er dich nervt, halte Keks in deiner Nähe. Er ist schräg, aber ein guter Kerl.“ Dann gab sie meinen Blick endlich frei und schaute aufs Meer hinaus. Ich beobachtete sie forschend von der Seite. All die Leichtigkeit, die ich die letzten Tage empfunden hatte, war wie weggeblasen. Das Leben hatte mich wieder eingeholt und ich spürte, wie sich mein mürrischer Schutzpanzer wieder um mich hob. Ab morgen wäre wieder alles beim Alten.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Sei Gegrüßt,

    Ich finde die Entwicklung sehr Interessant, darf man wegen der erholsamen und ruhigen Zeit auf ein turbulentes Ereignis demnächst tippen?

    Die Geschichte ließt sich wie die See selbst an einem Sonnigen Tag, glatt und entspannt.

    mit ergebenstem Gruß

  • „Auch wenn er dich nervt, halte Keks in deiner Nähe. Er ist schräg, aber ein guter Kerl.“

    Ich bin gespannt, ob das noch mehr zu bedeuten hat :whistling:

    Schöner Teil! Jetzt geht es für Cayenne also Richtung Telassar und das mit Keks im Gepäck xD Sehr gut :thumbsup:

    LG

  • Hätte man Keks erzählt, dass er das rothaarige Biest mal verletzlich erleben würde, hätte er lauthals angefangen zu lachen und wäre jede Wette dagegen eingegangen. Es war seltsam gewesen, sie so zu sehen. Cayenne war schlagfertig, richtete sich nach niemandem und nach Gesetzen und Regeln schon gar nicht. Sie sprengte jede Konvention, einfach schon aus Prinzip. Sie war kratzbürstig und verschlossen.
    Umso überraschter war er gewesen, als er sie dort am Tresen in sich zusammen gefallen hatte sitzen sehen. Sie hatte verloren gewirkt und ziemlich einsam, trotzdem war eine Aura der Stärke von ihr ausgegangen. Sie musste in ihrem Leben schon viel Schlechtes erlebt haben. Er konnte es nicht so recht in Worte fassen, aber sie hatte ihm gefallen. Wenn sie ihre weichere Seite zeigte, konnte Cayenne verdammt anziehend werden. Doch je mehr Zeit sie mit Calamity verbrachte, desto mehr verschwand die Cayenne, die Keks vor einigen Tagen in der Taverne entdeckt hatte. Und zu seinem Frust konnte er sie seit ihrer gemeinsamen Nacht nichtmal mehr hassen.
    Allerdings hatte er kaum Zeit darüber nachzudenken. Der Käpt’n und die Matrosen hielten ihn ganz schön in Schach. Er war das unterste Glied der Kette und bekam die Aufgaben, die sonst niemand machen wollte. Deck schrubben, Kartoffeln schälen, Nachtwache, kleine Stellen an der Außenwand des Schiffes mit Pech nachdichten, während er an einem Tau baumelte und mit dem Schiff von den Wellen hin und her geworfen wurde. Zum Glück hatte er einen starken Magen und zum Glück würden sie Telassar bereits am nächsten Morgen erreichen.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Hallo Miri :D

    Kurz und knackig haha. Kekschen auf dem Schiff. :D

    rothaarige Biest

    Nette Beschreibung. So nennen mich meine Geschiwster auch xD

    Doch je mehr Zeit sie mit Calamity verbrachte, desto mehr verschwand die Cayenne, die Keks vor einigen Tagen in der Taverne entdeckt hatte. Und zu seinem Frust konnte er sie seit ihrer gemeinsamen Nacht nichtmal mehr hassen.

    Er fand also die nicht kratzbürstige Cayenne anziehend ... sie war sicherlich sehr nicht kratzbürstig zu ihm. xD Jedenfalls ist Cayenne nun wieder die Alte und der arme Keks ... hasst Cayenne nicht mehr. Was auch immer dies heissen mag :D
    Vielleicht hat er ja tatsächlich glück und die beiden würden sich nachdem sie das Schiff verlassen haben nochmals etwas näher kommen ... :grinstare: wobei Cayenne sehr sehr betrunken sein müsste, oder sich irgendwann eingesteht, dass Keks doch irgendwie noch ein interessantes männliches Wesen ist.

    Der Käpt’n und die Matrosen hielten ihn ganz schön in Schach. Er war das unterste Glied der Kette und bekam die Aufgaben, die sonst niemand machen wollte.

    Ja ... ich stelle mir dies nicht sonderlich angenehm vor. :dash:

    "Ein Schloss ohne Gruft, das wäre wie, wie ein Einhorn ohne Horn!"

    Eigenes von Fly
    Schatten unter London