Cayennes Schandtaten (Kurzgeschichtensammlung)

Es gibt 124 Antworten in diesem Thema, welches 33.146 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. April 2020 um 09:34) ist von Miri.

  • Guten Morgen @Miri

    „Ich – und mein mickriger Begleiter –

    :rofl: Keks Kosenamen sind ja herzallerliebst! :D

    „Was soll … Cayenne!“, fauchte Keks, dem aufgehen musste, dass „mickriger Begleiter“ meine Worte gewesen waren.

    :rofl: Muss ich dazu was sagen?

    Nun ... langsam aber sicher verspricht es echt spannend zu werden, so mysteriös!! :panik:

    "Ein Schloss ohne Gruft, das wäre wie, wie ein Einhorn ohne Horn!"

    Eigenes von Fly
    Schatten unter London

  • Okay. Keks weiß etwas, was wir - und Cayenne - noch nicht wissen. Ich hoffe, wir erfahren schnell, was es ist. Ob das irgendwas mit Jane zu tun hat? :whistling::D Vielleicht ist sie ja sogar diese mysteriöse Frau. Würde mich zumindest nicht wundern :)

    Ich weiß auch überhaupt nicht, was Cayenne gegen Keks hat. Der ist voll sympathisch und passt total gut zu ihr. Sie ergänzen sich super :)
    Wenn sie nicht immer so eklig zu ihm sein würde, dann täten die sogar ein gutes Paar abgeben.

    Naja @Miri. Du kannst dann gerne weitermachen :D

    LG

  • @LadyK Ich nehme dich beim Wort und mache weiter :D
    (Wieder mal der letzte Teil meines Vorrats. Mal sehen wann ich zum Weiterschreiben komme ^^ Im Augenblick hab ich richtig Spaß dran :D )


    Ausschnitt aus „Götterlegenden“ von Kersten, dem Barden

    Schon lange leben die Götter nicht mehr unter den Sterblichen. Es waren wundervolle Zeiten, in denen das Menschengeschlecht im Überfluss lebte. Flüsse, die nie vertrockneten, fruchtbare Wiesen, Felder und Wälder, kaum Krankheiten. Die Götter beschütze die Menschheit, denn sie liebten sie.
    Sie waren es, die Krankheiten von ihnen fernhielten und dafür sorgten, dass es zur rechten Zeit regnete oder die Sonne schien, sodass die Ernten jährlich immer größer wurden.
    Doch genau diese Liebe war es, die ihnen zum Verhängnis wurde. Das ist wohl das Schicksal, der ewige Kreis der Liebe. Sie ist wunderschön, will beschützen und ist doch gleichermaßen destruktiv.
    Die Götter liebten die Menschen so sehr, dass sie sich immer wieder mit ihnen einließen, doch es kam selten etwas Gutes dabei heraus. Am meisten litten die menschlichen Partner und Kinder der Götter unter den Umständen.
    So sorgten die Götter den Menschen für reiche Ernten und hielten Krankheiten fern, doch brachten große Traurigkeit und seelische Verletzungen.
    Eine weitere traurige Geschichte spielte sich im Süden der Kontinente ab. Dort herrschte wunderbares, warmes Klima. Die See war türkisfarben, die Klippen erstrahlten in gelbem Sandstein und es gab dunkelgrüne Tannenwälder und violett leuchtende Lavendelplantagen.
    Shifa, die Göttin der Heilung, liebte Lavendel. Er gab Bienen, Hummeln und Schmetterlingen ein süßes Zuhause, wirkte beruhigend auf Seele und Geist und eignete sich hervorragend zur Pflege der Haut.
    Doch nicht nur der Lavendel zog Shifa beinahe magisch an. Vielmehr war es ein Erntehelfer, der vielleicht gerade Mal Zwanzig Sommer erblickt hatte. Sein Körper war von der Sonne gebräunt und durch die Arbeit zeichneten sich deutlich sichtbar seine Muskeln ab. Volle Wimpern umrahmten dunkle, leidenschaftliche Augen und sein schwarzes Haar war dicht und glänzend. Er war das reine Abbild von Gesundheit. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch, denn er hatte noch keine tiefgehenden Verletzungen erlitten. Gerade deshalb wirkte er auf Shifa unwiderstehlich. Er war einer der Wenigen, die nicht ihrer Hilfe bedurften, sondern jemand, der ihr das geben konnte, wonach sie sich so sehnte.
    Natürlich entstand daraus etwas, das nie hätte entstehen dürfen. Etwas, das immer unwillkommen war und doch öfter vorkam. Ein Kind.
    Das Göttermal, in kleiner, schwarzer Fleck auf dem Oberarm in Form einer Lavendelblüte, zeugte von seiner göttlichen Abstammung.
    Shifa wusste, dass der Erntehelfer sie und das Kind liebte und alles für sie Beide getan hätte. Doch sie konnte das Kind nicht behalten, denn es war mit einem irreparablen Leberschaden auf die Welt gekommen. Ein krankes Kind von der Göttin der Heilung? Was für ein Skandal!
    Sicher, sie hätte den kleinen Jungen heilen können, doch der Geburtsfehler wäre dennoch immer wieder auf sie zurückgefallen. Das würde bedeuten, dass sie Rang und Namen bei den anderen Göttern verlieren würde.
    Also brach sie ihrem Liebhaber das Herz, indem sie einfach fortging und ihn und das Kind zurückließ. Damit zerstörte sie zugleich die seelische Vollkommenheit ihres Liebhabers und die Anziehungskraft, die er dadurch auf sie ausgeübt hatte.
    Dennoch brachte Shifa es nicht übers Herz ihr eigen Fleisch und Blut dem Tod zu überlassen. So hinterließ sie ihrem Sohn, der nun bei seinem Vater aufwuchs, ein Geschenk. Es gewährleistete, dass er, obwohl er eigentlich sterben sollte, über die Erde wandeln konnte.

    Dass ihr Sohn aber nicht nur krank war, sondern auch ein ausgeprägtes Talent besaß Menschen zu heilen, entging Shifa.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

    • Offizieller Beitrag

    Aber Halbgötter träumten nicht. Was waren diese nächtlichen Bilder also dann?

    In Anbetracht der Tatsache, dass sich Cayenne zum Wasser hingezogen fühlt und Jane von etwas "träumt", was Cayenne um sich herum hat ... *hüstel* Ich denke mir meinen Teil dazu mal schweigend :D

    „Allerdings weiß ich nicht, ob es sinnvoll ist euch von dem Grund zu erzählen. Je weniger Menschen darüber Bescheid wissen, desto besser.“

    Umso neugieriger macht einen so eine Aussage doch. Der Schmied ist nicht sehr gut darin, Dinge für sich zu behalten. Zumindest was die Neugierde für solche Sachen betrifft. Er sollte wissen, dass er damit erst recht erreicht, dass man mehr wissen will. :rofl:

    „Das … Ich hätte so viele Fragen!“, stammelte Keks zusammenhangloses Zeug. Doch der Ausdruck in Erics Zügen verhärtete sich und zeigte eindeutig, dass Keks – mit was auch immer – richtig lag.

    :hmm: Whut? :rofl:

    Schöne Teile, die scheinbar immer ihre eigene kleine Geschichte haben aber im Großen und Ganzen dann doch zusammenhängen. Ich mag sowas sehr, weil ich so immer Verbindungen suchen und finden kann *höhö* Selbst, wenn sie gar nicht da sind :D Gerade suche ich die Verbindungen der beiden "Geschichten/Erzählungen" zur "Hauptgeschichte". Ich habe zwar meine Vermutungen, aber mal abwarten :D

    Viel lässt sich zu den Teilen auch eigentlich gar nicht sagen. Sie machen wie immer Spaß zum Lesen und die Dynamik zwischen Keks und Cayenne stimmt immer noch wunderbar und macht die Geschichte auf eine gewisse Art und Weise echt amüsant. Wie Eric so schön meinte: Wie ein altes Ehepaar die beiden. :D

    LG, Kyelia

  • Ahhh. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du in dem letzten Part allerlei kleine Hinweise zum Ausgang dieser Geschichte versteckt hast und ich nur unfähig bin, diese zu finden @Miri xD

    Sehr schön geschrieben! Mit viel Leichtigkeit. Mir gefallen diese kleinen Einschübe über die Göttersagen sowieso sehr gut. Es ist eine schöne Abwechslung zu den sonst so harten (mir mag kein anderer Begriff einfallen - sorry) Abschnitte, die Cayenne und Keks betreffen. Sehr gut. Schöne Mischung :)

    Ich bin wirklich gespannt, wohin das alles noch führt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir bisher keine "nutzlose" Szene gelesen haben ^^

    VG

  • Neugierig beäugte ich die Situation. Zwar war jeder meiner Muskeln angespannt, falls ich zwischen die beiden Männer gehen musste, aber Keks strahlte eine Ruhe aus, die auf Eric zu wirken schien. Was ging hier vor? Konnte ich Keks wirklich so unterschätzt haben?
    „Ich weiß von ihr, weil meine Mutter zu ihren engsten Freunden zählt“, erklärte Keks.
    „Was?“, brachte ich verwirrt hervor. Ich verstand nur Pferdestall. Eric hingegen sog scharf die Luft ein. „Sie hat keine Freunde!“, brauste der massive Mann auf und versprühte nun doch angriffslustige Aggressivität.
    „Die hat sie in der Tat nicht, wenn man nicht an die Götter glaubt“, lächelte Keks nachsichtig. Vorsichtig begann er sich den Hemdsärmel hochzukrempeln. Ich erstarrte. Auf seinem Oberarm prangte eine kleine schwarze Lavendelblüte, die sich scheinbar im Wind wiegte. Bei Jane waren es die schwarzen Wellen, die in der Brandung zu brechen schienen.
    War ich bei unserer kleinen Liaison so betrunken gewesen, dass mir das nicht aufgefallen war?
    Und wieso spürte ich mit Keks nicht dieselbe Verbundenheit wie mit Jane? Wenn er ein scheiß Halbgott war, müsste er dann nicht genauso Zugang zu meinem Inneren haben? Und wie zur Hölle hatte mir entgehen können, dass Keks ein HALBGOTT war?!
    Eric teilte meine Überraschung. Mit großen Augen starrte er auf das Mal, das sich zu bewegen schien, wenn man lange genug hinschaute.
    „Das … das ist unmöglich“, hauchte er.

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    - F. Scott Fitzgerald

  • Und wieso spürte ich mit Keks nicht dieselbe Verbundenheit wie mit Jane? Wenn er ein scheiß Halbgott war, müsste er dann nicht genauso Zugang zu meinem Inneren haben? Und wie zur Hölle hatte mir entgehen können, dass Keks ein HALBGOTT war?!
    Eric teilte meine Überraschung. Mit großen Augen starrte er auf das Mal, das sich zu bewegen schien, wenn man lange genug hinschaute.
    „Das … das ist unmöglich“, hauchte er.

    :rofl: das kam mehr als unerwartet! :rofl: MEHR ALS UNERWARTET!!

    Ich bin sprachlos, wie Cayenne.

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  • Die Geschichte nimmt schlägt eine interessante Richtung ein …

    Und wieso spürte ich mit Keks nicht dieselbe Verbundenheit wie mit Jane? Wenn er ein scheiß Halbgott war, müsste er dann nicht genauso Zugang zu meinem Inneren haben?

    Wer weiß schon Cayenne, wer weiß das schon …

    War ich bei unserer kleinen Liaison so betrunken gewesen, dass mir das nicht aufgefallen war?

    Scheint wohl so :rofl:

    „Das … das ist unmöglich“, hauchte er.

    Siehst du doch! Oder der Satz geht in eine andere Richtung. Mal sehen, ich bin gespannt.

    Dass ihr Sohn aber nicht nur krank war, sondern auch ein ausgeprägtes Talent besaß Menschen zu heilen, entging Shifa.

    Ich sollte meine Gedanken öfter mal laut aussprechen, dann hätte ich nämlich mit meiner Vermutung, die ich hierbei hatte voll ins Schwarze getroffen :aikido:
    Ich kann das ja mal trotzdem kurz erläutern: Keks hat ja in einem Part (ich bin gerade zu faul zum suchen) einen Typen versorgt, der vorher von Cayenne ordentlich auf die Fresse bekommen hat xD Und dieser Satz erinnerte mich daran ein bisschen und ich dachte mir nur so "das ist jetzt aber nicht Keks, oder? Doch, das ist Keks. Neeee, kann nicht sein … Oder?!"
    Dann lag ich mit meiner Vermutung also richtig. Freut mich!

    Bevor du aber denkst, dass es offensichtlich war: Nein, denn ich hatte trotzdem meine Bedenken, weil ich außer dem zitieren Satz keinen weiteren Hinweis finden konnte :)

    Also ist Keks mit diesem Talent, Menschen zu heilen, gesegnet und hat aber auch einen Leberschaden? So so.

    Kann weiter gehen :)

  • Spoiler anzeigen

    Keks hat ja in einem Part (ich bin gerade zu faul zum suchen) einen Typen versorgt, der vorher von Cayenne ordentlich auf die Fresse bekommen hat xD Und dieser Satz erinnerte mich daran ein bisschen und ich dachte mir nur so "das ist jetzt aber nicht Keks, oder? Doch, das ist Keks. Neeee, kann nicht sein … Oder?!"

    Und genau das war ein Cookie, den ich versteckt hatte XD Cool, dass du ihn gefunden hast :thumbup:

    Bevor du aber denkst, dass es offensichtlich war: Nein, denn ich hatte trotzdem meine Bedenken, weil ich außer dem zitieren Satz keinen weiteren Hinweis finden konnte

    Sehr gut! Es sollte nämlich nicht so offensichtlich sein :D
    Und zum Rest MIHIHIHIHIHI!
    Aber jetzt erstmal weiter im Text :D

    Auf Strelka fegte ich über den Waldweg. Die Tannenäste hingen tief. Also beugte ich mich weit über den Hals meiner Stute und trieb sie immer weiter an. Wir mussten das Haus fast erreicht haben, wenn Erics Wegbeschreibung stimmte.
    Ich spürte Keks dicht hinter mir. Es machte mich noch wahnsinniger als zuvor ihn in meiner Nähe zu haben. Jetzt nicht mehr, weil er mich mit seiner scheinbaren Unfähigkeit zur Weißglut brachte, sondern weil ich wusste, dass diese nur eine Maske war. Er hatte mich die ganze Zeit belogen. Und was noch schlimmer war: Wenn er einen ähnlichen Zugang zu meinem Innersten hatte wie Jane, nur ohne, dass ich es spürte, was wusste er dann alles?
    War er deshalb immer dann in der Nähe gewesen, wenn ich einen meiner seltsamen Anfälle hatte? Hatte er sie vorausahnen können? Und was wusste er noch alles über mich? Mir wurde schlecht.
    „Cayenne!“, rief Keks. Ich überhörte es und trieb Strelka weiter an. Keks stieß ein Knurren aus. Auch er schlug seinem Pferd die Fersen in die Flanken und schaffte es tatsächlich zu mir aufzuschließen. Er beugte sich hinüber, griff in meine Zügel und zwang Strelka so stehen zu bleiben. Sie wieherte empört auf, als die Trense in ihre zarten Mundwinkel schnitt und tänzelte auf der Stelle, ehe sie sich beruhigte.
    „Was?!“, schrie ich Keks an. Erschrocken stellte ich fest, dass eine Träne über meine Wange kullerte. Verdammt, verdammt, verdammt! Wütend wischte ich sie weg und fixierte Keks. Nichts von seiner sonstigen Schüchternheit, Naivität und Tollpatschigkeit war in seinem Blick zu finden. Ich bildete mir sogar ein, dass er kräftiger und größer war, denn plötzlich spannte sein Hemd an Armen und Brust.
    „Es tut mir leid“, sagte Keks sachte.
    „Was tut dir leid?“, fauchte ich. „Dass du mich belogen hast? Dass du wahrscheinlich ohne mein Wissen in meinen Gedanken und Gefühlen gewühlt hast?!“
    „Du hast doch gar keine Gefühle“, versuchte er zu scherzen.
    Wütend starrte ich ihn an. „So etwas verheimlicht man vor Freunden nicht.“
    Keks ließ meine Zügel los und sah mich wachsam an. „Wir sind also Freunde?“
    „Offensichtlich nicht, Partner.“ Ich spie ihm das Wort abfällig entgegen.
    Mit Genugtuung sah ich, dass ich Keks getroffen hatte. Traurig antwortete er: „Mit so einer Information geht man nicht hausieren.“ Er wich meinem Blick während er es sagte aus. Zu meinem Ärger konnte ich ein Schniefen nicht unterdrücken. „Ist ja auch egal“, brachte ich schließlich hervor und ließ Strelka wieder antraben. Es war zwar alles andere als egal, aber ich fühlte mich plötzlich kraftlos und einer Diskussion mit einem verdammten Halbgott nicht gewachsen.
    „Ich … ich“, setzte Keks an. Ich spürte, dass er etwas Wichtiges sagen wollte, aber ich dachte nicht daran im zuzuhören. Er hatte mir nur mal wieder bestätigt, dass ich alleine besser dran war. Wenn der Käse mit den Gaunern und der Fremden überstanden war, würde ich, wie mit Jane verabredet, zum Hafen zurückkehren und mich von ihr ganz weit weg schippern lassen. Irgendwohin wo mich niemand kannte.
    „Cayenne, bitte! Lass mich doch versuchen, es zu erklären“, probierte Keks es ein weiteres Mal.
    „Es gibt nichts mehr zu klären“, antwortete ich und die Kälte in meiner Stimme jagte mir selbst einen Schauer über den Rücken. Doch ehe Keks etwas erwidern konnte, gab die Wegbiegung den Blick auf eine kleine Lichtung frei. Die Gräser standen beinahe hüfthoch und die Tannen schienen zugleich respektvoll zur Seite zu weichen, wie auch enger zusammenzurücken. So als wollten sie die Lichtung schützen und vor fremden Blicken verbergen. Am seltsamsten jedoch war das Glitzer, das wie Staub in der Luft schwebte. Für einen Moment vergaß ich meinen Ärger auf Keks und vor allem die Frage, was es für mich bedeutete, wenn Keks‘ Verhalten mich so verletze … Stattdessen bewunderte ich das Glitzer. Keks lenkte seinen Hengst neben mich und warf mir noch einen flehenden Blick zu. Ich schaute betont woanders hin. Er seufzte und schien plötzlich müde. Schließlich flüsterte er die Parole: „Wir sind hier um zu sehen, was niemand sehen kann.“
    Das Glitzer in der Luft erstarrte für einen Sekundenbruchteil, dann begann es herumzuwirbeln als sei plötzlich ein heftiger Sturm aufgezogen.

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  • Hallo @Miri

    Ich glaube, dass ich hier ist (neben den Part auf dem Meer xD) mein liebster Teil, den ich von dir gelesen habe! :love: Ich mochte es sehr, dass man hier sehen konnte, dass Cayenne Gefühle hat und diese immer hinter einer Maske versteckt hält. Man sieht, dass sie Keks irgendwie offensichtlich doch mag und auch, dass sie verletzt ist. Sehr sogar.
    Ausserdem finde ich Keks hier extrem gut dargestellt. Irgendwie fallen Cayenne Dinge auf, die ihr vorher nicht aufgefallen sind :rofl: Beinah, als hätte er den Halbgott-Schleier vor ihr gelüftet. Muhahahaha.

    Liebe Grüsse
    Fly

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    Schatten unter London

  • Es scheint mir fast, als hätten beide Personen gespielt, die sie gar nicht sind :whistling:

    Cayenne zeigt, dass sie doch Gefühle hat und MIR zeigt es, dass sie Keks doch etwas mehr mag, als sie immer zugibt. Und Keks gefiel mir ja schon vorher! Hier finde ich, hast du ihm noch einmal mehr Tiefe gegeben. Ich bin gespannt, wie das mit den beiden endet :P

    Spoiler anzeigen

    Die Tannenäste hingen tief. Also beugte ich mich tief über den Hals meiner Stute und trieb sie immer weiter an.

    das zweite "tief" könnte durch "weit" ersetzt werden :)

    Keks ließ meine Zügel los und sag mich wachsam an.

    sah?

    „Mit so einer Information geht man nicht hausieren.“

    Da kann ich ihm nur zustimmen :D

  • hier ein kleiner Einschub zum rumdümpeln ...

    Der Glitzerstaub sammelte sich am hinteren Rand der Lichtung und bildete die Umrisse eines Hauses, das sich langsam materialisierte.
    Ein hübsches, gemütliches aussehendes Haus aus Holzbalken mit einem gemauerten Schornstein an der rechten Seite. Blumenkästen, in denen gelbe und rote Blumenblühten, hingen unter den Fenstern.
    Die Fenster waren glänzten in der Sonne, doch hübsche Gardinen hielten die Blicke der Neugierigen außerhalb.
    Zwei flache Stufen führten zu einer schmalen, einfachen Eingangstür. Statt einer Klinke hatte sie einen goldenen Knauf.
    Ein plötzliches Wispern erfüllte die Lichtung und als ich meinen Blick vom Haus abwandte, stellte ich mit Erstaunen fest, dass der vermeintliche Glitzerstaub zu kleinen, geflügelten Wesen geworden war, die sich flüsternd unterhielten.
    „Feen“, hauchte ich fasziniert und streckte vorsichtig meine Hand nach einer aus. Ich öffnete die Handfläche und eine weibliche Fee, deren Rock ein Blütenkelch war und deren Oberteil aus Blättern bestand, landete darauf. Eine braune Haarmähne fiel ihr hüftlang über die Schultern, die zarten, fast durchsichtigen Flügel schimmerten bläulich.
    Sie sah mich an, stieß ein helles Kichern aus und hob wieder ab. „Folgt mir“, sagte mit piepsiger Stimme. Ohne mein Zutun setzte Strelka sich in Bewegung und lief hinter dem kleinen Wesen her. Wie aus dem Nichts war ein kleiner Trampelpfad erschienen, der genau in der Haustür der kleinen Hütte mündete. Unsere Pferde hielten davor an. Strelka schüttelte aufgeregt ihre Mähne. Die kleine Fee aber machte eine auffordernde Geste. Also sprang ich behände aus dem Sattel, erklomm die beiden Stufen und klopfte vorsichtig an die Tür. Der Knauf klickte und dann schwang die Tür von alleine auf.
    Das Innere der Hütte war durchflutet vom Sonnenlicht und der häusliche Geruch nach einer warmen Mahlzeit hing in der Luft. In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch, mit sechs Stühlen darum. Auf der Platte lagen ein Brettchen, Messer, Rüben, Radieschen, Spinat, Zwiebeln, Sellerie und Rote Beete. Über der Feuerstelle hing ein schwarzer Kessel, dessen Inhalt leise über dem Feuer blubberte. Eine Frau, die vielleicht dreißig oder dreiunddreißig Sommer gezählt hatte, stand davor und schnippelte eine Karotte in den Topf hinein. Sie war üppig gebaut, aber wohlgeformt. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Knoten am Hinterkopf gefasst. Einige Strähnen hatten sich gelöst und baumelten neben ihren geröteten Wangen. Ihr grasgrünen Augen sprühten vor Schalk, als sie sich zu uns umdrehte und uns musterte.
    „Keks, Cayenne“, grüßte sie uns jeweils mit einem Kopfnicken.
    „Woher…?“ Ich brachte meine Frage nicht zu ende, sondern starrte die Frau nur unverwandt an.
    „Sie ist eine Seherin“, erklärte Keks mir.
    Die Seherin nickte. „Ich bin nicht nur eine, sondern die Seherin. Es gibt sonst keine“, berichtigte sie Keks sanft, aber nicht ohne Stolz. „Aber nennt mich einfach Alea.“ Sie beendete ihre Arbeit, legte das Messer auf den Tisch und wischte sich die Hände an der Schürze ab.
    Keks neben mir knabberte nervös an einem seiner unvermeidbaren Kekse und ich spürte die Anspannung, die von ihm ausging. Alea erlaubte sich ein heiteres Grinsen. „Frag mich, was immer du wissen willst. Die Meisten begegnen mir nur einmal im Leben.“
    keks schien vergessen zu haben, dass ich anwesend war oder es war ihm egal, dass ich all seine Fragen mithörte, denn er sprudelte los:
    „Meine Mutter, wo ist sie? Warum hat sich mich und meinen Vater im Stich gelassen? Weißt du, wo mein Vater begraben ist? Habe ich Geschwister?“
    Überrascht stellte ich fest, das Keks so gut wie nichts Persönliches über sich und seine Familie zu wissen schien. Es machte mich melancholisch, denn er hatte bisher den Eindruck erweckt, als sei er glücklich aufgewachsen. Wieder einmal wunderte ich mich, wie wenig ich eigentlich über Keks wusste.
    „Setz dich, Schatz“, forderte Alea Keks auf. Mechanisch ließ dieser sich auf einen Stuhl fallen. Alea setzte sich ihm gegenüber, schob ihm eine Tasse Tee hin, die eben noch nicht da gewesen war und tätschelte seine Hand.
    „Schätzchen, deine Mutter ist nun dort wo alle Götter sind. Sie wohnen nicht mehr bei den Menschen. Schon lange nicht mehr.“
    „Wo?“, fragte Keks. In seiner Stimme mischten sich Enttäuschung, Verzweiflung und Wut.
    „An einem Ort, an den du ihr nicht folgen kannst. Du bist kein richtiger Gott.“
    „Hat sie uns deshalb verlassen?“
    „Hat dein Vater dir nie erzählt, was sich zugetragen hat?“
    Keks schüttelte betrübt den Kopf. „Er konnte nicht darüber reden. Er sagte immer, es sei zu schmerzhaft.“
    Das war der Moment, an dem ich die Hütte verließ. Natürlich war ich neugierig zu erfahren, was es mit Keks Familiengeschichte auf sich hatte, aber es ging mich nichts an. Ich hätte jedenfalls nicht gewollt, dass ein Dritter solche intimen Details aus meinem Leben erfuhr. Eigentlich wollte ich, dass überhaupt niemand diese Details kannte.
    Leise trat ich hinaus und schloss vorsichtig die Tür. Dann ließ ich mich auf die Stufen sinken und beobachtete die Feen, die eifrig über die Lichtung schwirrten.

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  • Es hat mich überrascht, dass Keks die Seherin jetzt mit seinem persönlichem Kram durchlöchert hat. Eigentlich wollten sie ja dem Schmied helfen. Aber es scheint wohl alles irgendwie zusammenzuhängen. Ich bin gespannt :)

    Das war ein schöner Abschnitt! Ich harre also der Dinge :D

    LG

  • Es hat mich überrascht, dass Keks die Seherin jetzt mit seinem persönlichem Kram durchlöchert hat. Eigentlich wollten sie ja dem Schmied helfen. Aber es scheint wohl alles irgendwie zusammenzuhängen.

    Naja, man trifft nicht alle Tage auf eine Seherin, die noch dazu mit deiner Mutter befreundet ist :D
    Das brannte Keks schon ziemlich lange auf der Seele. Dem Schmied wird natürlich auch noch geholfen ^^
    Vielleicht komme ich heute noch zum Schreiben des nächsten Teils :D

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  • Eine gefühlte Ewigkeit später war nun ich diejenige, die am Tisch der Seherin saß. Keks hatte mir auf seinem Weg nach draußen Bescheid gesagt und überließ mir das Gespräch mit Alea, um herauszufinden, wer sie und den Schmied belästigte. Er selbst war im Wald verschwunden, um einen klaren Kopf zu bekommen, wie er gesagt hatte.
    Mit Erstaunen hatte ich festgestellte, dass Tränenspuren auf seinen Wangen geglänzt hatten, aber ich hatte geschwiegen und ihm nachgeblickt. Auf seinem Weg über die Lichtung schien es mir, als sei er absichtlich langsam gelaufen, in der Hoffnung, dass ich versuchen würde ihn einzuholen. Obwohl ich Mitleid mit ihm hatte, drehte ich mich auf der Türschwelle um und trat ohne zurückzublicken in die Hütte hinein. Keks hatte ich mich verletzt und belogen und ich hatte definitiv nicht vor länger als nötig in seiner Gegenwart zu verweilen. Am besten, er gewöhnte sich gleich daran alleine klarzukommen.
    Ich schloss die Tür und setzte mich zu Alea an den Tisch, die mir eine Tasse Tee einschenkte.
    „Danke“, murmelte ich.
    „Interessant“, murmelte sie, als sie sich gesetzt hatte und mich eingehend musterte.
    „Was?“, fragte ich und hielt, die Tasse auf halben Weg zum Mund, inne.
    „Ich kann nichts erkennen. Du bist geübt darin deine Geheimnisse zu verbergen.“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Das hat Jane auch schon gesagt.“
    „Jane Calamity?“
    Ich nickte. Alea warf mir noch einen prüfenden Blick zu, doch es war nicht unangenehm.
    „Ah, dann es ist endlich so weit.“
    „Hä?“, machte ich geistreich. Warum mussten sich Medien immer so unpräzise ausdrücken.
    „Du solltest Keks in deiner Nähe halten.“
    „Das hat Jane mir auch schon gesagt, aber ich wüsste wirklich nicht warum.“ Mürrisch stellte ich meinen Tee wieder ab. Ich hatte keine Lust länger mit diesem Lügner herumzustreifen. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht ihn einen Freund zu nennen?
    Alea lächelte milde. „Jane hat dir diesen Rat gegeben ohne zu wissen, dass sie ihn eigentlich sich selbst gegeben hat. Eure Seelen sind ineinander verwoben. Sie konnte sie nicht auseinanderhalten, als sie sprach. Nicht du brauchst Keks, sondern sie. Deshalb musst du ihn in deiner Nähe halten, bis ihr Zwei euch wieder begegnet. Und das werdet ihr. Ihr zieht euch an wie Honig den Bären.“
    Ich zögerte, doch stellte dann die Fragen, die mich schon eine ganze Weile beschäftigten.
    „Warum ziehen Jane und ich uns an? Warum spüre ich diese Verbindung nicht zu Keks? Er ist doch schließlich auch ein Halbgott.“
    Alea blickte zur Tür und ihr Blickte sagte mir, dass die Beiden nicht nur über Keks Familie gesprochen hatten. Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. Das Gespräch entwickelte sich in eine völlig falsche Richtung.
    „Zum einen, ist die Verbindung, die du und Jane haben auch für Halbgötter sehr außergewöhnlich. Halbgötter besitzen Zugang zum Innersten der Menschen, doch die Menschen spüren in der Regel nichts davon. Du hingegen fühlst dasselbe Jane gegenüber. Deshalb zieht ihr euch an. Ihr seid wie zwei Seiten derselben Medaille. Anfang und Ende. Wohin euch diese Verbindung führt, kann ich allerdings nicht erkennen. Du lässt mich nicht tief genug in dein Leben sehen.“
    Was ich auch definitiv nicht vorhatte. Das ging schließlich niemanden etwas an. Erleichtert kam mir der Gedanke, dass Keks deshalb vielleicht auch nichts hatte erkennen können. Dann hätte er so viel wühlen können, wie er wollte und doch nichts gesehen.
    „Keks hat nichts dergleichen getan“, antwortete Alea auf meine Gedanken. Ich zuckte zusammen. „Er mag dich wirklich sehr. Er hat dir nichts gesagt, weil er dich auf normalem Weg gewinnen wollte. Deshalb hat er auch nicht in deinen Gedanken und Gefühlen gestöbert. Er nur reagiert, wenn er spürte, dass etwas nicht stimmte.“
    Wie gerne würde ich Alea glauben. Ich warf einen Blick zur Tür.
    „Warum soll ich Keks zu Jane bringen?“, fragte ich.
    „Er hat das, wonach sie so dringend sucht.“
    „Und was?“
    Alea schmunzelte. „Hast du nicht selbst zu Jane gesagt, dass es langweilig ist alles zu wissen?“
    Touché, dachte ich. Dieses Gespräch hatte mir einigen Stoff zum Nachdenken gegeben. Weil ich im Augenblick aber auf keinen Fall über Keks nachdenken wollte, wechselte ich das Thema: „Eigentlich sind wir ja wegen den Männern gekommen. Weißt du wer sie sind, was sie wollen und wo wir sie finden? Dann würden wir sie dir und dem Schmied vom Hals schaffen.“
    Alea seufzte. „Das wäre nett. Langsam gehen die mir wirklich auf die Nerven. Weiß der Geier, woher sie wissen, dass der Schmied das Passwort hat und dass ich bei ihm manchmal Sachen bestelle.“
    Fragend blickte ich sie an.
    „Ja, auch mir bleibt einiges verborgen. Aber diese Männer sind ohnehin Taugenichtse, böse Menschen. In ihren Geschichten will ich nicht mehr als nötig herumwühlen.“
    Der überraschende Stimmungswechsel von Alea belustigte mich. Es war schön zu sehen, dass auch sie irgendwo nur Mensch war.
    „Es handelt sich um den verstoßenen Sohn des Grafen von Sandburg.“
    „Sandburg?“, unterbrach ich sie und musste Kichern.
    Alea stimmte mit ein. „Der Name ist in der Tat ziemlich lächerlich. Die Provinz ist es allerdings nicht. Sie liegt weit im Süden und ist ziemlich groß. Die Grafen haben dort die Tradition, dass das Erstgeborene, egal ob Mädchen oder Junge, die Thronfolge antritt. Luis, der Sohn, wollte sich allerdings keiner Frau beugen, also ermordete er seine ältere Schwester. Der Vater machte kurzen Prozess und verstieß seinen Sohn. Nun tritt seine jüngere Schwester die Nachfolge an, wenn es mal soweit ist. Ironie des Schicksals, nennt man das wohl.“ Schadenfreude spiegelte sich in der Stimme der Seherin. „Wie auch immer. Eigentlich sind die hinter mir her, weil sie glauben, dass ich weiß, wo Jane ihren legendenumwobenen Schatz versteckt hat.“
    Ich stutzte. Alle Fäden schienen bei Jane zusammenzulaufen. Lag es an unserer Verbindung zueinander oder war diesmal wirklich einfach nur purer Zufall?
    „Ihr findet die Männer unterhalb Telassars. Dort haben die Wellen ganze Höhlen im Sandstein der Klippe ausgehöhlt. Es gibt einen schmalen Pfad, der vom Westende des Hafens dorthin führt. Seid nur vorsichtig. Der Pfad wird auch von vielen Schmugglern genutzt. Nicht, dass ihr in einen Hinterhalt geratet …“

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  • Guten Morgen @Miri

    Mit Erstaunen hatte ich festgestellte, dass Tränenspuren auf seinen Wangen geglänzt hatten, aber ich hatte geschwiegen und ihm nachgeblickt.

    Ich mag Keks! Er ist nett, er ist eigentlich ziemlich begabt und man ey, er ist ein Halbgott!
    Cayenne spring über deinen Schatten!

    „Du solltest Keks in deiner Nähe halten.“
    „Das hat Jane mir auch schon gesagt, aber ich wüsste wirklich nicht warum.“

    :grinstare:

    Er mag dich wirklich sehr. Er hat dir nichts gesagt, weil er dich auf normalem Weg gewinnen wollte. Deshalb hat er auch nicht in deinen Gedanken und Gefühlen gestöbert. Er nur reagiert, wenn er spürte, dass etwas nicht stimmte.“

    :love: Grrrrrr, schnapp ihn dir Cayenne!

    "Ein Schloss ohne Gruft, das wäre wie, wie ein Einhorn ohne Horn!"

    Eigenes von Fly
    Schatten unter London