Cayennes Schandtaten (Kurzgeschichtensammlung)

Es gibt 124 Antworten in diesem Thema, welches 32.744 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. April 2020 um 09:34) ist von Miri.

  • Ich würde wirklich gerne wissen, was Keks erfahren hat xD

    Außerdem ist er schon süß. Da wollte er doch die kratzbürstige Cayenne auf normale Weise für sich gewinnen - Ihm muss doch klar gewesen sein, dass das nichts wird.

    Cayennes Gedanken selber kann ich - momentan - noch gut verstehen. Sie ist sauer auf ihn, weil er nichts gesagt hat. Allerdings müsste sie sich nur mal überlegen, ob sie selber mit diesem Geheimnis hausieren gegangen wäre - Also ich denke nicht. Schon gar nicht Cayenne.

    Aber ist schon interessant, wie sich die Fäden alle zu Jane bewegen. Ich bin gespannt, was das zu bedeuten hat :)

    LG

  • Gemeinsam mit Tom trabten wir durch die Stadt Richtung Hafen.
    Keks und ich hatten Viola, Jasper und Tom ins Bild gesetzt und Tom hatte sich bereiterklärt uns zu begleiten – schließlich handelte es sich ja auch um drei Gauner.
    Ich war erleichtert, dass Tom mitgekommen war. Zwar musste er jetzt den Prellbock für Keks und mich spielen (was ihn auch nicht gerade amüsierte), aber ich konnte einer Unterhaltung mit Keks aus dem Weg gehen.
    Dass Keks außerdem möglicherweise Recht daran getan hatte seine Herkunft für sich zu behalten, stimmte mich zwar milde, aber ich wollte einfach nicht darüber nachdenken, was das alles für mich bedeutete. Ich war wirklich verletzt und im Umkehrschluss, hatte ich Keks wohl mehr gemocht, als ich mir selbst eingestanden hatte. Und das durfte auf keinen Fall sein. Niemals.
    Als wir die Straße, die vom Marktplatz zum Hafen hinabführte, entlang ritten, tat sich vor mir das Meer in seinen schillernden Farben auf. Die Sonne brach sich funkelnd auf den Wellen, die im Augenblick sanft gegen die Kaimauer schwappten. Das Geräusch beruhigte mich sofort und mein Herz machte einen Sprung, beim Anblick der Schiffe, die vor Anker lagen. Zu meiner Enttäuschung war keins davon die Soraya. Ich seufzte leise.
    Vorsichtig zog ich am Zügel von Strelka, um sie hinter Tom durch das Gedränge zu leiten. Es herrschte Hochbetrieb und die Pferde mussten sich durch ein Meer von Kisten, Fässern, Stoffballen und Menschen schieben. Wir kamen nur langsam voran und zum Glück scheute keins der Tiere.
    Tom kannte den Weg, den die Seherin beschrieben hatte. Die Schmuggler waren ein wohlbekanntes Problem in Telassar und die Stadtwache versuchte regelmäßig den Schmugglern Einhalt zu gebieten. Doch der Weg verzweigte sich rasch, führte durch Tunnel, in denen er sich weiter verästelte, in Sackgassen und Höhlen. So bot er mehr als genug Schutz. Zusätzlich war er schmal und schlängelte sich oft am Hang der Klippen entlang und fiel zum Meer hin steil ab. Deshalb ließen wir die Pferde auch in der Obhut eines Wirts, der an seiner Taverne einen Stall angeschlossen hatte. Tom drückte ihm einige Münzen in die Hand, dann machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Alea hatte uns den Weg ziemlich genau beschrieben. Am Ende würden wir in einer kleinen Bucht ankommen, in der die Gauner ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    Zielstrebig führte Tom uns zum westlichen Rand des Hafens und schlüpfte dort, nachdem er sich aufmerksam umgesehen hatte, hinter einigen verwitterten Holzkisten durch eine mannshohe Hecke.
    Vor uns tat sich ein sehr kurzer Strandabschnitt auf. Beinahe weißer Sand lag weich darauf. Tote Algen und Treibholz waren angespült worden. Hier und da wuchs ein blattloser Strauch. Der Strand verjüngte sich rasch hin zu einem schmalen Pfad, der schließlich in die Steilwand der Klippe überging.
    Er führte in schrägem Winkel an der gelben Sandsteinklippe hinauf und verschwand dann hinter einer kleinen Biegung. Der Pfad selbst war so schmal, dass man gerade einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Ein Fehltritt und man fiel an einer senkrechten Wand hinab ins Meer. Auf den ersten Metern noch nicht sehr gefährlich, aber einige Schritte weiter lag das Wasser schon rund zehn Meter unterhalb des Pfades und noch ein paar Schritte weiter und die Wasseroberfläche würde sich schon als sehr hart erweisen.
    Vorsichtig folgten wir dem Pfad. Ich bemerkte sehr wohl, dass Keks dichter als nötig hinter mir herlief. Wahrscheinlich, um nach mir zu greifen, wenn ich abrutschte. Ich verdrängte seine Gegenwart aus meiner Wahrnehmung und lief aufrecht hinter Tom her. Wir kamen nur langsam voran und ich flehte die Götter an, dass und niemand entgegen kommen möge.
    Irgendwo klackerte es. Einige kleinere Steine rieselten von der Steilwand über uns ab und klatschten in die Wellen unter uns. Unterwegs rissen sie zum Glück nur ein wenig Staub und Sand mit sich. Blinzelnd versuchte ich durch den aufgewirbelten Staub etwas zu erkennen, als plötzlich ein krächzender Schrei ertönte. Ich riss sofort ein Messer aus seinem Futteral, erkannte dann aber, dass es nur eine Möwe gewesen war, die schreiend von der Felswand über uns abgehoben hatte. Wahrscheinlich nistete sie dort oben. Langsam, aber dennoch angespannt, ließ ich das Messer sinken. Ich steckte es nicht wieder zurück, sondern umschloss es mit festem Griff, als wir unseren Weg fortsetzten.
    Nach etlichen Biegungen, Tunneln und einigen Malen auf und ab, sahen wir die Bucht, die Alea uns beschrieben hatte, vor uns liegen. Weder Steine noch Sträucher boten uns Deckung, doch sie schien ohnehin verlassen vor uns zu liegen. Am gegenüberliegenden Ende konnte ich den dunklen Schatten einen Höhleneingangs erkennen.
    „Wir sollten uns in der Höhle verstecken und sie überraschen, wenn sie zurückkommen“, sagte Tom leise.
    Ich nickte. Einen Hinterhalt legen schien mir eine gute Idee zu sein.
    Obwohl niemand in der Nähe zu sein schien, hielten wir uns dicht an der Wand und schlichen zur Höhle hinüber.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Sooo, jetzt komm ich auch nochmal zum kommentieren. Hab immer fleißig mitgelesen, aber kommentieren auf dem Handy ist blöd.

    Die zwei sind so süß :D Mittlerweile bin ich sehr Team Keks/Cayenne^^ Vor allem mag ichs, wie sie immer wieder merkt, eigentlich mag sie ihn doch, aber nicht zugeben will, dass sie Gefühle hat. Welcher Art auch immer.
    Der Teil, in dem es um den Mythos zu Keks ging fand ich recht offensichtlich...also dass Keks gemeint war. Was aber nicht tragisch ist, ich fands eher angenehm, es passte ganz gut in die Geschichte.

    Auf jeden Fall bin ich jetzt sehr gespannt, was mit Jane und Keks passiert und hoffe sehr, dass wir Jane wiedersehen werden^^

  • Jane zwinkerte heftig.
    „Captain? Alles in Ordnung?“, fragte sie ihr erster Maat.
    Jane spürte, wie er ihr prüfend die Finger an die Adern an ihrem Handgelenk legte. „Dein Puls rast!“, stellte er schockiert fest und vergaß dabei die respektvolle Anrede.
    Jane ließ sich gegen die Reling sinken. Woher kam das Flackern vor ihren Augen? Der rasende Puls? Sie hatte doch bis eben nur am Steuerrad gestanden. Plötzlich spürte Jane ein heftiges Brennen, wie bei einem Messerstich, in der Seite. Sie stöhnte, presste ihre Hand darauf. Zu ihrer Erleichterung quoll kein Blut aus ihrem Körper, dabei war sie sicher, dass dort welches sein müsste. Was zur Hölle war hier los? Und dann fügten sich die Bilder, die vor ihrem Auge durcheinander und unkontrolliert geblitzt hatten, zu einem Film zusammen.
    Sie lehnte an einer Felswand aus gelbem Sandstein. Sie waren in einen Hinterhalt geraten. Um sie herum tosten Kampfgeräusche. Männer brüllten. Keks! Dort konnte sie Keks sehen. Er schlug sich wacker. Das hätte sie ihm gar nicht zugetraut. Und wer war das? Der Hüne, der wie ein wütender Bär unter den Feinden tobte? Jane wusste, dass er Tom hieß. Sie warf einen Blick an sich herunter. Aus ihrer Seite quoll Blut. Ihr Atem ging rasselnd. Aber der Schmerz ließ langsam nach, betäubt vom Adrenalin. Davon würde sie sich nicht unterkriegen lassen. Sie stieß von der Wand ab und stürzte sich mit dem Langmesser in der Hand auf den nächstbesten Feind. Cayenne!, durchfuhr es Jane. Wo war Cayenne? Rote Strähnen wirbelten vor ihren Augen und endlich sickerte Erkenntnis durch die verwirrte Jane. Sie selbst war Cayenne oder besser gesagt in ihrem Geist.
    „Nein!“, rief sie verzweifelt und schlug den Maat, der sie versuchte zu stützen, zur Seite. Jane stolperte zum Steuerrad. Sie Cayenne helfen, aber wohin? Jane atmete tief durch und zwang sich ihre Schultern zu entspannen. Sie schloss die Augen und versuchte bewusst in Cayennes Geist einzutauchen.

    Wo bist du?
    Sie spürte, wie sich Entsetzen in Cayenne breit machte, die nun die fremde Seele in sich wahrnahm. Doch gleich darauf wurde sie durch Erkennen und Erleichterung ersetzt.
    Schmugglerbucht.

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    - F. Scott Fitzgerald

  • Ja! Danke @Miri ein kleiner Abschnitt von Jane! Und dann noch ein richtig toller! :rolleyes: Also nicht so toll für Cayenne, aber richtig schön von dir geschrieben! Und ich weiss, eigentlich müsste ich ja Cayenne am liebesten haben in der Geschichte, aber ich liebe liebe Jane!

    "Ein Schloss ohne Gruft, das wäre wie, wie ein Einhorn ohne Horn!"

    Eigenes von Fly
    Schatten unter London

  • Hallöchen @Miri :)

    Ich habe direkt mal beide Parts aufgeholt, die mir noch gefehlt haben :D

    Ich war wirklich verletzt und im Umkehrschluss, hatte ich Keks wohl mehr gemocht, als ich mir selbst eingestanden hatte.

    Jahaaaaa :nummer1:

    Und das durfte auf keinen Fall sein. Niemals.

    Okay :|

    dass und niemand entgegen kommen möge.

    uns?

    Cayenne und Keks … Daraus werde ich wohl nie schlau xD
    Aber wir werden sehen!

    Jetzt im aktuellen Part scheint ja ordentlich was los zu sein - Jane verletzt? Und Cayenne auch? Ich bin gespannt darauf zu erfahren, was da genau passiert ist bzw. schief gegangen ist :schiefguck:
    Denn ein Überraschungsmanöver scheint ja nicht geglückt zu sein?

    Fragen über Fragen! Aber ich warte … kein Problem :D

    LG

  • Und ich weiss, eigentlich müsste ich ja Cayenne am liebesten haben in der Geschichte, aber ich liebe liebe Jane!

    Achwas XD Cayenne ist ja schon eine kleine Giftspritze XD
    Cayenne muss sich auch meine Liebe mit Jane teilen :rofl:

    Fragen über Fragen! Aber ich warte … kein Problem

    Dann ist gut XD Ich hoffe, ich komme vielleicht sogar heute dazu einen weiteren Part zu schreiben :D
    PS: Jane hat es nicht erwischt, nur Cayenne. Jane hat es durch die Verbindung nur mitbekommen und es fühlt sich wie ihre eigene Verletzung an. Vielleicht kann ich an dem Part noch ein wenig basteln :hmm:

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  • Keks beobachtete, wie sich Cayenne trotz der Stichwunde wieder in den Kampf stürzte. Ihr erhöhter Puls führte dazu, dass sie noch mehr Blut verlor, aber sie ließ sich nicht beirren.
    Einerseits konnte Keks nicht anders als sie zu bewundern. Sie war stark und mutig und kämpfte ohne Rücksicht auf Verluste. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihn und Tom. Anderseits war es genau ihre Furchtlosigkeit, die sie nun das Leben kosten konnte. Er musste ihr helfen.
    Als Halbgott war er bei Weitem nicht so wehrlos, wie er immer vorgegeben hatte. Schließlich konnte er in den Geist der Feinde tauchen, ihre Bewegungen und Schläge vorhersehen und ihre Attacken so leicht parieren oder gar kontern. Dennoch: Die Gegner waren zahlreich. Wie auch immer waren sie in einen Hinterhalt geraten und wenn kein Wunder geschah, würden sie dabei draufgehen.
    Plötzlich erregte ein Punkt am Horizont seine Aufmerksamkeit. War das ein Schiff?
    Keks fing einen Fausthieb ab und platzierte dafür seinerseits seine Faust im Gesicht seines Gegenübers. Der Punkt kam rasch näher und schon erkannte er die blutroten Segel.
    „Die Soraya!“, stieß er erleichtert aus. Mit neuer Kraft und neuem Mut setzte er sich gegen seine Feinde zur Wehr und kam Schritt für Schritt näher an Cayenne heran, deren Lippen mittlerweile gefährlich farblos wirkten.
    Der Wind schien günstig zu stehen (oder Jane den Wind um Beistand gebeten), denn die Soraya näherte sich ungewöhnlich schnell. Auch die Banditen hatten mittlerweile bemerkt, dass sich etwas tat. Doch Tom, der wie ein Berserker den Angriffen mit seinem Schwert standhielt, versperrte den einzigen Fluchtweg über die Klippen. So blieb den Gaunern nur der Rückzug in die Höhle oder der Kampf. Sie entschieden sich für Letzteres.
    Keks dämmerte, dass sie die Soraya wahrscheinlich ebenfalls erkannt hatten und nun kämpften, um ein Druckmittel gegen Jane in der Hand zu haben. Die Gier nach dem Schatz schien ihnen den Verstand zu vernebeln.
    Endlich rauschte die Soraya beinahe ungebremst in die seichten Gewässer hinein und kam einige Meter vor dem Strand schlitternd zum Stehen. Sofort ergoss sich eine Flut kampfbereiter Matrosen von der Reling über Strickleitern hinab ins Wasser. Kampfesschreiend stürmten sie auf die Bucht zu und überrannten die Feinde.
    Oben auf der Reling, am Bug des Schiffes stand Jane und beobachtete das Geschehen. Keks sah die Anspannung in ihrem Gesicht. Sie musste an Bord bleiben und tatenlos zusehen, was nun geschah. Keks, erleichtert vom Eintreffen der unerwarteten Hilfe und voller Freude darüber, dass sich das Blatt zu wenden schien, bemerkte erst, dass etwas nicht stimmte, als Jane einen verzweifelten Schrei ausstieß. Keks fuhr herum und musste mitansehen, wie Cayenne nur wenige Schritte hinter ihm in die Knie sank. Er hatte nicht mehr auf das Kampfgeschehen geachtet und einer der Banditen hatte sich hinterrücks an ihn heran geschlichen. Cayenne war dazwischen gegangen, dafür steckte nun ein Messer beinahe bis zum Heft versenkt in ihrem Bauch. Ihre Augen weiteten sich vor Schmerz, doch aus ihrem Mund kam statt einem Schrei nur Blut. Keks war vor Entsetzen wie gelähmt. Doch Tom rannte herbei und mähte den Mann, der gerade zum tödlichen Stoß gegen Cayenne ansetzte, einfach um.
    „Cayenne!“, ertönte ein gequälter Schrei hinter ihm. Abermals drehte Keks sich um und sah, wie Jane in ihrer Angst um Cayenne einfach vom Schiff sprang und auf den Strand zu rannte. Kaum, dass ihre Füße trockenen Boden berührten, brach auch Jane zusammen. Nach atemringend krümmte sie sich auf dem Boden. Kalter Schweiß trat auf ihre Stirn, aber sie kroch weiter voran. Gurgelnde Laute ertönten und Keks erkannte, dass es Cayenne war, die sich nun ebenfalls am Boden krümmte und nach Luft schnappte, blutigen Schaum auf den Lippen. Hektisch und überfordert irrte sein Blick zwischen beiden Frauen hin und her.
    „KEKS!“, brüllte Tom ihn an und versetzte ihm einen Hieb an die Schulter. „Mach was, verdammte Scheiße!“
    Und Keks, endlich aus seiner Starre gerissen, wusste plötzlich was zu tun war.

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    Jetzt folgen nur noch zwei Teile :panik:
    Zumindest dieser Episode :D
    Von mir aus kann es gern weitergehen ^^

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  • „Deine Mutter hat dich nie ganz verlassen.“ Von einem Augenblick auf den anderen begriff Keks, was die Seherin gemeint hatte. In seinem Innern fügten sich die Puzzlestücke zusammen. Zuerst Jane.
    Er sprinte auf die Halbgöttin zu, deren Haut mittlerweile alt und schrumpelig aussah, doch die sich tapfer kriechend immer weiter nach vorne zog.
    Er ließ sich neben ihr auf die Knie fallen und kramte in seiner Hosentasche.
    „Iss“, sagte er schließlich sanft und hielt Jane einen Keks vor den Mund. Sie hatte nicht die Kraft Fragen zu stellen, also biss sie mühsam hinein. Augenblicklich beruhigte sich Atem, und damit auch der von Cayenne. Ihre Haut glättete sich. Erschöpft drehte Jane sich auf den Rücken, um zu Atem zu kommen und ihr ursprüngliches Selbst anzunehmen. Doch Keks konnte nicht warten. Sofort sprang er auf und stürzte zu Cayenne zurück. Ihre roten Haare waren zerzaust und voller Sand, ihre Haut fahl, die Lippen blutleer und blass. Sie hatte mittlerweile das Bewusstsein verloren. Tom kniete über ihr und presste sein Hemd auf ihren Bauch. Es hatte sich rot gefärbt.
    „Cayenne, bleib mir!“, flehte Keks, als er sich neben ihrem Kopf niedersinken ließ. Er wusste, dass seine Kekse hier nicht halfen. Sie waren für die lebenden Toten gedacht, nicht für die sterbenden Lebendigen. Gerade als er sich ihre Wunde genauer ansehen wollte, nahm er ein leichtes Zupfen an seiner Seele wahr.
    In diesem Augenblick sank Jane, immer noch etwas außer Atem, auf der anderen Seite von Cayenne in den Sand.
    Keks Blick traf den von Jane und in dem Moment spürten sie es.
    Jane, die der beiderseitigen Verbindung zu Cayenne schon gewiss war und Keks, dem sich diese Verbindung nun offenbarte.
    Überrascht stellte er fest, dass das Zupfen von Cayenne ausging. Ein Sog, so unwiderstehlich, dass er sich ihm fügte. Er spürte, dass auch Jane dem Ziehen nachgab und sie beide im Strudel namens Cayenne verschwanden.
    Es war nichts Bedrohliches. Eher angenehm. Instinktiv wussten die beiden Halbgötter, was zu tun war. Im Geiste fassten sie sich bei den Händen und ließen der Energie freien Lauf. Jane ihrer Tapferkeit und Durchhaltevermögen, Keks seinen heilenden Kräften.
    „Das gibt’s doch nicht“, hauchte Tom. Er hatte sein Hemd von der Wunde genommen und sah nun dabei zu, wie sich der Schnitt sich langsam schloss.
    Plötzlich wurden Keks und Jane neben ihm zur Seite geschleudert und Cayenne kam japsend zu sich.
    Benommen rappelten sich die beiden Halbgötter auf und beobachteten gemeinsam mit Tom, wie Cayenne flatternd die Lider aufschlug.
    „Was ist passiert?“ Cayennes Stimme klang brüchig und trocken.


    Epilog
    Ausschnitt aus „Vorhersagen und Prophezeiungen“ von Alea der Seherin

    Die Götter haben sich aus der Welt der Menschen zurückgezogen, doch sie ließen ihre Söhne und Töchter zurück. Als Halbgötter waren sie nicht würdig genug, um ins neue Königreich der Götter einziehen zu können.
    Doch eines Tages wird es passieren, dass die Halbgötter mächtiger werden als ihre göttlichen Eltern. In einem ihre Kräfte gebündelt, werden sie Welt voller Leidenschaft und Abenteuerlust auf den Kopf stellen.

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    „KEKS!“, brüllte Tom ihn an und versetzte ihm einen Hieb an die Schulter. „Mach was, verdammte Scheiße!“
    Und Keks, endlich aus seiner Starre gerissen, wusste plötzlich was zu tun war.

    Aber echt ey xD Mach doch was!

    Epilog
    Ausschnitt aus „Vorhersagen und Prophezeiungen“ von Alea der Seherin


    Wow. Warte... Zu Ende? Wie, was … warum?
    Frag mich nicht warum, aber für mich persönlich kann das nicht das Ende sein. :rolleyes:

    Also: Die Kekse, die Keks immer futtert, sind eine Art … Medizin? Die konnte es Jane jetzt ermöglichen, an Land zu krabbeln, ohne dahingerafft zu werden? Und die beiden haben ihre Kräfte als Halbgötter gebündelt, um Cayenne zu helfen bzw. sie vor dem Tod zu bewahren? Nice!

    Ich kann mit dem Ende dieser Episode gut leben, auch wenn ich mir vielleicht noch einen Part gewünscht hätte xD
    Aber ich halte meinen Rand und genieße das jetzt! :P

    Also von mir aus können wir direkt mit der nächsten Schandtat starten! :thumbup:


    LG

  • Hey @Miri

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    Oh nooo! Zu Ende? :D Also sind Kekses Kekse doch nicht für nichts ... :love: und wie Cayenne gerettet wurde fand ich auch ziemlich cool! Eine Weile sah es ja ziemlich brenzlig aus!
    Das einzige was ich gerne noch wissen würde ... wie stehen Keks und Cayenne nun zueinander? :panik:

    Mir hat es immer richtig Spass gmeacht deine Teile zu lesen und mit Cayenne an Land aber auch auf hoher See zu sein! Und Jane ist dir wirklich gelungen!

    Liebe Grüsse
    Fly

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    Schatten unter London

  • „Iss“, sagte er schließlich sanft und hielt Jane einen Keks vor den Mund.

    Oh mein Gott, Kekses Kekse sind wirklich zu etwas gut :panik:
    Eine sehr schöne Idee. Schade, dass es hier schon vorbei ist, ich hätte mir noch eine Szene zwischen Keks und Cayenne gewünscht, wo die zwei endlich mal klären, was denn nun zwischen ihnen abgeht, oder eben auch nicht. Aber wer weiß, vielleicht hast du dir das für die nächste Schandtat aufgespaart?
    Ich meine, jetzt wo Jane einen Fuß auf festes Land setzen kann, hat sie einiges nachzuholen, was die ganze Welt angeht und ich bin sicher, Keks und Cayenne wären eine angemessene Begleitung, um schön alles auf den Kopf zu stellen :D

  • Cayennes Schandtat #2

    Ich hatte meine Haare zu einem lockeren Zopf geflochten, der bis über meine Brust hing. Ich trug einen kleinen silbernen Anker als Kette an einem Lederband. Dazu eine einfache, weiße Bluse, die nicht ganz zugeknöpft war und eine braune Lederhose, die knapp unter meiner Taille endete. Meine abgewetzten braunen Stiefel ergänzten meinen Auftritt.
    Es war Janes Idee gewesen mir ein paar von ihren Sachen auszuborgen.
    Anfänglich hatte ich mich gewehrt, aber ich musste mir eingestehen, dass ich mich in meinem ganzen Leben noch nie so anziehend und hübsch gefunden hatte. Selbst meine blass-grauen Augen schienen nicht mehr diesen toten Ausdruck zu haben. Meine Haare mussten im flackernden Schein des Feuers beinahe blutrot wirken.
    Wie von selbst hatten meine Hüften begonnen sich beim Gehen zu wiegen und als ich die Schenke betrat, wandten sich zum ersten Mal nicht alle Blicke wieder sofort von mir ab.
    Keks, der betont lässig an der Theke lehnte, verschluckte sich an seinem Bier, als er mich in den dunklen Raum kommen sah. „Für mich auch eins“, sagte ich beiläufig zum Wirt und stellte mich zu Keks.
    Ich konnte sehen, wie er mich aus den Augenwinkeln beobachtete.
    „Wie komme ich zu der Ehre?“, fragte er schließlich und wandte sich mir zu. Einen leicht bitteren Unterton konnte er aus seiner Stimme nicht verbannen.
    Ich konnte ihn tatsächlich verstehen. Seit dem Vorfall in der Bucht hatten wir nicht mehr miteinander geredet. Ich hatte mein Bestes gegeben, ihm aus dem Weg zu gehen und viel mit Jane zusammengesteckt. Sie war es auch gewesen, die mich letztendlich überzeugt hatte, dass ich Keks nicht ewig aus dem Weg gehen konnte.
    Widerwillig war Keks meiner Einladung in die Schenke gefolgt. Er schien hin und her gerissen zwischen Freude und schlechter Laune. Jetzt, so im Nachhinein betrachtet, konnte ich mir beim besten Willen auch nicht mehr erklären, wieso ich mich von Jane hatte breitschlagen lassen, mich so raus zu putzen. Das war dem Anlass völlig unangemessen. Ich wollte mich lediglich entschuldigen und ihn bitten, mich und Jane zu begleiten. Plötzlich nervös fuhr ich mit einem Finger den Rand meines Bierkruges nach, den der Wirt mir hingestellt hatte.
    „Ich … also“, setzte ich an und brach wieder ab. Ich begegnete Keks‘ Blick, aber er schien es mir nicht allzu leicht machen zu wollen, sondern blickte mich nur auffordernd an.
    „Es tut mir leid“, nuschelte ich schließlich in meinen Bierkrug.
    „Wie bitte?“, fragte Keks. Ein schadenfrohes Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Ich seufzte und fragte mich, ob es das überhaupt wert war.
    „Es tut mir leid“, wiederholte ich lauter.
    „Was tut dir leid?“
    Ich stöhnte genervt. „Ernsthaft?“
    „Ja, ernsthaft.“
    Um Zeit zu schinden, nahm ich einen tiefen Schluck von meinem Bier und ließ ihn langsam meine Kehle hinunter rinnen. Als hätte Keks sich mit Ruhm bekleckert. Er hatte sich auch noch nie bei mir entschuldigt … Obwohl, so ganz stimmte das nicht. Schließlich hatte er den ganzen Weg zur Seherin versucht sich zu entschuldigen. Ich hatte ihn nur nicht gelassen.
    Innerlich verdrehte ich die Augen. Alleine war alles so viel einfacher gewesen. Keine zwischenmenschlichen Komplikationen, keine Rücksichtnahme, keine Enttäuschung - aber auch keine Freunde.
    Ich holte tief Luft. „Es tut mir leid, dass ich dich die ganze Zeit ignoriert habe.“
    „Uuuuuuund?“
    Ich knallte meinen Krug auf den Tresen. „Was denn noch?“
    Keks grinste. „Ich helfe dir mal auf die Sprünge: Danke, dass …“
    Jetzt verdrehte ich nicht nur innerlich die Augen und sagte so schnell ich konnte: „Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.“
    Ich schüttelte mich leicht. Toll, jetzt stand ich auch noch in Keks Schuld. Vielleicht hätte ich einfach ins Gras beißen sollen. Dämlicher Überlebenswille. In einem Zug kippte ich mein restliches Getränk hinunter. Ich wollte nicht wissen, wohin das führte, wenn ich länger blieb. Ich hatte mich entschuldigt und bedankt und Keks hatte seinen Spaß gehabt. Haken dran, erledigt. Ich legte einige Groschen auf den Tresen und wandte mich, ohne Keks noch eines Blickes zu würdigen, zum Gehen.
    Als ich etwa die Hälfte der Strecke zur Tür zurückgelegt hatte, hörte ich, wie Keks seinen Krug auf den Tisch knallte und dann hastige Schritte, die mir folgten.
    „Das reicht mir nicht!“, rief Keks quer durch den Schankraum, während er mir folgte.
    Mir riss der Geduldsfaden. Mit zornesfunkelnden Augen fuhr ich herum und sah Keks ebenso wutschnaubend auf mich zueilen.
    „Was willst du denn no-“ Seine Lippen auf meinen unterbrachen mich. Er legte seine Hände in meinen Nacken und auf meine Hüfte und zog mich unnachgiebig enger an sich, als er mich küsste. Unwillkürlich schloss ich die Augen, fühlte seine erhitzten Lippen auf meinen. Der Kuss dauerte nur einen Augenblick und wurde begleitet von dem Gejohle und Pfiffen der anderen Gäste der Taverne. Dann zog Keks sich zurück und musterte mich herausfordernd.
    Völlig verwirrt und entgeistert konnte ich nur zurück starren. Endlich stammelte ich nur ein „Ich … Wir sehen uns morgen“ und stürmte aus der Schenke.

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    Einmal editiert, zuletzt von Miri (26. November 2019 um 15:32)

  • Cool. Eine neue Schandtat :thumbup:

    Ich fand den Teil sehr gut. Vor allem, weil er fast an die anderen Parts anschließt. Es ist schön, dass da nicht so viel Zeit vergeht.

    Die Szenerie Keks - Cayenne war natürlich von Feinsten. Keksi ey - seitdem er offenbart hat, dass er ein Halbgott ist, hat der ganz schönes Selbstbewusstsein bekommen :D

    Und Cayenne weiß plötzlich nicht, wie sie mit dem Kuss umgehen soll - vor einigen Parts hätte sie Keks dafür ungebremst ins Gesicht geschlagen :ugly: Aber gut, das zeigt einem, das die beiden irgendwie zusammen gehören <3

    Weiter, weiter!

  • Finster geradeaus starrend saß ich auf Strelkas Rücken und ließ mich von ihr landeinwärts tragen.
    Jane und Keks hatte ich einen Zettel hinterlassen, auf dem stand, dass ich alleine aufgebrochen war und wir uns im Dorf Rogel, etwa eineinhalb Tagesreisen von Telassar entfernt, treffen würden.
    Ich hatte keine Lust gehabt mit den Beiden unterwegs zu sein. Keks hatte mich gestern völlig überrumpelt und das Schlimmste war, dass ich ihn nicht dafür geschlagen hatte.
    Heute Morgen, als es noch dunkel gewesen war, war es eine Wohltat gewesen in meine eigenen Kleider zu schlüpfen. Meine eigene weiße Bluse, meine braune Lederhose mit den vielen Laschen, in denen Messer, einige Dietriche oder einfach gar nichts steckten, meine Stiefel und vor allem mein bodenlanger und völlig abgetragener Ledermantel. Mit jedem Kleidungsstück hatte ich wieder ein wenig zu mir selbst gefunden. Entschlossen hatte ich die Nachricht auf einen Zettel gekritzelt und war losgeritten. Es tat gut mal wieder ganz alleine unterwegs zu sein. Seit langem konnte ich mal wieder den Geräuschen des erwachenden Waldes lauschen. Strelkas Hufschlag klang gedämpft auf einem Bett auf Tannennadeln und Laub. Ich beobachtete wie die Eulen schlafen gingen und die Hasen erwachten.
    Nach einer Weile hatte ich den Gipfel der Klippe, an deren Flanke Telassar thronte, erreicht und brach aus dem Wald hervor. Vor mir erstreckte sich eine atemberaubende Landschaft.
    Saftig grüne Wiesen ergossen sich Richtung Südosten steil bergab und wechselten sich mit Weinreben ab. Dichter Bodennebel hing noch darüber und funkelte golden im Licht der aufgehenden Sonne. Die Luft war frisch und kühl, doch der rosa gefärbte, aber wolkenlose Himmel, versprach einen sonnigen und warmen Septembertag.
    Gelöst drückte ich meine Fersen in Strelkas Flanken und gehorsam trabte sie los. Wir hatten es nicht eilig.

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  • Huhu Miri :)

    Hm. Da ist sie wieder, die kratzbürstige Cayenne. Cayenne, die lieber alles im Alleingang erledigen möchte. Dabei hat sie mit Jane und Keks zwei wunderbare Freunde (in Keks Fall vielleicht sogar mehr - wer weiß - ich gebe die Hoffnung noch nicht auf xD).
    Nun bin ich aber gespannt wie ein Flitzebogen, was die neue Schandtat überhaupt ist

    Spoiler anzeigen

    dass ihn nicht dafür geschlagen hatte.

    hier fehlt nach "dass" ein "ich"?

    Vor mir erstreckte sie eine atemberaubende Landschaft.

    sich?

    Saftig grüne Wiesen ergossen sich Richtung Südosten steil bergab und wechselten sich mit Weinreben ab. Dichter Bodennebel hing noch darüber und funkelte golden im Licht der aufgehenden Sonne. Die Luft war frisch und kühl, doch der rosa gefärbte, aber wolkenlose Himmel, versprach einen sonnigen und warmen Septembertag.
    Gelöst drückte ich meine Fersen in Strelkas Flanken und gehorsam trabte sie los. Wir hatten es nicht eilig.

    Mega schöne Beschreibung! :hail:

    Vielen Dank für diesen - wiedermal - wunderbaren Teil! Es macht echt Spaß, Cayennes Geschichten zu verfolgen! :)

    LG

  • Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten wir Rogel. Statt der erwarteten eineinhalb Tagesreisen hatte ich zwei benötigt. Die Ruhe und die Landschaft waren aber auch einfach zu verlockend gewesen.
    Strelka trabte zwischen den ersten Häusern hindurch. Sie waren aus Holz gebaut, mit einfachen Strohdächern. Aus den Ställen der Gehöfte hörte man noch vereinzelt Schafe blöken, Kühe muhen oder Hühner gackern. Die Dämmerung legte sich wie ein samtenes Tuch über das kleine Dorf und ließ die aus blanker Erde bestehen Straßen beinahe schwarz erscheinen. Je mehr ich mich dem Dorfplatz näherte, desto lauter wurde es. Strelkas Ohren zuckten nervös hin und her. Ich tätschelte ihr beruhigend den Hals. Es war nichts weiter, als der Lärm, der aus der Schenke hallte.
    Gegenüber der Taverne band ich Strelka an einen in den Boden getrieben Pfosten neben die Tiere von Keks und Jane. Sie hatten die kürzere Route gewählt und waren schon da.
    Ein im Wind baumelndes Schild verkündete, dass die Schenke „Schwarzer Bock“ hieß. Die Fenster waren hell erleuchtet. Der schiefe Gesang ließ die feucht-fröhliche Stimmung im Inneren erahnen. Ohne zu Zögern öffnete ich die baufällig Holztür und trat ein. Der Lärm verstummte nicht. Kaum einer nahm Notiz von mir. Stattdessen standen Männer und Frauen auf den Bänken und schunkelten lauthals Lieder grölend vor sich. Einen Musiker gab es nicht, aber das schien die Stimmung nicht zu dämpfen.
    Fleißige Kellerinnen huschten zwischen den Tischen umher und schenkten Krüge nach oder brachten fettiges Essen, um die Auswirkungen des Alkohols einzudämmen.
    Ganz hinten am Tresen entdeckte ich Keks und Jane. Zurückgezogen beobachteten sie das Geschehen. Als Jane mich entdeckte, winkte sie mir fröhlich zu und hob einen Krug, um zu bedeuten, dass sie mir schon etwas bestellt hatte.
    Ich schlug mich nach hinten zu ihnen durch und ließ mich auf den Hocker neben Jane fallen. Dankbar nahm ich Met, Brot und Käse an und begann zu essen.
    „Was ist hier eigentlich los?“, fragte ich mit vollem Mund und versuchte dabei den Krach zu übertönen.
    „Keine Ahnung“, brüllte Jane über dem Lärm hinweg. „Ich glaube, irgendwer hat Geburtstag.“ Keks zuckte nur stumm mit den Schultern und wandte sich wieder seinem Braten zu.
    „Warum bist du ohne uns los?“, fragte Jane nach einer Weile und so leise, dass Keks sie nicht verstehen konnte.
    „Musste den Kopf frei kriegen“, antwortete ich gleichgültig.
    Jane zog die Augenbrauen in die Höhe und warf einen fragenden Blick auf Keks. Ich blieb ihr eine Antwort schuldig und konzentrierte mich darauf, den Käse in kleine Würfel zu schneiden. Jane seufzte. „Ihr Beide macht mich noch wahnsinnig … Oh, das kenne ich!“
    Jane lachte, kletterte auf ihren Hocker und begann das neu angestimmte Lied aus vollem Halse mitzugrölen.
    Ich schüttelte grinsend den Kopf und auch Keks konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Jane war und blieb eine Piratin. Aber es war erfrischend sie dabei zu haben, denn sie sah die Welt mit ganz anderen Augen. Alles, was für uns alltäglich war, war für sie neu und faszinierend.
    Nach einer Weile wandte ich mich von Jane ab, die sichtlich Spaß hatte, und ließ meinen Blick über die Menge gleiten. Schließlich entdeckte am Kopfende des größten Tisches das Geburtstagskind. Was …?!
    Ohne nachzudenken, ließ ich mich vom Hocker gleiten und drängelte mich durch die Menschenmasse.
    Das Geburtstagskind, ein großer Mann mit breiten Schultern, schmaler Hüfte und vollem, blonden Haar, bemerkte mich. Sofort begann er zu strahlen.
    „Saaaaam“, rief ich freudig und breitete die Arme aus.
    „Cayenne! Was machst du denn hier?“, begrüßte er mich und stand auf. Ohne Umschweife rammte ich ihm meine Faust ins Gesicht.
    Mit einem Mal war es totenstill in der Taverne. Der Gesang war verstummt, die Gäste erstarrt. Sam musterte mich fassungslos und tastete nach seiner Lippe, die in Windeseile anschwoll. Blut klebte an seinen Fingerspitzen.
    Dann brach die Hölle los. Die Männer gingen auf mich los, ich entwischte den meisten ihrer Hiebe und teilte selbst welche aus. Jane und Keks fackelten nicht lange und stürzten sich ebenfalls in die Keilerei, um mir zu helfen.
    Bierkrüge flogen, Bänke wurden geworfen, Tische umgestoßen. Der Streit eskalierte zu einer handfesten Schlägerei.
    Ich stand zwischen Keks und Jane auf dem Dorfplatz. Wir hatten das allgemeine Durcheinander genutzt, um uns aus dem Staub zu machen. Die Männer waren so betrunken, dass sie sich an den Auslöser der Keilerei schon nicht mehr erinnern konnten und einfach wahllos Leute vermöbelten. Wie es das Klischee verlangte, flog plötzlich ein Mann durch das Fenster. Glas splitterte und klirrte, als der arme Tropf dumpf auf dem kalten Boden aufschlug und dort stöhnend liegen blieb. Ich beobachtete breit grinsend das Geschehen und klopfte mir lässig den Staub vom Mantel.
    „Nicht witzig“, schimpfte Keks neben mir. Er hatte ein Veilchen abbekommen. Auch Jane neben mir war eher minder amüsiert, doch sie hatte es zumindest ohne sichtbare Verletzungen aus der Taverne geschafft. „Was bei dem Bart meines Vaters sollte das?!“

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald