Die Nächte von Markhaven [Arbeitstitel]

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.165 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (15. Mai 2019 um 19:04) ist von fluminenz.

  • Hallo,

    anbei ein kleiner Teil von dem was ich geschrieben habe. Das ist das erste mal, seitdem ich irgendwie 15 bin, dass ich mich wieder ans Schreiben gemacht habe (ich bin jetzt ein wenig 30+). Bin also noch recht unsicher was viele Aspekte anging. Hab das auch über ne Woche gammeln lassen, wollte noch etwas ERfahrung sammeln, in dem ich ein paar Geschichten hier lese (aber leider noch kein Feedback geben können, weil ich da noch nicht so richtig eine Meinung mir bilden konnte oder dachte, dass ich wirklich was Kluges beitragen könnte). Ich bin also konstruktiver Kritik sehr offen gegenüber. Der Arbeitstitel ist wirklich so gemeint.. ich hab den mir jetzt gerade ausgedacht, damit ich überhaupt ein Threadtitel habe (und die GEschichte geht nicht mal Nachts los.. Die grobe Storyline mit Abschluss habe ich schon etwa im Kopf, aber jetzt fehlt noch ein bisschen Schreibarbeit, die ich leider aufgrund von Arbeit nicht angehen konnte... also los geht es:

    Teil 1

    Die Mittagssonne brannte von einem klaren Himmel hinab. Kamu spürte einen Schweißtropfen seine Stirn herunterkrabbeln, wie ein hartnäckiger kleiner Käfer. Seine weite Leinenstoffhose, die sonst eher immer zu groß war, klebte etwas an seinen dürren Beinen. Schwarzer Staub von den schweren Kohlekörben bedeckte seine gebräunte Haut und formte mit seinem Schweiß eine klebrige Schicht.

    „Komm, Junge. Wenn wir heute wieder so spät fertig werden, kann ich mich auf ein Donnerwetter von Gristel gefasst machen.“,

    hörte er hinter sich. Die helle, fistelige Stimme von Domick klang eher belustigt als besorgt und dennoch war es sicherlich nicht ganz unwahr, was der alte Calheanner von sich gab. Der Mann mittleren Alters war gedrungen und hatte üppige Rundungen – ein Resultat von Gristels deftiger Küche. Dennoch wuchtete er fast im doppelten Tempo ihr geladenes Gut über die Reling und sein rhythmisches Schnaufen klang so, als würde sein Körper diese Anstrengung gewöhnt sein. Im späten Frühling wurde der aridische Ozean oft von wilden Stürmen heimgesucht, die fast die gesamte Schifffahrt zum Erliegen brachten. Die Sturmzeit wich dann meist ein heißer Sommer, die Händlern aus allen Ecken der Welt erlaubten wieder in See zu stechen. Oft waren es die Segel der Koruthunischen Handelsflotten, die sich aus dem Horizont erhoben, um mit ihren Erträgen aus ihren Minen und Schmieden zu handeln. Für den gierigen Lormack war ein außerordentlich heißer Tag kein Grund, warum nicht alle Aufträge erledigt werden konnten. So kam es schon oft vor, dass Kamu und sein Partner nicht vor Sonnenuntergangen auf den Kanälen unterwegs waren und neues Brennmaterial in das Schmiedeviertel brachten.

    „Ich denke Gristel hätte es besser wissen müssen, als sie eine Kanalratte geheiratet hat.“,

    erwiderte der junge Mann gepresst und hievte angestrengt einen weiteren gefüllten Behälter hinauf. Unter dem lauten Geräuschpegel emsiger Handwerker und den lauten Rufen von anderen Träger ging die leise und weiche Stimme unter und Kamu war eigentlich froh, dass Domick ihn wahrscheinlich nicht gehört hatte. Bald hatten sie die restlichen Kohlekörbe abgefertigt und machten sich wieder auf den Weg zum Hafenmarkt. Zum Glück war dies der angenehme Teil seiner Arbeit, denn der Kahn war nun leer und um einiges leichter. Als ein Kind der Flussmenschen von Macun war Kamu das Reisen auf Wasserwegen gewohnt und steuerte sie sicher mit dem Stakholz durch den breiten Kanal. Bekannte Gesichter der anderen Kanalratten kamen ihnen entgegen, riefen ihnen freundliche Grußworte entgegen oder winkten nur, während sie ihre eigene Fracht zu den Zielorten brachten. Auf den engen Uferwegen drängte sich eine Menschenreihe und schlurfte ihn mit schwermütigen Schritten entlang. Es waren Sklaven. Menschen, die aus allen Winkeln und Orten der drei Kontinente herstammten, aber dennoch eins teilten: sie hatten ihre Freiheit und eigenen Willen verloren, als ihr Dorf überfallen wurde, sie ihre Schulden nicht begleichen konnten oder das Schicksal ihnen üble Streiche spielte. Die Meisten waren nur mit spärlichen und zerrissenen Lumpen bekleidet und eine lange Kette verbanden ihre Knöchel, sodass keiner auch nur auf die Idee einer Flucht kommen konnte. Jeder von ihnen trug einen Ring um den Hals, um sie zu jeder Zeit erkennbar zu machen, sollte einer von ihnen die Flucht wagen. Die ausdruckslosen Gesichter spiegelten gebrochene Menschen wieder, die ihrem Schicksal bereits ergeben waren und ihren Meistern keinen Ärger machen würden. Diese trieben ihre menschliche Ware vor sich hin mit gelegentlichen Peitschenschlägen und wüsten Beschimpfungen. Zumindest konnten die armen Seelen laufen und brauchten keinen Lastkahn, sodass man als Kahnfahrer meist nicht mit den Sklaven in Kontakt geriet. Beschämt wandte der Flussjunge sein Blick ab. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ihm ein ähnliches Schicksal ereilen können.
    Er vermisste sein altes Dorf, mit den am Ufer gebauten Häusern, die auf erhöhten Konstruktionen aus Holz standen. Er vermisste die Bootsfahrten durch den dichten Wald zu den Obstbäumen und das Fischen mit seinen gezähmten Kormoranen. Doch die Vögel waren nun fort. Genauso wie seine Freund und Verwandten aus dem Dorf und er konnte kaum mehr als nur hoffen, dass sie noch lebten.

    In dem trüben Kanalwasser der ersten freien Stadt wollte er nicht fischen. Das Wasser roch nicht nach Natur, sondern nach Menschen. Falls es überhaupt Lebendiges in diesen Gewässern gab, dann ernährte es sich wahrscheinlich von dem Unrat, was die Bewohner in den Kanal schütteten. Er vertrieb seine Gedanken an die Vergangenheit mit einem kurzen Kopfschütteln, als würden sie so aus seinen Ohren herausfallen und in der Brühe des Kanals versinken, und trieb den Kahn an den armen Seelen vorbei.
    Er hatte nun die vordersten Reihen eingeholt und warf einen verstohlenen Blick in die Menschenmenge. Ein hochgewachsener Mann zog sofort seinen Blick an. Trotz der schweren Ketten und der zerschlissenen Kleidung umringte ihn eine Aura der Würde. Seine Haare waren in langen schwarzen Zöpfen geflochten und seine Haut sehr dunkel. Die Arme und Beine, die unter den Kleiderfetzen zu sehen waren, zeugten von einem harten Leben. Aber dies war kein Bauer gewesen oder Handwerker. Seine Körperhaltung war die von Jemanden, der Befehle gab. Womöglich war dieser Mann ein Adeliger oder ein Krieger gewesen. Aber jetzt war er ein Sklave. Kamu hatte Menschen aus seinen Ländereien schon früher gesehen. Selten zwar besuchten sie die Stadt, um Handel zu treiben. Doch sie kamen stets auf temperamentvollen Pferden geritten und brachten Gewürze und gefärbte Stoffe aus dem Süden, die sehr begehrt waren. Kurz hinter dem Hünen ging eine junge Frau, die seinem Äußeren sehr ähnelte. Es konnte seine konnte seine Tochter sein, dachte der Kahnfahrer. Plötzlich hob sie ihren Kopf und blickte ihm direkt in die Augen. Mit einem Mal wurde Kamu in einen Strudel gezogen. Der Boden unter seinen Füßen verschwand und sein Geist schwebte in einer Hülle Bewunderung. Er sah Stolz, Trotz und Stärke. Diese Frau war keine Sklavin und würde niemals eine werden, egal wie schwer die Ketten waren und wie hart die Peitschenhiebe. Sein Magen zog sich zusammen, als eine tiefe Trauer in ihm aufzog, wie eine kalte Regenfront. Es schien ihn so falsch, was diesen Menschen widerfahren war und ganz besonders dieser Frau.

    „Hey, pass auf!“,

    ertönte es vor Kamu und ein leichter Hieb traf sein Schienbein. Domick grunzte ärgerlich.

    „Sag mal träumst du? Schau nach vorne, wenn du den Kahn antreibst.“,

    setzte er nach. Er blickte in die Richtung der Frau und dann wieder zurück zu seinem jungen Partner.

    „Denk nicht an die. Die sind sicherlich zu den Koruthunern unterwegs. Wenn du in den Norden verschifft wirst, siehst du wahrscheinlich nie wieder die Sonne in den Kohleminen. Arme Schweine. Wobei die zwei Sandschlangen da sicherlich im Norden als Attraktion gelten werden. Wenn sie Glück haben arbeiten sie in einem Haushalt“

    Kamu biss sich auf die Lippen. Glück konnte so ein loses Konzept sein. Für den alten Lormack war Glück vielleicht eine pralle Kasse am Ende des Geschäftstages und für Domick war es ein ruhiger Abend mit seiner Ehefrau. Aber für diese zwei Seelen war es großes Glück nicht in den vereisten Minen den Tod zu finden und stattdessen womöglich als Attraktion von einem reichen Adeligen zur Schau gestellt zu werden. Das Glück war ein grausamer Spieler.


    Mit einem kräftigen Schub beschleunigte er seinen Lastkahn. Die Muskeln spannten sich und schmerzten, als hätten sie lange geruht und müssten erst wieder an ihre Aufgabe erinnert werden. Das Deck war leer und die Kohlekörbe fort. Dennoch fühlte sich alles schwerer an, als es jemals zuvor getan hat.

  • Hallo @wiesenleger!
    Ich finde Deinen Stil angenehm flüssig und Deine Beschreibungen sehr plastisch. Ich hatte von Anfang an klare Bilder im Kopf, wie in einem Film :) . Großes Kompliment!
    Du lässt es hier noch langsam angehen, stellst die Charas vor und charakterisierst sie, darf ich daraus schließen dass dies ein längeres Teil wird?
    Deine Art, wörtliche Rede in Leerzeilen zu verpacken ist etwas gewöhnungsbedürftig für mich, gibt dem Ganzen aber eine ausgesprochen individuelle Note :D . Ich liebe dramaturgische Experimente (wie meine Kritiker wohl aus leidvoller Erfahrung wissen)!


    Schweißtropfen seine Stirn herunterkrabbeln, wie ein hartnäckiger

    diese Formulierung ist etwas seltsam, finde ich. Vielleicht: herabkitzeln?

    als sie eine Kanalratte geheiratet hatte.“,

    Auf den engen Uferwegen drängte sich eine Menschenreihe und schlurfte ihn mit schwermütigen Schritten entlang

    Du verwendest den Plural. Besser: sie

    Ansonsten finde ich nichts zu bekritteln. Wirklich gut gemacht :) !

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • Hey @wiesenleger,

    ich habe mal reingelesen. Meine Anmerkungen packe ich dir in den Spoiler :)

    Spoiler anzeigen

    Seine weite Leinenstoffhose, die sonst eher immer zu groß war, klebte etwas an seinen dürren Beinen.

    Ist vielleicht Geschmacksache, aber von dem einen oder anderen Füllwort könnte man sich sicher trennen. Dann klingt es gleich prägnanter und nicht so relativiert..."etwas" und" eher" nimmt wieder einen Teil der Beschreibung zurück, finde ich :hmm:


    „Komm, Junge. Wenn wir heute wieder so spät fertig werden, kann ich mich auf ein Donnerwetter von Gristel gefasst machen.“,

    hörte er hinter sich.

    In diesem Fall der wörtlichen Rede am Ende bitte keinen Punkt ^^


    Die helle, fistelige Stimme von Domick

    Okay, ich oute mich jetzt mal als total unwissend ... aber das Wort musste ich tatsächlich gerade googeln. Das hatte ich so noch nicht gehört. Nun bin ich also schlauer.... "von der Sprechstimme unangenehm hochklingend"..... Ah ha :)


    Die Sturmzeit wich dann meist ein heißer Sommer, die Händlern aus allen Ecken der Welt erlaubten wieder in See zu stechen.


    Das klingt für mich ein wenig seltsam.. nur so vom Gefühl her :hmm: Vielleicht: Die Sturmzeit wich dann meist einem heißen Sommer.... oder Der Sturmzeit folgte dann meist ein heißer Sommer... (würde ich sagen)

    Dann ist der Bezug nicht ganz klar. Wenn du fortfährst mit :.... die Händlern erlaubten in See zu stechen, dann frage ich mich, auf was sich das "die" bezieht. Auf "die Sturmzeit"? Aber das würde ja keinen Sinn ergeben .... also meintest du vielleicht:

    Die Sturmzeit wich dann meist einem heißen Sommer, "der" den Händlern aus allen Ecken der Welt erlaubte, wieder in See zu stechen....(?)


    ür den gierigen Lormack war ein außerordentlich heißer Tag kein Grund, warum nicht alle Aufträge erledigt werden konnten. So kam es schon oft vor, dass Kamu und sein Partner nicht vor Sonnenuntergangen auf den Kanälen unterwegs waren und neues Brennmaterial in das Schmiedeviertel brachten.


    Wer oder was ist ein Lormack? Du benutzt das Wort hier wie selbstverständlich...ist Domick damit gemeint? Ein zweiter Name oder eine Bezeichnung für die Rasse? Hilf mir mal auf die Sprünge :)

    Ich glaube außerdem, hier ist was durcheinandergeraten... meintest du vielleicht: ... dass Kamu und sein Partner bis weit nach Sonnenuntergang auf den kanälen unterwegs waren..... oder eventuell: .... dass Kamu und sein Partner bereits weit vor Sonnenaufgang auf den Kanälen unterwegs waren... :hmm: (Rainbow ist verwirrt)


    „Ich denke Gristel hätte es besser wissen müssen, als sie eine Kanalratte geheiratet hat.“,

    erwiderte der junge Mann gepresst

    Das Gleiche wie oben: kein Punkt in dem Fall


    Unter dem lauten Geräuschpegel emsiger Handwerker und den lauten Rufen von anderen Träger ging die leise und weiche Stimme unter und Kamu war eigentlich froh, dass Domick ihn wahrscheinlich nicht gehört hatte.


    Blau ist Wiederholung ^^ ... und gelb wären für mich wieder klassische Füllwörter, auf die man eigentlich getrost verzichten könnte.


    und eine lange Kette verbanden ihre Knöchel,


    eine lange Kette verband

    Die ausdruckslosen Gesichter spiegelten gebrochene Menschen wieder,


    wider

    Beschämt wandte der Flussjunge sein Blick ab. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ihm ein ähnliches Schicksal ereilen können.

    seinen Blick.... hätte ihn....


    Genauso wie seine Freund und Verwandten aus dem Dorf und er konnte kaum mehr als nur hoffen, dass sie noch lebten.

    seine Freunde


    dann ernährte es sich wahrscheinlich von dem Unrat, was die Bewohner in den Kanal schütteten.

    von dem Unrat, den die Bewohner


    Er vertrieb seine Gedanken an die Vergangenheit mit einem kurzen Kopfschütteln, als würden sie so aus seinen Ohren herausfallen und in der Brühe des Kanals versinken, und trieb den Kahn an den armen Seelen vorbei.

    Eine schöne Beschreibung :thumbsup:


    Es konnte seine konnte seine Tochter sein, dachte der Kahnfahrer.

    da ist was reingerutscht ^^


    Der Boden unter seinen Füßen verschwand und sein Geist schwebte in einer Hülle ... Bewunderung.

    in einer Hülle von Bewunderung (?)


    Es schien ihn so falsch, was diesen Menschen widerfahren war und ganz besonders dieser Frau.

    ihm

    Für den alten Lormack war Glück vielleicht eine pralle Kasse am Ende des Geschäftstages und für Domick war es ein ruhiger Abend mit seiner Ehefrau.

    Alle klar, hier wird deutlich, dass Lormack NICHT Domick ist.... aber wer ist Lormack? Der Chef? Ich fände es gut, wenn du das am Anfang deutlicher hervorkehrst, um Irritationen zu vemreiden. (nur so ne Idee)

    Mal abgesehen von ein paar Rechtschreibfehlern und ein paar stilistischen Stolpersteinen finde ich das als Einstieg schon gar nicht schlecht. Eventuell könntest du noch ein bisschen mehr Atmosphäre aufbauen, indem du ein paar Gerüche und Geräusche einfließen lässt...die Umgebung noch etwas mehr beschreibst....aber das sind nur Kleinigkeiten. So als Grundgerüst finde ich das schon ganz gut und der kurze Text weckt Lust und Interesse weiterzulesen. Man fragt sich, was Kamu passiert ist und wie seine Vergangenheit aussieht...außerdem lässt du bereits durchblicken, dass es ein ganz interessantes Gesellschaftssystem ist, in dem deine Geschichte spielt...Sklaverei ist offenbar selbstverständlich...

    Bin mal gespannt, was du draus machen wirst ^^


    LG,
    Rainbow

  • Wow, das war schnelles Feedback. Danke ich werde es nochmal überarbeiten. Schon irre wieviel durch rutscht, obwohl man das noch 3 mal gelesen hat und nach Wiederholungen usw nachschaut. Aber man darf sich anscheinend auch nicht auf die Korrektur von MS Word verlassen :)

    Ich denke in der Sache mit Lormack werde ich noch etwas nachbessern. In meinem Kopf war es klar, dass es mit den wenigen Hinweisen der BOss sein müsste.. Aber andererseits warum sollte ich überhaupt so ein Geheimnis drum machen.

    Nochmals danke, das motiviert weiter zu machen. :)

  • Das fängt ja interessant an... wie Kamu wohl den "Sandschlangen" wieder begegnen wird? Reist er in den Norden? :?:
    Deine Geschichte hat mir jedenfalls Lust auf mehr gemacht, vor allem, die Welt, die dahinterliegen zu scheint!

    Zu Lormack: Ich habe es gleich so verstanden, dass er der Chef von Domick und Kamu ist, aber in einer Welt voller neuer Begriffe kann das schon irreführend sein, wenn zunächst nicht klar ist, ob es ein Name oder die Bezeichnung einer Gruppenzugehörigkeit ist.
    Ansonsten kann ich alles, was Rainbow geschrieben hat nur unterschreiben!

    diese Formulierung ist etwas seltsam, finde ich. Vielleicht: herabkitzeln?

    herabkitzeln klingt in meinen Ohren ehrlich gesagt wesentlich seltsamer als herabkrabbeln...

    als sie eine Kanalratte geheiratet hatte.“,

    Warum denn hier Plusquamperfekt? ?( Das passt doch weder inhaltlich ("als", nicht "nachdem") noch zum Stil der wörtlichen Rede.

    Über ein paar Stellen bin ich beim Lesen gestolpert und will mal versuchen, eine konstruktive Kritik zu formulieren - mal sehen, ob mir das gelingt...

    Spoiler anzeigen

    Kamu spürte einen Schweißtropfen seine Stirn herunterkrabbeln, wie ein hartnäckiger kleiner Käfer.

    zwischen "herunterkrabbeln" und "wie" braucht es kein Komma.

    Die helle, fistelige Stimme von Domick klang eher belustigt als besorgt und dennoch war es sicherlich nicht ganz unwahr, was der alte Calheanner von sich gab. Der Mann mittleren Alters war gedrungen und hatte üppige Rundungen – ein Resultat von Gristels deftiger Küche.

    Ist Domick eher alt oder eher im mittleren Alter? Eine der beiden Angaben würde ich weglassen, sie passen nicht ganz zusammen und sind eh eine Dopplung.

    Dennoch wuchtete er fast im doppelten Tempo ihr geladenes Gut über die Reling und sein rhythmisches Schnaufen klang so, als würde sein Körper diese Anstrengung gewöhnt sein.

    Durch den KonjunktivII klingt es so, als wäre Domick die Anstrengung in Wirklichkeit gar nicht so gewohnt wie man meinen könnte, wenn man sein Schnaufen hört. Ist die alte Kanalratte aber doch tatsächlich, oder? ;) Das würde ein "liess ahnen, dass" oder ein "zeigte, dass" besser ausdrücken.

    Oft waren es die Segel der Koruthunischen Handelsflotten, die sich aus dem Horizont erhoben, um mit ihren Erträgen aus ihren Minen und Schmieden zu handeln.

    ihren - ihren ...
    und erheben sich Segel nicht für gewöhnlich über den Horizont?

    Unter dem lauten Geräuschpegel emsiger Handwerker und den lauten Rufen von anderen Träger ging die leise und weiche Stimme unter und Kamu war eigentlich froh, dass Domick ihn wahrscheinlich nicht gehört hatte.

    Trägern
    Bei "unter, und" habe ich noch gelernt und bin aus Texten gewohnt, dass ein Komma dazwischen gehören würde (zwischen zwei Hauptsätze auch bei und), aber das ist anscheinend seit 2012 freiwillig. Na dann, die alte Regel fand ich angenehmer zum Lesen, aber die neue ist natürlich einfacher anzuwenden. ;) Das gibt's noch ein paar mal, aber das zähl ich dann nicht mehr auf.


    Bald hatten sie die restlichen Kohlekörbe abgefertigt und machten sich wieder auf den Weg zum Hafenmarkt.

    ;) abfertigen ist eine ungewöhnliche Wortwahl an dieser Stelle. Passt für mich nicht zum entladen eines Frachtkahns.

    Bekannte Gesichter der anderen Kanalratten kamen ihnen entgegen, riefen ihnen freundliche Grußworte entgegen oder winkten nur, während sie ihre eigene Fracht zu den Zielorten brachten.

    bis zur Mitte des Satzes passt es ja noch mit dem Subjekt, aber haben wirklich die Gesichter gewunken 8o:D ?

    Menschen, die aus allen Winkeln und Orten der drei Kontinente herstammten, aber dennoch eins teilten: sie hatten ihre Freiheit und eigenen Willen verloren, als ihr Dorf überfallen wurde, sie ihre Schulden nicht begleichen konnten oder das Schicksal ihnen üble Streiche spielte.

    Nach Doppelpunkt: "Sie" groß.
    vor eigenen Willen fehlt ein Wort ("ihren"?), das "ihre" von der Freiheit passt nicht dazu

    Diese trieben ihre menschliche Ware vor sich hin mit gelegentlichen Peitschenschlägen und wüsten Beschimpfungen.

    ich denke, beim "vor sich ... treiben" passt ein her besser als ein hin. Es sei denn, du wolltest ausdrücken, dass die Sklaventreiber gelangweilt und nicht so ganz bei der Sache waren.

    Genauso wie seine Freund und Verwandten aus dem Dorf und er konnte kaum mehr als nur hoffen, dass sie noch lebten.

    Das empfinde ich als eine unnötige Abschwächung der Aussage - ich denke, er konnte nur hoffen, dass sie noch lebten. Oder gibt es da noch etwas, das er tun kann, was ich als geneigter Leser noch nicht weiß?

    In dem trüben Kanalwasser der ersten freien Stadt wollte er nicht fischen.

    Da bin mir immer noch nicht sicher, ob ich es verstanden habe. Was ist die "erste freie Stadt"? Die erste Stadt, in die er kam, nachdem er sein Heimatdorf verlassen hatte? Die Stadt, in der sie jetzt grade sind? Beides auf einmal? ;) Und hat sie keinen individuellen Namen - du hast ansonsten für (fast) alles und jeden einen passenden, tollen Namen gefunden, nur die Stadt bleibt abstrakt? Und wovon ist sie frei - von Sklaverei, von einem Königreich, von einem Namen... ;)

    Kamu hatte Menschen aus seinen Ländereien schon früher gesehen.

    Ländereien bezeichnet normalerweise das Eigentum eines Fürsten oder Bauern oder ... ich nehme an, du meinst damit das Heimatland des auffälligen Kriegers. Das wäre einfacher zu formulieren, wenn du diese Heimat irgendwie benennst und nicht vor uns geheim hältst... :D

    Dennoch fühlte sich alles schwerer an, als es jemals zuvor getan hat.

    der zweite Teilsatz wirkt irgendwie klobig auf mich. Mein Vorschlag wäre: "als es jemals zuvor getan hat."


    Uff, da ist jetzt doch noch mal einiges zusammengekommen. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht krumm, aber du hattest ja um Feedback gebeten. Wenn ich mal was hier veröffentliche, freu ich mich, wenn du dich revanchierst - und ich bin gespannt, wie es mit Kamu und Markhaven (Ist DAS die Stadt? Das Land? Der Kontinent?) weitergeht!