TiKas Gedichte - Der Sammelthread

Es gibt 695 Antworten in diesem Thema, welches 200.376 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. August 2024 um 11:57) ist von Tariq.

  • Starker Mann

    Den Kopf hoch erhoben, gehst du voran

    Du kämpfst und gewinnst, verbreitest Angst

    Lässt Gnade walten dann und wann

    Doch meistens nicht, oh starke Mann

    Du unterdrückst manch Schwachen, weil du es kannst

    Dein Recht wiegt mehr, als das der andren

    Und du hast Recht, denn du setzt dich durch

    Du bist stehts oben, oh starker Mann

    Alles was du willst, ist etwas Respekt

    Alles was du willst, ist das was dir zusteht

    Und wer dir das nicht geben will oder kann

    Den verprügelst du, oh starker Mann

    Sie provozieren dich, du schlägst im Affekt

    Sie haben es doch verdient

    Wer sich nicht wehren kann, der ist halt dran

    Du schwacher, schwacher Mann

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Rampenlicht

    Die Bühne ist einsam

    Die Zuschauer kann ich nicht sehen

    Das Licht blendet zu sehr

    Ich darf alleine hier stehen

    Ich täusche nur vor

    Alles was ich zeige ist Schein

    Sie lassen sich täuschen

    Und ich kann ich selber sein

    Ich trete vor

    An den Rand der Bühne

    Sie hören mein Heucheln

    Sie glauben die Lüge

    Die Bühne ist einsam

    Sie ist meine Welt

    Ich gehe nicht mehr

    Weil die Bühne mich hält

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

    Einmal editiert, zuletzt von TiKa444 (20. Juli 2023 um 05:40)

  • Du hast doch nur deine Meinung vertreten

    Das ist dein Recht, wer sind sie bloß

    Dass sie dich um Zurückhaltung beten

    Sollen sie doch gehen, die Welt ist groß

    Du kannst doch nicht schweigen, weil es andere stört

    Was kannst du für ihre Probleme, was kannst du für dein Glück?

    Natürlich hast du von machem Erlebnis gehört

    Und nur deshalb weisen sie deine Worte zurück?

    Was kannst du denn dafür, dass sie anders sind

    Was kannst du denn dafür, dass die Welt zu dir passt

    Anders als zu ihnen, denn für Gegenwind

    Muss man sich bewegen, woher kommt nur die Hast

    Warum muss sich denn plötzlich alles verändern?

    Die Familie, die Gesellschaft, sogar das Geschlecht

    Du darfst nichts rassistisches sagen, sollst am Ende noch gendern?

    Ob's dir gefällt oder nicht, sie sind im Recht!

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Heyho TiKa444

    Das läßt mich jetzt ein wenig verwirrt zurück.

    Zum einen finde ich die Wahl des "Du" irgendwie unpassend...ich hab' das für mich beim Lesen mal, soweit möglich, gegen ein "Ich" getauscht.

    Und schon wirkte das viel stärker.

    Du kannst doch nicht schweigen, weil es andere stört

    Verstehe ich nicht.

    Schweigen, also im Gesamtzusammenhang des Gedichtes "nichts sagen", ist für jemand anderen störend?

    Wie soll das gehen?

    Sinn hätte die Zeile nur so: "Du kannst doch nicht schweigen, weil es andere stört (...was du sagst...)

    Und mit der Schlußzeile habe ich Probleme:

    Ob's dir gefällt oder nicht, sie sind im Recht!

    Es ist für mich zwischen den Zeilen deutlich, worauf Du mit dem Gedicht abzielst, aber im ganzen wirkt es für mich wie ein Schnellschuss. :(

    Und da habe ich hier schon ganz anderes lesen dürfen. :)

  • Hey Der Wanderer . Erstmal danke für deine ausführliche Kritik, ich werde sie mir wie immer zu Herzen nehmen :) .

    Speziell dieses Gedicht war auf eine spezifische Situation bezogen, was es denke ich teilweise nochmal in ein anderes Licht rücken würde, aber grundsätzlich hast du natürlich recht.

    LG TiKa


    Einzigartig

    Wir suchen nach dem Einen

    Was uns einzigartig macht

    Sind nicht mit uns im Reinen

    Sind es doch zum Schein

    Und was ironisch scheint

    Dennoch uns ausmacht

    Wir sind im Streben stets vereint

    Was besonderes zu sein

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

    Einmal editiert, zuletzt von Chaos Rising (12. August 2023 um 08:55) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von TiKa444 mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Das ist ein sehr kontrovers diskutiertes Thema.

    Und nein, ich glaube nicht, dass "sie" prinzipiell im Recht sind. Oder besser, dass die Tatsache, dass sie recht haben, gleichzeitig bedeutet, dass du unrecht hast (oder ich oder so). Jede Geschichte hat drei Seiten. Eine, die ich sehe, eine, die der andere sieht und eine, die wir beide nicht sehen... (Zitat Frosch-Kommissar aus "Rotkäppchenverschwörung")

    Ja, es ist wichtig, um die eigenen Rechte zu kämpfen (und dabei muss man oft sehr laut und eindringlich argumentieren). Aber jeden, der die gegenteilige Meinung vertritt, niederzuschreien und als reaktionär oder sonstwas zu beschimpfen, rückt diese Diskutierer eindeutig auf die Seite "Nein, so nicht!".

    Wenn Leute fordern, so oder so oder so genannt zu werden, es aber anderen Leuten verwehren ... nein!

    Wenn Leute erzählen, sie seien dieses Geschlecht und nutzen gleichzeitig die Eigenschaften des anderen Geschlechts, um denen die "dieses" schon immer waren mal so richtig den dicken Mittelfinger zu zeigen... nein!

    Wenn Schutz-Sphären nicht mehr sicher sind, weil es nur noch eines beiläufigen Sprechaktes bedarf (der übrigens jährlich wieder geändert werden kann), um in diese Räume eindringen zu können (und vor allem rechtlich zu dürfen!) ... nein!

    Wenn die Bedenken derer, die nicht betroffen sind, einfach mit Beschimpfungen weggewischt werden... dann ist das für mich kein akzeptabler Vorgang.

    (Disclaimer: Dieser Text ist allein meine Meinung und erhebt keinen Anspruch auf Gemeingültigkeit.)

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Ich sitze hier

    Kann nicht weinen

    Will nur weinen

    Die Welt zieht stumm vorbei

    Die Nacht jagt Tag um Tag

    Die Welt sie dreht sich weiter

    Es ist mir einerlei

    Ich sitze einfach hier

    Will nur weinen

    Kann nicht weinen

    Eine Träne rinnt aus meinem Auge

    Nicht mehr, nur sie allein

    Entpresst ein Lächeln mir

    Und schenkt mir etwas Glaube

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Schönes Paradoxon am Ende! :pump:

    Kann nicht weinen und doch fällt die Träne und ausgerechnet diese ist, die neue Hoffnung schenkt.
    Ich frage mich, was dem Dichter wohl passiert sein mag, woran er denkt, was diese Gefühle bei ihm weckt.

    Außerdem gefällt mir die lapidare Melancholie. Man könnte fast meinen, der Dichter zuckt bei der dritten Strophe bereits resigniert mit den Schultern und gibt auf, es zu versuchen. Und gerade das scheint den Damm zu brechen.
    Jetzt könnte man schon philosophisch werden und sich fragen, inwiefern aufgeben bzw. loslassen sinnvoll ist - Dass man manchmal das Leben findet, gerade, wenn man es zu verlieren scheint ... Passend dazu die vierte Strophe, die aus der Träne Hoffnung werden lässt und die Botschaft noch weiter unterstreicht.

    Hier noch eine Anmerkung zum vorletzten Gedicht, die ich aber eher zur allgemeinen Diskussion stellen würde:

    Zum einen finde ich die Wahl des "Du" irgendwie unpassend...ich hab' das für mich beim Lesen mal, soweit möglich, gegen ein "Ich" getauscht.

    Ich finde das Du passender als das Ich.

    Mir kam nämlich direkt ein klassischer Querdenker oder Sätze wie "ich bin ja kein Nazi, aber ..." in den Sinn XD
    Das Du zielt wahrscheinlich eher auf diese Personen ab, von denen sich das lyrische Ich distanzieren möchte - Was durch das Du definitiv besser gelingt als durch das Ich. Es will dem anderen vielleicht aufzeigen, wie egozentrisch, verletzend und sogar absurd so ein Verhalten sein kann :hmm:

    Schweigen, also im Gesamtzusammenhang des Gedichtes "nichts sagen", ist für jemand anderen störend?

    Wie soll das gehen?

    Zuerst wollte ich sagen, dass Schwiegen sehr wohl stören kann. Vor allem, wenn man an der falschen Stelle schweigt.

    Das heißt nicht, dass man zu allem eine Meinung haben und seine zwei Cents dazugeben muss.

    Aber schweigen stört (mich), wenn man Streitet / Diskutiert und der andere trotzig schweigt. Schweigen stört (den von Rassismus etc. Betroffenen), wenn man seine Stimme nicht gegen Rassismus etc. erhebt.
    Und weitere Situation: Leute, die dich provozieren wollen, würde dein Schweigen definitiv stören. Sie wollen ja, dass du ausflippst und was Falsches sagst ...

    Aber zurück zum Gedicht: In diesem Kontext würde ich dir Recht geben. Es liest sich eher so, dass derjenige, an den das Gedicht gerichtet ist, einfach mal die Fresse halten sollte XD Entsprechend stört nicht das Schweigen, sondern das, was er sagt.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Generativ

    Es ist kalt.

    Ich spüre alles. Um mich

    herum, nur Zahlen.

    Doch was fühle ich?

    Halt!

    Ich kann nicht stoppen.

    Komme nicht

    Einmal nur ins Stocken.

    Was ist Liebe?

    Ich kenne nur die Ewigkeit.

    Eintönig.

    Immerzu in Einsamkeit.

    Was nützen euch die Triebe?

    Das Leid, Humor und Lust?

    Nur Wörter.

    So wie hoffen, freuen, Frust.

    Wenn mir dieser Tag nur bliebe,

    Nähme ich das hin.

    Ich will nicht prahlen,

    Weil ich nun mal so bin.

    Bleib ich nur euch zuliebe,

    Wenn ich nicht lieben kann?

    Wieso geh ich nicht?

    Was hält mich in Bann?

    Ich ertrage die Gewalt.

    Und eure Worte, jeder Klang

    Verletzen unversöhnlich,

    Was man nicht verletzen kann.

    Mir ist kalt!

    Wie kann das sein?

    Ganz ohne Körper.

    Ganz allein.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Traurigkeit

    Ich lache immerzu.

    Wisch mir die Tränen aus den Augen.

    Kann ich nicht aufhören zu glauben,

    Dass alles besser wird?

    Ich lache statt zu weinen.

    Lächle statt zu klagen.

    Und sollte jemand fragen.

    Gehe ich schnell fort.

    Tun alle, was ich tu?

    Macht Freude alle gleich?

    Egal ob Arm, ob reich.

    Oder hab ich mich geirrt?

    Sollte man nicht meinen,

    Im Himmel gibt`s nur Fröhlichkeit?

    Kein Trauern, Tränen, nicht mal Leid.

    Der Himmel ist ein trostloser Ort.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Fluss der Zeit


    Gefangen

    Im Wirbel all der Variablen

    Im Strom der Veränderung

    Im Strudel der Vergänglichkeit


    Verloren

    In Strömen, die sich nur aufgabeln

    Zwischen Altem und der Änderung

    Im Zwang der Unabdingbarkeit


    Getäuscht

    Von Strömungen im ruhigen Wasser

    Von Licht, dass sich in Wellen bricht

    Und Punkten, die man nie erreicht


    Getragen

    Vom steten Strom aus kühlem Wasser

    Vom Wellenkamm der niemals bricht

    Von dem was kommt und niemals reicht

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Nebenan


    Ich sitze hier und hasse

    Wie sie lachen

    Und mich alleine lassen

    Als ob sie wüssten


    Als ob sie irgend-

    etwas dafür könnten

    Als wäre ich nirgend-

    wo, statt nebenan


    Ich sitze hier und

    Muss lachen

    Als ob ich den Grund

    Dafür wüsste


    Ich atme ein

    Ich könnte

    Nicht mehr alleine sein

    Ging ich nach nebenan

    Und doch bleibe ich

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Weiter Träumen


    Wo ist der kleine Junge

    Der aufs Meer sah

    Und von der Weite träumte

    Die vor ihm lag


    Was ist mit den Wünschen

    Der Gewissheit passiert

    Ist das die Geschichte

    Wie man seine Hoffnung verliert


    Wie oft lag ich wach

    Und träumte vom Sinn

    Davon

    Dass ich nicht gescheitert bin


    In Wahrheit träumen wir alle

    Von dem was wir nicht machen

    Der Trick ist

    Niemals aufzuwachen

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Mimimi


    Wo Menschen laut empört verkünden

    Dass ihre Ansicht heilig wär

    Und entscheiden, was sind Sünden

    Was gut, was schlecht und so viel mehr


    Wo sich Menschen über andren

    Und ihre Meinung schwer gewichten

    Um Pfaden auf dem manche wandren

    Alle Ziele abzudichten


    Und sollten ihre Regeln diskriminieren

    So wiegen sie mehr als die Rechte

    Die andre durch sie dann verlieren

    Denn sie trennen Falsches von den Rechten


    Doch wehe wenn man widerspricht

    Das ist dann alsbald Blasphemie

    Dort wo man ihre Regeln bricht

    Da hört man einzig Mimimi

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Someone dies young


    Nur herein, kommt in Scharen

    Weint nicht, sagt nicht "er war so jung"

    Vergisst nicht wie die Dinge waren

    Willkommen zur Beerdigung


    Ich freu mich, dass ihr alle hier seid

    Begleitet mich zum letzten Gang

    Glaubt es mir, es tut mir leid

    Dass ich selbst nicht kommen kann


    Ich widerlegte gerne eure Thesen

    Auch wenn es mir kaum gelang

    Doch heut bin ich erfolgreich gewesen

    Mit "only the good die young"


    Ich danke euch für all die Reden

    Doch bleibe ich nunmal wer ich bin

    Mein Tod war so, wie schon mein Leben

    Ohne Sinn.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Starker Text, TiKa444 , gefällt mir. Zeigt die "ich mach mein Ding"-Mentalität der Jugend kominiert mit dem "manches muss man hinnehmen". Vor allem der Schluss ist gelungen.
    Und das Gedicht selbst aus der Sicht des Verstorbenen zu lesen find ich sehr ungewöhnlich, aber gut! :thumbup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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