Hey, ihr Lieben
Dies hier ist mein erster Versuch einer Geschichte der Urban Fantasy, die sich dazu mit der nordischcen Mythologie auseinandersetzt. Ich hoffe es gefällt euch
Hier das komplette erste Kapitel:
Leif Baldurson: Midgard in Gefahr
So lässt Heimdall das Gjallarhorn erschallen
und es tönt durch alle neun Welten.
Es ruft Dich und es bedeutet bloß eins: Gefahr.
Erstes Kapitel: Anfall
Verträumt blickte Leif aus dem Fenster und beobachtete die letzten Blätter, wie sie langsam aber stetig gen nasser Erde segelten und eine Schneise durch die morgendliche Luft schnitten, die noch Nebel und Tau verhangen war. Um sich herum hatte er alles vergessen – das passierte ihm oft … zu oft.
„Mr. Leif Miller. Störe ich Sie bei etwas?“, riss ihn die Stimme der Geschichtslehrerin Mrs. Baltrow zurück in den Alltag der ersten Unterrichtsstunde dieses grauen Herbsttages.
„Ähm… Nein, Ma‘am, Verzeihung“, stotterte Leif, fuhr sich nervös durch die hellblonden, fast weiß scheinenden Haare und versuchte durch hektische Blicke auf die Tafel, herauszufinden, was gerade Thema war.
„Kannst du wiederholen, was ich soeben gesagt habe?“, die ältere Frau, mit den zotteligen, grauen Haaren und dem bösen, eiskalten Blick starrte ihn an, die Arme auf die Rückenlehne ihres Stuhls gestützt.
Herumdrucksend blätterte der 16jährige in dem vor ihm liegenden Geschichtsbuch. Natürlich verriet es ihm auch nicht die Antwort auf die Frage der Lehrerin. Vor seinen klaren, hellblauen Augen flogen sie vorbei, Hieroglyphen, Schriften in Sütterlin, Hakenkreuze, ein Foto der Unabhängigkeitserklärung, Runen… Runen. Auf der Seite waren sie letzte Stunde gewesen – das war die Antwort!
„Wikinger…?“, stotterte er.
„Wikinger?“, ein kaltes Lächeln umspielte die dünnen Lippen der Lehrerin, bevor sie den Sarkasmus, für den sie unter den Schülern so bekannt und berüchtigt war, ein weiteres Mal zur Schau stellte: „Herzlichen Glückwunsch, Leif. Du hast das Thema entdeckt, das wir bereits die letzten 2 Wochen behandelt haben“, ihr Gesichtsausdruck fror wieder ein, „du kommst nach der Stunde bitte zu mir, junger Mann.“
Die Klasse kicherte; es war nicht selten, das Leif vorgeführt wurde. Er war nicht dumm – im Gegenteil – aber folgen konnte er dem Unterricht trotzdem meistens nicht. Mrs. Baltrow wandte sich wieder von ihm ab und fuhr im Stoff fort.
Links von dem blassen Jungen, der die kalte Jahreszeit sehr viel mehr mochte als den Sommer, saß seine beste Freundin Hilly. Sie hatte dunkelbraune Haare und einen entsprechend dunkleren Teint. Sie stieß Leif an und flüsterte lächelnd: „Die Entdeckung Amerikas durch die Wikinger.“
„Danke“, er lächelte zurück und hatte darauf einen dieser Geistesblitze, die er schon immer wie aus dem nichts hatte – und denen er nicht widerstehen konnte.
So unterbrach er den monotonen Redefluss der Lehrerin und sagte bloß: „Leif Eriksson“. Mrs. Baltrow verstummte. „Was?“
„Leif Eriksson. Das ist der Name des Wikingers, der von Island kam und Amerika entdeckte. Man geht davon aus, dass er in Neufundland das erste Mal den Boden betrat. Bjarni Herjolfsson jedoch hat einige Jahre vorher bereits Amerika entdeckt, als er eigentlich nach Grönland suchte – angeblich.“
Die Klasse war verstummt und auch die alte Frau starrte ihn an: „Nur weil du jetzt etwas vorweggenommen hast und somit Vorwissen bewiesen hast, rettet das nicht deine Mitarbeitsnote, Leif. Gib nicht an.“
Was zum…, dachte er, Wer gibt denn hier an?Und warf einen Blick auf Peter Oakland, der immer noch die Trophäe vom Geschichtswettkampf im letzten Schuljahr auf seinem Tisch stehen hatte.
Leif hatte keinen Bock auf diese ganzen Idioten hier. Er klappte das Geschichtsbuch vor sich zu und sein Blick wanderte wieder aus dem Fenster in den Hof. Es hatte angefangen zu regnen.
Vielleicht waren 20 Minuten vergangen, vielleicht auch nur 5. Der für sein Alter kleine, aber breit gebaute Junge wusste es nicht. In seinen Tagträumen gab es keine Zeit, nur die Blätter – so klein und vergänglich. Die Schulklingel ertönte auf ihre typische, blecherne Art und Weise und die Mitschüler des Jungen sprangen auf und stürzten sich aus dem Raum in die Pause. Mrs. Baltrow rief noch etwas in den Raum, was die Hausaufgabe sein sollte, aber es hörte niemand wirklich zu.
„Ich warte draußen auf dich“, sagte Hilly, bevor sie aufstand , den Raum verließ und Leif so daran erinnerte, dass er zu einem persönlichen Gespräch gebeten wurde. Er stand auf, ließ missmutig das Buch in seine Tasche rutschen und schlurfte zu dem Pult, an dem die Lehrerin saß und irgendetwas in ihr Kursheft eintrug. Als er vor ihr stand warf er einen Blick darauf, er konnte seinen Namen lesen – oder vielleicht war es auch nur der des Leif Eriksson.
„Sie wollten mich sprechen?“, sagte er so höflich wie möglich. Dass er auch gut auf das Gespräch hätte verzichten können, konnte man trotzdem heraushören.
Mrs. Baltrow hielt inne und blickte zu ihm auf. Ihre kalten Augen verrieten ihm absolut nicht, was ihr Anliegen war. Doch Leif war sich dessen bewusst, dass es nicht erfreulich war.
„Aber ja“, knurrte sie, „ich hoffe, du weißt, dass dein Verhalten nicht in Ordnung war. Und das war nicht das erste Mal“, der Junge sah die Standpauke auf sich zu rollen und konnte nichts dagegen unternehmen, die Frau blühte jetzt erst richtig auf, „in keiner Stunde – nie! – passt du auf oder folgst dem Unterricht. Du starrst immer nur aus dem Fenster oder vor dich her, du beteiligst dich kaum und du bist rebellisch. Ich brauche deine Widerworte nicht, denn wenn du doch mal was sagst, dann störst du den Unterricht. Ich möchte dich darum bitten, pass im Unterricht auf! Sonst wird das nichts mit dem College – egal, was du mir in den Klausuren unter die Nase legst. Ist das klar?“
Leif wusste, dass Widerworte nichts bringen würden, genauso wenig wie, sie darauf hinzuweisen, dass das von ihr angedrohte Verhalten widerrechtlich sei.
„War‘s das?“, fragte er störrisch.
„Geh.“
Der Junge warf sich den Rucksack auf eine Schulter und ging Richtung Tür.
„Ach, und Leif“, er blieb stehen und drehte sich um, „ich kann aus meinem Fenster sehen, wenn ihr euch wieder in dem Innenhof verzieht um Zigaretten zu rauchen. Unterlasst dies!“
Ohne ein Wort verließ er den Klassenraum. Draußen auf dem Flur, angelehnt an einen blauen Spind, stand wie versprochen Hilly. Sie grinste ihn an: „Na, wurdest du zur Schnecke gemacht?“
Er lachte. „Ja klar! Sieht du mich nicht kriechen? Ich glaube ich zerfresse der Alten ihren ganzen Salat als Rache.“
Sie lachten beide und gingen zu ihren Spinden, die nebeneinander standen. Sie verstauten ihre Geschichtssachen.
„Was denkst du, noch Lust auf `ne Kippe?“, fragte Hilly.
„Aber sowas von! Nach der Scheiße gerade brauche ich die so sehr wie die Priester ihre Messdiener“, er lachte. Und überspielte damit, dass ihm gerade überhaupt nicht wohl war. Um ihn herum drehte sich alles, er stützte sich an seinen Spind. Und da sah er es wieder vor seinen Augen – er konnte es nicht richtig erkennen, dafür war es zu unscharf, aber es musste irgendeine nordische Rune sein. Eine Rune, schon wieder. Leif hatte das Gefühl, die Dinger würden ihn verfolgen, egal wo er war.
Seine leiblichen Eltern hatten ihm diesen Namen gegeben, anscheinend mochten sie die ganze skandinavische und nordische Kultur so sehr – vielleicht kamen sie ja selber aus Schweden oder Norwegen, das würde seine Haar- und Hautfarbe erklären. Aber das waren nur Spekulationen, Leif hatte seine leiblichen Eltern nie kennen gelernt.
Er rieb sich die Augen, schloss sie, öffnete sie, schloss sie. Plötzlich durchzog ein stechender Schmerz seinen Nacken, er griff sich dort hin und fuhr sich über die dicke Narbe, die er dort hatte. Er wusste nicht, woher sie kam, er hatte sie wohl schon immer, zumindest kannten seine Zieheltern ihn nicht ohne, und bei denen war er, seit er noch ein Baby war.
„Leif, alles okay?“, hörte er Hilly fragen, doch es klang, als würde sich eine dicke Wand aus Watte zwischen ihnen befinden. Der Schmerz und die verschwommene Sicht verursachten ein Stechen in seinem Kopf und ein lautes Pfeifen in seinem Ohr, das sich wie ein Wurm durch seinen Gehörgang wand.
Von einer Sekunde auf die nächste waren sowohl die Rune, als auch das Dröhnen und der Schmerz in der Narbe wie weggeblasen. Leif fand sich vor, wie er mit einem Arm abgestützt an den Spinden lehnte und mit nach unten gebeugtem Rumpf keuchend nach Atem rang. Nur in seinem Kopf hallte noch das Pfeifen nach.
Was zum Teufel war das?
Hilly wiederholte ihre Frage. Sie stand nervös und mit besorgtem Blick vor ihm und strich ihm zur Beruhigung über den Oberarm.
„Ja… ja“, keuchte der Junge, „alles gut.“ Er blickte sich um, in der Hoffnung, wie immer von den Mitschülern um sich herum nicht beachtet worden zu sein. Seine Hoffnung wurde nicht erfüllt: Es hatte sich eine Traube um ihn herum gebildet und alle starrten sie ihn an. So eine Scheiße!
Eine Schülerin aus einer unteren Stufe löste sich aus der Traube und fragte hilfsbereit: „Ist alles gut bei dir? Sollen wir `nen Lehrer holen?“
„Nein bloß nicht! Bei mir ist alles super, habe heute nur zu wenig gegessen bisher, es geht schon wieder.“ Er hatte nicht nicht zu wenig gegessen, sein Frühstück war heute wie jeden Schultag ausgefallen: eine große Schüssel Porridge und dazu einen Kaffee, schwarz und mit Zucker.
Unter den Blicken der dutzenden Schüler um ihn herum hob Leif seinen heruntergefallenen Rucksack auf, schob sich eine vor die Stirn gefallene Strähne wieder zurück in die Frisur. Er nahm Hilly, die immer noch neben ihm stand, sich aber nicht an den Blicken der anderen zu stören schien, behutsam am Unterarm, um ihr zu bedeuten, dass sie mitkommen sollte, während er sich jetzt einen Weg durch den Auflauf bahnte.
Er flüsterte ihr zu: „Ich muss hier weg. Jetzt brauch ich erst recht eine Kippe.“
Kurz darauf standen die beiden in dem kleinen Innenhof, der durch eine Gittertür abgegrenzt war, die allerdings – das hatten Leif und Hilly herausgefunden – nie abgeschlossen war. Die einzigen Personen, die diesen Ort betraten, waren der Hausmeister und die Reinigungskräfte, wenn sie an die hier herumstehenden Mülltonnen mussten, und die beiden Jugendlichen.
Die Luft war nicht sehr angenehm, es stank nach Abfällen jeglicher Art und Fliegen und andere beflügelte Nervensägen summten durch die Luft und fühlten sich wie im Paradies. Es war nicht die beste Gesellschaft, die sich Leif vorstellen konnte, aber es war allemal besser als nervige Lehrer, die sich in der Machtposition fühlten, ihnen das Rauchen zu verbieten, oder idiotische Mitschüler, die sich für etwas besseres hielten und sie missmutig anstarrten.
Der 16jährige nahm einen tiefen Zug aus der billigen Zigarette, die er sich mit seiner besten Freundin teilte. Nach dem ganzen Stress gerade war das pure Erholung. Er war direkt wieder fröhlicher. Trotzdem ließ ihm die Ungewissheit keine Ruhe: Was war das? Dass seine Narbe so schmerzte war in der letzten Zeit schon öfter vorgekommen. In diesem Zuge fragte er sich wieder, woher er die Narbe hatte, die hell und dick in seinem Nacken prangte und einige Zentimeter neben der Wirbelsäule bis zwischen die Schulterblätter in die eine und bis über den Haaransatz hinaus in die andere Richtung lief.
Sein Ziehvater Walter war Historiker und er hatte einst gesagt, die Narbe sähe aus, als wäre sie durch einen Schwerthieb verursacht worden und dann schlecht verheilt, wie es im Mittelalter beinahe üblich war. Aber wer sollte Ende der 90er Jahre einem Säugling einen Schwertstreich über den oberen Rücken ziehen? Es musste also etwas anderes gewesen sein. Aber bei einem Kind, das man auf der Straße fand, und von dem man nichts außer den Vornamen und das Geburtsdatum, was auf einem Zettel stand, wusste, war es unmöglich, Näheres über eine derartige Verletzung in Erfahrung zu bringen.
Mit der Zeit hatte sich Leif mit der fehlenden Kenntnis über diese Narbe abgefunden, aber dass sie sich seit längerem ab und an zu Wort meldete missfiel ihm.
Neu war allerdings, dass sich zu den Schmerzen so ein Schwindsuchtsanfall hinzugesellte. Und dann war da noch dieses komische Zeichen, das er für eine Rune hielt. Wieso sah er so etwas vor dem inneren Auge? Das ergab doch keinen Sinn; außer seinem Namen verband ihn nichts mit den Wikingern, außer dass er das eine oder andere durch seinen Ziehvater über sie gelernt und nicht wieder vergessen hatte. Also wieso sah er das Zeichen? Er hatte es nicht gut genug erkennen können um Recherchen darüber anstellen zu können.
In diesen Gedanken nahm er noch einen weiteren Zug und hielt Hilly dann die Zigarette hin. Diese nahm sie entgegen, einen Zug und fragte ihn dann: „Du Leif?“
„Ja?“, sie hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen.
„Was war das gerade?“
„Ich … ich weiß es nicht. Mir wurde schwindelig; und meine Narbe tat weh wie Hölle.“
Das Mädchen sah ihn besorgt an. „War da sonst noch was?“, fragte sie ihn auf die für sie typische ruhige, mitfühlende Art.
„Nun ja“, Leif vertraute ihr ausnahmslos, „ich hab da was gesehen – ich weiß nicht, was das war. Es war vor meinem Auge, aber es war verschwommen. Wenn du mich fragst, dann sah es aus wie irgendeine Rune oder so.“
„Eine Rune?“, Hilly nahm noch einen Zug und reichte den Rest an Leif zurück.
„Ja, kenne mich da ja nicht aus, aber es war eher eine Rune als eine Hieroglyphe oder so. Also irgendetwas Nordisches… aber ich habe damit doch nichts zu tun“, er lehnte sich an einer Stelle der Hauswand an, die er für ausreichend sauber befand.
„Und dein Name?“, fragte Hilly. Ihr Tonfall ähnelte etwas dem eines Nachhilfelehrers der seinen Schüler mit gezielten Fragen auf den richtigen Lösungsweg schicken will.
„Mein Name? Da hatten zwei Leute Spaß daran, ihrem Kind einen völlig veralteten und auffälligen Namen zu geben, anstatt sich für was Normales zu entscheiden. Ja, er ist nordisch, aber das war es dann auch.“
„Ich glaube nicht an Zufälle“, meinte Hilly während sie sich durch die braunen Haare fuhr.
„Und ich glaube gar nicht“, kommentierte Leif.
Er zog an der Zigarette, warf dann den Stummel auf den Boden und trat ihn aus.
„Achso“, fiel ihm ein, „die Baltrow weiß übrigens, dass wir hier rauchen.“
„Was? Echt?“, sie war erstaunt, „dabei war das so ein gutes Versteck! Meinst du wir sollten uns ein anderes suchen?“
„Naja, was will die schon machen – ist mir eigentlich ziemlich egal.“
Hilly wusste, dass Leif sehr trotzig sein konnte. Deswegen sparte sie sich wohl jeglichen Kommentar. Die Beiden standen noch ein wenig in dem Hof herum, ohne ein Gesprächsthema zu haben. Hilly wischte sich ziellos durch irgendein soziales Netzwerk und Leif versank wieder in Gedanken.
Wenige Minuten später klingelte es zum Pausenende.
Die nächsten Unterrichtsstunden vergingen ereignislos. Wie immer folgte der Junge dem Unterricht nur sehr sporadisch. Er starrte in die Leere und dachte wieder nach. Warum habe ich das? Was ist das? Bin ich krank? Ist das `ne Krankheit? Oder was soll der ganze Scheiß? Wenn ich nicht krank bin, was ist das dann? Vielleicht erblinde ich gerade oder so. Kann das sein? Das kann doch sein! Nein, Quatsch, Leif, du Idiot!
Er folgte weder der Mathematik- noch der Englischstunde. Es interessierte ihn eh nicht und mit diesen Gedanken im Kopf fühlte er sich auch gar nicht in der Lage dazu, diesen Menschen, die dort vorne standen und irgendeinen Blödsinn erzählten, zuzuhören.
Es war die letzte Unterrichtsstunde. Der Regen, der sich pünktlich zur ersten Pause selber eine Auszeit gegönnt hatte, fiel seit dem unerlässlich und machte keinen Anschein, in der nächsten Zeit damit aufzuhören. Genauso fielen die herbstbraunen Blätter. Leif mochte dieses Wetter. Am liebsten stand er dann zuhause, eingehüllt in einen dicken Hoodie, vor dem Fenster, blickte aus dem Fenster, beobachtete die Welt und hörte dabei seine liebste Musik, Death Metal.
Die Natur beobachten konnte er aus seinem Zimmer zuhause sehr gut, denn seine Eltern – nein, seine Zieheltern, verdienten gut und hatten ein großes Haus mit einem ausgedehnten Park als Garten. Und auf diesen zeigte sein Fenster. So dröhnte im Herbst oft eine Double-Bass Drum und ein dazu grölender Mittvierziger mit Vollbart durch seine teure Musikanlage während der erfrischende Geruch von Regen und Unwetter durch das leicht geöffnete Fenster drang.
Aber das ging jetzt nicht. Nein, Leif saß in diesem stickigen Klassenraum und starrte sehnsüchtig aus dem Fenster.
Sein Blick wanderte über die Bäume, die den Schulhof säumten, über das Laub und fiel mit den Regentropfen in Richtung des Hoftors. Und dann sah er sie: Zwei Männer, groß und dünn, in schwarze, lange Mäntel gehüllt, die Krägen hochgekrempelt und Hüte tief ins Gesicht gezogen. Die Gesichter konnte er nicht erkennen.
Was sind das für Freaks?, fragte er sich.
Er starrte einige Zeit in ihre Richtung bis ihm auffiel, dass sie auch in seine Richtung sahen. Be- beobachten die mich? Den Gedanken verwarf er schnell wieder.
Aber doch! Jetzt zeigte der eine in seine Richtung und sagte etwas zu dem anderen. Die meinen mich!
Nervös warf er einen Blick auf die Uhr, die über der Tafel hing, es war halb vier nachmittags. Dann schaute er wieder hinaus in die Richtung der Männer – doch sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Was eine sonderbare Situation, die ein komisches Gefühl in ihm zurückließ.
LG
Euer Thráin