In meinem Zeichenthread kam zwischen Asni und mir kurz das Thema Ästhetik vs. Wirkung einer Zeichnung auf. Weil ich faul bin, zitiere ich ihn einfach mal an dieser Stelle:
Tatsächlich muss ich aber sagen, dass mir deine Interpretation der Anatomie gar nicht so gut gefällt. Oder nicht immer. Also ich meine, du machst das technisch hervorragend und es ist immer ein Wow-Gefühl beim Angucken. Aber so ein "ach, ist das schön" stellt sich nicht ein. Was vermutlich auch Teil deiner Intention ist. Das ist in etwa wie bei einem meiner Lieblingsmaler, Otto Dix. Der hat viele expressionistische (?) Werke über den ersten Weltkrieg gemalt. Die finde ich eindrucksvoll und bedrückend und daher schätze ich sie Wert, aber schön finde ich sie eigentlich nicht.
Nicht immer lassen sich Ästhetik und eine gewünschte Wirkung unter einen Hut bringen. Besonders Horrormotive, Surrealismus oder oben genannte gesellschafts- und geschichtskritischen Bilder sollen in der Regel gar nicht ästhetisch aussehen. Soll ein Motiv beispielsweise abschreckend wirken, bedrückend, angsteinflößend, verwirrend oder ekelerregend (um mal bei den Extremen zu bleiben), dann kommt man nicht drumherum, beim Aspekt Schönheit/Ästhetik Abstriche zu machen. Beziehungsweise wird es schwer, die gewünschte negative Wirkung aufrechtzuerhalten, wenn man sich vor „unschönen“ Bildelementen scheut.
Mich würde daher interessieren, was euch als Zeichner und/oder Betrachter bei einem Bild wichtiger ist: Dass das Motiv das Ästhetikempfinden anspricht und befriedigt, oder dass eine Wirkung transportiert wird, auch wenn das bedeutet, zum Beispiel hässliche Figuren zu verwenden. Daran würde sich auch meine nächste Frage anschließen: Legt ihr Wert darauf, attraktive/optisch schöne Charaktere zu zeichnen oder darf es auch Quasimodo sein?
Kann euch eine Zeichnung überhaupt gefallen, wenn sie nicht auf Ästhetik ausgelegt ist? Empfindet ihr Spaß daran, unästhetische Dinge zu zeichnen?
Oder ist euch eine Bildwirkung generell herzlichst Schnuppe?