Es gibt 682 Antworten in diesem Thema, welches 131.931 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Juli 2023 um 18:01) ist von Rainbow.

  • Na schön, ich mach mal weiter :)

    Es gibt noch ein paar Unsicherheiten, was den nächsten Teil betrifft und ich glaube schon, den einen oder anderen Kritikpunkt zu erahnen... aber man kann sich ja auch irren.

    Also schaut selbst ...

    Kapitel 9.2

    Du warst es! Du hast mich hier her gebracht! Stimmt`s? Sag die Wahrheit, verdammt nochmal!“, stieß sie hervor. Angewidert rutschte sie von ihm weg und schwenkte sich ungelenk die Bettkante herunter.
    „Lia, hör mir zu. Ich weiß, ich habe Scheiße gebaut …“
    „Scheiße gebaut?“, echote sie seine Worte. „Du glaubst, du hast Scheiße gebaut? Hast du eine Ahnung, wie das klingt? Ich würde sagen, das ist die Untertreibung des Jahrhunderts … nein der gesamten Menschheitsgeschichte.“ Fassungslos fuhr sie sich mit beiden Händen durch ihre verfilzten langen Haare und schüttelte ungläubig den Kopf. Er wollte nach ihr greifen, ließ die Hand aber noch in der Bewegung kraftlos wieder aufs Bett fallen, als Emilia vor ihm zurückschreckte.
    „Fass mich nicht an!“, schrie sie sie ihn nun völlig haltlos an. „Fass mich nie wieder an! Hast du verstanden?“
    Darum bemüht, nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern, wankte sie von ihm fort, ohne dabei den Blick von ihm abzuwenden. Sollte er es wagen, ihr zu nah zu kommen, sie würde ihm die Augen auskratzen!
    Die Übelkeit, welche sie umgehend überkam, kaum dass sie aufrecht stand, erinnerte sie auf ernüchternde Weise daran, dass das nicht mehr als ein frommer Wunsch war. Wem wollte sie etwas vormachen? Wenn er ernsthaft in Erwägung zog, sie überwältigen zu wollen, dann würde ihm das mit ziemlicher Sicherheit gelingen. Vor allem, da sie beim besten Willen nicht in der Lage war, ihm noch viel entgegenzusetzen.
    Der Schmerz wütete wie ein ausgehungertes Tier in ihrem Inneren und zog sich mit einem wiederkehrenden qualvollen Stechen durch ihre Eingeweide. Ihre Beine drohten unter ihr wegzubrechen und nur mit äußerster Mühe gelang es ihr, sich aufrechtzuhalten. Fest schlang sie die Arme um den Oberkörper, klammerte sich daran fest, als könnte es ihr gelingen, sich selbst Halt zu geben. Doch die Taubheit, die von ihr Besitz nahm, ließ jegliches Gefühl aus ihren Gliedern entweichen.
    Die rauschende Stille pulsierte dumpf in ihren Ohren, während sich Silas Worte wie Säure in ihr Bewusstsein brannte:
    Du musst dich uns anschließen, Lia! …
    Schließ dich uns an! …
    Schließ dich uns an!!!…

    Es war, als löse sich der Boden zu ihren Füßen auf. Die Wände kamen näher, ihr Blickfeld schrumpfte zusammen. Kalter Schweiß drang aus jeder ihrer Proren, legte sich wie ein dünner Film über ihre Haut und ließ sie frösteln.
    Weg! … Ich muss hier weg!
    Schritt für Schritt gelang es ihr, den Abstand zwischen sich und Silas zu vergrößern, während sie jede seiner Bewegungen taxierte.
    Doch plötzlich spürte sie das kalte Mauerwerk an ihrem Rücken. Klamme Feuchtigkeit strich ihr mit eisigen Fingern die Wirbelsäule hinauf und konfrontierte sie mit dem grausigen Umstand, dass sie eine Gefangene war.
    Tränen der Wut und der Hilflosigkeit schossen ihr in die Augen, nahmen ihr die Sicht und ließen Silas` Silhouette zu einem formlosen Umriss verschwimmen. Resigniert legte sie den Kopf in den Nacken und gab der Erschöpfung nach, als sie sich krafttlos an der Wand hinuntergleiten ließ.
    Nun befand sie sich in haargenau der gleichen Position, wie vorhin, als er sie gefunden hatte.
    Es schien, als sei sie in einem Teufelskreis gefangen, der sie immer wieder an denselben Punkt brachte, ganz egal, wie sehr sie auch versuchte, diesem Wahnsinn zu entkommen.
    Als sie erneut zu ihm herüberblickte, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass er keinerlei Anstalten unternahm, um ihr zu folgen. Nach wie vor saß er unverändert auf der Kante des Bettes und betrachtete sie mit einer Mischung aus Mitgefühl, Angst und Wut. Auch seine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Nervös fuhr er sich über das Gesicht und nahm einen tiefen Atemzug, als wolle er sich wappnen für das, was er als nächstes sagen würde.
    „Du hast recht. Und ich bereue es zutiefst“ setzte er schließlich an. „Du musst mir glauben, dass ich das so nicht wollte. Ich … ich würde alles dafür geben, es ungeschehen zu machen.“
    Seine Worte gruben sich wie tausend kleine Splitter unter ihre Haut. Er konnte doch nicht wirklich annehmen, dass sie ihm das jemals verzeihen würde.
    „Es ist alles außer Kontrolle geraten, verdammt nochmal!“, fuhr er fort und schlug dabei mit der flachen Hand auf die Matratze, sodass das klapprige Bettgestell erzitterte. „Erst die Sache mit Dr. Albory … dann Anna … und jetzt auch noch Melanie. Ich … ich dachte, ich könnte das durchstehen, aber … ich kann das einfach nicht.“ Tiefe Verzweiflung klang in seiner Stimme mit. Beschämt wandte er den Blick von ihr ab, um sein Gesicht in seinen Handflächen zu vergraben.
    Wie benommen saß Emilia da, starrte ihn an und wiederholte gedanklich seine Worte, um ihren Sinn zu begreifen.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Erst Dr. Albory … dann Anna … und jetzt Melanie…
    „Was hast du getan?“, flüsterte sie kaum hörbar. „Oh mein Gott. Silas, was hast du getan?“, wiederholte sie die Frage diesmal lauter und sah ihn dabei entgeistert an. „Hast du irgendetwas mit dem Suizidversuch von Dr. Albory zu tun? Oder mit der Selbstentzündung von Anna? Und was ist mit Melanie? “
    Ihre Worte trafen ihn wie scharfe Munition und bei jeder ihrer Fragen zuckte er sichtlich zusammen.
    „Jetzt rede schon! Was hast du mit dem allen zu tun?“ Emilias Stimme klang krächzend und ihr hasserfüllter Blick bohrte sich in ihn hinein.
    „Es war mein Auftrag, dafür zu sorgen, dass Dr. Albory von der Bildfläche verschwindet, um die Leitung zu übernehmen. Den Selbstmordversuch habe ich deshalb inszeniert. Ich … ich wollte nicht, dass er stirbt. Deshalb habe ich eine geringere Dosis verwendet…“
    „Du hast was?“, schnitt ihm Emilia das Wort ab. „Du hast versucht, ihn umzubringen?“
    „Nein, eben nicht“, verteidigte er sich kläglich. „Ich … wollte ihn nur für eine Weile außer Gefecht setzen … bis alles vorbei ist“.
    Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Noch gestern Abend hatten sie sich über das Schicksal von Dr. Albory unterhalten und Silas hatte ihr eine ernsthafte Anteilnahme vorgespielt. Dabei war der Zustand des armen Professors durch niemand anders als durch ihn selbst verschuldet worden.

    Das war einfach nicht zu fassen!
    Sie befürchtete, dass das nur die Spitze des Eisbergs war und bezweifelte, ob sie das gesamte Ausmaß seiner verborgenen Machenschaften tatsächlich ergründen wollte.
    „Was war mit Anna? Sag mir nicht, dass du ihr den Benzinkanister über den Kopf gekippt und sie dann angezündet hast.“ Sollte er diese Frage mit ´Ja` beantworten, da war sie sich ziemlich sicher, würde sie auf der Stelle ihre letzten Kräfte mobilisieren und ihm an den Hals gehen.
    Silas legte den Kopf in den Nacken und ließ hörbar seinen Atem ausströmen. „Nein. Ich habe sie nicht angezündet, Lia. Anna war eine der ersten, die von der Anwesenheit der Dämonen etwas mitbekommen hat. Sie hat anscheinend besonders feine Antennen für übersinnliche Schwingungen und wurde unruhig. Sie fing an, alle verrückt zu machen mit dieser Geschichte, doch der Zeitpunkt war noch zu früh. Also musste sie zum Schweigen gebracht werden. Ich … ich konnte es nicht. Ich habe es einfach nicht fertig gebracht.“
    „Wer war es dann?“, fragte Emilia in kühlem Ton.
    „Einer von Dagons Leuten hat sich der Sache angenommen. Er hat das Benzin und die Streichhölzer in Annas Zimmer geschafft. Den Rest hat sie ganz alleine gemacht. Ich schätze, die Stimmen haben sie so lange bearbeitet, bis sie keinen anderen Ausweg mehr sah.“
    „Es wäre deine verdammte Pflicht gewesen, sie davor zu bewahren!“, konterte Emilia haltlos, bevor sie spürte, dass sich ihr Magen zusammenzog. Verzweifelt versuchte sie gegen die Übelkeit anzukämpfen, die sich nun mit hartnäckigen Krämpfen bemerkbar machte. Doch es war zu spät. Die bittere Säure stieg ihr bereits die Kehle hinauf. Die Hand vor den Mund gepresst, strauchelte sie halb Richtung Toilette, konnte aber nicht verhindern, dass ihr auf dem Weg dort hin die eklige Flüssigkeit durch ihre Finger rann und sich auf ihrem T-Shirt verteilte.
    Keuchend und nach Luft ringend ließ sie sich vor der Toilettenschüssel auf die Knie sinken. Aus ihrem ausgemergelten Körper ergoss sich stoßweise und unerbittlich ein Schwall nach dem anderen, bis sie nach einer gefühlten Ewigkeit schließlich völlig entkräftet ihren Kopf auf die Klobrille sinken ließ.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr jemand beruhigend über den Rücken strich und ihre Haare im Nacken zusammenhielt. Sie wollte dagegen protestieren, doch war es ihr nicht möglich, den gedanklichen Impuls an ihren Körper weiterzuleiten, geschweige denn, ihn in eine Bewegung umzusetzen. Alles, was sie herausbrachte, war ein undeutlich gestammeltes „ Lass mich!“, das sie allerdings selbst kaum verstand.
    Nach allem, was sie hinter sich hatte, musste sie sich eingestehen, dass ihr die Zuwendung und die körperliche Nähe Trost spendete und gut tat – auch, wenn die Person, die sich gerade so hingebungsvoll um sie kümmerte, eindeutig nicht die richtige war.
    Emilia wurde aus ihren trägen Gedanken gerissen, als Silas ihr mit dem angefeuchteten Stofftaschentuch vorsichtig über das Gesicht wischte. Dann reichte er ihr einen Becher voll Wasser, damit sie den widerlichen Geschmack von Erbrochenem aus ihrem Mund spülen konnte.
    Erschöpft legte sie ihre Wange auf die kühlende Plastikumrandung des Toilettensitzes und dachte darüber nach, was für ein erbärmliches Bild sie abgab und wie erniedrigend sie es fand, dass Silas sie so zu Gesicht bekam. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, dass dieser sich gerade den Pullover über den Kopf zog und sich des T-Shirts entledigte, welches er darunter trug. Emilia konnte einen kurzen Blick auf seinen entblößten Oberkörper werfen, bevor er sich den Pullover wieder überstreifte und ihr das Kleidungsstück hinhielt.
    „Wir sollten dein Shirt ausziehen. Ich glaube, es hat was abgekriegt. Hier. Du kannst meins haben.“
    Gerade noch war Emilia damit beschäftigt, die Unverfrorenheit seiner Aussage auf sich wirken zu lassen, da umfasste er auch schon vorsichtig ihre Schultern und zog sie zu sich heran. Ihr Kopf baumelte wie der einer herrenlosen Marionette und prallte schließlich gegen seine Brust, wo er unfreiwillig liegen blieb.
    „Scheiße“, hörte sie ihn an ihrem Ohr fluchen. „Was mache ich bloß mit dir?“
    „Liegen und sterben lassen“, nuschelte sie, erstaunt über ihre eigene Gleichgültigkeit. Würde es jetzt mit ihr zu Ende gehen – und ganz nebenbei fühlte es sich gerade fast so an – dann würde sie den Tod willkommen heißen. Es wäre nicht schlimm, jetzt zu sterben. Vielleicht würde sie Elias wieder sehen. Er würde sie holen kommen und dieses Mal würde sie nichts und niemand davon abhalten, mit ihm zu gehen.

    Hier geht`s weiter:

    Kapitel 9.3

  • Das ist ziemlich gut geworden finde ich. Bleibt schoen in der Stimmung, hat Drama und starke Gefuehle - funktioniert.

    ***

    Der uebliche Kleinkram:

    Fest schlang sie die Arme um den Oberkörper, klammerte sich daran fest, als könnte es ihr gelingen, sich selbst Halt zu geben.

    Das ist jetzt Nuancen anders formuliert als manche Sachen vorher bei denen ich gemeckert habe, aber so wie hier funktioniert das fuer mich gut, so finde ich das ein starkes Bild.

    „Jetzt rede schon! Was hast du mit dem allen zu tun?“ Emilias Stimme klang krächzend

    Okay, du schreibst 'kraechzend' - aber ich sehe sie hier beim Lesen trotzdem schreiend vor mir, wie sie an der Stelle richtig ausflippt...

    Nach allem, was sie hinter sich hatte, musste sie sich eingestehen, dass ihr die Zuwendung und die körperliche Nähe Trost spendete und gut tat – auch, wenn die Person, die sich gerade so hingebungsvoll um sie kümmerte, eindeutig nicht die richtige war.

    Schoenes Thema, diese Gefuehle ueber Kreuz. :)Wuerde ich zerhacken und persoenlicher und direkter machen - einen Satz in dem sie Trost geniesst, und einen in dem sie ploetzlich denkt 'Shit, was mache ich hier? Mit dem Typen?'

  • Hey Rainbow

    ich bin geflasht. Ein sehr dichter ergreifender Text voller erstaunlicher Bilder und tiefer Gefühle. Gefühle bildhaft und nachvollziehbar zu beschreiben ist wirklich deine grosse Stärke. Du wiederholst dich da auch nie sondern findest immer neue sehr gute Bilder. Also wirklich sehr stark.

    „Scheiße gebaut?“, echote sie seine Worte. „Du glaubst, du hast Scheiße gebaut? Hast du eine Ahnung, wie das klingt? Ich würde sagen, das ist die Untertreibung des Jahrhunderts … nein der gesamten Menschheitsgeschichte.“

    Super formuliert und es zeichnet ein prägnantes Bild von Emilias Charakter. Trotz der miesen Lage, in der sie ist, trotz der schrecklichen Erlebnisse, die sie hatte, schafft sie es noch ihm messerscharfe und treffende Anklagen an den Kopf zu werfen (eine meiner Schwächen, dass ich sowas nicht kann, selbst wenn es mal nötig wäre. Finde ich deshalb sehr erfrischend, sowas zu lesen).

    „Fass mich nicht an!“, schrie sie sie ihn nun völlig haltlos an. „Fass mich nie wieder an! Hast du verstanden?“

    Das ist genauso treffend und stark!


    Shilouhette

    Das würd ich mir nochmal genauer anschauen :D


    Es schien, als sei sie in einem Teufelskreis gefangen, der sie immer wieder an denselben Punkt brachte, ganz egal, wie sehr sie auch versuchte, diesem Wahnsinn zu entkommen.

    Gespenstisch

    Auch seine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Nervös huhr er sich über das Gesicht und nahm einen tiefen Atemzug, als wolle er sich wappnen für das, was er als nächstes sagen würde.
    „Du hast recht. Und ich bereue es zutiefst“ setzte er schließlich an. „Du musst mir glauben, dass ich das so nicht wollte. Ich … ich würde alles dafür geben, es ungeschehen zu machen.“
    Seine Worte gruben sich wie tausend kleine Splitter unter ihre Haut. Er konnte doch nicht wirklich annehmen, dass sie ihm das jemals verzeihen würde.
    „Es ist alles außer Kontrolle geraten, verdammt nochmal!“, fuhr er fort

    Puh...!!!

    Silas ist hier wirklich ein sehr ergreifender Charakter geworden. Ich kann verstehen, wie das alles passieren konnte, er ist ein A...loch und doch auch wieder begreifbar. Das geht echt unter die Haut.

    Und dann stellt sich noch raus, dass er die Schuld an drei Todesfällen trägt.

    Menschliche Abgründe.

    „Was hast du getan?“, flüsterte sie kaum hörbar. „Oh mein Gott. Silas, was hast du getan?“

    Das wird immer intensiver.

    Extrem mitreissend.

    Nach allem, was sie hinter sich hatte, musste sie sich eingestehen, dass ihr die Zuwendung und die körperliche Nähe Trost spendete und gut tat – auch, wenn die Person, die sich gerade so hingebungsvoll um sie kümmerte, eindeutig nicht die richtige war.

    Äh! Nein! Was für ein Gefühlschaos!

    Aber obwohl das hier so durcheinander fliegt, kann ich es doch nachvollziehen.

    Ihr Kopf baumelte wie der einer herrenlosen Marionette und prallte schließlich gegen seine Brust, wo er unfreiwillig liegen blieb.

    Toller Vergleich!

    „Scheiße“, hörte sie ihn an ihrem Ohr fluchen. „Was mache ich bloß mit dir?“
    „Liegen und sterben lassen“,

    Es ist einfach nur genial!

    Mehr davon!!!

    wuerde ich zerhacken

    Das finde ich eine gute Idee. Wenn du daraus ganz kurze Sätze machst, sogar nur Bruchstücke, würde das ihre emotionale Schieflage noch deutlicher machen. (Trotz allem denkt sie hier ja erstaunlich klar.)

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Hi Rainbow,

    grundsätzlich ist ja schon das wesentliche gesagt. Wieder ein schöner dichter Text, an dem es nicht viel zu mäkeln gibt. Ihre Verzweifelung ist gut spürbar und geht unter die Haut. Silas bleibt interessant und nachvollziehbar, das Dilemma der Szene ist richtig gut herausgearbeitet. Gibt nur ein paar Kleinigkeiten die mir aufgefallen sind.


    Nervös fuhr er sich...

    Zitat

    Nervös huhr er sich über das Gesicht und nahm einen tiefen Atemzug, als wolle er sich wappnen für das, was er als nächstes sagen würde.


    ...Die Richtige...

    – auch, wenn die Person, die sich gerade so hingebungsvoll um sie kümmerte, eindeutig nicht die richtige war.

    Hier würde ich rein vom Gefühl, das "wahsinnig" lieber weglassen. Du hast hier eine gegensätzliche Steigerung drin, die meiner Meinung nach die Wirkung des Satzes etwas abschwächt. Ist aber eine rein stilistische Frage, die man sicher auch anders sehen kann.

    Vor allem, da sie beim besten Willen nicht in der Lage war, ihm noch wahnsinnig viel entgegenzusetzen.


    Für mehr blümchenpflückende Orks, blutrünstige Elfen und vegetarische Drachen!

  • ups. Da habe ich wohl vergessen zu kommentieren :blush:

    Jetzt aber!

    Ich finde den Teil sehr gut. Da kann ich mich nur meinen Vorrednern anschließen und ich persönlich habe auch nichts hinzuzufügen.

    Silas als Charakter bleibt sehr interessant, wie ich finde. Ich glaube, dass er viel Potenzial hat an Tiefe zu gewinnen ;)

    Mal sehen!

    LG

  • Thorsten , Alexander2213 , Sensenbach , Kirisha , Sabrina , LadyK

    Vielen Dank für euere Rückmeldungen bezüglich des letzten Teils. ^^

    Ich würde euch jetzt gerne das Ende dieses Kapitels zeigen, bevor ich noch länger daran herumdoktere.

    Es gab ein paar Schwierigkeiten, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte. Wenn ich Glück habe, bemerkt ihr es vielleicht ja gar nicht. Na ja, mal sehen.

    Was mich mal interessieren würde: Kommt euch das alles irgendwie ausufernd lang vor? Müsste man das vielleicht mehr straffen und wenn ja, wo könnte ich was kürzen? Keine Ahnung, vielleicht kommt es auch nur mir gerade so ausschweifend vor, weil ich mich schon so lange an diesem Kapitel aufhalte. :hmm:

    Ich freue mich wie immer über eure Kommentare, Anregungen und Kritik.


    (... ich wiederhole mal die letzten Sätze, damit man wieder rein kommt ...)

    Kapitel 9.3

    „Scheiße“, hörte sie ihn an ihrem Ohr fluchen. „Was mache ich bloß mit dir?“
    „Liegen und sterben lassen“, nuschelte sie, erstaunt über ihre eigene Gleichgültigkeit. Würde es jetzt mit ihr zu Ende gehen – und ganz nebenbei fühlte es sich gerade fast so an – dann würde sie den Tod willkommen heißen. Es wäre nicht schlimm, jetzt zu sterben. Vielleicht würde sie Elias wieder sehen. Er würde sie holen kommen und dieses Mal würde sie nichts und niemand davon abhalten, mit ihm zu gehen.
    „Ich befürchte, den Gefallen kann ich dir nicht tun“, riss Silas sie aus ihren Gedanken und strich ihr dabei eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Warum nicht? Hast du Angst, du wirst von deinem Dagon gelyncht, wenn ich draufgehe?“, entgegnete Emilia schwach und startete einen kläglichen Versuch, ihren Kopf von seiner Brust anzuheben. Nur zu gerne hätte sie Silas in die Augen gesehen, doch schien ihr Körper beschlossen zu haben, ihr nicht mehr länger gehorchen zu wollen. Sie fühlte sich so unsagbar schlaff, dass es ihr schwerfiel, auch nur einen Muskel zu bewegen.
    „Er ist nicht mein Dagon!“, erwiderte Silas mit einem Anflug von verletztem Stolz in der Stimme. „Außerdem werde ich nicht zulassen, dass sie dich weiter quälen. Lia, ich will dir helfen. Es wird mir schon irgendwas einfallen, wie wir dich hier raus schaffen können.“
    Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht… flatterten augenblicklich Elias` Worte an ihr vorbei, wie eine akustisch verzerrte Tonbandaufnahme, aus einer längst vergangenen Zeit.
    War es tatsächlich erst gestern gewesen, dass er das zu ihr gesagt hatte? Obwohl es ihr so vorkam, als ob das Geschehene bereits eine Ewigkeit zurücklag, schmerzte die Erinnerung daran, wie eine frisch aufgerissene Wunde, weshalb sie sich nicht erlaubte, länger als nötig in der Vergangenheit zu verweilen.
    „Versprich nichts, was du nicht halten kannst…“, schnaufte sie stattdessen und versuchte zu verdrängen, dass selbst das Wort eines Engels offenbar nur wenig zählte, wenn es hart auf hart kam. Wie um alles in der Welt sollte sie darauf vertrauen, dass ausgerechnet Silas ihr helfen konnte?
    Das Schweigen, welches sich zwischen ihnen ausbreitete und die Tatsache, dass er ihr nicht widersprach, bestätigte sie in der Annahme, dass Silas das insgeheim genausogut wusste wie sie.
    „Was will Dagon von mir? Warum bin ich hier?“, verlangte sie erneut zu erfahren, nachdem sie von ihm noch immer keine Antwort auf ihre Frage erhalten hatte.
    „Er … er hat vor, dich als Lockvogel zu benutzen, Lia“, hörte sie Silas gepresste Stimme an ihrem Ohr, woraufhin sie sich fragte, ob sie ihn richtig verstanden hatte.
    „Als Lockvogel?“, wiederholte sie ungläubig. „Wen bitteschön glaubt er mit meiner Hilfe anlocken zu können?“ Die Absurdität hinter dieser Aussage rang ihr ein humorloses Lachen ab, das sie aber prompt bereute, als sich der stechende Kopfschmerz wieder zurückmeldete. Hart sog sie die Luft zwischen den Zähnen ein und kniff die Augen zusammen. Noch während sie darauf wartete, dass das qualvolle Pochen hinter ihren Schläfen abebbte, fuhr Silas bereits in seiner Erzählung fort.
    „Nach allem, was ich weiß, gibt es eine uralte Prophezeiung, die besagt, dass ein Engel dazu auserkoren sein soll, das himmlische Reich und die Welt vor dem Untergang zu bewahren“, erklärte er bereitwillig, und verlagerte sein Gewicht, um Emilila in seinem Arm zurechtzurücken. „Die Überlieferungen sind kaum mehr jemandem bekannt. Nur wenige Engel aus den höheren Sphären, Gottes engste Vertraute, sollen in dieses Geheimnis eingeweiht sein…..der größte Quastsch, wenn du mich fragst!“, schob er begleitet von einem abfälligen Schnaufen hinterher und Emilia glaubte zu spüren, dass er dabei den Kopf schüttelte. Dann nahm er einen tiefen Atemzug, bevor er fortfuhr. „Auf jeden Fall glaubt Dagon herausgefunden zu haben, wer dieser Engel ist …“
    Emilias Gedanken arbeiteten nur träge, weshalb sie eine Weile brauchte, um das Gehörte zu verarbeiten.
    „Es gibt einen ´auserwählten Engel`? Und der kann Dagon aufhalten?“, fasste sie knapp zusammen, was sie zu verstanden haben glaubte.
    „Ja und dreimal darfst du raten, wer es ist!“, antwortete Silas, ohne sich große Mühe zu geben, seinen sarkastischen Unterton zu beschönigen.
    Kurz ließ Emilia seine Worte sacken. Dann traf sie die Erkenntnis, als habe sich eine unsichtbare Bodenklappe zu ihren Füßen geöffnet, die sie in die Tiefe stürzen ließ.
    „Elias…“, flüsterte sie haum hörbar und von der trügerischen Hoffnung erfüllt, dass sie sich irren möge. Doch der Moment währte nicht lange.
    „Ja!“, bestätigte Silas ihren Verdacht. „Dagon glaubt, dass er der Auserwählte ist! Deshalb ist er von besonderer Bedeutung für ihn. Er will ihn aus dem Weg schaffen, bevor … er seine Pläne durchkreuzen kann.“
    „Was?“ Emilia glaubte zu spüren, dass ihr Herz für einen Moment aussetzte. Mühsam stemmte sie sich hoch und drehte sich zu Silas um.
    „Weiß Elias davon? Ich meine, hat er eine Ahnung, dass … dass er … ?“
    „Nach allem, was ich gehört habe, ist er ahnungslos und hat keinen blassen Schimmer von dieser Prophezeiung oder von seiner eigenen Bedeutsamkeit“, seufzte Silas. „Deshalb tölpelt er auch umher und reißt einen unschuldigen Menschen, der mir ziemlich wichtig ist, mit sich ins Verderben. Entschuldige, dass er dafür keinen Verdienstorden von mir bekommt.“ Er versuchte ein Lächeln, das aber bereits im Ansatz erstarb und nur seine versteinerte Miene zurückließ.
    „Soweit ich weiß, hat er mich nicht entführt und hier einsperren lassen!“, murmelte Emilia, bevor sie sich von Silas abwandte und sich begleitet von einem unterdrückten Stöhnen wieder zurücksinken ließ.

    Das Wissen darum, dass Dagon sie benutzen wollte, um an Elias heranzukommen, sorgte dafür, dass die Übelkeit zurückkehrte und sich ihr Magen zusammenzog. „Dann braucht er mich also lebend!“, stellte sie schließlich nüchtern fest. „Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich es selber beende. Tot bin ich nutzlos für ihn, stimmt`s?“
    „Hör sofort auf so eine Scheiße zu erzählen!“, fuhr Silas sie an. „Du wirst überhaupt nichts beenden, verstanden? Wir werden aus der Sache irgendwie herauskommen. Es wird alles gut werden.“
    Emilia schloss die Augen und spürte, wie sie von der Hoffnungslosigkeit übermannt wurde. Es war nicht die Zeit an Wunder zu glauben. Wie sollte jetzt noch irgendetwas gut werden?
    „Komm“, flüsterte Silas ihr zu. „Ich helfe dir aus den Sachen und dann solltest du dich ausruhen.“ Ohne ihre Zustimmung abzuwarten löste er sich vorsichtig von ihr und nestelte dann umständlich an ihrem Oberteil herum, bis er es endlich schaffte, es ihr über den Kopf zu ziehen.
    Emilia ließ es geschehen. Sie fühlte sich wie losgelöst, als befände sie sich Lichtjahre entfernt an einem anderen Ort. Erst, als sie Silas` Blick bemerkte, der an ihrem Muttermal hängen blieb, welches sie oberhalb ihrer linken Brust trug, erwachte sie aus ihrer Starre. Irritiert runzelte er die Stirn, als er den kleinen Pigmentfleck begutachtete, der von seiner Form her an einen Stern mit fünf Zacken erinnerte.
    Das ist dein Glücksbringer, hatte ihre Mutter früher immer gesagt, als sie noch klein gewesen war. Und auch, wenn sie die Tauglichkeit dieser kleinen Besonderheit inzwischen schon mehrfach angezweifelt hatte, gehörte dieses Mal doch irgendwie zu ihr, genau wie ihre Sommersprossen oder die kleine Narbe an der Augebraue, die sie sich bei einer Rangelei mit einer ihrer Schwestern zugezogen hatte.
    Darum bemüht, sie nicht länger anzustarren, als notwendig streifte Silas ihr hastig sein viel zu großes, aber immerhin sauberes T-Shirt über.
    Dann griff er unter ihre Beine und rappelte sich mühsam mit ihr auf, um sie wieder zum Bett zu tragen. Behutsam legte er sie darauf ab, nahm dann auf der Bettkante Platz. Zaghaft ergriff er ihre Hand, blickte sie reumütig an.
    „Du hast allen Grund dazu, mich zu hassen. Ich habe einiges getan, worauf ich nicht besonders stolz bin. Ich verlange auch nicht, dass du mir verzeihst …“
    „Was ist mit Melanie geschehen?“, unterbrach Emilia ihn ungeachtet seines Schuldeingeständnisses und wandte den Blick von ihm ab. Insgeheim fürchtete sie sich vor der Wahrheit und doch musste sie wissen, was vorgefallen war.
    Silas ließ ihre Hand los und setzte sich gerade hin, als müsste er sich wappnen für das, was als nächstes kommen würde.
    „Lia …. Ich bin nicht sicher, ob ich dir das jetzt wirklich erzählen sollte … Dein Zustand ist nicht gerade das, was man als psychisch stabil bezeichnet …“
    „Silas, erspar mir diese Psychologenscheiße und sag mir, verdammt noch mal, was passiert ist!“, fuhr sie ihm unwirsch ins Wort und hob abwehrend ihre Hände.
    „Also gut“, antwortete er resigniert, nahm einen tiefen Atemzug und ließ die Luft hörbar ausströmen. „Melanie ist … tot“, sagte er schließlich und fixierte Emilia mit seinem Blick.
    „Was? … Wieso?...“, stammelte sie und legte sich vor Entsetzen die Hand vor den Mund.
    „Lia, wir werden von Dämonen angegriffen. Du hast keine Ahnung, was für abartige und grauenvolle Kreaturen hier ihr Unwesen treiben. Das, was du letzte Nacht gesehen hast – das Wesen mit den gelben Augen – war ein Seelenfresser. Äußerst widerwärtige Geschöpfe der Unterwelt. Und hier …“, er machte eine Handbewegung in Richtung Tür „…der ganze Flur wimmelt von Feuerdämonen. Du wirst hier stärker bewacht, als ein Schwerverbrecher in Alcatraz. Melanie ist ihnen in die Quere gekommen. Deshalb musste sie sterben.“
    „Feuerdämonen…“ Emilia glaubte zu spüren, dass jegliches Blut aus ihrem Körper wich. „Das sind die, die sich selbst und ihre Opfer in Brand setzen, habe ich recht?“
    Auch ohne Silas` zustimmendes Nicken wusste sie, dass sie damit richtig lag.
    Unweigerlich schweiften ihre Gedanken zu dem Gespräch mit Elias, in dem er ihr über die Schwachstellen der Feuerdämonen berichtet hatte. Ohne die heiligen Klingen der Himmelschwerter, hatte er ihr eingebläut, konnte ein Mensch sich kaum gegen sie behaupten. Wenn man sich einmal in ihren Klauen befand, standen die Chancen schlecht, ihnen zu entkommen.
    Die Vorstellung, mit einer dieser Kreaturen Bekanntschaft zu machen, ließ ihr Herz augenblicklich schneller schlagen und schnürte ihr die Luft zum Atmen ab.
    „Was … was heißt, sie ist ihnen in die Quere gekommen?“, presste sie hervor. „Was hatte Melanie hier an diesem Ort zu suchen? Wo zum Teufel sind wir überhaupt?“
    „Wir befinden uns in dem abgelegenen alten Krankenflügel des Wohnheims“, klärte Silas sie auf. „Der Teil, der schon seit Jahren aufgrund seiner Renovierungsbedürftigkeit still gelegt und unbenutzt ist. Laut des Lageplans sind wir unmittelbar unterhalb des Hauptgebäudes der Klinik.“
    Emilia konnte ihren Ohren nicht glauben. Sie hatte gedacht, irgendwo fernab der Zivilisation an einem einsamen Ort gefangen gehalten zu werden. Dass sich direkt über ihr das Wohnheim und die Klinik befinden sollten und sich dort unwissende unschuldige Menschen aufhielten, die nach wie vor nichts von der dunklen Bedrohung ahnten, die bereits zum Greifen nah war, ließ sie erschaudern.
    „Warum musste Melanie sterben? Sag`s mir.“ Unnachgiebig bohrte sich ihr Blick in den seinen.
    „Ich habe die Zwischentür offen stehen lassen, als ich vergangene Nacht hoch gekommen bin. Ich war ziemlich fertig und muss vergessen haben, sie richtig zuzuziehen. Ich habe noch versucht, Melanie und die anderen zu warnen. Ich habe sie weggeschickt und ihnen gesagt, sie sollen nach Hause gehen. Aber nein! Melanie musste ja herumschnüffeln und ist direkt in die Hände eines Feuerdämons gelaufen. Ich … ich konnte ihr nicht helfen. Ich bin schuld an ihrem Tod.“
    Emilia spürte, wie seine Worte in ihr wüteten, sie innerlich ausbrannten, als sei sie selbst entzündet worden. Sie musste an das schmerzerfüllte qualvolle Gekreische denken, das sie vorhin aus ihrem Dämmerzustand gerissen hatte. Zuerst war sie sich nicht sicher gewesen, ob ein Mensch zu solchen Lauten fähig war oder ob es sich vielmehr um ein jaulendes Tier in Todesangst gehandelt hatte.
    Die schrecklichen Bilder von Melanie, wie sie bei lebendigem Leib in Brand gesetzt wurde, schossen ihr in den Kopf. Die Tatsache, dass es ihre Todesschreie gewesen waren, die sie gehört hatte und die noch immer auf grauenvolle Weise in ihren Ohren nachklangen, ließ eine hoffnungslose Leere zurück.
    Trotz der Anspannung, oder vielleicht auch gerade deshalb, spürte sie, wie ihre Augenlider immer schwerer wurden und sie gegen die Müdigkeit ankämpfen musste, die von ihr Besitz ergriff. Sie durfte jetzt nicht schlafen!
    „Hör zu, Lia. Ich wünschte, ich könnte dir etwas anderes sagen, aber… wir befinden uns im Krieg. Da draußen herrscht schon jetzt der totale Ausnahmezustand. Ich befürchte, es werden weitere Menschen sterben. Das hier ist erst der Anfang.“
    „Ich weiß. Ich dachte nur, wir hätten vielleicht noch etwas mehr Zeit. Wenn ich nur wüsste, was mit Elias ist. Er wollte Verstärkung holen und uns helfen … Warum kommt er nicht?“
    „Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Ich bin nicht gerade sein größter Fan, okay?“
    Silas schenkte ihr ein gequältes Lächeln und Emilia spürte, wie ihr dabei unwohl zumute wurde.

    Ja, richtig! Er hatte ihr gestern auf ziemlich unverblümte Art zu verstehen gegeben, was er von Elias hielt und es war offensichtlich, dass er ihm die Schuld dafür gab, dass sie in diese Sache verstrickt worden war.
    Doch trotz seiner vermeintlich guten Absichten, war er es letztendlich gewesen, der sie gegen ihren Willen hierher gebracht und diesem Albtraum ausgeliefert hatte. Irgendwie war das nicht der beste Weg, dem anderen seine Zuneigung zu zeigen, wie sie fand.
    „Allerdings habe ich inzwischen eingesehen, dass wir ihn brauchen“, fuhr Silas fort und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Die Übermacht des dämonischen Heeres ist viel zu groß. Wir hätten ihr nicht das Geringste entgegenzusetzen, glaub` mir! Sollten wir aber tatsächlich göttlichen Schutz erfahren und Unterstützung von oben erhalten,… dann gäbe es immerhin eine realistische Chance zu bestehen. Ich hoffe also sehr, dein Engel ist der, für den man ihn hält! – Andernfalls befürchte ich, können wir nämlich einpacken.“
    Emilia schaffte nicht mehr als ein schwaches Nicken. Sie rieb sich durch die Augen und versuchte die bleierne Schwere abzuschütteln, die langsam übermächtig wurde. Einen kurzen Moment schloss sie die Lider. Es war so angenehm, so erholsam. Prompt hatte sie das Gefühl, dass die Kopfschmerzen nachließen und der Druck hinter ihren Augenhöhlen weniger wurde. Konnte sie sich erlauben, einen Moment auszuruhen? Nur ein kleines bisschen?
    Als habe Silas ihre Gedanken gelesen, stand er auf, griff nach der zusammengefalteten Decke, die auf einem der Holzstühle lag und breitete sie über ihr aus. Dann beugte er sich ein Stück über sie und stützte sich mit beiden Armen rechts und links neben ihrem Oberkörper ab.
    „Schlaf, Lia. Ich werde hier bleiben und…“ auf dich aufpassen, lag ihm offensichtlich auf der Zunge, doch er sprach es nicht aus. Scheinbar wusste er, dass er sein Versprechen im Ernstfall ohnehin nicht würde halten können – und sie wusste es auch. Es machte keinen Sinn, es schön zu reden.
    Erstaunt über ihre eigene Zustimmung nickte sie erneut, ohne die Augen noch einmal zu öffnen. Die Panik vor einer weiteren Begegnung mit einem dieser Seelenfresser war groß und die Angst davor, dass sie die Qualen der Folter durch eines dieser Monster noch ein weiteres Mal würde durchstehen müssen einfach unbeschreiblich. Trotzdem war die Erschöpfung überwältigend und die körperliche Belastungsgrenze längst überschritten. Einen kurzen Moment ausruhen. Mehr nicht. Das waren ihre letzten Gedanken bevor sie einschlief.

    Hier geht`s weiter

    Kapitel 10 (Der Beginn des Widerstandes)

  • Das ist Dir gut gelungen!

    Ob es zu lange ist, ist wohl Geschmacksfrage - ich hab' nichts gegen laengere Szenen die in der Stimmung bleiben, aber es stimmt schon dass am Ende eher wenig neues passiert - was im Vergleich zu anderen Abschnitten bei Dir eher ungewoehnlich ist. Aber - wie gesagt - mich stoert sowas nicht, ich mag das ganz gerne wenn sich eine Geschichte auch mal Zeit nimmt und ein bisschen Tempo raustut - vorher war ja ordentlich davon drin.

    Mein einziger Kommentar waere das hier:

    Emilias Gedanken arbeiteten nur träge

    Davon merken wir im weiteren Verlauf eher wenig - sie erinnert sich detailliert an Gespraeche ueber das Muttermal oder mit Elias, sie merkt sofort dass Silas ihr wegen Melanie Bullshit erzaehlt - sie denkt eigentlich sehr schnell und rege in der Szene.

  • Guten Morgen Rainbow :)

    Ich mochte den Part auch. Silas bekommt noch mehr Tiefe. Der hat Potenzial, sich zu meinem Lieblingschar zu entwickeln, auch wenn wir noch nicht genau wissen, warum er sich überhaupt Dagon angeschlossen hat. Ich bin echt gespannt, ob er das alles ernst gemeint hat oder ob es nur Gequatsche war, um Emilia zu beruhigen.

    Ich finde auch gut, dass man sich in dem Part viel Zeit für Emilia nimmt. Bei der Situation finde ich das richtig passend.

    Also ich habe hier keine Probleme bemerkt :)

    Eine Kleinigkeit nur:

    Zitat

    „Soweit ich weiß, hat er mich nicht entführt und hier einsperren lassen!“, murmelte Emilia,

    Das Murmeln will irgendwie nicht so recht zum Ausrufezeichen passend, finde ich.

    Entweder du suchst dir eine andere Erklärung oder nimmst einfach das Satzzeichen raus. Letzteres würde mir persönlich besser gefallen.

    Du hast Ähnliches noch in ein oder zwei anderen Sätzen. Wenn du magst, kann ich sie dir noch zeigen. Aber ich denke, du findest es auch allein :)

    LG :)

  • Liebe Rainbow

    Ein einwandfreier Abschnitt. Ich mag Silas kein bisschen:(

    Spoiler anzeigen

    „Liegen und sterben lassen“, nuschelte sie

    treffend!

    „Er ist nicht mein Dagon!“, erwiderte Silas mit einem Anflug von verletztem Stolz in der Stimme. „Außerdem werde ich nicht zulassen, dass sie dich weiter quälen.

    Jetzt wird der auch noch selbstmitleidig

    „Deshalb tölpelt er auch umher und reißt einen unschuldigen Menschen, der mir ziemlich wichtig ist, mit sich ins Verderben. Entschuldige, dass er dafür keinen Verdienstorden von mir bekommt.“

    So ein Arsch! Er fühlt sich schlecht behandelt...

    . Einen kurzen Moment schloss sie die Lider. Es war so angenehm, so erholsam. Prompt hatte sie das Gefühl, dass die Kopfschmerzen nachließen und der Druck hinter ihren Augenhöhlen weniger wurde. Konnte sie sich erlauben, einen Moment auszuruhen? Nur ein kleines bisschen?

    Nachvollziehbare Schilderung!

  • Hey Rainbow

    Spoiler anzeigen

    Wieder einmal ein gelungener Text. Nein, ich fand ihn auch gar nicht zu lang. Die Situation ist ja an sich bereits spannend und da kannst du dir ruhig Zeit lassen.

    Code
    Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht… flatterten augenblicklich Elias` Worte an ihr vorbei, wie eine akkustisch verzerrte Tonbandaufnahme, aus einer längst vergangenen Zeit.
    Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht… flatterten augenblicklich Elias` Worte an ihr vorbei, wie eine akkustisch verzerrte Tonbandaufnahme, aus einer längst vergangenen Zeit. akustisch - hat nix mit einem Akku zu tun :P ansonsten ein toller Vergleich!
    Code
    „Er ist nicht mein Dagon!“, erwiderte Silas mit einem Anflug von verletztem Stolz i
    „Er ist nicht mein Dagon!“, erwiderte Silas mit einem Anflug von verletztem Stolz i Und noch das! Verletzter Stolz, genau, das fehlte noch wenn man gerade eine Reihe von Leuten umgebracht hat!
    Code
    „Deshalb tölpelt er auch umher und reißt einen unschuldigen Menschen, der mir ziemlich wichtig ist, mit sich ins Verderben. Entschuldige, dass er dafür keinen Verdienstorden von mir bekommt.“ Er versuchte ein Lächeln, das aber bereits im Ansatz erstarb
    „Deshalb tölpelt er auch umher und reißt einen unschuldigen Menschen, der mir ziemlich wichtig ist, mit sich ins Verderben. Entschuldige, dass er dafür keinen Verdienstorden von mir bekommt.“ Er versuchte ein Lächeln, das aber bereits im Ansatz erstarb Das finde ich auch sehr gut, dass Silas Elias noch als Idioten hinstellt, was Emilia ja eventuell verunsichern könnte. Gut!!!
    Code
    „Allerdings habe ich inzwischen eingesehen, dass wir ihn brauchen“, fuhr Silas fort und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Die Übermacht des dämonischen Heeres ist viel zu groß. Wir hätten ihr nicht das Geringste entgegenzusetzen, glaub` mir! Sollten wir aber tatsächlich göttlichen Schutz erfahren und Unterstützung von oben erhalten,… dann gäbe es immerhin eine realistische Chance zu bestehen. Ich hoffe also sehr, dein Engel ist der, für den man ihn hält! – Andernfalls befürchte ich, können wir nämlich einpacken.“
    „Allerdings habe ich inzwischen eingesehen, dass wir ihn brauchen“, fuhr Silas fort und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Die Übermacht des dämonischen Heeres ist viel zu groß. Wir hätten ihr nicht das Geringste entgegenzusetzen, glaub` mir! Sollten wir aber tatsächlich göttlichen Schutz erfahren und Unterstützung von oben erhalten,… dann gäbe es immerhin eine realistische Chance zu bestehen. Ich hoffe also sehr, dein Engel ist der, für den man ihn hält! – Andernfalls befürchte ich, können wir nämlich einpacken.“ Silas glaubt also nicht mehr daran, dass es Sinn macht Dagon zu unterstützen? Er hofft jetzt plötzlich selber auf göttliche Hilfe? Vorher meinte er ja, Lia könnte sich retten, indem sie auf die dunkle Seite wechselt, was sie aber vehement abgelehnt hat. Hat er seine Meinung geändert? GLAUBT er wirklich an die Möglichkeit einer Rettung von Dritter Seite? - Sollte er in dem Fall nicht ahnen, dass er entsetzlich tief im Sumpf steckt und ein Riesenproblem hat, sozusagen ein lebensbedrohliches? Dagon wird es wohl nicht so lustig finden, wenn Silas ihm abtrünnig werden sollte. Dafür redet Silas hier etwas zu abgeklärt, denke ich. Etwas mehr Nervosität und Angst würde ich mir da eigentlich vorstellen, so wie du es vorher gezeigt hast.
    Code
    „Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich es selber beende. Tot bin ich nutzlos für ihn, stimmt`s?“
    „Hör sofort auf so eine Scheiße zu erzählen!“, fuhr Silas sie an. „Du wirst überhaupt nichts beenden, verstanden? Wir werden aus der Sache irgendwie herauskommen. Es wird alles gut werden.“
    Emilia schloss die Augen und spürte, wie sie von der Hoffnungslosigkeit übermannt wurde. Es war nicht die Zeit an Wunder zu glauben. Wie sollte jetzt noch irgendetwas gut werden?
    „Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich es selber beende. Tot bin ich nutzlos für ihn, stimmt`s?“ „Hör sofort auf so eine Scheiße zu erzählen!“, fuhr Silas sie an. „Du wirst überhaupt nichts beenden, verstanden? Wir werden aus der Sache irgendwie herauskommen. Es wird alles gut werden.“ Emilia schloss die Augen und spürte, wie sie von der Hoffnungslosigkeit übermannt wurde. Es war nicht die Zeit an Wunder zu glauben. Wie sollte jetzt noch irgendetwas gut werden? Puh...! Das finde ich wieder sehr gut! Sie sitzen ordentlich in der Zwickmühle. Echter Nervenkitzel. Ein toller Text, nur weiter so!

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Danke Thorsten , Sensenbach , LadyK und Kirisha für eure Rückmeldungen. Ich bin froh, dass es nicht zu langatmig wirkt und Silas in seiner Rolle als zwiegespaltene Persönlichkeit überzeugend rüberkommt. ^^

    Ich mache mal mit dem nächsten Teil weiter. Wir schwenken zu Elias und Micah ...

    Das Kapitel wurde von mir nachträglich überarbeitet. Den Anfang habe ich noch etwas ausgebaut und versucht, die düstere Stimmung etwas mehr herauszuarbeiten. Der anschließende Dialog zwischen Elias und Micah wurde entsprechend angepasst.


    Kapitel 10
    Der Beginn des Widerstandes


    Es war bereits später Vormittag, als sich Elias in der irdischen Welt materialisierte. Langsam verblasste sein von göttlicher Energie getränktes Licht und seine Gestalt nahm nach und nach Konturen an.
    Sofort spürte er den festen und unnachgiebigen menschlichen Körper, der sich um ihn spannte und obwohl ihm das Gefühl des ´Eingesperrtseins` inzwischen vertraut war, stieg urplötzlich eine beklemmende Unruhe in ihm auf, die nicht auf seine äußere Erscheinung zurückzuführen war.
    Schwingungen von stiller Verzweiflung und wutverzerrtem Zorn schlugen ihm entgegen, trafen ihn mit solch unerwarteter Wucht, dass er um ein Haar ins Straucheln geraten wäre.
    Um festen Stand bemüht, schloss er für einen kurzen Moment die Augen, bis er sich an die Intensität seiner Stimmungswahrnehmung gewöhnt hatte.
    Dann straffte er sich und versuchte, sich zu orientieren, bevor er aus dem Schutz der hohen Sträucher trat.
    Die düstere Vorahnung, welche wie eine unheilverkündende Heimsuchung seine Sinne schärfte, verfestigte sich umgehend, als sein Blick an dem Mehrfamilienhaus hängenblieb, das nun vor ihm aufragte.
    Wie erstarrt blieb er stehen. Kurz ließ er sich von der Hoffnung leiten, dass er sich geirrt und den falschen Straßenzug gewählt haben könnte. Doch die große Eiche mit den eigenwillig gewundenen Ästen, welche die Rasenfläche vor dem Gebäude zierte, war unverkennbar.
    Für gewöhnlich wogen sich die Zweige des majestätisch anmutenden Baums erhaben im Wind, doch nun schien die sonst so malerische Krone des hölzernen Riesen, vertrocknet und auf seltsam traurige Weise jeglicher Lebensenergie beraubt.
    Hunderte von Krähen nisteten dort oben und stimmten in lautes Krächzen ein, als sie Elias` Anwesenheit bemerkten.
    Die Augen ungläubig zu Schlitzen verengt, sah er hinüber zu dem dreigeschossigen Gebäude, dessen Fassade von oben bis unten mit dunkelroter Flüssigkeit besudelt war.
    Träge rann die noch frische Farbe an den Wänden herunter, als habe sie alle Zeit der Welt dieses schaurige Kunstwerk zu vollenden.
    Wie übergroße Mahnmale hoben sich die düsteren Symbole von dem weißen Untergrund ab. Einem Leuchtfeuer gleich, das aus den Tiefen des Höllenschlunds emporstieg, brannte sich der schaurige Anblick in Elias hinein und ließ ihn die Gefahr wittern, die sich dahinter verbarg.
    Als sei die dunkle Macht, die in den scharfkantigen Mustern und absonderlichen Zeichen schlummerte, zum Leben erwacht, hallte die vernichtende Energie wie ein monotoner Pulsschlag in ihm wider und sorgte dafür, dass sich jeder Muskel seines Körpers anspannte.
    Langsam ließ er seinen Blick die Straße hinunterwandern, die verwaist und menschenleer vor ihm lag.
    Eine beinahe gespenstische Stille hing in der Luft. Die Natur schien beschlossen zu haben, sich ruhig zu verhalten. Kein Windstoß, der vertrocknete Blätter umherwirbelte oder Gezwitscher schwadronierfreudiger Wintervögel. Auch kein Rasenmähergeräusch oder jauchzendes Geschrei spielender Kinder war zu vernehmen.
    Sogar die Krähen hatten ihr grausames Gekrächze eingestellt und begnügten sich nun damit, jede von Elias` Bewegung mit ihren kalten tiefschwarzen Augen genauestens zu verfolgen.
    Doch die unheimliche Stille war nicht das Schlimmste, wie Elias` feststellen musste.
    Die sonst so makellose Außenansicht des gesamten Wohnblocks war durch diese schrecklichen Wandmalereien verunstaltet.
    Umgetretene Eimer, aus denen Lachen jener roter Flüssigkeit sickerten, lagen verstreut. Mit Lumpen umwickelte Stöcke, die offenbar dazu benutzt worden waren die Farbe aufzutragen, waren scheinbar achtlos zurückgelassen worden und der Unrat ausgeschütteter Mülltonnen verteilte sich quer über die Straße.
    Soweit Elias` Auge reichte, ähnelte die Siedlung einem Kampfplatz und wenn er es nicht besser gewusst hätte, wäre er davon ausgegangen, hier habe ein Schlachtfest stattgefunden.
    Beißender Brandgeruch stieg ihm in die Nase, lenkte seine Aufmerksamkeit zu der grauen Rauchsäule, die über dem kleinen Wäldchen am Ende der Siedlung emporstieg. In dunklen Schwaden legte sich der undurchdringliche Qualm über den klaren Winterhimmel, verschluckte sein strahlendes Blau und schob sich wie eine riesengroße schattenhafte Wolke vor die Sonne.
    Der gedämpfte Klang von Sirenen, der in der Ferne einsetzte, ließ seine schlimmsten Befürchtungen wahr werden.
    Mit einem Anflug von Wehmut wurde ihm klar, dass Dagon während seiner kurzen Abwesenheit offenbar nicht untätig herumgesessen hatte. Im Gegenteil! Das Chaos hatte weitere Kreise gezogen.
    Ob nun einer inneren Überzeugung folgend oder dem Wahnsinn dämonischer Einflussnahme – die Menschen wurden zunehmend unberechenbar und verloren scheinbar den Verstand.
    Die Tatsache, mit seiner Vorhersage richtig gelegen zu haben, vermochte ihm keine Genugtuung zu verschaffen, sondern verstärkte das nagende Gefühl, dass ihm die Zeit unaufhaltsam durch die Finger rann.
    Ohne seine Umgebung aus den Augen zu lassen, näherte er sich dem Eingang des Hauses, in dem sich Emilias Wohnung befand.
    Als er vor der Tür zum Stehen kann, fuhr er mit dem Finger über einen der feuchten Spritzer direkt neben dem Klingelschild. Innbrünstig hoffte er, dass sich seine schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheiten würden, als er den Tropfen zwischen seinen Fingerkuppen zerrieb und daran roch.
    Kein Zweifel! Das war Blut! Wenn auch kein menschliches, so hatte dennoch eine große Anzahl an Tieren ihr Leben lassen müssen. Hörbar atmete er aus und schüttelte den Kopf.
    In dem Moment drangen aufgebrachte Stimmen aus dem Hausflur und rissen Elias aus seinen Gedanken, als mit einem Ruck die Tür geöffnet wurde. Eine mit diversen Taschen und Koffern bepackte Frau, die um ein Haar in ihn hineingelaufen wäre, stieß einen erschrockenen Laut aus, winkte dann hektisch ihren Mann hinter sich her, der nicht minder bepackt war und den gesamten Hausrat der Familie mit sich zu führen schien.
    Da Elias in seinen Bluejeans und dem Parka wie ein ganz normaler junger Mann durchging, schenkten sie ihm keine weite Beachtung. Auf die oberflächliche Wahrnehmungsweise der Menschen war wie immer Verlass und so entging den beiden seine strahlende Aura, die ihn bei genauer Betrachtung als nicht menschliches Wesen hätte verraten können.
    Nachdenklich sah Elias den Flüchtenden hinterher, bevor er sich in Bewegung setzte und die Treppen hinauf spurtete.
    Oben angelangt, wurde er von Micah in Empfang genommen. Wie nicht anders zu erwarten, war Elias` Ankunft vor ihm nicht verborgen geblieben, weshalb er bereits im Türrahmen lehnte und auf ihn wartete. An seinem Gesicht war deutlich abzulesen, dass er keine guten Nachrichten bereithielt.
    „Hey“, sagte er mit ungewohnt belegter Stimme.
    „Micah“, erwiderte Elias die Begrüßung mit einem Nicken und ließ den Blick über die legere Kleidung seines Freundes gleiten.
    Es war schon merkwürdig genug, ihn in Menschengestalt zu sehen, aber die zerrissene Jeans, in Verbindung mit dem schwarzen T-Shirt und den Bikerboots, ließen den jungen Engel noch verwegener wirken, wie er fand.
    „Elias hör` zu, ich befürchte, ich bin zu spät gekommen. Sie ist nicht hier“, setze er zu er einer Erklärung an.
    „Ich weiß“, antwortete Elias knapp. „Es ist bereits schlimmer, als erwartet. Lass uns drinnen reden.“
    Er schob sich an Micah vorbei und betrat den Flur zu Emilias Wohnung. Eine angenehm warme Welle von Vertrautheit schwappte über ihn hinweg und traf ihn völlig unerwartet. Das eigentümliche Aroma der Vanillekerzen, die sie so sehr liebte vermischte sich mit dem Duft ihres blumigen Parfums zu einer unbeschreiblich lebhaften Erinnerung, die ihn erfasste und für einen kurzen Moment innehalten ließ.
    Ihre Anwesenheit war beinahe spürbar, so als käme sie jeden Moment um die Ecke, um ihn zu begrüßen.
    Darum bemüht, die Schwere abzuschütteln, die seine trübsinnigen Gedanken in ihm auslösten, schwang er das Leinentuch mit den Waffen von der Schulter und betrat das Wohnzimmer.
    Die Mittagssonne tauchte den Raum in ein angenehm warmes Licht und alles sah noch genau so aus, wie er es gestern verlassen hatte.
    Der Kontrast zu der Trostlosigkeit außerhalb dieser vier Wände erweckte den Anschein, als sei die Zeit hier an diesem Ort stehen geblieben und die Normalität konserviert worden.
    Lediglich der Fernseher, der in der Ecke stand und die neuesten Schreckensbilder übertrug, störte die Harmonie.
    Obwohl Micah den Ton abgestellt hatte, drangen die Worte des Nachrichtensprechers laut und deutlich zu Elias durch und hallten wie ein Echo in ihm nach:
    Die Unfallmeldungen reißen nicht ab … Weltweit sind Rettungskräfte im Einsatz … Unerklärliche Hysterie und Massenpanik … Wir haben es mit einem Ausnahmezustand zu tun!
    Das Gewicht auf seinen Schultern schien sich mit einem Mal zu verdoppeln. War er bis eben noch durch die undurchdringliche Barriere, die sein Reich umgab, von allem Irdischen abgeschottet gewesen, so trafen ihn nun die Verzweiflung und die Angst der Menschen in geballter Form.
    Ein ´Ausnahmezustand`!, wiederholte er gedanklich die Worte des Kommentators, und schloss für einen Moment die Augen. Welch profaner Ausdruck für das, was den Menschen noch bevorstünde.
    Ein plötzliches Schnarchgeräusch zog seine Aufmerksam Richtung Couch, wo Freddy zusammengerollt lag und schlief.
    Vorsichtig und darauf bedacht, ihn nicht zu wecken, legte er das Bündel mit den Waffen neben ihn, zog seine Jacke aus und warf einen Blick auf Emilias besten Freund.
    Die braun gewellten Haare fielen ihm lose ins Gesicht und seine entspannten Züge ließen ihn bedeutend jünger wirken, wie Elias fand. Die fein gebogenen Wimpern schmiegten sich zart an seine Haut und zeichneten lange Schatten darauf.
    „Wie friedlich die Menschen aussehen, wenn sie schlafen, findest du nicht?“, sagte er, griff nach der Decke, die am Fußende lag und breitete sie über Freddy aus.
    „Mhh…!“, brummte Micah von hinten, woraufhin Elias sich zu ihm umdrehte.
    „Erzähl, wie hat er es aufgenommen?“
    „Ich würde sagen, den Umständen entsprechend…“, antwortete Micah knapp und betrachtete den Menschen nun seinerseits mit einem Ausdruck, den Elias nicht einzuordnen vermochte. Er besah ihn wie einen seltsamen Fund, von dem er noch nicht so recht wusste, was er damit anfangen sollte. „Als ich hier ankam, waren Susan und Nils bei ihm“, fuhr er fort, während er sich in Emilias Schaukelstuhl sinken ließ. Mit den langen Beinen und seiner imposanten Statur wirkte er darin wie ein Riese, den man in einen viel zu kleines Möbelstück gezwängt hatte. „Ich habe sie ebenfalls eingeweiht. Nachdem die beiden hier übernachtet haben, sind sie vorhin aufgebrochen, um ein paar Dinge zu besorgen. Du weißt schon: Haltbare Lebensmittel, Wasser, Decken, Kerzen und so weiter. Außerdem wollte Nils noch den Wagen volltanken. Ich schätze, dass sie innerhalb der nächsten zwei Stunden zurück sein werden.“
    Verwundert hob Elias eine Braue und musterte seinen Freund mit unverhohlener Anerkennung. Wie es schien hatte er ihn unterschätzt und trotz seiner Unerfahrenheit im Umgang mit Menschen war es ihm offenbar gelungen, die Situation irgendwie zu meistern.
    „Glaubst du, es war eine gute Idee, sie da raus zu schicken?“, gab er dennoch zu bedenken und bedachte Micah mit skeptischem Blick. „Irgendjemand hat die komplette Siedlung in eine Opferstätte verwandelt. Hast du die Zeichen an den Hauswänden gesehen? Das ist uralte schwarze Magie…“
    „Ob ich das gesehen habe? Was meinst du, was hier heute früh los war? Bewaffnete Gardisten sind mit einem Großaufgebot angerückt und haben bestimmt zwei Duzend dieser Besessenen mitgenommen“, entgegnete Micah.
    „Du meinst Polizisten…“
    „Ja, was auch immer. Sie waren in jedem Fall uniformiert und schienen kampferprobt“, setzte der blondgelockte Engel seine Beschreibung fort und bestätigte Elias damit in seiner Annahme.
    Seufzend ließ sich dieser sich am Fußende der Couch nieder und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Er fühlte sich müde und ausgebrannt, als sei der Kampf bereits zu Ende und stünde nicht erst bevor.

    Hier geht`s weiter:

    Kapitel 10.1

  • Hm, vom Konzept dieses Kontrastes zwischen scheinbarer Normalitaet und dem Surrealen wie dem blutbespritzten Haus gefaellt es mir gut - aber irgendwas fehlt mir da noch.

    So das gewisse Etwas das dieses Chaos auch verankert - Elias sieht es, sieht die Fliehenden, aber dann ist es schon irgendwie weg als er drin ist.

    Verstehst Du was ich sagen will? Die Welt ist eine andere geworden, aber Elias Wahrnehmung schaltet schnell wieder auf Normalbetrieb um.

    (Das ist - wie so oft - jetzt Meckerei auf hohem Niveau...)


    Es war bereits später Vormittag als sich Elias in der irdischen Welt materialisierte. Langsam verblasste sein von göttlicher Energie getränktes Licht und seine Gestalt nahm nach und nach Konturen an.
    Sofort spürte er den festen und unnachgiebigen menschlichen Körper, der sich um ihn spannte und obwohl ihm das Gefühl des ´Eingesperrtseins` inzwischen vertraut war, stieg urplötzlich eine beklemmende Unruhe in ihm auf, die nicht auf seine äußere Erscheinung zurückzuführen war.

    Bis auf den ersten Satz gefaellt mir das wahnsinnig gut, dieses Bild wie er da in die Beschraenkungen eines Koerpers kommt. Der erste Satz hingegen faengt an, das so trocken runterzuerzaehlen. Faende ich besser wenn Du direkt in das Bild einsteigst:)

    Das eigentümliche Aroma der Vanillekerzen, die sie so sehr liebte vermischte sich mit dem Duft ihres blumigen Parfums zu einer unbeschreiblich lebhaften Erinnerung, die ihn erfasste und für einen kurzen Moment innehalten ließ.

    Sehr schoen geworden! Engel erinnern sich also auch ueber den Geruchssinn...

  • Zu Kapitel 9.3

    Zu lang finde ich es nicht, passt recht gut und ist wie immer sehr gelungen. Silas bleibt interessant. Eigentlich gibt es nur einen Punkt der mir etwas aufgefallen ist.

    „Allerdings habe ich inzwischen eingesehen, dass wir ihn brauchen“, fuhr Silas fort und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Die Übermacht des dämonischen Heeres ist viel zu groß. Wir hätten ihr nicht das Geringste entgegenzusetzen, glaub` mir! Sollten wir aber tatsächlich göttlichen Schutz erfahren und Unterstützung von oben erhalten,…

    Hier schenkt er sehr rasch um, von zerissener Bösewicht, zu Unterstützer des Widerstandes. Es klingt hier so, als ob er eigentlich schon immer gegen die Dämonen gekämpft hat, nur eben ohne Engelsunterstützung. Mir fehlt etwas der Gedanke dazwischen. Was hat ihn dazu gebracht die Seiten zu wechseln? Bisher war er überzeugt, dass Widerstand zwecklos ist und nur die Unterwerfung ihm (und Lia) einen Platz in der neuen Welt sichert. Jetzt fängt er plötzlich an auf Elias zu setzen. Da ist etwas passiert. Dieser Wechsel der Seite muss ihn eigentlich schwer erschüttern und unsicher machen. War alles falsch was er gemacht hat? Die Opfer die er auf dem Gewissen hat, verlieren in seiner Perpektive plötzlich völlig ihren Sinn. Nachdem er die Menschheit verraten hat, will er nun die Dämonen verraten und damit hat er eigentlich nichts mehr. Dieser Zweifel und diese Unsicherheit, könnte für meinen Geschmack etwas deutlicher werden. Auch wenn ich jetzt viel dazu geschrieben habe, ist es keine große Sache, zumal sicher noch ein paar Erklärungen folgen.

    Zu Kapitel 10

    Viel zu Mäkeln gibt es nicht. Die Szene ist ein ggelungener Einstieg in den nächsten Abschnitt und verdeutlicht denn nocheinmal den Ernst der Lage, wenn sie auch gegenüber der Szene davor natürlich fast harmlos wirkt (was an der Stelle allerdings fast zwangsläufig ist).

    Die Beschreibung des eingesperrt fühlens, gefällt mir sehr gut. Pluspunkt für das darstellen des Engelshaften! Überhaupt lebt der Abschnitt von den Kontrasten: Normalität - ausbrechender Wahnsinn, Engelsgestalt - menschlicher Körper. Vielleicht kann man den Kontrast noch etwas zupitzen, doch im Grunde passt es bereits recht gut.

    Was ist hier passiert, dass die Blutspritzer aussen und im Haus sind? Elias reagiert auf den schaurigen Anblick erstaunlich cool, andererseits ist er ja auch ein kampferfahrener Engel. Bin schon gespannt, wie es weitergeht.


    Für mehr blümchenpflückende Orks, blutrünstige Elfen und vegetarische Drachen!

  • Zitat von Rainbow

    Das eigentümliche Aroma der Vanillekerzen, die sie so sehr liebte vermischte sich mit dem Duft ihres blumigen Parfums zu einer unbeschreiblich lebhaften Erinnerung, die ihn erfasste und für einen kurzen Moment innehalten ließ.

    So schön!

    Die Beschreibungen, die du in dem Part bringst, sind allgemein wieder hervorragend geworden - das ist gewiss eine große Stärke von dir :thumbup:

    Das gelingt dir immer sehr gut.

    Ansonsten habe ich nichts mehr hinzuzufügen :)

    LG

  • Der Abschnitt passt mal wieder^^. Man könnte noch den Rauch brennender Gebäude einstreuen, aber davon sehen wir bestimmt noch etwas.

    Spoiler anzeigen

    Alles sschien wie ausgestorben

    schien

    Alles sschien wie ausgestorben und die Grabesstille, die in der Luft hing wurde einzig durch das abscheuliche Keischen der aufgebrachten Vögel im Baum durchbrochen.

    Ich verstehe, was du sagen willst, aber so recht geht das nicht Grabesstille und kreischende Vögel gleichzeitig.

    -Kreischen

  • Hey liebe Rainbow

    da geht es also genauso spannend weiter, wie es schon aufgehört hatte. Ich mag Micah! :love:

    Elias natürlich auch, ganz klar. Den Kontrast zwischen den beiden bringst du sehr unterhaltsam rüber.

    Du lieferst da wieder eine ganze Menge allerliebste Beschreibungen, die viel Spass machen zu lesen!

    Spoiler anzeigen

    Einziger kleiner Kritikpunkt:

    Deine Beschreibung von Dagons Zerstörungen...

    hm, das ist für das sensationslüsterne Publikum (mich) noch etwas unbefriedigend.

    (Wie, genau, zerstört er die Welt? Das würde ich gern erfahren)

    Die Krähen nisten also tatsächlich noch friedlich im Baum während Dagon vor ihren Augen irgendwelche Tiere ermordet, deren Blut auf die Häuser verspritzt und dann die Kadaver aber doch ordnungsgemäss entsorgt, damit das nicht zu entsetzlich aussieht :P (sorry ich konnte mich irgendwie nicht beherrschen). Das mit den Opfertieren leuchtet mir nicht so ein. Dagon unterhält ja keinen Voodooclub. Und "nisten" klingt nach dem friedlichen Aufziehen von Jungvögeln...

    Hättest du da nicht was anderes? Und wo man auch irgendwie nachvollziehen kann, was eventuell vorgefallen ist? Da könnte ja auch noch irgendwas liegengeblieben sein (Flugzeugwrack... öh, keine Ahnung, halt nicht so etwas, was jeden Tag passiert.)

    Die in Eile ausziehenden (flüchtenden) Bewohner haben mir da schon besser gefallen. Schade, dass es nur eine Familie ist und da kein Umzugswagen vor der Tür steht. Ich bin schon ziemlich oft umgezogen und ein paar Koffer reichen da in der Regel überhaupt nicht. (sich stapelnde Umzugskartons wären da sicher auch irgendwo.)

    Die Nachrichtenmeldungen und den Ausnahmezustand fand ich dagegen gut. Das reicht da meiner Meinung nach als Info. Du könntest vielleicht noch "Sondersendung" einbauen. Vielleicht hat die "Massenpanik" inzwischen auch einen klangvollen Namen bekommen ("Weltuntergangskrise" oder so? )

    Also du merkst, ich hätte gern einen richtigen Einblick in Dagons zerstörerisches Treiben. Aber vielleicht kommt das ja noch.

    Freu mich schon auf den nächsten Text!:party:

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Danke wie immer für eure Kommentare und das Interesse :)

    Ich schätze, wir nähern uns mal wieder einem Punkt in der Geschichte, wo sich entscheiden wird, ob sich eure Erwartungen mit meinen Vorstellungen/Fantasien decken, die mich beim Schreiben geleitet haben. :hmm:

    Ich ahne, dass ihr darauf hinfiebert, die Welt in Flammen stehen zu sehen. Allerdings wird sich dieses Szenario mehr am Rande abspielen, befürchte ich. Was ich aber versucht habe ist, das Geschehen nebenher einfließen zu lassen, ohne wirklich den Fokus draufzulegen.

    Keine Ahnung, ob mein Plan aufgehen wird. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, das hier und da etwas mehr auszuarbeiten. Man müsste halt schauen, wie es passt.

    Ich bin deshalb sehr gespannt auf eure weiteren Rückmeldungen und bin gerne bereit, mich da von euch inspirieren zu lassen. ^^

    So, nun noch mein

    Feedback zu eurem Feedback
    Thorsten

    So das gewisse Etwas das dieses Chaos auch verankert - Elias sieht es, sieht die Fliehenden, aber dann ist es schon irgendwie weg als er drin ist.

    Ich schätze mal, das geht ein bisschen in die Richtung, die auch Kirisha angesprochen hat.

    Das Szenario noch ein bisschen mehr ausschmücken und näher drauf eingehen? Ja, das habe ich mir jetzt auch überlegt. Ich muss gestehen, dass diese Szene mit dem Baum und den beschmierten Fassaden in meiner Urfassung gar nicht drin war. Da kam Elias quasi einfach nur an und schwupss war er schon in der Wohnung ohne besondere Zwischenfälle....Jetzt merke ich erst, welches Potenzial hier in dieser kurzen Anfangsbeschreibung liegt....also, ich werde mir das noch was einfallen lassen. ^^

    Alexander

    Hier schenkt er sehr rasch um, von zerissener Bösewicht, zu Unterstützer des Widerstandes. Es klingt hier so, als ob er eigentlich schon immer gegen die Dämonen gekämpft hat, nur eben ohne Engelsunterstützung. Mir fehlt etwas der Gedanke dazwischen.

    Ja, ich glaube, jemand anders, hatte das auch schon angemerkt.

    Ich weiß jetzt nicht, wie es sich im Zusammenhang lesen wird. Eigentlich war da doch diese Szene, als Silas mit ansehen muss, wie Emilia von dem Seelenfresser gequält wird und verucht, sich gegen Sirius aufzulehnen, was ihm aber natürlich nicht gelingt. Am Ende liegt er kopfüber an Emilias Bett und lässt seine Gedanken schweifen...dann wachsen die Überlegungen in ihm heran, dass sie eigentlich nur dann eine realistische Chance hätten, wenn sie Unterstützung durch die Engel bekämen....die Hoffnung ist also da... nur hat er es bislang für dermaßen unwahrscheinlich gehalten, dass er sich mit dieser Option gar nicht weiter auseinandergesetzt hat...Ich weiß nicht, ob das nicht deutlich genug wird. :hmm:

    Dieses aktuelle Kapitel hier ist ja nun auch nicht aus SEINER Sicht geschrieben, sondern aus Emilias. Deshalb kann ich seine Gedanken hier nicht weiter vertiefen... aber ich werde das mal im Hinterkopf behalten und mir da einen Vermerk machen. Eventuell muss ich es schon vorher besser rausarbeiten. Seine Motivation war vorher eigentlich ausschließlich Angst aus Mangel an Hoffnung. -Vereinfacht dargestellt. Das ändert sich dann aber im Verlauf der Geschichte....

    Lady

    So schön!

    Die Beschreibungen, die du in dem Part bringst, sind allgemein wieder hervorragend geworden - das ist gewiss eine große Stärke von dir :thumbup:

    Das gelingt dir immer sehr gut.

    Ansonsten habe ich nichts mehr hinzuzufügen

    Danke :love:...

    Ich brauche nur manchmal einen kleinen Anstoß und dann sprudeln die Ideen. Erstaunlicherweise lassen sich dann manche Dinge auch einfach so runterschreiben. Wie zum Beispiel die Idee mit dem Baum...die kam mir erst ganz zum Schluss. Aber ich glaube, das könnte noch besser werden. Ich werde also nochmal ein bisschen in der Gruselkiste wühlen und es noch etwas schauriger machen. Freue ich mich schon drauf.:D

    Sensenbach

    Der Abschnitt passt mal wieder ^^ . Man könnte noch den Rauch brennender Gebäude einstreuen, aber davon sehen wir bestimmt noch etwas.

    Ja, ich habe schon ein paar Ideen entwickelt, wie ich diese Szene noch etwas aufpeppen kann. Die Rauchschwaden, die Elias in der Ferne aufteigen sieht, gefallen mir auch sehr gut. :thumbsup:

    Jetzt wird mir erst klar, wie gut sich dieser Einstieg hier eignet, um darzustellen, was während Elias kurzer Abwesenheit auf der Erde alles passiert sein muss...ich glaube, ich werde mich daran noch ein wenig austoben ^^

    Und danke für die Fehlersuche. Neuerdings passieren mir recht viele :hmm: Wahrscheinlich, weil ich so sehr auf den Inhalt fixiert bin.

    Kirisha

    da geht es also genauso spannend weiter, wie es schon aufgehört hatte. Ich mag Micah! :love:

    Elias natürlich auch, ganz klar. Den Kontrast zwischen den beiden bringst du sehr unterhaltsam rüber.

    Du lieferst da wieder eine ganze Menge allerliebste Beschreibungen, die viel Spass machen zu lesen!

    Danke. Freut mich, dass das Gesamtkonzept zumindest rüberkommt :love:

    Die Krähen nisten also tatsächlich noch friedlich im Baum während Dagon vor ihren Augen irgendwelche Tiere ermordet, deren Blut auf die Häuser verspritzt und dann die Kadaver aber doch ordnungsgemäss entsorgt, damit das nicht zu entsetzlich aussieht :P (sorry ich konnte mich irgendwie nicht beherrschen).

    Waaas? Du verunglimpfst meine Ideen? .... :rofl:

    Nein Quatsch! Es war nicht so von mir gedacht, dass Dagon höchstpersönlich die Hauswände beschmiert. Sollte das so rübergekokmmen sein, dann muss ich da noch mal dran.

    Eigentlich habe ich mir in meiner kranken Fantasie vorgestellt, dass es die Menschen selbst sind, die zunhemend den Verstand verlieren und von den Dämonen befallen werden, welche sie dazu bringen, diese Dinge zu tun. Ich hatte die Vorstellung im Kopf, dass Dagon jede Menge negativer Energie daraus ziehen kann, wenn da bestimmte dunkle Rituale vollzogen werden, mystische Zeichen wohin gekritzelt werden....und die Menschen ihm Opfer bringen...was weiß ich. Zu abgedreht? :hmm:

    Als ich schrieb, Dagon sei nicht tatenlos geblieben während Elias Abwesenheit, habe ich damit gemeint, dass er alles so zurechtrückt, wie er es haben will...er die Menschen immer mehr in seine Gewalt bringt....nicht aber, dass ER selbst diese ganzen Dinge tut. Das entspräche ja auch nicht der Intention des Bösen (z.B. des Teufels, oder?) Der findet es ja auch viel cooler, wenn er die Menschen manipulieren kann und nicht selbst Hand anlegen muss.

    Ich hoffe, ich kann deine Vorbehalte damit zumindest ein kleines bisschen aus dem Weg räumen.

    Welchen Gedanken ich aber ganz gut finde ist, der Szene noch etwas mehr Tiefe zu geben...sprich ein paar Anhaltspunkte zu geben, WAS sich da abgespielt haben könnte. Das wird aber natürlich im weiteren Gespräch mit Micah auch noch zur Sprache kommen. ^^ Ich bastele da noch ein bisschen dran.

    Danke auf jeden Fall für deinen kritischen Blick.


  • Ich ahne, dass ihr darauf hinfiebert, die Welt in Flammen stehen zu sehen.

    Okay, ich hab' jetzt schon ein bisschen mehr Einblick - aber trotzdem - nee. Fuer mich war das von Anfang an eine Geschichte ueber... Menschen haette ich jetzt spontan gesagt, aber das trifft Elias ja eher nicht, also... Personen und ihre Beziehungen.

    Fuer mich ist das aeussere Geschehen nur der Aufhaenger um eben zu sehen wie die Personen mit der Situation umgehen und wie sich ihre Beziehungen veraendern. Ich fiebere eher mit Emilia und Silas mit, weil das eine total interessante Konstellation ist, als dass ich jetzt seitenweise Apokalypse lesen mag.

  • Obwohl ich eigentlich noch mitten in der Überarbeitung des letzten Teils stecke, zeige ich euch jetzt einfach schon mal, wie es weitergeht.

    Es gibt die eine oder andere Stelle, wo mein Finger kurz über der "Löschen-Taste" kreiste, weil ich mir nicht sicher war, ob es so 100% passend ist...aber ich konnte mich dann doch nicht durchringen.

    Deshalb bin ich gespannt, was ihr so zu sagen habt und ob euch die Stellen vielleicht ebenfalls auffallen.

    Vielleicht mache ich mich aber auch einfach wieder selbst verrückt-ist jetzt nicht völlig abwegig ^^

    Kapitel 10.1


    „Was ist mit Emilia?“, fragte Micah vor dem Elias` Zustand nicht verborgen blieb. „Du scheinst nicht überrascht darüber, dass sie nicht hier ist. Weißt du, wo sie sich aufhält?“
    Elias nahm einen tiefen Atemzug. „Nein, ich weiß nicht, wo sie sich aufhält“, setzte er an und schüttelte resigniert den Kopf. „Er hat sie! Irgendwie hat er es geschafft, sie in seine Gewalt zu bringen! Weiß der Teufel, wo er sie versteckt hält.“ Hörbar stieß er die Luft aus und rieb sich den Nacken. „Dagon weiß von der Verschmelzung und auch von der Prophezeiung. Er will mich! Und er benutzt sie, um an mich heranzukommen, dieser Scheißkerl!“
    „Das klingt nicht gut“, seufzte Micah. Er schob die Augenbrauen zusammen und seine Stirn legte sich in Falten, als er Elias ansah.
    „Wie bitteschön hat sie es geschafft, sich entführen zu lassen?“, fragte er ohne jedes Verständnis. „Du hattest ihr doch gesagt, sie soll zu Freddy rübergehen. Da ist sie aber gar nicht angekommen. Hier in der Wohnung sind keinerlei Dämonenschwingungen zu verzeichnen gewesen. Zumindest keine aktuellen – was bedeutet, dass sie nicht hier überfallen wurde. Wo ist sie also an dem Abend noch hingegangen? Hat sie dir denn nicht gesagt, was sie vorhat?“
    Elias spürte, dass sich seine Laune dem Nullpunkt näherte. Natürlich konnte Micah nicht ahnen, dass er mit dieser Frage einen wunden Punkt treffen würde.
    „Nein Micah, sie hat mir anscheinend nicht gesagt, was sie vorhat, denn sonst wäre das alles mit Sicherheit gar nicht passiert, weil ich es zu verhindern gewusst hätte. Wie du vielleicht bereits bemerkt hast, haben Menschen ihren eigenen Kopf. Ihre Beweggründe resultieren nicht immer aus rationalen Entscheidungen, weshalb ihr Verhalten in den seltensten Fällen vorhersehbar ist ...“ Seine Stimme schwoll an. Nur mit Mühe gelang es ihm, wieder einen ruhigeren Ton anzuschlagen, um den schlafenden Freddy nicht aufzuwecken. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was sie geritten hat, das Haus zu verlassen und sich dieser Gefahr auszuliefern.“ Nachdenklich blickte er an Micah vorbei und starrte ins Leere.
    Schon seit Elias von Emilias Entführung erfahren hatte, war er immer und immer wieder diese Frage durchgegangen. Wie hatte das passieren können? War er nicht deutlich genug gewesen, als er sie darum gebeten hatte, sich nicht alleine irgendwo herumzutreiben und das überflüssige Risiko einzugehen, dass ihr etwas zustoßen könnte?
    Warum bei allen sieben Siegeln hatte sie nicht einfach auf ihn hören können? Wieso musste sie immer so sturköpfig sein und ihren Willen durchsetzen, ohne Rücksicht auf Verluste?
    Die Sorge um sie vermischte sich mit der Wut über ihre Unvernunft und der Fassungslosigkeit über ihre Naivität, mit der sie die Bedrohung auf die leichte Schulter genommen hatte und Dagon somit direkt in die Hände gelaufen war. Er seufzte und schloss für einen Moment die Augen, bevor er weitersprach.
    „Es macht keinen Sinn, darüber zu spekulieren, was passiert ist. Tatsache ist, wir müssen sie finden. Dagon ahnt nicht, dass durch die Verbindung zu ihr meine Kräfte verstärkt wurden. Außerdem wird er niemals damit rechnen, dass wir in den nächsten Stunden Unterstützung durch die Engel der dritten Sphäre erhalten werden.“
    „Dann konntest du den Rat von deinem Vorhaben überzeugen?“, fragte Micah, während sich ein freudiger Ausdruck auf sein Gesicht legte.
    „Ja, sie haben mir ihre Zustimmung gegeben. Ich bin jetzt ganz offiziell anerkannter ´Auserwählter` und habe die Legitimation die Welt und das himmlische Reich zu retten“, antwortete Elias und konnte nicht umhin, dass sich ein sarkastischer Unterton unter seine Stimme mischte.
    „Bei Gabriels Horn!“, entfuhr es Micah mit einem Anflug ehrfurchtsvoller Bewunderung, während sich seine Augen weiteten.
    „Ich glaube nicht, dass uns Gabriels Horn bei dem, was wir vorhaben, in irgendeiner Weise wird weiterhelfen können!“, gab Elias nüchtern zurück und ignorierte Micahs Stutzen. Auch, wenn es ihm leid tat, seinen Freund derart auflaufen zu lassen, konnte er sich im Moment beim besten Willen nicht vorstellen, seine Begeisterung zu teilen. Stattdessen hoffte er innbrünstig, dass es ihm erspart bliebe, die letzten Stunden noch einmal Revue passieren zu lassen, um Micah über alle Details ins Bild zu setzen. „Sag mir lieber, was du in Erfahrung gebracht hast. Gibt es einen irgendeinen Anhaltspunkt, wo sich Emilia befinden könnte?“, fragte er stattdessen und lenkte somit das Thema wieder auf das Wesentliche zurück.
    „Nun ja…“, setzte Micah an. „Wir haben die halbe Nacht damit zugebracht, Emilias Wohnung auf den Kopf zu stellen, sind ihre Kontakte durchgegangen und Freddy hat sie abtelefoniert. Die Liste liegt da drüben.“ Er deutete auf die Papiere, die auf dem Couchtisch verstreut lagen. „Leider waren wir nicht sehr erfolgreich. Niemand konnte uns Auskunft darüber geben, wo sie sich aufhalten oder mit wem sie sich getroffen haben könnte. Es ist fast so, als sei sie vom Erdboden verschluckt worden.“
    Wir haben versucht, sie aufzuspüren, doch war es uns bislang nicht möglich, sie zu finden. Es ist, als sei sie vom Erdboden verschwunden, hallten die Worte in ihm wider, die Erzengel Michael vorhin an ihn gerichtet hatte.
    Wir glauben, dass man ihren Geist manipuliert hat, um ihre ´Signatur` zu zerstören…
    Erneut spürte Elias das krampfhafte Ziehen in seiner Brust. Er wusste, der pochende Schmerz würde erst dann nachlassen, wenn er Emilia befreit hätte und sie wieder in seinen Armen halten könnte.
    Schwerfällig beugte er sich vor und griff nach den losen Blättern mit den Notizen, auf die sein Freund zuvor gezeigt hatte, um einen Blick darauf zu werfen. Unmengen an Zahlenkombinationen mit dazugehörigen Namen standen darauf mit jeder Menge Vermerke, die in akurater Handschrift danebengeschrieben worden waren.
    Keine Auskunft … später noch mal versuchen … Nummer nicht mehr vergeben … las Elias die Randbemerkungen und spürte, wie die Hoffnung mit jeder Zeile aus ihm herausströmte.
    Nach einer Weile lehnte er sich zurück und rieb sich mit beiden Händen durch die Augen.
    „Wir werden sie finden“, versuchte Micah ihn aufzumuntern, vor dem Elias` Gefühlslage nicht verborgen blieb.
    „Ja, das werden wir…“, antwortete Elias bestimmt und richtete sich wieder auf. „…und wenn wir sie finden, dann finden wir mit ziemlicher Sicherheit auch IHN! – Glaub` mir, er wird dafür bezahlen, dass er es gewagt hat, Hand an sie zu legen!“ Seine Worte klangen wie ein Schwur und die Verbitterung in seiner Stimme ließ keinen Zweifel an seinem Vorhaben aufkommen.
    Micah nickte und signalisierte damit seine uneingeschränkte Zustimmung. Einen Moment herrschte Stille. Dann fuhr sich Elias durch seine Haare, was im Ergebnis dazu führte, dass sie noch zerzauster wirkten als zuvor.
    „Wir brauchen einen Zufluchtsort“, setzte er schließlich wieder an. Gedankenverloren zupfte er mit den Fingern an seiner Lippe. „Am besten wäre geweihter Boden. Eine Kirche mit ausreichend Platz, die strategisch günstig gelegen ist, in der wir eine Basis einrichten können.“ Sein Blick fiel auf Micah, der ihm jetzt noch eifriger zunickte. „Sobald wir wissen, wo das sein wird, werden wir Unterstützung anfordern.“
    Plötzlich ertönte ein vibrierendes Geräusch, das aus Freddys Hosentasche zu kommen schien. Er regte sich, streckte seine Arme über den Kopf und seine langen Beine stießen prompt gegen Elias` Seite.
    „Hey, Schlafmütze“, sagte dieser und bemühte sich, einen unbeschwerten Ton anzuschlagen. „Gut geschlafen?“
    Laut gähnend rappelte sich Freddy unwillig auf. Stöhnend griff er nach seinem Nacken, um sich die schmerzende Stelle zu reiben. Anscheinend hatte er in einer nicht gerade vorteilhaften Schlafposition die letzten Stunden auf der Couch verbracht. Noch während er versuchte, die Orientierung wiederzuerlangen, blieb sein Blick an Elias hängen.
    „Elias?“, krächzte er und kniff die Augen zusammen, da er von dem Sonnenlicht geblendet wurde, das in das Wohnzimmer fiel. „Du bist hier?“
    „Ja, sieht so aus. Wie ich hörte, hast du Micah bereits kennengelernt.“ Elias` Kopf schwenkte in Richtung seines Engelsfreundes und wieder zurück zu Freddy.
    „Ja“, antwortete dieser knapp. „Hast du noch mehr solcher Freunde? Das nächste Mal, wenn du einen von ihnen auf uns loslässt, wäre es schön, wenn du uns vorwarnen könntest. – Dann befestigen wir nämlich Gewichte an unseren Füßen.“
    Elias` Augen verengten sich zu Schlitzen, während sein Blick zu Micah hinüberwanderte.
    Mit erhobener Braue starrte er seinen Freund an, der wenig schuldbewusst mit den Achseln zuckte, als habe er nicht die geringste Ahnung, worauf Freddy anspiele.
    „Du hast sie …?“, sagte Elias gefährlich leise, brachte es jedoch nicht fertig den Satz zu Ende zu führen. Die Erkenntnis, dass Micah ihm offenbar nicht alles erzählt hatte, was den gestrigen Abend betraf, lag auf der Hand und führte ihm auf ernüchternde Weise vor Augen, wie naiv er doch gewesen war.
    Nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Dass Susan und Nils eher das Chaos vor ihrer Haustüre in Kauf genommen hatten, anstatt hier bei Micah zu bleiben, ließ ihn nur erahnen, in welcher Verfassung sie gewesen sein mussten. Es hatte es den Anschein, als seien die beiden regelrecht vor ihm geflohen.
    „Wir reden später darüber …“, war alles, was er für den Moment hervorbrachte, woraufhin er Micah einen letzten tadelnden Blick zuwarf. Kurz schloss er daraufhin die Augen und nahm einen tiefen Atemzug, bevor er sich erneut Freddy zuwandte.
    „Na schön … Wie es scheint, war euer Kennenlernen etwas holprig…“, setzte er an.
    „Etwas holprig?“, wiederholte Freddy Elias` Worte, als sei er sich nicht sicher, ob er ihn richtig verstanden habe. „Glaub mir, das trifft es nicht annähernd“, schnaufte er und schüttelte abfällig den Kopf. Einen Moment herrschte betretenes Schweigen, dann sah er Elias abschätzend an. „Dann bist du also auch ein Engel, was?“
    „Ja Freddy, auch ich bin ein Engel“ antwortete Elias und merkte, wie schwer ihm die Worte über die Lippen kamen. Ganz offensichtlich war er noch immer nicht besonders geübt darin, sich einem Irdischen zu offenbaren. Er erinnerte sich daran, wie er Emilia in der kleinen Kapelle davon zu überzeugen versucht hatte, dass er kein menschliches Wesen sondern ein Engel war. Sie hatte ihm kein Wort geglaubt und ihn stattdessen für verrückt erklärt. In ihrer gewohnt herausfordernden Art und beflügelt durch den Alkohol hatte sie herumgealbert und ihn eiskalt auflaufen lassen. Im Scherz hatte sie gemeint, er könne ihr ja eine kleine Kostprobe seiner überirdischen Fähigkeiten vorführen, was er allerdings strickt abgelehnt hatte, ganz einfach aus dem Grund, weil er sie nicht auf solch plumpe Art und Weise hatte umstimmen wollen.
    Wie es schien, war in Freddys Fall darauf keine Rücksicht genommen worden, dachte Elias.
    Ob gewollt oder nicht, so hatte Micah die jungen Leute offenbar eingeschüchtert und verängstigt, wodurch kein guter Grundbaustein für eine vertrauensvolle Beziehung geschaffen worden war.
    Elias verspürte den Drang, das zumindest ansatzweise wiedergutzumachen. Gerade wollte er zu einem einfühlsamen Erklärungsversuch anzusetzen, da kam ihm Freddy zuvor. Er ließ sich in die Polster der Couch zurücksinken und schüttelte ungläubig den Kopf.
    „Das war ja so klar!“, sagte er stumpf, während er in seiner Hosentasche nach dem Handy kramte, das ihn durch den vibrierenden Laut geweckt hatte. „Da schleppt Lia einmal einen Typen ab und dann muss es ein Engel sein! … Aber natürlich nicht irgendein Engel … Nein! Es muss ja der ´Auserwählte` sein, hinter dem ein Dämonenfürst her ist, weshalb sie jetzt bis zum Hals in der Scheiße steckt!“ Er stieß ein zischendes Geräusch aus und fuhr sich durch seine braunen Locken. „Lia hatte schon immer ein Talent dazu, sich in Schwierigkeiten zu bringen, aber diesmal hat sie sich wirklich selber übertroffen.“ Ein gequältes Lächeln huschte über seine Lippen, als versuche er, dem Ganzen etwas Lustiges abzugewinnen, was ihm aber offensichtlich nicht gelang.
    Elias konnte Freddys Sorge um Emilia regelrecht spüren. Die Schuld, insgeheim dafür verantwortlich zu sein, lastete schwer auf seinen Schultern und machte ihm zu schaffen.
    „Ich weiß, das muss für dich alles ziemlich verrückt klingen, Freddy und glaub` mir, es war bestimmt nicht geplant, euch in Angst und Schrecken zu versetzen, geschweige denn jemanden zu gefährden …“
    Freddy schien kaum mehr zuzuhören. Nachdem er die Tastensperre deaktiviert hatte, leuchtete der Eingang einer neuen Mitteilung auf.

    Hier geht`s weiter:

    Kapitel 10.2

  • Hm, ich weiss nicht - irgendwie kommt mir die Grundstimmung des Gespraechs nicht richtig vor. Elias ist eigentlich krank vor Sorge und sollte Schwierigkeiten haben sich wirklich auf andere Dinge einzulassen - so wie hier -


    Die Sorge um sie vermischte sich mit der Wut über ihre Unvernunft und der Fassungslosigkeit über ihre scheinbare Naivität, mit der sie die Bedrohung auf die leichte Schulter genommen hatte und Dagon somit direkt in die Hände gelaufen war

    - aber das ist erst auf der Haelfte des Textes. Micah sollte ja eigentlich 'mehr Engel, weniger Mensch' sein als Elias der ja in der Hinsicht besonders ist.

    Also wuerde ich erwarten dass Micah eher mit der 'heiligen Mission' beschaeftigt ist und Dinge toll findet wie dass Elias offiziell der Auserwaehlte ist, waehrend Elias davon eigentlich gar nichts mehr wissen will sondern das runterspielt, und dass es daraus eine Spannung gibt.

    So wie das Gespraech geschrieben ist, ist es aber so ein eher entspanntes 'ah, du hast die Menschen unterschaetzt' (mit Grinsen (!) von Elias - 'die haben mich nicht ernst genommen' - da fehlt die ganze Dramatik in der Situation drumherum - die Heerscharen sind bedraengt, Elias Freundin ist weg, jedes Gealbere kann nur an der Oberflaeche sein (wuerden Engel das dann ueberhaupt machen?) - das ist mir dafuer alles zu nett und zu entspannt... sorry...:(

    . „Lia hatte schon immer ein Talent dazu, sich in Schwierigkeiten zu bringen, aber diesmal hat sie sich wirklich selber übertroffen.“ Ein gequältes Lächeln huschte über seine Lippen, als versuche er, dem Ganzen etwas Lustiges abzugewinnen, was ihm aber offensichtlich nicht gelang.

    Das hier trifft genau den richtigen Ton - er probiert es, lustig zu sein, aber es geht schief und es kommt Galgenhumor raus :thumbup: