Okay, nach sage und schreibe fast vier Wochen komme ich dann jetzt mal mit dem nächsten Teil raus
Es kostet mich einiges an Überwindung, ihn euch zu zeigen, weil ich jetzt schon ewig daran herum bastle und ja auch schon den einen oder anderen von euch deshalb verrückt machen durfte.
Aber ich geb mir jetzt einfach mal einen Ruck, in der Hoffnung, dass ich mithilfe eurer Kommentare noch was rausholen kann. Hier kurz was zu meinem Problem:
Spoiler anzeigen
Mein Problem war, dass die Perspektive hier in der Urfassung zu distanziert erzählt war... außerdem wollte ich am Anfang so einen richtig geilen "Slow-Motion-Special-Effect-Moment", wenn die Engel im Türrahmen auftreten und war bis zuletzt unsicher, ob das alles so passt, zu übertrieben oder gar kitschig ist usw. Außerdem sollte die eigentliche Kampfszene nicht zu lange unterbrochen werden und zusätzlich mussten auch noch Freddys Gedanken/Empfindungen verpackt werden.
Die anschließende Kampfhandlung war ursprünglich kürzer geschildert und ich habe nun versucht, es noch etwas auszuschmücken und vor allem näher an Freddy heranzukommen. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist.
Es wäre toll, wenn ihr mich mal an euren Gedanken teilhaben lassen könntet, damit ich weiß, ob ich schon mal auf einem guten Weg bin oder wo ich noch was optimieren könnte. Derartige Kampfszenen sind einfach nicht meins. Wahrscheinlich sind auch wieder viel zu viele lange Sätze drin
Auf jeden Fall danke ich euch wie immer im Voraus für eure Ideen und euer Feedback
Kapitel 19.2
Umgeben von einem blendend weißen Licht konnte Freddy vier Gestalten ausfindig machen, die sich im Eingangsbereich formiert hatten. An der Spitze glaubte er, Elias erkennen zu können.
Seine langen Haare, die in den verschiedensten Goldtönen schimmerten umwehten sein Gesicht, das durch den Schein des flammenden Schwertes in seiner Hand erhellt wurde. Die eng anliegende Montur mit den gut bestückten Waffengurten, schmiegte sich an seinen Körper und ließ die Bilder des lässigen jungen Mannes, welche Freddy in seiner Erinnerung abgespeichert hatte, endgültig verblassen.
Neben ihm zog Seraphina einen Pfeil aus dem Köcher und spannte den Bogen. Natürlich! Sie hatte den Feuerdämon erledigt und Freddy somit das Leben gerettet. Nun stand sie da wie eine Amazone mit wild flatternder Mähne und in ihren weichen Gesichtszügen spiegelte sich ein kämpferischer Ausdruck.
Als ihr Blick auf Freddy fiel, weichte ihre versteinerte Miene auf und ihre Augen nahmen einen sanftmütigen Glanz an. Fast glaubte er zu spüren, wie die eisige Kälte aus seinen steifgefrorenen Gliedern wich und er mit neuer Hoffnung erfüllt wurde.
Nur mit Mühe gelang es ihm, sich von ihrem Anblick abzuwenden, doch die Lichtgestalt, die hinter ihr Stellung bezogen hatte, lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Es war Micah, der zwei Kurzschwerter durch die Luft schwang. Die magischen Klingen loderten auf und zogen einen Schweif aus funkensprühenden Flammen hinter sich her. Zuckende Lichtreflexe tanzten über die Wände und legten sich über den weitaus kleineren Engel, der direkt an Micahs Seite stand. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkte Freddy, dass es Jesaja war, welcher mit einem lanzenähnlichen Speer bewaffnet seinen lauernden Blick durch die Halle wandern ließ.
Wenn es auch nur den Hauch eines Zweifels an der überirdischen Herkunft der vier gegeben hätte, so wären es mit Sicherheit die prächtigen weißen Schwingen gewesen, die hinter ihren Rücken hervorstachen und den letzten Beweis dafür erbrachten.
Freddys Mund wurde staubtrocken. Niemals zuvor hatte er sich so klein und unbedeutend gefühlt, wie jetzt gerade. Die glanzvolle Aura, welche die Engel umgab, fuhr durch ihn hindurch und ließ seinen Körper erbeben, als sei er nicht dafür gemacht, jener göttlichen Urkraft gegenüberzutreten.
Eine angenehm prickelnde Wärme stieg in ihm auf, legte sich wie ein schützender Mantel über ihn und durchströmte ihn mit grenzenloser Zuversicht. Das grausame Geschehen ringsum verblasste. Da waren nur noch sein monotoner Herzschlag, das gedämpfte Rauschen in seinen Ohren und diese unsagbar machtvolle Energie, welche den gesamten Raum einnahm.
Doch bereits einen Wimpernschlag später holte ihn ein animalisches Jaulen zurück ins Hier und Jetzt. Der Blick über die Schulter ließ ihn erstarren. Etwas mit dem Aussehen eines halbverwesten übergroßen Hundes raste auf ihn zu und setzte zum Sprung an. Geistesgegenwärtig rollte Freddy sich zur Seite weg. Reflexartig griff er hinter seinen Rücken und zog das Schwert hervor, das unter seiner Berührung hell aufleuchtete. Keine Sekunde später riss ihn die tollwütige Bestie auch schon zu Boden. Der Aufprall sorgte dafür, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Sein Brustkorb zog sich unter der Schwere des Gewichtes zusammen, presste jegliche Luft aus seinen Lungen. Der abartige Gestank von Fäulnis hüllte ihn ein. Unerträgliche Hitze verband sich mit den hechelnden Atemzügen, die ihm aus dem Maul des fellbesetzten Ungetüms entgegenschlugen.
Unfähig, sich zu rühren, umklammerte er den Schaft des Schwertes, spürte die warme Flüssigkeit, die durch sein Hemd sickerte und sich auf seiner Haut verteilte. Das wehleidige Heulen an seinem Ohr wurde zu einem schmerzerfüllten Keuchen, bevor es schließlich verstummte und das unheimliche Lodern in den Augen des Höllenhundes erlosch.
Der Kadaver zerfiel, löste sich in seine Einzelteile auf und begrub Freddy unter einer pulvrigen Ascheschicht, die von ihm herab rieselte, als er sich hustend aufzurichten versuchte. Jemand streckte ihm die Hand entgegen. Micah!
Dankbar griff er danach und ließ sich hochziehen. Mit zitternden Knien hielt er sich aufrecht, kam ins Straucheln, als der Engel ihn unsanft hinter sich zog, um den Angriff eines in Flammen stehenden Dämons abzuwehren.
Voller Entsetzen blickte Freddy sich um. Binnen kurzer Zeit hatte sich die Empfangshalle in einen Kriegsschauplatz verwandelt. Überall sah er in widerwärtig verbrannte Fratzen, allesamt mit denselben glühenden Augen und ähnlich teuflischem Ausdruck. Und durch die aufgestoßene Metalltür am gegenüberliegenden Ende der Halle strömten immer mehr dieser albtraumhaften Kreaturen, deren Körper auf grausame Weise entstellt waren.
Ein lähmendes Taubheitsgefühl legte sich über ihn. Seine Beine drohten unter ihm nachzugeben. Viel zu schnell sog er die abgestandene von Schwefel verpestete Luft ein, während sein Herz wie wild gegen seine Brust schlug. Die Hand vor die Nase gepresst, versuchte er gegen die Übelkeit anzuatmen und das haltlose Zittern niederzuämpfen, das von ihm Besitz nehmen wollte.
Die grauenvolle Erkenntnis schlug ihm mit niederschmetternder Kraft den Boden unter den Füßen weg: Es gab kein Entkommen! Niemals würden sie sich gegen diese Übermacht an Dämonen behaupten können. Niemals!
Hilflos suchte Freddy in dem heillosen Durcheinander nach den anderen. Da war Elias!
Umringt von einer Schar dieser abartigen Biester drehte er sich mit seinem lodernden Schwert um die eigene Achse, um sie auf Abstand zu halten. Sobald sich eines von ihnen aus der Formation löste und ihm zu nah kam, machte es mit der zerstörerischen Kraft der geweihten Klinge Bekanntschaft, weshalb der Boden zu seinen Füßen bereits mit den Überresten verbrannter Körperteile übersät war.
Ein Stück weiter waren Seraphina und Jesaja in eine Ecke gedrängt worden. Mit dem Rücken zur Wand standen sie einem Rudel Höllenhunde gegenüber, von denen Freddy einen erlegt hatte. Die Erinnerung ließ ihn erschaudern. Dabei hatte er es nur mit einem aufnehmen müssen. Das hier waren Dutzende!
Mit zurückgelegten Ohren fletschten sie knurrend die Zähne. Während Jesaja versuchte, mit dem ausgestreckten Speer die Horde in Schach zu halten, schoss Seraphina einen Pfeil nach dem anderen in die Menge der blutrünstigen Kreaturen. Jeder Treffer wurde begleitet durch ein gequältes Aufheulen, bevor sich der Leib schließlich auflöste und nur ein Häufchen Asche auf dem Boden zurückblieb. Der freigewordene Platz wurde umgehend durch ein neues widerwärtiges Geschöpf ersetzt, das von hinten nachdrängte. Jeder Versuch, das vorhandene Ungleichgewicht auch nur ansatzweise zu minimieren, schien zwecklos.
Ein hoher krächzender Schrei riss Freddy aus seiner Starre und ließ ihn aufhorchen. Panisch drehte er sich nach allen Seiten um, suchte nach der Ursache für dieses Geräusch, das ihm durch Mark und Bein ging und dafür sorgte, dass sich die Härchen auf seinem gesamten Körper aufstellten. Plötzlich sah er ihn. Den Flugdämon, der es vorhin schon einmal auf ihn abgesehen hatte. Nur war er jetzt nicht mehr alleine! Zwei weitere Exemplare hatten sich dazugesellt und steuerten geradewegs im Sturzflug auf ihn und Micah zu. Angsterfüllt blickte er zu dem Engel, der in den Kampf mit zwei Dämonen verstrickt war. Von hier war keine Hilfe zu erwarten!
Reiß dich zusammen verdammt und tu irgendwas!, rief er sich selbst zu Ordnung.
Einen Moment schloss Freddy die Augen und versuchte, sich darauf zu besinnen, was Micah ihn während der gemeinsamen Trainingseinheit gelehrt hatte. Doch all die Anweisungen und gut gemeinten Ratschläge waren wie ausgelöscht. Eilig sah er an sich herunter, dann zog er zwei der Dolche aus den Ledermanschetten, die er an den Unterarmen trug. Hörbar atmete er aus.
Du musst dich von deiner Furcht befreien, Freddy! …. Befrei dich von deiner Furcht! … Keine Furcht! … Ich habe KEINE FURCHT! wiederholte er Micahs Worte wie ein Mantra.
Er zielte und schleuderte die messerscharfen Klingen mit aller Kraft den sich nähernden Flugdämonen entgegen.
Fasziniert über die Präzision seines Wurfes beobachtete er, wie sich die beiden Geschosse in die schuppigen Körper seiner Angreifer bohrten und sie zum Absturz brachten. Haltlos trudelten sie hinab, zerfielen schließlich noch in der Luft zu winzig kleinen Partikeln, die wie ein Ascheregen auf die kämpfende Menge niedergingen.
Es blieb keine Zeit, seinen Triumph auszukosten. Der andere Flugdämon hielt nach wie vor auf ihn zu. Nur wenige Flügelschläge, dann würde er seine Krallen in Freddys Haut versenken und seinen speerförmigen Schnabel in ihn hineinrammen. Das Schwert, an dem noch immer das Blut des Höllenhundes klebte, lag zu seinen Füßen. Mit einer schnellen Bewegung griff er danach, verweilte eine Sekunde abwartend in der Hocke, bäumte sich schließlich mit der ausgestreckten Waffe in seiner Hand auf und stieß im richtigen Moment zu. Das Schwert entglitt seiner Hand. Es steckte in der Panzerung des fliegenden Ungetüms fest, das nun krächzend und wild mit den Flügeln schlagend, über seinen Kopf wegflog, ehe es sich auf die gleiche Weise aus dieser Welt verabschiedete, wie es seine Artgenossen bereits zuvor getan hatten.
Plötzlich vernahm er Elias` glasklare Stimme in seinem Kopf. Haltet euch bereit. Sie kommen!, hörte er ihn deutlich sagen. Über die Schulter warf er Micah einen fragenden Blick zu. Noch immer standen sie Rücken an Rücken, jederzeit bereit, den nächsten Angriff abwehren zu müssen.
„Was meint er damit sie kommen?“, rief Freddy ihm atemlos zu, während er den klauenbesetzten Pranken eines echsenartigen Wesens auszuweichen versuchte.
„Das wirst du gleich sehen!“, antworte Micah und Freddy fragte sich ernsthaft, ob da so etwas wie gute Laune in seiner Stimme mitschwang. Es blieb nicht mehr genug Zeit, noch einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, denn im nächsten Augenblick drang ein lauter Tumult von draußen an sein Ohr. Durch die offene Tür und die zersplitterten Fensterscheiben strömten mit einem Mal hunderte von strahlenden Lichtwesen, die sich blitzschnell auf die Meute von Dämonen stürzten. Plötzlich spürte Freddy Micahs Arm um seine Mitte und kurz darauf hoben seine Füße vom Boden ab. Erschrocken stieß er einen Schrei aus, klammerte sich verzweifelt an dem Engel fest.
Dessen mächtige weiße Schwingen entfalteten sich zu ihrer vollen Größe und so flogen sie über das Kampfgeschehen hinweg.
Vor der Metalltür, die zum Treppenhaus führte, entließ Micah ihn aus seinem Griff und landete direkt neben ihm. Die kämpfende Engelschar, schottete sie vom Geschehen ringsherum ab, weshalb sie in einer Nische kurz verschnaufen konnten.
„Du warst gar nicht mal schlecht!“, sagte Micah anerkennend. „Anfangs dachte ich kurz, das war`s jetzt!“
„Ja, ich auch“, stammelte Freddy und wischte sich mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn. Erst jetzt bemerkte er, dass Blut an seinen Händen klebte und er von oben bis unten mit einer gallertartigen Masse überzogen war. Den Überresten der getöteten Dämonen.
„Alles in Ordnung bei dir? Du siehst irgendwie blass aus“, sagte Micah und klang mit einem Mal ernsthaft besorgt.
Statt einer Antwort, beugte sich Freddy vorneüber und stützte sich auf seinen Knien ab, während er sich auf den Boden erbrach. Die Säure brannte in seiner Kehle und das Würgen wollte kein Ende nehmen, selbst, als sein Mageninhalt längst entleert war. Obwohl Micah ihm beruhigend die Hand auf die Schulter legte, ließ das Grauen nicht von ihm ab.
Mühsam versuchte er, gegen das hysterische Kreischen in seinem Inneren anzukämpfen und das unkontrollierte Zittern seiner Hände abzustellen. Doch immer wieder schoben sich die schrecklichen Bilder in seinen Geist, egal, wie fest er die Lider auch zusammenpresste.
„Was ist mit ihm?“, hörte er Elias` vertraute Stimme durch die entsetzliche Geräuschkulisse krepierender Dämonen und deren abscheulicher Todesschreie. Eine sanfte Berührung an seinem Arm ließ ihn zusammenzucken und er sah in die sorgenvoll betrübten Augen des Engels, den er lange Zeit für einen Menschen gehalten hatte. Was war er doch für ein dummer Hornochse gewesen!
„Freddy, … Freddy … hörst du mich?“ Die Worte klangen, als kämen sie von weit her. „Freddy sag` doch was.“ Jemand schüttelte ihn leicht an der Schulter. Mit einem Ruck fand er den Weg zurück in seinen Körper und löste sich aus der Schockstarre. Benommen blickte er in die Runde. Die anderen Engel standen hinter Elias und musterten ihn mit einer Mischung aus Anerkennung und Mitleid.
„Ehmm … ja“, krächzte Freddy und räusperte sich gegen die Ladung Reißnägel, die jemand in seinen Hals gekippt zu haben schien. „Das hier … war nur nicht unbedingt das, was ich heute eigentlich machen wollte!“, schnaufte er und deutete auf das Kampfgeschehen.
Offenbar erleichtert über seine Antwort klopfte ihm Micah von hinten auf die Schulter und beugte sich ein Stück näher an ihn heran.
„Dafür hast du dich aber ganz gut geschlagen, mein Freund! … Nur an deiner Wurftechnik müssen wir noch feilen. – Das nächste Mal zielst du direkt zwischen die Augen, dann krepieren diese Viecher noch ein bisschen schneller!“ Elias versetzte Micah einen offensichtlich schmerzhaften Hieb gegen den Arm – woraufhin dieser mit einem erschrockenen „Autsch“ reagierte – und brachte ihn schließlich mit einer vehementen Kopfbewegung zum Schweigen.
„Ich schätze, es ist zu früh, um den Sieg zu feiern!“, sagte er dann mit einem skeptischen Blick über die Schulter. „Wir müssen weiter! Wirst du es schaffen?“ Fragend schaute er zu Freddy herüber, der nicht mehr als ein stummes Nicken zustande brachte. Elias silbern glänzende Augen ruhten auf ihm, offenbar nicht sicher, ob er ihm Glauben schenken konnte. Wenn Freddy ehrlich war, wusste er es selbst nicht.
„Ich bin okay!“, hörte er sich dennoch antworten und rappelte sich mühsam auf, woraufhin umgehend Bewegung in die Gruppe kam. Micah war es, der die schwere Metalltür öffnete und als erster im Treppenhaus verschwand. Die anderen folgten ihm dicht auf.
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