Veränderter Kalender

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.678 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. Januar 2020 um 10:57) ist von Xarrot.

  • Ich denke gerade darüber nach, was passiert, wenn sich der erste Kalendermonat ändern würde. Zum Beispiel, wenn das Jahr jetzt im August, statt im Januar beginnen würde.

    Die Geschichte dahinter wäre, dass man mit der Krönung der Hochkaiserin einen der bereits bestehenden Monat nach ihre benannt hat (vorher hieß der Monat nach einem eher unbeliebten Fürsten) und man hat zur Feider der Einheit dieser beiden Häuser das gleich noch zum ersten Monat des Jahres benannt.

    Was für Konsequenzen hätte das?

    Und was wäre, wenn dieses abgeänderte Jahr, gleich noch Jahr 1 der neuen Zeitrechnung wäre?

    Listen to wind, listen to the rain, listen to the voices in your brain.

  • Nun, ein Kalender ist ja (meines Wissens nach) "nur" eine Art Zeitenbenennung. Es ändert ja im praktischen Jahresablauf nichts, ob der Monat nun Goggelmuff oder Pillepull heißt. Entweder ist es der Ernte-Monat oder er ist es nicht. (Nur als Beispiel jetzt.)

    Das einzige, was ich mir an "Komplikationen" vorstellen könnte, wäre, dass die Leute durcheinanderkommen: "Du, ich müsste am dritten Goggelmuff mal zum Arzt... ach ne, is ja der dritte Pillepull...".
    Und sowas ist einfach nur Gewohnheitssache. Es gibt zum Beispiel bei uns immer noch Leute, die "Mark" sagen, weil sie sich nicht gewöhnen können (oder wollen).
    Inwieweit allerdings die bestimmende Obrigkeit damit umgeht, wenn Leute immer noch Goggelmuff sagen... obs egal ist oder unter Strafe gestellt wird: Da finge bei mir der Gedanke an echte Komplikationen an.

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Historisch hat's selten funktioniert - die Geschichte ist voll von neuen Zeitrechnungen die sich Herrscher XY ausgedacht hat - ein schoenes Beispiel ist der Frannzoesische Revolutionskalender den man nur noch aus Kreuzwortraetseln kennt.

    Zum Beispiel bekommt ein Reich mit funktionierender Verwaltung Probleme - die Leute haben einen Termin an dem die Steuern gezahlt werden muessen - die muessen alle informiert werden welcher das jetzt ist, oder es kommen zu voellig unerwarteten Daten Steuern in die Kasse (sagen wir der Termin war am dritten Mond nach Neujahr - ist das jetzt das alte oder das neue Neujahr?)

    Offizielle Verlautbarungen werden erst mal nicht verstanden. Wie meine Vorrednerin schon geschrieben hat - was macht die Obrigkeit mit der breiten Masse von Leuten die sich um den neuen Kalender einen Dreck schert? Je nachdem wie offensichtlich die Unterschiede zum alten Kalender sind kann die Geschichtsschreibung zweideutig werden.

    Allgemein kann die Hochkaiserin nicht damit rechnen, sich damit viele Freunde zu machen...

  • Vielleicht gibt es ja dann passend zum Amtsantritt Kalender für jeden Haushalt, damit die Untertanen den Überblick nicht verlieren?
    Ist ja auch ein wenig von der Zeit abhängig - im Mittelalter z.b. wird die breite Mehrheit der Bevölkerung übrhaupt keine Ahnung gehabt haben, welcher Monat ist, geschweige denn der wievielte des Monats. Für die gings um Saat und Ernte.

  • im Mittelalter z.b. wird die breite Mehrheit der Bevölkerung übrhaupt keine Ahnung gehabt haben, welcher Monat ist, geschweige denn der wievielte des Monats

    Die sind am Sonntag in die Kirche gegangen - da gab's die Namenstage der Heiligen, die besonderen Feiertage - natuerlich wussten die, wo sie im Jahr waren.

  • Die sind am Sonntag in die Kirche gegangen - da gab's die Namenstage der Heiligen, die besonderen Feiertage - natuerlich wussten die, wo sie im Jahr waren.

    Wobei ich die Frage interessant fände: Woher wussten sie das?
    Ich kann mir nicht vorstellen das jeder einen Kalender zuhause hatte, vermutlich wußte das der Dorfpriester am ehesten, aber auch der war nicht immer der gebildete Mensch wie es in den letzten Jahrhunderten üblich wurde... oder sie haben sich das tatsächlich gemerkt. :hmm:

    Selbstverständlich scheint das Wissen darum nicht gewesen zu sein, sonst wären in der Renaissance sogenannte "Kalenderschwerter", also Schwerter auf deren Klinge ein Jahreskalender eingeätzt war, nicht so populär gewesen. Das muss ja auch ein gewisses Statussymbol gewesen sein...


    Ansonsten, zum Thema: Wenn einfach nur ein Monat umbenannt wird und der Jahresbeginn verschoben wird, sollte ja eigentlich nicht soo ein großer Aufwand sein und die Bevölkerung wird erst mal eh den alten Namen weiter verwenden. ^^
    (Organisatorisch, speziell was Steuern etc angeht kann das natürlich ganz anders ausschauen, kann man natürlich gleich das Doppelte abkassieren wenn man sich beliebt machen will. XD)

    Schon die Umstellung auf den gregorianischen Kalender war wohl eine recht große Sache (Wiki) und lief nicht gerade einfach ab. Für einen geregelten Handel macht es natürlich absolut keinen Sinn wenn ein Land seine Monate und den Jahreanfang einfach so umstellt, in einer mittelalterlichen Welt gibt es schon gut Probleme mit Währungen, Sprachen etc. andere Zeitrechnungen helfen da dann nicht wirklich. :P

    Falken haben doofe Ohren

  • Wobei ich die Frage interessant fände: Woher wussten sie das?
    Ich kann mir nicht vorstellen das jeder einen Kalender zuhause hatte, vermutlich wußte das der Dorfpriester am ehesten, aber auch der war nicht immer der gebildete Mensch wie es in den letzten Jahrhunderten üblich wurde... oder sie haben sich das tatsächlich gemerkt.

    Ich kann's jetzt nicht fuer jeden Dorfpriester beschwoeren, aber fuer den war's im Prinzip einfach - er musste von Sonntag zu Sonntag bis sieben zaehlen und in seinen Aufzeichnungen zur Liturgie nachschauen welche Woche des Jahres es ist damit er die richtige Messe liest.

    War vermutlich peinlich wenn der Grundherr oder der Abgesandte des Bischofs vorbeikam und der Priester grade die Glocken zum Sonntag laeutete obwohl es Montag war :whistling: In mittelalterlichen Aufzeichnungen sind ja alle moeglichen Kuriositaeten vermerkt (eine herrliche Sammlung an Klogeschichten...) - aber auf sowas bin ich noch nicht gestossen - ich mag nicht ausschliessen dass es nie passiert ist, aber die Regel scheint schon gewesen zu sein dass alle Kirchen sich einig waren wann zur Messe gelaeutet wird.

    Der einfache Bauer ging dann eben am Sonntag in die Messe und erfuhr dann (falls er es noch nicht wusste) dass grade Michaeli ist - oder die Eisheiligen - oder eben Mittsommer (Johanni) der Bauernkalender ist voll mit kirchlichen Referenzen und Wetterregeln.

    Kalenderfuehren war eine Form der Machtausuebung - denn es bedeutete genauer als andere zu wissen was wann passierte - die keltischen Druiden hatten ihren Kalender (einige der mehr raetselhaften walisischen Mythen kann man als den Wechsel vom Mondkalender zum Sonnenkalender interpretieren), die aegyptischen Priester hatten einen um die Nilflut vorherzusagen - dass ausgerechnet die Kirche auf so ein privileg verzichten sollte leuchtet mir nicht ein :D

  • Wie von meinen Vorrednern schon so ähnlich gesagt, könnte ich mir vorstellen, dass die Bürokratie ziemlich zu fluchen anfangen würde, weil jetzt alle Daten irgendwie falsch sind. Daraus lässt sich dann wiederum alles mögliche spannen. Von Verwirrung und Chaos innerhalb der unteren Verwaltungsstufen, wenn plötzlich keiner mehr weiß, wann welcher Feiertag zu begehen ist. Bis hin zum völligen Staatskollaps, wenn die Steuern plötzlich ausbleiben.

    Eher umsetzbar wären da kleinere Änderungen im Kalender. Zum Beispiel mal hier ein neuer Feiertag, oder da wird von einem Monat was gemopst und an einen anderen angehängt ... Gab es ja alles auch schon ... :whistling:

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"