Es gibt 390 Antworten in diesem Thema, welches 81.027 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. März 2021 um 16:28) ist von Kiddel Fee.

  • Hallo Kiddel Fee

    wow, ich bin beeindruckt.

    Endlich habe ich mal den Einstieg in die Geschichte gelesen. Einfach super! Als ich den ersten Post gelesen hatte, dachte ich mir, das muss der Alptraum eines jeden Elternteils sein. Du wachst auf und dein kleiner Augenstern ist verschwunden.

    Ich kann auch die damalige Kritik am Plot nicht teilen. Das die Welt und die Zustände sich erst langsam, eben so im vorbeigehen, entwickeln und immer etwas mehr über die Charaktere preisgegeben wird ist toll.

    So stelle ich mir ein gutes Buch vor, das sich nicht zu verstecken braucht.

    :thumbsup:

  • Hey Kiddel Fee

    Mir hat der letzte Part auch sehr gut gefallen. In Thyras Perspektive einzutauchen hat etwas, weil die Geschichte plötzlich mal aus einem ganz anderen Blickwinkel beleuchtet wird und man quasi aus erster Hand von Seiten des Forschungsleiters erfährt, wie das damals abgelaufen ist.

    Also, keine Beanstandungen von meiner Seite! Kann weitergehen :gamer:

  • Astra war erschöpft. Sie fühlte sich geradezu ausgelaugt. Die Sorge der letzten Tage, die Eile und die fehlende Ruhe, der Kummer um die anderen und die Anspannung … all das schien sie regelrecht in den schmalen Sitz des Transporters zu pressen. Erleichtert darüber, dass Atesch fuhr, schloss sie die Augen. Nates Kopf ruhte immer noch auf ihrem Schoß.
    Der junge Mann war unruhig, er murmelte tonlose Worte, die Augen unter den geschlossenen Lidern rollten hin und her und seine Haare klebten, nass vor Schweiß, an Astras Hose.
    Sus Wasser sollte das Fieber in Schach halten, doch der immer finsterer werdende Blick der Kameradin zeigte Astra, dass das wohl nicht so ganz funktionierte. Sie selbst hatte ebenfalls den Eindruck, dass Nate immer mehr Wärme abstrahlte und versuchte sich krampfhaft zu erinnern, ob es bei Tenebris damals auch so schnell gegangen war. Hoffentlich erreichten sie die Veste bald und hoffentlich konnten sie Nate dort helfen. Andererseits hatte der Hort über die beste medizinische Versorgung verfügt und Tenebris war trotzdem gestorben …
    Sie musste wohl weggedämmert sein, denn als das Motorengeräusch plötzlich anders klang, schreckte sie hoch. Der Transporter war in einer riesigen Halle zum Stehen gekommen. Angespannt blickte sie sich um.
    In Reih und Glied standen hier verschiedenste Fahrzeugtypen fein säuberlich nebeneinander. Geländefahrzeuge, Motorräder, Panzer, sogar Flugzeuge. Das andere Ende der Halle schien unendlich weit weg. Stimmen riefen einander Befehle zu, Motoren heulten auf, Seitentore wurden geöffnet. Marschierende Schritte kamen näher und eine Gruppe Soldaten geriet in ihr Blickfeld, die vor ihrem Auto Aufstellung nahmen.
    Atesch sprang heraus und salutierte vor einem Mann mit raspelkurzem blondem Haar, Hakennase und einem leuchtend roten Band quer über der Brust.
    “Elementaler Atesch meldet sich zurück, Sir. Operation durchgeführt, Operationsziel mit Kollateralschaden erreicht. Ein Leichtverletzter, ein Schwerverletzter.”
    Der Ranghöhere nickte, ohne eine Miene zu verziehen. Sein prüfender Blick glitt über die Truppe im offenen Fahrzeug. Er musterte die Staubschicht, welche sie alle überzog und die einzelnen Passagiere. Schließlich blieb er bei Nate hängen und verharrte dort kurz. Dann wandte er sich zackig ab.
    “Sergeant Benedict, bringen Sie diese Leute ins Lazarett, sie sollen komplett durchgecheckt werden. Anschließend begleiten Sie sie in ihre Quartiere und sorgen dafür, dass alle etwas zu essen bekommen. Ich erwarte Ihre Meldung.”
    Der Angesprochene , ein Mann in Retts Alter mit schulterlangem schwarzem Haar und einer wulstigen Narbe am Kinn, nickte hastig.
    “Elementaler Atesch, Elementale Su, der Militärrat hat dieser Operation höchste Priorität eingeräumt. Sie werden schnellstmöglich im Sitzungssaal erscheinen und Bericht erstatten.” Noch einmal betrachtete Ateschs Vorgesetzter die Neuankömmlinge eingehend, dieses Mal besonders Astra. “Sie werden ebenfalls erwartet. Sergeant Benedict wird Sie nach Ihrer medizinischen Untersuchung in die Empfangshalle begleiten.”
    Hakennase trat beiseite und machte zwei Soldaten Platz, die Nate behutsam aus dem Fahrzeug hoben. Ein weiterer Soldat wollte Rett Ivy abnehmen, damit dieser besser aussteigen konnte. Doch der Mechaniker schüttelte mit grimmigem Gesicht den Kopf. Er gab das Kind nicht aus den sicher immer noch schmerzenden Händen. Su lächelte Astra aufmunternd zu, dann folgten sie und Atesch dem abmarschierenden Vorgesetzten und ließen die Truppe bei Sergeant Benedict zurück.
    Es gibt keine Farben in der Veste, dachte Astra, als sie diesem dann schließlich aus der Halle heraus zu einem Flur voller Lifte folgten. Die Gänge im Hort waren auch nicht bunt, aber hell und blitzsauber. Hier in der Veste wirkten die Wände schroffer, es roch muffig nach Treibstoff, feuchter Kleidung und Schweiß. Die Menschen, die ihnen entgegen kamen, trugen entweder die schwarze rüstungsähnliche Uniform oder eine leger geschnittene Alltagskleidung in tristem Dunkelgrau und verschmolzen optisch mit den Wänden. Lediglich die Abzeichen auf den Schultern Höhergestellter boten winzige Aufheller, doch diese reichten nicht, um die Tristess, welche die Veste verströmte, abzumildern.
    Ihr Lift fuhr nach unten und Astras Gedanken flogen wieder zu Nate. Wo war er jetzt? Konnte man ihm helfen? Wieviel Zeit blieb ihm noch? Sie versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, wie lange Tenebris im Delirium gelegen hatte, doch die Müdigkeit zerrte hartnäckig an ihr und ließ sie kaum einen klaren Gedanken fassen … die Gesichter der beiden Männer verschwammen vor ihrem inneren Auge, schwirrten wie körperlose Fratzen um sie herum …
    Das Lazarett, kontrolliert von einer Gruppe Kittelträger, schien heller gestaltet. Die Zimmer waren durch Glasfenster getrennt, sodass ein Mediziner mehrere Betten gleichzeitig im Blick behalten konnte. Sie lagen alle auf der rechten Seite eines breiten, endlos langen Ganges. Links befanden sich offenbar Untersuchungszimmer, jedenfalls winkte eine in schmutziges Weiß gekleidete Gestalt Astra in ein solches.
    Sie musste die Kleidung ausziehen und sich auf eine Trage legen. Diese fuhr automatisch in einen großen schwarzen Kasten. Astra lag ganz still, während ihr Körper in mehreren Durchgängen gescannt wurde. Eine weibliche Stimme verkündete monoton ihre Werte. Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Blut-ph-Wert, Hautzustand … sie wusste nicht, ob die Zahlen in Ordnung waren oder nicht, es kümmerte sie auch nicht. Fast schien es ihr, als würde sie in der warmen Dunkelheit schweben. Weinte da nicht Ivy? Wo war Nate …
    Anscheinend war ihre Kraftlosigkeit entdeckt worden, denn als sie aus den Tiefen des Scanners auftauchte, stand ein neuer Kittelträger mit einer Nierenschale voller aufgezogener Spritzen vor ihr. Und obwohl sie Nadelstiche nicht sonderlich mochte, musste sie zugeben, dass es ihr nach den Injektionen doch deutlich besser ging. Zumindest schienen ihre Füße sie wieder tragen zu wollen und der Boden schwankte nicht mehr. Auch konnte sie jetzt klare Gedanken fassen.
    “Wo ist Nate?” Noch während sie diese Worte aussprach, überlegte sie, ob Nates wahre Identität hier inzwischen bekannt war und ob sie durch ihre Flucht nur vom Regen in die Traufe gekommen waren. Was, wenn die Veste Nate einfach zurückschickte oder das Urteil selbst vollstreckte? Würden sie ihn aufpäppeln, nur um ihn hinzurichten, oder sollte er einfach hier im Lazarett sterben?
    “Wenn Sie so weit sind, Elementale Astra, würde ich Sie in die Empfangshalle begleiteten.” Sergeant Benedict war ins Zimmer gekommen und musterte sie. “Sie werden erwartet.”

    Endlich ließ der gleißende Schmerz in seinem Schädel nach. Langsam öffnete er die Augen und stellte fest, dass er zumindest sehen konnte. Zwar fühlte es sich so an, als hätte Artax seinen Schädel einfach gespalten, doch sein Sehvermögen funktionierte … er lebte noch …
    Er lag flach auf dem Rücken und über ihm spannte sich der bizarrste Himmel, den er je gesehen hatte. Doch bevor er diesen richtig erfassen konnte, spürte er, dass er sank. Sein Körper wurde von einer kalten Masse umhüllt, die ihn nach unten zu ziehen schien. Als er die Arme heben wollte, schlang sich Schlamm um sie, wie lebende Schlangen aus Matsch. Mit einem erschrockenen Aufschrei wälzte er sich zur Seite. Schmatzend gab der dunkle Boden seine Beine frei und er landete schließlich keuchend auf den Knien.
    Rasch blickte er sich um. Seine Nackenhaare stellten sich warnend auf, als blasser Nebel um ihn herum aufwallte. Und dann bildete der Nebel eine Gestalt und diese Gestalt sah ihn an und schrie und Nate schrie ebenfalls, das Entsetzen quoll aus ihm heraus und überwältigte ihn.
    Er war noch am Leben. Artax hatte ihn lebendig zur Hölle fahren lassen.

  • Hallo Kiddel Fee

    diesmal habe ich einen kurzen Moment gebraucht und nochmal zurückgeblättert, ob ich auch nichts verpasst habe.

    Eben noch bei Tyras und jetzt wieder bei Astra und den anderen. Doch mit dem Satz "Sie werden erwartet." kommt wohl der Bogen...

    Der Schluss lässt mich schon auf den nächsten Teil warten. Ist es ein Fiebertraum oder ist Nate tatsächlich zurück?

    Bin schon gespannt...

  • “Elementaler Atesch meldet sich zurück, Sir. Operation durchgeführt, Operationsziel mit Kollateralschaden erreicht. Ein Leichtverletzter, ein Schwerverletzter.”

    Brrr... da läuft`s mir kalt den Rücken runter. Kollateralschaden...wenn ich das schon höre. Aber so lautet nunmal der millitärische Jargon.

    Mir jat der Teil gut gefallen..vor allem das Ende, als wir sehen, was Nate gerade erlebt. Ganz schön gruselig! Ich habe es so verstanden, dass er noch nicht wirklich erwacht ist, sondern wir quasi sehen, was er gerade sieht...was er durchmachen muss in seiner Bewusstlosigkeit. Als ob er an einem anderen Ort gefangengehalten würde, dem er nicht entkommen kann. Das ist sehr gut geworden! Die Idde mit dem Schlamm und den Nebel...uahhh....

    Bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung :gamer:

  • millitärische Jargon

    ich habe mich extra bei meinem ehemaligen Bundeswehr-Bruder rückversichert, damit es militärisch korrekt klingt.

    Und du hast recht, Nate ist nicht aufgewacht - das Setting ist also quasi in seinem Kopf und da hineinzugucken, gruselt selbst mich ... wer weiß, was da noch alles auftaucht ...

  • Das Ende war ja mal mega gut geschrieben Kiddel Fee

    Da bekommt man direkt eine Gänsehaut X/

    Jetzt bin ich gespannt wie es weiter geht. Vor allem auf das Treffen mit Thyras bin ich neugierig - wie wird Astra wohl reagieren? Und vor allem - kann er Nate helfen?

    Zumindest haben sie es jetzt erstmal geschafft und können verschnaufen. Obwohl Nates Zustand sie alle mitnimmt ...

    LG

  • Astra folgte Sergeant Benedict in einen großen Raum. Die Decke war mehrere Meter hoch und wurde von mächtigen Säulen getragen. Sitzgruppen standen an den Wänden entlang verteilt. Am anderen Ende der Empfangshalle brannte in einem beeindruckenden Kamin ein holografisches Feuer. Es erhellte den Raum ein wenig, knisterte aber nicht und verbreitete keinen typisch rauchigen Duft. Trotzdem erzeugte der warme Schein eine gewisse Gemütlichkeit, die Astra hier nicht erwartet hatte.
    Zwei Personen, schwarz vor dem flackernden Licht der Flammen, standen am Kamin und unterhielten sich. Beim Eintreten ihrer Besucher drehten sie sich um.
    “Thyras!” Astras überraschter Ausruf zeigte Erleichterung und Sorge zugleich. Sie war froh, dass es Su und Atesch gelungen war, ihren gemeinsamen Mentor zu befreien. Andererseits hatte sie sofort bemerkt, dass Thyras fast krank aussah.
    Sein ehemals graues Haar und der dichte Vollbart waren weißer geworden, das Gesicht wirkte faltiger. Die Augen leuchteten auf, als er seine Schülerin wiedersah, doch war die Müdigkeit in ihnen nicht zu übersehen. Die kurze Zeit seiner Gefangenschaft hatte gereicht, um Spuren zu hinterlassen. Seine Hände streckten sich ihr entgegen, warme Finger schlossen sich zitternd um ihre Unterarme. “Astra! Alles in Ordnung bei dir?”
    Sie nickte hastig. “Alles bestens. Was ist mit dir ? Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, bist du gerade verhaftet worden!”
    In diesem Moment räusperte sich der zweite Anwesende und trat nach vorn ins Licht. Er war groß, bestimmt noch einen Kopf größer als Atesch, eine beeindruckende Erscheinung mit kantigem Gesicht, breiter Brust und einem prächtigen Schnauzbart. Dunkle Augen musterten Astra so durchdringend, dass sie begann, sich unbehaglich zu fühlen.
    “Elementale Astra, wie ich annehme. Ich bin Kommandant Kirschner, Vorsitzender des Militärrats.” Seine Stimme klang voll und tief, allerdings fehlte ihr jede Spur von Wärme. Beiläufig hob er die Hand und wies ihr einen der Sessel vor dem Holo-Feuer zu. Er selbst blieb aufrecht mit auf dem Rücken verschränkten Händen stehen. “Deine Befreiung und Überbringung in die Veste war das Ziel unserer Operation, seit wir erfahren hatten, dass dein Aufenthaltsort lokalisiert worden war. Su und Atesch haben mir eben einen groben Bericht erstattet, dabei aber einige Fragen offen gelassen.” Er schwieg und sah sie abwartend an.
    Astra schwieg ebenfalls. Sie hatte keine Ahnung, was Kirschner alles schon wusste, aber sie wollte Ivy und Nate schützen. Nicht, dass Ivy hier im Nu auf dem nächsten Experimentiertisch landete. Und Nate auf dem Schafott …
    Der Kommandat schien zu merken, dass sie nicht alles preisgeben wollte. “Morgen wird eine erste Versammlung stattfinden, bei der alles Nötige zur Sprache kommt. Bis dahin dürfen du und deine … Mitreisenden sich innerhalb der Veste frei bewegen. Betrachtet euch als Gäste - vorläufig.” Er nickte ihr zu, während der Blick aus den dunklen Augen erneut über sie glitt, um sicherzugehen, dass sie seine Worte verstanden hatte. Dann drehte er sich um und verschwand mit schnellen Schritten.
    Thyras ließ sich in einem anderen Sessel nieder. “Erzähl mir, was passiert ist. Su und Atesch haben nur sehr knapp berichtet und nicht nur Kommandant Kirschner hat den Eindruck bekommen, dass da mehr dahintersteckt, als zur Sprache kam.”
    Astra seufzte kurz. “Es ist eine lange und schlimme Geschichte. Und ich will sie nicht noch schlimmer machen.”
    “Egal welche Geheimnisse deine Freunde umgeben, ich werde sie nicht verraten.” Thyras klang beruhigend. “Ich bin der Meinung, der Kommandant sollte das, was für die Veste von Belang ist, erfahren. Alles, was darüber hinausgeht und euch Elementale betrifft, liegt in meiner Verantwortung.” Er sah Astra offen ins Gesicht.
    Es drängte sie, zu reden. Und wenn sie einen Menschen auf der ganzen Welt hätte aussuchen können, damit dieser zuhörte - sie hätte Thyras gewählt. Doch es gab momentan wichtigere Dinge.
    “Thyras, der … junge Mann, der mit uns gekommen ist … er ist sehr krank.” Mit einem Mal fehlten ihr die Worte. “Artax … hat ihn mit der Dunkelheit angegriffen. Jetzt fiebert Nate und …”
    Ihr Mentor hatte aufmerksam zugehört. “Es ist wie bei Tenebris damals und du hoffst, dass ich inzwischen einen Weg gefunden habe, um ihm helfen zu können?”
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. “Hast du?”
    “Nein, Astra.” Mitleidig schüttelte er den Kopf. “Ich habe euch Elementale erschaffen, doch ich bin nicht Herr über die Elemente. Das geht über meine Kräfte. Ich kann ihm nicht helfen.”
    “Aber du bist so klug, Thyras. Du könntest seinen Körper vielleicht so verändern, dass er nicht sterben muss …” Sie merkte selbst, wie verzweifelt es klang.
    “Schon mit eurer Manifestation bin ich zu weit gegangen, Astra. Ich werde an keinem anderen Menschen Erbgutveränderungen durchführen.”
    Der kleine Glücksfunken in ihrem Inneren, den sie seit ihrem Wiedersehen zu spüren geglaubt hatte, erlosch. Doch sie verstand Thyras.
    “Gut, ich sehe ein, dass du Nate nicht helfen kannst. Aber da ist noch jemand, der für dich sicher interessant wäre.”

    Als Thyras das Mädchen mit Astra und einem anderen Mann in den Saal kommen sah, schien ihm jemand in den Magen zu boxen. Er schnappte nach Luft, während in atemberaubenden Tempo Das kann nicht sein! Das kann nicht sein! durch seinen Kopf schoss. Die Kleine kam langsam auf ihn zu und sein Herz narrte ihn, er sah doppelt, andere Bilder schoben sich vor die schmale Gestalt, ähnliche Bilder, dasselbe Kind, die Haare, die hellblauen Augen … er erblickte dieses kleine Mädchen und wusste tief in sich, wie es aussah, wenn es weinte, wie sein Lachen klang, wie sich eine kleine Furche über der Nasenwurzel bildete, wenn es nachdenklich war … doch es konnte nicht sein!
    Vorsichtig ging er in die Knie, registrierte jede ihrer Bewegungen. Ihre Blindheit war unverkennbar, sie ließ die Hand ihres Begleiters mit den dunkelblonden Wuschelhaaren nicht los und tat jeden Schritt behutsam, fast misstrauisch.
    Schließlich stand sie vor ihm. Sommersprossen zierten ihre Nase, obwohl sie so gut wie nie draußen gewesen sein konnte. Doch er wusste, wie sie aussehen würde, wenn ihr die Sonne wirklich einmal einen ganzen Tag lang ins Gesicht strahlen würde …
    “Hallo!”, flüsterte er rau und seine Kehle fühlte sich merkwürdig eng an. Lachen klingelte in seinen Ohren, Lachen aus einer Zeit lange vor dem Krieg, als es noch blühende Wiesen und bunte Kleidung gegeben hatte, Bewegung an der frischen Luft und Musik … vor seinem inneren Auge hüpfte das Mädchen mit dem hellen Seidenhaar über einen Weg, gesäumt von jungen, grünen Birken, und lachte …
    “Hallo”, murmelte das Kind zurück. Ihr Freund drückte ihre Hand und in ihrem Mundwinkel erschien ein kleines Lächeln.
    Es bohrte sich in sein Herz, das Lächeln und die Stimme. Zufall!, schrie sein Verstand, es kann nicht sein!
    “Ich bin Thyras.” Er musste sich räuspern, weil seine Stimme ihm den Dienst versagte. “Wie heißt du denn?”
    Sie zögerte kurz, dann lächelte sie wieder und schmerzhaft vertraute Grübchen erschienen auf ihren Wangen. “Ivy.”
    Mit einem Paukenschlag blitzte das Bild einer sich abwendenden jungen Frau im weiten Mantel vor ihm auf. Heißer Wind bauschte ihren Kleidung und trieb ihm die Tränen in die Augen, während er die Fäuste ballte, als könne er ihre letzte Berührung damit für immer festhalten. Ivy …
    Thyras fiel in einen Strudel voll von Tränen, Kinderlachen und sehnsüchtigem Schmerz. Von ferne drang noch ein überraschter Laut an ihn, doch dann umfing ihn gnädige Dunkelheit.

  • Astra blieb bei Thyras, nachdem sie diesen in sein Quartier gebracht hatten und überraschenderweise stieß nach kurzer Zeit ein müde wirkender Rett zu ihr.
    “Noch immer nicht aufgewacht?”, fragte der Mechaniker und ruckte mit dem unrasierten Kinn zu Astras Mentor hinüber, während er sich einen zweiten Stuhl heranzog.
    Sie schüttelte den Kopf. Fast eine Stunde hatte sie hier gesessen, doch Thyras war weit weg. “Manchmal murmelt er etwas im Schlaf, aber ich verstehe ihn nicht. Wo ist Ivy?”
    “Ich habe sie ins Bett geschafft, sie war völlig erledigt. Victoria bleibt bei ihr, damit sie nicht alleine ist, wenn sie aufwacht. Ich war noch bei Nate -”
    Ihr Herz machte einen kleinen Satz. Bitte nicht, schoss es ihr durch den Kopf. Bange sah sie auf, doch Rett lächelte nur schief. “Nein, ihm gehts nicht besser. Aber für den Moment wäre sein Zustand wohl stabil, jedenfalls meinten das die Ärzte.”
    “Na, wenigstens etwas”, seufzte sie. Während ihrer Wache an Thyras’ Bett hatte sie sich den Kopf zerbrochen, wie sie Nate helfen konnte, wenn selbst der klügste Mensch des gesamten Hortes es nicht vermochte, aber ihr war nichts eingefallen. Ja, sie verfügte über die Gabe des Lichtes. Doch sie konnte es ja schlecht in Nates Kopf stecken und damit die Dunkelheit in ihm verscheuchen … “Wie geht es deinen Händen?”
    Rett zuckte die Schultern. “Die Wunden heilen bemerkenswert gut und mir wurde gesagt, dass ich die Rechte wahrscheinlich wieder normal gebrauchen kann.” Er hob die Hand und wackelte mit den Fingern, wobei er jedoch immer noch das Gesicht verzog. “Die andere Hand - tja, da wollen sie keine Prognose abgeben. Brauchen sie auch nicht. Ich merke selbst, dass sie an mir dran hängt wie tot. So sehr ich mich auch anstrenge, meine Finger gehorchen nicht. Sie überlegen noch, was sie damit anstellen können.” Es klang beiläufig, wie er das sagte, doch Astra spürte, dass es ihm nicht egal war, hilflos zu sein.
    “Wieso hat Thyras so merkwürdig auf Ivy reagiert?” Rett musterte den Liegenden stirnrunzelnd.
    “Kennt er sie?” Astra war ebenfalls aufgefallen, dass der alte Mann das Kind angestarrt hatte wie eine Vision.
    “Nein, ich kenne sie nicht”, murmelte Thyras plötzlich.
    Astra und Rett blickten überrascht auf. Der alte Mann hatte die Augen halb geöffnet und sah zur Decke empor.
    “Thyras, geht es dir gut?”, fragte Astra leise. “Du bist vorhin einfach - zusammengebrochen, als du Ivy gesehen hast.”
    Ein langsames Blinzeln, dann drehte ihr Mentor leicht den Kopf und sah seine Besucher an. “Wie … unpassend von mir. Aber es geht mir gut. Nur ein wenig geschockt, mag man wohl sagen.”
    “Ivy hat dich geschockt, oder? Du hast sie angeschaut, als wäre sie ein Geist.”
    Rett gab einen knurrenden Laut von sich, ob als Warnung für Thyras oder Protest gegen Astras Unterstellung, war nicht erkennbar. Doch Astra hatte jetzt nur Augen und Ohren für Thyras. Kamen sie dem Geheimnis um die Kleine näher? Hatten ihr Mentor und das Mädchen aus den Downs etwas miteinander zu tun?
    “Dieses Mädchen. Die kleine … Ivy. Sie sieht genauso aus wie eines der Kinder, die ich vor nicht ganz zwanzig Jahren in der Gruppe hatte. Es verließ die Forschungseinrichtung mit siebzehn Jahren und ich habe seitdem nie wieder von ihm gehört. Wahrscheinlich im Krieg umgekommen …” Für einen Moment verlor sich Thyras’ Stimme und sein Blick ging ins Leere. Es dauerte einen Augenblick, bis er weitersprach.
    “Wenn ich nicht absolut sicher wäre, mich damals von einer beinahe erwachsenen Frau verabschiedet zu haben, würde ich glauben, dass es ein und dieselbe Person ist. Aber ihr werdet mir zustimmen, das wäre unmöglich.”
    “Ist es”, erwiderte Rett. “Ivy wurde in den Downs geboren, ein paar Türen von unserer Wohnung entfernt. Ausgeschlossen, dass sie den Hort jemals betreten hat. Ihre Eltern Greg und Caroline haben schon dort gewohnt, als wir im Slum gelandet sind, und wie alles Treibgut jener Tage diesen Ort niemals verlassen.”
    Bei diesen Worten schien ein Schrecken über Thyras’ Gesicht zu huschen. Seine Augen wurden schmaler, seine Brauen zuckten, doch dann war er wieder so gefasst wie immer. Astra musterte ihn unauffällig, doch er wirkte ruhig. Wahrscheinlich hatte sie sich getäuscht.
    “Wie auch immer.” Thyras richtete sich auf und blieb auf seinem Bett sitzen. “Ihr wolltet mir etwas sagen bezüglich der kleinen Ivy.” Seine Stimme wurde weicher, als er den Namen des Kindes aussprach, fast als würde es vor ihm stehen, doch der aufmerksame Blick aus den hellen Augen galt Astra.
    “Sie kann mich sehen, Thyras. Deswegen sind wir uns begegnet. Obwohl Ivy blind ist, sah sie mich am Haus vorbeilaufen und ein paar Meter weiter zu Boden gehen.”
    Rett nickte bekräftigend. “Ivy hat die Wohnung niemals allein verlassen. Es wäre ihr unmöglich gewesen, sich in den Gassen zu orientieren. Trotzdem muss sie schnurstracks zu Astra gelaufen sein, etwa dreihundert Schritte weit in eine Sackgasse hinein. Völlig blind.”
    “Das ist interessant.” Die Neugierde ihres Mentors war offenkundig geweckt worden. “Hat sie schon einmal andere Leute so sehen können?”, wandte er sich an Rett.
    “Nein, das hätte sie uns gesagt”, meinte Rett überzeugt.
    “Im Hort hat sie mir anvertraut, dass ich die Einzige bin, die sie sieht”, ergänzte Astra. “Dieses ‘Sehen’ war der Grund, weshalb sie an Ivy herumexperimentiert haben. Artax hat sie entführt, nicht nur als Druckmittel für Nate, sondern auch , um mit ihrer Hilfe andere Elementale finden zu können.”
    “Aber da sich alle Elementalen zu diesem Zeitpunkt im Hort befanden und sie diese nicht gesehen hat …” Rett zuckte hilflos die Achseln.
    Thyras legte nachdenklich die langen Finger aneinander und starrte grübelnd vor sich hin. “Sie sieht also lediglich Astra. Wirklich interessant. Wurde Ivy blind geboren?”
    “Nein.” Rett schwieg kurz und schien zu überlegen, ob er wirklich weitersprechen sollte. “Es … gab wohl einen Unfall, der ihre Eltern das Leben kostete und ihr selbst das Augenlicht raubte. Aber darüber weiß ich nichts. Nate hat sie damals gefunden, mit nach Hause gebracht und kein Wort darüber verloren.”
    Dieses Mal war sich Astra sicher, die kurze Veränderung in Thyras’ Gesicht zu sehen. Doch wieder war es nur ein winziger Augenblick, bis der Ältere wieder ruhig und ausgeglichen wirkte.
    Ihr Mentor rieb sich das Kinn. “Natürlich kann ich jetzt noch keine Diagnose abgeben, ohne mit Ivy selbst und auch mit Nate gesprochen zu haben. Aber mein Verdacht ist, dass es mit deinem Licht zu tun hat, Astra. Doch wie genau - das weiß ich nicht.” Auf einmal wirkte er wieder erschöpft. “Ich werde darüber nachdenken. Doch jetzt muss ich mich noch ein wenig ausruhen. Und ich bin sicher, ihr beiden habt auch Dinge zu tun, die keinerlei Aufschub dulden.” Er sah Astra eindringlich an. “Du musst deinen Freund retten. Niemand sonst wird es können.”

  • Hey Kiddel Fee,

    die letzten Teile waren sehr interessant zu lesen. Dass Thyras derart auf Ivy reagiert ist natürlich in Anbetracht der Geschichte, die er erzählt, mehr als nachvollziehbar. Bin gespannt, was sich dahinter verbergen mag und welche Rolle Ivy letztlich genau spielt.

    Spoiler anzeigen

    Ja, sie verfügte über die Gabe des Lichtes. Doch sie konnte es ja schlecht in Nates Kopf stecken und damit die Dunkelheit in ihm verscheuchen …

    Warum eigentlich nicht? ^^

    Gerade erst checke ich, dass Astra ja über das "Licht" verfügt und es wäre doch eine schöne Idee, wenn sie durch ihre Fähigkeiten die Dunkelheit in Nates Innerem vertreiben könnte...

    Aber sicher hast du dir was Schönes ausgedacht, wie die Gruppe Nate wird helfen können. Bin schon gespannt!

    “Wie … unpassend von mir. Aber es geht mir gut. Nur ein wenig geschockt, mag man wohl sagen.”

    :rofl:"Unpassend" ist gut! .... Ich mag ihn ^^


    Sie sieht genauso aus wie eines der Kinder, die ich vor nicht ganz zwanzig Jahren in der Gruppe hatte. Es verließ die Forschungseinrichtung mit siebzehn Jahren und ich habe seitdem nie wieder von ihm gehört.

    Seeeehr interessant! :hmm:

    Er sah Astra eindringlich an. “Du musst deinen Freund retten. Niemand sonst wird es können.”

    Ja GENAU! Sag`ich doch :D

    LG,

    Rainbow

    • Offizieller Beitrag

    Elemental

    Hi Kiddel Fee

    Ich hab mal hier reingeschaut. Und ich muss sagen ich war ziemlcih überrascht, als ich gesehen habe, dass das ganze hier schon 14 Threadseiten hat O.o

    Ich hab den Namen deiner Geschichte natürlich schon öfter in dem Newsfeed gelesen aber ich bin immer davon ausgegangen, dass das Ganze nicht mehr als fünf, sechs Seiten hat ^^; Naja, ist ja auch egal.

    Kommen wir zu deinem ersten Part.
    Den finde ich nämlich recht gut. Ich habe natürlich erst mal keine Ahnung um was es hier geht, aber die Umgebung gibt innerhalb kürzester ein gutes Bild von sich wieder. ... Naja, eher ein ziemlcih negatives ... aber du weißt wie ich das meine ^^;

    Ich bin dann mal gespannt wie es weitergeht und ob diese Welt wirklich so ist, wie ich sie mir bis jetzt vorstelle.

  • Völlig erschöpft lehnte er sich an die glitschige Wand hinter sich und keuchte ausgepumpt. Schweiß rann ihm übers Gesicht und vereinte sich auf dem Weg nach unten mit seinen Tränen. Das Luftholen stach in seiner Brust und die überanstrengten Beine zitterten unter seinem Gewicht, als wöge er mitsamt seiner Schuld zuviel.
    Umsonst, er konnte nicht entkommen. Gelaufen war er, gerannt, hatte verzweifelt nach einem Ausgang gesucht, nach einer Tür oder einem Fenster, einem Fluchtweg aus dieser Hölle. Weg von diesen Lauten, diesen Wesen, die ihn verfolgten. Doch wohin er auch lief, er kam nicht fort von ihnen. Mühelos holten sie ihn ein, tauchten vor ihm auf, so lange, bis ihre bloße Präsenz ihn wehrlos auf dem Boden kauernd zurückließ.
    Anfangs hatte er noch versucht, mit eiserner Willenskraft und kühlem Verstand ein Bollwerk zu errichten und all das, was er sah, an seiner mentalen Mauer abprallen zu lassen. Doch diese Welt spie immer neue Schrecken aus, die auf ihn einhämmerten und seine Verteidigung nicht nur bröckeln ließen, sondern regelrecht zerschmetterten.
    Es gab keinen Weg hinaus. Er würde auf ewig dieser Pein ausgeliefert sein.

    “Was habe ich getan?” Die junge Frau lief aufgeregt durch den Raum. Ihr Blick flog hin und her, ihr langes hellblondes Haar flatterte wirr um ihren Kopf herum. Erregt verknoteten sich ihre Finger, dann wieder streifte sie die Hände an ihrer Hose ab, während sie ruhelos vor ihm auf und ab tigerte.
    “Beruhige dich doch erstmal”, versuchte er ihren nervösen Lauf zu unterbrechen.
    “Beruhigen?”, schleuderte sie ihm atemlos und beinahe hysterisch entgegen. “Du hast gesehen, was gerade passiert ist. Meine Kräfte sind außer Kontrolle geraten und haben drei unbeteiligten Menschen das Augenlicht genommen!”
    “Und wenn du dich weiter so aufregst, könnte dasselbe gleich nochmal passieren”, entgegnete er sanft. “Setz dich hin und atme tief durch. Beruhige deinen Geist, dann reden wir weiter.”
    Nach kurzem Zögern nahm sie auf einem Rollhocker Platz und konzentrierte sich darauf, tief Luft zu holen, während sie auf den dunklen Fliesenboden vor sich starrte. Es dauerte einen Moment, bis sie ihrer Erregung Herr geworden war. Doch schließlich hob sie den Kopf, stützte die Ellenbogen auf die Knie und sah ihn von unten herauf an. “Und jetzt?”
    “Ich gebe zu, dein Ausbruch war - ziemlich beeindruckend.” Er hockte sich vor sie und nahm ihre Hände in seine. “Doch mit solchen Dingen habe ich von Anfang an gerechnet. Du trägst nun einmal eine gewaltige Energie in dir und diese zu beherrschen, erfordert enorme mentale Disziplin und Training.”
    Betroffen senkte sie den Kopf. “Es ist meine Schuld. Ich bin nicht stark genug.”
    “Du bist stark.” Seine Stimme klang schärfer, als er es beabsichtigt hatte. “Es ist das erste Mal gewesen, dass du die Kontrolle verloren hast.”
    Mit einem Ruck stand sie auf. “Und es wird das letzte Mal sein. Ich werde gehen. Es ist unmöglich, hierzubleiben, ich bringe alle anderen in Gefahr. Jetzt sind drei Menschen blind. Nächstes Mal sterben sie vielleicht. Sie oder - Menschen, die mir etwas bedeuten.”
    Einen Moment lang starrten sie einander an.
    “Aber … du kannst lernen, es zu beherrschen.” Er hörte selbst, wie verzweifelt er plötzlich klang. “Geh nicht einfach.”
    “Doch, es ist notwendig. Ich werde lernen, das verspreche ich dir. Doch bis dahin stelle ich eine Gefahr da und ich kann unmöglich riskieren, dass weitere Menschen meinetwegen Schaden erleiden. Nein, ich verlasse den Hort und bändige die Kraft in mir. Wenn ich dies geschafft habe, komme ich zurück, das verspreche ich dir …”

    Thyras schrak so plötzlich auf, als hätte jemand die letzten Worte tatsächlich laut ausgesprochen. Schwer atmend saß er im Bett, starrte auf die Wand und fühlte sein Herz in seinem Brustkorb rasen. Weder Astra noch der andere Mann mit dem dunkelblonden Wuschelkopf - Rett war sein Name gewesen, jetzt fiel es ihm wieder ein - waren noch da. Sie hatten die Beleuchtung angelassen, weswegen das gedimmte Licht der kleinen Lampe neben ihm die Wände sanft orange anmalte.
    Tausend Gedanken tobten durch seinen Kopf und er musste sich konzentrieren, um sie alle einzufangen und zu zähmen.
    Entschlossen schwang er die Beine aus dem Bett, ging hinüber zu dem schmalen Bord an der Wand und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Sein Mund schien wie ausgetrocknet, er goss sich gleich noch einmal ein und trank bedächtig. Dann stellte er das Glas auf die Schreibtischplatte und öffnete seine Datenbanken auf dem Pad.
    Wieder tauchten die acht Portraits vor ihm auf und wie gewöhnlich begann das Bild der Frau mit den hellen Haaren und den lustigen Sommersprossen auf der Stupsnase zu blinken. Ihre Augen - von einem klaren Blau, das wusste er - blickten ihn ernst an. Während er das Bild betrachtete, fühlte er, wie die Trauer in sein Herz schoss, wie ihn die Gefühle übermannten, die er bei dem Gespräch vorhin so eisern beherrscht hatte.
    Er erinnerte sich an ihren letzten gemeinsamen Tag. Sie hatten am großen Tor des Hortes gestanden. Die Sonne war eben dabei gewesen, unterzugehen, und hatte alles in unwirklich rotgoldenes Licht getaucht. Lichtreflexe hatten in den hellen Haaren getanzt und Wehmut war in ihren Augen gewesen.
    Thyras hatte das junge Paar vor sich sorgenvoll gemustert. “Der Krieg naht, auch wenn es noch niemand wahrhaben will. Diese Welt da draußen wird untergehen. Sie ist kein sicherer Ort für euch und ich lasse euch ungern ziehen. Aber ich sehe ein, dass es notwendig ist.”
    Der junge Mann neben ihr hatte ihre Hand ergriffen und diese aufmunternd gedrückt. “Solange ich da bin, wird dir nichts geschehen. Dein Vater hat mir beigebracht, was ich tun muss, sollten deine Kräfte wieder die Überhand gewinnen. Ich bin dein Blitzableiter. Ich beschütze dich!”
    Ein Lächeln war über ihr Gesicht geglitten, bevor sie sich wieder Thyras zuwandte. “Ich komme wieder. Ich verspreche es dir. Sollte ich es nicht schaffen, werde ich dir eine Botschaft hinterlassen und du wirst erkennen, ob ich meine Aufgabe gemeistert habe oder daran gescheitert bin.” Ihre Stimme war leise, aber eindringlich gewesen. “Du wirst es erkennen …”
    Und nun, nun war das kleine Mädchen hier aufgetaucht. Das Mädchen, benannt nach seiner Frau, die schon so lange gestorben war und deren Namen nur wenige gekannt hatten. Das Mädchen, das genauso aussah wie seine Tochter. Ein Vermächtnis … Caroline ...
    Tränen füllten seine Augen, er tippte auf das blinkende Bild und es erlosch ebenso wie das der anderen, die ihr Leben bereits verloren hatten.

    • Offizieller Beitrag

    ich hoffe, dass du dran bleibst.

    Ich versuche es^^

    Hier zumindest schon mal der nächste Part^^

    “Ivy!”
    Er erkannte die kleine Gestalt, die ganz hinten in der Gasse hockte und die Hand auf ein unförmiges Bündel gelegt hatte.

    So, die Kleine wurde also gefunden. Dazu kurze Frage. Ist sie Blind? weil er sich in einem Moment so gewundert hat, dass sie sehen kann :hmm: Wenn dem so ist, hätte ich seine Verwunderung darüber vielleicht noch etwas herausgearbeitet.

    So, die Downs scheinen also eine Art Slums zu sein und so wie ich mir das gerade zusammenreime, nur eine untere Kaste oder ähnlcihes. Während ich am Anfang noch davon ausging, dass die ganze Welt so aussehen könnte, denke ich nun darüber nach, ob es vielleicht nur die Slums einer größeren Stadt oder ähnlcihes sind. Ich denke die genauen Ausmaße erfahren wir in den nächsten Parts^^

  • Ist sie Blind? weil er sich in einem Moment so gewundert hat, dass sie sehen kann :hmm:

    Darüber sind alle bisher gestolpert und das find ich gut:evil: keine Sorge, es wird alles aufgeklärt

    Für die Downs gibt es tatsächlich ein reales Vorbild, Kowloon Walled City - bei Interesse ruhig mal googeln, sieht wirklich aus wie aus ferner (hässlicher) Zukunft...

  • Okay. Ich bin auch wieder auf aktuellem Stand :D Ich habe ja einiges verpasst... aber es war auch mal cool, einige Teile am Stück zu lesen.

    Zusammengefasst:

    Ich hatte ja bereits geahnt, dass Astra Nates einzige Chance ist von Artax komischer Behandlung geheilt zu werden. Ob ihr das gelangt - bestimmt, da bin ich fest von überzeugt. :)

    Und Thyras ist Carolines Vater? Und Ivy dann seine Enkelin? Habe ich das richtig verstanden? - Das ist dann höchst interessant. Mir gefällt, wie sich die Fäden langsam zusammenbinden und ich bin gespannt, was du dir noch alles hast einfallen lassen :)

    LG

    • Offizieller Beitrag

    Darüber sind alle bisher gestolpert und das find ich gut :evil: keine Sorge, es wird alles aufgeklärt

    Also ist es mit Absicht so gesetzt? :D


    Kowloon Walled City

    Kenn ich tatsächlich ^^

    Dann wollen wir doch mal schauen, wie es in den Downs nun weitergeht

    “Ivy!” Kay zitterte vor Erleichterung, als Nate mit dem Mädchen nach Hause kam. Sie brachte den Duft nach Instantkaffee und gekochtem Reis in den Flur.

    Okay, zu aller erst bevor ich es vergesse. Im Text waren zwei Stellen grün markiert. ICh weiß nicht, ob das noch von einer Überarbeitung oder ähnliches übrig ist. Falls es mir was sagen sollte, hab ich leider nicht herausfinden können was ^^; Dazu kommt, dass ich das helle grün sehr schlecht lesen konnte und mir markieren musste.

    Zu Anfang des Parts hatte ich gar nicht gerallt, dass sie die Frau nun doch mitgenommen hatten. Ich vermute mal, dass ist während des Cuts passiert. Vielleicht sollte das schneller erwähnt werden? :hmm: In Filmen ist sowas ja ein beliebtes Stilmittel. Das noch das Gegenteil gesagt wird und im nächsten Bild hat sich dann doch die süße Kleine durchgesetzt :D . Hier hab ich das erst später gerafft und musste kurz hochscrollen.

    Ich weiß nicht warum, aber ich fand den ersten Abschnitt generell etwas schwerer zu lesen. Im zweiten ging es dann besser, als der Job von Nate dem Leser erklärt wurde. Hat sich natürlich super geeignet, um noch mal das Elend in dieser Welt anzusprechen. Das machst du gut. Manchmal ist es nur nebenbei in kleinen Sätzen wie das mit den weißen Haaren, wo beiläufig die Info gedroppt wird, dass es keine älteren Menschen mehr in den Slums gibt. Für so eine Untergrundstimmung ist das Gut, finde ich.

    Eine Sache noch, die mich etwas "gestört" hat. Wenn ich in Nates Situation wäre, hätte ich vermutlich mehr an Ivy gehangen um zu erfahren was sie da meint, mit dem Leuchten. Ich würde wissen ollen, was mir mein Kind (Ist es überhaupt sein Kind? ^^; Wir werden es denke ich erfahren :D) sagen will.

    Gut, dann bis zum nächsten Mal. Wahrscheinlcih bei Nates Schicht :D

  • LadyK (enthält wirklichen Spoiler für alle die, die noch nicht im aktuellsten Teil angekommen sind!)

    LadyK , schön, dass du noch dabei bist^^ ich habe lange überlegt, wie ich die Brücke schlagen sollte und wohin die Fäden führen. Am Anfang hatte ich nämlich noch überhaupt keine Idee, was das alles angeht. Die Idee dieser Verbindung kam mir etwa vor einem Monat :)

    Etiam

    Also ist es mit Absicht so gesetzt?

    absolut^^


    Okay, zu aller erst bevor ich es vergesse. Im Text waren zwei Stellen grün markiert. ICh weiß nicht, ob das noch von einer Überarbeitung oder ähnliches übrig ist. Falls es mir was sagen sollte, hab ich leider nicht herausfinden können was ^^; Dazu kommt, dass ich das helle grün sehr schlecht lesen konnte und mir markieren musste.

    Das ist noch von einer "Im-Forum-Bearbeitung" übrig. Hab ich ein , zweimal gemacht, dann aber gelassen. Lies es einfach wie normaler Text, so es geht:dead:


    Zu Anfang des Parts hatte ich gar nicht gerallt, dass sie die Frau nun doch mitgenommen hatten. Ich vermute mal, dass ist während des Cuts passiert. Vielleicht sollte das schneller erwähnt werden? :hmm: In Filmen ist sowas ja ein beliebtes Stilmittel. Das noch das Gegenteil gesagt wird und im nächsten Bild hat sich dann doch die süße Kleine durchgesetzt :D . Hier hab ich das erst später gerafft und musste kurz hochscrollen.

    Das haben schon einige bemängelt. Ich hoffe, wenn es dann als ganzer Text vorliegt, ist der Cut nicht ganz so schlimm. Dient in erster Linie dazu, Kay einzuführen und zu zeigen, welchen Einfluss Ivy doch hat^^

    Ich weiß nicht warum, aber ich fand den ersten Abschnitt generell etwas schwerer zu lesen. Im zweiten ging es dann besser, als der Job von Nate dem Leser erklärt wurde. Hat sich natürlich super geeignet, um noch mal das Elend in dieser Welt anzusprechen. Das machst du gut. Manchmal ist es nur nebenbei in kleinen Sätzen wie das mit den weißen Haaren, wo beiläufig die Info gedroppt wird, dass es keine älteren Menschen mehr in den Slums gibt. Für so eine Untergrundstimmung ist das Gut, finde ich.

    oh, danke:hi1:


    Eine Sache noch, die mich etwas "gestört" hat. Wenn ich in Nates Situation wäre, hätte ich vermutlich mehr an Ivy gehangen um zu erfahren was sie da meint, mit dem Leuchten. Ich würde wissen ollen, was mir mein Kind (Ist es überhaupt sein Kind? gute Frage ^^; Wir werden es denke ich erfahren :D) sagen will.

    Das ging ihm sicher durch den Kopf. Wenn er das Kind allerdings behalten will, sollte er es regelmäßig füttern. Dazu braucht es Nahrung, die er nur bekommt, wenn er pünktlich und täglich zur Arbeit erscheint. Er kann sich keinen Fehler leisten. Ivys Befragung muss warten.

    LG Fee