Der Rabe (Clíodhna 8)

Es gibt 73 Antworten in diesem Thema, welches 12.344 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. Juni 2022 um 10:19) ist von Katharina.

  • edenfalls würde ich es schon interessant finden zu erfahren, welche Ziele und Vorstellungen Rordan hat bezüglich seines beruflichen Lebens. In dem neuen Text klingt es ja so, als wollte er gerne das Schmiedehandwerk lernen und das wäre ja auch plausibel., weil er damit schon so vertraut ist. Oder hängt er da eher in der Luft, weil er keine Möglichkeit hat, etwas anderes zu machen oder zu lernen, das ihm lieber wäre?

    Das ist eines der Themen, die wir eher so nebenbei anreissen - kann man sich aus den Filmen/Geschichten erschliessen, wird aber wohl nie so ausgesprochen werden. Wir erfahren im Rauhnachtfluch, dass Rordan mal Plaene hatte zu heiraten und den Hof der verstorbenen Eltern wieder instand zu setzen, und in der Sturmzinne dass das mit dem Heiraten nichts geworden ist weil er eben Siofra wollte - die aber einen anderen genommen hat. Also ist er so ein bisschen haengen geblieben, hat nie die Motivation gefunden den Hof wieder flott zu machen, aber hat auch nie die Motivation fuer die Schmiedekunst gezeigt die Bran davon ueberzeugt haette dass Rordan ein guter Nachfolger waere. Wir erfahren im Trollschatz dass er anscheinend auch viel Zeit damit zubringt auf Jagd zu gehen (und da anscheinend auch mit Bradach laenger abhaengt) - etwas ironischerweise ist das auf seine Art ein ziemlich glamoroeses Leben fuer Dorfverhaeltnisse - er streift im Tal umher, er reist auch mal in den Sueden um Besorgungen fuer Bran zu machen, er haengt mit wichtigen Leuten wie Caradoc ab, sein Wort hat Gewicht - etwa genau das, weswegen Siofra's Gatte ihr damals so erstrebenswert vorgekommen ist.

    Naja, aber wir werden das jetzt nie direkt zum Thema machen, weil es keinen Grund dafuer gibt - im Dorf versucht niemand Rordan zu sagen wie er sein Leben leben soll, das versucht schon bei Siofra niemand die einen pruegelnden Gatten zu Hause hat.


    Wind in seinem Gesicht. Das Gefühl von machvollen Schwingen, die ihn durch die Luft tragen. Unter ihm - das Tal. Dichte Wälder und tiefe Seen, Hügel die sich hier und da zu felsigen Klippen türmen, schließlich in die schroffen Flanken der Berge übergehen. Höher und höher schraubt er sich hinauf, und der wilde Schrei eines Falken hallt unter dem klaren Himmel.

    Und dann, plötzlich - ein Schlag, und er fällt. Der Wald verwandelt sich in einen irren Strudel der vor seinem Auge kreist, der Grund zieht ihn an, greift nach ihm, und die Schwingen haben keine Kraft mehr ihn zu tragen, und alles wird schwarz.

    Das letzte, was seine Ohren wahrnehmen, ist das spöttische Krächzen eines Raben.


    Rórdán fuhr hoch und blickte sich gehetzt um. Schweiß klebte auf seiner Haut, kühlte rasch in der klaren Nachtluft und ließ ihn frösteln. Es war die Zeit vor Sonnenaufgang in der der Himmel tiefblau war und schon die Konturen der Bäume erkennbar waren - die Zeit des Wolfs. Es war still - oder besser, es war kein Geräusch da, das er nicht erwartet hätte. Leiser Wellenschlag von nahen Seeufer. Knacken und Rascheln aus dem Wald. Der Ruf einer Eule in der Ferne. Und der Ruf eines Raben.

    Eines Raben!

    Der Traum... wenn es ein Traum gewesen war. Es hatte sich so real angefühlt, er konnte noch immer den Wind in seinen Schwingen fühlen, er erinnerte sich, wie es war, Federn statt Armen zu haben.

    Er atmete tief durch, versuchte wieder zur Ruhe zu kommen. Was hatte der Traum zu bedeuten? Er war ein Vogel gewesen, ein Falke - und irgend etwas hatte ihn vom Himmel geholt. Dann der lange Fall... War es eine Warnung? Aber vor was?

    Versuchte Clíodhna, ihm so eine Botschaft zu schicken? Er schüttelte langsam den Kopf. Nein - er kannte die junge Hexe inzwischen recht gut, es fühlte sich nicht wie ihr Werk an. Aber was hatte es zu bedeuten?

    Er seufzte und griff nach seinem Hemd. Wenn er schon mal wach war, dann hatte es keinen Sinn die Gelegenheit durch Grübeln zu vertun. Er konnte ebensogut runter zum Seeufer gehen und sich auf die Lauer legen - im Dämmerlicht würden sich manche Tiere kurz aus dem Wald wagen um zu trinken, und vielleicht konnte er etwas Beute machen. Bisher war sein Jagdglück überschaubar gewesen - zwei magere Wildkaninchen hatten sich in seinen Schlingen verfangen, aber das war gerade genug um ihm ein paar gute Mahlzeiten zu bieten.

    Und später würde Gelegenheit sein zu fischen. Und dann zu schwimmen, und anschließend in der Sonne auf den Steinen zu liegen und dem Glitzern des Lichts im See zuzuschauen.

    Und um Clíodhna zu vergessen, und daß morgen das Beltainefest sein würde...

  • "Caolán?"

    Ailbhe sah die Hexe zweifelnd an, aber Clíodhna hielt ausdruckslos ihrem Blick stand. Eine Hexe war einer Dorfältesten keine Rechenschaft für das was sie tat oder fragte schuldig. Schließlich seufzte Ailbhe und hängte die Lederriemen wieder an den Haken des Stalls.

    "Ich weiß nicht, was in den Burschen gefahren ist, aber vermutlich ist es einfach diese Jahreszeit.", erklärte sie schließlich. "Den halben Winter sitzt er brütend da und erklärt nach zwei Bier jedem düster, daß er nicht glaubt daß Damhnait die Richtige für ihn ist. Vor einem Mond verkündet er dann in der Gesindekammer daß er das Mädchen nicht mehr sehen möchte und malt sich aus mit wem er sonst in der Beltainenacht über das Feuer springen könnte - und seit ein paar Tagen hat er doch nur noch Augen für Damhnait, holt sie in der Taverne ab, macht ihre Arbeit und vernachlässigt seine Pflichten hier."


    Clíodhna nickte gedankenverloren. Etwas wildes war an ihm, hatte Grainne gesagt. Und dann dieser plötzliche Sinneswandel... Wie nicht von dieser Welt. Eine Erinnerung stieg in ihr auf, an einen Reim den sie vor Jahren einmal gehört hatte.

    "Wo schläft er?", fragte sie.

    Ailbhe starrte sie an. "Was?", fragte sie schließlich verblüfft.

    "Caolán - wo ist sein Nachtlager?"

    Die Dorfälteste seufzte. "Folgt mir...", sagte sie, und ging über den Hof. "Ich weiß nicht, was so seltsam an der Sache sein soll - Jungen in diesem Alter benehmen sich nunmal mitunter eigenartig, besonders vor Beltaine." Sie schnaubte kurz. "Und manchmal auch ältere.", setzte sie spitz hinzu während sie die Tür zu einer kleinen Kammer öffnete.

    Clíodhna runzelte kurz die Stirn - zu sehr hatte die letzte Bemerkung nach einem Kommentar über Rórdán und sie selbst geklungen - aber sie beschloß, die Sache auf sich beruhen zu lassen und trat statt dessen an das grob gezimmerte Bett auf das Ailbhe wies. Dort schob sie das Kissen zur Seite.

    Und da lagen sie, in einem sanften Licht leuchtend das von ihnen selbst ausging.

    Mondbeeren.

    Früchte des Feenvolkes.

    Ailbhe sog scharf die Luft ein. "Was ist das?", fragte sie vorsichtig.

    "Wilde Magie.", murmelte Clíodhna abwesend. "Beeren aus dem Feenreich. Und ich glaube wir müssen nicht lange raten, wie sie hierher gekommen sind." Dann sprach sie leise den Reim, der ihr im Kopf herumgegangen war:


    Dreimal sieben Tage vor Beltaine
    geh' dahin, wo die Feen wohnen.
    Zweimal sieben Schritt geh dort voran
    dann dreh' dich mit geschlossnen Augen
    Einmal sieben Schritt dann geh'
    und pflück' die Beere, ungesehn.

    Einmal sieben Tage trag sie
    als Talisman um deinen Hals.
    Zweimal sieben Tage leg'
    sie dem Geliebten unter's Kissen
    Dreimal sieben Jahre dann
    ist er dein, vom Beltaintag an.



    "Zeit, ein paar Worte mit Damhnait zu wechseln denke ich.", setzte sie schließlich grimmig hinzu.

  • So, bin auch wieder up to date :)

    Die Geschichte mit den Beeren aus dem Feenreich finde ich super! Ich würde sagen, diese Art von Zauber kann eigentlich nichts Gutes bewirken...und sich mit den Feen einzulassen, ist ja auch nicht ganz ungefährlich, denke ich mir mal so :hmm:

    Man fragt sich ja, was nun diese aktuelle Entwicklung im Dorf mit diesem Raben zu tun hat, dem Rórdán begegnet ist. Diese Vision von Rórdán fand ich im Übrigen ziemlich gut geschrieben...

    Soweit alles gut! Kann weitergehen :gamer:

    Dreimal sieben Jahre dann
    ist er dein, vom Beltaintag an.

    Ui, das ist nicht nur aufwendig, sondern dauert auch noch recht lange :hmm:

    LG,

    Rainbow

  • Man fragt sich ja, was nun diese aktuelle Entwicklung im Dorf mit diesem Raben zu tun hat, dem Rórdán begegnet ist.

    Variationen ueber ein Thema:)

    Soweit alles gut! Kann weitergehen

    Na dann :) Grade hab' ich einen kreativen Schub, daher ein bisschen mehr:

    Die Beltainenacht. Zu viele verdammte Erinnerungen.

    Rórdán saß am Ufer des Sees und blickte auf das mondbeschienene Wasser, eine Decke gegen die Kälte über sich geschlagen. Er hatte kein Feuer angemacht, weil ihn das an das Beltainefeuer erinnert hätte. Nicht daß es viel half - in seinem Kopf kreisten trotzdem immer die gleichen Bilder.

    Die Mondgöttin die ihn verführerisch anlächelte und ihre Hand nach ihm ausstreckte.

    Clíodhna am nächsten Morgen, in ihrem leichten Nachtgewand bekleidet, unter dem sich ihr Körper so wunderschön abzeichnete. Ihr leicht spöttisches Lächeln, als sie schon wußte, was ihm noch verborgen gewesen war - daß er sie begehrte.

    Die Frauen des Zirkels, die gekommen waren um den Beltainekönig zum Ritual zu holen. Bist du bereit? hatte die Frage gelautet.

    Und jetzt? Er stellte sich die Frage nicht zum ersten Mal. Er hatte so vieles aufgegeben um mit Clíodhna zusammen zu sein, manches bewußt, anderes war ihm erst mit der Zeit aufgefallen. Die vorsichtige Freundschaft zu Siofra, die er aufgebaut hatte. Das Vertrauen von Ailbhe und den anderen Dorfältesten, die ihn Angelegenheiten im Dorf regeln ließen - nachdem er sich im letzten Winter geweigert hatte, einen Trupp gegen die Trolle zu führen, hatte keiner in den Tagen danach ein Wort darüber verloren. Aber er wußte genau, daß er seitdem als der Vertraute der Hexe galt, nicht mehr als der der Dorfältesten. Die Art, wie ihn die anderen im Dorf ansahen hatte sich verändert.

    Und wofür? Für eine Frau, die nicht mal zu ihm stehen wollte wenn es drauf ankam.

    Er lachte bitter. Vielleicht sollte er das Tal verlassen, in den Süden gehen, versuchen sich da ein neues Leben aufzubauen. Aber womit? In der Stadt würde die Schmiedezunft ihn nicht als Schmied arbeiten lassen - egal wieviel er konnte.

    Rórdán starrte auf das Wasser hinaus, in der Hoffnung dort eine Antwort auf irgend etwas zu finden, eine Antwort die ihm all die Tage jagen und fischen alleine mit sich selbst nicht gegeben hatten. Das Mondlicht brach sich in den Wellen, gerann wieder und wieder zu neuen Formen, formte das Gesicht der Mondgöttin...

    Und auf einmal war er da, sah sie vor sich, und der See und sein Lager waren verschwunden. Er sah die Göttin, wie sie dem Beltainekönig die Hand reichte und ihn tief in der Wald führte vor sich, und doch konnte er kein Wort herausbringen oder auch nur das Gesicht des Mannes erkennen.

    Statt dessen spürte er, wie Kälte von hinten an ihn herankroch, und eine Stimme rauh wie das Gestein der Berge, wie als wäre sie an Sprechen nicht gewohnt, fragte: "Hat sie dir jemals über das Schicksal des Beltaineköngis erzählt?"

    Das Bild der beiden, die Hand in Hand in den Wald gingen verschwamm vor seinen Augen, und wieder zerteilten seine starken Schwingen die Luft, trugen ihn hoch unter den Himmel.

    Mitleidlos fuhr die Stimme fort: "Der Beltainekönig ist der Eichenkönig, der Falke der stolz hoch am Himmel fliegt - aber seine Zeit ist nicht von Dauer. Er ist das Opfer, das der Göttin gebracht wird. Dafür wird er von ihr verführt. Denn es gibt einen anderen König - den dunklen König, den Raben - und der tötet ihn, nimmt seinen Platz an der Seite der Göttin ein."

    Eine Flut von Bildern drang auf Rórdán ein - ein plötzlicher Schwerthieb von hinten. Der eichenbekränzte König fallend. Das Gesicht der Göttin, rätselhaft und grausam, die sich einer anderen Gestalt zuwandte. Und immer wieder, eine düstere Gestalt auf einem Thron aus Schatten, mit einem glänzenden Schwert vor sich, das Gesicht in Dunkelheit gehüllt.

    "Nein! Hör auf!", versuchte er hervorzustoßen, aber immer noch war er nicht mehr als ein hilfloser Zuschauer.

    "Das ist das Schicksal, das Clíodhna dir verschwiegen hat.", stellte die Stimme mit der Endgültigkeit von Gletschereis fest.

    Die düstere Gestalt auf dem Thron starrte ihn an, das blanke Schwert in den Händen, verdrängte jeden anderen Gedanken aus Rórdáns Kopf - und noch immer konnte er die Maske aus Schatten nicht mit seinen Blicken durchdringen und die Gesichtszüge des Rabenkönigs erahnen.

    "Ist es das, was du willst? Gefangen bleiben in den alten Mythen in denen die Hexe dich gefangen hat - oder willst du dein eigenes Schicksal selbst in Hand nehmen?""

    "Selbst...", flüsterte er hilflos, sein Blick gebannt von der glänzenden Schneide des Schwertes.

    "Dann steige morgen früh auf den Gipfel der Klippe - und ich werde dir etwas geben um den Kreis zu durchbrechen. Gib' es deiner Hexe, und sie wird für immer dein sein und nie wieder einen anderen als dich ansehen."

    "Wer... wer bist du?", brachte er stockend hervor - doch nur das heisere Krächzen eines Raben antwortete ihm, gefolgt von schnellem Flügelschlag.

    ***

    "Wilde Magie! Beeren aus dem Feenreich! Was genau hast du dir dabei gedacht?"

    Die junge Frau starrte Clíodhna trotzig an, statt ihren Blick zu senken, und die Hexe erinnerte sich unwillkürlich wieder daran, wie Grainne etwas Wildes an Damhnait gesehen hatte. Ja, es war da - in ihrem Blick, in der Art wie sie sich bewegte - Feenmagie haftete ihr an.

    "Ist dir auch nur ungefähr klar, was du hättest anrichten können?", fragte Clíodhna scharf weiter.

    Damhnait schüttelte den Kopf so daß ihre Haare flogen. "Es hat funktioniert, oder?", entgegnete sie patzig. "Er hatte nur noch Augen für mich. Und wir wären glücklich geworden."

    Die Hexe holte tief Luft für eine heftige Antwort, schüttelte dann aber den Kopf. Das Mädchen wußte es nicht besser. Woher auch? Sie war nie bei einer Hexe in die Lehre gegangen, sie hatte sich an den alten Reim erinnert und beschlossen, die wilde Magie auszuprobieren.

    "Die Geschenke des Feenreichs sind selten was sie scheinen, Damhnait.", erklärte sie schließlich ruhiger. "Der Glanz der Mondbeeren läßt ihn nur Augen für dich haben, ja - auf eine Art und Weise. Er sieht nicht dich, er sieht den Glanz der Feenwelt um dich. Und du... du hättest dich mit der Zeit genauso verändert, wärst nicht mehr du selbst gewesen. Die Magie hätte euch aneinander gebunden - aber wie lange wärst du damit glücklich gewesen? Wie lange, bis du gemerkt hättest daß er nicht dich liebt, sondern nur dem Glanz um dich verfallen ist? Wie lange, bis du die Magie als eine Fessel empfunden hättest? Ein paar Monde?"

    Sie sah einen Hauch von Zweifel in den Augen des Mädchens, und ihre Stimme wurde wärmer.

    "Liebe hat nichts damit zu tun, den anderen an sich zu binden, oder zu erwarten von ihm bewundert zu werden oder glücklich gemacht zu werden. Liebe ist das Gegenteil - Hingabe. Schenken von Vertrauen. Sich selbst dem anderen hingeben..."

    Sie brach plötzlich ab.

    Oh Göttin.

    Zu wem redete sie da eigentlich? Rórdán... So viele kleine liebevolle Gesten, so viele Dinge die er an seinem Leben verändert hatte um mit ihr zusammen sein zu können. Und was brauchte er von ihr? Was brauchte ein Mann, der als Kind seine Eltern verloren hatte und der erlebt hatte wie die Frau die er liebte einen anderen genommen hatte von der Frau die er liebte? Einfach nur Sicherheit, die Sicherheit daß sie zu ihm stehen würde, daß er nicht einfach nur eine Laune in ihrem Leben war...

    Oh Göttin...

    "Ehrwürdige Mutter?", fragte Damhnait unsicher.

    Clíodhna sah auf. "Denk' darüber nach. Und halt dich von den Feen fern, oder du verlierst dich selber. Und jetzt geh'."

    Wenn es nur noch nicht zu spät war...

  • Viele schöne und interessante Gedanken, über die man auch längere Zeit sinnieren kann.

    Ich schätze, wenn es solche Feenmagie gäbe, würde die sicherlich eifrig benutzt.

    Vielleicht kennst du "Die Nebel von Avalon", da spielt das Beltainefest ja auch eine Rolle. Ich hatte es auch so verstanden, dass der Beltainekönig bei dem Fest das Opfer ist und dabei sterben kann, aber nicht muss.

    Es ist aus unserer heutigen Sicht jedenfalls ein sehr erstaunliches und auch gefährliches Ritual - was passiert eigentlich mit den Beltainekindern, die außerehelich geboren werden? Wenn dieses Fest jedes Jahr gefeiert wird, dürfte es wohl einige davon geben?

    Der Rabenkönig ist hier noch ziemlich mysteriös. Ich bin gespannt, welche Rolle der noch spielen wird. Soll Rordan nun auch eine Art Feenkraut bekommen, für Cliodhna? Oder worauf läuft das hinaus?

    Und Cliodhna selber, nachdem sie ganz in ihrer Hexensphäre aufgegangen ist, versucht zum ersten Mal, davon Abstand zu nehmen und sich in Rordan hineinzuversetzen. Vielleicht hätte sie das schon mal früher tun sollen, aber besser spät als nie.

    Es bleibt spannend!

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Vielleicht kennst du "Die Nebel von Avalon", da spielt das Beltainefest ja auch eine Rolle. Ich hatte es auch so verstanden, dass der Beltainekönig bei dem Fest das Opfer ist und dabei sterben kann, aber nicht muss.

    'Die Nebel von Avalon' kenne ich im Prinzip, aber es ist lange her dass ich das gelesen habe:/

    Die Idee des Opfers zieht sich aber durch die Tradition - das wird bei Frazer 'The Golden Bough' oder bei Graves 'The White Goddess' eigentlich recht schoen rausgearbeitet (das sind Sachbuecher - sort of...)

    Unsere Variante des Themas ist (mal wieder) Wicca-inspiriert - aber was genau es mit alldem auf sich hat, wird in dieser Folge nicht ganz erklaert.

    Es ist aus unserer heutigen Sicht jedenfalls ein sehr erstaunliches und auch gefährliches Ritual - was passiert eigentlich mit den Beltainekindern, die außerehelich geboren werden? Wenn dieses Fest jedes Jahr gefeiert wird, dürfte es wohl einige davon geben?

    Ja, die muessen die Eltern dann nehmen - offensichtlich ist es der Wille der Goettin wenn es da Kinder gibt, da kann man nicht einfach widersprechen und anderer Meinung sein.

    Ein Fruchtbarkeitsritual das man nicht ernst nimmt - dem fehlt was.

    (Irgendwie ist der Punkt der Rituale dass sie - jedes auf seine Weise - gefaehrlich sind - sie sollen die Menschen ja aus ihrem Alltag und aus ihrer Komfortzone rausbringen und ihnen eine spirituelle Erfahrung vermitteln).

  • Thorsten

    Wie schön! Eine unerwartete Wendung! :thumbsup: Zumindest für mich...denn mir war nicht klar, dass der Beltainekönig ein wirkliches Opfer für die Göttin ist und offenbar Gefahr läuft von dem Rabenkönig getötet zu werden. Insofern bin ich gerade wahrscheinlich genauso baff wie Rhordan. Ich glaube, an seiner Stelle wäre ich jetzt ganz schön abgefuckt.

    Aber diese Entwicklung finde ich sehr geil! Ich glaube, dieser Teil könnte zu meinem neuen Lieblingsteil werden, weil ich solche Konflikte mag. Außerdem schaffen diese Visionen, die Rhordan hat, total viel Spannung! Gleichzeitig die Parallelstory, in der die Hexe gerade steckt und die Gedanken, die in ihr heranreifen...das finde ich super! Ich wette, dieser Rabenkönig will Rhordan nur hinter`s Licht führen und ihn für irgendetwas benutzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Clíodhna ihn wissentlich in Gefahr gebracht hätte. So schätze ich sie eigentlich nicht ein :hmm:

    Bin gespannt, wie es weitergeht :gamer:

  • Insofern bin ich gerade wahrscheinlich genauso baff wie Rhordan. Ich glaube, an seiner Stelle wäre ich jetzt ganz schön abgefuckt.

    Nur so viel - man kann die Wahrheit sagen und doch damit luegen... wenn Du Dir die gesamte Cliodhna-Serie anschaust, kommst Du vielleicht drauf was hier gespielt wird (es wurde vorher mal angekuendigt... im Text, leider nicht im Film...)

  • So, lange Pause - wegen Corona und Katharina's Schwangerschaft werden wir diese Geschichte nur teilweise diesen Sommer verfilmen und dann naechstes Jahr fertig machen, insofern war das jetzt nicht ganz so dringlich, aber ich wollte es dann doch fertig schreiben - also ist hier der vorletzte Teil:

    Morgennebel hing über dem See, dicht über der Oberfläche des Wassers - um Beltaine herum konnte es im Tal noch ziemlich kalt sein. Die Sonne kroch langsam über die fernen Berge, und ihr Licht fiel auf die Felsen er Klippe, ließ ihre feuchte Oberfläche golden aufglänzen. Unzählige Vögel begrüßten den Tag auf ihre Weise mit ihrem Gesang, der so gar nicht zu Rórdáns Laune passen wollte.

    Er hatte eine unruhige Nacht verbracht - immer wieder waren ihm die gleichen Worte im Kopf herumgegangen. Das ist das Schicksal, das Clíodhna dir verschwiegen hat. Der Schwerthieb, der Eichenkönig fallend... Dann steige morgen früh auf den Gipfel der Klippe - und ich werde dir etwas geben um den Kreis zu durchbrechen. Wieder wanderte sein Blick die steinerne Wand empor. Die Müdigkeit einer schlaflosen Nacht hing ihm in den Knochen, aber... vielleicht konnte er eine zweite solche Nacht vermeiden. Wenn er sich denn nicht alles eingebildet hatte - war es am Ende alles nur ein Traum gewesen? Er holte tief Luft - es gab nur einen Weg, sicher zu sein.

    Der Stein war feucht und moosige Stellen waren gefährlich rutschig aber Rórdán war ein geübter Kletterer und aus der Nähe war die Klippe weniger steil als sie von unten ausgesehen hatte. Vorsichtig arbeitete er sich nach oben, Hand für Hand, bis der See unter ihm in seiner Gänze zu sehen war und das Grün des Waldes sich dahinter ausbreitete. Endlich zog er sich über das letzte Felsband nach oben, sog keuchend Morgenluft in seine Lungen und sah sich um. Für einen Moment tanzten Sterne vor seinen Augen.

    Und da war... etwas. Unter den Kiefern, die den Gipfel der Klippe bedeckten, stand ein Schatten. Ein Schatten, der dort nicht hingehörte. Ein Schatten, der von nichts geworfen wurde. Er blinzelte, versuchte gegen den harten Kontrast der hellen Sonne mit den tiefen Schatten genauer zu erkennen was da war, aber im nächsten Moment hörte er ein spöttisches Lachen einer alten Stimme, hart wie Stein, und dann das schnelle Schlagen von Flügeln. Dann nur noch das Krächzen eines Raben.

    Mit einem wütenden Aufschrei fuehr er auf und rannte los, dahin wo der Schatten gewesen war - aber niemand war dort zu sehen. Nur eine Rabenfeder tanzte im Morgenlicht, fiel von den Kiefernzweigen nach unten. Seine Augen folgten ihr, und wo sie den Boden berührte sah er ein Glitzern.

    Rórdán bückte sich, und seine Hand schloß sich um ein kleines Glasfläschchen. Er hob es gegen das Licht der Morgensonne. Darin war eine klare Flüssigkeit. Gib' es deiner Hexe, und sie wird für immer dein sein und nie wieder einen anderen als dich ansehen. Eine Weile stand er da, tief in Gedanken, und blickte in die Ferne, dann nickte er und steckte er das Fläschchen langsam ein.

    ***

    Clíodhna wußte schon daß er kam, noch bevor sie ihn sah oder hörte. Sie spürte es mit dem rätselhaften Sinn einer Hexe der so schwer denen zu erklären war, die ihn nicht hatten. Und so wartete sie schon auf der Bank vor der Hexenhütte und sah in den dämmrigen Wald hinaus, als Rórdán endlich den Weg entlang kam.

    Er sah müde aus - die Stiefel dreckig von einem langen Marsch durch das Tal, Schatten unter seinen Augen und der wuchernde Bart in seinem Gesicht sah ungewohnt aus. Sonst nahm er sich immer die Zeit sich sorgfältig zu rasieren...

    Sie hatte sich die Szene in den letzten Tagen so oft vorgestellt, hatte versucht sich die Worte zurechtzulegen, das Gespräch in ihrem Kopf durchgespielt, wieder und wieder. Es gab so viele Dinge die sie ihm sagen wollte - sie wollte erklären wie es wirklich war eine Hexe zu sein, sie wollte ihn wirklich verstehen lassen was es bedeutete, die Göttin zu spüren, sie wollte die Worte sagen die den Schmerz aus seinem Gesicht nehmen würden, ihm sagen was sie durch Damhnait erst verstanden hatte... Aber jetzt, wo er wirklich kam, müde die letzten Schritte ging und sein Bündel auf die Stufe zur Hütte warf, schien ihr all das unpassend.

    "Ich bin so froh, daß du wieder da bist.", sagte sie leise. Er sah sie an, nickte ihr zu, setzte kurz an um etwas zu sagen, schwieg dann aber doch und blickte zur Seite. Es war... etwas in seinem Blick, etwas das sie nicht genau deuten konnte. "Setz dich doch einen Moment - ich bring' einen Tee raus." Wieder nickte er schweigend, bevor er sich auf die Bank setzte.

    Als sie mit zwei dampfenden Tassen Pfefferminztee wieder aus der Hütte kam, saß er immer noch da, regungslos, und starrte in die Ferne. Und im Schweigen konnte sie die unausgesprochene Frage hören Was ist beim Beltaineritual passiert? Wie hast du es gefeiert? Aber sie wußte, er würde die Frage nicht stellen. Nicht jetzt - und vielleicht nie.

    "Danke.", sagte er leise als sie ihm die Tasse hinstellte. Sie seufzte. Das Schweigen wurde größer, ungemütlicher, griff nach ihrem Herzen. Sie mußte etwas tun bevor es zu mächtig werden würde, bevor es eine Wand werden konnte die sie für immer trennte.

    "Rórdán...", begann sie, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Sie griff nach seiner Hand. "Du... du hast eine Frau in deinem Leben verdient, die nur Augen für dich hat, der du restlos vertrauen kannst. Die ganz für dich da sein kann. Und ich wünschte... bei der Göttin, ich wünschte ich könnte diese Frau für dich sein! Ich wünschte ich könnte dir all das geben was du dir wünscht... Ganz dein sein." Sie schluckte Tränen hinunter. Wenn er doch nur reagieren würde - aber seine Hand blieb regungslos in ihrer. Schließlich fuhr sie fort "Aber so sehr ich will - ich kann nicht. Ich bin auch Hexe. Als Frau - in den Momenten in denen ich einfach nur Frau sein kann, da kann ich ganz dein sein. Aber wenn ich Hexe bin - dann gehöre ich der Göttin. Und... ich kann verstehen wenn dir das nicht genug ist. Wenn du lieber jemanden in deinem Leben möchtest der ganz dein sein kann."

    Einen Moment blickte sie in sein Gesicht, aber sie sah nur die eng zusammengepreßten Lippen, dann konnte sie nicht länger und blickte zu Boden, wischte sich mit einer Hand die Tränen aus den Augen. Die Zeit dehnte sich, und wieder breitete sich Schweigen aus. War denn alles schon zu spät? Konnte nichts mehr die Leere zwischen ihnen füllen? Endlich begann er zu sprechen.

    "Clíodhna - gibt es einen dunklen König? Einen, der den Beltainekönig tötet?", fragte er langsam. Einen Moment dachte sie, sie hätte sich verhört, aber die Frage stand im Raum. Wie konnte er davon wissen? Das Wissen um den Rabenkönig gehörte denen, die in die Geheimnisse des Jahreskreises eingeweiht waren. Und - daß er jetzt fragte - was hatte das zu bedeuten? Mit Sicherheit würde er die Antwort falsch verstehen...

    Aber es gab nur eine Wahl - die Mysterien mußten verborgen gehalten werden, aber nie um den Preis einer Lüge. Wer sie ahnte und direkt fragte, der hatte nichts anderes als die Wahrheit verdient.

    "Ja.", seufzte sie. "Es gibt einen dunklen König."

    Rórdán nickte gedankenverloren und blickte in die Dämmerung die über den Wald kam.

  • Gefällt mir gut die Fortsetzung. Jetzt hat Rórdán also irgendein Tinktürchen, womit er Clíodhna quasi willenlos machen kann...na das sind ja tolle Aussichten. =O

    Als Leser denkt man an der Stelle direkt: Neeeiiin! ... Sei nicht so doof!... Aber wer schon mal so richtig verliebt war und weiß wie schmerzhaft unerwiderte Liebe sein kann, der weiß auch, wie leicht manipulierbar man in so einer Situation ist. Bin mal gespannt, ob er ihr das Zeug tatsächlich verabreichen wird, um sie an sich zu binden...(ich wäre gespannt, ob das überhaupt funktioniert oder ob ihr damit nicht einfach nur ihre Hexenkräfte genommen würden... oder vielleicht beides? :hmm: ... ich spinne gerade mal ein bisschen rum)

    Die Szene aus ihrer Perpsketive finde ich auch schön. Ihre innere Zerrissenheit kommt gut rüber und die beklemmende Situation, das Schweigen...das Dilemma in dem sie steckt ... hast du gut eingefangen.
    Auf IHRE Version der Rabenkönigs-Geschichte bin ich jetzt allerdings auch sehhhr gespannt! :gamer:


  • Wunderschön. Die Szene ist unglaublich packend. Die Wucht der Landschaft und dazu sehr gut dargestellt die sehr starken Gefühle, jeweils aus beiden Perspektiven. Und noch die geheimnisvolle Magie dazwischen. Genau diese Mischung mag ich unheimlich gern.

    Meine Gedanken: Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, das Rordan wirklich vor hat, das Fläschchen zu benutzen. Er hat es mitgenommen - naja, eine Versuchung ist das natürlich und so ein Geschenk lässt man nicht liegen. Also vielleicht wird er irgendwas damit machen. Aber ich glaube nicht, dass er der Typ für eine Fake-Liebe ist. Ich weiss also nicht wirklich, was er vorhat, bin aber neugierig.

    Na und auch Cliodhnas Sicht kann ich gut nachvollziehen und bin gespannt, was es nun eigentlich mit diesem mysteriösen Rabenkönig auf sich hat. ich erinnere mich gelesen zu haben, dass der Beltainekönig bei dem Ritual sterben kann, dass das sogar eingeplant ist, aber die Hintergründe sind mir unklar.

    Da bin ich also wirklich gespannt auf die Fortsetzung. Hoffe natürlich insgeheim auf ein Happy end... (Nö, ich will dich jetzt nicht unter Druck setzen :D)

    Nochmal nebenbei Gückwunsch zu eurem Nachwuchs! Wenn ich einen grossen Fehler im Leben gemacht habe, dann dass ich nicht noch ein Kind mehr habe. Insofern... alles richtig gemacht! und alles Gute!

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • So, dann bringen wir das auch zu einem Abschluss... Danke fuer eure Kommentare - ich freu' mich das es zumindest als Text wirkt (wie das dann im Film wird kann nochmal eine Herausforderung werden...)

    ber wer schon mal so richtig verliebt war und weiß wie schmerzhaft unerwiderte Liebe sein kann, der weiß auch, wie leicht manipulierbar man in so einer Situation ist.

    Ja, das ist einfach mit Abstand zu sehen was der Nachteil ist:D

    Hoffe natürlich insgeheim auf ein Happy end...

    Bekommst du:D Wir haben ja viel diskutiert wie wir den Story-Arc mit den beiden ueber die 12 Folgen machen wollen und auch andere Moeglichkeiten erwogen, aber sind zu dem Ergebnis gekommen dass das hier die letzte grosse Krise der Beziehung sein soll und dass der Fokus der letzten Episoden dann anders gesetzt wird (sonst wirkt das zu kuenstlich).

    und bin gespannt, was es nun eigentlich mit diesem mysteriösen Rabenkönig auf sich hat. ich erinnere mich gelesen zu haben, dass der Beltainekönig bei dem Ritual sterben kann, dass das sogar eingeplant ist, aber die Hintergründe sind mir unklar

    Dafuer wiederum musst Du noch laenger warten, wir haben eine Samhain-Folge angedacht bei der davon dann viel die Rede sein wird.:)

    Als er aufwachte, war es noch dämmrig. Einen Moment war Rórdán verwirrt nicht den Morgenhimmel über sich zu sehen, sondern das mit Rinde abgedichtete Dach der Hütte und die Kräuterbündel die dort zum Trocknen hingen. Vogelstimmen waren von draußen zu hören, es mußte kurz vor Sonnenaufgang sein.

    Er setzte sich auf. Clíodhna gab einen undefinierbaren Lauf von sich, wickelte sich tiefer in die Decke und drehte sich zur Seite. Für einen langen Moment betrachtete er sie - im Schlaf sah sie nicht aus wie eine Hexe, wie das Abbild der Mondgöttin, sondern wie eine junge Frau mit verwuschelten Haaren - in die er am liebsten seine Finger gegraben hätte.

    Leise schlüpfte er in seine Hose, zog sich sein Hemd über und stand auf. Seine Augen wanderten durch den kleinen Raum. Im Ofen war noch ein Rest Glut. Und auf dem Tisch standen die beiden Tassen und die Teekanne.

    Guten Morgen Clíodhna - magst du nicht auch mal aufstehen? Ich hab' uns schon Tee gemacht. Er würde schon aus seiner Tasse trinken, ihre würde dampfend auf dem kleinen Tisch stehen, und dann... Das Fläschchen schien förmlich in seiner Hand zu brennen, und für einen Moment fragte er sich, wann genau er nach ihm gegriffen hatte.

    Die Katze maunzte. Sein Blick hob sich. Ebhlinne stand an der Tür und sah sich auffordend zu ihm um, dann maunzte sie wieder. Vorsichtig, damit der Boden nicht zu sehr knarzte und Clíodhna weckte, ging er zur Tür und öffnete sie. Die Katze huschte nach draußen, und klare, kühle Luft traf sein Gesicht. Der Himmel begann, hell zu werden. Er holte tief Luft - vielleicht würden ihm ein paar Schitte gut tun.

    Der kleine See war nicht weit von der Hexenhütte entfernt - es war ein schöner Ort, um auf den Sonnenaufgang zu warten. Der Wald war feucht, Tautropfen hingen an den Nadeln der Fichten, und unter seinen nackten Füßen konnte er die kalte Erde und den feuchten Schlamm spüren. Alte Nadeln stachen in seine Fußsohlen, und Reisig schrammte um seine Waden.

    Ich wünschte ich könnte dir all das geben was du dir wünscht... Ganz dein sein.

    Die Worte erklangen wieder in seinem Kopf. Grade eben, in der Hütte, war er bereit gewesen das Fläschchen zu benutzen, aber jetzt, im klaren Licht des Morgens, tief unter den alten Bäumen fühlte er sich mehr eins mit sich selbst als die ganze Zeit zuvor - und es erschien ihm... einfach nur noch falsch. Welche Frau hatte jemals zuvor solche Worte zu ihm gesagt - so ernsthaft wie nur Clíodhna etwas sagen konnte? Siofra hatte sich ihr ganzes Leben noch nicht dazu durchringen können ihm irgend ein Wort von Liebe zu sagen.

    Wer im ganzen Dorf war schon perfekt verheiratet?

    Der See tauchte zwischen den Bäumen auf, hell im Morgenlicht zwischen den dunklen Stämmen, und dann stand er am Ufer, hörte die Wellen leise gegen die Steine schlagen und in die Moospolster klatschen, fühlte das Wasser zwischen seine Zehen und sah die Sonne über den Bergen.

    Nein - das Schicksal hatte ihm eine außergewöhnliche Frau in seinem Leben beschert - eine Hexe, die eben anders war als andere. Die ihren eigenen Regeln gehorchen mußte - aber die bereit war, es trotzdem mit ihm zu versuchen. Nur ein Narr würde so eine Gelegenheit wegwerfen in der Überzeugung, irgend etwas besseres zu bekommen. Er lächelte leise - die Hexe hatte auch jemanden in ihrem Leben verdient der sie so nahm, wie sie eben war. Und er konnte dieser Mann sein.

    Mit einer plötzlichen Bewegung warf der das Fläschchen hoch in die Luft. Einen Monent lang glitzerte es in der Morgensonne, dann fiel es mit einem leisen Platschen in den See. Rórdán nickte zu sich selber - er war glücklich.

    ***

    Als Clíodhna aus dem Wald trat, saß Rórdán am Ufer des kleinen Sees und blickte auf das Wasser hinaus.

    "Alles in Ordnung mit dir?", fragte sie, während sie zu ihm hin trat. Er stand auf und sah sie an - eine ungewohnte Ernsthaftigkeit in seinem Blick.

    "Clíodhna - ich... ich hätte fast einen großen Fehler begangen.", begann er umstandslos. Fragend blickte sie ihn an.

    "Als ich weg war- über Beltaine. Da hatte ich eine Vision. Jemand hat mir eine Vision geschickt, meine ich. Zumindest denke ich das. Und mir etwas versprochen, das ich dir geben kann, und du würdest nie wieder jemand anderen ansehen. Ich... ich hätte es dir fast in den Tee getan, heute morgen. Aber ich habe es in den See geworfen, und ich schäme mich. Dafür - und dafür, daß ich mich zu wenig bemüht habe, zu verstehen was es für dich bedeutet, eine Hexe zu sein. Kannst du mir verzeihen?"

    Einen Moment lang starrte sie ihn an, unsicher was genau es war, das sie da grade gehört hatte. Dann kamen die Dinge in ihrem Kopf zusammen.

    "Das war wieder sie!", flüsterte sie. "Sie hat gehofft, mich so aus dem Weg zu räumen, über dich!"

    Völlige Verwirrung malte sich auf Rórdáns Gesicht. "Wer ist sie? Wen meinst du?", fragte er.

    "Es gibt eine andere Hexe im Tal.", erklärte sie grimmig. "Sie hat damals an der Sturmzinne die Runen gewirkt um den Zorn der Elemente zu erregen, und sie hat später, in den Rauhnächten, versucht einen Fluch auf das Dorf zu legen. Sie hält mich für eine Verräterin an der Berufung einer Hexe - ich denke was sie meint ist, daß die Menschen hier im Tal nichts zu suchen haben. Und jetzt - jetzt hat sie versucht, dich für ihre Zwecke zu benutzen."

    Das Entsetzen auf Rórdáns Gesicht war zu deutlich als daß sie noch den Schatten eines Zweifels über ihn haben konnte. Mit einer schnellen Bewegung zog sie den Dolch von ihrem Gürtel, schnitt sich eine Haarsträhne ab und reichte sie ihm.

    "Wenn du eine Hexe in deine Gewalt bringen willst - wenn jemand anders für dich Magie auf mich werfen soll - dann gibt es wenig wirksameres als das. Eine Haarsträhne von mir, freiwillig gegeben. Nimm' sie, Rórdán.", sagte sie entschlossen. Sie sah ihm tief in die Augen. "Ich liebe dich, und ich vertraue dir.", flüsterte sie ihm zu. "Und ich möchte, daß du in jedem Moment weißt wie sehr ich dir vertraue - daß du etwas hast das dich dran erinnert, auch wenn ich nicht da bin."

    Zögernd griff er nach der Haarsträhne, schloß seine Finger darum. "Meinst du... meinst du wir können das alles hinter uns lassen?", fragte er vorsichtig.

    Das Strahlen in ihren Augen und der Kuß den sie einen Moment später teilten war alles an Antwort, was er brauchte.

  • Sie hält mich für eine Verräterin an der Berufung einer Hexe - ich denke was sie meint ist, daß die Menschen hier im Tal nichts zu suchen haben.

    Über den Satz bin ich gestolpert. "Verräterin an der Berufung einer Hexe" ???

    Ein Berufener kann nicht von irgendwem verraten werden. Ein vorgegebenes an's Licht geholte Schicksal war schon immer da. Darüber gibt es keinen Rat, keine Beratung und damit auch nicht die Möglichkeit eines Verrates.

  • Aha - also dies ist die Auflösung Damit hatte ich so nicht gerechnet. Es gibt also eine andere Hexe, die Böses über das Dorf und über Cliodhna werfen wollte. Das ist ein interessanter Aspekt.

    ie hat damals an der Sturmzinne die Runen gewirkt um den Zorn der Elemente zu erregen, und sie hat später, in den Rauhnächten, versucht einen Fluch auf das Dorf zu legen. Sie hält mich für eine Verräterin an der Berufung einer Hexe - ich denke was sie meint ist, daß die Menschen hier im Tal nichts zu suchen haben

    Da könntest du ruhig noch etwas mehr verraten. Die fremde Hexe scheint zwei Motive zu haben, 1. sie will die Menschen im Dorf vertreiben und 2. meint sie, Cliodhna sei eine Verräterin ihres Standes.

    Hat beides miteinander zu tun? Da scheint ein Zusammenhang zu sein, den ich so nicht verstehe. Ich würde es interessant finden, darüber noch etwas mehr zu erfahren. Und gibt es eine Begründung, warum Cliodhna eine Verräterin sein sollte? Aus dem Text heraus klingt es ja im Gegenteil, als hielte Cliodhna es für ihre Berufung der Göttin zu dienen. Aber die "Böse" muss ja für ihre Beurteilung auch irgendwelche Gründe haben.

    Da scheint es sich ja um sehr sehr bösartige Hexe zu handeln, wenn die so hartnäckig mit Flüchen und Magie versucht ihre Ziele durchzudrücken.

    Eine interessante Idee...

    Über den Satz bin ich gestolpert. "Verräterin an der Berufung einer Hexe" ???

    Ja, den Satz würde ich auch anders formulieren, klingt so irgendwie seltsam. "Sie ist eine Verräterin" würde mir eigentlich reichen. Dass sich das auf ihre magischen Tätigkeiten beziehen muss, ist klar.

    Aber wie gesagt - was weiss Cliodhna noch in Bezug auf diese Anklage, was sie nicht erzählt?

    Das würde mich schon interessieren, zumal die Fremde ja schon drastische Aktionen unternommen hat.

    :)

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Es gibt also eine andere Hexe, die Böses über das Dorf und über Cliodhna werfen wollte.

    Yep - und in Rauhnachtfluch hat man sie dabei beobachten koennen (die Geschichte - leider nicht der Film - endet damit dass sie darueber nachsinnt dass Rordan vielleicht ein lohnendes Ziel ist wenn sie Cliodhna nicht direkt erreichen kann).

    Und da ist sie (Szene aus Rauhnachtfluch) - gespielt von Raija Siltala die fuer die Rolle absolut genial passt:

    Da könntest du ruhig noch etwas mehr verraten.

    Nee, das gehoert zu dem Story-Arc der sich ueber alle 12 Folgen ziehen soll - da kann ich jetzt nicht alles aufloesen, das klaert sich erst am Ende...:D Immerhin begleitet sie uns schon seit Folge 3...


    Ja, den Satz würde ich auch anders formulieren, klingt so irgendwie seltsam.

    Kann ich leider nicht mehr :| - das ist ein Zitat das woertlich so in 'Sturmzinne' faellt als die andere Hexe das Cliodhna an den Kopf knallt kurz bevor sie sie in der Anderswelt festsetzt.

  • Kann ich leider nicht mehr :| - das ist ein Zitat das woertlich so in 'Sturmzinne' faellt als die andere Hexe das Cliodhna an den Kopf knallt kurz bevor sie sie in der Anderswelt festsetzt.

    Ich glaube, man kann sie trotzdem einfach "Verräterin" sagen lassen. Klingt vielleicht sogar natürlicher :hmm: Vielleicht könnte Rórdán an der Stelle etwas planlos gucken und Clíodhna erklärt es dann kurz und zitiert dabei die andere Hexe....

  • Es gibt den Ausdruck 'Verrat an einer Idee' - das ist was hier gemeint ist

    Da gibt dem ersten Teil des Satzes in jedem Fall deutlich mehr Sinn. Allerdings bekomme ich dann immer noch keinen Zusammenhang zum zweiten Teil hin.

    Denn selbst wenn eine Hexe ihre Idee (ihre Ideale) verrät und daher nicht würdig genug ist, warum resultiert daraus, daß die Bewohner des Tales kein Recht mehr haben dort zu leben?

  • Denn selbst wenn eine Hexe ihre Idee (ihre Ideale) verrät und daher nicht würdig genug ist, warum resultiert daraus, daß die Bewohner des Tales kein Recht mehr haben dort zu leben?

    Anders herum - sie ist der Meinung dass die Menschen nicht im Tal sein sollten, dass eine Hexe das wissen sollte und das deshalb Cliodhna (und Fionnula) Verraeterinnen an der Idee dessen sind was eine Hexe ausmacht.

    Note to self: Cliodhna laenger erklaeren lassen:/

  • Okay, ich versuche mal, meine Eindrücke beim Lesen wiederzugeben:

    Zunächst mal war ich komplett rausgerissen, als Rórdán plötzlich erwacht und ganz offenbar die Nacht mit der Hexe verbracht hat, als ob überhaupt nichts geschehen wäre.

    keine Ahnung, vielleicht ist das jetzt nur mein persönliches Problem...aber es hatte sich in der letzten Szene so herrlich Spannung aufgebaut und ich habe förmlich an Cliodhnas Lippen gehangen, weil ich mich schon auf ihre Version der Geschichte gefreut habe...und dann Schnitt: sie beide erwachen am nächsten Morgen. Was ist zwischenzeitlich passiert? Warum erklärt sie das Ganze erst am nächsten Morgen und erst, nachem Rórdán sich outet? Sorry, aber das bekomme ich nicht ganz auf die Kette :pardon:

    Guten Morgen Clíodhna - magst du nicht auch mal aufstehen? Ich hab' uns schon Tee gemacht. Er würde schon aus seiner Tasse trinken, ihre würde dampfend auf dem kleinen Tisch stehen, und dann... Das Fläschchen schien förmlich in seiner Hand zu brennen, und für einen Moment fragte er sich, wann genau er nach ihm gegriffen hatte.

    Hier habe ich einen Moment gebraucht, bis ich gecheckt habe, dass er sich das in seiner Vorstellung ausmalt...Für Deppen wie mich könnte man das eventuell entsprechend einleiten: Er sah sich aus seiner Tasse trinken, während ihre dampfend auf dem kleinen Tisch stand... Oder noch deutlicher: Kurz schloss er die Augen und sah sich....blabla....(nur so ne Idee)

    Was mich dann an der Szene am See stört (obwohl ich sie eigentlich sehr atmosphärisch finde) ist die Tatsache, dass sich seine Gedanken nur um die Gefühle der Hexe drehen und um seine eigenen...okay, das ist ein zentrales Thema, aber was ist denn nun mit dieser Sache mit dem Rabenkönig? Cliodhna hat zugegeben, dass da was Wahres dran ist und jetzt ist das Thema vom Tisch? Beschäftigt das Rórdán gar nicht mehr? Wie gesagt, es ist ja schon in der vorherigen Szene nicht mehr zur Sprache gekommen und jetzt auch nicht mehr. Das irritiert mich etwas, weil es doch am Anfang so schön initiiert wurde...schlussendlich geht es dann nur noch um das Fläschchen mit dieser Flüssigkeit und dass die "böse Hexe" Rhordan quasi gebrauchen wollte, um an Cliodhna heranzukommen...aber hinsichtlich der Geschichte mit dem Rabenkönig hat sie ja nicht gelogen, oder? ... Na ja, also, ich hoffe ihr versteht, worauf ich hinaus möchte. Vielleicht habe ich jetzt auch wieder das mega Brett vorm Kopf und schnalle die Geschichte nicht :rofl:... das waren auf jeden Fall so meine Gedanken beim Lesen.

    Am Ende habe ich wieder einmal gemerkt, dass ich vielleicht nicht der Kurzgeschichtentyp bin :hmm: Es löst sich für mich alles zu schnell auf...ich weiß, ihr habt nicht so viel Zeit...und wahrscheinlich bin ich es gewohnt, alles bis ins Detail auszuschlachten, weshalb ich auch niemals in der Lage sein werde, eine Kurzgeschichte zu schreiben ... aber der Anfang baut sich total geil auf... da ist so viel Raum für Spekulationen...da ist dieses Dilemma in der Beziehung zusätzlich die Ungewissheit, was es mit diesem Rabenkönig auf sich hat...und am Ende ist der Konflikt total schnell aus der Welt.

    Na ja, das sind jetzt nur so meine Gedanken dazu. Vielleicht ist es auch einfach blöd, so eine Kurzgeschichte über vier Monate zu lesen :hmm: ... ich glaub`, ich lese das ganze noch mal am Stück und schaue, wie es dann auf mich wirkt.

    In jedem Fall freue ich mich schon jetzt auf die Verfilmung. Vor allem die Visionen und Rhordans Ausflug in den Wald..da bin ich schon gespannt drauf, wie ihr das umsetzen werdet. :thumbsup: