edenfalls würde ich es schon interessant finden zu erfahren, welche Ziele und Vorstellungen Rordan hat bezüglich seines beruflichen Lebens. In dem neuen Text klingt es ja so, als wollte er gerne das Schmiedehandwerk lernen und das wäre ja auch plausibel., weil er damit schon so vertraut ist. Oder hängt er da eher in der Luft, weil er keine Möglichkeit hat, etwas anderes zu machen oder zu lernen, das ihm lieber wäre?
Das ist eines der Themen, die wir eher so nebenbei anreissen - kann man sich aus den Filmen/Geschichten erschliessen, wird aber wohl nie so ausgesprochen werden. Wir erfahren im Rauhnachtfluch, dass Rordan mal Plaene hatte zu heiraten und den Hof der verstorbenen Eltern wieder instand zu setzen, und in der Sturmzinne dass das mit dem Heiraten nichts geworden ist weil er eben Siofra wollte - die aber einen anderen genommen hat. Also ist er so ein bisschen haengen geblieben, hat nie die Motivation gefunden den Hof wieder flott zu machen, aber hat auch nie die Motivation fuer die Schmiedekunst gezeigt die Bran davon ueberzeugt haette dass Rordan ein guter Nachfolger waere. Wir erfahren im Trollschatz dass er anscheinend auch viel Zeit damit zubringt auf Jagd zu gehen (und da anscheinend auch mit Bradach laenger abhaengt) - etwas ironischerweise ist das auf seine Art ein ziemlich glamoroeses Leben fuer Dorfverhaeltnisse - er streift im Tal umher, er reist auch mal in den Sueden um Besorgungen fuer Bran zu machen, er haengt mit wichtigen Leuten wie Caradoc ab, sein Wort hat Gewicht - etwa genau das, weswegen Siofra's Gatte ihr damals so erstrebenswert vorgekommen ist.
Naja, aber wir werden das jetzt nie direkt zum Thema machen, weil es keinen Grund dafuer gibt - im Dorf versucht niemand Rordan zu sagen wie er sein Leben leben soll, das versucht schon bei Siofra niemand die einen pruegelnden Gatten zu Hause hat.
Wind in seinem Gesicht. Das Gefühl von machvollen Schwingen, die ihn durch die Luft tragen. Unter ihm - das Tal. Dichte Wälder und tiefe Seen, Hügel die sich hier und da zu felsigen Klippen türmen, schließlich in die schroffen Flanken der Berge übergehen. Höher und höher schraubt er sich hinauf, und der wilde Schrei eines Falken hallt unter dem klaren Himmel.
Und dann, plötzlich - ein Schlag, und er fällt. Der Wald verwandelt sich in einen irren Strudel der vor seinem Auge kreist, der Grund zieht ihn an, greift nach ihm, und die Schwingen haben keine Kraft mehr ihn zu tragen, und alles wird schwarz.
Das letzte, was seine Ohren wahrnehmen, ist das spöttische Krächzen eines Raben.
Rórdán fuhr hoch und blickte sich gehetzt um. Schweiß klebte auf seiner Haut, kühlte rasch in der klaren Nachtluft und ließ ihn frösteln. Es war die Zeit vor Sonnenaufgang in der der Himmel tiefblau war und schon die Konturen der Bäume erkennbar waren - die Zeit des Wolfs. Es war still - oder besser, es war kein Geräusch da, das er nicht erwartet hätte. Leiser Wellenschlag von nahen Seeufer. Knacken und Rascheln aus dem Wald. Der Ruf einer Eule in der Ferne. Und der Ruf eines Raben.
Eines Raben!
Der Traum... wenn es ein Traum gewesen war. Es hatte sich so real angefühlt, er konnte noch immer den Wind in seinen Schwingen fühlen, er erinnerte sich, wie es war, Federn statt Armen zu haben.
Er atmete tief durch, versuchte wieder zur Ruhe zu kommen. Was hatte der Traum zu bedeuten? Er war ein Vogel gewesen, ein Falke - und irgend etwas hatte ihn vom Himmel geholt. Dann der lange Fall... War es eine Warnung? Aber vor was?
Versuchte Clíodhna, ihm so eine Botschaft zu schicken? Er schüttelte langsam den Kopf. Nein - er kannte die junge Hexe inzwischen recht gut, es fühlte sich nicht wie ihr Werk an. Aber was hatte es zu bedeuten?
Er seufzte und griff nach seinem Hemd. Wenn er schon mal wach war, dann hatte es keinen Sinn die Gelegenheit durch Grübeln zu vertun. Er konnte ebensogut runter zum Seeufer gehen und sich auf die Lauer legen - im Dämmerlicht würden sich manche Tiere kurz aus dem Wald wagen um zu trinken, und vielleicht konnte er etwas Beute machen. Bisher war sein Jagdglück überschaubar gewesen - zwei magere Wildkaninchen hatten sich in seinen Schlingen verfangen, aber das war gerade genug um ihm ein paar gute Mahlzeiten zu bieten.
Und später würde Gelegenheit sein zu fischen. Und dann zu schwimmen, und anschließend in der Sonne auf den Steinen zu liegen und dem Glitzern des Lichts im See zuzuschauen.
Und um Clíodhna zu vergessen, und daß morgen das Beltainefest sein würde...