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Ich kriege schon seit längerem nix mehr zu meiner Geschichte "Casann" gebacken. (Sorry: Tariq & Thorsten) Völliger Leerlauf. Umso seltsamer, daß ich in den letzten Wochen wie blöde (und völlig locker...) was anderes im Kopf hatte und in die Tastatur gehackt habe. Keine Ahnung, ob das was Gutes wird oder ob ich dadurch wieder Zugang zu meiner Hauptstory finde...aber irgendwas zu schreiben ist für mich immer noch besser als gar nichts.
Einleitung
Das leise Rascheln der sich leicht im Wind bewegenden Blätter der Bäume, die die kleine Lichtung umstanden, veränderte seinen Klang nur für wenige Augenblicke. Aber es genügte. Der Zauberer wußte, daß er nicht mehr alleine war.
Während er weiter einzelne Blätter von den Kräutern zupfte und in seiner Gürteltasche verstaute,
ertastete sein Geist die Anwesenheit des Jungen, der sich hinter dem Buschwerk am Rande der Lichtung versteckte.
Es war bei weitem nicht das erste Mal.
Ein leises Lächeln umspielte unwillkürlich Elgars Lippen, denn dies war ein Spiel, das beide seit Jahren spielten.
Elgar hatte den Sohn des Jägers heranwachsen sehen, seit Adhren damals in den Wäldern sein erstes Lager aufgeschlagen hatte.
Erst war es nur ein schlichter Unterschlupf gewesen, ein primitiver Schutz vor dem Wetter.
Äste, schräg aufwärts gegen einen Baum gelehnt als Gerüst für die darübergelegten morschen Felle, so daß das ganze einem Zelt glich.
Aber schon sehr bald hatte Adhren mit seinem Schwert dafür gesorgt, daß die das Zelt umgebenden Bäume fielen.
Daß eine Lichtung entstand, wo vorher nur Wald gewesen war. Und daß aus den gefällten Bäumen ein festes Haus erwuchs, klein zwar, aber ausreichend, einem Mann, seiner Frau und einem kleinen Säugling zu einer Heimat zu werden.
War das wirklich schon fast fünfzehn Jahre her?
Elgar verhielt einen kleinen Augenblick und betrachtete abwesend die Biene, die sich vor ihm auf der dunkelgrünen Blüte eines Tharabusches niederließ.
Tatsächlich. Fast fünfzehn Jahre. In denen aus dem schreienden, plärrenden Bündel, daß der Jäger mit in die Wälder gebracht hatte ein Junge wurde. Und aus diesem fast schon ein Mann.
Und der wie schon früher so oft auch jetzt wieder in der Deckung der Büsche in seinem Rücken lag und ihn beobachtete.
Worauf hoffte der Junge nur immer?
Zeuge eines Zaubers zu werden? War es das?
Elgar schmunzelte. Er war nur hierher gekommen, weil auf dieser Lichtung verschiedene Kräuter wuchsen, mit denen man einen sowohl sehr schmackhaften als auch heilsamen Tee zubereiten konnte. Er lachte still in sich hinein bei der Vorstellung, mit welchem Mißtrauen und Unbehagen der Junge am Rande der Lichtung sein Treiben verfolgen mußte.
Wie hieß er doch noch gleich?
Elgar runzelte die Stirn. Es wollte ihm nicht sofort einfallen, obwohl er Adhren häufiger begegnet war in diesen Wäldern.
'Ärgerlich!' , dachte er. 'Ich werde alt, wie es scheint.'
Er schüttelte mißmutig den Kopf. Oh ja, es würde nicht mehr allzulange dauern und er würde einen Stock wie Meister Arned benutzen müssen.
Man konnte die Natur hinhalten mit verschiedenen Mitteln und Zaubern, aber betrügen ließ sie sich niemals. Er hatte mehr Sommer kommen und gehen sehen als Menschen ohne seine Fähigkeiten und Künste, viele mehr. Aber der Preis dafür war Einsamkeit.
Elgar fragte sich lediglich von Zeit zu Zeit, wann es wohl an ihm wäre sich aus dieser unseligen Welt zurückzuziehen und Frieden finden zu dürfen.
Denn wieder einmal hatten ihn Berichte erreicht. Aus Ghaidon und aus Ethlor, in denen von Verheerungen berichtet wurde, brennenden Dörfern und Städten und einsamen Weilern. Und in den Berichten immer wieder die Beschreibungen derer, die dafür verantwortlich zu sein schienen: Die Bath.
Ein Volk, welches es immer vorgezogen hatte, im Dunkel der Erde zu wandeln und zu siedeln.
Eine Frage war: Warum kamen sie wieder an's Licht? Und weiter: Woher?
Mairn-â-Godrh, die alten Berge, waren nicht der Quell, aus dem sie erneut strömten.
Es war lange darüber gestritten worden. Mancher beschwor eine Vision des wiedererstandenen Garthons herauf, der vor langer Zeit durch die vereinten Kräfte von Menschen, Elven und Zwerge ins Dunkel zurückgestürzt wurde.
'Unsinn!'
Steile Falten bildeten sich auf Elgars Stirn, während er darüber nachdachte.
Dann schüttelte er die düsteren Gedanken ab und wandte sich dem Randilstrauch zu, der am Rande der Lichtung wuchs, geschmückt von gelben und kobaltblauen Blüten.
Halbmeterhoch hatte sich die Pflanze zu seiner Freude mittlerweile entwickelt. Eine stolze Leistung für den kleinen Sämling, den er vor langer Zeit hierhergebracht hatte.
Es gab kein anderes Gewächs mit einer derart hohen Heilkraft wie den Randil. Ob es sich um die Heilung innerer Verletzungen handelte oder die Behandlung äußerer, in fast jedem Fall konnte man von seiner heilkräftigen Wirkung Gebrauch machen.
Manche sagten, daß der Randil der Vater aller Pflanzen sei, aber wenn dies zutraf, hatten seine Kinder in ihrer Vielfalt dafür gesorgt, daß man ihn nur noch selten finden konnte. Darüber hinaus veredelte er jeden Tee.
Elgar pflückte einige Blätter ab und steckte sie zu den anderen in seinem Beutel, ließ den Blick über die Lichtung schweifen und nickte zufrieden.
Er wandte sich zum Gehen, als ihm etwas einfiel.
„Fjann!!!“
Des Zauberers rechter Zeigefinger deutete auf die Stelle, hinter der Adhrens Sohn sich sicher verborgen glaubte.
„Ich sehe Dich!“