Guardians - Am Weihnachtsbaume ...

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.760 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. Dezember 2020 um 12:51) ist von Kiddel Fee.

  • Eine kleine Weihnachtserzählung:santa1:

    Alle Charaktere sind von Tariq entliehen und ich darf diese Geschichte mit freundlicher Genehmigung posten ^^

    Viel Spaß!

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    Dezember 2018

    Draußen lag bereits die Winterdunkelheit vor den Fenstern. Schneeregen klatschte an die Scheiben, doch das nasskalte Wetter störte die fröhliche Truppe, die sich heute im Besprechungsraum zusammengefunden hatte, überhaupt nicht.
    Wie schon im letzten Jahr hatten die Mädchen wieder eine kleine Weihnachtsfeier auf die Beine gebracht, bevor alle in die wohlverdienten Ferien fuhren und erst im neuen Jahr zurückkamen. Auf dem kleinen Beistelltisch stand eine von Tanyel besorgte und von Kareem aufgehübschte Tanne. Der Steward hatte echte Kerzen erlaubt, deshalb war der Raum von sanften Schein und dem flackernden Licht des Kamins erhellt. Unter dem in dezentem Rot geschmückten Baum stapelten sich Geschenke. Jeder Guardian hatte den Namen eines anderen per Los zugeteilt bekommen und sich für diesen eine Kleinigkeit ausgedacht.
    Hennak und Shujaa waren für die Getränke verantwortlich gewesen. Sie hatten einen alkoholfreien Punsch, Tee, Säfte und Limonaden besorgt. Trajan, Koll und Kareem organisierten Snacks, Tiana Gebäck. Nakoa und Rhea hatten zwei Stunden dekoriert und alles festlich hergerichtet.
    Jetzt brannte im Kamin ein Feuer, die Mistelzweigkette, gesäumt mit roten Sternen, hing am Sims und irgendeine Vorwitznase hatte außerdem einen dicken Strumpf mit Tariqs Namen darunter gepinnt. Der Internatsleiter, der die Feier erlaubt und die Nachtruhe extra deswegen auf elf Uhr geschoben hatte, galt eigentlich als Weihnachtsmuffel. Doch selbst sein Strumpf würde am Weihnachtsmorgen gefüllt sein.
    Auf dem Tisch brannten die Kerzen des Adventskranzes, eine Tradition, die Hennak mitgebracht hatte. Der Duft des Tannengrüns mischte sich mit den Noten von Orangen, Zimt und gerösteten Nüssen. Shujaa hatte eine Weihnachtsplaylist zusammengestellt und den iPod in die von Senad mitgebrachte Anlage gesteckt. “Jingle Bells” wurde allerdings von dem Gelächter über eine Story, die Yonas gerade zum Besten gab, übertönt.
    Die Jugendlichen hatten es sich bequem gemacht. Nakoa lehnte sich entspannt auf dem großen Sofa zurück, Rhea, mit angezogenen Beinen, hatte sich an seine Schulter gekuschelt. Kareem mit Nikolausmütze und Yonas leisteten ihnen auf der Couch Gesellschaft, Trajan und Koll hockten auf dem Teppich vor dem Kamin, der Rest saß auf die Ledersessel verteilt im lockeren Kreis. Soeben hatten sie das Weihnachtstheater der Schule in der Stadt ausgewertet, das am Nachmittag Pflichtprogramm für alle Schüler gewesen war und bei dem Koll und Yonas zu ihrem großen Leidwesen aktiv teilgenommen hatten.
    “Wie sieht's aus, wollen wir die Geschenke auspacken?” Tiana, im weißen Kuschelpullover mit aufgedruckten Rentieren, stellte ihren Punsch zur Seite und musterte den kleinen Hügel bunt eingewickelter Präsente. Das Wichteln galt als Tradition. Da die meisten keine Ahnung hatten, was der andere brauchen konnte, war eine Vereinbarung geschlossen worden. Es sollte eher ein lustiges Geschenk werden, was zu dem Beschenkten passte. Einmal ausgepackt, galt es den Schenkenden zu erraten, was nicht selten in herzhaftes Gelächter mündete.
    Tanyel hatte die Sachen eingesammelt, alle in dasselbe Papier gehüllt und jeden der übertrieben bunten Geschenkanhänger sorgfältig mit Namen versehen, damit es auch auf diese Weise absolut fair zuging. Schließlich waren die Mädchen die Einzigen, die ein Paket auch nur annähernd ordentlich einpacken konnten.
    Hennak, der neben dem Bäumchen saß, griff wahllos in den Stapel und las den ersten Namen. “Hier, für dich, Senad”, rief er und warf das kleine Paket über den Tisch.
    Der Kamerad fing es geschickt auf und seine Augen leuchteten erwartungsvoll, als er das Klappern darin hörte. Alle wussten, Senads Herzenswunsch war eine neue, schweineteure und multifunktionale Computermaus, die allerdings das Budget des Studenten bei weitem sprengte. Der IT-Spezialist riss das Geschenkpapier von dem Päckchen und warf es achtlos auf den Boden. Seine Finger öffneten den unscheinbaren Karton.
    Yonas brach in Gelächter aus und als Senad die Eieruhr im Mausdesign hochhielt, damit sie alle bewundern konnten, fiel der Rest der Truppe ungehemmt ein.
    “Koll”, seufzte der Beschenkte, als wäre ihm alle Last der Welt auf die Schultern gelegt worden. In seinen Augen konnte es nur der Zimmergenosse und Teamkamerad sein, der sein innigstes Sehnen auf so schamlose Weise verdreht hatte.
    Doch der jüngere grüne Guardian lehnte sich kopfschüttelnd zurück und grinste kurz. “Bedaure. Es ist nicht von mir.”
    Kareem, zwischen Yonas und Nakoa, verriet sich durch sein breites Lächeln. “Und doch hat er mir die Idee zukommen lassen.” Er nahm sich mehrere Plätzchen von den bunten Weihnachtstellern und steckte sich genießerisch eines nach dem anderen in den Mund.
    Senad lachte jetzt ebenfalls und dankte dem Koch. Dann stand er auf und nahm das nächste Päckchen vom Stapel herunter. Es war flach, weich und für Trajan.
    Der Telepath musterte das Geschenk skeptisch, dann wickelte er es aus. Als er seine Gabe schließlich mit spitzen Fingern hochhielt, brüllten alle los.
    “Yonas!”, versuchte Trajan sich über das Gefeixe der Kameraden hinwegzusetzen. “Das kann doch nur von dir kommen!” Mit gespielter Empörung warf er die mit weißer Spitze verzierte rosa Schlafbrille in Richtung Sofa. Sie landete in den kandierten Nüssen, die daraufhin über den Tisch kollerten.
    Während Shujaa und Senad alle wieder einsammelten, klimperte der Angeklagte unschuldig mit den Wimpern. “Ich dachte, vielleicht vermisst du das Teil, was du Tariq zurückgegeben hast. Und falls dir die Farbe nicht gefällt, ich habe Umtausch ausgemacht, es gäbe auch welche in Schwarz. Mit Katzenohren … “
    Der Rest ging wieder in einer Lachsalve unter.
    Trajan holte das nächste Geschenk und drückte es der verdutzt dreinschauenden Rhea in die Hand.
    Sie wechselte einen kurzen Blick mit Nakoa und reichte ihm ihre Limonade zum Halten. Dann öffnete sie sorgfältig das bunte Papier.
    Darunter verbarg sich der in Flecktarn gehaltene Karton einer Actionfigur mit überdurchschnittlich kräftigen Muskeln, blondem Strubbelkopf und einer Armbrust. Für einen Moment starrte sie sprachlos darauf hinab, dann fiel der Groschen.
    “Oh, ich verstehe. Weil mein Freund jetzt plötzlich keinen gestählten Körper mehr hat, brauche ich wohl Ersatz. Wenigstens auf die Haarfarbe hättest du achten können, Hennak.”
    Der rote Guardian grinste flegelhaft. Er zog den gutmütigen Nakoa oft genug damit auf, dass dessen mühsam antrainierte Fitness durch den langen Reha-Aufenthalt dahingeschmolzen war wie Eis in der Sonne.
    Doch sein Grinsen verflog, als Rhea ihm das an ihn adressierte Päckchen zuwarf. Kurz wog er es in der Hand und strich über die glatten Kanten. “Ein Buch, denke ich. Wo ich doch so eine Leseratte bin … “ Rasch schlug er die Verpackung zur Seite und enthüllte einen mit Bambusmotiven gestalteten Bildband.
    “‘Mit Zen zur Inneren Ruhe - so finden Sie Ihre ausgeglichene Mitte’ - hübsch”, lachte Shujaa meckernd. “Das ist wahrlich lohnende Gute-Nacht-Lektüre.”
    Hennak sah einen Moment so aus, als würde er dem Teamkollegen das Geschenk am liebsten an den Kopf werfen. Sein Blick flog durch die Runde. Es konnte von jedem kommen, außer vielleicht von Nakoa, der war zu solchen Abgründen nicht fähig. Er schwankte zwischen Trajan und Shujaa, lag aber letzten Endes bei beiden daneben. Einen Augenblick war er ratlos, dann sah er, wie die Mädchen sich zuzwinkerten. “Tiana”, grollte er leise. Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und prostete ihm mit dem Punsch zu.
    Als nächstes war Kareem an der Reihe. Auch er erhielt ein Buch und erntete Gelächter.
    Doch er konnte mitlachen, es war auch zu komisch. “Kochen für Anfänger - Schritt für Schritt”. Grinsend schlug er die erste Seite auf und las den Titel vor: “Lektion 1 - was gibt es alles in der Küche?”, was die Kameraden derart grölen ließ, dass Hennak und Senad aus den Sesseln rutschten. Es dauerte eine Weile, bis sich alle wieder soweit beruhigt hatten, dass Kareem raten konnte, wer ihm dieses lebenswichtige Werk zugedacht hatte. “Senad? Shujaa?”
    Heftiges Kopfschütteln bei beiden.
    Kareem überlegte kurz. “Ich nehme an, ihr wart gemeinsam in der Buchhandlung, Rhea?”
    Die Schuldige nickte grinsend.
    Shujaa, der als nächstes an die Reihe kam, erhielt eine Tube Sonnencreme für hyperpigmentierte Haut mit Lichtschutzfaktor 50. Er hatte keine Schwierigkeiten, seinen Freund und Arbeitskollegen Senad als Urheber dieser Idee zu identifizieren und zog diesem in scheinheiligem Zorn die Packung über den Schopf.
    “Trinkpause!”, rief Trajan, bevor die angenehme Stimmung durch eine spontane Keilerei bedroht werden konnte. Die Gläser wurden aufgefüllt und der blaue Guardian nutzte die Gelegenheit, einen Teller Kekse für Koll und sich selbst auf den Teppich zu schmuggeln.
    Dann ging es gleich mit Koll weiter. Er bekam ein flaches hartes Päckchen mit gleichmäßigen Vertiefungen überreicht. Mit gerunzelter Stirn musterte er sein Geschenk von der Größe einer Schokoladentafel, an der ein Weihnachtsbaumanhänger baumelte. Doch als er es ausgewickelt hatte, lachten wieder alle. Es war genial, ausgerechnet Koll eine Eiswürfelform mit der Aufschrift Always keep smiling zu schenken. Allzuviele potenzielle Schenkende blieben nicht mehr, trotzdem riet der Sechzehnjährige zweimal falsch und damit war nur noch Nakoa übrig.
    Der Hawaiianer, zwar kein offizieller Guardian mehr, aber immer noch Teil der Kameradschaft, bekam das nächste Geschenk, ein unförmiges, weiches Paket, das eine knisternde Tüte beinhaltete. Rhea richtete sich auf, um ihrem Freund ein wenig Platz zu machen und der packte schließlich eine Maxi-Tüte Luftballons aus, auf denen in knallbunten Buchstaben “CRAZY” prangte.
    Wieder lachten alle. Nakoa blinzelte einen Moment, dann stimmte er mit ein. Es war wirklich ein Präsent, was zu ihm passte. Seine Gabe ließ Menschen tatsächlich verrückt erscheinen und der Fakt, dass er keinen der Luftballon würde aufpusten können, ohne japsend zusammenzubrechen, war ein kameradschaftlicher Seitenhieb, den er verstand und nicht übelnahm.

    Yonas griff nach einem der bunten Gummidinger, füllte diesen und und setzte ihm Kareems Nikolausmütze auf. “Hübsch!”
    Beinahe wäre Nakoa davongekommen, ohne seinen großzügigen Gönner zu erraten, doch Hennaks trockener Hinweis auf diese Tatsache lenkte die Aufmerksamkeit noch einmal auf den ehemaligen Guardian zurück. Ratlos tippte er auf Shujaa und als der begütigend nickte und entschuldigend die Schultern hob, konnte es weitergehen. Jetzt waren nur noch zwei Mann ohne ein Geschenk, Yonas selbst und Tiana, die mit angezogenen Beinen im Sessel saß und die lockere Atmosphäre mit leuchtenden Augen genoss.
    Das vorletzte Päckchen ging an Yonas. Auch er tastete über das Papier und runzelte ratlos die Stirn. Als er schließlich die Verpackung einfach abriss, fielen ihm drei Hefte in die Hand, in kindlich bunten Farben und mit bunten Cartoons bedruckt.
    “Was ist das denn?” Kareem hatte dem Sitznachbarn ein Exemplar entwendet und schlug es auf. “Der Buchstabe E … ein Schreiblernheft?”
    “Drei Schreiblernhefte”, feixte Senad. “Da hat wohl jemand deinen Schulanfang verpasst.”
    Yonas’ Augen wurden schmal. “Koll …”
    Der Klassenkamerad zuckte die Achseln. “Wie soll ich von dir abschreiben, wenn ich nichts lesen kann? Deine Klaue ist absolut unterirdisch.”
    Wieder lachten alle.
    “Such dir einen Beruf, bei dem das nichts ausmacht, Yonas”, riet Shujaa.
    “Genau, oder bei dem es Einstellungskriterium ist”, wieherte Hennak. “Werd Arzt oder so.”
    Die Zuckerstange, die Yonas nach ihm warf, verfehlte den roten Guardian nur um Haaresbreite. Noch während Hennak in den Tiefen seines Sessels nach der zerbrochenen Süßigkeit suchte, hatte Yonas Tiana das letzte Geschenk überreicht.
    Sie nahm es und sah einen Moment zu ihrem Bruder hinüber. Es musste von ihm sein, er war derjenige, der noch nichts geschenkt hatte. Das Paket konnte demnach etwas furchtbar Blödsinniges beinhalten oder aber etwas sehr Schönes. Unsicher öffnete sie die Schleife und nahm eine große Holzschachtel heraus. Sie war aus heller Linde gefertigt und duftete nach Lasur und Werkstatt. Der Verschluss aus Messing klackte leise unter ihren Fingern.
    Behutsam hob sie den Deckel an.
    Auf einem nachtblauen Samtkissen lag eine Puppe. Nein, keine Puppe, eine Marionette. Vorsichtig nahm sie die Holzgestalt heraus.
    Das dicke, lange rote Haar und die dunkle Kleidung sprachen derart für sich, dass es die metallene Axt in der Puppenhand überhaupt nicht gebraucht hätte. Die Anspielung war klar. Trotzdem fand Tiana das Geschenk wunderschön. Trajan musste sich eine Menge Arbeit gemacht haben. Dankbar lächelte sie zu ihrem Bruder hinüber.
    Der grinste träge zurück. “Ich hatte ein bisschen Hilfe. Imara war die Schneiderin und Gaz der Schnitzmeister.”

    Ende Teil 1:santa2:

  • Es war schon nach zehn, als La'ith die Runde der Erwachsenen im Weißen Salon verließ. Da unten besetzt war, hatte Tanyel die alkoholischen Getränke und Gläser einfach nach oben gebracht. Selbst Tariq war dazugestoßen. Die Stimmung stieg mit der Anzahl erzählter Anekdoten und dem Alkoholspiegel.
    Irgendwann war es ihm zu viel geworden und er hatte sich verabschiedet.
    Als er die Treppe hinunterstieg, drang aus dem Besprechungsraum noch immer Musik und Gelächter. Er konnte ihre helle Stimme deutlich heraushören, doch um nichts in der Welt würde er dieses Zimmer jetzt betreten, das wusste er. Sein Weg führte durchs Foyer und zum Haupteingang hinaus über den Vorplatz. Die Lampe am Torhaus, so altmodisch verschnörkelt, wie sie war, warf seinen Schatten voraus. Noch immer schauerte es. Als sein Blick die Hauswand hinaufwanderte, sah er das Fenster des Salons hell erleuchtet. Kurz blieb er stehen. Ein Hauch aus der Vergangenheit streifte ihn, ein Erinnern an sein letztes Weihnachtsfest, vor achtundzwanzig Jahren … zwei Jungen, die versuchten, durch das Wohnzimmerfenster einen Blick auf die festlich geschmückte Tanne zu werfen … Geschenke … Klaviermusik …
    Er stand und starrte, bis er bemerkte, dass der Regenmatsch zu Schneeflocken wurde, die lautlos durch den Lichtstrahl der Laterne brachen und auf seiner Jacke hängenblieben. Das Bild in ihm verblasste. Er wandte dem Haus den Rücken zu und ging langsam hinüber zum Wald, wo der Weg zu Ahmads Grab und zu seiner Hütte begann.
    „La'ith!“
    Trajans Stimme hallte über den Hof.
    Als der Angesprochene sich umwandte, sah er den blauen Guardian zusammen mit Shujaa an der Pforte stehen und heftig winken. Eigentlich hatte er keinerlei Bedürfnis, sich zu den Jüngeren zu gesellen.
    „Los, La'ith, wir haben doch auch ein Geschenk für dich. Sei nicht so ein Eigenbrötler und komm mit zu uns.“
    Um zu verhindern, dass Trajan ihn einfach mit ins Haus zerrte, kam La'ith mit, wenn auch nur widerwillig. Wortlos folgte er den beiden erneut durch das Foyer. Die Tür zum Besprechungsraum stand offen, drinnen hatte jemand einen weihnachtlichen Kranz an die Tür gehängt.
    Wärme schlug ihm entgegen, zusammen mit dem Duft von Plätzchen, Mandeln und Punsch. Alle grüßten ihn herzlich. Er hörte Weihnachtslieder und sah, dass Hennak und Senad über etwas, das Yonas in der Hand hielt, laut lachten. Kurz sah er zu ihr. Sie saß mit Rhea auf dem Sofa und unterhielt sich mit der Freundin, der Kerzenschein des Weihnachtsbaumes ließ kleine Lichtpunkte in ihren Haaren tanzen …
    Shujaa ging zum Kamin und schüttete mehrere Beutel Schokotaler in einen riesigen, gefüllten und rot-weiß gestreiften Strumpf, auf dem „Tariq Genera“ stand. Als er La'iths Blick bemerkte, grinste er. „Zehn Beutel pro Guardian, macht also insgesamt etwa zweitausend Goldmünzen für den adeligen Chef. Weil er es ja nötig hat.“
    „Damit dürften zumindest deine Stromkosten gedeckt sein“, neckte Trajan, der eben dazukam. Dann schob er einen der Sessel zur Seite und bedeutete La'ith, sich niederzulassen. „Leute, kommt ran.“
    Sie hatten alle sehr lange überlegt, nachdem Trajan auf die Idee gekommen war, dem schwarzen Guardian ebenfalls etwas zu schenken, Mehrere Vorschläge waren vorgebracht und samt und sonders wieder verworfen worden. La'ith besaß keinen Humor. Das hieß nicht, dass er böse war, nein, er lachte einfach nicht. Grundsätzlich wirkte er ernst, grübelnd, kritisch. Es war seine Art. Aber schon allein deswegen würden ihm Präsente wie die, die bereits vorhin verteilt worden waren, keinerlei Freude bereiten.
    Die Guardians wussten überhaupt nicht, was Laith Freude machte. Der Kamerad hatte keine Familie, keine Hobbys. Er lebte nur für den Kampf und wenn er keine Einsätze hatte, trainierte er sich selber oder die anderen. Es war wohl schon als Fortschritt zu zählen, dass er nach den gemeinsamen Mahlzeiten nicht mehr die Flucht ergriff, sondern gelegentlich abends noch mit den Erwachsenen zusammen saß.
    Tiana hatte schließlich einen Einfall gehabt und sich Senad ins Boot geholt. Doch so ganz ohne Scherz durfte auch der frisch ernannte Einsatzleiter nicht davonkommen, weshalb Hennak und Trajan nach der Schule ebenfalls noch einmal in der Bücherstube gewesen waren und etwas besorgt hatten.
    Sie überreichten dem unfreiwilligen Gast nun ein ebenfalls von Tanyel eingewickeltes Päckchen. Mit finsterer Miene entfernte der schwarze Guardian das bunte Papier und zog erneut ein Buch hervor.
    „'Das große Buch des schwarzen Humors' “, grinste Senad, der über La'iths Schulter gespickt hatte.
    Der Beschenkte sagte nichts, er blätterte wortlos in den bunt bebilderten Seiten. Zwar las er die kleinen Texte und musterte die Cartoons, doch kein Lächeln stahl sich in seine Mundwinkel. Seine Miene gab überhaupt keine Emotion preis. Schließlich legte er den Band zur Seite. „Danke“, meinte er leise. Dann nahm er Shujaa das Glas Punsch ab, was dieser ihm einladend hinhielt und trank es mit einem Zug leer.
    „Danke, dass ihr euch die Mühe gemacht habt“, murmelte er und wollte sich erheben, doch Senad kam direkt zu ihm und übergab ihm noch ein zweites Geschenk.
    Kurz erstarrte er. Ein finsterer Zug huschte über sein Gesicht. Die anderen wussten, dass man ihn besser nicht zum Narren hielt und hatten die Grenze mit dem Buch nur ganz knapp eingehalten. Was mochte das jetzt noch sein?
    Es war ein Foto. Sieben Guardians in voller Montur sahen ihm ernst aus dem altmodischen Bilderrahmen entgegen. Daneben standen außerdem Nakoa und Yonas, der im nächsten Jahr seine Prüfung ablegen und dann mit Rhea ein neues Team bilden würde.
    Seine kräftigen Finger umklammerten den Rahmen und fühlten auf einmal noch etwas Weicheres auf der Rückseite. Als er das Bild umdrehte, fiel ihm eine längliche Lederhülle in die Hände, die genauso aussah wie die, welche die Teammitglieder für ihre Dolche verwendeten. Er selbst hatte keine in diesem Design, seine Dolchscheide stammte noch aus Rayans Zeiten und war schwarz, wie alles an ihm.
    Das neue Leder kam ebenfalls in einer dunklen Farbe daher, war allerdings geprägt von einem flammend roten Schriftzug, der exakt die Farbe seiner Energie traf. „Guardian“ stand in geschwungenen Lettern in das robusten Material eingeprägt. Guardian – Wächter, Beschützer.
    Entschlossen zog er seine Waffe und steckte die beeindruckende Klinge vorsichtig in seine neue Hülle. Sie passte haargenau. Stumm blickte er auf die Buchstaben hinab.
    „Es ist wichtig zu wissen, wofür man kämpft“, meinte Trajan leise. „Aber noch wichtiger ist es, zu wissen, für wen man kämpft.“

    ENDE

  • Sehr schön, Kiddel Fee

    Ich habe den kleinen Ausflug ins weihnachtliche Darach Manor sehr genossen. Die unbeschwerte Stimmung der "Jugend" im Besprechungsraum, die mit La'ith`s nachdenklicher Ernsthaftigkeit kollidiert hast du sehr schön eingefangen.

    Und umso schöner, dass sie ihn am Ende doch noch mit dem Geschenk berühren konnten. Es ist wirklich toll, wie sie sich um ihn bemühen und ihm das Gefühl geben wollen, dass er dazu gehört und nun einer von ihnen ist.

    Eine schöne Geschichte ^^

  • Heyho Kiddel Fee

    Meinen aufrichtigen Dank für diese Geschichte.

    Kurz erstarrte er. Ein finsterer Zug huschte über sein Gesicht. Die anderen wussten, dass man ihn besser nicht zum Narren hielt und hatten die Grenze mit dem Buch nur ganz knapp eingehalten. Was mochte das jetzt noch sein?
    Es war ein Foto. Sieben Guardians in voller Montur sahen ihm ernst aus dem altmodischen Bilderrahmen entgegen.

    Wunderbar getroffen.:danke:

    Und ebenfalls Danke dafür:

    Entschlossen zog er seine Waffe und steckte die beeindruckende Klinge vorsichtig in seine neue Hülle. Sie passte haargenau. Stumm blickte er auf die Buchstaben hinab.
    „Es ist wichtig zu wissen, wofür man kämpft“, meinte Trajan leise. „Aber noch wichtiger ist es, zu wissen, für wen man kämpft.“

    Gänsehaut.

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    Und es heißt: "...und steckte die beeindruckende Klinge in ihre neue Hülle."^^^^^^ Ist das denn so schwer...???

    Spoiler anzeigen

    Und bevor jetzt einer klugscheißernd daherkommt: JAA ich weiß, daß es seine neue Hülle für seine Klinge ist. Trotzdem ist es ihre Hülle. Die der Klinge. Und da mache ich ganz sicher kein Gendersternchen dran...:D Habt schöne Weihnachten!