Es gibt 563 Antworten in diesem Thema, welches 47.393 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. März 2024 um 09:51) ist von Thorsten.

  • Willkommen, neuer Leser. :)

    Gleich zuerst - diese Geschichte wurde wegen Mängeln und Lücken im Plot abgebrochen und noch einmal neu begonnen.

    Diesen Neustart findest du hier <-- :this:

    Also lass dich einladen in eine mögliche zukünftige Welt und klick auf das rote Wörtchen. :thumbsup:

    (PS: Der Spoiler enthält die alten Textteile, die nicht mehr relevant sind)

    Spoiler anzeigen

    So. :)

    Mitte März hat ein Idee in meinem Kopf begonnen, bunte Blüten zu treiben, und ich fing wieder mal mit einem größeren Projekt an. Nachdem ich meinen Prolog vier Usern des Forums unabhängig voneinander gezeigt und Meinungen dazu gehört habe (ein großes Dankeschön an der Stelle nochmal an Chaos Rising, Sensenbach, LadyK und Kiddel Fee !!), wurde ich ermutigt, ihn zu posten.

    Ich habe lange gezögert mit der Entscheidung und ich weiß auch noch nicht, ob da noch was nachfolgen wird. Mich würde nur erst einmal interessieren - sorry, das ist meine Standardfrage, wenn ich jemanden einen Prolog von mir lesen lasse - ob der Text geeignet ist, beim Leser Interesse auf die Story dahinter zu wecken. Zumal SciFi etwas völlig Neues für mich ist (*hust, bekennender Urban-Fantasy-Fan*). Der Prolog hat mich hinsichtlich Fantasie und Ideen, was die Zukunft wohl bieten könnte, schon extrem gefordert. :D

    So. Genug der Vorrede.

    Prolog

    Möchten Sie sich an Dinge erinnern können,

    die Sie nie erlebt haben?

    Dann kommen Sie zu BuyRem!

    Wählen Sie aus einer breiten Palette an Erinnerungen

    und lassen Sie sich von uns entführen!

    Ihre Erinnerung wartet schon auf Sie!

    Er war mitten in der Laufzone stehen geblieben. Wie gebannt starrte er auf das riesige Werbeplakat hoch oben an der Nordwand des himmelblauen Cloudscrapers. Unzählige Male war er auf dem Heimweg von der Arbeit schon hier vorbeigelaufen und stets hatte sein Blick die Werbetafel nur flüchtig gestreift.

    Heute nicht.

    Ein Stoß in den Rücken ließ ihn taumeln. „Verzeihung!“, murmelte der Mann, der ihn angerempelt hatte, musterte ihn befremdet und lief dann um ihn herum.

    Er trat beiseite. Man blieb nicht in der Laufzone stehen, das wurde einem schon als Kind beigebracht. Seufzend reihte er sich wieder ein in den Strom der Menschen.

    Sich an Dinge zu erinnern, die man nie erlebt hatte, hörte sich interessant an. Wenn es doch nur umgekehrt auch möglich wäre! Wenn man seine Erinnerungen einfach abgeben könnte. Mit den entsprechenden Mitteln ließe sich so durch BuyRem eine völlig neue Vergangenheit kreieren. Eine, die nicht existierte, die aber die reale auslöschte.

    Er hatte keine Ahnung, wie BuyRem funktionierte. Es interessierte ihn auch nicht. Viele sagten, das sei nur Betrug, andere behaupteten, es wäre nichts als Gehirnwäsche, die die Betroffenen zu loyalen Untergebenen des Systems mache.

    Im Lift, der ihn hinauf zur Haltestation der Hyperrail bringen würde, wanderten seine Gedanken zurück zu BuyRem. Zischend schoss eine der Cabs in dem durchsichtigen Röhrentunnel heran, bremste sanft ab und hielt. Ein kurzes Flimmern verriet, dass die Kraftfelder verschwanden, die die wartenden Passagiere vor dem Luftzug schützten und gleichzeitig verhinderten, dass man den Loops, wie die Tunnel genannt wurden, zu nahekam. Menschen strömten aus den sich lautlos öffnenden Türen und bewegten sich in stummem Strom zum Transportband mit der fluoreszierenden Aufschrift „Ausgang“.

    Er sah ihnen gleichgültig nach, während er wartete, bis er einsteigen konnte. Wie immer setzte er sich auf einen einzelnen Sitz neben der Tür. Die Cab startete, so sanft, dass man es kaum merkte. Sie verließ das überdachte Areal des Haltepunkts und schoss in ihrem Tunnel hinaus in die hell erleuchtete Nacht.

    Der Anblick der Metropole am Abend war immer aufs Neue atemberaubend. Cloudscraper, integriert in großzügige Grünanlagen, strahlten in den verschiedensten Farben. Zwischen ihnen wanden sich in zwanzig Metern Höhe schlangengleich die Tunnel der Hyperrail, unter denen wie hingestreut die Einrichtungen lagen, die jetzt zum Leben erwachten. Die Menschen kamen von der Arbeit und suchten Zerstreuung. Unzählige Bars, Spielsalons, Musikhallen, Sportstudios und Etablissements mit zweifelhaftem Ruf öffneten ihre Pforten und warteten auf Kundschaft. Auch BuyRem würde Kunden empfangen. Menschen, die nach Erlebnissen hungerten und die das tägliche Einerlei ihres Lebens satthatten.

    Er kannte die Städte des letzten Jahrhunderts. Lärmende, dreck- und giftstrotzende Molochs, die ihre Bewohner krank machten und den Planeten systematisch zerstörten. New York City, wo er bis vor zwei Jahren gewohnt hatte, war ein unrühmliches Beispiel dafür und wies die höchste Sterberate des Kontinents auf.

    Jetzt lebte er hier, in der neu erbauten Stadt Humania. Im Gefolge des Präsidenten war er hierhergekommen. Der Regierung der Vereinigten Kontinente konnte ein Hauptsitz in einer dieser von Autos und Menschen verstopften Städte nicht mehr zugemutet werden. Deshalb war Humania als Ort für den neuen Regierungssitz konzipiert worden. Das Colossum – ein passender Name für den wuchtigen, schwarzen Klotz, in dem die Regierung der Vereinigten Kontinente nun ihren Sitz hatte – war sein Arbeitsplatz. Der Ort, den er hasste wie nichts sonst auf der Welt.

    Der Konsul, sein Chef, war zuständig für die Erhaltung des empfindlichen Gleichgewichts zwischen technischem Fortschritt und Sicherstellung der Ressourcen für ein Überleben der Menschheit. Letztere war in den vergangenen Jahrzehnten zahlenmäßig explodiert. Der Planet konnte sie in absehbarer Zeit nicht mehr ernähren. Millionen würden verhungern oder an Seuchen zugrunde gehen. Nach einem Konzept, um das zu verhindern, wurde händeringend gesucht.

    Die Cab hielt. Er kehrte aus seinen Gedanken zurück und erhob sich. Zehn Minuten später stand er auf seinem Balkon im zwanzigsten Stock des Gebäudes. Unter ihm pulsierte das Leben. Menschen, die am Tag ihrer Arbeit nachgegangen waren und nun ihr Vergnügen suchten. Ahnungslose Wesen, die er um ihr Nicht-Wissen beneidete.

    Seine Hand umklammerte das Whiskyglas fester, als seine Gedanken zum Nachmittag zurückflogen. Zu den fünf Minuten, die sein Leben verändert hatten: Das Gespräch mit dem Konsul im Beisein des Mannes, der im Begriff stand, der größte Mörder der Menschheitsgeschichte zu werden. Und er selbst hatte den Weg dafür geebnet. Er hatte ihn aufgespürt und beauftragt, eine Lösung für das Problem der Überbevölkerung zu finden. Ein griechischer Molekularbiologe, von dem die Öffentlichkeit bisher nichts gewusst hatte. Und sie würde auch künftig nichts über ihn erfahren. Metros Daktyl würde im Geheimen arbeiten. Mit Unterstützung der Regierung. Sie haben freie Hand, war dem Mann zugesichert worden, für alles. Uns interessiert nicht, wie sie es erreichen, nur die Ergebnisse sind wichtig.

    Die Ergebnisse.

    Er fror, wenn er daran dachte, und er hatte vorhin beim Händewaschen den Blick in den Spiegel gemieden.

    Nein, man konnte seine schlimmen Erinnerungen nicht einfach abgeben und neue bekommen. Für das, was man getan hatte, musste man geradestehen. BuyRem war eine Illusion.

    Langsam wie in Zeitlupe zog er mit der Linken das ComPad hervor. Der Daumen aktivierte die Sprachaufzeichnung. Während sein Blick über das nächtliche Humania glitt, gab er sein Memo ein und speicherte es. Sorgsam legte er das Pad auf dem kleinen Tisch ab, leerte das Whiskyglas und stellte es daneben.

    Dann sprang er in die Tiefe.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    6 Mal editiert, zuletzt von Tariq (3. Dezember 2022 um 21:01) aus folgendem Grund: Text bearbeitet

  • Liebe Tariq ,

    Spoiler anzeigen

    ich bin ja eigentlich kein Fan von Sci-Fi. Aber das ist nebensächlich, wenn man sie in deinem bildhaften Schreibstil serviert bekommt. Humania erzeugt sofort Kopfkino, die Gedanken - moralisch, selbstkritisch, verzweifelt - des Protagonisten sind nachvollziehbar. Man war sofort drin in der Welt. Und all die Probleme dieser neuen Welt sind durchaus auch für uns zu erwarten, daher hat die erzeugte Spannungskurze einen zweischneidigen Gänsehauteffekt.

    Technisch wirkte es authentisch konstruiert, die Begriffe waren verständlich und nicht so aufgesetzt, wie ich es manchmal in der SciFi empfinde. Stattdessen hast du all die Neuerungen direkt zu einer nebensächlichen Alltagsbegleitung eingearbeitet und gleichzeitig noch schön implizites Worldbuilding betrieben. War schön zu lesen.

    Ich wäre also dabei. ^^

    Bin gespannt, was du draus machst. Mich würde ein Klappentext interessieren, falls du einen hast. :)

    LG! :)

    Was ich schreibe: Eden

  • Hallo :)

    Das liest sich insgesamt sehr flüssig und zeigt viel Übung im Kreieren von Bildern und Atmosphäre.

    Für meinen Geschmack hätten die ersten Sätze zusammengezogen werden können, dadurch wäre der Eingang fließender.

    Das Worts "Cloudscraper" wird etwas zu oft genutzt und das Worldbuilding in der zweiten Hälfte bremst die charaktergetriebene Handlung aus. Und hat im Grunde nichts mit dem Ende zu tun.

    In diesen kurzen Text werden Dystopie, Total Recall, das Thema Überbevölkerung und Suizid gestopft und zumindest das zweite davon halte ich für zu viel.

    Ist aber nur meine subjektive Meinung.

    MfG

  • Mich würde nur erst einmal interessieren - sorry, das ist meine Standardfrage, wenn ich jemanden einen Prolog von mir lesen lasse - ob der Text geeignet ist, beim Leser Interesse auf die Story dahinter zu wecken.

    Sorry, bei mir leider eher nicht.

    SciFi kann mich durch verschiedenes abholen - das Bild einer alternativen Gesellschaft, exotische Schauplaetze im All, wissenschaftliche Raetsel, voellig abgedrehte Technologien oder einfach gute alte Action.

    Die Gesellschaft die ich da in dem Prolog zu Gesicht bekomme sieht mir sehr wie unsere aus - Leute fahren zur Arbeit, es gibt Werbetafeln, es gibt Zuege. Die einzige SciFi Neuerung ist der implantierte Chip, aber da wird jetzt nicht so viel draus gemacht (der Hyperloop ist ja eigentlich keine Fi-Technologie, der ist ja schon geplant).

    Das Potential der Story liegt irgendwie im letzten Abschnitt wo's um den Molekularbiologen geht - das koennte fesseln, aber das wirkt im Prolog halt eher wie ein Nachgedanke, da fehlen mir die Einzelheiten an denen ich meine Anknuepfungspunkte finde um in die Story zu kommen - was genau hat der nun vor? Da koennte man fuer den Sci-Teil was draus machen.

    Mir ist der Prolog so zu wenig pointiert - was fuer eine Art von Geschichte erwarte ich hier, auf was soll ich neugierig sein? Wird das Action? Mystery? Eine Detektivgeschichte? Ein Sozialdrama? Eine Dystopie? Koennte irgendwie alles passieren, aber der Prolog macht mir nichts davon richtig schmackhaft.

    Also, die Andeutung wie sie so im Prolog serviert wird wuerde mich nicht dazu bringen die Geschichte weiter zu lesen:(

  • Huhu @Traiq

    Ich möchte mich auch mal an einem Feedback versuchen. Mal sehen wie gut das funktioniert. Ich hoffe auch es hilft dir irgendwie weiter und verwirrt oder verärgert dich nicht. :pupillen:

    Versuch ^^

    Ich finde den Prolog an sich seeeehr gelungen. Also Orte und Gegenstände beschreiben kannst du verdammt gut. Der Text hat sich flüssig lesen lassen und zeugt von viel Talent und Übung was das Schreiben angeht. (also mMn :D ) Das du die SiFi Elemente einfach so alltäglich mit eingebaut hast, fand ich wirklich gut. Da hapert es ja meistens ^^ Und das sie nicht so super over the top SiFi artig sind, sondern irgendwie auch Ähnlichkeiten zu den heutigen Sachen haben. Das macht es wesentlich einfacher sich das vorzustellen :D

    Ein paar Dinge haben mich aber dennoch gestört :sack:

    Zb was mich völlig rausgebracht hat, war die Tatsache das es Nachts oder zumindest Abends spielt. Das kam mMn viel zu spät und auch das der von der Arbeit kommt und nicht hingeht, hat in meinem Kopf alles durcheinander gebracht ^^" - sorry dafür. :/ Vielleicht stört es ja auch nur mich ._."

    Auch wenn ich oben geschrieben habe, dass die Elemente die du eingebaut hast, nicht so ultra Sifi mäßig sind, fehlt mir dennoch irgendwie ein bisschen davon. Also ja, es gibt ein ComPad, den Implantierten Chip und eine Hyperrail. Aber das wars dann auch irgendwie im großen und ganzen. :hmm: Keine Ahnung vielleicht möchtest du das ja auch absichtlich so lassen und nicht zu viel verraten, aber so ein kleiner Touch mehr fände ich persönlich dennoch ganz gut. :D

    Und als letztes, hatte ich es mit dem Einstieg ein wenig schwer. Das mit der Werbung am Anfang ist super, nur danach kam ich irgendwie so schwer rein. Aber das kann auch an mir persönlich liegen ^^ weiß ja nicht wie es anderen so ging :D

    Tariq: "Der Prolog hat mich hinsichtlich Fantasie und Ideen, was die Zukunft wohl bieten könnte, schon extrem gefordert."

    Dafür finde ich ihn aber seehr gelungen, trotz der Anmerkungen die ich jetzt hatte :D Auch durch das Ende des Prologs kam nochmal so ein kleines Sahnehäubchen obendrauf, sodass ich echt wissen will wie es weiter geht :thumbsup:

  • Oh, wow!!! =O

    Bin total überrascht, dass sich gleich vier Leute hier die Mühe gemacht haben, ihre Gedanken zu meine Prolog mitzuteilen. Ich freu mich darüber total, weil ich nicht mit so vielen gerechnet habe!

    :panik:

    Natürlich will ich versuchen, auf alle eure Anmerkungen einzugehen.

    Antwortbox

    Zuerst einmal zur Erklärung: Dass ich das Ganze bei SciFi eingeordnet habe, war eigentlich mehr der Tatsache geschuldet, dass es mMn nirgendwo anders hingepasst hat. Die kurze Erläuterung über diesem Forum, was Science Fiction bedeutet, hat mich schon daran zweifeln lassen. Von daher kann ich verstehen, dass eingefleischte SciFi-Fans sich hier ein wenig veralbert vorkommen.

    Meine Geschichte spielt in der Zukunft. (Wann genau, halte ich für nicht wichtig und das würde mich auch vor das Problem stellen, festzulegen, was der Menschheit in welchem Jahr möglich ist.) Ich hatte aber nie geplant, die profanen Dinge, die unser heutiges tägliches Einerlei bestimmen, dafür abzuschaffen. Ich fände es nicht schlimm oder ungewöhnlich, wenn auch in hundert oder zweihundert Jahren die Menschen noch einer Arbeit nachgehen.

    Sicher gibt es da Köpfe, die voller Ideen stecken, was da stattdessen so abgehen könnte. Aber meiner ist nicht so einer. :rofl: Ich bin dafür wohl nicht fantasievoll genug. :pardon:

    Klappentext:

    Ähm ... nein, hab ich (noch) nicht. Ich wollte einen verfassen, habe aber keinen zustande gebracht, in dem nicht schon die Hälfte des Plots verraten wird. Von daher muss der wohl bis zum Ende warten.

    Erste Sätze zusammenziehen?

    Die Zeilen sind nicht als Einstiegstext gedacht gewesen, sondern geben ja den Text des Werbeplakates wieder. Ich wollte sie deshalb auch so gestalten wie auf einem Werbeplakat, also kurze Zeilen, die untereinander angeordnet sind. Dachte, das wäre eine gute Idee. :pardon:

    Es hat auch etwas mit der Größe der späteren Buchseite zu tun. Die ersten beiden Zeilen passen nicht nebeneinander, wenn ich die Schrift nicht kleiner als die vom Text mache und das zentrierte Format entferne (Ich schreibe mit Papyrus und meine Seitengröße ist die des späteren Buches).

    Zu viel "Cloudscraper"?

    Hm. Fünf Mal in 1200 Wörtern hielt ich nicht für so oft. :hmm: Aber das schau ich mir nochmal an, vielleicht finde ich noch das eine oder andere Synonym. Vielleicht war ich auch einfach nur ein bisschen verliebt in mein neu kreiertes Wort ^^

    Worldbuilding in der zweiten Hälfte bremst die charaktergetriebene Handlung aus?

    Ich bin mir nicht ganz sicher, an welcher Stelle du es für passender hältst, Eegon2 . Eher am Anfang? Da hatte ich Sorge, dass es dann zu viel tell wird. Deshalb wollte es tarnen und habe versucht, es in die Gedanken des Mannes einfließen zu lassen als etwas, was er unbewusst wahrnimmt und was der Leser durch seine Augen sehen kann.

    Zu viel Themen in diesem Text?

    Find ich interessant, weil ich das überhaupt nicht bemerkt und demzufolge auch gar nicht darauf geachtet habe. Aber es stimmt: All diese Dinge gehören zur Geschichte. Nur der Schwarzenegger-Film nicht :P

    Zu wenig pointiert?

    Ich gestehe, ich weiß nicht, wie ich das besser hinkriege, ohne im Prolog schon zu viel zu verraten. Ich will zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch nicht deutlich machen: "Es geht in der Geschichte um Action/Mystery/Eine Detektivgeschichte/Ein Sozialdrama/Eine Dystopie."

    Ich finde es deshalb interessant, dass du eine derart klare Ansage für wichtig hältst, Thorsten . Mir selbst würde das in einem Prolog wohl nicht fehlen. Das ist echt spannend für mich!

    Angabe der Tageszeit fehlt?

    Das ist mir gar nicht aufgefallen. :hmm: Wohl weil meinem Kopf klar war, dass er abends nach Hause geht. :rofl:

    Aber ich schau mal, wo ich da noch eine kurze Bemerkung einflechten kann.

    Fehlen SciFi-Elemente?
    Weitere SciFi-Elemente würden mMn den Anteil des Worldbuilding vergrößern, von dem ich jetzt schon nicht mehr ganz sicher bin, ob es nun zu viel oder zu wenig ist. Ich möchte an dieser Stelle eigentlich nicht mehr davon bringen, weil es dann so Infodump-mäßig wirken könnte. Und das will ich ja nicht. Es gibt noch mehr Elemente, versprochen, aber die folgen später. Sorry. :pardon:

    Und als letztes, hatte ich es mit dem Einstieg ein wenig schwer. Das mit der Werbung am Anfang ist super, nur danach kam ich irgendwie so schwer rein. Aber das kann auch an mir persönlich liegen ^^ weiß ja nicht wie es anderen so ging :D

    Ich kann mit den blau markierten Formulierungen nicht viel anfangen, KruemelKakao :/. Helfen würde mir, wenn du es etwas genauer formulierst: Was genau hast du vermisst und/oder was hat dich gestört oder es dir schwergemacht? Dann könnte ich nochmal schauen.

    So. Nochmals ein herzliches Danke an euch für euer Lob und dass ihr euch auf meine Frage/Bitte eingelassen habt. Es war sehr interessant für mich, eure doch recht unterschiedlichen Meinungen zu lesen.

    Vielen Dank auch für eure Likes, Chaos Rising , LadyK , Sensenbach , Stadtnymphe und KruemelKakao :)

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Tariq

    Mir selbst würde das in einem Prolog wohl nicht fehlen.

    Ich sehe einen Prolog als Fenster zu der Geschichte - da zeigt mir der Autor was er kann, sagt mir was ich mir vom Rest zu erhoffen habe - und dann kann ich mich sinnvoll entscheiden ob ich den Rest haben will. Ich hatte hier mal meine Gedanken zum Prolog zusammengefasst.

    Mit 'pointieren' meine ich - Focus auf das wesentliche Element der Geschichte, das was neugierig machen soll. Das ist halt nicht 'Mann faehrt von der Arbeit nach Hause' - sondern der letzte Abschnitt.

    Also, mal als konkretes Beispiel: Was mich abholen wuerde waere z.B. so eine Version:

    Zehn Milliarden Menschen...

    Er blickte vom Balkon seiner Wohnung im 20. Stock des Cloudscrapers in die rastlosen Lichter der naechtlichen Stadt in der Tiefe. Unter ihm pulsierte das Leben. Menschen, die am Tag ihrer Arbeit nachgegangen waren und nun ihr Vergnügen suchten. Ahnungslose Wesen, die er um ihr Nicht-Wissen beneidete.

    Zehn Milliarden - zu viele als dass das Oekosystem Erde sie noch viel laenger ernaehren wuerde.

    Seine Hand umklammerte das Whiskyglas fester, als seine Gedanken zum Nachmittag zurückflogen. Zu den fünf Minuten, die sein Leben verändert hatten: Das Gespräch mit dem Konsul im Beisein des Mannes, der im Begriff stand, der größte Mörder der Menschheitsgeschichte zu werden. Verbrecher wie Hitler oder Pol Pot wuerden danach zu blossen Randnotizen der Geschichte verbannt werden...

    Zehn Milliarden...

    Und er selbst hatte den Weg dafür geebnet. Er hatte den Mann fuer die Regierung aufgespürt und beauftragt. Ein griechischer Molekularbiologe, von dem die Öffentlichkeit bisher nichts gewusst hatte. Und sie würde auch künftig nichts über ihn erfahren. Metros Daktyl würde im Geheimen arbeiten. Mit Unterstützung der Regierung. Sie haben freie Hand, war dem Mann zugesichert worden, für alles. Uns interessiert nicht, wie sie es erreichen, nur die Ergebnisse sind wichtig.

    Die Ergebnisse.

    Zehn Milliarden. Zu viele, viel zu viele...


    Er fror, wenn er daran dachte, und er hatte vorhin beim Händewaschen den Blick in den Spiegel gemieden.


    Metros Daktyl. Der Wissenschaftler, der das Problem lösen würde. Irgendwie.


    Langsam wie in Zeitlupe zog er mit der Linken das ComPad hervor. Der Daumen aktivierte die Sprachaufzeichnung. Während sein Blick über das nächtliche Humania glitt, gab er sein Memo ein und speicherte es. Sorgsam legte er das Pad auf dem kleinen Tisch ab, leerte das Whiskyglas und stellte es daneben.

    Einen Moment lang noch starrte er auf die Lichter unter ihm, dachte an die vielen Menschen die alle ihre Plaene fuer eine Zukunft machten die so nie kommen wuerde.


    Dann sprang er in die Tiefe.

    Sowas meine ich mit pointiert - ich hab' eigentlich wenig dran gemacht - nur das Thema dieser ungeheuer grossen Zahl schaerfer gesetzt und alles andere weggelassen.

    Ich meine auch nicht dass der Prolog 'alles' leisten muss - ich brauche als Leser nicht Focus auf ein Thema, hundert SciFi gadgets und noch eine Ansage was fuer eine Geschichte kommt - aber er muss etwas davon so richtig gut machen, sonst springt der Funke bei mir nicht ueber.

    (Also, ein Sci-lastiger Prolog waere dann vielleicht im Labor von Daktyl der grade 'die Loesung' entdeckt, da koennte man viel interessante fiktive Wissenschaft machen..., sowas wuerde ich aber nicht in den Prolog mit 'Moerder-Thema' reinpacken)

    ich hab' bei Deinem Prolog eher das Gefuehl er versucht dies und das und davon noch ein bisschen und ist im Endeffekt ein kapitel 0 - und dafuer ist meiner Meinung nach ein Prolog zu schade :)

  • Thorsten

    Wow. 8|

    Also ... ja. Jetzt versteh ich, was du gemeint hast. Dein Prolog-Beispiel sagt es besser, als wenn du es mir erklärt hättest.:thumbup:

    Jepp, das ist die Variante ohne Worldbuilding. Kann ich mitgehen.

    Ich war der Meinung, dass ich deutlich machen muss, dass die Story in der Zukunft angesiedelt ist. In deiner Version übernimmt das die Zahl "zehn Milliarden". Und ich merke, dass das eigentlich reicht. :schiefguck: Alles weitere kann ich später erklären.

    Vielen Dank. :thumbup:

    Das lässt mich jetzt etwas ratlos zurück. Ein Teil von mir sagt: Das ist Thorstens Version, nur ein Vorschlag, wie man es auch schreiben kann. :pardon:Der andere sagt: Okay, stampf deinen Prolog ein und fang nochmal an. :sack:

    Ich muss mal drüber nachdenken, was ich jetzt mache. Auf jeden Fall nochmals danke, dass du dir die Mühe gemacht hast. :thumbsup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • alte Version

    So, dann will ich mal den ersten Happen servieren. Ich bin mir bei dieser Geschichte sehr unsicher, weil ich - wie oben beim Prolog schon erwähnt - sehr wenig Vorstellungsvermögen habe. Hauptsächlich deshalb wäre es toll zu wissen, was ihr dazu zu sagen habt.

    Das Kapitel hat 1500 Wörter, deshalb habe ich zwei Teile draus gemacht.

    -----------------------------------

    Kapitel 1

    Teil 1/2

    Der sanfte Gong, der in der gesamten Produktionsebene zu hören war, erklang. Tevor hob den Kopf, schob den Hocker zurück und streckte sich.

    Heute werde ich wieder einmal in die Fitnesskuppel gehen und ein paar Runden laufen, beschloss er. In den letzten Tagen hatte er vier Credits verdient. Zeit, sich etwas zu gönnen. Er hatte es satt, die Freizeit-Stunden in der Wohneinheit zu verbringen oder sich mit einem Spaziergang in den durchsichtigen Lauftunneln des Innenbereichs zu begnügen.

    Missmutig musterte er seine Gestalt im matt spiegelnden Metall der Kabinentür, während er wartete, dass sie sich öffnete. Er hasste seine etwas abstehenden Ohren und stellte wieder einmal fest, dass er für einen richtigen Mann zu klein war.

    „Onta Tevor TwoFive-O, begib dich zum Ausgang.“

    Die Frauenstimme des Computers war klug gewählt, sie strahlte Ruhe aus. Nicht dass er das nötig gehabt hätte. Ontas waren Häftlinge. Sie standen in der Rangfolge des Ringes ganz unten und als solcher verhielt man sich unauffällig. Besonders hier. Den Kameras entging nichts und jeder Schritt ließ sich durch den Chip auf dem Handrücken verfolgen. Wer in der Produktionsebene Unruhe zeigte, erhielt binnen kürzester Zeit Besuch. Und eine Befragung durch einen Axiom oder gar den Commandanten der Emerald-Garde zählte nicht zu den Aktivitäten, mit denen er seine Freizeit verbringen wollte.

    Die Kabinentür war geräuschlos zurückgeglitten und Tevor trat hinaus. Ein paar Meter vor ihm lief die blonde Onta. Ihr Haar war genauso kurz wie seines und sie trug wie er den grauen Overall ohne Streifen am Ärmel, der sie als Produktionsebenen-Ontas kennzeichnete. Nur ihr Gang verriet eine Frau und die wiegenden, breiten Hüften. Ihr Gesicht hatte er nie gesehen, obwohl sie nach jeder Schicht vor ihm herlief. Und der Onta mit dem dunklen Haar vor ihr. Wer ihm selbst folgte, wusste er nicht. Sie befanden sich nicht im Freizeitbereich. Umdrehen oder gar Kontaktaufnahme mit anderen Ontas waren hier verboten. Die Kameras sahen alles.

    Vor ihm tauchten die Lifte auf. Er blieb etwa zwei Meter hinter der blonden Frau stehen und wartete.

    Der Schrei eines Mannes irgendwo hinter ihm im Korridor ließ ihn zusammenfahren. Ein weiterer und dann riss das Schreien nicht mehr ab.

    Drei Ypir-Gardisten kamen im Laufschritt auf ihn zu. Im ersten Moment erschrak er, doch sie rannten vorbei. Er nutzte die Gelegenheit und wandte den Kopf, um zu sehen, was da passierte. Eigentlich wusste er es. Zwei Männer wanden sich brüllend am Boden, alle anderen Ontas hielten mit schreckensbleichem Gesicht den vorgeschriebenen Abstand.

    Die Gardisten packten jeder einen der Männer am Arm und zerrten sie voneinander weg. Das Schreien brach ab. „Du solltest das Warn-Brennen nicht ignorieren, Onta, es sei denn, du stehst auf Schmerz!“, blaffte der Uniformierte einen der zwei an. „Weil du neu bist, melde ich dich diesmal noch nicht. Aber vergiss nicht: Es trifft immer beide!“

    Gänsehaut kroch Tevors Rücken hinauf. Er kannte die Schmerzen, die der Chip ausstrahlte. Nur ein einziges Mal hatte er vergessen, den Abstand einzuhalten. Das leichte Brennen unter der Haut seines rechten Handrückens hätte ihm zeigen sollen, dass er zu lange zu nahe bei einem anderen Onta stand. Doch da es das erste Mal gewesen war, hatte er die Warnung nicht rechtzeitig erkannt.

    Das Warn-Brennen. Nicht vergleichbar mit dem Schmerz, der darauf folgte, wenn man nicht sofort reagierte. Tevor hob die Rechte, ballte sie zur Faust und betrachtete den quadratischen Umriss des Chips. Er hatte seine Lektion gelernt. Jeder Onta kannte die Regeln im Ring. Die Wichtigste lautete: Wahre den Abstand zu anderen Ontas, bleib nicht bei ihnen stehen und sprich nicht mit ihnen.

    Den übrigen Ring-Bewohnern durfte man sich nähern. Das waren die Servicer, die Overalls in den Farben ihrer Arbeitsbereiche trugen, und die Mitglieder der Emerald-Garde in den silbernen Uniformen. Ypir-Gardisten waren beim kleinsten Regelverstoß sofort zur Stelle. Einmal hatte es in der Onta-Cantina einen Vorfall gegeben. Zwei Frauen hatten über den Abstand hinweg versucht, einander mit einer Art Zeichensprache etwas mitzuteilen. Keine gute Idee. Binnen Sekunden fand sich jeder der beiden von zwei Ypir-Gardisten flankiert und hinausgeleitet. Am Eingang der Cantina hatte sie mit finsterem Gesicht einer der sechs Axiome der Emerald-Garde erwartet.

    Hinter der blonden Frau hatte sich die Tür der Liftkabine geschlossen und das Zischen riss Tevor aus seinen Gedanken. Die nächste Kabine war seine. Noch einmal sah er sich kurz um. Die bestraften Ontas waren aufgestanden und unter dem strengen Blick der Ypir-Gardisten und noch etwas wackelig auf den Beinen in die Schlange der Wartenden zurückgekehrt. Es herrschte wieder Stille im Korridor.

    Tevor freute sich auf das Tageslicht, auch wenn er es höchstens für zwei Stunden genießen konnte. Um zehn Uhr abends hatte jeder Onta, der nicht arbeitete, in seiner Wohneinheit zu sein. Die Lichter in den Quartieren erloschen pünktlich und wer sich dann noch außerhalb befand, wurde registriert. Die Kameras sahen alles.

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    Hier geht's weiter

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    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
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    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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    4 Mal editiert, zuletzt von Tariq (27. September 2022 um 20:07)

  • Liebe Tariq ,

    Spoiler anzeigen

    habe mir deinen Text soeben zum Frühstück gegönnt.

    Obwohl du nicht viel aktives Worldbuilding betreibst, kann ich dir sagen, dass ich eine klare Vorstellung habe. Sehr gut finde ich, dass du den "Ring" nicht explizit beschreibst, denn so tauchte bei mir gleich eine Art Bild auf. Ich habe den Ring nun als Stadtsystem im Kopf, und im Kern wohnen wahrscheinlich die Reichen, gut Betuchten.

    Den Teil hier finde ich annehmbar. Die Fitnessstudio-Gedanken haben mich am Anfang etwas rausgebracht, ebenso die Spiegelreflexion (Ich finde es immer seltsam, wenn Figuren sich im Spiegel betrachten und extra noch mal denken, wie sie aussehen, nur damit der Leser das mitbekommt. Ich stell mich ja auch nicht vor meinen Spiegel und denke mir "Ich habe braune Haare"...).

    Du machst gleich sehr stark deutlich, dass der Ring nicht grad ne Demokratie ist. Die Art des Chipimplantierens, Verfolgens, der sofortigen Strafe, der einfachen grauen Overalls und der sozialen Abgrenzung kennt man schon (sogar ich, obwohl ich mit SciFi nie in Berührung komme). Ich meine mich nämlich zu erinnern, dass diese Zukunftsszenarios in den letzten Jahren sehr häufig in Jugendbüchern thematisiert wurden (Hunger Games, Die Auswahl, Divergent...). Was aber für mich die neue Facette ausmacht, ist, dass Tevor bereits in der "Gefangenenabteilung" ist, er muss nicht erst den typischen Weg dorthin durchmachen. Das erweckt in mir natürlich die Frage, warum er neu ist. Wie ist er in die Gefangenenabteilung gekommen, wo war er vorher? Hat er was verbrochen? Das weckt natürlich Lust auf mehr!

    Aufgefallen ist mir nur, dass du im letzten großen Abschnitt eher Tell don't Show betreibst. Weiß nicht, ob das sinnvoll wäre, aber das Brennen in der Hand und das Zusammenschlagen hätte man vermutlich auch zeigen können, wenn nicht an Tevor, dann bestimmt eindrucksvoll an einem anderen Onta, der da rum rennt. ^^ Der durchgehende Beschreibmodus hat dem ohnehin schon nicht sehr dramatischen Erzählflow nämlich noch weiter das Tempo rausgenommen.

    Allerdings muss es ja auch nicht jede Sekunde spannend sein und so, wie der Abschnitt momentan ist, würde es sicher auch gehen.

    Das war's aber auch schon, was ich (auf hohem Niveau) zu meckern hätte. :D Nach wie vor ist dein Schreibstil sehr sehr bildhaft, ohne dass du hier aktiv viel dafür tust, das ist eine Gabe! Ich bleibe weiterhin gern dabei, man kann schließlich noch echt was lernen :P

    Zum Prolog nochmal: Ich habe mir auch Thorsten s Version durchgelesen, der ich für die Dramatik/Spannung und Pointinierung (?) mehr Punkte geben würde, allerdings (wie ich ja geschrieben hatte) gefiel mir deine Version auch sehr gut, weil ich da direkt in diese Welt hineingesogen wurde. Die kleinen Details hatten mir wirklich gefallen und waren einer der Gründe, warum ich gleich gefesselt weiterlas. Vielleicht könnte man eine gute Kombination aus Pointiniertheit und dezentem Worldbuilding nutzen und gleich den Fokus auf den wichtigen Gedanken des Protagonisten legen, nämlich die Überbevölkerung und deren "Lösung".

    Dir einen schönen Tag!;)

    Liebe Grüße

    Stadtnymphe :)

    Was ich schreibe: Eden

  • Aha, eine Dystopie... Finde ich so weit plausibel und gut erzaehlt, es kommt viel Info als Tevor ueber seine Umgebung nachdenkt, das gefaellt glaube ich nicht jedem Leser, aber ich mag sowas ganz gerne.

    Schoen finde ich, wie normal das alles in Tevor's Gedanken wirkt - genau so sollte es denn auch sein, denn das ist seine Welt in der er sich eingerichtet hat, und ein wirkungsvolles Detail ist wie er sich auf die Fitnesskuppel freut.

    An einer Stelle fand ich die Darstellung nicht so elegant:

    Heute werde ich wieder einmal in die Fitnesskuppel gehen und ein paar Runden laufen, beschloss er. In den letzten Tagen hatte er vier Credits verdient. Zeit, sich etwas zu gönnen. Credits waren die Alternative, wenn man seine Freizeit-Stunden nicht in der Wohneinheit zubringen oder sich mit einem Spaziergang in den durchsichtigen Lauftunneln im Innenbereich des Ringes begnügen wollte.

    Wir fangen den Abschnitt mit seinem Gedanken in woertlicher Rede an, sind also von der Perspektive her in seinem Kopf. Die naechsten Saetze fuehren seinen Gedankengang weiter, obwohl sie nicht woertliche Rede sind - und dann kommt Credits waren die Alternative... - das ist ein impliziter Perspektivenwechsel, denn das denkt er nicht, das weiss er schon, das will hier nur dem Leser nahegebracht werden.

    Solche Perspektivenwechsel sind unschoen, das kann eleganter geloest werden finde ich.:)

  • Hallo Stadtnymphe und Thorsten ,

    herzlichen Dank für euer Interesse und eure hilfreichen Tipps. Ich freu mich sehr darüber, denn ich sagte ja schon, dass ich mir hier viel unsicherer bin als bei allem, was ich vorher so geschrieben habe.

    Antwortbox
    Stadtnymphe

    Sehr gut finde ich, dass du den "Ring" nicht explizit beschreibst, denn so tauchte bei mir gleich eine Art Bild auf. Ich habe den Ring nun als Stadtsystem im Kopf, und im Kern wohnen wahrscheinlich die Reichen, gut Betuchten.

    Okay. Ich merke, hier müsste ich nachbessern, denn dein Bild vom Ring ist ein wenig schief. Oder ich lass es, wie es ist, und du merkst erst später, dass es nicht ganz passt. Was, meinst du, wäre besser?

    Ich meine mich nämlich zu erinnern, dass diese Zukunftsszenarios in den letzten Jahren sehr häufig in Jugendbüchern thematisiert wurden (Hunger Games, Die Auswahl, Divergent...).

    Das ist gut möglich, aber Zufall. Ich habe diese Bücher bis auf Die Tribute von Panem nicht gelesen. Es gibt aber einen Film, zu dem sich Parallelen finden lassen. *verrät nicht, welcher* :rolleyes:

    Was aber für mich die neue Facette ausmacht, ist, dass Tevor bereits in der "Gefangenenabteilung" ist, er muss nicht erst den typischen Weg dorthin durchmachen.

    Hmmmm ... :hmm: Hier warte ich mal ab, was du zur Entwicklung sagst.

    Weil das:

    warum er neu ist. Wie ist er in die Gefangenenabteilung gekommen, wo war er vorher? Hat er was verbrochen?

    ... sehr spannende Fragen sind ^^

    dass du im letzten großen Abschnitt eher Tell don't Show betreibst. Weiß nicht, ob das sinnvoll wäre, aber das Brennen in der Hand und das Zusammenschlagen hätte man vermutlich auch zeigen können, wenn nicht an Tevor, dann bestimmt eindrucksvoll an einem anderen Onta, der da rum rennt. ^^ Der durchgehende Beschreibmodus hat dem ohnehin schon nicht sehr dramatischen Erzählflow nämlich noch weiter das Tempo rausgenommen.

    Das klingt gut. :thumbup: Schau ich mir nochmal an.

    Aber gleich zur Vorwarnung: Der dramatische Erzählflow wird in der Story wohl nicht die Rolle spielen, die du erhoffst. Ich merke selbst manchmal beim Schreiben, dass zu wenig passiert. :sack:

    das Brennen in der Hand und das Zusammenschlagen hätte man vermutlich auch zeigen können

    Ich hab jetzt nochmal hochgescrollt und es nachgelesen. Woraus entnimmst du, dass Tevor zusammengeschlagen wurde? Der Gardist hat ihn von der Blonden weggezerrt, weil Tevor es nicht selbst geschafft hat, den Abstand wieder herzustellen.

    Aber da ich die Stelle ja sowieso ändere - nicht so wichtig. :D

    Ich bleibe weiterhin gern dabei

    Das freut mich wirklich sehr!

    man kann schließlich noch echt was lernen :P

    DU von MIR? :blush:

    Für euch beide

    Vielleicht könnte man eine gute Kombination aus Pointiniertheit und dezentem Worldbuilding nutzen und gleich den Fokus auf den wichtigen Gedanken des Protagonisten legen, nämlich die Überbevölkerung und deren "Lösung".

    Das Problem ist, dass ich die Gedanken um BuyRem brauche, also seinen Wunsch, sich neue Erinnerungen zuzulegen. Von daher hat er nicht nur die Überbevölkerung im Sinn, sondern möchte auch vergessen.

    Ich habe mal eine neue Version des Prologs im Post 1 reingesetzt. Einiges gekürzt und versucht, BuyRem und seine Tat mehr in den Vordergrund zu setzen. Keine Ahnung, ob mir das gelungen ist, aber ich finde es besser als die vorige Version.

    Thorsten

    Wir fangen den Abschnitt mit seinem Gedanken in woertlicher Rede an, sind also von der Perspektive her in seinem Kopf. Die naechsten Saetze fuehren seinen Gedankengang weiter, obwohl sie nicht woertliche Rede sind - und dann kommt Credits waren die Alternative... - das ist ein impliziter Perspektivenwechsel, denn das denkt er nicht, das weiss er schon, das will hier nur dem Leser nahegebracht werden.

    Solche Perspektivenwechsel sind unschoen, das kann eleganter geloest werden finde ich.

    Hm. Würde ein Absatz vor "Credits" Abhilfe schaffen?

    Aha, eine Dystopie... Finde ich so weit plausibel und gut erzaehlt, es kommt viel Info als Tevor ueber seine Umgebung nachdenkt, das gefaellt glaube ich nicht jedem Leser, aber ich mag sowas ganz gerne.

    Danke. ^^

    Schoen finde ich, wie normal das alles in Tevor's Gedanken wirkt - genau so sollte es denn auch sein, denn das ist seine Welt in der er sich eingerichtet hat, und ein wirkungsvolles Detail ist wie er sich auf die Fitnesskuppel freut.

    Das freut mich zu hören, denn gerade das hat die Stadtnymphe reaugebracht. Es ist immer wieder spannend, dass die Leser so unterschiedliche Meinungen haben.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Tariq

    Ahhh, ich weiß jetzt wieder, warum ich der Meinung war, dass Tevor zusammengeschlagen wurde:

    Zitat

    Heute noch hörte er, wie er – sich hilflos am Boden windend – vor Schmerzen schrie

    Bei diesem Satz ist diese Vorstellung sofort in meinem Kopf aufgetaucht und war vermutlich stärker als der nachfolgende Satz, in dem der Gardist erst dazukommt. Jetzt verstehe ich, dass er wegen des Brennens am Boden lag.

    Wenn ich jetzt eine falsche Vorstellung vom Ring habe, ist das vielleicht ganz so schlimm, oder? Eigentlich habe ich durchaus aufmerksam gelesen :P Kann sonst ja mal sein, dass man etwas übersieht. Ich bin kein großer Fan, Sachen nochmal doppelt zu lesen, um herauszufinden, was genau sich geändert hat - kann ich eh nicht mit Sicherheit sagen, da ich die Vorher-Version nicht mehr im Kopf habe. Von daher lass ich mich gern überraschen und neu überzeugen!

    Jetzt habe ich aber doch noch mal einen anderen Gedanken (hui, hoffentlich wird es nicht zu aufgeblasen). Ich glaube, was mich beim Nachdenken über den Prolog nachhaltig wundert, ist der Fakt, dass der Protagonist zuerst darüber nachdenkt, sich neue Erinnerungen zu verschaffen, nochmal an all die kleinen Alltagsdinge denkt, und dann, kaum im Cloudscraper angekommen, sich doch einfach über die Kante wirft. Ein Suizid ist ja eigentlich nichts so wahnsinnig Spontanes (wobei ich mich da nicht auskenne, aber ich glaube, die allermeisten Leute planen das schon durch). Dass ihm vorher noch all diese Alltagsdinge durch den Kopf gehen, macht das Ende unbegreiflich und auch ein bisschen unnachvollziehbarer. (Das ist aber nur mein nachträglicher Eindruck, wie gesagt habe ich die Stelle nicht nochmal gelesen.:whistling:)

    Was ich schreibe: Eden

  • Stadtnymphe

    Bei diesem Satz ist diese Vorstellung sofort in meinem Kopf aufgetaucht und war vermutlich stärker als der nachfolgende Satz, in dem der Gardist erst dazukommt.

    Ja, jetzt versteh ich dich. Ich werd aber dem Vorschlag folgen und Tevor diese Szene erleben lassen. Nur nicht bei sich selbst, sondern bei einem anderen Onta. Mal sehen, ob ich es da etwas deutlicher machen kann, damit man es nicht missversteht.:thumbup: So schlag ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich erkläre, wie das Bestrafungssystem arbeitet und nehme die "Bremse" raus. :D

    Wenn ich jetzt eine falsche Vorstellung vom Ring habe, ist das vielleicht ganz so schlimm, oder? Eigentlich habe ich durchaus aufmerksam gelesen :P Kann sonst ja mal sein, dass man etwas übersieht. Ich bin kein großer Fan, Sachen nochmal doppelt zu lesen, um herauszufinden, was genau sich geändert hat - kann ich eh nicht mit Sicherheit sagen, da ich die Vorher-Version nicht mehr im Kopf habe. Von daher lass ich mich gern überraschen und neu überzeugen!

    Du hast keine falsche Vorstellung und auch nix nix übersehen, eher etwas dazu "erdacht". Aber ich werde den Aufbau vom Ring noch schildern. Ich dachte nur, dass du es vielleicht blöd findest, wenn du dann das Bild, was du dir inzwischen selbst gemacht hast, korrigieren müsstest. Ob das schlimm ist, kann ich nicht so recht beurteilen. Von daher - lass dich überraschen ^^

    was mich beim Nachdenken über den Prolog nachhaltig wundert, ist der Fakt, dass der Protagonist zuerst darüber nachdenkt, sich neue Erinnerungen zu verschaffen, nochmal an all die kleinen Alltagsdinge denkt, und dann, kaum im Cloudscraper angekommen, sich doch einfach über die Kante wirft. Ein Suizid ist ja eigentlich nichts so wahnsinnig Spontanes ... Dass ihm vorher noch all diese Alltagsdinge durch den Kopf gehen, macht das Ende unbegreiflich und auch ein bisschen unnachvollziehbarer.

    Ich verstehe, was du meinst. Deshalb hab ich auch den Prolog gekürzt und vor dem Sprung noch einen Satz (blau) eingefügt.

    Er fror, wenn er daran dachte, und er hatte vorhin beim Händewaschen den Blick in den Spiegel gemieden.

    Nein, man konnte seine schlimmen Erinnerungen nicht einfach abgeben und neue bekommen. Für das, was man getan hatte, musste man geradestehen. BuyRem war eine Illusion.

    Langsam wie in Zeitlupe zog er mit der Linken das ComPad hervor ...

    Ich wollte deutlich machen, dass er erkennt, dass BuyRem nicht die Lösung für sein Problem bieten kann. Er hat aber auch keine andere. Deshalb springt er. Vielleicht ist es mit dem neuen Satz etwas deutlicher geworden.

    Ganz lieben Dank dir, dass du dir so viele Gedanken machst!! Das hilft mir. :thumbsup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Tariq und Stadtnymphe

    Hm. Würde ein Absatz vor "Credits" Abhilfe schaffen?

    Wuerde er... Du musst aber hier nicht unbedingt bei jeder Kleinigkeit die Erklaerung liefern, das kann auch einfach so stehen, das haelt der Leser aus, macht eine neue Welt auch reizvoll wenn man sich selber ein bisschen zusammenreimt was man da so verfolgt.


    Das freut mich zu hören, denn gerade das hat die Stadtnymphe reaugebracht. Es ist immer wieder spannend, dass die Leser so unterschiedliche Meinungen haben.

    Hm. ich habe mir grade durchgelesen was Stadtnymphe da geschrieben hatte, aber ich werde nicht schlau draus was an der Fitness jetzt war - darf ich als nicht-Autor der Geschichte trotzdem interessiert genauer nachfragen wie Du das gemeint hattest, liebe Nymphe?

    Das Argument mit dem Spiegel kann ich gut nachvollziehen, aber ich fand die Szene hier sehr dezent, er sinniert ja nicht stundenlang ueber jedes Detail, sondern hat einen kurzen Gedanken waehrend er wartet, daher fand ich die Technik sein Aussehen ins Spiel zu bringen schon recht gelungen eingesetzt.

  • Thorsten

    Ich hoffe, wir sprechen beide über diese Stelle hier:

    Zitat von Tariq


    Sonst musste er die Freizeit-Stunden in der Wohneinheit zubringen oder sich mit einem Spaziergang in den durchsichtigen Lauftunneln des Innenbereichs begnügen.

    Ich lese das als Extrainformation für den Leser und interpretiere einen auktorialen Erzähler in diesen Satz. Denn Tevor selbst weiß ja bereits, dass er ansonsten drinnen bleiben muss, wenn er nicht genügend Credits hat. Die Erzählinstanz weicht für mich kurz vom personalen Stil ab. Es ist nicht per se schlecht, aber es hat mich eben ein bisschen raus gebracht, für einen kurzen Moment, wie ich oben beschrieb. Ich glaub, das, was mich tatsächlich genau "raus gebracht" hat, war "Sonst". Ich kann es nicht näher beschreiben, aber dieses Wort deutet für mich auf eine Erzählperspektive außerhalb von Tevors Innenleben hin - etwas Allgemeingültiges, das aber der Leser nicht weiß.

    Tariq - ich habe gerade festgestellt, dass du die Spiegelreflexion angepasst hast und finde sie um Weiten besser! Das ist mehr die Reflexion, an die ich gedacht hätte, weitaus selbstkritischer, weniger "Ich bin braunäugig und blond", sondern tiefergehender, daher mehr in Tevors Gedanken! :)

    Außerdem bin ich durch die fehlende Information bezüglich seines konkrekten Aussehens nun gespannt, wie er denn aussieht.

    Was ich schreibe: Eden

  • Hallo Tariq

    also, ich bin ja nicht der Science-Fiction-Leser und drum vielleicht nicht deine Zielgruppe. Aber ich fand die Idee mit dem Buy-Rem als Thema sehr interessant, deshalb hat mich der Einstieg schon gecatcht.

    Nachher stellt sich dann aber heraus, dass es in der Geschichte wohl darum geht, wie das Problem der Überbevölkerung auf brutale Weise gelöst werden soll. Ob mich das so fesseln könnte, weiß ich noch nicht, aber ich lasse mich mal überraschen. Dadurch, dass du mit dem Buy-Rem angefangen hast, stelle ich mir vor, es könnte noch mehr Interessantes folgen.

    Insgesamt erzählst du sehr schön und ich mag deinen Schreibstil!

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Nachher stellt sich dann aber heraus, dass es in der Geschichte wohl darum geht, wie das Problem der Überbevölkerung auf brutale Weise gelöst werden soll.

    Ich hab' ja einen Verdacht wie die Buy-Rem Sache mit dem Leben des guten Tevor zusammengeht...

    Abgesehen von der (leider recht aufdringlichen) Parallele zu 'Total Recall' finde ich das Thema uebrigends auch nicht zu verachten (ich hab's tatsaechlich selber mal in einer Geschichte verwendet...) - nur muss halt nicht alles im Prolog schon gesetzt werden, und der Sprung in die Tiefe bietet eigentlich den richtigen Abschluss fuer einen Prolog...:)

  • Antwortbox
    Kirisha

    Ein herzliches Willkommen, Kirisha und dankeschön für dein Lob zum Schreibstil. ^^

    Wenn du dich nicht zur Zielgruppe der SciFi-Schreiber zählst, dann natürlich auch danke dafür, dass du trotzdem hier gelesen hast! Und um so mehr, dass du weiterlesen möchtest. Trotzdem möchte ich dich an der Stelle auch ermutigen, frei heraus zu sagen, wenn es sich herausstellen sollte, dass es doch nicht so deins ist. Ich könnte es verstehen. So was muss man mögen. Ich habe dergleichen bisher immer nur gelesen und nie selbst geschrieben. Bin also ein blutiger SciFi-Anfänger.

    Und BuyRem hat dich also gecatched? :hmm: Na gut, schauen wir mal. :D

    Thorsten

    Dich würd ich bitten, den "Total Recall"-Gedanken mal im Hinterkopf zu behalten. Das würd ich gern später nochmal ansprechen. Ich will nämlich nicht, dass Leser an der Stelle schon gelangweilt abwinken und sagen: "Kennen wir schon, ist ein alter Hut."

    alte Version

    So, dann mal noch den Rest von Kapitel 1:

    ---------------------------------------------

    Manchmal wünschte er sich, im Außenbereich des Ringes zu wohnen. Von seiner Wohneinheit im dritten Stock sah man auf den Innenbereich mit den Kuppelgebäuden der Freizeiteinrichtungen und den transparenten Lauftunneln, die sie verbanden. Deshalb stieg er auch heute wieder in der zweiten Etage des O-Blockes aus dem Lift und nahm für das letzte Stück die Treppe. Die Außenwand des Treppenhauses war durchsichtig und bot einen atemberaubenden Blick auf das Meer, über dem sich ein ebenso wolkenloser Himmel spannte wie gestern. Weit und breit nichts als Wasser.

    Wie gewohnt war er auf halber Treppe stehen geblieben, legte die Hand auf das kühle Material der Ringhülle und starrte ein paar Minuten hinaus auf die endlose, blaue Wasserfläche. Schon oft hatte er überlegt, ob man von dem Treppenhaus eines Nachbarblocks etwas anderes erblickte. Berge vielleicht, oder Wald. Beides hatte er im Visodrom gesehen.

    Während er die Stufen weiter hinaufstieg, dachte er an den Besuch dort zurück. Der bequeme Sessel in der winzigen Kabine war noch dabei gewesen, sich seiner Körperform anzupassen, da hatte er schon Wald auf dem Touchpad angetippt. Die Kabinenwände hatten sich grün gefärbt und eine 3D-Grafik entstand um ihn herum. Nie gesehene Pflanzen tauchten auf, höher als die vier Wohn-Etagen des Rings. Ein schmales Lächeln spielte um seine Lippen, als er sich erinnerte, wie er – verblüfft von der vollkommenen Illusion – fast vergessen hatte zu atmen. Überwältigt lag er in den Polstern, starrte hinauf zu den künstlichen Sonnenstrahlen, die durch die hohen Pflanzen auf sein Gesicht fielen, und lauschte den unbekannten Lauten, die eingespielt wurden.

    Als die zehn Minuten verstrichen waren und der Gong ertönte, war ihm gewesen, als hätte man ihn aus einem Traum gerissen. Eine tiefe, nie gekannte Sehnsucht hatte ihn gepackt. So oft es sein Vorrat an Credits zuließ, war er wieder ins Visodrom gegangen. Inzwischen hatte er auch Berge und Strand und anderes probiert. Doch keines war wie der Wald.

    Immer wenn die Erinnerung an das Visodrom auftauchte, nahm er sich vor, seine Credits zu sparen, um endlich BuyVis aufsuchen zu können. Anstelle des Betrachtens von Grafiken wurde einem da das Kaufen von Visionen ermöglicht. Bei einem der wesentlich teuereren Besuche dort konnte man sich bewegen und saß nicht im Liegesessel. Und er träumte davon, einmal durch einen Wald zu laufen. Barfuß, das würde er vorher als Wunsch angeben. Zwischen den Lauftunneln und Freizeitgebäuden im Innenbereich wuchs nur sorgfältig beschnittenes Grün. Unerreichbar, wenn man kein Pflanzenpflege-Onta war. Und außerhalb des Ringes gab es gar nichts. Nur Wasser. Zumindest sah er nichts anderes. Er wollte diese Pflanzenriesen berühren, ihre rissige Oberfläche unter seinen Fingern fühlen, das zarte Grün an ihnen anfassen und mit der Hand durch das streifen, was den Boden bedeckte. Je mehr Credits man zu zahlen bereit war, desto länger dauerte die Vision und desto größer war der Bereich, den man dabei erkunden konnte.

    Er war vor seiner Tür angekommen. Die Zwei und die Fünf, die genau wie der Block-Buchstabe Teil seines Namens waren, leuchteten kurz auf, als er seinen Chip über das blaue Scan-Feld zog. Mit einem dezenten Klack glitt die Tür auf.

    „Computer, ein gekühltes Wasser. Und Wand auflösen“, befahl er, während er die flachen Schuhe abstreifte. Ein leises Knistern verriet, dass der Energieschild, der eine der vier Seiten des Raumes bildete, zusammenbrach. Tief sog er die frische Luft ein, die sofort in den großzügigen Wohnbereich drang. Ein sanfter Ton am Lieferschacht verkündete, dass sein bestelltes Wasser bereitstand. Er entnahm es, öffnete die Verpackung und trat an das hüfthohe Geländer. Automatisch starrte er hinüber zur BuyVis-Kuppel. Diesmal würde er es durchziehen! Kein Visodrom mehr! Ab jetzt wurden alle Credits gespart.

    Er drehte sich um und während er zur Nasszelle marschierte, schob er die Finger in den Ring am Halsausschnitt seines hautengen, grauen Tages-Overalls. Mit einem leisen Ratschen gab dieser nach und die Nähte lösten sich auf.

    Zischend öffnete sich die Tür der Nasszelle. Er trat ein und warf den Ring, an dem die Reste des Kleidungsstückes hingen, in den Müllschacht. „Dusche, heiß“, befahl er der Service-Einheit und während das Wasser auf ihn herab prasselte, versuchte er sich vorzustellen, wie sich Regen auf der Haut anfühlte.

    Barfuß und Regen im Wald, nahm er sich vor, ich will beides erleben.

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    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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    3 Mal editiert, zuletzt von Tariq (27. September 2022 um 20:08)