Willkommen, neuer Leser.
Gleich zuerst - diese Geschichte wurde wegen Mängeln und Lücken im Plot abgebrochen und noch einmal neu begonnen.
Diesen Neustart findest du hier
Also lass dich einladen in eine mögliche zukünftige Welt und klick auf das rote Wörtchen.
(PS: Der Spoiler enthält die alten Textteile, die nicht mehr relevant sind)
Spoiler anzeigen
So.
Mitte März hat ein Idee in meinem Kopf begonnen, bunte Blüten zu treiben, und ich fing wieder mal mit einem größeren Projekt an. Nachdem ich meinen Prolog vier Usern des Forums unabhängig voneinander gezeigt und Meinungen dazu gehört habe (ein großes Dankeschön an der Stelle nochmal an Chaos Rising, Sensenbach, LadyK und Kiddel Fee !!), wurde ich ermutigt, ihn zu posten.
Ich habe lange gezögert mit der Entscheidung und ich weiß auch noch nicht, ob da noch was nachfolgen wird. Mich würde nur erst einmal interessieren - sorry, das ist meine Standardfrage, wenn ich jemanden einen Prolog von mir lesen lasse - ob der Text geeignet ist, beim Leser Interesse auf die Story dahinter zu wecken. Zumal SciFi etwas völlig Neues für mich ist (*hust, bekennender Urban-Fantasy-Fan*). Der Prolog hat mich hinsichtlich Fantasie und Ideen, was die Zukunft wohl bieten könnte, schon extrem gefordert.
So. Genug der Vorrede.
Prolog
Möchten Sie sich an Dinge erinnern können,
die Sie nie erlebt haben?
Dann kommen Sie zu BuyRem!
Wählen Sie aus einer breiten Palette an Erinnerungen
und lassen Sie sich von uns entführen!
Ihre Erinnerung wartet schon auf Sie!
Er war mitten in der Laufzone stehen geblieben. Wie gebannt starrte er auf das riesige Werbeplakat hoch oben an der Nordwand des himmelblauen Cloudscrapers. Unzählige Male war er auf dem Heimweg von der Arbeit schon hier vorbeigelaufen und stets hatte sein Blick die Werbetafel nur flüchtig gestreift.
Heute nicht.
Ein Stoß in den Rücken ließ ihn taumeln. „Verzeihung!“, murmelte der Mann, der ihn angerempelt hatte, musterte ihn befremdet und lief dann um ihn herum.
Er trat beiseite. Man blieb nicht in der Laufzone stehen, das wurde einem schon als Kind beigebracht. Seufzend reihte er sich wieder ein in den Strom der Menschen.
Sich an Dinge zu erinnern, die man nie erlebt hatte, hörte sich interessant an. Wenn es doch nur umgekehrt auch möglich wäre! Wenn man seine Erinnerungen einfach abgeben könnte. Mit den entsprechenden Mitteln ließe sich so durch BuyRem eine völlig neue Vergangenheit kreieren. Eine, die nicht existierte, die aber die reale auslöschte.
Er hatte keine Ahnung, wie BuyRem funktionierte. Es interessierte ihn auch nicht. Viele sagten, das sei nur Betrug, andere behaupteten, es wäre nichts als Gehirnwäsche, die die Betroffenen zu loyalen Untergebenen des Systems mache.
Im Lift, der ihn hinauf zur Haltestation der Hyperrail bringen würde, wanderten seine Gedanken zurück zu BuyRem. Zischend schoss eine der Cabs in dem durchsichtigen Röhrentunnel heran, bremste sanft ab und hielt. Ein kurzes Flimmern verriet, dass die Kraftfelder verschwanden, die die wartenden Passagiere vor dem Luftzug schützten und gleichzeitig verhinderten, dass man den Loops, wie die Tunnel genannt wurden, zu nahekam. Menschen strömten aus den sich lautlos öffnenden Türen und bewegten sich in stummem Strom zum Transportband mit der fluoreszierenden Aufschrift „Ausgang“.
Er sah ihnen gleichgültig nach, während er wartete, bis er einsteigen konnte. Wie immer setzte er sich auf einen einzelnen Sitz neben der Tür. Die Cab startete, so sanft, dass man es kaum merkte. Sie verließ das überdachte Areal des Haltepunkts und schoss in ihrem Tunnel hinaus in die hell erleuchtete Nacht.
Der Anblick der Metropole am Abend war immer aufs Neue atemberaubend. Cloudscraper, integriert in großzügige Grünanlagen, strahlten in den verschiedensten Farben. Zwischen ihnen wanden sich in zwanzig Metern Höhe schlangengleich die Tunnel der Hyperrail, unter denen wie hingestreut die Einrichtungen lagen, die jetzt zum Leben erwachten. Die Menschen kamen von der Arbeit und suchten Zerstreuung. Unzählige Bars, Spielsalons, Musikhallen, Sportstudios und Etablissements mit zweifelhaftem Ruf öffneten ihre Pforten und warteten auf Kundschaft. Auch BuyRem würde Kunden empfangen. Menschen, die nach Erlebnissen hungerten und die das tägliche Einerlei ihres Lebens satthatten.
Er kannte die Städte des letzten Jahrhunderts. Lärmende, dreck- und giftstrotzende Molochs, die ihre Bewohner krank machten und den Planeten systematisch zerstörten. New York City, wo er bis vor zwei Jahren gewohnt hatte, war ein unrühmliches Beispiel dafür und wies die höchste Sterberate des Kontinents auf.
Jetzt lebte er hier, in der neu erbauten Stadt Humania. Im Gefolge des Präsidenten war er hierhergekommen. Der Regierung der Vereinigten Kontinente konnte ein Hauptsitz in einer dieser von Autos und Menschen verstopften Städte nicht mehr zugemutet werden. Deshalb war Humania als Ort für den neuen Regierungssitz konzipiert worden. Das Colossum – ein passender Name für den wuchtigen, schwarzen Klotz, in dem die Regierung der Vereinigten Kontinente nun ihren Sitz hatte – war sein Arbeitsplatz. Der Ort, den er hasste wie nichts sonst auf der Welt.
Der Konsul, sein Chef, war zuständig für die Erhaltung des empfindlichen Gleichgewichts zwischen technischem Fortschritt und Sicherstellung der Ressourcen für ein Überleben der Menschheit. Letztere war in den vergangenen Jahrzehnten zahlenmäßig explodiert. Der Planet konnte sie in absehbarer Zeit nicht mehr ernähren. Millionen würden verhungern oder an Seuchen zugrunde gehen. Nach einem Konzept, um das zu verhindern, wurde händeringend gesucht.
Die Cab hielt. Er kehrte aus seinen Gedanken zurück und erhob sich. Zehn Minuten später stand er auf seinem Balkon im zwanzigsten Stock des Gebäudes. Unter ihm pulsierte das Leben. Menschen, die am Tag ihrer Arbeit nachgegangen waren und nun ihr Vergnügen suchten. Ahnungslose Wesen, die er um ihr Nicht-Wissen beneidete.
Seine Hand umklammerte das Whiskyglas fester, als seine Gedanken zum Nachmittag zurückflogen. Zu den fünf Minuten, die sein Leben verändert hatten: Das Gespräch mit dem Konsul im Beisein des Mannes, der im Begriff stand, der größte Mörder der Menschheitsgeschichte zu werden. Und er selbst hatte den Weg dafür geebnet. Er hatte ihn aufgespürt und beauftragt, eine Lösung für das Problem der Überbevölkerung zu finden. Ein griechischer Molekularbiologe, von dem die Öffentlichkeit bisher nichts gewusst hatte. Und sie würde auch künftig nichts über ihn erfahren. Metros Daktyl würde im Geheimen arbeiten. Mit Unterstützung der Regierung. Sie haben freie Hand, war dem Mann zugesichert worden, für alles. Uns interessiert nicht, wie sie es erreichen, nur die Ergebnisse sind wichtig.
Die Ergebnisse.
Er fror, wenn er daran dachte, und er hatte vorhin beim Händewaschen den Blick in den Spiegel gemieden.
Nein, man konnte seine schlimmen Erinnerungen nicht einfach abgeben und neue bekommen. Für das, was man getan hatte, musste man geradestehen. BuyRem war eine Illusion.
Langsam wie in Zeitlupe zog er mit der Linken das ComPad hervor. Der Daumen aktivierte die Sprachaufzeichnung. Während sein Blick über das nächtliche Humania glitt, gab er sein Memo ein und speicherte es. Sorgsam legte er das Pad auf dem kleinen Tisch ab, leerte das Whiskyglas und stellte es daneben.
Dann sprang er in die Tiefe.