Vielen Dank, Rebirz und Thorsten . da bin ich doch ziemlich erleichtert, dass ich das wie erhofft rüberbringen konnte. Rebirz, Frida war schon vorher da, hat aber keine aktive Rolle gesielt. In der neuen Version habe ich mich - wie schon gesagt - entschieden, auch den Bösewicht zu Wort kommen zu lassen. Und das ist sie. Zumindest am Anfang ...
Frida ist eine schwierige Persönlichkeit. Ich habe mir viel Mühe mit ihr gegeben. Sie soll widersprüchlich wirken und deshalb nicht berechenbar sein. Mal sehen, ob mir das gelingt.
Heute der zweite Teil von Kapitel 6. Danke euch allen für's Dranbleiben!
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Zum vorigen Teil: Kapitel 6 (1/2)
Kapitel 6 (2/2)
Das Wohlgefühl verschwand. „Hör auf damit, Dwayne!“, gab sie unwirsch zurück und wand sich aus seinem Griff, indem sie sich umdrehte und ihn verdrossen ansah. „Du redest Blödsinn.“
Sein Lächeln, mit dem er sie gemustert hatte, erlosch. „Du weißt, dass es mein Ernst ist. Eines Tages wird der hohe Herr tief fallen und wann, ist nur eine Frage der Zeit. Ich warte nur auf einen Fehler von ...“
„Das wird nicht passieren“, stieß sie bitter hervor. „Also ist es besser, du konzentrierst deine Aufmerksamkeit auf ein anderes Ziel.“ Sie löste die Spange, die ihre hochgesteckten Haare gefangen hielt. Während sie zu der großzügigen Sitzgruppe hinüberging, schüttelte sie die roten Locken aus und fuhr einmal rasch mit den Fingern hindurch. Dann ließ sie sich in einen der Sessel fallen und schaltete am ComPad das Sicherheitssystem für die Kommandozentrale in den Privatmodus. Die roten Kontrolllämpchen an den drei Kameras erloschen. Es ging keinen etwas an, was sie und Dwayne hier drinnen redeten … und taten. Noch immer spürte sie den sanften Druck seiner warmen, kräftigen Hände an ihrer Taille und sie sehnte sich nach einer weiteren Berührung.
Doch Dwayne lehnte mit verschränkten Armen am Schreibtisch und musterte sie forschend. „Was meinst du damit?“, fragte er lauernd.
Sie ließ ihn noch einen Moment zappeln, dann hob sie den Kopf und starrte ihn an. „Irgendwas hat der Kyrios vor.“ Von innerer Unruhe getrieben sprang sie wieder auf und trat an das Bedienpad der Serviceeinheit. „Ich kann es spüren, dass er etwas plant, etwas, bei dem Ares eine Rolle spielt.“ Ihr Finger tippte auf die Taste für Wasser und Sekunden später erklang der melodische Ton, der ihr die Lieferung des Getränkes verkündete.
„Woran machst du das fest?“, wollte Dwayne wissen und kam zu ihr herübergeschlendert. „Hat der Alte irgendwas in der Art gesagt?“
Sie schüttelte den Kopf, während sie die Verpackung öffnete. „Nichts Direktes. Aber ich kann keinen Grund erkennen, warum er neuerdings ständig seinen Sohn bei den Besprechungen dabeihaben will. Die Commandantin bin schließlich ich und Ares ist mein Untergebener!“ Sie merkte, wie sich ihr Herzschlag bei dem Gedanken an den Axiom erneut beschleunigte.
„Scheint fast, als würde der Boss dir misstrauen und bei seinen Gesprächen mit dir lieber einen Zeugen dabeihaben wollen“, bemerkte Dwayne düster und goss damit Öl ins Feuer.
Sie wischte die Bemerkung mit einer ungeduldigen Handbewegung zur Seite. „Dann könnte er jeden X-beliebigen Axiom dazuholen. Aber nein, er will Ares!“
„Hm.“ Er kam näher, nahm ihr die Wasserpackung ab und ergriff dann sanft ihre Handgelenke. „Hast du schon mal daran gedacht, dass der alte Daktyl plant, dich durch seinen Sohn zu ersetzen? Dass dein Stuhl wackelt, Commandantin?“ Er hob eine Braue.
Sie entriss ihm ihre Hände. Die Worte schmerzten. Dwayne hatte nicht nur den Finger auf die Wunde gelegt, welche der Kyrios ihrer Eitelkeit mit seinem Verhalten zugefügt hatte. Er hatte schonungslos ausgesprochen, was sie seit Wochen aus ihren Gedanken zu verdrängen versuchte. Natürlich sollte Ares ihr Nachfolger werden! Es konnte gar nicht anders sein. Und er wurde bereits darauf vorbereitet, indem er bei Gesprächen zwischen ihr und dem Kyrios anwesend war.
Dwayne hob die Hand, ergriff eine ihren Haarsträhnen und wickelte sie langsam um seinen Finger. „Wie steht denn der Axiom Daktyl der Sache gegenüber? Zeigt er Interesse?“
„Überhaupt nicht. Im Gegenteil ...“
Sie stockte. Auf ihre Brust legte sich ein Druck, der ihr das Atmen schwer machte. Doch, dachte sie, natürlich zeigte er Interesse! Er verbarg es lediglich ihr gegenüber gut! Dieses angebliche Aufbegehren gegen die väterliche Anordnung war nichts als Show und sie war ihm auf den Leim gegangen.
Wut wallte in ihr hoch wie Lava in einem ausbrechenden Vulkan. Dieser widerliche Schleimer Ares Daktyl nutzte also seinen Vater, um die Karriereleiter bei der Marine zu erklimmen, und ihr Posten als Commandantin der Garde war nichts als eine von vielen Stufen darauf. Die Chancen, sein Ziel zu erreichen, standen bestens, denn Mestor würde seinem Sohn nicht nur den Weg ebnen, sondern ihm auch jede Unterstützung zukommen lassen, die er brauchte. Dessen war sie sicher.
„Ich hasse ihn“, murmelte sie.
„Ich ebenfalls“, gab Dwayne trocken zurück, „aber aus anderen Gründen. Mister Perfect scheint nur auf eine Gelegenheit zu warten, mich bei dir anzuschwärzen. Er beobachtet mich mit Argusaugen. Und nicht nur er, auch Krell und Benedikt.“
„Dann liefere ihnen keinen Grund.“ Ihr Ärger verrauchte und wurde von Sorge um Dwayne verdrängt. Sie wusste, dass er es mit den Vorschriften nicht so genau nahm, sie kannte seinen Jähzorn und seine unbegreifliche Neigung zu Gewalt. Und er trank zu viel. Missbilligend starrte sie auf das Glas mit der goldgelben Flüssigkeit, das er eben aus dem geöffneten Fach der Serviceeinheit entnahm, um es mit einem einzigen Schluck zu leeren. Er bewegte sich auf dünnem Eis und die Angst, ihn eines Tages zu verlieren, weil sie ihn wegen Überschreitung seiner Kompetenzen abstrafen musste, legte ihre eiskalten Finger um ihr Herz. „Bitte.“ Sie sah ihn flehend an. „Du musst dich in Acht nehmen. Krell und Benedikt fressen Ares aus der Hand. Sei vorsichtig. Ich brauche dich.“
Er lachte und sie wusste: Es sollte sie beruhigen, doch der überlegene Klang verriet ihr, dass Dwayne nichts an seinem Verhalten ändern würde. Er verließ sich darauf, dass sie ihn schützte. Und er zahlte gut dafür. Jede Nacht. In ihrem Quartier. Sie verfluchte sich dafür, dass sie ihm so viel Macht über sie erlaubte, und ihr war klar, dass er sie ausnutzte. Aber sie brauchte ihn. Ohne ihn würde die Einsamkeit sie zerfressen ...
Langsam stellte er das leere Glas ab und schlang seine Arme um ihre Mitte. „Vorsichtig? Das bin ich. Daktyl wird nichts finden, genauso wenig wie meine beiden werten Kollegen. Dafür sorge ich schon.“ Sein Kopf neigte sich herab und seine Lippen wanderten an ihrer Schläfe abwärts, bis sie erneut die sensible Stelle unter ihrem Ohr erreichten. Sie fühlte seinen warmen Atem über ihre Haut streichen. „Der kriegt mich nicht.“ Ein gehauchter Kuss. „Niemals.“ Ein neuer Kuss, diesmal auf die Wange. „Eher bring ich ihn um.“ Sein Mund fand ihren und presste sich fordernd darauf. Mit der Linken strich er über ihren Rücken, während er die Rechte in ihre Haare schob und dann ihren Hinterkopf umfasste.
Beinahe hätte sie gestöhnt. Sie war geborgen in seinem Griff, in seinen Armen. Geborgen und gleichzeitig auch gefangen, denn das war Dwayne für sie: Zuflucht und Gefahr zugleich. Und damit genau das, was sie brauchte. Mit einem leisen Seufzen ergab sie sich seinem Kuss, dann schob sie ihn sanft zurück.
„Ich gehe in mein Quartier“, meinte sie leicht außer Atem. „Du kommst nach. Lass dir Zeit.“
Er nickte.
Rasch steckte sie mit geübten Griffen die Haare hoch und beendete den Privatmodus. Dwayne hatte Abstand zwischen sie gebracht und sie wusste: Er sah ihr nach, als sie nun mit schnellen Schritten die Kommandozentrale verließ. Ihre Zweisamkeit war ein Geheimnis und sollte es auch bleiben. Dass die Commandantin mit einem ihrer Untergebenen ein Verhältnis hatte, verstieß gegen die Dienstregeln.